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DrtlM IUM WMinMrnWln Amrizn Tageblatt. Nr 246 Sonnabend, den 22. Oktober 1!>I0. 37. Jahrgang. Ephoral-Kouferenz der Ephorie Glauchau In der am Mittwoch in Glauchau abgehal tenen diesjährigen Hauptkonferenz der Ephorie Glauchau hatte Herr Pastor H i e ck e in Ho henstein-Ernstthal den Hauptvortrag übernom men. Der Herr Referent, der als Thema „Das Christusbild der neutestamentlichen Apokryphen" gewählt hatte, wies einleitend auf die Schwie rigkeit des ziemlich unbekannten Stoffes hin. „Was dünkct Euch um Christus", diese Frage sei zu allen Zeiten, und in allen verschieden beantwortet worden. Selbst die erste Zeit der jungen Liebe habe kein uniformes Christusbild besessen, das sehe man namentlich an den krau sen Berichten der Apokryphen. Da die nt. Apokr. weniger bekannt seien, gebe er zunächst eine Uebersicht über dieselben, sie teilen sich ein in geschichtliche Bücher, wie die Evangelien der Hebräer, der Aegypter, der 12 Apostel, des Petrus, Thomas usw., denen die Apostel geschichten zuzuzählen sind. Diese Akta des Paulus, Petrus, Thomas Andreas usw. wei chen von unseren besonders in den haarsträu bendsten Wunderberichten ab. Ihnen folgen die Lehrfchreiben, die unseren Briefen parallel laufen, wie der Brief des Clemens an die Korinther, Briefe des Ignatius und Polykarp, der Laodicenerbrief, der Barnabasbrief, die Didache und die Didaskalia. Endlich folgen Apokalypsen, prophetische Bücher, wie die Of fenbarung des Petrus, das 5. und 6. Buch Esra, die Himmelfahrt des Jesaia und der Hirt des Hermas. Letzteres ist wohl die wichtigste Apokalypse. Das Christusbild der Apokryphen ist kein einheitliches, wie ja auch das der kanonischen Evangelien kein einheitli ches ist. Das Christusbild eines Markus ist ganz anders, als das des Johannes. So be gegnen wir in den Apokryphen direkt diame tralen Auffassungen von Christus, je nachdem die einzelnen Bücher aus den damals beste henden Sekten und den von ihnen verfolgten Tendenzen heraus entstanden sind. So wird, um mit dein äußerlichen zu beginnen, Jesus einmal als häßlich, der Häßlichste der Menschen kinder, das andere Mal als überweltliche Schön heit gefeiert, bald ist er kahlköpfig, bald erscheint er als Jüngling, ja in manchen Schürften selbst erscheint er, in denen der Gnostiker namentlich verschieden, was mit der Ueberzeugung dieser Sekte zusammenhängt, daß Christus nur schein bar im Leibe gewesen sei. Das Groteske in der Erscheinung Jesu zu schildern, ist beliebt, so schreibt man über die Auferstehung Jesu, daß aus dem Grabe drei Männer herausge kommen seien, von denen 2 Häupter bis zum Himmel ragten, der Herr habe sein Haupt im Himmel gehabt. Bei manchen dieser Schrift steller ißt und trinkt Jesus, wie jeder andere Mensch, bei anderen tut er nur scheinbar, als ob er äße und tränke. Es gibt aber irr dieser Zeit schon Vegetarier und Abstinenten, die dem Herrn Askese, d. h. Enthaltung von Fleisch genuß und gegorenen Getränken nachsagen. Daß Jesus nichl verheiratet war, steht allen Schriftstellern fest, doch geben andere durch Jesu Mund Anweisungen, daß das geschlecht lich-eheliche Leben überhaupt zu verwerfen sei. Jesus sagt nach ihnen, daß das Weib und was mit ihm Zusammenhänge, den