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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191011029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-02
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.11.1910
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In Württemberg erfolgte eine Verständigung zwischen Fortschrittlern und Nationalliberalen über gemeinsames Vorgehen. In Mecklenburg konnten sich dagegen die Freisinnigen nicht zum offiziellen Anschluß an die fortschrittliche Volks partei entschließen. Zwischen den Fortschritt- lern und Nationalliberalen der Provinz Han nover wurden die abgebrochenen Verhandlun gen über eine gemeinsame Wahl-Taktik wieder ausgenommen. In Elbing. Westpreußen, lehnte nach Meldungen von dort der konservative Wahlverein die Wiederwahl des Abgeordneten v. Oldenburg-Januschau ab. Der Abg. von Heydebrand und der Lasa, der Führer der deutschen Konservativen, hat auch auf der Versammlung seiner Partei freunde in Stuttgart die Forderung wieder- holt, daß der Reichskanzler und alle seine Be amten der Agitation gegen die neuen Steuern entgegentreten müßten, weil sonst die nächsten Reichstagswahlen ein trübes Bild ergeben müßten. Nötig ist aber auch, daß für alle Parteien der Trieb der Selbsterhaltung sich geltend macht. Bürgern,und wirke zu jeder Stund, damit allseitig erkannt werde, daß uns revolutionäre Wahlen am allerwenigsten Ge deihen bringen können. Jede Ueberzeugung in Ehren, aber es muß doch eine Ueberzeugung von positiven Leistungen, nicht von Prinzi pien des Zerstörens vorhanden sein. Eine Genugtuung hat den deutschen Redakteuren jetzt der preußische Minister des Innern. Herr v. Dallwitz, für die Aeutzerungen des Ober präsidenten von Maltzahn in Stettin gegeben. Der Minister schreibt dem Vorstande des Bun des deutscher Redakteure, daß die von dem Oberpräsidenten vorgetragene Ansicht, daß das Gros der deutschen Zeitungen in der sommer lichen Ferienzeit vielfach von jungen, noch un erfahrenen Leuten bedient werde, auch seines Dafürhaltens auf tatsächlich nicht zutreffenden Voraussetzungen beruht. Daran schließt sich dann eine Erklärung für die Worte des Herrn von Maltzahn, indem der Minister sagt: „Ich kann indessen nicht umhin, daraus hinzuwei sen, daß die fragliche Aeußerung und die scharfe Form, in welche sie gekleidet worden ist, auf die erklärliche Erregung zurückzufüh- ren ist, welche die unrichtige und das monar chische Empfinden verletzende Auslegung kai serlicher Worte seitens einzelner Preßorgane in weiten Kreisen kurz zuvor hervorgerufen hatte." Eine dreitägige Landtagssitzung. Die seit Donnerstag abend mit einigen Un- terbrechungen andauernde Sitzung des mähri schen Landtags wurde gestern um 2 Uhr nachts geschlossen. Die nächste Sitzung findet Don nerstag statt. Frankreich. So groß auch die Mehrheit war, mit wel cher nach großen Lärmszenen die Pariser Kam mer ihre Vertrauenskundgebung für den Mi nisterpräsidenten Briand wegen des Eisenbah nerstreiks beschloß, so gefährdet bleibt doch des sen Position, nachdem er den größten Teil der Sozialisten zu Gegnern bekommen hat. Das französische Volk in seiner großen Mehrheit dankt der Regierung das feste Zugreifen im Eisenbahnerstreik; die parlamentarischen Prin zipienreiter werden für ihre gegenwärtige Nie derlage Vergeltung an dem Ministerium üben und die erste Gelegenheit zu dessen Sturz er greifen. Briand ist infolge der Strapazen so erschöpft, daß er zu seiner Erholung für ei- nige Zeit aufs Land geht. Am Donnerstag nimmt die Kammer ihre Beratungen erst wie der auf; da zunächst Vorlagen zur Erörterung gelangen, bei denen keine Angriffe auf