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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191010096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-09
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.10.1910
- Autor
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Wenige Sekunden später war das Zimmer des älteren Hellingen, daraus der Schutz ge tönt, der Schauplatz einer aufregenden Szene. Das Brautpaar, der Detektiv, der Wirt und sämtliches Personal drängten in die geöffnete Tür hinein. Aus dem Fußboden lag ausgestreckt, die Waffe noch in der Rechten, entseelt der Ma joratsherr. Von einem Schrank waren die Tü ren weit geöffnet, wie von hastiger Hand. Aus einem Tischchen daneben lag das vermißte Bracelett. Kein Brief, kein Zettel erklärte den Zu sammenhang. Der Tote hatte es den Leben den überlassen, die Konsequenzen zu folgern. Das Glück der beiden, die ihn um das eigene Glück gebracht, zu zerstören, — die Ehre des Bruders zu verdächtigen, — hatte er in ei nem Augenblick des Alleinseins den Schmuck an sich genommen. Eine Handlungsweise, zu der nur ungezügelte Leidenschaft sich zu ver irren vermag und die der Verirrte jetzt mit sei nem Leben bezahlt hatte. W« Cretin? Skizze von S. Halm. (Nachdruck verboten.) Hi, hi — die Leute sagen ich sei ein Cre- tin. Hi, hi — ich muß immer lachen, wenn ich sie schwatzen höre. — Warum ich ein Cre tin sei? Weil mein Vater schon vor meiner Geburt an Säuferwahnsinn zu Grunde ging? Oder weil ich einmal als Bub die Treppe hinabfiel und seitdem einen Höcker trage. — Die Welt ist so komisch mit all ihren vie len klugen Menschen! Einer schilt den andern einen Narren. Nur Dutzendmenschtum gilt, sicht sich durch. Wehe dem Armen, der ande rer Meinung ist als die Masse. „Narr! Cre tin!* sind ihm sicher. Und dabei ist einer immer närrischer als der andere. Hat nicht jeder seinen speziellen Piepmatz? Keiner läßt die Meinung des an deren gelten. Der schwärmt für Göthe, zitiert den Faust wie am Schnürchen. Was? seinem Nebenmanns langweilt das? Der Götheenthu- siast murmelt etwas von Troddelosis. Der schwärmt für hübsche Balletratten. Dieser re det von zunehmender Verblödung in der Tanz kunst. Ein anderer geißelt die Dunkanschule. Hier liegen sich Freigeist und Zentrumsmann in den Haaren. Dort ärgert sich einer über politische Kannengießerei. Ein Jünger Aes- kulaps erklärt den anderen für einen Pfuscher. Alte und neue Kunstrichtungen sprechen von längst überwundener oder verschrobener Neuerungssüchtelei. Und jeder dünkt sich so klug!! Ich aber lache — lache — es ist so komisch — wie sie alle streiten — sich erhitzen, befeh den, verleumden! Ich darf lachen — denn ich bin ein Cretin. Mitleidig duldet man mein Lachen. So ein armer Troddel, so ein Degenerier ter, Komplettverrückter ist ja nicht ernst zu neh men. Ich darf sie ruhig auslachen. Sie la chen manchmal sogar mit. — Und ich lache über die Schwüre der Ver liebten. In zwei Jahren verfluchen sie ihre Verblendung. — Ich lache über den neuen Freundschastsbund. Uebers Jahr machen sich Hans und Franz erbittertste Konkurrenz, sei es aus materiellem Gebiete oder auf dem der Liebe. Ich lache — lache. — — Nur wenn ich ein Mütterlein sehe, die ihre Kleinen betreut, beschützt, sich abrackert und härmt — dann lache ich nicht. Mein Mütterlein ist lange tot und hat sich auch geplagt, geschunden, gegrämt uni mich und aus mir ward trotzdem ein Cre tin. — Und wenn ich ein Tier leiden seh — so muß ich weinen. Die anderen zucken die Ach seln darob. Ja nur ein Cretin kann's eben nicht verstehen, warum ein Tier unter der