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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191011090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101109
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-09
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.11.1910
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den Großstädten betriebenen skrupellosen Ter rainspekulation ein wirksamer Riegel vorgescho ben wurde. Auch ist der vom Reiche ange- strebte Zweck der fraglichen Steuer, die mit der Veteranensürsorge dienen soll, nicht aus dem Auge zu verlieren. Freilich wird auch Professor Wagner mit diesen Darlegungen den Widerspruch der Städte, der aus deren Fi nanznot entspringt, nicht beseitigen. Die offiziellen Beziehungen zwischen Deutschland und England sind korrekt, aber nicht herzlich; beide Mächte arbeiten überall gegen einander. Die Hem mung der Rüstungspolitik ist nur nach der all gemeinen politischen Verständigung möglich. So erzählt ein Londoner Blatt auf Grund von Informationen in Berlin. Ungefähr wird die Sache so liegen, wie sie hier dargestellt wird, aber nicht durch Deutschlands, sondern durch Englands Schuld. Das lehrt den aufmerk samen Beobachter der Ereignisse nahezu jeder Tag. Ob sich die Erwartung einiger deutscher Blätter ans die baldige Aufnahme solcher all- gemeiner Verständigungsverhandlungen erfüllen wird, bleibt abzuwarten. Die Kaffernrevolte bei Wilhelmstal in Deutsch-Slldwestafrika, die durch Schutztruv- pen unterdrückt werden mußte, wurde, wenn die Angaben der „Deutsch. Südwestafr. Ztg." zutrefsen, von Angestellten der deutschen Firma Orenstein und Koppel, bei deren Bahnbau sich die Vorgänge zutrugen, mitverschuldet. Das Ergebnis der amtlichen Untersuchung ist noch nicht bekannt geworden. Die gen. Firma hatte sogen. Transkai-Kaffern aus der Kapkolonie für ihre Bahnbauten angeworben und den kräftigen, aber trägen Leuten den Lohn auf drei Monate im voraus bezahlt. Als bei spä teren Lohnzahlungen für Erkrankungen, Sonn tage und Streiktage Abzüge gemacht wurden, entstand unter den Schwarzen Mißstimmung, die in Arbeitsverweigerungen zum Ausdruck kam. Um die Leute zur Raison zu bringen, entzog man ihnen nicht nur die Kost, sondern auch das Wasser. „Es ist ja eine eigene Sache", so führt das genannte Blatt aus, „daß die Baufirma zur Versorgung Ausständiger sich die nicht unerheblichen Kosten der Wasserzufuhr in eignen Wagen machen soll; eine große Härte für die Betroffenen ist es aber doch. Die Maßnahme der Bauleitung hat denn auch zu einer großen Gefährdung der anwohnenden Farmer, geführt." Bei erneuten Widersetzlich keiten der Kaffern wurde die 6. Kompagnie der Schutztruppe unter Hauptmann Willecke herbeigerufen. Der Hauptmann ist als ein sehr ruhiger und besonnener Mann bekannt. In dem sich entspinnenden Kampfe wurden 14 Kastern getötet, eine größere Anzahl teils schwer, teils leichter verwundet. Belgien. In Brüssel eröffnet König Albert am heutigen Dienstag die belgische Kammer mit einer Thron rede. Das ist für Belgien eine Neuerung, da dort seit 1892 keine Parlaments-Session vom Könige eröffnet wurde. Damals stand Belgien mitten im Wahlkampf. Bei der Verlesung der Thronrede durch König Leopold entstanden heftige sozialdemokratische Kundgebungen, die sich bis auf die Straße fortsetzten. In dem Gedränge märe König Leopold beinahe zu Fall gekommen. — Am gestrigen Montag wurde in Brüssel die Weltausstellung offiziell geschloffen. Frankreich. Das neue Kabinett Briand stellt sich am heutigen Dienstag der Kammer vor. Die parla mentarische Mehrheit für Briand und dessen ent schiedene Bekämpfung