die Regierung zu erwarten sind, so kann sich der angegriffene Ministerpräsident etwas Ruhe gön nen. — Am heutigen Mittwoch findet eine Sitzung des Ministerrats statt, in der die Ent scheidung über Gehen oder Bleiben des sozia listischen Arbeitsministers Viviani und über Maßnahmen zur Verhütung ähnlicher Vor kommnisse, wie des soeben überwundenen Ei senbahnerstreiks, getroffen werden soll. Zum Nachfolger Vivianis soll der radikale Devu- tierte Puech ernannt werden. — Die Kosten des französischen Eisenbahnerstreiks sind sehr große. Nahezu dreieinhalb Millionen Francs Schaden haben die von dem Streik betroffenen Linien durch Einnahmeverlust erlitten. Wie groß die Verluste der Industriellen, Kaufleute und Landwirte sind, läßt sich im Augenblick noch nicht übersehen. Portugal. Die republikanische Regierung geht gegen die Machthaber des alten Regimes mit großer Energie vor. Augenblicklich wird dem bekann ten Joao Franco der Prozeß gemacht, dessen Diktatur im Februar 1908 den Anlaß zur Ermordung des Königs und des Kronprinzen gab. Franco wurde aus der Untersuchungs haft zunächst entlassen, weil er die geforderte Kaution in Höhe von einer Million Francs glatt niederlegen konnte. Er wird beschuldigt, dem ermordeten König Karl gesetzwidrig Mil lionen aus den Staatskassen zugewendet und widerrechtlich die Zivilliste des Königs erhöht zu haben. Seine als Kaution hinterlegte Mil lion wird Franco schwerlich Wiedersehen. Viel leicht liegt der Republik auch nur an dem Gelde. England. Die englische Regierung hat zwar die Meldung, sie wünsche Persien mit Rußland zu teilen, als erfunden bezeichnen lassen, aber trotz dem Gelegenheit gefunden, Marinetruppen in der Hafenstadt Lingeh am Persischen Golf zu landen. Die Landung von zunächst etwa 100 Mann erfolgte angeblich zum Schutze eng lischer Staatsangehöriger und andrer Europäer gegen rebellische Stämme, ist vielleicht aber schon die Einleitung zu größeren militärischen Maßnahmen. Oertttches und Sächsisches. *— November. Des Jahres vorletz ter Monat ist da und hat sich gleich recht un vorteilhaft eiugeführt. Rauhe Nvvemberstürme durchbrausen tue Gegend und künden den nahen den Winter. Wenn der November zu Ende geht, dann fangen die Kinder bereits an, die Weih nachtslieder zu singen. Das Leben ist heute so geschäftig, daß wir an die neuen Eindrücke, die uns eine jede Jahreszeit bringt, erst den ken, wenn sie da sind. Der November führt uns wieder in die festliche Zeit des Jahres hinüber. Zwar seinen größten Teil nehmen noch ernste Tage ein. Am 2. November ist der katholische Gedenktag an die Entschlafenen, Allerseelen, an dem auf Tausenden von Grabhügeln nach alter, schöner Sitte Kerzen angezllndet werden. Der Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr bringt für die meisten deutschen Bundesstaaten, mit Ausnahme von Sllddeutschland und einigen kleinen Staa ten, den allgemeinen Buß- und Bettag und ihm folgt das Totenfest in der evangelischen Kirche. Noch in den: Monat ist der erste Advents-Sonntag, der Anfang der Weihnachts zeit. Vielfach wird noch der Sankt Martins tag (11. November) als ein alter Festtag bei Trank und Schmaus und frohem Tanz ge- feiert; die Umzüge, die bis in den Ausgang des vorigen Jahrhunderts an ihm abgehalten wurden, find meist verschwunden, aber die Märkte sind geblieben, und auch die Mar tinsgans hat ihre uneingeschränkte, in den teu ren Zeiten sogar noch erhöhte Wertschätzung be- halten. Namentlich die Landbevölkerung ge denkt gern des Martinitages und kommt in dieser Zeit zum großen Einkäufen in die Stadt. Am 7. November ist der hundertste Geburtstag unseres großen Dichters Fritz Reu ter, aus