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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191010183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101018
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-18
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.10.1910
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Di« Konferenz der nationalen Arbeiter- Vereine, die am Sonntag in Magdeburg tagte, war von 180 Delegierten besucht, die nahezu 100 000 nationalgesinnte Arbeiter vertraten. Der Haupt zweck der Konferenz, einen engeren Zusammen schluß dieser Vereine herbeizuführen, wurde er reicht. — Werden die nationalen und christ lichen Arbeiter auch nicht den Einfluß gewinnen, den die sozialdemokratischen besitzen, einen Hemm schuh in der roten Bewegung stellen sie doch dar. Die Berliner Krawalle werden jetzt auch in auswärtigen Versammlungen debattiert. Die Hamburger Sozialisten hielten zu dem Zweck 25 Versammlungen ab; es ver lief alles ruhig. Oesterreich-Ungarn. Der Minister des Auswärtigen Gras Aehrenthal trat in den Delegationen dem Vorwurf entgegen, daß mit der Annektion Bosniens eine Rechtsverletzung begangen wor den sei. Die Schwierigkeiten bei der Durch führung der Annektion wurden durch den Pa triotismus der Bevölkerung, die Bereitschaft der Truppen und die Zuverlässigkeit der Bun desgenossen überwunden. Er sagte: „Ein Red ner nannte unser Bündnis mit Deutschland ein „überspieltes Klavier"'. Wir haben diesem Instrument aber sehr kräftige Töne entlockt. Das Zusammengehen der beiden mitteleuro päischen Kaisermächte hat sich in der Praxis bewährt. Die Richtigkeit der vor 30 Jahren eingeleiteten Politik ist zum allgemeinen Be wußtsein gebracht worden. Unser Verhältnis zu Italien hat sich seither herzlich und ver trauensvoll gestaltet. Unsere Streitsachen lie gen weniger aus dem Gebiete der großen Po litik, als auf dem der kleineren nationalen Reibungen und Grenzfriktionen, doch liegt die Bürgschaft des Friedens im ganzen Charakter des Dreibundes. Oesterreichs Beziehungen zu Rußland sind, einem Worte des Zaren entspre chend, einwandfrei." Frankreich. Die Bahnverwaltungen haben ihren Ange stellten vom 1. Januar ab eine Gehaltserhöhung zugesagt. Die Beamten sind fast alle zu ihrer Tätigkeit zurückgekehrt, dagegen dauern die Bubenstreiche des anarchistischen Gesindels gegen Züge und Bahneinrichtungen noch fort, ebenso aber auch die Verhaftungen; die Arrestanten werden sofort abgeurteilt. Die Polizei will eine große Verschwörung, speziell zu dem Zweck, alle Eisenbahnanlagen zu zerstören, entdeckt haben. Es stehen da Massenverhaftungen bevor. Die Züge, die verkehren, müssen große Vorsicht an- wenden, weil sich immer Hindernisse auf den Schienen finden, die die Lokomotiven zum Ent gleisen bringen sollen. Mehrfach kam es zu heftigen Zusammenstößen, bei denen die Be völkerung, erbittert über das lichtscheue und lebensgefährliche Treiben, für die Polizei Partei nahm. Verschiedentlich verweigerten aber sozia listisch gesinnte Offiziere den Gehorsam. Viel Schwierigkeiten machen auch noch die Pariser Bauarbeiter, die ebenfalls mit der Polizei hand gemein wurden. Eine unblutige Revolution hat sich siegreich in dem Spielbank-Fürstentum Monaco vollzogen. Bisher gab die Spielbank im Jahre eine bestimmte Summe außer den, Gewinnanteil an den Fürsten für die Verwal tung ab und französische Beamte besorgten alles weitere. Steuern wurden nicht gezahlt. Die Monegessen wollten aber nicht bloß steuerfrei sein, sondern auch ihre Verwaltung selbst führen. Darüber entstand wachsende Unruhe, und Fürst Albert hat nun nachgegeben. Die Stadt