des Streiks von Staats- angestcllten ist noch zu groß, als daß die Oppo sition die neue Regierung schon hellte oder morgen hinmegfegcn könnte; stürmisch genng wird sie anftreten. — Die Nachricht von einer Erhebung der Wadai in Französisch-Sudan, der Plünderung der Hauptstadt Abecher und der Niedermetzclung der dortigen französischen Be satzung von 450 Manil unter Leutnant Julien wurde bisher weder bestätigt, noch widerrufen. Ueber den Verbleib des Obersteil Moll, der zum Entsätze Juliens schon vor Wochen nach Abecher aufgebrochen war, ist noch immer nichts bekannt. Krawalle in Cherbourg. Die Weigerung des Norddeutschen Lloyd, wegen der hohen Lotsengebühren seine Schiffe weiterhin in Cherbourg anlegen zu lassen, be wog die Pariser Regierung, einmal Erhebungen über die Einnahmen der Lotsen anznstellen. Das Resultat war, daß ein Lotse in Cherbourg jährlich 40- bis 50 000 Franks verdient. Da sich der Rat der Stadt in einer öffentlichen Ver sammlung diese amtlichen Feststellungen zu eigen machte, veranstalteten die anwesenden zahlreichen Lotseil Lärmszenen, und man befürchtet noch ernstere Ausschreitungen. Portugal. Von den Anklagen, die von einem Privat mann gegen den früheren portugiesischen Diktator Frailko wegen Amtsverletzung erhoben wurden, siild die meisten durch die Amnestie vom Jahre 1908 erledigt. Aufrechterhalten wurde nur die Beschuldigung, daß Franko, da die Zivilliste nicht ausrcichte, 64 000 Mk. aus Staatsmitteln den, Hofe zur Verfiigung stellte. Türkei. Eine Sonderkommission, die der Ausbreitung der Cholera im türkischen Heere entgegenwirken soll, wurde in Konstantinopel gebildet. Unter den isolierten Manövertruppen in dem Orte Tulza wütet die Seuche sehr stark. Entlassene Reservisten sollen die gefährliche Krankheit über das ganze türkische Reich verbreitet haben. Oertliches und Sächsisches. * — Uebers Wasser. So lautet lei der für manchen jungen Menschen noch ost ge nug der Rat und der Entschluß, wenn er sich den Militärjahren nähert. Die Angehörigen und der junge Mann sehen, wie Tausende froh und wohlgemut in die Armee eintreten, wie allen der Dienst gut bekommt, aber sie haben einen Verwandten oder Bekannten in Amerika, der ihnen schreibt, der Neffe oder Vetter möchte nur hinüber kommen, dann brauchte er nicht Soldat zu werden, könnte in den Jahren, in welchen er in Deutschland in der Kaserne wäre, schon viel verdienen, und nachher sei er eben Amerikaner. Dann könnte ihm niemand etwas mehr anhaben. Die Verwandten jen seits des Ozeans wissen aber nicht, wie sich die Verhältnisse künftig einmal gestalten werden, daß junge Leute, die sich der Militärpflicht entzogen haben, ausgewiesen werden können, wenn sie später in die Heimat zurückkehren. Diese jedenfalls unklaren Zustände werden nun ihr Ende für immer finden; ein Deutscher, der vor Ablauf seiner Militärpflicht auswandert, verliert seine Neichsangehörigkeit durch etwa zehnjährigen Aufenthalt im Auslande nicht mehr, bleibt Deutscher und also auch militär pflichtig, wie es heute schon in Frankreich der Fall ist. Recht und billig ist es dafür aber mich, daß den Landsleuten in der Fremde der Militärdienst durch geeignete Maßnah men erleichtert wird, so daß sie freudig zur Waffe greisen können. Jedenfalls tun alle jun gen Leute gut, nicht mehr dem verlockenden Ruf „Komm' über's Wasser!" zu folgen, sie haben nur Schaden davon. * — Wetteraussicht für Mittwoch, den 9. November: Lebhafte südwestliche Winde, verän derliche Bewölkung, mild, zeitweise Niederschlag. * — Sozialdemokratische Reichs tags-Kandidatur. In einer zahlreich besuchten Generalversammlung der sozialdemo