dessen Werken der Volkshumor in gol dener Reinheit quillt. Drei Tage später sind die Geburtstage Luthers und Schillers. Vor vierzig Jahren ward die Einschließung von Paris enger und enger, und die Kämpfe um Orleans spannen sich an. Daß der November der trübste und nebelreichste Monat im Jahr ist, hat er oft genug schon dementiert, und je denfalls gehört nicht viel dazu, daß der No vember besser ist, wie sein Vorgänger. Am 22. November heben Sitzungen des Reichstages wieder an, dann werden wir hoffentlich Erfreu liches für unsere Zukunft hören. Wir sehen, vieles bietet der November, aber das schönste bleibt die Gewißheit: Weihnachten kommt! *— W e tt er a^u ssi ch t für Mittwoch, den 2. November: Stürmische Westwinde, bedeckt, mild, zeitweise Regen. * — Der Kreisverein für in nere Mission hält seine diesjährige or dentliche Hauptversammlung am 8. November nachmittags im „Schützenhause" zu Glauchau ab. Auf der Tagesordnung stehen außer dem Jahres- und Kassenbericht Geldbewilligungen und die notwendig gewordenen Ersatzwahlen, ferner kommt die Uebernahme der Herberge in Lichtenstein zur Beratung; auch soll über die nächstliegenden Aufgaben des Kreisvereins (Gründung von Frauenvereinen auf dem Lande und weitere Förderung des hauswirt schaftlichen Unterrichts) eine Aussprache her beigeführt werden. * — Turnerisches. Die 104. Gauvor- turnerstnnde des 19. Niedererzgebirgstnrngaues fand am Sonntag vormittag in der Halle des Turnvereins Callenberg statt. Unter Leitung der Bezirksturnmarte wurde das Tnruen von den anwesenden 125 Turnern mit verschiedenen Spielen eröffnet. Es folgte sodann ein Riegen- tnrnen mit Wechsel und ein flottes Kürturnen endete schließlich die zweistündige Turnarbeit. Nach kurzer Mittagspause eröffnete hierauf Herr Gauturnwart Wohlfahrt die Sitzung mit einer Begrüßung der Erschienenen. Nach Verlesnng eines Kartengrußes vom Kreisvertrcter Ficken wirth setzte eine lebhafte Aussprache über das Turnen ein. Sodann wurde der Bericht über das 12. Gauturnfcst in Rnßdorf und das 3. Kreisvorturnertnrnen in Zittau gegeben und die Siegerurknnden verteilt. Nach einer Geldsamm- lnng für die Unterstützungskasse und Verlesen die Niederschrift wurde die Sitzuug, die im „Plauenscheu Hof" iu Callenberg stattfand, ge schlossen. — Im selben Lokal hatte vormittags 9 Uhr bereits eine Sitzung des Turnausschusses, der sich mit der Aufstellung des Arbeitsplans für 1911 beschäftigte, stattgefunden. * — Der Verkauf von Reichs- stempelmarken zur Entrichtung der nach dem Stempelsteuergesetz vom 15. Juli v. I. vorgesehenen Abgabe (Scheckstempel) ist vom 1. November ab von der Generalzolldi rektion auch den Zollämtern in Glauchau, Hohenstein-Ernstthal und Meerane sowie den Nebenzollämtern in Lichtenstein und Waldenburg übertragen worden. * — Geldsammlungen unter Beamten zu dem Zweck, scheidenden Vor gesetzten ein Ehrengeschenk zu überreichen, sol len nach einer Verfügung der sächsischen Staats eisenbahnverwaltung fortan unterbleiben. Tie Verfügung ist gut und nachahmenswert; denn solche Geschenke verursachen nicht nur Ausga ben, sondern erregen ost genug auch noch Neid und Eifersüchteleien. Man kann scheidenden Vorgesetzten auch auf anderem Wege als durch Geschenke Beweise der Hochachtung bieten. * Hohenstein-Ernstthal, 1. Nov. Am Mittwoch abend findet im Saale des Altstädter Schützenhauses die Aufführung von Haydns „Jahreszeiten", Abschnitt Frühling und Som- mer, statt. Umfassenden Vorbereitungen und zahlreichen Proben folgte am letzten Sonn abend die Hauptprobe unter Hinzuziehung der Solisten und gab der großen Arbeit gewisser maßen den letzten künstlerischen Schliff. Die