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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191010086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101008
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101008
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-08
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.10.1910
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drahtloses Telegramm besagt: Nach zweitägi ger Kanonade, bei der die Revolutionäre von dem Fort, dem Heer und det Flotte unterstützt wurden, ergaben sich die geschlagenen Regie- rungs - Truppen. Der König entkam nach CaxiaS. . Wo ist der König? Wahrscheinlich ist es, daß der König sich mit seinem Onkel, dem Herzog von Oporto, und den andern Mitgliedern der königlichen Familie auf seiner Jacht „Amalia" eingeschifst und irgendwo in Sicherheit gebracht hat. Mög lich ist es allerdings auch, daß der Hof durch ein englisches Kriegsschiff gerettet wurde. We nig glaubhaft klingt die Angabe, König Ma nuel werde auf einem portugiesischen Kriegs schiffe gefangen gehalten. Sobald sich die Lage in Portugal geklärt hat, wird man auch über den Verbleib des Königs Gewißheit erhalten; so lange diese fehlt, herrscht noch Unsicherheit in Portugal. Das Vermögen der königlichen Familie wurde in der Voraussicht politischer Umwäl zungen schon vor Monaten im Auslande in Sicherheit gebracht; wahrscheinlich also in der Bank von England, in der die meisten Sou veräne Depositen haben. Der König sowie seine Mutter und seine Großmutter beabsich tigen angeblich, sich in England dauernd nie derzulassen. Gleichzeitig mit dem Könige soll auch der bisherige Ministerpräsident Texeiro de Souza geflüchtet sein. Bei der Beschießung Lissabons wurde der Königspalast nach neueren Meldungen voll ständig zerstört. — Deutsche Kriegsschiffe wür den nur dann vor Lissabon erscheinen, wenn dies im Interesse der dort lebenden Reichsan gehörigen nötig werden sollte. In diesem Falle wäre es aber natürlich nichts mit der Aner kennung der Republik durch die Mächte. Tagedgeschichte. Der Kaiser und die Kaiserin sind am Donnerstag nachmittag wohlbehalten in Kabinen angekommen, wo sie bis Montag verbleiben werden, um dann nach Berlin weiterzureisen. Der Kaiser nahm unter wegs in Königsberg beim 3. Grenadier-Regiment das Frühstück ein. Wann der Kaiser dem Zaren einen Besuch abstatten wird, ist noch nicht be kannt. Friede in der deutschen Werftindustrie. Aus Hamburg wird gemeldet: Die Diffe renzen mit den Werstbetrieben sind durch die Verhandlungen bcigelegt worden. Die beschlossene Gesamtaussperrung in der Metallindustrie unter bleibt. Die Bedingungen der beschlossenen Ver einbarungen sind folgende: Die Einstellungs löhne auf den Hamburger Wersten sollen bei der Wiederaufnahme der Arbeit um zwei Pfennige erhöht werden, mit der Maßgabe, daß der niedrigste Einstellungslohn 40 Pfg. pro Stunde beträgt; außerdem wird eine Lohnerhöhung für alle Arbeiter um zwei Pfennige pro Stunde er folgen. Dasselbe Zugeständnis machen auch die nichthamburgischen Werften, jedoch mit der Ein schränkung, daß der niedrigste Einstellungslohn örtlicher Vereinbarung vorbehalten bleibe. Als weitere Konzession wird ferner vom 1. Januar 1911 eine Verkürzung der Arbeitszeit zuge standen, und zwar: 1. auf den hamburgischen Seeschiffswerften auf 55 Stunden pro Woche; 2. auf den außerhamburgischen Schiffswerften, soweit sie der Gruppe Deutscher Seeschiffswerften angehören, auf 56 Stunden pro Woche. Ein Ausgleich in der Arbeitszeitverkürzung erfolgt durch die Zulage von einem weiteren Pfennig auf den Stundcnlvhn. Die bereits zugestandene Lohnzahlung am Freitag tritt in der ersten Woche des Jahres 1911 in