kratischen Partei des 17. sächsischen Reichstags wahlkreises, dem bekanntlich die Städte H o - h e n st e i n-E r n st t h a l, Waldenburg (Stadt und Land), Meerane, Glauchau, Lichtenstein- Callnberg, sowie die Landgemeinden Ober lungwitz, Hermsdorf, Gersdorf, Bernsdorf, Oberschindmaas, Seiferitz, Reichenbach, Hohn dorf, Falken, Meinsdorf Mülsen St. Micheln, Rödlitz, Langenberg, Tettau-Oberdors, Thurm und Lipprandis angehören, wurde der Reichs tagsabgeordnete Molkenbuhr wiederum ein stimmig als Kandidat für die nächste Reichs tagswahl aufgestellt. — Bei der am 26. April 1907 stattgesundenen Reichstagsersatzwahl wurde Herr Abgeordneter Molkenbuhr mit 17 165 Stimmen gegen den nationalen Kandidaten Herrn Dr. Clauß, der 12 710 Stimmen er hielt, gewählt. * — Wegeeinziehung. Die Ge meinde Langenchursdorf hat beschlossen, Teile des Weges, der vom Restaurant „zur Wolfs schlucht" über den Dorfbach nach dem Collen berger Kommunikationswege führt, für den öf fentlichen Verkehr einzuziehen. Einwendungen hiergegen sind binnen 3 Wochen bei der König lichen Amtshauptmannschaft anzubringen. * Hohenstcin-Ernsttstal, 8. Nov Der Kgl. Sächs. Militärverein „König Albert" beging gestern abend im Saale des Nenstädter Schützen hauses sein 34. Stiftungsfest, bestehend aus Fest tafel und Ball. Der große Saal war gut ge füllt, als der Vorsteher, Herr Fabrikant Fritz Gaam, die Erschienenen begrüßte nnd sie namens des Vereins herzlich willkommen hieß. Sein Hoch auf Se. Majestät König Friedrich August fand freudigen Wiederhall. Herr Rechtsanwalt Böhm feierte in seiner Ansprache den Kaiser als obersten Kriegs- und Schirmherrn des Friedens nnd in sein Hoch stimmte man begeistert ein. Der alten Krieger und Veteranen gedachte Herr Albin Großer in ehrenden Worten. Er schätzte sie besonders als die Gründer des nnn geeinten deutschen Kaiserreiches, nnd „Hoch die Veteranen", klang es tosend durch den Saal. Auf Heer nnd Flotte, die Stützen des Vaterlandes toastete in kernigen Worten Herr E. Layritz. Im weiteren Verlaufe der Tafel brachte Herr Adolph Pfeffer korn ein Hoch auf den verdienstvollen 1. Vor steher, Herrn Gaam aus, während Herr Kretzsch mar jr. den allzeit rührigen 2. Vorsteher Herrn Pfefferkorn hochleben ließ. Der Vertreterinnen des schönen Geschlechts gedachte Herr Adolph Stützner; sein Hoch galt den Damen. Schließ lich brachte Herr Kretzschmar jr. ein Hoch auf den Finanzminister des Vereins, Herrn Kassierer Karl Handke, aus."^ Für 25jährige treue Mit gliedschaft erhielten die Herren Emil Stiehler, August Nagel, Franz Reuter und Oelchner das übliche Ehrenzeichen unter entsprechender An sprache vom 2. Vorsitzenden, Herrn Adolph Pfefferkorn, überreicht, wofür Herr Franz Reuter den Dank der Jubilare abstattetc. Em froh belebter Ball, an dem sich Alt und Jung flott be teiligte, beschloß dieTafel und hielt alle Teilnehmer noch lange in gehobenster Stimmung beisammen. * — Bei der heute stattgesundenen Gewerbegerichtswahl wurden von feiten der Vorstände der vereinigten Gewerkschaften nnd der hiesigen Arbeiterschaft folgende Herren zur Wahl als Beisitzer vorgeschlagen: s) für die Strumpf- und Trikotbranche: Angnst Pfefferkorn, b) für die Webbranche: Robert Schnabel, e) für die Nadel- und Maschinenbranche Max Frenzel, ä) für die übrigen Branchen: Julius Meier, Hermann Meier nnd Max Uhlig. Die Vorge schlagenen dürften als gewählt gelten, da nennenswerte Umwälzungen nicht in Frage kommen. Nach der Wahlfähigkcitsprüfung der Gewählten werden wir ein genaues Resultat noch bekannt geben. * — Der Konsumverein „Haus- halt" e. G. m. b. H. hielt gestern abend im Stadtkeller seine