Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191010234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101023
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-23
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.10.1910
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Oertliches.undlSächstsches. * — Buchbinder, Tischler, Drechs- l e r. Der Großvater hatte Buchbinder gelernt, der Sohn Tischler, der Enkel Drechsler, trotz- dem sie es alle drei nicht nötig hatten und auch nicht immer Zeit besaßen, dies Metier auszuüben; aber sie haben alle drei gern daran gedacht und vorkommenden Falles auch ein sachverständiges Wort mitreden können, das bewies, daß sie sich ernstlich mit dem Fach be schäftigt, und nicht nur so ein bischen hinein geschaut hatten. Namentlich dem Grotzvater und dem Enkel war größere Zeit beschert, um sich mit dem praktischen Handwerk zu befassen, sie brauchten ja nicht für Geld tätig zu sein, denn sie hatten es, wie gesagt, nicht nötig; aber es fand sich doch immer wieder Gelegen heit, eine Kleinigkeit, die des Herstellers we gen hochgeschätzt wurde, für ein Familienmit glied zum Geburtstag oder einem andern Tag zu arbeiten. Dem Enkel kam sogar eines Ta ges der Ehrgeiz; er bewarb sich für ein paar Manschettenknöpfe, die eine eigenartige Befe stigungskonstruktion aufwiesen, um ein Patent. Er hätte es auch wohl erhalten, aber jemand sonst „aus der Branche" hatte zu gleicher Zeit eine ähnliche Konstruktion herausgetiftelt, und da trat er mit seiner Bewerbung zurück. In dessen auch jetzt noch ist er mit Lust und Liebe in seiner eigenen Werkstatt tätig, ob wohl es ja modernere Unterhaltung für ihn genug gibt. Große Worte werden darüber nicht weiter verloren, das ist alles selbstver ständlich. Wir haben nun so viele Leute, die so gern von ihren Passionen erzählen, wie sie beim letzten Fußball oder einer anderen Sport gelegenheit abgeschnitten hätten, aber selten spricht einer von einer guten, alten, nützlichen Beschäftigung, und die Zahl derer, die Nei gung zur praktischen Ausübung zeigen, nimmt wahrhaftig nicht zu. Und so wird man auch den drei Männern, von welchen oben die Rede war, keine Autorität beimessen. Die verlangen diese drei auf diesem Gebiete auch gar nicht, aber es ist doch von Interesse, die Namen zu wissen: Der Buchbinder war Kaiser Friedrich, der Tischler ist der regierende deutsche Kaiser, der Drechsler ist der deutsche Kronprinz. * — Wetteraussicht für Sonntag, den 23. Oktober: Nordöstliche Winde, wolkig, kühl. * — Karten-, Billard- und Ke gelspiel, sowie aller lärmende Verkehr in Gast- und Schankhäufern oder in den dazu gehörigen Vorplätzen und Gärten ist an Sonn-, Fest- und Bußtagen nach einer Ministerialverordnung vom 5. 10. 1910 von 2 Uhr morgens an bis nach beendigtem Vor mittagsgottesdienste verboten. Zuwiderhand lungen sind strafbar und sind dafür die Schank wirte verantwortlich. * — Die Volkszählung für den 1. Dezember wirft ihre Schatten bereits voraus. Die Kommunen haben die Vorarbeiten bereits begonnen und zum Teil auch schon ihre Zäh ler bestimmt. Die Formulare sind nicht abge ändert worden. Die Antworten sind als Amts geheimnis zu hüten und dürfen keinesfalls zu Steuerzwecken Verwendung finden. * — Zum Schutze gegen die Maul- und Klauenseuche werden die Orte und Fluren Mülsen St. Niklas und Mülsen St. Jakob gegen jeden Verkehr mit Klauentieren (Rindern, Schweinen, Ziegen und Schafen) gesperrt. Es ist daher verboten, Klauentiere aus diesem Sperrgebiet auszufüh ren oder durch dieses Sperrgebiet durchzufüh ren. Das Verbot erstreckt sich auf jede Art der Beförderung. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder Hast be straft. * — Erlöschen der Geflügel cholera. Nach einer amtlichen Bekannt machung der König!. Amtshauptmannschaft ist die Geflügelcholera in Niederlungwitz, Schön berg, Weidensdorf, Hohndors, Falken, Herms dorf, Grumbach und Gesau erloschen. * — Lohnarbeit durch Renten empfänger. In den Kreisen der Arbeit geber und der Versicherten treten bisweilen noch Zweifel darüber hervor, ob Personen, die auf Grund des Reichsgesetzes, betreffend die Invalidenversicherung, Renten beziehen, noch nebenher Lohnarbeit verrichten dürfen. Die Frage ist, wie man von maßgebender Seite mitteilt, bedingungslos zu bejahen. Die Tat sache, daß das Gesetz bestimmt, Renten empfänger dürfen keine Quittungskarten haben und für Rentenempfänger dürfen keine Bei tragsmarken zur Invalidenversicherung verwen det werden, bildet keinen Hinderungsgrund siir die Arbeitgeber, einen Rentenempfänger ge gen Lohn — also ohne Quittungskarte — zu beschäftigen. Die bloße Arbeitsleistung hat auch keineswegs die Rentenentziehung zur Folge. Eine solche hat nach dem Gesetz viel mehr nur dann einzutreten, wenn in dem Ge sundheitszustände des Rentenempfängers eine solche Veränderung zum Besseren eingetreten ist, daß er nicht mehr als erwerbsunfähig an zusehen ist. * — Die vorläufig festgestell- ten Verkehrseinnahmen der säch sischen Staatseisenbahnen im September 1910 betrugen 14 829 200 Mark oder 753 000 Mk. mehr als im gleichen Mo nat des Vorjahres, wovon 5 118 200 Mark (158 000 Mk. mehr) aus den Personenverkehr und 9 711 000 Mk. (595 000 Mk. mehr) auf den Güterverkehr entfallen. Die Gesamteinnah men der sächsischen Staatseisenbahnen vom 1. Januar bis 30. September d. I. betrugen nach vorläufiger Feststellung 123 281 625 Mark oder 7 625 428 Mk. mehr als im gleichen Zeit raum des Vorjahres. * — Die dreiste Verhöhnung des Protestbrieses des Königs von Sachsen an den Papst in Sachen der Borromäus - Enzyklika wird erfreulicherweise auch von dem leitenden ultramontanen Or gane, der „Köln. Volksztg.", unzweideutig 'U- rückgewiesen. Das genannte Blatt schreibt u. a.: „Herr Dr. Matthies ist zwar vom Hause aus Republikaner — als geborener Ham burger — aber eine derartige Sprache, wie er sie hier gegen den König von Sachsen führt, ist unter allen Umständen ungehörig und in diesem Falle um so verletzender, als die deut schen, nicht nur die sächsischen Katholiken in dem König von Sachsen nicht nur einen ccht deutschen Ehrenmann, sondern auch einen sei ner Kirche treu ergebenen, ernsten Katholiken verehren." * — Wie kann man Einschrei bebriefe sparen? Diese Frage wurde neulich in einem kleinen Kreise aufgeworfen und auch beantwortet: Man schickt die Briese unfrankiert, so daß sie also statt der 30 Pfen nige eines Einschreibebriefes nur 20 Pfennige einschließlich 10 Pfennige Strafporto kosten würden, die man dem Adressaten nachträglich wiedergeben könnte, so daß immer 10 Pfen nige gespart würden. Richtig ist ja, daß wohl niemand bisher konstatiert hat, daß unfran kierte Briefe aus der Poft verloren gehen, aber trotzdem ist vor solchen Sparsamkeits-Manipu lationen zu warnen. Denn durch Rückweisung von unfrankierten Briefen, auf deren Inhalt es wirklich ankommt, durch die Adressaten, könnten unliebsame Folgen entstehen. * Hohenstein-Ernstthal, 22. Okt. Die öffentlichen Gebäude unserer Stadt tragen heute aus Anlaß des Geburtstages Ihrer Majestät der Kaiserin Flaggenschmuck. Kaiserin Auguste Viktoria begeht heute ihren 