größten Teil der Bosheit der Welt ausmache. Und der Tod werde solange herrschen, als das Ge bären dauere. Alles geschlechtliche Leben gilt darnach als minderwertig. Als Vorbild wird Jesus von allen aufgestellt, seine Lehre der Brüderlichkeit, der Feindesliebe und der Selbst losigkeit wird von allen gepredigt und als un bedingt nachzuahmen empfohlen. Klar er scheint nicht, ob die Apokryphen die unbe dingte Sündlosigkeit Jesu durchgängig lehren. Das alte Testament wird allegorisch gedeutet und dazu benutzt, um teils das Lebensbild Jesu zu korrigieren, teils es zu erweitern. Der Beruf des Herrn wird mannigfaltig erwähnt, er gilt als Messias, Knecht Gottes, Lehrer und Gesetzgeber, namentlich als letzterer, der teils die Gebote des Alten Testaments ausbildete, teils sie durch neue ersetzte, wird Jesus stark in den Apokryvhen betont. Seine Lehren be ziehen sich auf Gott, göttliche und irdische Dinge. Natürlich kommt er auch als Heiland und Retter in den Apokryphen vor, so zwar, daß er, sobald er von irdischer Not oder dem Tode errettet, er auch die Sünden vergibt. Die Theologie des Kreuzes in paulinischem Sinne wird allerdings nicht weitergebildet, kaum in ihrer ganzen Tiefe erfaßt. Der My stik des Lebens Jesu wie seiner Höllenfahrt z. B. widmet man liebendere Aufmerksamkeit. Daß Jesus nicht ein Mensch war wie wir, erscheint in der apokryphen Literatur ohne wei teres. Christus und Gott werden fast aus nahmslos stark unterschieden und ihre Perso nen und Funktionen auseinandergehalten. Christus ist Gottes Sohn, den der Vater mit Geist begabt und einzigartig liebt. Die gno stisch beeinflußten Evangelien keimen Jesus nur als einen Scheinmenschen. Was er tut, tut er nur scheinbar. Das stärkste Interesse wendet sich der Frage zu, wie dieser Jesus ins Fleisch gekommen ist, und das wird ver schieden beantwortet. Ganz stimmt man darin überein, daß Jesus nicht natürlicherweise ge boren sei. Vielmehr mutz der präexistente Lo gos auch aus wunderbare Weise ins Fleisch gekommen sein. Bei manchen erscheint der hl. Geist als Mutter Jesu, bei manchen kommt Jesus auf eigene Initiative hin durch Ver wandlungen unzähliger Art, endlich ohne den Akt der Geburt plötzlich in die Mitte der Men schen. Nach seinem Kreuzestode geht er dann zum Vater zurück. Dort herrscht er als Kö nig unter den Geistern und wird einst -um Gericht wiederkommen. Während der Zeit sei ner überweltlichen Herrschaft schützt und re giert er die Seinen. Namentlich mit Christi Wiedererscheinen beschäftigen sich die Apo kryphen liebevoll und gehen ganz in Mystik und Fabelei aus. Die theosophische und sophi stische Spekulation hat allzeit die Menschen am meisten angezogen, damals wie heute. Damals fand sich die katholische Kirche zur rechten Zeit aus der falschen Spekulation heraus und ret tete uns die Kanonischen Evangelien. Wir schulden ihr darin unseren Dank, datz sie sich nicht verwirren ließ. Es ist eine ernste War nung an unsere Zeit, sich nicht an mystische Spekulationen zu verlieren, sondern Gott zu danken, daß wir ein klares Christusbild be sitzen. Die Verschiedenheit der Christusgestalt aber soll uns nicht anfechten, erscheint er doch eben so einem jeden, wie ein jeder ihn braucht. Brauchen wir ihn nur überhaupt und geben wir