ordentliche Generalversamm lung ab. Die vom Vorsitzenden des Aufsichts rates, Herrn Gotthilf Gränitz, geleitete Ver sammlung wurde gegen 9 Uhr eröffnet. Aus dem vom Geschäftsführer, Herrn Eduard Fren zel, vorgetragenen Geschäftsbericht auf das Jahr 1909—10 ist u. a. folgendes zu entneh men: Die Mitgliederzahl betrug am Jahres schlüsse 355 mit einer Haftsumme von 3325 Mark. Trotzdem sich das Geschäftsjahr nur auf 11 Monate beschränkt, betrug der erzielte Umsatz 56 718,10 Mark. Das Unkostenkonto beträgt 6057,79 Mark. Erübrigt wurden 10 087,76 Mark. Der Aufsichtsrat schlug der Versammlung vor, für dieses Jahr 14^ Pro zent Erübrigung zurückzuzahlen; dieselbe wurde aber infolge zu hoher Ausgaben im verfloße nen Jahre von der Versammlung antragsge mäß auf 14 Prozent herabgesetzt. Der Ge samtverwaltung wurde hierauf Entlastung er teilt und für die gewissenhafte Geschäftsfüh rung allseitiger Dank zum Ausdruck gebracht. In den Aufsichtsrat wurden die Herren Otto Schütz und Hermann Weißflog wieder- und Bernhard Pfuhl neugewählt. Nach Erledi gung verschiedener Vereinsangelegenheiten wur de die Versammlung vom Vorsitzenden gegen 12 Uhr geschlossen. * — Die gestrige Hauptversamm lung des N a t u r h e i l v er e i n s, die einen leidlich guten Besuch aufweisen konnte, wurde vom Vorsteher, Herrn Fabrikant Schellenberger, eröffnet und geleitet. Man nahm u. a. Kenntnis von einem Angebot der Firma Kathreiners Malzkaffecfabriken in München, die sich erbietet, einen mit Lichtbildern ausgestatteten Vortrag über „die Zubereitung und Verwendung des Volksgetränks" zu halten. Die Versammlung beschloß, das Angebot zum März 1911 anzu- nchmen. Nachdem einige Aufnahmen neuer Mitglieder vollzogen worden waren, ging man zum Hauptpunkt „Aufstellung des Vereinskalcn- dcrs für 1911" über. Der gut ausgearbeitete Entwurf, der für das nächste Jahr nicht weniger als 4 Konzerte des Stadlorchesters in den An lagen des Vereins und 4 Vortrags- und 5 Familienabende vorsieht, wurde in der vorge schlagenen Fassung einstimmig genehmigt, während der sonst mit vorgesehene Vereinsball, da zu wenig Interesse dafür unter den Mitgliedern vorhanden war, in Fortfall kam. Bewilligt wurden ferner die für die Einfriedigung des Zierbrnnncns notwendigen Mittel. Der Hallen ansschuß regte an, die Halle an den Mittwoch abenden der Wintermonate, falls der bisher gute Besuch Nachlassen sollte, nicht mehr zu öffnen. Hierauf wurde die Versammlung nach Beant wortung verschiedener Anfragen vom Vorsteher geschloffen. * Oberlungwitz, 8. Nov. Der hiesige Männergesangverein beging gestern im Saale der „Post" seinen diesjährigen Familienabend, bestehend aus Konzert, Theater und Ball. Zu der Veranstaltung hatten sich die Mitglieder und zahlreiche Freunde des Vereins mit ih- re» Damen eingefunden. Mit dem Abtschen Männerchor „Grüß Gott" leitete der Verein den Abend wirkungsvoll ein, nachdem schon vorher die Kapelle ein Musikstück zum Vortrag ge bracht hatte. Eine angenehme Abwechslung brachte der Verein durch verschiedene gemischte Chöre in die sehr reichhaltige Darbietungsfolge. Neichen Beifall erntete u. a. auch der Nest- lersche Männerchor „Zieh mit" und das „Sol datenlied" von Faißt. Lebhafte Anerkennung fand ein Baritonsolo „Die geheimnisvolle Blüte". Den Abschluß des konzertlichen Teils bildete eine heitere Posse „Höllenqualen" und zeichnete sich die Darbietung ganz besonders durch flottes Zusammenspiel und gute Auffas sung aus. Hiernach trat der Ball in seine Rechte, der die Teilnehmer bis in die frühen Morgenstunden fesselte. l GerSdorf, 8. Nov. Im Oktober war der Onmibusvcrkehr Gersdorf—Oberlungwitz— Hohenstein-Ernstthal gegenüber desselben Monats im Vorjahr wieder etwas gestiegen; es wurden befördert 2573 Personen und 592 Ncisegepäck- stücke (Vorjahr 2483 Personen nnd 480 Gepäck stücke). 