Willkür des Menschen gar so arg leiden muß und wehrlos dem Sonntagsjäger, dem Domp teur preisgegeben ist. Ja wenn sich Bestien untereinander zerfleischen? Wie da die Menze sich entrüstet und doch innerlich frohlockt ob des interessanten Schauspiels. Ich aber nicke nur. Laßt ihnen ihr Recht. Menschliche Be- stien machen die es anders? St — — — nur daß mich keiner hört! Sonst steinigen sie mich die guten, lieben Nächsten, die mich nur dulden, weil ich eben nur ein kompletter Narr bin. St — — — st — — — ha ha — — s t Christentum und Kirche. Pflegt die Hausandacht! Das Schwinden der häuslichen Andacht ist eine be trübende Erscheinung der Gegenwart, der alle Freunde unsers Volkes nachdrücklich entgegen arbeiten sollten. Denn in der Hausandacht liegt eine Quelle starker Kraft und stiller Weihe unsers Lebens. Das wußten unsere Vorfahren recht wohl; darum pflegten sie treulich den häuslichen Gottesdienst. So erzählt der her vorragende Schriftsteller und Kenner unsers Volkslebens W. Riehl: „Wenn man nicht in die Kirche gehen konnte, dann las nach alter Sitte der Hausvater am Sonntag Morgen dem ganzen Haufe aus der Postille (Ausle gung der kirchlichen Evangelien und Episteln) vor. Am Weihnachts- und Neujahrsabend ver sammelte er das Haus um sich und las ein Kapitel aus der Bibel. Dasselbe geschah wohl auch an jedem Sonntag Abend. Ging dir Fa milie zum Abendmahl, dann sprach der Haus vater als Eröffnung des Ganges zur Kirche ein Gebet in der Familienhalle. Bei Verein zelten Bauernschaften geschieht das alles noch. Merken die städtischen Väter denn nicht, daß sie mit dem Aufgeben dieser Sitten freiwillig eines der stolzesten Attribute ihrer Stellung im Hause aus der Hand gegeben haben? Wahrlich, der Hausvater sollte den letzten Rest, der ihm von der hauspriesterlichen Würde sei ner Urahnen noch geblieben ist, nämlich das Amt, dem „ganzen Hause" vorzubeten, nicht so leichtsinnig wegwerfen. Es steckt mehr Ehre, Rang und Herrscherrecht darin für einen stol zen Geist, als in einer ganzen Kollektion (Sammlung) von Titeln und Orden." — Das sollten sich alle gesagt sein lassen, denen ihres Hauses Frieden und ihres Lebens Glück am Herzen liegt. Wie sehr die gegenwärtige Notlage der Brüdermission die gedeihliche Weiterentwicklung ihrer Arbeit hemmt und lähmt, dafür erhält der jüngst erschienene Jahresbericht über das Missionswerk der Brü dergemeine manchen betrübenden Beweis. Im Jahre 1897 hatte sie die Station Urambo in Deutsch-Ostafvika übernommen, weil im Au genblick keine andere evangel. Missionsgesell schaft zur Fortsetzung des Werkes der Londo ner Mission imstande war. Seitdem ist eine neue Missionsprovinz dort in Unyamwesi ent standen, die reiche Arbeitsgelegenheit bietet, von der Brlldermission aber um ihrer Notlage willen längst nicht in genügendem Maße be setzt werden kann. Es ist bereits der Gedanke erwogen, dies Gebiet in andere Hände zu le gen, wenn solche sich darbieten. — Auch in West-Himalaya, wo die Brüdermission vor den Toren von Tibet eine schwere Geduldsar beit treibt, lautet die Parole nicht: Ausdeh nung, sondern: Einschränkung. Die Abberu- fung des europäischen Missionars von der äl testen Station Kyelang ist ernstlich ins Auge gefaßt worden. Vorläufig ist sein Bleiben al lerdings noch dadurch gesichert, daß englische Freunde einen jährlichen Beitrag von 8000 Mark auf zwei Jahre gewährleistet haben und diese Summe noch weiterhin aufzubringen hof fen. — Vor allem ist in Nicaragua mit den von der Generalsynode 1909 beschlossenen Ein schränkungen ein ernstlicher Anfang gemacht worden. Mehrere Hauptstationen