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SkilM W HohMkiii EriMli!« äiittltN Tageblatt. Nr. 243. Mittwoch, den 19. Oktober 1910. 37. JahMiiq Oertliches imdSächstsches. *— Ein Zusammentreffen der Erde mit dem Ha! leyschen Kometen ist, wie jetzt wohl zweifelsfrei festgestellt worden ist, im Mai gar nicht erfolgt. C. D. Perrinö in Cor dova (Argentinien) weist an der Hand seiner Beobachtungen vom 18.-20. Mai nach, daß die Hauptstrahlen des Halleyschen Kometen am 2O./21. Mai nördlich an der Erde vorbeigegangen sind. Aehnliches haben auch andere Beobachter der südlichen Hemisphäre unserer Erde festgestellt, wie Innes in Johannesburg, Evershed in In dien. Somit können es nur unbedeutende Nebenstrahlen oder Schweifwolken gewesen sein, die in Berührung mit der Erde gekommen sind und hier atmosphärische Lichterscheinungen oder Störungen der elektrischen und magnetischen Zu stände verursacht haben. *— Die Anträge aus Ausstel lung derWandergewerbescheine für das jeweilig folgende Jahr häufen sich in den letzten Wochen des Jahres immer derart, daß eine Erledigung sämtlicher Anträge bis zum Beginn des neuen Jahres oft nicht mög lich ist. Da den betreffenden Gewerbetreiben den aber meist sehr daran gelegen ist, den Schein schon sofort bei Beginn des Jahres in den Händen zu haben, empfiehlt es sich, die Erneuerung des Wandergewerbescheines schon jetzt bei der Ortsbehörde zu beantragen. * — Eine Einschränkung in der Erteilung des Wandergewerbe scheins ist von der Reichsregierung beab sichtigt. Es sind vielfach Klagen, namentlich auf dem Platten Lande, über die herumziehen den Händler laut geworden, die der angesesse nen Kaufmannschaft oft recht scharfe Konkur renz machen. Die Erteilung des Scheines, die zurzeit nur versagt werden kann, wenn Gründe gegen die Persönlichkeit sprechen, soll vom Nachweise des Bedürfnisses abhängig gemacht werden. Infolgedessen müßte auch der Gel tungsbereich dieses Scheines beschränkt werden, während er zurzeit unbegrenzte Geltung inner halb der Reichsgrenzen hat. Eine wirksame Bekämpfung des Hausierhandels käme dem Mittelstände, namentlich in den kleinen Städ ten, und zwar Konsumenten sowohl wie Pro duzenten, sehr, zugute. * — Belohnungen für Eisen bahnarbeiter. Den Arbeitern bei der sächsischen Staatseisenbahnverwaltung werden bekanntlich nach Vollendung einer mehr als 25jährigen Dienstzeit bei befriedigender Füh rung von 5 zu 5 Jahren steigende Belohnun gen in Form einmaliger Lohnzulagen gewährt, die nach 25jähriger Dienstzeit 50 Mk. betra gen und in den genannten Zeitabschnitten sich bis auf 60, 80, 100 und 200 Mark erhöhen. Derartige Belohnungen konnten im dritten Vierteljahr 1910 an 36 Arbeiter nach 25jähri- ger Dienstzeit, an 29 Arbeiter nach 30jähriger Dienstzeit, an 47 Arbeiter nach 35jähriger Dienstzeit, an 11 Arbeiter nach 40jähriger Dienstzeit und an 3 Arbeiter nach 45jähriger Dienstzeit bewilligt werden. * — Ist ungenügendes Bier einschenken Betrug? Diese in Mün chen verneinte Frage — eine Anzahl von Bier zapfern und ihr Prinzipal wurden freigespro- Der rote Hof. Kriminal-Erzählung von Adalbert Reinold. (Nachdruck verboten.) So saften die alte Mutter und das fünfjährige Kind des bleichen Toten an seinem Sarge, bis die Träger eimrurcu, bis sic den Deckel hoben, die Leiche damit bedeckten und der Tuchler die Nägel des schwarzen