Kraft. Außerdem erklärten sich die Werftbesitzer bereit, daß die Arbeiterausschüsse gemäß dem Wunsche der Ar beiter gewählt werden. Die Arbeit soll am Montag wieder ausgenommen werden. DerDorstand des Deutschen Städtetages und die Fleifchteuerung. Der Vorstand des Deutschen Städtetages be schloß in seiner gestrigen Sitzung eine eindring liche Eingabe an den Reichskanzler und Reichs tag zu richten und darin schleunige Maßnahmen zur dauernden Behebung der Fleifchteuerung zu fordern. Die letzte Session des Reichstags vor den Neuwahlen wird mit gesetzgeberischen Aufgaben wieder mehr als reichlich bedacht sein. Daß in ihr die Reichs-Dersicherungsordnung zur Verabschiedung gelangen sollte, wird im allge meinen ebenso stark bezweifelt, wie es von der Negierung gewünscht wird. Die Strafprozeß- Kommission des Reichstags beendigte gestern die erste Lesung des Gesetzentwurfs und vertagte sich darauf, um die zweite Lesung erst nach drei Wochen zu beginnen. Bis zum Zusammentritt des Reichstags am 22. November wird die Kommission mit ihrer Arbeit aber noch fertig werden. Das Kolonial-Parlament. Der dritte deutsche Kolonial-Kongreß tagt im Sitzungssaale des Reichstages in Berlin unter großer Teilnahme von Mitgliedern und Kolonial- Freunden. Herzog Johann Albrecht von Mecklen burg leitete die Verhandlungen als Präsident, Unterstaatssekretär Dr. Böhmer und Oberbürger meister Kirschner-Berlin begrüßten die Anwesen den. Es fiel mehrfach auf, daß der Name des ersten Staatssekretärs für die Kolonien, Bern hard Dernburgs, nicht in diesen Reden genannt wurde. Dann folgten die Vorträge über koloniale Fragen. Der Präsident drückte seine Frende aus, daß nach Beendigung der Aufstände die Kolonien sich machtvoll entwickelten und große Schätzt in chrem Boden entdeckt seien. Es sei sicher auf eine Zeit völligen Rentierens und Prosperierens zu rechnen. Unterstaatssekretär Dr. Böhmer wies auf die neuen Aufgaben in den Kolonien hin und erbat den Rat des Kolonial-Kongresses für die Lösung dieser Fragen. Der Präsident der Hamburger Handelskammer, Max Schinkel, sprach über die Kolonialwirtschaft als Ergänzung der heimischen Volkswirtschaft. Redner hob hervor, daß die Kolonien dem heimischen Wirtschaftsleben billige Nährstoffe und Düngemittel bieten, sie bieten auch fleißigen Händen viel Naum zur Betätigung. Er schloß: „Wir müssen den Kolonien nicht nur Geld und Menschen schicken, ihnen durch Eisen bahnen und die Schiffahrt günstige Verbindungen bringen, sondern auch die idealen Güter des Lebens pflegen, damit Ansiedler und Eingeborene nicht im Materialismus versinken und unfrucht bar werden." Sodann sprach Professor Hans Mayer aus Leipzig, der für Berlin eine Pro fessur für Kolvnial-Gevgraphie stiftete, über die Resultate der Expeditionen des Kolonialamtes in das Innere unserer Schutzgebiete und lobte den Fleiß dieser Sendboten. Der letzte Redner des Tages war der frühere ostafrikanische Gouver neur Graf Götzen. Er legte dar, daß in Süd westafrika bei seinem gemäßigten Klima sich viele Deutsche ansiedeln können, während wir für das tropische Ostafrika noch Erfahrungen gebrauchen. Immerhin ist auch dort schon so viel gewonnen, daß wir emsig und planvoll weiter arbeiten und auf einen Erfolg mit Sicherheit rechnen dürfen. Revolte eingeborener Bahnarbeiter in Deutsch-Südwestafrika. Nach einem Telegramm des Gouverneurs in Windhuk revoltierten bei Wilhelmstal (Südwest afrika) am 4. Oktober Kaffern-Arbeiter für den Umbau der Strecke Karibik —Windhuk. Die Re volte ist sofort mit Hilfe von Militär unterdrückt worden. 