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Kettanntmachimg. Hiermit wird bekanntgegeben, daß die WafferzinSerh-btt«g für die Orttwasterleit««g vom he«tig<« Tage ad nach dem von der Königlichen Amtshauptmannschaft genehmigten Tarife erfolgt. Die Höhe der zu zahlenden Beträge wird all«« ZahlUNgspsttchttge« Vttrch 3«ft«v««g do« Wasterftemerzettel« noch besonders mitgeteilt. GerAdarf (Bez. Chtz.), den 1. November 1910. G - hler, Gemeindevorftand. Der Zar m Potsdam. * Wenn unsere Leser da« Blatt in die Hand nehmen, »st der K a i s e r o o n Rußland, der mit feiner Familie seit mehreren Monaten zur E- holung bei seinem Schwager in Hessen weilt, zum Besuche unseres KaiserpaareS in Potsdam ringet,offen. Das heißt, wenn die Bestimmungen, nach denen er heute Freitag f-üh 10 Uhr in der Huvelstadt ankom- men sollte, nicht noch in letzt-r Minute geändert werden, was be> den eigenartigen Verhältnissen am Zarenhofe nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Tk konnte nicht auSbleiben, daß ein Teil der d-ut chen und ooc allem die deutschfeindliche auS är» dffche Presse bei der Ankündigung deS Besuche« soson mit der Meldung bei der Hand war, daß die Be gegnung der beiden Monarchen lediglich auS Ber- wandtschustS- uns HöflichkeitS-Rücksichten zu erklären sei und daß politische Fragen und Erwägungen keinen Anteil an dem Zusammentreffen hätten. Die Fran- zosen und Engländer, di? durch die Tripelentente die BundeSgenossenschaft und Freundschaft deS Zaren. tumS in Erbpacht genommen zu haben glauben, fühlten sich schwer b uroffen und wenn sie auch äußer lieh so taten, al« ginge sie die Kaffer-Zusammenkunst nichts an, so kannte man ihre nervöse Sorge, der Zar könnte in Potsdam in den Dreibund verstrickt werden, unschwer aus ihren Auslastungen herauS- lesen. Uno ihr? Sorge mag vielleicht auch gegründet sein. Wissen sie dach ganz genau, daß die politiscde Freundschaft Rußlands zu England und Frankreich nimmermehr auf Interessengemeinschaft oder nmw- nalcr Freundschaft beruh», wissen sie doch ganz genau, daß überall dort, wo Rußland mit einem der beiden Staaten oder mit allen beiden zuscmmentr'fft, Ü, sich als Rivalen und nicht als Freunde gegenüber- stehen. Man vergleiche nur die Lage der Dinge in Ostasien oder in Persien, um zu erkennen, wie die Interessen der drei Nationen sich feindlich treffen uns wie es großer gegenseitiger Schonung und politisch n Feingefühl« bedarf, um diese Gegensätze nicht schart aufeinander platzen zu lassen. Und wenn diese« dreieckige politische Verhältnis seiner Zeit lediglich von der Not eiogegeben wurde, wenn der junge Za- damals in R oal sich von dem ihm weil überlegene, Diplomaten Eduard VII. ins Schlepptau nehmen ließ, lediglich um nicht isoliert zu sein, so w fs m Engländer und Franzosen ganz genau, daß einmal die Tradition Rußland auf Deutschland hinweist und daß ferner die politischen und wirtschaftlichen Interessen beider Länder in der ganz-n Welt nur neben einander hergehen, ohne sich zu reiben. Wenn Rußland ehrlich ist, kann eS niemals die Dienste vergessen, di« Ihm Deutschland während d»S russisch türkischen und deS japanischen Krieges geleistet ha», wie Deutschland dankbar dafür sein wird, daß vor vierzig Jahren Kaiser Alexander in seiner unoe*' brüchlichen Freundschaft zu Kaiser Wilhelm uns de" Rücken dickte. ES würde hier zu weit führen, er' örtern zu wollen, wie diese« seit Jahrzehnten br' währte gegenseitige TreueverhältniS gelockert und schließlich ganz zerschlagen wurde, wie Rußland sich von uns abwerdete und das unnatürliche Bündnis mit Frankreich und England emginp. Er ist hüben und orüben gesündigt worden und Fäden sind leichter zerrissen