Bene- cinbäinmertc. Tas schöne Meid des toten Wendelhof-Bauern trat erst ein. als der Sarg geschlossen war. Die schn arre T ancriracht, welche modern und reich war. hob die Schönheit der Frau noch mehr hervor; — ihr Gcnckt war bleich und ihren Augen schienen Tränen entflossen zu sein. „Ich habe nie Tote scheu können, — ich würde den Anblick nicht ertragen, weinen Mann im Sarge zu er blicken", hatte sie zn ibrcr Schwiegermutter gesagt; jetzt war der Sarg geschlossen, der eicbcuc Deckel undurch sichtig. Lcue brauchic den Anblick des Toten nicht mehr zu fürckuen. Der traurige Zug setzte sich iu Bewegung: — die Mutter des Verstorbenen, die Greisin, lieft es sich nicht nehmen, mit ihrer Enkelin den Stublwagcn zu er klettern, und trotz des weiten, beschwerlichen Weges dem toten Sohu das Geleit zum Kirchhofe zu geben. „Ich habe ihm das Leben gegeben", schluchzte die Greisin, „der Mutter Pflicht ist es auch, ihr gestorbenes Kind dem lieben Gott selber in den Schob, ins Grab zu legen." Die Frau folgte nicht — die gefühlvolle Gattin konnte es nicht ertragen, ihren Mann iu die schwarze Grubc senken zn sehen. Die Dörfler waren fast alle auf den Wendelhof qe- eilt. — Jeder nahm Anteil an dem Tode des Bauern, an dem so unglücklichen, raschen Tod. — Franz war, wie sein Vater, ein guter, menschenfreundlicher Mann gewesen, zu dem in Not niemand kam, der nicht Hilfe fand, soweit eS in seinen Kräfte» lag, — deshalb auch chen — soll nun vom Reichsgericht entschieden werden, da die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt hat. Für jeden echten Bier-Konsu menten ist das eine bedeutsame Angelegenheit; denn, wenn er auch nicht gerade wünscht, daß schlechte Zapfer brummen sollen, für ein rech tes Maß hat er doch alles Verständnis, weil es eine wohlbegründete „Forderung des Abends" ist. * — Zuckermais. Ueber ein neues Gemüse, das in Amerika sehr beliebt ist und sich mehr und mehr auch in Deutschland einbürgert, be richtet der praktische Ratgeber. Es ist der Zucker mais. Seine Kerne schmecken wie Zuckererbsen und versorgen namentlich im August und Sep tember die Küche. Wer sich für diese neue Ein führung interessiert, sollte sich die neueste Nummer des praktischen Ratgebers im Obst- und Garten bau in Frankfurt a. O. senden lassen, die Aus führliches darüber enthält. Zusendung erfolgt kostenfrei. * Flöha, 17. Okt. Vor zwei Jahren hatten bei den hiesigen Gemeinderatswahlen in der Klasse der Ilnansässigen die Sozialdemokraten eine empfindliche Niederlage erlitten. Wie ost in solchen Fällen, fochten sie die Wahl an mit der Begründung, daß die Wahllisten von der Gemeindeverwaltung aufgestellt worden seien, statt — wie K 41 der Rev. Landgem.-Ordnung vorschreibt — vom Gemeiuderat. Der Protest war damals abgcwiesen worden. Heuer finden wieder Gemcinderatswahlen statt, und mit Be zug auf diese gab Gcmcindevorstand Lehnert in der letzten Gemeinderatssitzung öffentlich bekannt, um einem unbegründeten Protest aus dem Wege zu gehen, werde er diesmal die Aufstellung der Wählerlisten dem Gemeinderat übertragen. Das werde, da diese Arbeit mehrere Tage erfordert, zwar eine Dauersitzung zeitigen, sei aber nicht zu ändern, wenn man Wahlcinsprüche vermeiden wolle. Der Gemeinderat war über diese Mit teilung wenig erbaut. * Freiberg, 17. Okt. Seit einigen Tagen sind in der hiesigen Zigarrenfabrik von Richard Barth