52. Geburtstag. * — Theater im Hotel „Drei Schwanen". Heute Sonnabend abend fin det eine Wiederholung der so großen Anklang gefundenen Aufführung von „Das kluge Eis chen" statt. Sonntag bleibt das Theater ge schlossen und Montag abend wird wieder ein gesunder Humor sich Geltung verschaffen. Adolph L'Arronges glänzendes Lustspiel „Der Hochzeitstag" wird an diesem Abend erstmalig gegeben. k. Kino-Salon. Ein der Großstadt ent sprechendes Programm haben heute die Besitzer des weit und breit bekarmten'Kino-Salons wieder aufgestellt. Besonders tiefergreifend wirken die spannenden Dramen „Die kleine Gertrud", „Ge rettet" und „Stürme des Lebens". Die humo ristischen Bilder werden auch diesmal die Lacher auf ihrer Seite haben. Die herrliche Naturauf nahme versetzt die Besucher in das historische und sonnige Rom. Erwähnt sei noch das Tonbild „O, zürne nicht!" Wer einen recht schönen Abend verleben will, dem können wir darum einen Besuch des Kino-Salons nur empfehlen. l.— Elektro-Biograph. Ein Niescn- programm von nur erstklassigen Bildern wird daselbst gezeigt. Mit spannendstem Interesse werden die amerikanischen Unterseebot-Manöoer verfolgt. Zwei herrliche Dramen folgen, welche den Besucher in steter Spannung halten. Die neuesten Weltereignisse bietet das Pathö-Journal. Wie weit es die stereoskopische Kunst gebracht, wird uns in der Aufnahme „Stereoskopische Blütenpracht" gezeigt; bei jedem regt sich sofort das Verlangen, diese herrlichen Blumen an sich nehmen zu können. Die humoristischen Bilder sind wieder Schlager tollen Humors und das Tonbild „Der Eremit", ein ergreifendes Bild, erregt ganz besonderes Interesse. Mit diesem herrlichen Programm werden wieder genußreiche Stunden geboten, die jeden Besucher aufs höchste befriedigen dürften. * Oberlungwitz, 22. Okt. Die frohen Tage des Kirchweihfestes sind nunmehr wieder herangekommen. Nachdem man des Vormit tags die Kirche besucht und so seiner Pflicht genügt hat, gibt man sich im weiteren Ver laufe der Kirmesfeiertage den Genüssen hin, die ein solches Fest mit sich bringt: für die Alten etwas Gutes zu essen und für die Jun gen überdies noch einen fröhlichen Tanz. Schon die ganze nun zu Ende gehende Woche war man in unserem Orte eifrig mit den Vorberei tungen beschäftigt, das Fest, das morgen sei nen Anfang nimmt, würdig feiern zu können, den Gästen zu zeigen, daß man in unserm Orte nicht nur den Ernst des Lebens kennt, sondern auch versteht, eine Kirmes zu feiern. Besonders die Hausfrauen hatten arg zu tun, um vom Boden an bis herab in den Keller alles blitzblank zu kehren, zu scheuern und zu putzen, damit zum Feste alles in der richtigen Verfassung ist. Denn zur Kirmes, die bei uns fast einem wirklichen Heimatsfeste gleicht, zu dem man gewöhnt ist, liebe Gäste in beson ders reicher Zahl zu beherbergen und ihnen das Beste, was Küche und Keller bietet, vor zusetzen, muß auch die Wohnung in festlichem Gewände erglänzen. Aber nicht nur für das Auge ist gesorgt worden, sondern vor allem auch für den Magen; denn ein Kirchweihfest ohne ein leckeres Mahl und einen guten Tropfen ist eben nicht denkbar. So hatten vor allem die Bäcker die letzten Tage vollauf zu tun, um die Berge von Kuchen herzustellen. Tauben, Hühner, Gänse, Enten, Hasen, Schweine usw. haben zum Fest ihr Leben lassen müssen. Kurz, es ist alles da, was des Menschen Herz und Magen erfreuen kann; darum auf zur Oberlungwitzer Kirmes! Daß es natürlich auch die Wirte unseres Ortes an nichts fehlen lassen werden, was einen fröhlichen Kirmes- besucher erfreuen kann, ist selbstverständlich