uns ihm hin in brünstigem Glauben so werden wir ihn erkennen, so wie ihn unser Herz braucht. Herr Superintendent Neumann dankte dem Referenten für seine gediegene wissenschaftliche Arbeit und seinen Fleiß und knüpfte mahnende Worte an das Referat, das uns zur Freude an dem geschichtlichen JesuSbilde verhelfe. Nach kurzer Debatte erstattete der Herr Enho- rus seinen Ephoralbericht, aus dem hervor ging, daß kein inaktiver Geistlicher im verflosse nen Berichtsjahre der Ephorie durch den Tod entrissen ist. Zwei Geistliche sind durch Ver setzung aus der Ephorie geschieden, sechs da gegen in dieselbe eingetreten. Nach Gesang des Liedes „Jesu geh' vor an" schloß der Herr Ephorus mit einem Worte der Segnung die Mündige Konferenz, worauf die Geistlichen sich noch zu einem geselligen Beisammensein im Meisterhause vereinigten. Gl. Ztg. Deutliches und Sächsisches. * — Das Rezept zum Sparen. Zu allen Zeiten haben die Neigung zum Wohl leben und der Luxus einen harten Kampf mit den tatsächlichen Lebensverhältnissen geführt, aber fast nie haben, wenn nicht ein ganz bit teres Muß eintrat, die letzteren obgesiegt. Un sere reichlich lebenslustige Zeit ist, wenn wir die verschiedenen Zeitumstände in Betracht zie hen, auch nicht so gar viel moderner, wie es manche frühere war. Heute wird in den Par lamenten, von den Lehrstühlen, in Vereinen und Versammlungen der Sparsamkeit das Wort geredet, aber alle Augenblicke hören wir non neuen „zeitgemäßen" Gründungen, die der Unterhaltung dienen, viel Geld kosten, also auch das Publikum zu stärkeren Ausgaben rei zcn. Der Zug der Zeit läßt sich nicht anhal ten, wie eilte Lokomotive. Früher waren die Potentaten und Behörden weniger duldsam, sie stellten ganz bestimmte Rezepte zum Sparen auf. Bis in das 18. Jahrhundert hinein war in vielen Staaten und Städten, sogar in dem leichtsinnigen Frankreich, nicht nur eine Klei derordnung, sondern ost auch eine solche für die Vergnügungen und selbst für die Fami lienfestlichkeiten vorhanden. Und wer nicht pa rierte, den sollte mitunter auch Gefängnis tref fen; und die Köche, die wider die Vorschrift zu üppig gekocht hatten, waren zeitweise selbst in Frankreich mit Stockhieben bedroht. Bür gerliche Frauen durften keine Schleppe auf dem Straßenvflaster fegen lassen, und lange waren ihnen gewisse kostbare Stoffe zu tragen ver boten. Der erbitterte Kampf gegen die Plu derhosen, gegen den Hosenteufel, ist bekannt. Die geselligen Vergnügungen und Familienfeste wurden oft auf dem Rathause abgehalten, sie mutzten früh beginnen und zeitig enden, und ein Hoher Rat bestimmte die Zahl der Gänge für die Mahlzeit. Diese Edikte gegen das, was wir heute „modernes Leben" nennen, wur den schärfer und immer schärfer, aber gehol fen haben sie nichts; siegreich schritt die Laune der Bevölkerung darüber fort. Nur wenn bit tere Zeiten kamen, duckte man sich. Heute ist der beste Helfer gegen zu leichtes Geldausge ben neben dem festen Willen das Haushal tungsbuch. Wenn viele Leute wüßten, wie sie ihr Jahreseinkommen für notwendige, ange nehme und unnötige Ausgaben einteilten, sie würden doch einen kleinen Schreck bekommen. Bekannt ist ja, daß man lieber, viel lieber andre Leute kontrolliert, als sich selbst, aber bekanntlich gilt eine herbe