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Tageblatt für Kohenslein-ErnstHal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Hüttengrund re. Der »Lohensteln-Ernstthaler" Anzeiger erscheint mb Ausnahme der Sonn» mk Festtage täglich abends mit dem Datum des solgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. > .50, bei Abholung in der GefchLstsstelle Mg H, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk.l.50. Einzelne Nummem l0 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstolten und die Landbrteslräger entgegen. Sils Extra beilage erhallen die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustriert« Sonntogsblall'. — Anzeigengedühr sür die vgespallene Korpuszeile oder deren Raum 12 Psg., sllr auswärts 15 Psg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im »Oberlungwitzer Tagebla»' Aufnahme. 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Hatte sich Fürst Bismarck noch über „weibliche Einflüsse" zu beklagen, so hat die regierende Kaiserin von Anfang an und grundsätzlich darauf verzichtet, auf den Gang der politischen Ereignisse in irgendwel cher Weise einzuwirken. So bewahrte sich die Herrscherin vor einer Zersplitterung ihrer Kräfte, die sie ungeteilt sür die hohen und köstlichen Aufgaben einsetzen konnte, die sie sich gestellt hatte. Der körperlichen und seelischen Wohl fahrt der Stiefkinder des Glücks im ganzen deutschen Volke widmete die Kaiserin ihre un ermüdliche Fürsorge und Anteilnahme. Und wenn heute in der Armen- und Krankenpflege unendlich vieles anders und besser geworden ist, als es früher war, so verdankt das deut sche Volk diesen Wandel dem heiligen Eifer, mit dem seine Kaiserin die Werke christlicher Nächstenliebe förderte und pflegte. Die lan desmütterliche Betätigung der Kaiserin ist nur ein Ausfluß des Wesens und Wirkens, das die hohe Frau als Gattin, Mutter und Großmutter auszeichnet. Von ihrer Güte und Huld geht der Sonnenschein aus, der das deutsche Kaiserhaus erhellt. Und selten hat es in einer Familie so viel Glück und Sonnen schein gegeben, als in derjenigen unsers Kai sers und unserer Kaiserin. Nachdem die eig nen Kinder des Herrscherpaares großjährig ge worden sind, wachsen blühende Enkel heran. Und die drei prächtigen Söhne werden wäh rend der langen Abwesenheit des kronprinz- lichen Elternpaares auf der gemeinsamen Reise nach Ostasien der großmütterlichen Obhut an- vertraut sein. Wir wissen unsrer Kaiserin zum heutigen Geburtstage keinen besseren Wunsch, als daß ihr das hohe und herrliche Familien glück, das sie selber sich gegründet, für alle Zeit erhalten bleibe, und daß sie niemals des Volkes ehrerbietige Liebe als den Dankeszoll für ihr landesmütterliches Walten vermisse. Die Strafprozestreform ist gefährdet, wenn der in zweiter Lesung von der Reichs Der rote Hof. Kriminal-Erzählung von Adalbert Reinold. 7j (Nachdruck verboten.) Sie batte seit Jahren niemanden als den Iakob gekannt, der ihr gut war. dem sie ihr Leid klagen, ihre Freuden mitteilen konnte, und an Jako!' hatte sie »war einen treuen Kameraden, aber einen armseligen Freund. Der arme Junge war näinlich, je gröber er wurde, seiner Mutter ganz gleich geworden, das heißt, «r ivar halb toll. Scheu floh er vor den Menschen. — Mitten in der Nacht, gleichviel, ob in lauer, holb- dänunernder Sommernacht, oder im furchtbarsten Herbst- Unwetter, oder in strengster Winterkälte, wo selbst die Hofhunde Schutz in den wärniercn Ställen sucknen, lief der Bettel-Jakob den langen Weg nach N.. nnd zwar nach dem Kirchdorfe der kleinen Landkirche, nm hier eine Stunde und länger auf dem Grabhügel der toten Al alter »u sitzen. Mehrmals batte man ibn hier schlafend ge funden, mitten im Regenstnrm, ja unter Eis und Schnee. Jni Guten und Bösen versuchte man es, den armen Jungen von dem Grabe fern zu hallen, es balf nichts. Wochenlang schien er nicht daran zu denken, dann begann er vielleicht acht Nächte hintereinander nach dem Kirchhof zu wandern, als zöge ihn plötzlich eine unsichtbare Hand dabin. Seiner Sinne war der ungliicklche Jakob ebenfalls nicht recht mächiig, sein dunkles, grobes Auge leuchtete unheimlich, sein plötzliches Auflachcn verriet, daß