und am besten aus dem Inseratenteil der vorlie genden Nummer zu ersehen, den wir deshalb unsern Lesern zu recht eingehender Beachtung empfehlen möchten. * * * Oberlungwitz, 22. Okt. Eine der ältesten Kneipen unseres Ortes, die List-Fran- kesche Restauration gegenüber der oberen Schule, hat nunmehr auch dem Zeitgeist weichen müs- sen. An seine Stelle sint^in dem Neubau ne benan von Herrn Albert Günther, dem Schmie- gersohn der bisherigen Besitzerin Frau verw. Franke, freundliche Schanklokalitäten einge richtet und heute eröffnet worden. Die alten und neuen Stammgäste, die bei den in dem bescheidenen niedrigen Raum üblichen „Einfa chen und einen guten Schnaps" oft gemütliche Stunden der Unterhaltung und Erholung ge funden haben, werden sich hoffentlich auch in den neuen Räumen bald heimisch fühlen. Die Restauration ist „Lindenbaum" benannt worden nach dem Stamm- und Wappenbaum des Ortes, dem Lieblingsbaum der Vorbesitzer und alten Lungwitzer. Eine alte Linde steht auch heute noch vor dem Lokal. Die bishe rige Besitzerin, Frau verw. Franke, hatte noch die ihr 1874 von dem Gerichtsamt Hohenstein erteilte Schankerlaubnis inne. Es war dies auch die einzige der gerichtsamtlichen Schank konzessionen, die hier noch bestand. > . Wüstenbrand, 22. Okt. Der zu er hoffende Reingewinn aus dem Konzert des Chorgesangvereins am 31. Okt. d. I. (Reforma tionsfest) im Georgischen Gasthof ist für die kirchliche Krankenpflege bestimmt, der Ueberschuß des Grünaer Konzertes am 30. Okt. im Hotel Claus soll dem Fonds für Erneuerung des Kriegerdenkmals überwiesen werden. * Limbacb. 22. Okt. Auf der Bahnstrecke Limbach—Kändler ließ sich gestern nachmittag der Bahnarbeiter Breitfeld überfahren. Der Be dauernswerte war sofort tot. Die Ursache der Tat konnte noch nicht sestgestellt werden. * Chemnitz, 22. Okt. Einen 20 Jahre alten Handarbeiter überkam gestern abend ge gen 9 Uhr in dem von ihm bewohnten Hause der Bernsdorfer Straße ein Tobsuchtsanfall. Der Mensch riß sich dabei seine Kleidung voll ständig vom Körper und zertrümmerte Möbel und andere Wirtschastsgegenstände. Er wurde von Hausbewohnern überwältigt und fand dann auf ärztliche Anordnung Aufnahme in der städtischen Nervenheilanstalt. * Burkhardtsdorf, 21. Okt. Heute abend ^9 Uhr scheuten die Pferde eines Geschirrs des Strumpffabrikanten Drechsel hier und gingen durch. Sie rasten die Anna berger Straße entlang und stießen dann mit einem Auerbacher Geschirr zusammen, wodurch die Kutscher der beiden Geschirre aus den Wa gen geschleudert wurden. Der Kutscher des Drechselschen Geschirrs erlitt einen schweren Schädelbruch und wurde ins Chemnitzer Kran kenhaus gebracht. Der andere Kutscher kam mit geringfügigeren Verletzungen davon. * Leipzig, 22. Okt. Aus Anlaß des hier stattfindenden Pferderennens trifft König Friedrich August morgen Sonntag mittag 12 Uhr 40 Min. hier ein. Er begibt sich zur Wohnung des kommandierenden Generals und von da gegen 2 Uhr nachmittags nach der Rennbahn am Scheibenholz. Nach Beendigung der Rennen kehrt der Monarch nach der Woh nung des kommandierenden Generals zurück. Gegen 7 Uhr abends begibt er sich nach dem Gesellschaftshause der Harmonie. Die Rückfahrt nach Dresden erfolgt 9 Uhr 13 Min. abends. * Dohna, 21. Okt. Seit dem 19. Ok tober wurde hier der 2 Jahre alte Knabe Al bert Karnos vermißt. Gestern fand man das Kind am Rechen des Mühlgrabens vor der Schloßmühle tot aus. * Deuben, 21. Okt. Fortunas Gunst haben mehrere hiesige Fabrikarbeiterinnen er fahren; sie spielten zusammen ein Zehntel-Los der Landeslotterie, auf