al« zusammengeknüpst. Nach alledem dü'fen wir besten gewiß sein: wenn der Besuch deS Zaren bei unserem Kaiser auch znnächst nur al« Akt der Höflichkeit und Dankbarkeit für die geross-ne Gastfreundschaft im Reiche aufzu fasten ist, in der Hauptsache ist er ein hochpolitischer, der dazu dienen wird, in der Person der Herrscher und ihrer ersten Ratgeber die beiden so lange in Fr-undschaft verbundenen Reiche wieder zusammen» zuführen. Die beiden Kaiser und die Herren v. Beth mann und Sosonow werden nicht vom Wetter reden, iondcrn sie werden bemüht sein, Mißtrauen und Mißverständnisse ?u beseitigen und die politischen B z ehungen beider Länder wieder so zu festigen, daß Ei flüsterungen unverantwortlicher Räte das Vertrauen nicht erschüttern können. Unter Herrn JSwolSki war eine Annäherung beider Reiche nahezu unmöglich. Der unstäte Politiker, der im Zeichen der in -n Tischen und tänischen Kreisen stereotyp.'« Deutschfeindlichkeit ueschult worden war, konnte sich oou seinen vorgefaßten und künstlich genährten An- schauungen nicht losmachen und stand so unter dem Drucke der führenden deutschfristerifchen russischen und ausländischen Pnss-, daß Umkehr uns Einkehr bei ihm ausgeschlossen waren, And-r« Herr Sasonow, sein mulmoßlichsr Nachfolger. Er hat sich —- wenigsten«, wie es heiß' — nie am Gängelbande jener eftflußreich.'n höfischen Kreise befunden, die mit allen Kräften gegen Deutschland schüren, er hat steiS in volle'. Unparteilichkeit die international« Lage gewürdigt und muß al« glühender Patriot, von welcher Seite allein Rußland Heil erblühen kann, wo er seine Freunde und wo seine offenen und versteckten Gegner zu suchen hat. Und da die deutsche Politik nichts weniger als hinterhältig ist, da wir mit allen Völkern Freundschaft suchen, solange sie nicht unsere Kreise stören, so steht nichts der Tat«' fache im Weue, daß Deutschland und Rußland sich auf gleicher Bahn und gleicher Richtlinie bewegen zum Heil nicht nur beider Staaten, sondern der ganzen Welt. U> d wenn die« allein die Frucht der heutigen Mouarchenbegegnung wäre, so können wir und die Welt mit ihr zufrieden sein. — »-er -Vorstand deS sozialdemokratischen Wahlvereins für Potsdam, Spandau, Osthao-lland fordert anläßlich det Zaren- brsuches am Sonnabend zu „Massenkundgebungen gegen den blutigen Despoten Rußlands" auf. Im ganzen Kreise sollen Volksversammlungen stall finden. In Spandau und Potsdam wollen Rosa Luxemburg und Adols Hoffmann sprechen Rücktritt de- sächsische« LtaatSmi«isters v. Metzsch. Der Minister deS Königl. Sächsischen Hause«, StaatSmintste: a. D. Georg v. Metzsch Reichenbach, der gegenwärtig 'm 75. Leden«, fahre steht, gedenkt m absehbarer Zeit mm üi-f-m Amte zucllckzutreten und sich ganz ms P ioatlebeo zurückzuziehen. Herr o Metzsch hat ein Menschen alter hindurch seinem Könige und dem Lande sei >e Arbeit und seine Kräfte gewidmet, davon 15 Jahr, — von 1891 bis 1906 — als Minister dcS In nern und der Auswärtigen AngTegerheip n. Selt dieser Zett war Exz. o. Metzsch Minister der König- lichen Hauses und Königlicher Kommissar bei der Akademie der Bildenden Künste zu Dresden. Hob» Auszeichnungen sind dem Minister zuteil geworden; insgesamt erhielt er 24 Auszeichnungen. Al« Nach folger d?S Herrn v. Metzsch ist dem Vernehmen nach der gegenwärtige sächsische Gesandte in Wien Wirk!. Geheimer Rat Kammerhcrr Graf Rex, ft Aussicht genommen. Der Martneetat 1»1t weist bei den fortdauernden Ausgaben eine Mehr aus gäbe von rund 10 Millionen Mark auf, ri? in der Vermehrung der Offiziere und Mannschaften auS Anlaß der Durchführung des Flottengesetz-« und durch vermehrte Indienststellung von Schiff n uröß-ren Typ« ihre Erklärung