sind Neben- stationen geworden und drei Missionen zurück- berufen bezw. nicht wieder nach Nicaragua ausgesandt. Daß die Brüdermission schweren Herzens zu solchen Maßregeln gegriffen hat und den Tag herbeisehnt, wo es wieder hei ßen darf: Vorwärts! bedarf wohl keiner wei teren Worte. Geerteer-. Novelle von E. Vely. LT) (Nachdruck verboten^ Einmal ist Reick nach ihrem Krankenbesuche an Maniel's Stuhl getreten und hat ihm ihr stilles Ge sicht zugewandt, mit einem Lächeln draus. Bin nicht mehr von Nöthen, Manie! Hay' Oha — oho! Kannst's glauben. — Er hat die Pfeife aus dem Munde geumumcn und nach dem Schlasraum der Tochter gedeutet. Fahrzeug abgetakelt — was? Hätte doch am Ende Einen von drüben holen sollen. Reick hatte ihren Kopf geschüttelt, sie will vor sichtig mit ihrer Nachricht sein. Glaube auch nicht an Medizin, brummt der Alte. Er hat ausstehen wollen, aber eine seltene Kraft losigkeit scheint ihm in die Beine gefahren, er kaun's nicht. Ganz allein wird mir schwer fallen, Reick, sagt «r. Erst das Weib — drüber bin ich hin — aber nun auch die Deern. Seine Lippen zucken, doch Reick schreit zu gleicher Zeit auf. Was meinst Du denn? Sie ist nicht todt, sie wird wieder. Manie! schlicht sein eines Auge, legt die Pfeife nieder und wiederholt: Sie wird wieder — dann ist eS ein paar Minuten still um die Beiden und endlich fragt er, zweifelnd und leise: Reick — woran willst Du's wissen? Elend genug ist sie! Dadran, erzählt die Wittwe, daß Du nun allein di« Pfleg« übernehmen mußt. Sir hat mich erkannt und weggcschvbcn — verzürnt ist sie auf mich, das ist ein gutes Zeichen. Nu» nickt Manie! auch, das leuchtet ihm ein. Der Kops ist klar, spricht Reick weiter, nun helfen wir den Kräften nach. Aber sehen darf sie mich nicht. Nein! Sie lächelt wieder auf das faltige Gesicht des Mannes, der ihr Todfeind gewesen ist, herunter. Kannst doch noch Hochzeit erleben — und auch Enkel, Manie! Hay! O je! macht er, Freier sind rar - Fritz West hat sich auch gleich davon gemeldet und ist ohne Lebewohl weg. — Reick sieht, daß dies Aufhciterungsmittel nicht ver fangen will — ist ja auch an der einen Freudenbotschaft genug für einen Tag gewesen — Ihr Jo ist bald nach jenem Sturmabcnd wieder mit einem Engländer fort und nun hat Reick die Er fahrung machen müssen, das; die blonde Mcerie doch auch die Mutter nicht verleugnet — es sitzen jetzt in Talke Möllers Hause Zwei, die seufzen und klagen. — — Allgemach schreitet Gcertccrd's Genesung fort, Vater Manie! entwickelt eine Art Talent zur Krankenpflege, das auch bisher «»entdeckt an ihm geblieben ist. Bald sitzt das bleiche Mädchen neben ihm am Fenster, endlich kann sic im Hause schassen, als das Frühjahr kommt, in das Vorgärtchen gehen. Nur gegen das Meer und den Strand zeigt sie Widerwillen, und wenn Dorflcntc in die Nähe des Hauses kommen, schlüpft sie hinein. Sie fragt nicht, was sich an jenem Abend und während ihrer Krankheit ereignet hat — und Mantel ist nicht redselig, hat selbst noch nicht einmal Fritz West's Name genannt. Kirchennachrichten. Zfarochie St Grisitatis i« Koheuftei« A,»ttttz«s. Am 20. Sonntage nach Trinitatis, den v. Oklobcr. Früh 7 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl Herr Pastor Schmidt. Borm S Uhr Prcdig'gotteSdienst über Kol. 3,12—>7. Herr Pastor Schmidt. JüngUngSveiein halb 8 Uhr im Gemeindehaus. Jungfiauenvcrcin abend« halb 8 Uhr im Gemeindehaus. Montag Kirchcnchor: Singstunde im Gemeindehaus. Wochenamt: Herr Pastor Schmidt. St. tz-rtflopyort »u Kohe»stet»--r»ftt-«k. Bom 1.