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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191011222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101122
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-22
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.11.1910
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zum Freitag dieser Woche Zeit Vorbehalten. Ohne Neuwahlen, denen keine der beiden gro ßen Parteien mit besonderer Siegeszuversicht entgegensieht, wird es nicht abgehen. Spanien. Die soeben stattgehabte befriedigende Erle digung der Marokkohändel veranlaßte die spa nische Regierung, denjenigen Personen Amnestie zu gewähren, welche wegen Widerstandes ge gen die Staatsgewalt zu der Zeit, als die Truppensendungen nach Marokko stattfanden, zu Freiheitsstrafen verurteilt worden waren. Durch das mit Marokko erzielte Abkommen wird Spanien zwar keine Kriegsentschädigung in bar erhalten, wohl aber in den festen Besitz des sogen. Risgebietcs treten. Die neue Flagge der Portugiesen. Der portugiesische Ministerrat hat endgül tig die neue Flagge mit den Farben grün-rot genehmigt. Die offizielle Einweihung findet am 1. Dezember statt. Oertliches und Sächsisches. * — Adventszeit. Mit der neuen Woche treten wir in die Adventszeit ein. Das ist eine frohe und fröhliche Zeit. Entsprach es dem weltflüchtigen Charakter der mittelal terlichen Kirche, aus jenen Wochen eine strenge Buß- und Fastenzeit zu machen, so hat sich die Gegenwart längst auf den Standpunkt des Apostels gestellt: Freuet euch allerwege, der Herr ist nahe. Ja, nie und nirgends im ganzen langen Jahr ist die Freude reiner und selbstloser als in diesen Adventswochen vor dem Weihnachtsfeste. Zu keiner andern Zeit ist die Liebe so eifrig bemüht, dem andern eine Freude zu bereiten. Die Lampen, die jetzt oft bis um die Mitternacht brennen, können es erzählen, wie ganz im Geheimen die Mütter für die Kinder, die erwachsenen Töchter für die Eltern und Geschwister und sonstige liebe Angehörige in unermüdlicher Arbeit eine Weih nachtsüberraschung nach der andern Herstellen, um sie dann beglückt auf dem Gabentisch un ter dem strahlenden Christbaum auszubreiten. Aber nicht nur in den verschwiegenen Räumen des Hauses regen sich viel fleißige Hände, auch in den Kaufläden herrscht überall eine emsige Geschäftigkeit, ein lebhaftes Kommen und Ge hen. In den Schaufenstern locken die entzük- kendsten Auslagen «zum Kauf. Und wer seine Wahl getroffen, tut gut, mit dem Einkauf nicht allzu lange zu zögern. Die schönsten und preiswertesten Sachen, besonders an Spielzeug, sind in den Tagen unmittelbar vor dem Feste meistens ausverkauft und laßen sich dann auch rechtzeitig für den Weihnachtsabend beim be sten Willen nicht mehr beschaffen. In den Schulen lernen unsre Jungen und Mädchen inzwischen ihre Weihnachtslieder und die alte und ewig schöne Geschichte von der Geburt des Heilandes der Welt. Mit solcher Liebe und Begeisterung wie das Weihnachtsevangelium wird doch kein andres gelernt. Man muß es nur mit ansehen, wie auch die Augen unsrer jüngsten A-B-C-Schützen leuchten, wenn sie die Geschichte von Maria und Joseph und dem Jesuskinde in einer ihrem Verständnis nahe gebrachten Form erzählen. Auch die ganz Kleinen, die die Schule noch nicht besuchen und noch mit manchen Buchstaben und Wor ten der deutschen Sprache in Fehde liegen, lau schen andachtsvoll der von der Mutter erzähl ten Weihnachtsgeschichte und suchen sie in ih rer künstlichen Art wiederzugeben. So herrscht Freude bei jung und alt in diesen Adventsta gen, in dieser Vorbereitungszeit auf das herr lichste Fest im Jahr. * — Wetteraussicht für Dienstag, den 22. November: Nordwestwinde, veränderliche Be wölkung, kalt, zeitweise Niederschlag. * — In der 2. Dekade des November stellten sich die Witterungsverhältnisse nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt: Niederschläge Niedrigste höchste Temperatur in i.'il. pro Tem- TeM- miUagS Tag Quadr. Mel. peratur peratur 12 Uhr 11. 