Mo naco kann sich eigene Verwaltung wählen und ein Budget aufstellen. Sie bekommt einen festen Fonds aus den Spielbank-Ueberschüssen. Jetzt dürfte auch das sehr vernünftige Gesetz, welches nur am Geburtstage des Fürsten den Be wohnern des Fürstentums den Besuch der Spiel bank gestattete, in Fortfall kommen. Portugal. König Manuel wird die beabsichtigte Darstellung der Revolution auf Wunsch der englischen Regierung nicht veröffent lichen, so lange er sich in Gibraltar befindet. Das Manifest, mit dem er an die Oeffentlichkeit zu treten gedenkt, wird daher auch erst erscheinen, nachdem er in England angelangt ist. Darnach wird der König ent weder eine längere Seereise unternehmen, oder sich auf kurze Zeit nach einem anderen Lande begeben, damit man in Portugal nicht sagen kann, der König mache unter dem Schutze Englands Propaganda für sich. Die provi sorische Regierung in Lissabon hob alle Titel und Orden aus. Serbien. Um das Befinden des Kronprinzen von Ser bien, der sich durch den Genuß schlechten Trink wassers während der Nischer Manövertage den Typhus zuzog, herrscht am Belgrader Hofe ernste Besorgnis. Die Krankheit tritt gerade nicht besonders schwer auf; die Konstitution des Prinzen ist aber eine so zarte, daß Beden- ken gerechtfertigt sind. Deutliches und Sächsisches. *— Herbstlich sonnige Tage? Fast scheint es, als dürften wir noch auf eine Reihe sonniger Oktoberlage rechnen, die mit ihrem matten Himmelsblau, mit ihren kräfti gen bunten Farben in Wald und Feld noch nichts von Trauer und Wehmut kennen, wie sie beim Rascheln der fallenden Blätter dann so leicht des Menschen Herz beschleichen. Frei lich, schon hat Mutter Natur ihr grünes som- merliches Gewand mit einem anderen ver tauscht; und doch erscheint sie in ihrem neuen bunten Schmuck, beladen mit der Fülle ihrer Gaben noch nicht bereit, ihr Zepter aus der Hand zu legen und ihrem greisen Nachfolger Winter die Herrschaft zu überlassen. Es ist um diese erste Zeit des Herbstes noch, als ob die Luft von feinem flüssigem Golde schwömme. Das perlende Sonnengold stählt die Nerven, die wunderbar balsamische Lust weitet die Brust, die milde Wärme der Temperatur um- schmeichelt die Sinne und Lebenslust ergreift alle. Mit einem wahren Wonnetaumel stürzt sich alt und jung hinaus in die herrliche Na tur, und draußen möchte man so recht von Herzen jauchzen und jubilieren und laut in die linden Lüfte Hinausrufen, wie wohlig es einem zumute ist. Wenn sonst die Tage zu herbsten beginnen und der Fuß durch rascheln des Laub schreitet, da steigen Gedanken der Wehmut aus in dem sinnenden Geiste und der Herbst als Symbol der Vergänglichkeit tritt in den Vordergrund. In diesem Jahre aber ver mag selbst der ärgste Grübler dem lachenden Wonnebilde, das der Herbst uns darbietet, keine trübe Seite abzugewinnen. Keiner läßt den Kopf hängen, keiner denkt an Scheiden und Meiden, alle Welt ist angesteckt von einem frischen fröhlichen, sommerlichen Leichtsinn und schmiedet Pläne, wie die herrlichen Tage am besten zu genießen sind. * — Wetteraussicht für Dienstag, den 18. Oktober: Südwestwind, Bewölkungszunahme, wärmer, zunächst noch trocken. * — Turnerisches. Unter Leitung des Herrn Lehrer Liebscher wurde gestern in Lichten stein eine gutbesuchte Frauenturnstunde abge halten. — Die nächste Gauvorturnerstunde findet am 30. Oktober in Callenberg bei Waldenburg statt. * Hohenstein-Ernstthal, 17 Okt Die von der Stadtlotterie übriggeblicbenen bezw. nicht fristgemäß abgeholten und deshalb verfallenen Gewinne waren vom Lotterieausschuß den: Stadt rat übergeben worden Heute vormittag wurden die 74 Gegenstände teils