32 (41) Personen benutzten den Nacht- omnibns, der jeden Mittwoch abends 12 Uhr vom Bahnhof Hohenstein-Ernstthal abführt. Dieser Wagen" ist seit vorigem Jahr insbesondere auch für die Theaterbesucher eingerichtet worden. — DieTeschinschützen-Gesellschaft„Waldschlößchen" begeht im nächsten Jahre ihr 25jährigcs Be stehen in festlicher Weise, bei der auch die Weihe einer neuen Fahne in Aussicht genommen ist. — Der von Herrn Bauunternehmer Friedrich im Hofgraben an der lü-Straße im Herbst noch unternommene Eckwohnhausncnban ist nun so weit gediehen, daß derselbe am Sonnabend ge hoben werden konnte. Das villeuartige Ge bäude erhält ein schmuckes Aeußere und ist mit Holzfachwcrkanfbau versehen. Auch ist dasselbe mit einem Türmchen geziert. In einigen Wochen wird dort mit den Erdarbeiten für den Ausbau der Weststraße und Weiterbau der K-Straße be gonnen. Zum Frühjahre werden daselbst wieder einige Häuser errichtet. ' * Ursprung, 8. Nov. Die von uns kürzlich gebrachte Notiz von dem plötzlichen Tode des Bergarbeiters Voitel von hier ist in sofern richtig zu stellen, daß die Ursache hier zu keinesfalls auf sittliche Verfehlungen zurück zuführen ist. Das Vergehen ist auf eine an dere Person zurückzusühren, die aus diesem Anlaß in Untersuchung genommen, aber wie der außer Verfolgung gesetzt worden ist. * Langenchursdorf, 8. Nov. In hie sigem Orte sind unter den kleineren Schulkin dern die Masern und in einigen Fällen Schar lach sehr stark aufgetreten. Die Zahl der Kran ken steigt täglich. * Glauchau, 7. Nov. Seit Freitag nach mittag wird die 72jährige verw. Frau Schu bert von hier vermißt. Sie hatte angegeben, zu einem Bekannten nach Niederlungwitz, zu gehen, ist dort aber nicht eingetrofsen. — Ein Erpresser ist in den letzten Tagen hier ausge taucht. Bei einem hiesigen Einwohner erschien Ende voriger Woche ein Knabe mit einem Briefe, in dem der Adressat unter Drohungen aufgesordert wurde, an einer näher bezeich neten Stelle eine größere Summe Geldes nie derzulegen. Der Empfänger übergab das Schreiben zur weiteren Veranlassung der Po lizei. Der Knabe, der den Bries zur Bestel lung übernommen hatte, ist ermittelt, eine ge naue Personalbeschreibung des unbekannten Er pressers vermag er indessen nicht zu geben. — In unfreiwillige Gefangenschaft geriet dieser Tage ein hiesiger Kontorist. Dieser hatte sich in den Telephonschrank begeben und die Tür hinter sich ins Schloß geworfen. Als er nach Beendigung des Gesprächs öffnen wollte, funk tionierte das Schloß nicht mehr. Da ihm auch ein herbeigerufener Schlosser keine Hilfe bringen konnte, hob man kurz entschlossen die Decke ab, woraus der Eingesperrte durch Ueber- steigen seine Freiheit wiedererlangte. — Einen Mordsrausch hatte sich in der Nacht zum Sonn tag ein hiesiger Einwohner angetrunken. Auf dem Nachhausewege entledigte er sich seines Ueberziehers und anderer Kleidungsstücke, die er auf der Straße liegen ließ. Nachdem er seinen heißen Kopf genügend abgekühlt hatte, kam er erst zum Bewußtsein, daß er den Rinnstein mit dem Bett verwechselt hatte, und torkelte nach Hause. Die Kleider wurden am Sonntag früh an der sonderbaren Schlummer stätte aufgefunden und dem Verlustträger durch die Polizei wieder zugestellt. * Stollberg, 6. Nov. Das hier aufge stellte Ortsstatut, nach welchem das Ofsenhal- ten der Schaufenster an Sonn- und Festtagen, außer der Zeit, in welcher Gottesdienst statt findet, erlaubt ist, hat die Genehmigung