0.8 — 1.5 - -- 3.0 - s- 3.0 12. 3.5 0.0 - - 2.5 - - 2.0 13. — 2.0 - - 4.2 - u 4.0 14. -- 2.0 - s- 6.5 - - 6.0 15. 9'0 -- 2.0 - - 9.0 - - 8.3 16. 4.7 -- 0.6 - - 5.0 - - 4.5 17. 2.2 — 2.0 - - 4.0 - - 3.0 18. 1.3 — 1.0 - - 2.5 - - 2.0 19. 3.1 — 2.0 - - 0.5 - - 0.5 20. 4.3 — 3.0 -s- 1.2 -f- 1.0 Sa.: 28.9 — 9.6 -s-37.9 -j-33.3 M.: 2.89 — 0.96 -s- 3.79 Z- 3.33 *— Bezirksausschuß-Sitzung. Die am vergangenen Freitag im Sitzungssaal« der König!. Amtshauptmannschast Glauchau unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmann F-reiherrn v. Welck stattgefundene 12. diesjäh rige Bezirksausschuß-Sitzung stimmte den Vor schlägen für die Neuwahl 1) von Sachverstän digen zur Abschätzung von Flurschäden aus Anlaß von Truppenübungen auf die Jahre 1911 bis mit 1913 und 2) der bürgerlichen Mitglieder und ihrer Stellvertreter für die Er satzkommissionen der Aushebungsbezirkc Glau chau, Meerane, Hohenstein-Ernstthal und Lich tenstein zu. Hierauf wurden die Haushaltpläne für die Kassen des Bezirksverbandes und sei ner Anstalten auf 1911 vorläufig festgesetzt. Zur Deckung des Fehlbetrages macht sich wie in, Vorjahre die Ausschreibung einer Bezirks steuer nach 1 Proz. der direkten Staatssteuern erforderlich. Weiter wurde das Gesuch des Kaufmanns Ernst Otto Förster (Abtrennung von Blatt 185 des Grundbuchs für Abtei Oberlungwitz genehmigt. Dagegen dasjenige des Stadtrats zu Limbach (Abtrennung von Blatt 75 des Grundbuchs für Langen- berg) abgelehnt. * — Das Jahr 1911 rückt immer näher. Nur noch knapp anderthalb Monat, und das alte Jahr wird seine Herrschaft ab treten. Das Jahr 1911 bringt insgesamt 69 Sonn- und Feiertage. Eine Faschingszeit von nicht weniger als 43 Tagen bietet der tanz lustigen Welt Gelegenheit, sich auszutollen. Ostern fällt auf den 16. und 17. April, Pfing sten auf den 4. und 5. Juni. Das Weihnachts fest hat im nächsten Jahre 3 Tage, nämlich Sonntag (Heiligabend), Montag und Diens tag. * — Völkerschlacht-Denkmals- Lotterie. Am 5. und letzten Ziehungs tage fielen 20 Mk. und die Prämie von 75 000 Mark auf Nr. 46 450, 25 000 Mk. auf Nr. 147 367; 500 Mk. auf Nr. 173 707; 300 Mk. auf die Nummern 20 863, 82 262, 192 351; 200 Mk. auf die Nummern 117 195, 159 596, 168 620, 198 484; 100 Mk. auf die Nrn. 3285, 37 862, 49 177, 57 435, 88 223, 100 220, 113 980, 185 084. * — Gewarnt wird von Freiberg aus erneut vor den beiden tlnbekannten, welche vor einigen Monaten dort eine ganze Anzahl sog. Gassparapparate unter schwindelhaften Anga ben vertrieben haben, da sie auch in letzter Zeit wieder aufgetreten sind. Die angepriese nen Apparate sind nach Angaben von Sach verständigen weiter nichts als gewöhnliche Dorndrüsen, welche im höchsten Falle einen Wert von 50 Pfg. repräsentieren, während von den unbekannten angeblichen Berliner Mon teuren 1.95 Mark für das Stück gefordert wird. Zum Teil haben die Leute sogar bessere Gas sparapparate, die sich bereits in den Lampen befanden, abgeschraubt und ihre minderwerti gen angebracht. * Hoheniflein-Ernstthal, 21. Nvv In die nunmehr geschlossenen Wahllisten zur Stadt- verordneten-Ersatzwahl sind eingetragen: In der Neustadt 231 (224) Ansässige und 308 (275) Unansässige; in der Altstadt 397 (384) Ansässige und 486 (448) Uuansässige. Die eingeklammerten Ziffern bedeuten die Zahlen bei der letzten Wahl. Die Gesamtzahl der Stimmberechtigten betrügt 1422 gegenüber 1331 bei der am 31. Januar d. I. erfolgten Ersatzwahl. Im Oktober 1909 waren insgesamt nur 1298 Wahlberechtigte vor handen. 