das ein 50 000 Mark- Gewinn fiel. Es herrscht eitel Freude in Deu ben ob des Glücksfalles. * Zwickau, 21. Okt. Geh. Kirchenrat Superintendent Dr. Meyer, der am Donners tag, wie fchon erwähnt, seinen 70. Geburts tag feierte, empfing mancherlei Ehrungen. Im Namen der Stadt überbrachten Bürgermeister Münch und Stadtrat Kommerzienrat Hentschel die besten Segenswünsche; ferner erschienen De putationen des Kirchenvorstandes, der Stadt geistlichkeit, des Kirchenbeamtenvereins, der Superintendenturbeamten und der Schulen. Die Glückwünsche des Evangelischen Bundes überbrachte der Bundesdirektor Lic. Everling aus Halle. Aus allen Teilen Deutschlands und Oesterreichs, besonders aus den jungen evangelischen österreichischen Gemeinden liefen Gratulationen ein. Der Jubilar trägt sich mit der Absicht, in nächster Zeit in den Ruhestand zu treten, um dann seinen Wohnsitz in Dres den zu nehmen. * Wildenfels, 21. Okt. In der hiesigen Stadt ist die Maul- und Klauenseuche ausge brochen. Das Beabachtungsgebiet erstreckt sich bis auf die Gemeinden Hartenstein, Stein, Thierfeld. * Eibenstock, 21. Okt. Schon wieder wurden die Bewohner unserer Stadt heute abend gegen j^8 Uhr durch Feueralarm in Schrecken versetzt. Es brannte das Stunde von der Stadt entfernt gelegene, mit reichen Füttervor räten gefüllte frühere Wirtschaftsgebäude, „Zie gelhütte" genannt. Das Gebäude war feit einigen Tagen unbewohnt und diente jetzt nur noch zur Aufbewahrung von Futter und Ge treide. Auch hier wird Brandstiftung ver mutet. , * Eibenstock, 21. Okt. Zwei Ehefrauen von hier lebten seit Jahresfrist infolge eines Prozeßstreites in bitterer Feindschaft. Um ihre Rachegelüste endlich befriedigen zu können, lau erte die bei dem Prozesse nach ihrer Meinung unschuldig Verurteilte am Dienstag abend ih rer Feindin in der unteren Crottenseestraße auf, um ihr nach einein heftigen Wortwechsel einige liebevolle Stöße in. den Rücken zu ge ben. Die Angegriffene, aus diese Begegnung nicht vorbereitet, stürzte zu Boden, ohne sich wieder erheben zu können. Der Arzt stellte drei Rippenbrüche fest. * Reichenbach i. V, 21. Okt Die Steinsetzer der Städte Zwickau, Reichenbach, Plauen, Werdau, Crimmitschau, Glauchau, Meerane, Auerbach u. a. hielten vor kurzem eine Konferenz ab, die sich mit den alten Ta rifen, die im April n. I. ablaufen, sowie mit den neu auszustellenden Tarifen beschäftigte. In deni neuen Tarif wurde eine Lohnerhö hung und eine ArbeitszeitverMrzung verlangt. * Plauen i. V., 21. Okt. Aus der Vogtländischen Bezirksanftalt Voigtsberg sind zwei schwer vorbestrafte Insassen entwichen. Es sind dies der Gelegenheitsarbeiter Redlich und der ebenfalls mit Zuchthaus vorbestrafte Dienstknecht Feikert. * Kamenz, 21. Okt. Ein heiteres Ma- növergeschichtchen wird erst jetzt aus der Lau sitz bekannt. Ein Oberrotzarzt kam eines Ta ges von Elstrau nach Burkau, um ein krankes Pferd zu untersuchen. Dieser Beschäftigung brachte auch ein acht- bis neunjähriger Junge großes Interesse entgegen. Am anderen Tage wollte der Oberroßarzt wieder nach dem Ge höfte, wo das kranke Pferd stand. Da er aber einen ihm unbekannten Feldweg eingeschlagen hatte, so fand er sich nicht gleich zurecht, er blickte aber so ein kleines Bürschchen und fragte es, wo es bei Lädrich Nr. so und so viel sei. Da stellte sich der Bursche vor ihn hin und sagte ihm ganz trocken: „Hä, hä, doas warschste wul falber wissen, du bist ju gestern erscht da- gewast!" Neueste Nachrichten und Depeschen vom 22. Oktober. Frankfurt a. M. Gestern abend gegen 5 Uhr landete bei Münster im