freihändig verkauft, teils an den Meistbietenden gegen Barzahlung versteigert. Mitglieder des Lotterieausschusses unterzogen sich hierbei gern der notwendigen Arbeit. Der Erlös, bestehend in 95 Mark, wird zu Gunsten der geplanten Hospitalfreistelle Ver wendung finden. — Im Anschluß an diese Ver steigerung fand der Verkauf von verschiedenen Fundgegenständen und gepfändeten Sachen statt. * — Fahrraddieb st ah l. Dem auf dem Zillplatz wohnhaften Barbiergehilfen Orgis wurde am 12. d. Mts. ein Fahrrad gestohlen. Ain Sonnabend weilte zufällig ein hiesiger Herr bei dem in Reichenbrand wohnhaften Pfandleiher Barthels, als ein junger Mann dort ein Fahr rad verkaufen wollte, aber bezüglich des Preises keine Einigung erzielen konnte. Der betr. Herr kaufte das Rad für 30 Mark und fuhr, froh über das billig erstandene Rad, wieder nach hier zurück. Der Kaus sprach sich herum und stellte es sich schließlich heraus, daß man das gestohlene Rad vor sich hatte. Nunmehr wird eifrig nach dem unbekannten Dieb gefahndet, der wie folgt beschrieben wird: Alter etwa 20 Jahre, gesundes, hageres Gesicht, Anflug von blondem Schnurr bart; bekleidet war er mit einem dnnklen Ar beiteranzug, ohne Vorhemdchen und mit einer grünen Radfahrermiitze mit rotem Stern. — Sachdienliche Mitteilungen wolle man der nächsten Polizeibehörde bekannt geben. '— Aus d e m V ere i n s l e b e u. Die Vvr- tnrnerschaft des Turnvereins von 1856 unternahm gestern, von herrlichstem Wetter begünstigt, ihren diesjährigen Familienausflng. Als Ziel hatte man den Gasthof „Goldner Löwe" in Raben stein gewählt und verlief der Ausflug zur Freude der zahlreichen Teilnehmer in froher Weise. Küche und Keller des „Löwen" haben einen guten Eindruck hinterlassen. — Ein schön verlaufenes Vergnügen hielt gestern der Gesangverein „Sän gerkreis" ini Etablissement „Bergmannsgruß" ab. — Der Jugendsparverein „Frohsinn" veranstal tete gestern im Gasthof „Grauer Wolf" einfroh belebtes Tanzvergnügen, dem eine gelungene Kinderbelustigung vorausgegangen war. *— Das diesjährige Abschie ßen der privilegierten Schützengesellschaft Neu stadt, das gestern unter reger Beteiligung der Ehren-, passiven und aktiven Mitglieder im Schießhause stattsand, nahm einen echt schützen- mäßigen Verlauf. Im Anschluß an das Schießen fand bei frohem Tanz ein gesel liges Beisammensein im Saale des Neustädter Schützenhauses statt. *— Der Neustädter G ew erbev ercin hielt gestern in seinem Vercinslokal „Stadt Glauchau" einen Familienabend ab, der sich eines außerordentlich zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte. Flotte Unterhaltungsmusik, sowie Vorträge ernsten und heiteren Charakters würzten den Abend und hielten die Teilnehmer bis zu früher Morgenstunde in heiterster Stimmung bei sammen. r.— Der Gesangverein Arion stattete am Sonnabend dem Gesangverein in Mittelbach einen Besuch ab. Bald nach der Ankunft im Vereinslokal daselbst entwickelte sich eine äußerst fröhliche Stimmung, die durch die Darbietung der edelsten Perlen des deutschen Männerchor gesanges seitens beider Vereine wesentlich gehoben wurde. Hochbefriedigt kehrten die Teilnehmer nach Mitternacht von der wohlgelungenen Partie heim. r.