133 Einwohner haben in diesem Zeit raum das Bürgerrecht erworben. * — Vor der Wahl. Der morgige Dienstag steht unter dem Zeichen der Stadt- vevordnetenersatzwahl. Die Stadt ist hierzu wiederum in zwei Bezirke eingcteilt worden. Von den im Stadtbezirk Hohenstein-Ernstthal unter Ausschluß des Hüttengrundes — wohnenden Stimmberechtigten sind 7 Ansässige und 2 Unansässige zu wählen. Die Altstadt und die Neustadt (letztere einschließlich der vormaligen Oberlungwitzer Ortsteile Neuober lungwitz und am Pleißaer Weg) bilden je einen Abstimmungsbezirk. Als Wahlraum dient für die Altstadt das Vereinszimmer des Rats kellers und für die Neustadt das Vereinszim mer des Stadtkellers. Die Stimmzettel sind von vormittags 11 Uhr bis nachmittags 5 Uhr und zwar von den Stimmberechtigten per sönlich abzugeben. Das allgemeine Straßcn- bild wird wohl kaum, wie das bei Reichs und Landtagswahlen oft der Fall ist, ein we sentlich abweichendes vom gewöhnlichen sein. Dazu fehlt schon die lebhafte Agitation, die naturgemäß nicht so hohe Wogen schlägt wie dort, wo weit mehr Parteiinteressen mitspielen. Trotzdem ist von jedem Bürger zu erwarten, daß er seine Pflicht erfüllt und an die Urne tritt. Von besonderer Wichtigkeit ist es, daß sich die Liste des Hausbesitzervereins der des Kartells noch in letzter Stunde teilweise ge nähert hat. Die Wahl selbst wird hierdurch einfacher und der Wähler nicht fo dem Zwie spalt der Empfindungen ausgesetzt werden. Den beiden bürgerlichen Listen steht wie im Vorjahre wieder eine sozialdemokratische gegen über. Es darf erwartet werden, daß je der nach reiflicher Ueberlegung und Ueber- zeugung seine Stimme nur dem gibt, dessen Person verbürgt, daß er bei seinen Entschlie ßungen nicht das Interesse einzelner Bevöl kerungsschichten, sondern das Gesamtwohl un serer Stadt im Auge hat. Möge in diesem Sinne morgen ein jeder Bürger zur Wahlurne schreiten und seine Stimme abgeben! * — Ein größerer Gasrohrbruch er eignete sich in der Nacht zum Sonntag in der Karlstraße. Dort hatte sich die vom Silber gäßchen herkommendc neue Wasserleitung auf das Gasrohr gelegt und dieses abgedrückt. Der Schaden wurde noch in der Nacht bemerkt und am Sonntag früh seitens der Gasanstalt beseitigt. * — Der König!. Sächs. Militär- verein „König Albert" hielt am'FSonn- abend abend eine gut besuchte Mitgliederversamm lung ab, in welcher Herr Rechtsanwalt Böhm einen sehr lehrreichen Vortrag über das Miets recht hielt. Der Herr Redner begann seinen Vortrag mit der Erklärung des bürgerlichen Gesetzbuches und griff aus den 5 Büchern, in welche dasselbe zerfällt, den Teil, der das Miet recht behandelt, heraus. An Hand von Bei spielen erläuterte der Vortragende den Begriff Mietrecht, behandelte die Begründung des Miet rechtes in näheren Ausführungen und ging hierauf im einzelnen auf die Rechte und Pflichten der Mieter sowohl als auch der Vermieter ein. In leicht verständlicher Weise wurde dieses Kapitel erörtert und sodann über die Beendigung des Mietverhältnisses näheres mitgeteilt. Die Beendigung des Mietvcrhältnisscs kann nur ! durch die Kündigung erfolgen, sofern nicht andere gesetzliche Gründe eine sofortige Lösung recht fertigen. Als Kündigungsfrist gilt nicht mehr wie früher die Höhe des zu zahlenden Miet zinses, sondern ist die Art der Zinszahlung maßgebend und zwar dergestalt, daß bei wöchent