etwa 80 Arbeiter ausständig. Trotzdem die Finna Barth zu den Fabriken gehört, die nachweislich die höchsten Löhne zahlen, stellten die Arbeiter erhöhte Lohnforderungen, und trotz dem die Firma zu Entgegenkommen bereit war, trat etwa die Hälfte der Arbeiter in den Aus stand. * Marienberg, 17. Okt. Die Maul- und Klauenseuche ist unu leider auch iu unserer Stadt zum Ausbruche gelangt, und zwar in dem Grund stücke des Gasthofs „Zu den drei Mohren" hier. Die Seuche ist bei einem auf dcni hiesigen Bahn hofe angekommenen Transport von 52 Handels schweinen festgestellt worden, die hier die vorge schriebenen sieben Tage unter Beobachtung stehen sollten, und von denen ein Teil nach dem genannten Gasthofe gebracht worden war. Alle 52 Schweine sind abgeschlachtet worden. * Olbernhau, 17. Okt. Heute vormittag geriet der 23jährige Maschinist Knauthe, der eben erst seine Stellung in der Arnoldschen Holzwarcnfabrik angetreten hatte, in den im Gauge befindlichen Motor. Dem Unglücklichen wurde ein Bein ausgcrissen, ferner erlitt er noch innere Verletzungen, sodaß ihn kurz darauf der Tod von seinen Qualen erlöste. * Löbau, 17. Okt. Wegen der Maul- und I wischte manche sonnverbrannte Hand eine Träne aus dem Ange, als jetzt der Mann zn Grabe getragen wurde, der ihnen so manches Gute erwiesen, der ihr Freund und Helfer gewesen. Ein kleiner, achtjähriger Knabe befand sich unter der Menge. Trotz des rancn Herbstwetters war der Kleine nur mit dünnem Leinmandgewand bekleidet; — überdies gewährte das Kind einen eigentümlichen An blick. Tas schwarze Auge funkelte unheimlich, mit einem Dorncnstecken, den er zum Treiben der Schafe benutzte, fuchtelte er hin und her, und lief, trotzdem man ihn abznwehren suchte, hinter den» Wagen her, auf welchem die Leiche stand. Der Knabe gewahrte plötzlich auf dem folgenden Wagen die alte Bäuerin und die kleine Martba. „Ho, ho!" schrie der Knabe, „sichst Du, arme Martha, jetzt fahren sie Deinen toten Vater auch dahin, wie neulich meine arme Mutter, — ho, ho. Du kannst znm Kirchhof fahren, ich bin dahin gelaufen, zwei Stunden weit, meine Füße bluteten, als ich in der Nacht wiederkam, denn ich wollte nicht von der Kuhle, wo sie meine arme Mutter hineingcworfen hatten. — O, meine Mutter war so gut, — Dein Vater auch, er hat mir diese Schuhe geschenkt, und ich durfte mich aus dem Wendelhof satt essen, so lange er lebte, — nnn ist er tot. — und wird hiugeworfen, wo sie meine Mutter hinwarfen; — ich will mit, — ich will' meine Mutter sehen!" - und der Knabe lief neben dem Wagen her. „Ter Iakob wird, meiner Seel, eben so toll, wie seine Mutter war", sagte einer im Gefolge zu dem neben ihm Gehenden. Und vom "Wagen ans zeigte der Führer dem Bettel- Iakob vernähten die Peitsche und rief ihm zu: „Wenn Du mit willst, Jakob, so sei ruhig und gehe hintenan bei den Leuten vom Dorfe." „Er ist tot. — in den Moorsee gestürzc, — hi, hi. — ich Habs gesehen", murmelte der Junge und lieft den Leichenzng an sich vorüberziehen. „Was soll ich auch mit. — zur Mutter kann ich doch nicht kommen. Klauenseuche mußten iu den Ställen des Vieh händlers Zschicdrisch 104 Schweine sofort abge- schlachtct werden. Kleine Chronik. * Allerlei. Ein Antrag aus Haftentlassung des wegen Betruges beim Ankauf dcS Seebades Heiligendamm fest- genommenen Walter John-Marlittistabgelehnt worden Die Schulden