Aufführung verspricht einen großen musikali schen Genuß und wird, dem Billett-Vorver kauf nach zu urteilen, gut besucht werden. Wer noch nicht im Besitze eines Programms ist, das zum Eintritt berechtigt, der versäume nicht, sich rechtzeitig hiermit zu versehen. Den Besuch der musikalischen Aufführung können »vir allen Freunden einer wirklich guten Sache nur wärmstens empfehlen. Bemerkt sei noch, daß das Konzert der auswärtigen Solisten wegen punkt 8 Uhr beginnen muß. * — Der Altstädter Gewerbcverein hielt an» Sonnabend abend im Ratskeller eine Versammlung ab, die vom Vorsteher, Herrn Malermeister Nudelt, mit einer Begrüßung der Erschienenen eröffnet wurde. Nach Bekanutgabe verschiedener Eingänge teilte Herr Nudelt mit, daß die Vorstände der hiesigen Innungen und Gcwerbevereine eine Besprechung mit dem Stadt rat betr. die Offenhaltung der Schaufenster an den Sonn- und Festtagen hatten, wobei sämt liche Teilnehmer lebhaft für die Offenhaltung eintrateu. Die Entscheidung über die auch für unsere Stadt wichtige Frage liegt nunmehr beim Stadtrat. — Sodann verlas der Vorsteher das Protokoll über den in Crimmitschau stattge- fundeneu Verbandstag erzgcbirgischer Gewcrbc- vereine, über den mir bereits früher in unserer Zeitung ausführlich berichteter». — Zu der be vorstehenden Gewerbekammerwahl gab der Vor steher bekannt, daß der Verein auch dieses Mal wieder Wahlzcttel herausgeben wird. Die bis herigen Vertreter, die Herren Tischlerobermeister Wappler, Bäckerobermeister Kreher und Lokal richter Dähne, sollen als Vertreter wieder in Vorschlag gebracht werden. — Hierauf erteilte der Vorsteher den» Ehrenvorsitzcuden des Ver eins, Herrn Schuldirektor Dietze, das Wort zu seinem Vortrage über „Die Organisation der er werbstätigen Stünde im Altertum und in der Neuzeit." Der Redner führte etwa folgendes aus: Der Umfang des Jnnungswesens ist zeit lich und auch räumlich eiu sehr bedeutender. Schon im 12. Jahrhundert ließen sich Anfänge des Jnnungs- und Zunftwesens feststellen. Die Zeit des Mittelalters hat die kulturgeschichtliche Bedeutung der Innungen noch besser hervor- treten lassen. Das Jnnungswesen baute sich da mals mehr auf das Familieulebeu auf, bis die fortschreitende Entwicklung der Städte auch den Handwerkerstand zu größerem Ausehen verhalf. Das unter Heinrich I. im 10. Jahrhundert zum Ausbau gebrachte Städteweseu wirkte auch auf das Handwerk in fördernder Weise und die im 11. und 12. Jahrhundert anfgekommenen Märkte und Messen trugen viel zur Sammlung der Handwerker bei, die denn auch bald eigene Läden und Verkaufsstände einrichteten. Als aber die Ansprüche an die verschiedenen Ge werbe immer höher wurden, entwickelten sich am 12. Jahrhundert das Handwerk und mit ihm die Innungen zu einer damals ungeahnten Höhe. Schon im 15. Jahrhundert gab es in Nürnberg über 400 Zünfte und auch in den übrigen deutschen Städte»» war eine gleich große Anzahl von Zünften oder Gilden zu verzeichnen. Fürsten und hochgestellte Persön lichkeiten standen in damaliger Zeit ost an der Spitze dieser Innungen, die dem Handwerker eine bisher unbekannte gewerbliche Geselligkeit und einen innigeren Zusammenhang boten. Redner gab sodann ein anschauliches Bild über die Vorbereitungen und den Verlauf damali ger Jnnungsversammlungen, die im Gegensatz zu heute ein umständliches Wesen zur Schau trugen. Er fuhr hieraus fort: In der Zeit des kirchlichen Verfalls, vor der Reformation, waren es die Zünfte, die auf Zucht und Ord nung hielten und so die Städte vor dem dro henden Verfall bewahrten. Die Arbeit wurde mehr als Kunst getrieben und konnte man damals noch sagen: „Das Handwerk hat ei nen goldenen