-7. Oktober >SlO. Getraut: Der Bäckermeister Albeit Enge und Maile Alma Richter. Der GeschafiSgehilse Hermann Max Meißner und Maric Friedrich. Der Gutsbesitzer Reinhold Eduard Nobis und Anna Maric vcrw Reichel. Getauft: Kurt Herbert, S. d. Nadelmachers Max OSkar Steinert. Johanna Fnrda, T d. JärbcreiaibeltcrS Gustav Ottomar PcNuch. Franz Johannes, S. d. Ella Frieda Lässig. Friedrich Karl, S. d Pauline Anna Burucker. Mag- delena Hildegard, T. d. Maurerpoliers Hermann Gustav Fritzsche. Begraben: ungct. S. d. Wcrksührers Friedrich Emil Beck, 14 T Magdalena Hildegard, D. d. Maurerpol. Herm. Gust. Fritzsche, IO T. Der Schneider Friedrich August Gäbler, 78 I. 0 M. 20 T. Am 20 Sonntage nach Lrinitatis, vorm. 9 Ubr tzaupt- gotte-dienst, Predigt über Kol. 3,12—17 Herr Pfarrer Albrecht. Nachmittags halb 2 Uhr Gottesdienst zur Eröffnung des Konfirmandcnuntcrrichts. Eltern, Paten und Bei wandte der Kinder sind zu diesem Gottesdienst herzlich cingeladen. Ev.-luth. Jungsrauenvercin abends 8 Uhr im Vereinslokal. Ev.-luth. IünglingSverein nachm. tm Gerten, abends im BereinSlokale. Wrchenamt: Herr Pfarrer Albrecht. No« Höerlungwitz. Nm 20. Sonntage nach Trinitatis, den 9. Oktober 1910. Borm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Kol »,12—17. Herr Pastor Schödel. Vorm, halb 11 Uhr Beichte und Feier de« heiligen Abendmahles. Herr P istor Schödel. Vorm. l1 Uhr TausgottcSdicnst. Abends 7 Uhr Jungfrauenverein. Abends 8 Uhr Evang Arbeiterverein im Forsthausc (Vorlesung über „Das Jubiläum dec Unfallversicherung"). Montag, den 10 Ok ober ISlO, nachm. 4 Uhr Mission- kränzchen. Wochenamt: Herr Pastor Schödel. Mo« Scr»dors Am 20. Sonntag nach Trinitatis, den 9. Oktober 1910, früh 9 Uhr Gottesdienst Htvr Pastor Böttger. Knchenmusik: Herr, ich hab lieb die Stätte Deiner Hauses. Dreistimmiger Knabeiichor von Stein. Nachm. halb 2 Uhr Kindergottesdicnst. Montag, den 10. Oktober siüh 9 Uhr Kilchweihfestgottes- dienst- Herr Pastor Hildebrand. Kirch nmusik: 100. Psalm von Mendelssohn. An beiden Tagen Kollekte für die abgcbianntc Gemeinde Burgerhos. Dienstag fällt die Bibelsiundc aus. Donnerstag, den 13 Oktober abends 8 Uhr Bibelstund im Oberdorf bei Herrn Traugott Schwalbe, im Unterdoi > bei Herrn Kodlenhändler Teichncr. Die Woche für Taufen w d Tiauungen hat Herr Pastor Hildebrand, für Hauskommunionen und Begräbn sse Hcir Pastor Böttger. Hkou Arspruug Am 20. Sonntag nach Trinitatis, den 9. Oktober. Vorm. 9 Uhr PredigtgolteSdienst. Mittwoch am 12. Oktober, vormittags 9 Uhr Wochen- kommunion Laugentzerg mit Meinsdorf. Am 20 Sonntag nach Trinitatis, den 9. Oktober, f>üh halb 9 Uhr Beichte. 9 Uhr Haupigottcsdicnst mit Predigt über Kol. 3, iS—17 rind anschließender Abendmahlsseicr. Donnerstag, den SO Oktober ist Wochcnkommunion. W«» Langeuchnrsdorf mit Aalt«» Am 20. Sonntag nach dem Dreieinigkeit-feste, den 9. Oktober 1910, stütz halb 9 Udr Beichte. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt und heiliges Abendmahl. Nachmittag- bald 2 Uhr Vibelstunde. Mo» MSPt«vr«»d Am 20. Sonntag nach Trinitatis, den 9. Oktober, vormittags halb 9 Uhr Beichte, um 9 Uhr Predigt- und Abcndwahl-gottesdicnst. Abend» halb 8 Uhr Neisammlung des evang. Jüng». Ungsverein». Donner-tag, den 13 Oktober abend« '/«9 Uhr Bibcl- stunde der landeSkirchl. Gemeinschaft im Psarrhause. Vermischtes. * Wie Königin Wilhelmine ihr Döchberchon geehrt sehen m i l l. Als Königin Wilhelmine vor einigen Tagen in Amsterdam in Gesellschaft ihres Töch terchens Einkäufe machte, bemühten sich die Verkäuferinnen, der kleinen Prinzessin Ehren bezeigungen zn erweisen. Als Wilhelmine sah, wie eine Verkäuferin die Hand des Kindes, die