12 Eingeborene sind getötet und 10 verwundet. Für ausreichenden militärischen und polizeilichen Schutz ist gesorgt. Die Baufirma Dachstein-Koppel hat die Arbeiter meist aus der Kapkolonie eingeführt, es sind also englische Untertanen. Bisher war das Verhältnis zwischen Bauleitung und Arbeitern das beste. Die polizeilichen Ermittelungen gegen die Moabiter Demonstranten in Berlin werden nach den Berl. N. N. mit großer Be schleunigung durchgeführt. Es ist dies die Folge einer höheren Anordnung, damit die Akten mög lichst bald der Staatsanwaltschaft zugestellt werden können. Auch die gerichtliche Untersuchung soll als dringend behandelt werden. Eine außerordentliche Viehzählung findet am Montag in Bayern statt. Die Re gierung betont ausdrücklich, daß diese Zählung nicht etwa steuerlichen Zwecken dient, sondern lediglich der Feststellung, ob der bayrische Vieh bestand zur Fleischversorgung des Landes aus- rcicht. Das ist ein praktischer Schritt, der warm zu begrüßen ist. Ueber amerikanische Zollschikanen führt die sächsisch-thüringische Tcxtil-Jndnstric lebhafte Klage. Nach dem jüngsten Trick der amcrikanischcn Zollschätzcr wird jedem ausländischen Terlil-Fabrikanten, der nach den Vereinigten Staaten exportiert, anfgegeben, zu Beginn der Saison Proben der Ware, die er nach Amerika ,u versenden gedenkt, bei dem zuständigen ameri- anischcn Konsulat des Versandplatzes zu de ponieren und zu gleicher Zeit an die Adresse der Zollbehörde des amerikanischen Einfuhrhafens zu versenden. Damit nicht genug, wird laut „Franks, stg." von ihm verlangt, daß er die Fabrikmarke )es Webstuhls, auf dem die Waren hergestellt werden und den Wert der Maschinerie angibt. Diese unerhörten Maßnahmen dienen dem durch- ichtigen Zwecke, die europäische Tcxtil-Jndnstrie wm amerikanischen Markte ganz auszuschließcn. lud da beschweren sich die Amerikaner über Deutsch land! Ueber bosnische Bauern-Unruhen wird aus Budapest berichtet: 2500 Bauern setzten sich nach der Hauptstadt Sarajewo in Bewegung, um dort zu revoltieren. Drei Bataillone österreichischer Infanterie traten den Aufrührern entgegen. Als diese das Militär kommen sahen, entblößten sie ihre Brust und riefen den mit gefälltem Bajonett Anrückenden zu: „Stoßt zu!" Die Soldaten trieben die Bauern darauf mit Kolbenschlägen auseinander. Alle Straßen nach Sarajewo sind mit starken Truppcn- abteilungen besetzt. Schweiz. Bei den Schweizer Manövern scheint es selt sam zugegangen zu sein. Neulich kam die Nach richt, daß ein Soldat von seinem Kameraden meuchlings erschossen ward, heute heißt cs, daß der Brigade-Kommandeur Oberst Gertsch, einer der bekanntesten Offiziere, wegen schlechter Truppenführung und Insubordination abgesetzt werden soll. Spanien. Zum Jahrestage der Erschießung des re publikanischen Agitators Ferrer, dem l3. d. M., werden ernste Unruhen in ganz Spanien be fürchtet. In Barcelona, wo ein allgemeiner Ausstand bevorsteht, mußte die Polizei bereits gegeu zahlreiche Gruppen radikaler Demonstranten einschreiten. Die Versicherung von amtlicher Madrider Seite, daß die Ereignisse in dem be nachbarten Portugal keinerlei Rückwirkung auf Spanien ausüben werden, läßt erkennen, daß man in Wirklichkeit das Gegenteil besorgt. Der Papst und die Revolution in Portugal. „Wie verhext ist die lateinische Rasse! Ich habe nur noch Sorgen mit ihr. Alle ihre Völker geraten mit der Kirche in Streit", soll der Papst betrübt geäußert haben, als man ihm die Nach richt brachte. Rußland. In der auswärtigen Politik soll nach Is wolskis Rücktritt wesentlich alles beim alten bleiben. Von seinem Nachfolger Sasonow wird versichert, daß er den englisch-russischen Be ziehungen auch zu Deutschland einige Aufmerk samkeit schenken wolle. Sasonow werde vor allem eine „nationale Politik" treiben. — Wäh rend der letzten Nacht sind in Petersburg 40 Haussuchungen