findet. Ai« neue Stellung wird der Posten einer MarineatlachöS b i der deutschen Botschaft in Wien enthalten sem. Di' AuSgaüesteigeruug findet ferner ihre Erklärung bu ch die weitere Beschaffung von Unterseebooten und durch vermehrte Forderungen für da- A'Nll ri?» Torpedo- und Minenwesen. Wesentliche Ein- schränkungen haben sich b:i den fortdauernde: AuSaaben duich die Herabsetzung der Tafel- und M ssegelüer in Uebereinstimmung mit dem kaffer- lichen Erlaß vom 27. September dss. Jr. erzielen lassen. Bei den einmaligen Ausgaben deS ordern lichen Etats dürfte sich ebenfalls eine Steigerung um rund 10 Millionen ergeben, die bedingt ist durch Schiffsneubauten, Erfaßbaren von zwei Linienschiffen und zwei kleinen Kreuzern und du.ch die nach dem Flottenqesetz noch ausstehenden Bauten oon einem Linienschiff und einem großen Kreuzer und einer TorpedobootSflotille. Die Beschaffung von Unterseebooten wird im bisherigen Umsan fortgeführt werden. Der Airleihebsdarf als Zuschuß zu den einmaligen Ausgaben im ordentlichen Etat beläuft sich auf 103 Millionen. Die Berficherung der Privatangestellte«. Heute beginnen im Reichramt des Innern d'? kommissarischen Beratungen mit den Vertretern der Reichsämter und der preußischen Ministerien übe, den Gesetzentwurf betreffend die staatliche PensionS- versicherung der Privatm gestellten. Da an diesen Beratungen sämtliche preußischen Ressort« beteiligt find, wird die spätere Beschlußfassung de« preußischen StaatSministeriumS über die Vorlage wesentlich er leichtert. Unter diesen Umständen rechnet man da- mit, daß die Vorlage noch im Laufe dieses Monat« M Infolge des Inkognitos des deutschen Kron. Prinzenpaares fiel die Begrüßung durch die traft enischen Behörden am BahnHof Genua aus. Di- Gräfin Ravensberg trug rotbraunen Reiseanzug und gleichen Hut mit Pelzboa. Graf Ravensberg war im Reiseanzug. Beide sahen trotz der langen Fahrt frisch aus. Der deutsche Konsul überreichte der Gräfin einen Blumenstrauß. Wenige Minuten nach der Airkunst bestiegen dann die Herrschaften das Auto, von der Volksmenge durch Hutaüneh men begrüßt. Am Anlegeplatz war die gesamte deutsche Kolonie versammelt, die dis Eintreffen-«! mir Hurra begrüßte. Die Herrschaften dankten herzlichst und grüßten ungemein liebenswürdig An Bord erwarteten sie der Llohddirektor Bremer mann und Kapitän v. Binzer. A«s Portugal. Aus Lissabon wird gemeldet, die Re- gierung stehe der gegen Franco eingeletteten ge richtlichen Verfolgung sem, habe sie jedoch nicht verhindern können. Die Verfolgung Fran cos sei auf die Klage eines Privatmannes zu rückzuführen, der im Jahre 1908 angeblich auf Fono Franco, der ehemalige Tiktawr Portugals. Veranlassung Francos ins Gefängnis geworfen worden sei und nunmehr von dem ihm zustehe» den Rechte Gebrauch gemacht habe, wonach jeder Portugiese, der sich durch ein Verbrechen, auch durch ein politisches, geschädigt glaube, das Recht hat, den Schuldigen persönlich vor Gericht zu be langen. Londoner Blättermeldungen aus Lissabon zu iolge ist der Grund der Verhaftung dos frü Heren Ministerpräsidenten Teixeira de Sousa das von der neuen Regierung ausgefundenc Stams treich-Dokument des Königs Manuel gewesen. Das Dotumeirt, das von den Ministern gegengezeichne! ist, betrifft die Aufhebung der Verfassung, die Ver Haftung aller republikanischen Führer und die Cr richtuing einer Militärdiktatur. Es sollte am 8. Oktober publiziert werden, wenige Tage vorher brach jedoch die Revolution aus, und im könig lichen Schlöffe fiel das wichtige Dekret den Re- mblikanern in die Hände. Uur Krists i« ryrantreich. Der Senat lind die Kammer traten ge stern nachmittag zu einer Sitzung zusammen, ver-