seine Geisteskraft getrübt war. Mit diesem Unglücklichen hatte Martha ihre Kinder- »eit verlebt, in seiner Gesellschaft fast die ganzen Tage hingebracht. Jetzt, nach dem Tode ihrer Mutter, zog ihr Siiefvater Hartmann das Mädchen an sich und das Kind ergriff mit Freuden die Gelegenheit, eine Seele zn finden, die sich ihrer annahm. Ihren Vater hatte sie kaum gekannt, die alte Großmutter schwebte ibr ebenfalls nur wie ein Traum Ker Kindheit vor. tagskommission gefaßte Beschluß über die Ein schränkung der Oefsentlichkeit bei Beleidigungs- Prozessen im Plenum aufrecht erhalten bleibt. Die Kommission lehnte mit Stimmengleichheit den 8 172 der Regierungsvorlage ab, der in Beleidigungsprozessen eine Einschränkung der Oefsentlichkeit zum Schutze des Privatlebens der Beteiligten oder dritter Personen ermög lichen tvill. Dannt wurde auch die von der Regierung gewünschte Einschränkung des Wahr heitsbeweises in Beleidigungsprozessen ver worfen. Zwangsweise Aufhebung der sozia listischen Jugendorganisationen in Preufren. Das preußische Ministerium erließ einen Befehl an die Provinzbehörden zur zwangs weisen Aufhebung sämtlicher sozialistischen Ju gendorganisationen, da der politische Charakter dieser Jugendverbände vom Oberverwaltungs gericht festgeftellt worden sei. Internationale Verträge. Den geringen Wert internationaler Verträge zwischen Großmächten zum Schutze der Selbst ständigkeit lebensschwacher Staaten haben Ma rokko, Korea und die Mandschurei in jüngster Zeit genugsam erfahren; jetzt soll Persien die Süßigkeit des internationalen Schutzes 'n schmecken bekommen. Es ist von Interesse, dem Gange der Dinge einmal im einzelnen nachzu gehen. Infolge der Wirren im Innern Per siens verhängten Rußland wie England ihren unverlangten Schutz über das Reich des Schahs mit der Erklärung, daß sie nicht daran däch ten, auch nur einen Fuß breit Landes sich anzueignen. Rußland hielt es von vornherein für notwendig, militärischen Schutz zu leisten, und postierte in dem ihm benachbarten nörd lichen Persien Truppen. England ließ Ruß land nicht nur stillschweigend gewähren, son dern will jetzt bekanntlich gleichfalls Truppen nach Persien entsenden. Dem persischen Reiche ist die Aufteilung durch Rußland und Eng land in kultureller Beziehung zweifellos heil sam; das ändert aber nichts an der Tatsache, daß England sich selber erlaubt, was es an dern Mächten, und speziell Deutschland, als ein Verbrechen gegen das Völkerrecht auslegen würde. Es wird daher nützlich sein, sich das englische Vorgehen in Persien für etwaige Zu- kunftssälle etwas genauer zu merken. Und so sah man denn Martha jetzt auf dem Wendel hofe bald als junge Herrin walten nnd ihre natürlichen Anlagen entwickelten sich so rasch und so vortrefflich, daß sie nach kurier Zeit als Tochter des Hauses voll ständig ihren Pötten anSfüllte. Harnnann schien sein ganzes Wesen zugleich geändert zu haben; er ließ es zu, daß Martha, die, wie ihr ver storbener Vater, das beite, weichste Herz von der Welt beiaß. den Knechten nnd Mägden wieder bessere Kost verschaffte, säen cinsprechende Handwerksbnrschen er hielten auf dem Wendclüosc wiederum, wie früher, einen Slbeudimbiß und NaclNgnartier, und bald war diese Ver änderung nicht nur im Dorfe B„ sondern weithin bis zum Städtchen R. bekannt geworden. Ani luciffen über dies Regiment war anfänglich die Liebhaberin des Bauern Hartmann ergrimmt, sic war schon znr Wirtschafterin bei Lebzeiten der ver storbenen Mutter Marthas avanciert, aber nur kurze Zeit dancric ihre Wut, daun wurde auch sie freundlicher gegen Mariba, und da diese persönlich nachgiebig war und der WirüchaNcrin nichts in den Weg legte, so war das Verhälmis zwischen beiden ein leidliches. Martini war zn jung, zu unschuldig und mit den Schlechtigkeiten der Welt zu unerfahren, als daß sic eine Ahnung hätte haben sollen, wie ihr Stiefvater zn der Person stand, — sie. die bisher Verstoßene, war glücklich und zufrieden, daß der Stiefvater ihr mit Liebe und Gute begegnete. — — — — — Einer aber hatte, trotz der Verwandlung, welche mit Martha vorgcgangcn war, diese nicht vergessen, nnd das war der Bettel-Iakob. Er kam fast täglich auf deu Wcndelhof. Wenn