einschließlich dec wertlosen Wechsel sollen sich über eineinhalb Millionen belaufen. Da gegen sind die beiden Newyorker Zollschwindler und Kunsthändler Duvcen gegen Kaution freigelassen worden. — Die beiden Hochstapler Margolin und „Graf" de la Ramcc. die so viel von sich reden machten, werden in dieser Woche an Deutschland ausgeliefert und von deutschen Gerichten abgeurteilt. — Der Engländer Charlton, der seine Frau er mordete und in den Comer See warf, kommt vor die italienische Justiz — Der Einsturz einer morschen Brücke veranlaßte in Ollahama den neuesten ameri kanischen Bahnunfall. Gegen 50 Personen sind tot und verletzt. — LiebeSgram ließ eine junge Berliner Verkäuferin auS dem Fenster springen. Lebensgefährlich verletzt brachte man sic ins Kranken haus. — Wegen Nahrungssorgen tötete sich in Berlin ein76jähriger Greis durch einen Fenstersprung — In Paris erschoß sich ein junger Gatte, der Sohn eines Generals, weil feine Frau nicht- mehr von ihm wissen wollte — In Czelers im Allgäu ist der Landwirt Enterich in eine Jauchengrube gefallen und darin ertrunken. Sein Vater, sein Knecht und ein Nachbar, die ihn retten wollten, wurden selbst betäubt und mußten gerettet werden — In dem Volk-viertel Garibaldi in Venedig ist durch eine Dynamitexplosion ein Hau- zerstört worden. Dabei wurden drei Personen tödlich, mehrere leichter ver letzt. — Infolge WcgwcrfenS eines brennenden Streichholzes ist da- Kabelwerk bei Dui-burg bis aus die Umfassung-maucrn nicdergebrannt. Der Schaden beträgt über eine Million, ist aber durch Versicherung gedeckt. — Durch einen versehentlichen Schlag auf eine Dynamit-Parrone entstand in einem belgischen Kohlenbergwerk eine vorzeitige Explosion. Eine ganze Zahl von Arbeitern ist schwer verletzt. — Aus der Simplonbahn fausten infolge Kuppel bruch- 18 Güterwagen mit voller Gewalt aus einen im nächsten Bahnhof haltenden Zug. Zwei Bremfer sind tot, einer verletzt — Die Zahl der bei dem Orkan auf Kuba und anderen Inseln de- Golfe- umgckommenen Personen wird auf IVO geschätzt. — Die Strafkammer dcS Landgerichts in Saarge- münd verurteilte den Postkutscher Roland von Kleinrosscln, der kürzlich 80000 Mark aus seiner Postkutsche entwendet hatte, zu 2 Jahren Zuchthaus. — Bei einem Brande in der Posthalterei zu Solingen wurden ein Kutscher und zwei Arbeiter in ihren Schlaskammern vom Feuer abgcschnittcn und mußten aus dem Fenster springen. Zwei sind schwer verletzt, ebenso ein Bahnbeamter, der sich retten wollte. — Ein Berliner Kutscher nahm sich das Leben, weil ihn die Krankenschwester, die ihn während eines Unfalls gepflegt hatte, nicht heiraten wollte — In Hamburg wurde in ver gangener Nacht in dem Juweliergeschäft von A. Timm ein Einbruch ausgesührt, bei dem Juwelen und Goldsachen im Werte von über 100000 Mark gestohlen wurden. * Nene^viehsperre für den Berliner Mager- Viehhof. Nachdem erst vor kurzem der städtische Vichhof wegen Maul- und Klauenseuche gesperrt der Totengräber hat gesagt, er würde mich totschlagen, wenn ich wiederkäme." Der Bettel-Iakob, wie der Kleine im Dorfe B. ge nannt wurde, ging langsam zurück; jetzt blieb er am Moorsce stehen, wo der Fahrweg besonders schmal war. „Der Wendelhofbauer tot", flüsterte er, „hier war es, — ich kam übers Feld, — er hatte den alten Peter vor, dessen Zähne znm Mnnd herausstehen, der wie mein Spitz fromm ist, und