Taunus ein mit drei Studenten besetzter französischer Ba-- lon, der früh 9 Uhr in Nancy aufgestiegen war. Bei der Landung entgingen die Insas sen nur durch einen Zufall der höchsten Le bensgefahr. Das Gleitseil des Ballons streifte nämlich die elektrische Leitung, die unter 3000 Volt starker Spannung steht. Sofort schlug eine meterhohe Flamme aus der Berührungs stelle, und alle an das elektrische Kabel ange schlossenen Motoren in den Ortschaften der gan zen Umgebung standen still. Zum Glück war das Seil vollständig trocken, leitete also nicht den Strom nach dem Ballon, sodaß die In sassen mit dem Schrecken davonkamen. Die Franzosen werden für den Schaden verant wortlich gemacht. Kassel. Bergwerksdirektor August Busch mann von der Gewerkschaft „Gras Schwerin", dessen Verhaftung durch die Staatsanwaltschaft Hannover erfolgte und großes Aufsehen er regte (siehe „Kleine Chronik"), wurde wieder aiff freien Fuß gesetzt, da die Beschuldigungen des angeblich betrogenen Hannoverschen Rechts anwalts nicht aufrecht erhalten werden konnten. Brüssel. Im 66. Lebensjahre ist hier der Bildhauer Karl von der Stappen verstorben. Die Berliner und die Dresdner Galerie wei sen verschiedene Bildwerke von ihm aus. Paris. Gestern abend explodierte eine Höl lenmaschine auf dem Parterrebalkon des Hau ses Quai d'Orsey Nr. 109, das dem Depu tierten Allasseur gehört. Durch die Explosion wurden einige Fensterscheiben und die Fenster eines dort stehenden Vogelhauses zertrümmert. Nennenswerter Schaden wurde nicht angerichtet. Verletzt wurde niemand. Die ersten Feststel lungen lassen glauben, daß die Höllenmaschine von der Art ist, wie diejenige, die am Hause des Munizipalrates Massard explodierte. Da durch, daß das Haus auf dem Quai d'Orsey von einem mit Efeu bewachfenen Gitter um geben ist, konnte der Attentäter ungesehen zum Balkon gelangen. Die Wohnungsmieter waren im Augenblicke der Explosion abwesend. Paris. Nachdem der Norddeutsche Lloyd der Gemeindeverwaltung von Cherbourg seine Absicht mitgeteilt hat, seine Schiffe nicht mehr in Cherbourg, sondern in Boulogne-sur-Mer anlegen zu lassen, wird heute vormittag eine Deputation des Gemeinderates der Stadt Cher bourg unter Führung des Bürgermeisters in der Pariser Filiale des Norddeutschen Lloyds vorstellig werden, um diesen Entschluß der Bremer Gesellschaft rückgängig zu machen. Die voin Norddeutschen Lloyd an die Gemeinde verwaltung gestellten Forderungen bezüglich Errichtung eines Kais und eines Hafenbahn hofes sollen so weit wie möglich erfüllt wer den. Ebenso will der Gemeinderat wegen der hohen Lotsengebühren und wegen der Verzö gerungen im Betriebe der Westbahn, die so oft eintreten, bei den betreffenden Stellen Vor stellungen erheben. Man glaubt jedoch, daß der Entschluß des Lloyds nicht mehr rückgän gig gemacht werden kann. Madrid. In Ferrol haben die Arsenal arbeiter, die beim Bau spanischer Kriegsschiffe beschäftigt sind, die Arbeit niedergelegt. Sie verlangen die Wiedereinstellung eines entlasse nen Arbeiters. Der Gouverneur von Ferrol verweigerte die Erlaubnis zur Abhaltung ei nes Manisestationsumzuges. Die Ausständigen sind sehr erregt und es geht das Gerücht, daß in Ferrol der Generalstreik erklärt werden soll. Starke Militär- und Gendarmerie-Abteilungen sind in Ferrol eingetrosfen. Warschau. Aus dem Palais des Grafen Branicki ist ein Gemälde Rembrandts, das ei nen Greisenkopf darstellt, gestohlen worden. Sein Wert wird auf 100 000 Mk. geschätzt. Belgrad. Kaiser Wilhelm drückte durch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)