lein dunkles Auge nicht gar so unheimlich und tückisch, sein dunkles Haar nicht so wild und struvpig gewesen wäre, nnd er selber nicht so menschenscheu, so hätte mau ihn mit vollstem Recht einen hübschen Burschen neunen können. War doch seine Minter, eines Schulmeisters Tochter, für das schönste Mädchen weit und breit bekannt gewesen. Das war eine seltsame, dunkle Geschichte. Der alte Schulmeister. Belgien. Gestern mittag haben die belgischen So zialdemokraten im Innern Brüssels riesige Plakate an die Säulen geschlagen, in denen für kommenden Montag abend zu einem Pro testmeeting gegen den Besuch Kaiser Wilhelnis ausgefordert wird. Das belgische Volk dürfte, heißt es in den Plakaten, nur dem deutschen Volke seine Sympathie bezeigen, aber nicht dem absolutistischen Kaiser. Das Meeting soll gleichzeitig ein Protest gegen die zahlreichen Verurteilungen wegen Majestätsbeleidigungen sein. Frankreich. Die strenge Bestrafung, die den Rädels führern am Eisenbahnerstreik zuteil wird, hat auch auf die verbrecherischen Bombenwerfer in heilsamer Weise einen abschreckenden Einfluß ausgeübt. Die Attentate haben nachgelassen, aber noch nicht ganz ausgehört. Einen der Hallunken ereilte sein Schicksal in dem Augen blick, als er sein Verbrechen ausüben wollte. Man sand auf eineni Gleise einen Toten, der vom Zuge zermalmt worden war, als er im Begriffe stand, diesen durch Niederlegen eipsr Bombe auf das Gleis zu vernichten. Serbien. Der Zustand des Kronprinzen Alexander von Serbien, der nach einer selbstverständlich erfundenen Sensationsmeldung nicht an Tv- phus erkrankt, sondern von Anhängern seines älteren Bruders vergiftet sein sollte, gibt fort gesetzt zu Befürchtungen Anlaß. Beide Prin zen, sowohl der jetzt 23jährige Prinz Georg, wie der kranke Kronprinz Alexander, der im Dezember das 22. Lebensjahr vollendet, ver loren ihre Mutter, eine geborene Prinzessin Zorka von Montenegro, schon im ersten Kind heitsalter von 2 bezw. 3 Jahren. Manche Ei gentümlichkeiten der beiden Prinzen erklären sich vielleicht durch die mutterlose Erziehung. Prinz Georg, der nach dem Tode seines Bru ders wieder Thronfolger werden würde, ist ein entschiedener Gegner der Verschwörergruppe. Diese gebietet auch heute noch über einen so mächtigen Einfluß im Lande, daß man viel fach glaubt, im Falle des Ablebens des Kron prinzen Alexander werde der Bruder des Kö nigs Peter, Prinz Arsen, Thronfolger wer den. Bis zur Stunde ist jedoch die Hoffnung auf Genesung des Kronprinzen Alexander noch ihr Vater, war ein gescheiter Mann und von einer grüneren Provinzialstadt nach dein elenden Heidcdorfe versetzt, warum, wußte niemand, aber man munkelte so allerlei. Der Schullehrer hatte sich irgend etwas zu schulden kommen lassen, da er aber in Hannover am Hofe Gauner besaß, so war die Sache vertuscht und er nach dem Heidcdorfe B. versetzt, was freilich nicht viel leffer war, als ein Gefängnisleben, denn als Dorf- schnlmcister mußte er förmlich am Hungertuche nagen. Seine Tochter Ilse war des alten Mannes einzige Freude, er schien mit ibr unzertrennlich und sie war nicht nur das reizendste Mädchen, sondern auch die beste Tächter, welche dem alten Vater mit rührender, innigster Liebe auhing. Ruhig lebte so der alte Schulmeister mit seiner schönen Tochter in dem bescheidenen Verhältnis einige Jagre fori, ohne daß die Donleute etwas Weiiercs über seine Vergangenheit erfahren halten, als sich plötzlich eine geheimnisvolle Gejchnlue zntrng, welche gar traurige Folgen halte. Ein Herbstmanöver sollte auf deu großen Heide flächen hinter dem Städtchen N. ahgcbalicu werden nnd der König selber, hieß es, würde diesmal erscheinen. DaS ganze Städtchen war in Anncgnu i — nnd an dem Tage, als Seine Majestät die Gnaoc halten, die kleine Stadt mit seiner allerhöchsten Erscheinung zn beglücken, standen schon früh morgens der ganze Maginrat nnd die Stadtverordneten in den unvermeidlichen Schwalben schwänzen unter der errichteten Ehrenpforte nnd eine Anzahl in weißen Tüll gekleidete Jnngfranen und Mädchen machten die Begleitung nnd froren bei dem kalten Herbstwetter, daß ihnen die Zähne klapperten. Der König war eingetroffen nnd mit ihm sein ganzes