licher Zinszahlung wöchentliche Kündigung am 1. Werktag der Woche, bei monatlicher Zins zahlung Kündigung bis zum 15. des Monats und bei vierteljährlicher Zinszahlung Kündigung bis spätestens zum 3. Werktage des Kaleuder- viertcljahres, mit dessen Schluß das Mielver hältnis gelöst werden soll, erfolgen muß. Nach Ablauf der Kündigungszeit ist die Wohnung bis spätestens den nächstfolgenden Tag mittags zu räumen und nicht, wie vielfach angenommen wird, bis zum 3. Tage. Für etwa bei Beendi gung des Mietvcrhältnisscs noch nicht entrichtete Mietbeträge steht dem Vermieter das Pfandrecht zu. Zum Schluß gab der Herr Redner auch noch einige Aufklärungen hierüber. s.— Der Militär verein 1 (Neustadt) hielt am Sonntag seine ordentliche Hauptver sammlung im Vercinslokal „Wettiner Hof" ab. Nach üblicher Begrüßung der zahlreich erschienenen Kameraden durch den Vorsteher, Herrn E. Reuther, ging man sofort zur Tagesordnung über. Der Vorsteher berichtete zunächst über verschiedene Eingänge, besonders über die in Glauchau statt- gefundenc Bezirksversammlung, über deren Ver lauf bereits ausführlich an dieser Stelle berichtet wurde. Nach Erledigung der Kenntnisnahmen wurde der Jahresbericht zur Verlesung gebracht. Zu erwähnen ist hieraus folgendes: Der Verein bestand am Jahresschluß aus 115 ordentlichen, 4 außerordentlichen und 6 Ehrenmitgliedern und hat im Berichtsjahr einen Zuwachs von 8 ordentlichen und 3 außerordentlichen Mitgliedern zu verzeichnen. Dem Mitglied Herrn Heinrich Büchner konnte für 25jährige treue Mitglied schaft das vom Verein gestiftete Ehrenzeichen überreicht werden. Au Unterstützungen zahlte der Verein an kranke Kameraden 159 Mark. Es wurden im verflossenen Jahre 6 Vorstands-, 16 Vereins-, 2 ordentliche und 1 außerordent liche Hauptversammlung abgehaltcu. In der gestrigen Hauptversammlung winden wieder 4 Kameraden in den Verein neu ausgenommen. Herr E. Reuther wurde sodann als 1. Vorsteher miedcrgewählt. Mag daS neue Verciusjahr sich den vergangenen wieder würdig anschließen und iubezug auf gute Kameradschaft stets ein schönes Einvernehmen herrschen, damit der Verein auch fernerhin zum Wohle des Vaterlandes wirken kann. Neue Mitglieder sind stets willkommen! * — Turnverein von 1856. In der ani Sonnabend stattgefundenen Generalver sammlung des Turnvereins von 1856 wurden die Herren Wilhelm Drescher als Turnwart, Paul Gränitz als Bücherwart und Richard Feldmann als Zeugwart für die Jahre 1911 bis 1912 einstimmig wicdergewählt. Die Wah len der Ausschüsse und der ausscheidenden Turnratsbeisitzer erledigten sich gleichfalls durch Wiederwahl. Der Jahreskalender 1911 wurde u. a. wie folgt beschlossen: 22. Januar Win terschauturnen, 23. Januar Maskenball, für dessen Abhaltung 27 gegen 26 Mitglieder stimmten. Das Sylvestervergnügen und der Frühjahrsball kommen deshalb in Wegfall; 12. März Saalfest, 25. Mai Vereinsturnfahrt, 25. Juni Sonnwendfeier, 30. Juli Stiftungsfest und Schauturnen, 30. September Abturnen und Kränzchen. — Die nächste Gauvorturner stunde wird hier abgehalten und am 27. No vember findet Bezirksvorturnerstunde in Kuh- schnappel statt. * — Der Zitherverein „E i n - trach t" gab gestern abend wieder einen sei ner beliebten Theaterabende und wie immer zeitigte diese Ankündigung ein ausverkauftes Haus. Etwa 500 Personen füllten den gro ßen Saal des Altstädtcr Schützenhauses und verfolgten mit Spannung den Verlauf der Auf führung. Diesmal hatte man Anzengrubers Volksstück „Der Meineidbauer" gewählt und an Kostümen und Bühnenausstattung nicht ge spart. Die Mitwirkenden boten alles auf, dem Stück zu einem guten Erfolge zu