kaum mehr laufen kann; aber das Moorgespenst kam dort aus den Weiden, es wollte den alten Peter in den See reiften, ich sah es, aber Peicr sprang hochanf seitwärts, daß der Wagen kippte und der Wendelhosbauer stürzte kovfüber in den Moorsee. Ick hab es gciehen, aber ich darf cs keiner Seele erzählen, denn sie sagen: Wer das Moorgespenst sieht, muß schweigen wie das Grab, sonst stürzt man selber in den See, und Jakob will noch leben." Der Bettel-Iakob lief querfeldein, während der Lcichenzng seinen traurigen Weg nach dem Friedhof der Laudkirche verfolgte, welcher der Wendelhof eingcpfarrt war und der dickt vor dem Städtchen R. lag. Der Wendelhof war wie ausgcstorben, hätte nicht der große Kettenhund von Zeit zu Zeit ein dnmvfes Knurren, das sich in ein häßliches Geheul verlor, auS- gestofteu. man hätte glauben können, keine lebendige Menschenseele sei in dem Bauernhause und in den Scheunen zn finden. Und dock schritt jemand durch die Räume drinnen, dies war die Bäuerin, die Herrin des Wendelbofes. Das schöne Weib war allein mit der Kuhmagd und dem Pfcrdejnngen auf dem Hof geblieben; sämtliche anderen Domestiken gaben dem verstorbenen Bauern das Geleit. Die Bäuerin schritt gehobenen Hanvtes von einem Raum in den andern, sie durchwanderte selbst die Scheunen und Ställe. Ihre Gedanken hingen sicher nickt an dem Toten, der noch auf der Strecke zwischen dein Wendelhof und seinem Grabe unterwegs war; — sie batte ihren Mann niemals wahr und echt geliebt. werden mußte, bestand jetzt schon wieder die dringende Gefahr einer neuen Sperre. Auf dem Mager-Vichhos ist bei einem Bullen die Maul- und Klauenseuche festgestellt und infolgedessen die Sperre über den Magervichhof verhängt worden. * Berlin soll zahle«. Infolge der Moabiter Strcikkrawalle sind bisher bei dem Magistrat Ber lin 102 Schadenersatzansprüche angemcldet worden. Von diesen Anträgen sind 15 sogleich abgewiesen worden, weil sie in dem Tumultgesetz keine Be- gründung fanden. In den anderen Sachen sind die zur Feststellung dcS Tatbestandes erforderlichen Ermittelungen angeordnet worden. * Nachspiel zu» Dortmunder vauttrach. Ge heimrat im Walle in Münster, der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrate- der Niederdeutschen Bank, hat jetzt, wie telegraphiert wird, ebenfalls die Eröffnung des Konkurses über sein vermögen beantragt. * verhaftete russische Vauluvteusälscher. Russische Falschmünzer, die einer internationalen Bande angehörcn, schmuggelten seit kurzem von SoSnowicc auS über die Grenze nach Deutschland gefälschte Banknoten in bedeutender Höhe. Die russische Grenzpolizei verhaftete nunmehr zwei Herren und eine Dame, die Hauptansührer der Bande. Ueber 400,000 falsche Rubelnoten wurden bei ihnen gefunden. * In eiue empfindliche Strafe wurde vom Landgericht Gera cin Sachverständiger auS Leipzig genommen, der eS in einem Zivilprozesse unterlassen hatte, sein Gutachten, zu dessen Abgabe er sich be reit erklärt hatte, cinzusenden. Ferner hatte er e» unterlassen, die Prozeßakten zum Termin einzusenden, sodaß der Termin vertagt werden mußte. Der Sachverständige wurde in eine Geldstrafe von 525 Mk. genommen. * Aufgehoben,S Todesurteil. Da- OberkriegS- gericht des 1. Armeekorp- in München verhandelte als Berufungsinstanz gegen den Infanteristen Högerle, den seinerzeit das Kriegsgericht wegen Raubmordes an der