Boden." Die Erfindung der Buchdrnckerkunst, der Uhrei» usw. fielen in diese Zeit und viele andere Erfindungen gehören nicht zufällig, sondern aus tiefliegenderen Grün de»» in die Zeit der Zünfte. Doch dem Hoch gang des Jnnnngswesens folgte auch der Nie dergang. Das Beibehaltei» der alte»» Gebräuche paßte nicht mehr ii» die moderner werdende Zeit; gegei» Neueningen, die der guten Sache nur förderlich sein konnten, schritt man unnach sichtlich mit strengen Bestimmungen ein. Das 17. und 18. Jahrhundert zeigte ein dahinsie chendes Handwerk und erst im 19. Jahrhun dert, als die Erfindungen sich mehrte»», hob sich das Handwerk wieder. Die Innungen haben viel Gutes geschaffen, was ihnen auch die Neuzeit nicht schmälern kann. Auch neben dem Großbetrieb wird das ehrbare Handwerk jetzt und alle Zeit noch ein wirksames Arbeitsfeld finden. Das Handwerk muß sich nur die Er rungenschaften der Neuzeit zunutze machen und stets auf Selbsthilfe bedacht sein. Dann wird es auch in Zukunft wieder aufblühen und fest stehen. Mit diesem Wunsche schloß der Vor tragende seine interessanten Ausführungen und versprach den zweiten Teil des Themas in einer späteren Versammlung zu halten. — Herr Vorsteher Nudelt dankte dem Redner für seine gehaltvollen Ausführungei» und trat man sodann in den letzten Punkt der Tagesordnung, in die Besprechung über die bevorstehende Stadtverordnetenwahl, ein. Einstimmig be schloß mau »»ach kurzer Aussprache, sich auch in diesen» Jahre wieder dein Kartell an zuschließen. Die Einladung zur nächsten Kar- tellversammlung, die in Kürze stattfinden soll, hat seitens des Gewerbevereins zu erfolgen und soll darauf hingearbeitet werden, daß bei Auf stellung der Kandidatenliste, zu der Vorschläge in der Sitzuug gemacht wurden, die Interessen des Gewerbestandes besser berücksichtigt werden. Die Versammlung wurde sodann gegen ^12 Uhr vom Vorsteher geschlossen. * — Saalfe st der Turnerschaft. Mit einem für die gegenwärtige Jahreszeit un gewohnten Schneetreiben leitete die Turner schaft am Sonntag ihr diesjähriges Saalfest im Logenhause ein. Bei einem Sportfest pflegt es bekanntlich sehr lustig herzugehen, und diese Tatsache wird es wohl gewesen sein, die der Leitung der Turnerschast vorschwebte, als sie sich zur Veranstaltung des Festes, welches das Gewand von „a grüß Sportfast uff'm Fichtelbarg" trug, entschloß. Gegen 3 Uhr nachmittags nahm das Fest seinen Anfang und herrschte aus der neueröffneten Rodelbahn bald der schönste Betrieb. Der Festzug und die son stigen Ausführungen fanden großen Anklang. Verschiedene, munter ausgefllhrte Reigen, wie Rodler- und Wichtelmannreigen, trugen viel zur Belebung des bunten Bildes bei. Zwi schendurch gabs Konzert und eine Menge son stiger Unterhaltung. Auch die „Sportfastkapelle" war in Wirksamkeit getreten und machte eine nervenkitzelnde „Muh-sick", bis schließlich der Ball seinen Anfang nahm. Dann aber folg ten alt und jung ohne Unterlaß den lockenden Weisen der Musik zum Tanz, der bis in die frühen Morgenstunden währte. — Allen Teil nehmern werden die fröhlichen Stunden, die sie bei der Turnerschast verlebten, gewiß noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. * — Der Gesangverein „Sängerlust" hielt an» Sonntag im Saale des Neustädter Schützenhauses sei»» 34. Stiftungsfest, bestehend aus Konzert und Ball, ab. Mit den» Marsche „Deutschlands Ruhm", dem die Ouvertüre „Morgenstern" folgte, wurde das Fest wirkungs voll eingeleitet. Verschiedene Männerchöre, wie „Das Herz am Rhein" von E. Schultz, „Zieh' mit!" von Theo Nestler und „Abendläuten" von Gottlebe, bewiesen, daß der Verein eine Pfleg stätte edler Sangeskunst