der Kgl. Kreishauptmannschaft gesunden. * Chemnitz, 8. Nov. Der Leipziger Handlungsgehilfe Friedrich August Grindle, der hier einen größeren Geldbetrag unterschla gen hatte und geflüchtet war, ist in Innsbruck verhaftet worden. Auf dem Wege zur Wacht- stnbe jagte sich Grindle eine Revolverkugel in die rechte Kopfseite und stürzte tot zusammen. * Flöha, 7. Nov. Eine überaus rohe Tat ist in unserm Orte in vergangener Nacht verübt worden. Der Wächter der Turngeräte- sabrik, Friedrich Auerbach, wurde heute mor gen mit acht starkblutenden Kopfwunden, in einer Blutlache liegend, anfgefunden. Der Be dauernswerte, ein Invalid, lag heute mittag noch ohne Bewußtsein. Er wurde dem Oederaner Krankenhaus überwiesen. Von be hördlicher Seite sind sofort Nachforschungen nach dem ruchlosen Täter angestellt worden. Der Täter ist bereits verhaftet worden. Es wird sich um einen Racheakt handeln. * Dresden, 7. Nov. Der Minister des Aeußern, Graf Vitzthum von Eckstädt, wird dem Vernehmen nach an der bevorstehenden Sitzung des Bundesratsausschusses für aus wärtige Angelegenheiten in Berlin teilnehmen. — Im benachbarten Kötzschenbroda verstarb in der vergangenen Nacht im 91. Lebensjahre der Dr. med. Oberstabsarzt a. D. Hugo Beh rens, der unter dem Pseudonym B. Renz eine Anzahl Romane und Novellen herausgegeben hat. Er ist der Vater der unter dem Schrift- stellernamen Wilhelmine Heimburg bekannten Romanschriftstellerin. * Leipzig, 7. Nov. Im Alter von 80 Jahren ist hier der vormalige Direktor der sächsischen Landeslotterie und Lotteriedarlehns- kasse, Geh. Finanzrat Julius Robert Deumer, gestorben. Er war einer der Gründer des säch sischen konservativen Landesvereins, hatte län gere Zeit den Vorsitz des Konservativen Ver eins in Leipzig inne und gehörte als lebens- längliches Mitglied der Ersten sächsischen Kam mer an. — Am Freitag abend traf mit einem Zuge aus der Richtung Thüringen ein etwa achtjähriger Knabe hier ein, der nach Berich ten der Fahrgäste aus Amsterdam kam und der deutschen Sprache nicht mächtig war. Ein Schild an seiner Kleidung trug die Aufschrift: „Kurt Marx, wird in Leipzig in Empfang ge nommen durch Herrn oder Frau Prüfer". Die genannten Personen sind bisher nicht zu er mitteln gewesen, so daß der Knabe vorläufig im Waisenhause ausgenommen werden mußte. — Schlimme Erfahrungen machte eine Dame von auswärts mit einem bisher in Leipzig wohnenden 37 Jahre alten jüdischen Kauf mann aus Wilna in Rußland namens Jakob Sirot, den sie im vergangenen Sommer in ei nem Badeort kennen gelernt hatte. Der jetzt flüchtige Kaufmann hat es verstanden, der Dame unter der falschen Vorspiegelung, in Leipzig ein Geschäftslokal mieten und ein Par tiewaren- bezw. Parfllmeriegefchäft einrichten zu wollen, nach und nach etwa 2350 Kronen abzulocken. Als die geschädigte Dame vor ei nigen Tagen nach Leipzig kam, um sich von dem Gelingen des Unternehmens zu überzeu gen, ergab sich, daß sie in schmählicher Weise betrogen worden war. Sirot hat bereits vor mehreren Tagen seine bisherige Wohnung ver lassen und ist angeblich ins Ausland abgereist. — Wegen Doppelehe hatte sich der Packer Otto Paul Arnold aus Weißenfels in einer unter Ausschluß der Oeffentlichkeit vor der Zweiten Strafkammer des hiesigen Landgistichts geführ- cen Verhandlung zu verantworten. Das Urteil lautete auf sieben Monate Gefängnis. * Grimma, 7. Nov. Auf der Mulden brücke bei Grimma hat sich am Sonnabend ein Soldat von einem Zuge überfahren lassen. Der Soldat war sofort tot. * Markranstädt, 7. Nov. Der ganze rechte Arm zermalmt wurde vergangene Nacht
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