Medizin als beson ders heilsam. Darin liegt das beste Rezept zum Sparen; wer es versucht, der wird das bestätigt finden. * — Durch ein Preisausschreiben des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltung sollen Erfinder und Konstrukteure angeregt werden, im Interesse der Betriebssicherheit und der Beschleunigung im Eisenbahnverkehr Erfin dungen und Verbesserungen auf folgenden Ge bieten auszuarbeiten: 1. Bauliche Einrichtungen und deren Unterhaltung, 2. Bau und Unter haltung der Betriebsmittel, 3. Signal und Tele grapheneinrichtungen, Stellwerke, Sicherheitsvor- richtnngen und sonstige mechanische Einrichtungen, 4. Betrieb und Verwaltung der Eisenbahnen. Es sind für die besten Erfindungen Geldpreise ini Gesamtwerte von 30000 Mk. ausgesetzt. Auf Wunsch erteilt das Patentbureau Wcidl, Inhaber Dr. Ing. W. Zimmermann, Dresden, Pirnaische straße l, weitere Auskunft und gibt an Bewerber Exemplare des Preisausschreibens ab. * — Zur' Geschmacksbildung des deutschen Kaufmanns sollen im Einverständnis mit den Handelskammern in Plauen, Chemnitz und Zittau in diesen drei Städten vom Verbände für das - kauf männische Unterrichtswesen in den Monaten Januar bis März 1911 Vorträge gehalten werden, die folgende >. Heinen behandeln sollen: 1. Die Brüsseler Weltausstellung und ihre Be deutung für die Entwickelung des deutschen Geschmacks. 2. Geschmacksfragen der Textil industrie. 3. Schaufensterdekoration oder die Reklame des Kaufmanns und ihre Beziehung zur Kunst. 4. Wohnung und Hausrat. * — Wie in grotzen Städten die geschäftlichen N n k o st e n w a ch- s e n, zeigt ein Beschluß der Berliner Tischler- Innung. Sie hat den einstimmigen Beschluß gefaßt, als ortsübliche und angemessene Be zahlung einer der Privatkundschaft wie den Behörden geleisteten Arbeitsstunde 1,25 Mark sestzusetzen. * Pirna, 20. Okt. Der 17 Jahre alte Kausmannslehrling G. aus dem benachbarten Ottendorf schoß sich, weil ihm sein Prinzipal wegen einiger Versehen Vorwürfe gemacht hatte, eine Kugel in die rechte Schläfe. Der Schwer verletzte wurde in das Johanniter-Krankenhaus Dohna-Heidenau gebracht, wo er kurz »ach seiner Einlieferung den Geist aufgab. * sanften, 20. Okt. Schwer verunglückt ist vorgestern vormittag in der 12. Stunde in den Militärschießständen bei Niederkaina der Erdarbeiter Schulze aus Guttau. Er fiel mit seinem Schubkarren von einer 4 Meter hohen Holzbrücke herab und wurde dadurch schwer ver letzt, daß ihm der schwere Kane» auf den Kopf fiel. Der Verunglückte ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Kleine Chronik. * Di-lout-Erhöhuug. Die Bank von England hat den Diskont auf 5 Proz erhöht. * Für die Hinterbliebenen der Opfer der Katastrophe auf Zeche „Siegfried." Der Gruben- vorstand der Gewerlschast „Siegfried" bei Giesen leitete eine Geldsammlung unter den Gewerken für die Hinterbliebenen der Opfer der ExplosionSkatn. strophc ein. Das Bankhaus Z. H. Gümpel in Hannover eröffnete die Sammlung mit 5000 Mk.. andere Vorstandsmitglieder zeichneten ebenfalls be reits namhafte Beträge. " Eine RtrsenanSsperruog in der schweizerischen Uhrenindaftrie. Wie der „Voss Ztg." aas Bern gemeldet wird, haben sich infolge von Lohnstreitig- keilen in der Uhrenfabrik Longines zu St. Immer sämtliche