— Flottes sportliches Leben konnte man gestern auf dem Sportplatz beim Altstädter Schützenhaus wahrnehmcn, wo zahlreiche Sports freunde teils dem Diskus- und Speerwerfen, teils dem Fußballspiel oder dem Stabspringen oblagen und manch schöne Leistung boten. *— Theater im Hotel „Drei Schwane n". Die gestrigen Vorstellungen waren wieder gut besucht und wurden die Dar bietungen vom Publikum dankbar ausgenom men. Heute abend wird „Das kluge Eischen" gegeben. Der Donnerstag bringt eine Wieder holung von „Die Rabensteinerin", deren Erst aufführung in der vergangenen Woche bekannt- lich großen Anklang gefunden hat. *— Sonntagsbrüder. Gestern nachmitag in der 5. Stunde wurde ein hiesi ger Gelegenheitsarbeiter, der in betrunkenem Zustande auf der Mittelstraße Straßenskandal verübt hatte und den polizeilichen Anordnun gen nicht Folge leistete, in polizeilichen Ge wahrsam gebracht. — Abends in der 10. Stunde lärmte ein domizilloser Arbeiter auf dem Altmarkte, nachdem er vorher in frecher Weise in einem dortigen Restaurant gebettelt hatte. Er mußte ebenfalls in Strafhast abge- sührt werden. — In einem hiesigen Gasthaus entwickelte sich gestern abend zwischen einigen böhmischen Arbeitern und einem in der Neu stadt wohnhaften Herrn eine solenne Keilerei, bei der der Bierkrug eine große Rolle spielte. Die böhmischen Störenfriede wurden schließ lich an die Luft befördert. * Oelsnitz i. E., 17. Okt. Vergangene Nacht gegen 1 Uhr wurde die Scheune des Wirtschaftsbesitzers L. Wächtler durch ein Schaden feuer ciiigeäschert. Es liegt Brandstiftung vor. Die erste Prämie erhielt die Gersdorfer, die zweite die Lugauer Feuerwehr. * Kirchberg, 16. Okt. Bei dem Gast- hossbesitzer Herrn Otto Heilmann hier wurde in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ein Einbruch verübt. Der Dieb ist mittels Leiter durch das Küchenfenster in die Gast stube gelangt, hat aber nur 1 Flasche Brannt wein erbeutet. In derselben Nacht ist eben falls beim Gasthausbesitzer Hermann Gans auge eingebrochen worden. Hier ist der Ein brecher von der Straße durch ein Gaststuben fenster gestiegen. Durch den Lärm, welchen ein vom Büfett fallendes Bierglas verursachte, wurde der Besitzer munter und eilte herbei. Der Einbrecher ergriff hierauf die Flucht, ohne eine Beute gemacht zu haben. Der Einbrecher ist jedenfalls identisch mit deni bei Heilmann, denn die dort entwendete Flasche wurde früh entleert auf dem Gansaugeschen Grundstück ge funden. Vom Einbrecher fehlt jede Spur. * Chemnitz, 16. Okt. Die hiesige Strumpf- warenfabrik Paul Kohnke ist in Konkurs ge raten. Die Passiven betragen etwa 200 000 Mk., denen 15 000 Mk. Aktiven gegeniiberstehen. Der größte Teil der Schulden besteht aus Kapital schulden. Die Zahlungsschwierigkeit ist durch große Verluste sowie übernommene Bürgschaften und Gefälligkeiten entstanden. Es wird ange nommen, daß die Angelegenheit durch eiueu Vergleich Regelung erfährt. * Chemnitz, 17. Ott. Ein äußerst raf finierter Einbruchsdiebstahl wurde in der Nacht zum Sonnabend in einer größeren Fabrik an der Zwickauer Straße verübt. Der Dieb scheint mittels Leiter vom Nachbargrundstück aus über den Kappelbach gekommen zu sein, ist dann durch Aufsprengen des Schlosses und Einschla gen der Türfüllung ins Kontor eingedrungen und hat sich in den Besitz von zirka 100 Mark gesetzt. Offenbar vermutete der Dieb mehr, denn es sollte am andern Tage noch ein grö ßerer Betrag zur Auszahlung kommen. Die ser war aber im Geldschrank verschlossen. Durch einen Kriminalbeamten und unter Zu hilfenahme eines Polizeihundes wurden die Spuren des Spitzbuben verfolgt, und förderte das überraschende Resultat zutage, daß der erst seit kurzer Zeit bei der Firma in Stellung be findliche Nachtwächter vom Hund gestellt wurde und somit dringend verdächtig erscheint. Die Untersuchung wird Wohl Licht in diese Sache bringen. — Ein bedauerlicher Unglücksfall, dem ein Menschenleben zum Opfer fiel, ereig nete sich heute vormittag in der 9. Stunde auf dem Güterbahnhof an der Dresdener Straße. Dort geriet der 27 »Jahre alte Eisenbahnbe- dienstetc