Gefolge. Das kleine Heidedorf B. war nicht ohne Anteil an dem Spektakel geblieben; schon einiacmal waren Truppen auf dem Wendelhofe nnd in B. für eine Nacht eingnartiert gewesen, nno rings nm das sonst w ein- stille Dort donnerten nnd blitzten die Kanonen, nicht geschwunden. Im unteren Teil des rechts seitigen Brustkorbes besteht eine leichte Rei zung des Lungenfelles. Der Kräftezustand ist mit Rücksicht auf die Krankheitsdauer befrie digend. Für Griechenland hegt man von dem neuen Ministerpräsidenten Venizelos die besten Erwartungen. Venizelos wählte unter absichtlicher Umgehung seiner ge treuesten Anhänger nur die tüchtigsten Perso nen für die Ministerpoften aus. Man hofft, daß die in der Armee und Marine bestehende Spaltung nach Uebernahme der beiden mili tärischen Ministerien durch Venizelos verschwin den wird, wenn auch die Offizierkorps einiger Garnisonen gegen die Leitung des Kriegsmi- nisterinms durch einen Zivilisten protestieren. Oertli i es und LächMches. * — Wetterkundige sagen für die ses Jahr einen langen und strengen Winter voraus. Sie schließen das aus dem Verhal ten einiger Arten von Vögeln, sowie daraus, daß das Polareis schon in der zweiten Hälfte des Juli so weit nach Süden vorgedrungen war, daß die Westküste Spitzbergens vvn den um diese Jahreszeit häufiger verkehrenden Tow- ristendampfern nicht mehr erreicht werden konnte, weil Packeis alle Buchten füllte und die Annäherung an das Land unmöglich machte. Die Meteorologen halten einen Zu sammenhang zwischen dem Umfange der ark tischen Eisfelder und dem Charakter des nach folgenden Winters in Mitteleuropa sür wahr scheinlich. Tatsache ist es zum Beispiel, daß noch im November 1897 sich eine Expedition nach Spitzbergen auftnachen und dort einige Zeit verweilen konnte und daß der Winter von 1897—98 in Mitteleuropa ungewöhnlich milde war. Wetterkundige meinen, daß zwischen hei ßen Sommern und strengen Wintern auf der einen Seite und kalten Sommern und milden Wintern auf der anderen Seite ein ursächlicher Zusammenhang bestehe. Oft ist ein strenger Winten einem heißen Sommer gefolgt, ost aber: ist der strenge Winter dem heißen Sommer vor angegangen. Hinwieder sind zahlreiche Fälle be kannt, in denen kalte Sommer und milde Winter einige Jahre hintereinander regelmäßig mitein ander abwechselten. Man glaubt aber, daß heiße, dürre Sommer und strenge Winter auffallend pafften die Jägerbücksen, knatterten die Gewehre der manövrierenden Reaimenter und wieherten die schönen Pferde der Kavallerie-Schwadronen. Endlich nahm der Lärm nnd das Getös« ein Ende, eine grüße Revue beschloß das königliche Vergnügen. Die Regimenter marschierten noch dewelben Abend davon und die weiten Heide- nnd Moorstächen wurden einjam wie zuvor; — als Erinnerung an all den mili tärischen Spektakel blieben nichts als zerstörte junge Wäldchen nnd ein Dutzend Soldaten, welcke je nachdem, von den Pferden gestürzt waren und Arme, Beine oder gar das Genick gebrochen hatten, von Wagen über fahren. sich bcim Schießen verletzt, oder sonst von irgend einem Unglück betroffen worden waren. In R. waren nach dein Manöver noch «ine Anzahl Herren geblieben, junge nnd alte Adelige, welche teils aus dem Gefolge des Königs teils aus Offizieren be standen; — diese Herrschaften wollten das Vergnügen einer allgemeinen Herbsijagd als Nachtisch zum Manöver genießen. Die Gesellschaft bestand aus der Elite des hannoverschen Adels. Die Herren gingen also dem edlen Waidwerk nach und schossen nach Herzenslust alles, was ihre Kugeln erreichen konnten. Eines Abends spät fuhr auf dem Wendelhof ein kleiner Jagdwagcn, mit vier herrlichen Pferden be spannt, vor; nur drei Personen waren in dem Wagen, ein Hnsarcn-Lcnlnant, ein junger Mann in Zivil und ein gewöhnlicher Hnsar, der Diener des ersteren. — Der junge Mann in Zivil fuhr selber und leitete, trotz der Dunkelheit und Unebenheit des Weges, das Gefährt mit großem Geschick. Die Herren fragten, ob sie die Nackt über im Hof« bleiben könnten, sie selber, ihre Pferde bedürfen der Rnhc. Der Wcndelbaner, damals noch der Vater Franz', bot den Gästen sein bestes Zimmer an und ließ die Pferde in den Stall führen. (Fortsetzung folgt.)