Geschäftsinhaberin Hierer zum Tode verurteilt hatte. DaS Oberkriegsgericht hob daS Todesurteil aus und erkannte wegen schweren Raubes und Tot. schlag« aus lebenslängliche Zuchthausstrafe. * LiedeStragödie. Im Südosten Berlin- spielte sich eine Liebestragödie ab. Dort schoß der 30jährige beschäftigungslose Arbeiter Otto Klapproth mit einem Revolver auf seine Schwägerin, die 26 Jahre alte Frau Baumgart, mit der er ein Verhältnis unter hielt, und brachte sich dann selbst mit der Waffe eine Wunde bei. Frau Baumgart erhielt einen Sckuß in die Brust und wurde in sehr bedenklichem Zustande nach dem Krankenhausc Bethanien gebracht, während Klapproth, der ebenfalls lebensgefährlich verletzt ist, als Polizeigefangener nach der Charitö übergeführt wurde. * Welche europäische» Staale» wart« schon ohue Monarchen? Die Zahl der Staaten Euro pas, die längere oder kürzere Zeit Republiken resp. ohne Herrscher wären, ist größer, als viele denken. England war schon Republik unter Oliver Cromwell, Frankreich ist zum dritten Mal Republik, Holland hatte diese StaatSsorm zur Zeit seiner Losreißung von Spanien und Napoleon'- I., Belgien war ohne Herrscher vor der Wahl de- eigenen Königs, Por tugal ist Republik geworden, Spanien war daS schon zweimal, Italien hat zahlreiche Republiken im Mittelalter gehabt und war dies zur Zeit Napole ons I; auch Griechenland und Bulgarien waren schon ohne Herrscher, und die Schweiz war e- stets. sie batte mir den reicken Hofbesitzer geheiratet, um Herrin zu werden, und als solche fühlte sie sich jetzt erst, jetzt, wo ihr Katte tot war. Ein lästiges Band war der Tote für sie gewesen, zumal seitdem er zu kränkeln begann: jetzt war die Laß von ihr gewälzt, sie war Herrin ihrer selbst und konnte zwanglos schalten und walten, wie sie wollte. Als die Bäuerin aus der großen Tür des Wohn hauses trat und rechts nach einer Scheune über den Hosplag gehen wollte, heftete sich ihr Blick an eine Hausickwelle; — erschrocken, ja fast wie angewurzelt blieb sie stehen, — an dieser Schwelle, kaum einige Schritte von der Tür ab, befand sich ein langer, roter Streifen auf der sauberen grünen Oelfarbe, — eS war Blutt — Die Fran faßte sich, sie ging raschen Schrittes in die Scheune und rief hier laut die Magd. Als diese erschien, befahl sie in kurzem Tone, die Schwelle an der Stelle zu reinigen, wo an dem Un- glücksabend die Tagelöhner den Bauern hingelegt hatten, um gegen die Tür zn pochen, welche verriegelt war. Sie schalt, daß es nicht schon geschehen. „Der Fleck geht nicht ab", erwiderte das Mädchen, „wir haben schon gestern, als die Bäuerin es befahl, alles versucht, das Blut muß sich in die Farbe gefressen haben." „Versuche es noch einmal und schabe den Fleck mit der Hacke oder einem Messer weg", entschied die Bäuerin und ging dann in die Scheune, wo rechts und links die Kuhstäudc sich befanden, hinter welchen nahe an hundert der schönsten Kühe ihr Futter verzehrten, oder wiederkäncnd und von dieser Arbeit ausruhend, sich wohlgefällig auf die weiche Streu gelagert batten. Als die Hosherriu ins Hans zurückkebrte, fand si* die Magd beschäftigt, den Fleck mit einer Hacke weg« zuschaben: sie ging rasch vorüber, die Diele entlang; als sic jedoch an der Stubentür vorüberschritt, hinter welcher nach vor einer Stunde ihr toter Ehemann im Sarge gestanden, durchfröstelte es die Frau. (F. ft)