Uhrcnfabrikanten dcS JmmertaleS und der Gegend von Tramlingrn solidarisch erklärt und die Aussperrung sämtlicher Arbeiter aus den 5. No vember beschlossen. Es werden dadurch 30—35000 Arbeiter und Arbeiterinnen betroffen, die ohnehin schon unter dem schlechten Geschäftsgang in der Uhrmacherci zu leiden haben * Der Orlau am Golf von Mexiko. Aus Havanna wird gemeldet: Die Telegraphenverbindung mit den Städten Martinas und Cortez ist wieder hergestellt. Die Stadt Martinas ist zur Hälfte ze - stört und in Cortez sind etwa 600 Gebäude vom Orkan vernichtet. Die Zahl der Toten ist immer noch unübersehbar, sie soll in Martinas allein 1500 und in Cortez über 600 betragen. Die Gesnmtz hl der auf Kuba Umgekommenen wird jetzt aus 3000 angegeben, doch ist diese Zahl nur schätzungsweise. Der Gouverneur telegraphiert, daß der AuSbruch einer Hungersnot zu befürchten und deshalb die Zu- sührung von Nahrungsmitteln für die obdachlose Bevölkerung dringend sei - Ein Gchiff beS Unglücks. Das gestern von Chile in Hamburg angckommcne Hamburger Vier- mastschiff „Persimmon" hat während der Reise nach und von Chile 9 Mann der Besatzung durch den Tod verloren. Alle wurden ein Opfer ihres Berufs. In stürmischem Wetter stürzrcn drei Matrosen aus den Masten und ertranken. Bei Kap Horn wurde ein Mann von einer Sturzsee über Bord gespielt, 'lm den Kameraden zu retten, bemannten 8 Mann daS große Boot und gelangten auch bis nahe zu dem Verunglückten, konnten ihn aber nicht mehr er reichen und er ertrank. Auf dem Rückweg zum Sch ffe wurde daS Boot von einer Woge erfaßt, gegen daS Schiff geschleudert und vollständig zer trümmert. Fünf Mann von den 8 Insassen sanden dabei den Tod in den Wellen. * Schnurr Folgen des Bruche- eines G«s, rohreS. In Rottweil wurde die 65 Jahre alte Witwe deS Arbeiters Merz in ihrem Hause vor dem Bette liegend tot aufgesuiden. Ihr Schwiegersohn, der Schlosser Rädle, und seine Frau wurden in be wußtlosem Zustande, aber noch lebend angetroffen. Die Kinder deS Ehepaare» zwei Mädchen im Alter von einem Jahr und 6 Wochen, wurden in ver hältnismäßig günstig m Zustande getroffen und waren bald wieder bei Bewußtsein Da- Unglück ist durch den Bruch eines Ga-rohrc- entstanden * von svv Zentner« Eiseuerz erschlage«. Ter Mülle,fahrer A. Native au- Hoerde bei Dort mund stand aus dem Hoerder Hochosenwerk unter der Möllerbrückc, als sich plötzlich ein mit 200 Zent nern Erz beladener Wagen (Selbstentlader) entlud. Die Erzmassen begruben den Unglücklichen, der nur als gräßlich verstümmelte Leiche geborgen werden konnte. " Eine Gise»bah»fahrt auf de« Puffer». Mit dem Orientexprcßzug von Wien bis Budapest fuhr gestern nacht ein junger rumänischer Mechaniker auf den Puffern zwischen zwei Waggon-. Er hatte eie Reise bis Budapest gratis mitgcmacht; aus diese billige Art wollte er bis in seine rumänische Heimat kommen. Ganz geschwärzt und halbtot wurde er in Budapest hervorgezogen und verhaftet. -In seinem Besitz wurden nur 10 Pfg gesunden ' Bon etur« Eltphaute» getütet wurde ein Wärter in der Newy rker Menagerie von Bartell. Ehe der Mann entrinnen konnte, schlang ihm der wütend gewordene Elefant seinen Rüssel um den Leib und schleuderte ihn mit furchtbarer Gewalt gegen die Wand. Er fiel bewußtlos nieder und die