Max Paul Drechsler beim Rangieren mit dem Kopf zwischen die Puffer zweier Wa gen, sodaß der Kopf vollständig zerdrückt wurde und der Tod aus der Stelle eintrat. * Burgstädt, 16. Okt. Am Freitag wurde iu einem Nubenfelde des Ungcrschen Grundstückes an der Burkersdorf-Göppersdorfer Flurgrenzc das Beil (eine sogenannte Handaxt), mit welchem der Mordbube Gründig seine schauerliche Tat ausgeführt hat, aufgefuudcu und au die Staats anwaltschaft Chemnitz abgelicfert. * Dresden, 16. Okt. In der königlichen Bibliothek und im Albertinum ist die Entdek- küng gemacht worden, daß eine große Anzahl historischer Werke einzelner Drucke und Illu strationen von sehr hohem, teils unersetzlichem Werte gestohlen worden sind. Alle ständigen Besuck)er und die Beamten der Bibliothek wur den beobachtet, ohne daß man den Täter er mitteln konnte. Endlich gelang es der Krimi nalpolizei, den Dieb in der Person eines hoch angesehenen Dresdener Arztes, dem Schwieger söhne eines der ersten hiesigen Kliniker, zu er mitteln und zu verhaften. Die gestohlenen Werke konnten bis jetzt noch nicht zur Stelle geschafft werden. Die Angehörigen geben an, daß der Arzt, der außerordentlich vermögend ist, an krankhafter Sammelwut leidet. * Dresden, 16. Ott. Der Wächter Her- mann der Dresdner Wach- und Schließgesell schaft sah bei seinem Rundgange in der Nacht zum Sonnabend, daß in einem Zimmer des Hauses Cottaer Straße Nr. 21 die Flammen hoch emporschlugen. Zum Glück fand er die Türe zu dem Zimmer unverschlossen und so konnte er das Leben eines alten Mannes, der das Zimmer bewohnte und fest eingeschlafen war, retten. Es gelang ihm, das Feuer, das durch Entzünden von Zeitungen und anderen Gegenständen entstanden war, mit Hilfe des Bewohners zu löschen. * Leipzig, 17. Ott. Gestern vormittag wurde in Gegenwart des Königs die Ausstel- uug von Werken französischer Künstler im Museum der bildenden Künste eröffnet. Der König traf mit, dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Christian um 12sH Uhr aus dem Dresdner Bahyhof ein und fuhr im offe nen Wagen durch die Goethestraße nach dem Museum. An der Freitreppe des Museums mpsingen ihn die Herren Franz Gontard, der Museumsdirektor Professor Dr. Schreiber und .rosessor Dr. Vogel und geleiteten ihn nach der Skulpturenhalle im Erdgeschosse, wo sich vor Klingers Beethovep eine auserlesene Ge- ellschaft versammelt hatte. Der König unter- mhm einen einstündigen Rundgang durch die Ausstellung und begab sich darauf mit den Prinzen zu Fuß nach dem Klubhause der „Har monie", wo ein Frühstück eingenommen wurde. Um 3 Uhr 5 Min. verließ der König Leip zig wieder und fuhr nach Pillnitz zurück. * Leipzig, 16. Okt. Gestern mittag er eignete sich an der Kreuzung Nürnberger und Sternwarten Straße ein Zusammenstoß, der leicht ernste Folgen haben konnte. Ein Mo orwagen mit Anhänger der Elektrischen Stra ßenbahn fuhr in eine mit 3 Personen besetzte Hochzeitskutsche hinein. Zum Glück konnte der Wagenführer noch schnell genug bremsen, so daß Menschenleben nicht verletzt wurden. Die Hochzeitskutsche ist vollständig zertrümmert und die zu Tode erschrockenen Hochzeitsgäste müß en ihre Fahrt in einer Droschke fortsetzen. — Von einem Privatautomobil überfahren wurde gestern abend auf der Tauchaer Chaussee die ieben Jahre alte Tochter der in Sellerhausen vohnhaften Arbeiterin Zintzsch. Das bedau ernswerte Kind erwartete ihre von der Arbeit heimkehrende Mutter und wurde, als es aus die Straße trat, von dem herannahenden Au- tomobil ersaßt. Schwer verletzt an Kopf und Beinen, sowie mit inneren Verletzungen wurde das Kind mittels Krankenwagens nach dem tädtischen