bildet. Im Verlaufe des Abends nahm der Vorsteher, Herr Benno Böhm, Gelegenheit, die zahlreich erschienenen Gäste und Mitglieder, besonders aber die aus Oberfrohna Herbeigeeiltei» Mitglieder des dortigen Gesangvereins herzlich zu begrüße»». Sodann überreichte er den Herren Albin Wolf und Otto Beyer, die beide dem Vereii» bereits über 25 Jahre angehören, je ein Silbersträußchen und ernannte hierbei die Jubilare zu Ehrenmitgliedern des Vereins. Zwei Volkslieder „Am Lindenbaum" und „Spinn, spinn", recht wirkungsvoll vorge tragen, erzielten reichen Beifall. Den Abschluß des konzcrtlichen Teils bildete ei»» humoristisches Terzett „Ein gestörtes Ständchen". Hiernach trat der Ball in seine Rechte, der die Teilnehmer noch lange in gehobenerStimmung beisammenhielt. * —- Der Kgl. Sächs. Militärverein Hüttengrund beging am Sonntag in de»» Räumen des Mincralbades die Feier seines 14. Stiftungsfestes. Der 1. Vorsteher des Vereins, Herr Paul Rauchfuß, begrüßte iu seiner Eröff nungsansprache die zahlreich erschienene»» Gäste und besonders die Mitglieder der hiesige»» Brudcr- vereine. Sodann nahm ei»» flott und harmonisch verlaufener Ball seinen Anfang. 2.- Kraftsportklub „Sandow". Bei dem an» Sonntag, den 30. Oktober, stattgefun denen 1000 Meter-Lauf erzielten die erster» fünf Sieger folgende gute Zeiten: 1. A. Ziegner 3 Min. 17 Sek., 2. N. Helbig 3 Mii». 20 Sek., 3. R. Vogel 3 Min. 21 Sek., 4. M. Voigt 3 Min. 30 Sek., 5. N. Krug 3 Min. 31 Sek. Die Preise, welche ü» wertvolle»» Gegenstände»» bestehen, kommen in der nächsten Monatsversammlung zur Verteilung. *— Theater im Hotel Drei Sch w a- r» e n. Die gestrige Vorstellung von Kneisels Lustspiel „Die Tochter des Kommerzienrats" zeitigte ein total ausverkauftes Haus. Viele Späterkommende mußten infolgedessen, ohne der Vorstellung beigcwohnt zu haben, unverrichteter Dinge wieder umkehreu. Die Aufführung selbst stand unter einem günstiger» Stern und der zeit weilig tosende Beifall der zahlreicher» Zuhörer bewies, daß die Direktion bei der Auswahl des Stückes einen guter» Griff getan hatte. Sämt liche Darsteller zeichneten sich durch flottes, sicheres Spiel aus uud »nachten sich um das gute Gelingen der Vorstellung sehr verdient. Besonders hcrvorzuhcben sind Frl. Marga Rich ter als Gretchen, die sich in ihrer Rolle mit sel tenem Geschick hineinfand, sowie die Damen L. Richter und Saudom. Von den Herren zeichnete Herr Borchert in scharfen Umrissen den Kommer zienrat, Herr Curt Richter der» Dichter und Herr Paul Richter der» Christian. Der Hauptmann a. D. Wolfshagei» wurde durch Herr»» Bruno Sandow gut wiedergegeben. — Heute abend geht Sudermanns „Heimat", ein stets gern ge sehenes Stück, ü» Szene. * - Wegen nächtlicherRuhestörung wurden in der Nacht zum Montag 6 Personen, darunter 4 Mitglieder des „zarten Geschlechts", zur Anzeige gebracht. Gepfefferte Strafmandate dürften ähnliche Freunde des nächtlicher» Singens und Skandalierens vor gleichen» Tun abschrecken. * — Eine gesuchte Persöulichkeit wurde am Sonntag von unserer Polizei ver haftet und dein König!. Amtsgericht zugeführt. Es handelte sich um den aus Spremberg ge bürtigen Tuchmacher Marschei, der vor» der Staatsanwaltschaft wegei» Diebstahls steckbrieflich verfolgt worden war. * Oberlungwitz, 1. Nov. Albin Rich ters Chemnitztaler Gesangsensemble, das der hiesigen Einwohnerschaft von früheren Darbie tungen her noch bestens bekannt ist, trat am Sonntag in» Saale des „Lamm" aus. Der gutbesetzte Saal zeigte am deutlichsten, daß sich die Gesellschaft hier bereits gut eingeführt hat. Es verdient aber auch besonders hervor-
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