Bestie trampelte ihn zu Tode. ' Da- Ende eine- Ra«b«-r»er-. Der Raub- Mörder Dieck, der am 12. August in Nürnberg die Kellnerin Brecher tötete und beraubte und der am 3. Oktober in St Poelten (Nieder-Oesterreich) ver- hnstct wurde, ist gestern in der Gefängniszelle tot aufgefunden worden. Dieck litt in der letzten Zeit an Wahnsinn und Epilepsie; er erklärte, er habe eine große Erfindung gemacht, welche ihn zwinge, sich einen Span in den Kopf zu schlagen. * Der AttrntSler Lucheui, der sich am Fenster seiner Zelle in Genf erhängt hat, hat es dort gerade nicht wie jemand, der im Zuchthaus ist, gehabt. LuccheiiiS Raum war eine ganz moderne Gefängnis zelle und während der ganzen Nacht elektrisch beleuch- tct. Er hatte ein bequemes Belt, einen Schreibtisch und eine kleine Bibliothek von Büchern der Tefäng- nisbiblwlhck Er hat stets eine gefühllose Roheit an den Tag gelegt, Vater und Mutter nie gekannt Als man ihn fragte, ob es ihm nicht leid tue, die Kaiserin Elisabeth ermordet zu haben, aniwortete er: ..Warum denn? Sie hat ja nie gearbeitet." * Banditenwesen an »er russische» Grenze. Das Banditenwesen an der russischen Grenze nimmt soriwährend zu In der Gegend von Ezenstochau kamen in den letzten Tagen, Sosnowicer Meldungen zusvlge, mehrere Ueberfälle auf Bankhäuser vor. Die bewaffneten Banditen erbeuteten viele tausend Rubel. Fünf Räuber wurden während der Bersolgung er schossen. Mehrere russische Polizisten, die an den Ucbcrfällen teilnahmcn, wurden verhastet * Selbstmord eine- Defraudanten. Direktor Müller von der Allgemeinen Gewerbekasse in Kloten bei Zürich hat sich mit Etrychmn vergiftet, um der Verhaftung zu entgehen In Kloten herrscht große Bestürzung; viele Gläubiger wollten in den letzten Tagen ihre Gel er abhebcn Die Kasse wurde gestern geschlossen. * Selbstmord aus einem Dampfer. Kurz vor dem Einlaufen des von Australien kommenden Dampfers „Nera" in Marseille begab sich einer der Passagiere, ein 52jähriger SchiffSarzt Allard, auss Hinterschiff und schoß sich eine Reoolverkugel durch die Schläfe. Sein Körper stürzte ins Meer und konnte nicht geborgen werden. Der Grund des Selbstmorde- ist unaufgeklärt. ' Raubaufall aus dem Bahnhof Berlia-FrieS- richstrvtze. Einen überaus frechen Raubansall ver üble in der Nacht zum Tonncisiag ein stcllungt- loscr Reisender namens Dietrich auf dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. Dort standen an den. Zuge, der um ^,12 Uhr nach der russischen Grenze gehl, eine Dame au§ Rußland und ihre Tochter. Plötzlich trat Dietrich an die ältere Dame heran und entriß ihr mit einem heftigen Ruck die Hand tasche, in der sich 600 Mark in barem Gcldc und Brillanten im Werte von über 4000 Mark befanden. Mil seinem Raube ergriff der freche Bursche die Flucht. Zahlreiche Beamte und sonstige Personen, die sich auf dem Bahnsteig befanden, nahmen die Verfolgung deS Räuber« auf, der rasch cingeholt und in da- Stalionszimmer geschafft wurde. Bei seinem Verhör legte er sofort ein Geständni- ab und betonte, daß nur die bitterste Not ihn dazu getrieben habe. » Eiae Gäuselltuer führt die Stad: Myslowitz ein, die in der Saison täglich an 8000 russische Gänse passieren Zum Ersatz der Straßen-Reini- gungökosten muß sür jede Gan« 1 Psennig bezahlt werden.