spielend ausgestreckt war, küssen wollte, sagte sie: „Wenn Sie die Hand des Kindes in Liebe küssen wollen, sei es gewährt. Wenn Sie es aber aus Ehrfurcht tun, so bitte ich Sie, es zu unterlassen. Wir wol len das Kind nicht durch zu frühe Ehrenbe zeigungen verderben. Es wird einst hinläng lich erfahren, daß es eine Fürstin ist, und es soll früher seine Pflichten lernen, als den Glanz." * Die „vermurksten" Kinder- k l e i d ch e it. An einem Sonntag dieses Jah res konnten die Bewohner eines Hauses in Leipzig-Lindenau an der Tür der ersten Etage ein Plakat anstaunen, das, wie die Leipz. Gerichtszeitung" berichtet, folgenden Wortlaut hatte: „Achtung! Drei neue Kinderkleidchen, vollständig vermurkst und liederlich gearbeitet, zu verkaufen." Weiter befand sich an einem Fenster derselben Etage, von der Straße aus sichtbar, ein Zettel, auf dem deutlich folgen des zu lesen war: „Wer nicht bei einer Murks- schneiderin arbeiten lassen will, der erkundige sich 1. Etage." Die Vorgeschichte dieser son derbaren Ankündigung ist ganz einfach. Die in diesem Hause wohnende Schneiderin R. hatte dem Inhaber der ersten Etage drei Kin derkleidchen gearbeitet, sie aber nach Ansicht desselben verpfuscht. Da sie sich weigerte, die gewünschten Aenderungen vorzunehmen, mutz ten die Kleidchen durch eine andere Schneide rin passend gemacht werden. Die Folge war alsbald das Aushängen der Plakate, durch die sich die Schneiderin R. beleidigt erachtete. Die Dame klagte deshalb und erreichte die Verur teilung des Verfassers der Plakate zu 25 Mk. Geldstrafe, weil, wie der Richter sagte, die Absicht zu beleidigen, klar aus dem Inhalt der Plakate hervorging. * Böhmisch-Latein. In einem böhmischen Dorfe sandte die Mutter eines Schülers dem Lehrer einen Entschuldigungszettel folgenden In halts: „lstn'äikto tom dum." Dem Lehrer im ponierte diese Mitteilung nicht wenig; aber ob wohl er im Latein gut bewandert war, konnte er doch den Sinn dieser Worte nicht enträtseln. Er begab sich zu der betreffenden Frau und fragte sie, was es mit der Mitteilung für eine Bewandtnis habe. „Maria-Joseph!" rief die Frau lachend, „da wollt's Ihr ein Herr Lehrer sein und könnt' nett lesen? Ich hab's doch ganz deutlich geschrieben: Benötigte den Buben! Na?" Liu vor2NKli<;ks8 ^U886kou. Schwiebus, 4. August 1909. „Ihre Scotts Emulsion ist meinem Töchterchen ganz ausgezeichnet bekommen. Schon von Leburt an hatte dir Kleine einen sehr schlechten Schlaf, stundenlang mußten wir sie beruhigen, und nachher schlief st« doch nur ganz kurze Zeit und sehr unruhig. Im Alter »vn einem Jahr bekam sie unter großen Schmerzen den ersten Zahn, und alS dann noch der Keuchhusten sich rinsttllte, kam daS Kind völlig von Kräften, verschiedene Mittel, di« wir anwendete», blieben »hne jeden Erfrlg. unsere kleine Emma ging immer mehr zurück. Da griff ich schließlich zu Scotis Emulsion, und ich freue mich, dir- getan zu haben. Den« von Stunde an bekam unser Kino Ruhr, es schläft von selbst «in und ruhig die ganze Nacht hindurch. Beim besten Wohlbefinden kommt rin Zahn nach dem anderrn, und unsrre klrinr Emma hat jetzt rin vorzügliche- Aussehen bekommen." (grz.) Hermann Thiele. In allen Fällen, wo Kinder oder Erwachsene eincS Kräftigungsmittel» bedürfen, wird man mit Scott» Emulsion rasch und sicher zum Ziele kommen. Auf die Zusammensetzung au» erstklassigen Bestandteilen und deren bewährte Verarbeitung im Scottschen Verfahren kann man sich jederzeit verlaffen Außerdem schmeckt Scott» Emulsion so aromatisch süß, daß die Kleinen geradezu eine Vor« liebe dafür haben Scott« Emulsion wird von un« «»»schließlich im ,r»ß«n »erkauft, und zwar nie l»se nach Gewicht oder Maß, sondern nur tn »erste,elten Ortginalflaschen tn Karton mit unserer Schutzmarke (Fischer mit de» D»rsch). Scoit » v»WNk. G. m. b. H„ Frankfurt «. M. Bestandteile: Feinster M«dt»tnal-Lrbertran t«a.v, prim» Oltzzerin »»,», unterptzo«ph»r!,saurer kalk «,», unterp»o«ph»ri,saure» Natrrn »,0, pul». Tragant «,o, feinster arad. Gummi »ul». ».