Krankenhause geschafft. * Riesa, 16. Ott. Bei Moritz sprang am Freitag nachmittag ein Bulle von der Fähre in die Elbe. Der Versuch des Fährmannes, das Tier in einem Kahn einzuholen, mißlang. Der Bulle durchschwamm eine Strecke von etwa zwei Kilometern. Oberhalb der hiesigen Schiffsbauwerst gelang es einem anderen Fährmann, das Tier wieder ans Land zu bringen. Ein leichtes Stück Arbeit war das nicht. Der Stier schwamm zweimal unter dem Kahn des Fährmannes hinweg. Schaden hatte der Ausreißer nicht genommen. * Döbeln, 16. Okt. Heute nachmittag fiel das 4jährige Söhnchen des Schuldieners Dörner beim Spielen an der Mulde in das Wasser und ertrank. * Rotzwein, 16. Ott. Die Städtische Baugewerkenschule Roßwein hat mit dem 1. Oktober aufgehört, zu existieren. Die Stadt kasse hat schon seit einer Reihe von Jahren erhebliche Zubußen geleistet und müßte für das neue Schuljahr abermals wieder an nähernd 9000 Mk. zuschießen, um die Schule auf der Höhe zu erhalten. Deshalb ist be schlossen worden, die Schule eingehen zu las sen. Auch eine Bauvor- und Polierschule, als Ersatz für die Bauschule, konnte nicht eröff net werden, da nur vier Anmeldungen Vor lagen. * Glauchau, 16. Okt. In der Streit sache Eichhorn gegen die Stadtgemeinde hat in zwischen der vom König!. Landgericht Zwik- kau beschlossene Lokaltermin stattgefunden. Die Kommission nahm die Unfallstelle eingehend in Augenschein und besichtigte sowohl das Aeußere, wie das Innere des früher Eich- hornschen Hausgrundstücks, auch von der Be schaffenheit der Kellergänge überzeugte man sich, soweit dies die gegenwärtigen Bauarbei ten zuließen. Ueber das Ergebnis der Besich tigung verlautet nichts Bestimmtes, nur soviel ist bekannt geworden, daß auch der gerichtliche Sachverständige die Wiederinstandsetzung des Gebäudes für durchführbar hält, dagegen aber bezweifelt, ob sich die Spuren der Senkung vollständig werden verwischen lassen. Wie ver lautet, soll später durch den Sachverständigen noch eine zweite Besichtigung speziell der Stra ßeneinsturzstelle und der Schleuse stattfinden, was indessen, da Erdgrabungen notwendig sind, erst nach Entfernung der Stützbalken bez. des Baugerüstes möglich ist. In der Zwischen zeit soll mit der Vernehmung der Zeugen be gonnen werden. — Heute feierte der Tischler meister Emil Blässig hier ein dreifaches golde nes Jubiläum, nämlich das 50jährige Meister- und das 50jährige Bllrgerjubiläum sowie die goldene Hochzeit. * Zwickau, 16. Okt. Von der zweiten Strafkammer des hiesigen Kgl. Landgerichts wurde in nicht öffentlicher Sitzung der wieder holt, insbesondere auch wegen Sittlichkeitsver brechen vorbestrafte Gelegenheitsarbeiter F. A. Jung aus Hohenstein-Ernstthal wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen mit Kindern unter 14 Jahren in 7 Fällen und Beleidigung in 2 Fällen unter Annahme mildernder Umstände und Anrechnung von 1 Monat Untersuchungs haft zu 1 Jahre 6 Monaten Gefängnis, 4 Jahren Ehrenrcchtsvcrlust und Tragung der Kasten ver urteilt; in einigen weiteren Fällen aber freige- sprvchen. * Zschocke«, 16. Okt. Beim Spielen fiel der beim Handarbeiter Flügel zu Besuch aus Oelsnitz i. E. gekommene 2'^jährige Sohn des Bergarbeiters Selbmann in einen Teich und ertrank, da der Unfall nicht bemerkt worden war. * Hartenstein, 16. Okt. Der tödliche Unglücksfall, der sich am Abend des 26. März d. Js. auf dem Bahnhof in Nieder-Würsch nitz ereignete, hatte jetzt ein Nachspiel vor dem Schiedsgericht für Arbeiterversicherung der sächsischen Staatsbahn in Dresden. Der auf dem genannten Bahnhof beschäftigt und da-
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