verhelfen und war das zahlreiche Publikum, dem reichlichen Beifall nach zu urteilen, vollkommen mit dem Gebotenen zufrieden. Die Aufführung währte von s^8—j^12 Uhr und fand eine glatte Er ledigung. * — Theater im Hotel „Drei Schwanen". Die gestrige Kindervorstellung, in der „Klein lieschen", ein Weihnachtsmärchen in 4 Akten von I. Eckardt, gegeben wurde, war gut besucht und auch die Abendvorstellung, in der das Knciselschc Schauspiel „König Allgvld" in Szene ging, wies einen vorzüglichen Besuch auf. Gespielt wurde auch gestern wieder mit recht gutem Erfolge. Heute abend wird die Detektiv-Komödie „Sherlock Holmes" gegeben. Dieses Stück erlebte in Auer bach i. V. bei der Direktion Richter 17 Wieder holungen vor ausvcrkauftem Hanse und fand bei Presse und Publikum ungeteilten Beifall und Anerkennung. Inszenierung und Darstellung wurden aufs Rühmlichste hcrvorgehoben. Er wähnt sei noch, daß die Person ßcs „Sherlock Holmes" durchaus keine Romanfigur ist, sondern als englischer Detektiv wirklich existiert hat und durch seine fabelhaften Erfolge und staunens werten Leistungen die Aufmerksamkeit von ganz England auf sich lenkte. * — Eine große k i n e ma t o grap h isch e Vorstellung veranstaltete am gestrigen Toten sonntag die Fa. Gebr. Braune, nachdem es ihr von feiten unserer städtischen Behörde untersagt worden war, dieselbe in der Hüttcnmühle abzu halten, im Logenhaus. War schon die Nach mittagsvorstellung gut besucht, so hatte besonders die Abendvorstellung einen derartig starken Be such aufzuweisen, daß es verschiedentlich schwer fiel, in dem geräumigen Saal Lein^ geeignetes Plätzchen zu finden. Das Programm, das vorgcfllhrt wurde, war sehr reichhaltig und interessant ausgestattet und wurde allseitig mit größter Begeisterung ausgenommen. Der gute Erfolg dieser Veranstaltung aber dürfte für die Fa. Gebr. Braune ein Ansporn sein, öfters ein mal einen derartigen Abend in einem größeren Etablissement zu veranstalten. * Oberlungwitz, 21. Nov. Der kürzlich unter dem Verdachte der Brandstiftung gefäng lich eingezogene Berginvalid und Agent V. in Gersdorf soll kurz vor seiner Verhaftung auch versucht haben, durch eine gefälschte Postkarte sich über 1400 Mark zu erschwindeln. Er soll an einen Agenten in Hartenstein, der für einen hiesigen Gutsbesitzer eine größere Geldsumme verwahrte, geschrieben und ihn unter Miß brauch des Namens dieses Gutsbesitzers auf gefordert haben, an ihn über 1400 Mark zu senden, obgleich er nichts zu bekommen hatte. Der Agent war aber so vorsichtig, vorher Er kundigung einzuziehen, wodurch die Fälschung entdeckt wurde. * Mülsen St. Jakob, 20. Nov. Als gestern abend der 7-Uhr-Zug über die Hofer Straße fuhr, stieß er mit einem Kohlengeschirr, dessen Pferd durch Scheuwerden den Wagen rückwärts schob, zusammen. Der Kohlenwa gen wurde zertrümmert, während Führer und Pferd mit dem bloßen Schrecken davongekom men sind. * Chemnitz, 20. Nov. An der hiesigen Oeffentlichen Handels-Lehranstalt wird Ostern 1911 eine neue Abteilung, die einjährige Han- dels-Vollschule eröffnet. In dieser werden junge Leute, die das Ziel der Volksschule gut er reicht haben, in einem Jahre bei wöchentlich 32 Unterrichtsstunden zum kaufmännischen Be rufe vorgebildet. — Am Sonnabend mittag 12 Uhr fand in den Räumen des Gasthauses „Linde" in Gegenwart einer glänzenden Ge sellschaft, unter der man eine große Anzahl Vertreter der königlichen und städtischen Be hörden mit den Herren Staatsminister Dr. Beck, Ministerialdirektor Geheimrat Dr. Ro scher und Oberbürgermeister Dr. Sturm (Chem nitz) an der Spitze, der Geistlichkeit, der In dustrie und Handel, sowie