«, Master 120,0, Mloh»l ti,». Hier,» aromatische kmulfion mit Zimt-, Mandel- und GauUhcrtaLl se » lropsen. stiur echt mit dikler Maile—demFischcr — dem Garantie- »eichen des Scott- sch-n Beriadren»! Doß er zur Dämmerstunde oder in aller Morgen frühe gelegentlich Unterredungen mit Reick hat, ver schweigt er ihr auch. Ab und an hört Gcertecrd, wie sich die Leute zurufen, als die Badezeit kommt, daß es ein wahrer Scgcn ist mit den Fremden, die in Hansen herbei- slrömcn. Auch davon sieht sie nichts, als einige Ge stalten ans der Ferne — Reick, ihre nächste Nachbarin, hält ja immer ihr Hans frei von Fremden. An einem Scptcmbcr-Nachmittag, als Vater und Tochter vor der Thür sitzen, Gecrtccrd immerdcr Schwelle am nächsten, kommt eine ungewohnte Erscheinung aus das Haus zu, der Postbote, und der Pries, welchen er nbzngeben hat, ist an Fräulein Gcertecrd Hay adrcssirt. Das Mädchen zeigt keine Neugier, obwohl es diese den Boten so wicyng dünkcnde Thatsachc vernommen hat, lcidct's auch, daß der Vater das Schreiben in der Hand hin und her dreht und nach allen Seiten bcjicht. Das soll mich aber wundern, sagt er endlich. Mach's nur auf! entgegnet Gecrteerd, die auch mit dem Alten geduldiger geworden ist seit ihrer Krankheit. Was nützt's? antwortet Maniel, mit dem einen Ange ist mir's doch schwer. Gecrteerd hat ein leises, ungläubiges Lächeln, sie hat's nie ergründen können, ob das Auge der Vor- wand ist für die Lesens- und Schreibens-Unkundigkcil des Alten. So nimmt sie den Brief. Ein glänzendes weißes Blatt fällt ihr daraus entgegen, von dem liest sie ab: „Helene Frömming und Fritz West." Das bedeutet wohl gar — macht Maniel und sieht sie an und stockt dann wieder. — Sie nickt. Das ist eine vornehme Art, wie man den Leuten sagt, daß die Beiden einander heirathen wollen — ist hier einmal unter Badegästen vorge- kvmmen! erklärt Gecrteerd mit ruhiger Stimme. Gefällt mir nicht! antwortet Manie!, wobei «S dem Mädchen überlassen bleibt, sich zu denken, daß er die Art oder die Thatsache meint. Er dampft ziemlich gewaltig, spuckt ans, räuspert sich und sagt: Wenn das auch schon vornehin thut.— Gcertccrd's Garn hat sich verwickelt, sie braucht nicht zu antworten. Wcnn's Einer angab, daß er das Leuchtfeuer just an dem Abend vernachlässigt hat, kvnnt's ihm schlimm gehen, grollt der Seemann. An dem Abend, murmelt Gecrteerd und wird plötzlich blaß. Maniel scharrt mit dem Fuße. Da liegt ja noch was Schriftliches. — Das Mädchen hebt das Blatt empor. Das ist ein Brief! — von Fritz West! flüstert sie. So — ein Brief — seinetwegen brauchte der Fremde, der ihm in der That lieber geworden war, als cr's gestehen will, auch nicht mehr zu schreiben, — aber er setzt doch hinzu: Was will er denn? Sic liest mit monotoner Stimme: Seit jenem Abend, liebe Gcertecrd, ist's mir schlecht ergangen in meinem Gemüthe — ich habe nicht rechte Ruhe finden können, weil ich keine rechte Auslegung für das Ercigniß hatte. Eins nur habe ich gleich gefühlt, daß die alten Wünsche begraben werden müßten — schnell und ohne Abschied bin ich fortgcgangcn, e» war wohl das Beste für uns Beide. (Fortsetzung folgt.)
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