der Finanzwelt be merkte, die feierliche Eröffnung der Erzgebir- gischen Spielwarenausstcllung der Königlichen Fachgewerbeschule zu Grünhainichen und Seis sen zum Besten des Wohltätigkeitsvereins Säch sische Fechtschule zu Chemnitz statt. * Hainichen, 20. Nov. Seit gestern war ein 28 Jahre alter Monteur aus Chemuitz bei einer hiesigen Familie in der Kupferschmiedgasse auf Besuch anwesend. Heute vormittag hat er sich in einer Kammer erschossen. Als Beweggrund wird Krankheit angenommen. * Oederan, 20. Nov. Hier verstarb im 96. Lebensjahre die älteste Einwohnerin des Ortes, die Grünwarcnhäudlerin Beyer. Auch in Franken berg starb die älteste Bewohnerin, die Witwe Fischer, im Alter von 95 Jahren. * Dresden, 20. Nov. Eine erregte Szene trug sich gestern in einem Verhandlungssaale im Landgcrichtsgebäude an der Pillnitzer Straße zu. Dort sollte ein seit 3 Jahren geführter Prozeß fortgesetzt werden, doch war der An walt der einen Partei nicht zur Stelle, wes halb der Termin vertagt werden sollte. Darüber geriet der Kaufmann K. derart in Erregung, daß er seiner Umgebung zurief: „Ich habe das Leben satt!" Er zog einen geladenen Re volver hervor, um sich zu erschießen. Doch konnte das verhindert werden. Der Mann wurde im Unfallwagen nach der Heil- und Pflegeanstalt gebracht. — In vergangener Nacht ist in das Kontor der Getreidehandlung von Sauer u. Co. eingebrochen worden. Die Diebe sind mittels Nachschlüssels in den Keller gelangt und haben eine Wand, die an das Kontor grenzt, durchbrochen. Sie haben dann das Schloß des Geldschrankes sreigelegt und den Schrank geöffnet. Der Tresor wurde mit Gewalt erbrochen und 4000 Mark, in Rollen verpackt, sind geraubt worden. Die Wertpapiere haben die Diebe im Keller zurückgelassen. Dann sind sie in den Weinkeller gelangt und haben dort ein Zechgelage veranstaltet. Man vermu tet, daß es sich um auswärtige Diebe handelt, die mit den in jüngster Zeit in verschiedenen Städten verübten Einbrüchen in Zusammen hang stehen. Für die Wiedererlangung des Geldes ist eine Belohnung ausgesetzt worden. * Leipzig, 20. Nov. Während der Vor stellung im Neuen Theater ereignete sich am Sonnabend auf der Bühne ein bedauerlicher Unglücksfall. Beim Abräumen der Dekoration löste sich ein großes Stück Stuck von der Decke und siel einem Bühnenarbeiter auf den Kopf, so daß dieser eine erhebliche Kopfverletzung er litt, die seine sofortige Ueberführung nach dem Krankenhause mittels Rettungsautomobils nö tig machte. — Ein in der König Johann- Straße in Stellung befindliches 17 Jahre al tes Dienstmädchen suchte sich in einem Anfalle von Schwermut zu vergiften, indem sie nachts den Gashahn der Küche aufdrehte, den Schlauch vom Gaskocher nach ihrem Schlafzimmer ver legte und so das ausströmende Gas in großen Mengen einatmete. Bewußtlos im Bett liegend, wurde das Mädchen aufgefunden und alsdann mittelst Rcttungsautomobils in schwerkrankem Zustande dem Krankenhaus« zugefllhrt. — Tot aufgefunden wurde gestern nachmittag in einem auf einem Platze am Windmühlenweg stehen den Schaustellerwagen der 25 Jahre alte Ma schinist Wilhelm Heinrich August Schwiening aus Steinhausen. Der Leichnam ward nach dem Institut für gerichtliche Medizin gebracht. Die Todesursache konnte bisher nicht festge stellt werden. — In das Institut für gericht liche Medizin eingeliefert wurde das 4 Monate alte Söhnchen einer in der Eisenbahnstraße wohnhaften Arbeiterin, das in seinem Bett- chen erstickt ausgesunden worden war. * Wurzen, 20. Nov. Nach Unterschlagung von Postanweisungsgeldern in Höhe von zirka
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