erfolgt, nachdem schon vorher zahlreiche politisch-verdächtige Studenten und Arbeiter verhaftet worden waren. Oertliches und Sächsisches. *— Wetternussicht für Sonnabend, den 8. Okt.: Nordöstliche Winde, vorwiegend heiter, zeitweise jedoch Nebel, nachts hell (Nachtfrost), meist trocken. * — Bezirksfeldwebel. Morgen Sonn abend ist der Bezirksfeldwcbel im Sitzungs zimmer — 1 Treppe — des Stadthauses am Neumarkt in Hohenstein-Ernstthal für die Mann schaften des Beurlanbtenstandes dienstlich zu sprechen. Es können an diesem Tage Meldungen aller Art erledigt und Gesuche abgegeben werden. Auch wird über alle militärischen Angelegenheiten, soweit sie die Fragesteller berühren, bereitwilligst Auskunft erteilt. * — Zur Bekämpfung der Blut laus werden die Obstbaumbesitzer von der Kgl. Amtshauptmannschaft aufgefordert, ihre Obstbäume ohne Verzug auf das Vorhanden sein der Blutlaus zu untersuchen und, sofern sie gefunden wird, die vorgeschriebenen Vertil gungsarbeiten schleunigst vorzunehmen. D«ie Ortspolizeibehörden sind angewiesen, die Ver- tilgungsarbciten, soweit nötig durch Sachver ständige überwachen zu lassen und die säumi gen Obstbaumbesitzer zur Bestrafung anzuzei gen. Als Baumwärter stehen die Herren G e- org Koch in Hohen st ei n-E r n st t h a l, Emil Weber in Langenchursdorf, Anton Groß in Tirschheim und Guido Weber inWünschen- dorf zur Verfügung. * — Peterinärwesen. Aus dem amtlichen Bericht der Königlichen Kommission für das Veterinärwesen vom 30. September 1910 über die im Königreich Sachsen herr schenden ansteckenden Tierkrankheiten ersehen wir, daß in der Amtshauptmannschaft Glau chau 23 Fälle von ansteckender Tierkrankheit zu verzeichnen waren, und zwar Fälle von Ge flügelcholera in folgenden Orten: Falken 3, Gcsau 1, Glauchau 1, Grumbach 1, Herms dorf 3, Hohndorf 1, Hohenstein-Ernstthal 1, Meerane 3, Niederlungwitz 2, Schönberg 2, Weidensdorf 2 und ein Fall von Gehirnrük- kenmarksentzündung der Pferde in Altstadtwal- denburg. In ganz Sachsen kamen 3 mal Milz brand, 1 mal Rauschbrand, 9 mal Maul- und Klauenseuche, 1 mal Räude der Pferde, 23 mal Rotlauf der Schweine, 4 mal Schweine seuche einschl. Schweinepest, 36 mal Geflügel cholera, 1 mal Hühnerpest, 10 mal Brustseuche der Pferde, 2 mal Rotlaufseuche der Pferde und 15 mal Gehirnrückenmarksentzündung der Pferde vor. * .^okenstein-Ernsttbal, 7 Okt Der am Dienstag, den 11. Oktober, im Saale des Ge werbehauses stattfindendc Vortragsabend des Kaufmännischen Vereins ist als eine Huldigung für die Damen gedacht. Dr. Alfred Koeppen von der „Freien Hochschule Berlin", der bekannte Dozent und Aesthetiker, hat den Vortrag in liebenswürdiger Weise übernommen. Wir ent nehmen dem Programm einige Haupt-Gesichts punkte: Es wird gezeigt werden, wie die Ver- herrlichnug der Frau eine natürliche Huldigung des Mannes zu allen Zeiten gewesen ist, wie er ihr Ausdruck im Liede und in der Statue ge geben hat und wie in der Darstellung der Fraucnschönheit sich das Denken und Fühlen aller Zeiten und Künstler spiegelt. Die Kunst hat ihrer körperlichen und ihrer seelischen Schön heit ein Denkmal gesetzt. Das Venus-Ideal ist immer und immer wieder vou neuem ausgestellt worden, und in der laugen Kette der Erschei nungen kann man sich versucht fühlen, von einem Paris-Urteil im Laufe der Zeiten zu sprechen. Die Frau ist der Wertniesser für die Schönheits- uud Sittlichkeitsbegriffc der Zeit geworden. Das kommt in Moden und Kleidern zum Ausdruck; das Gewand ist das Schönheits-Relief gewesen; es tritt im klassischen, im feierlichcrnsten, im grotesken Geschmack auf. Im Bildnis spiegelt sich Kultur und Würde; neben die aristokratische Schönheit tritt die prickelnd verführerische, neben das Wirklichkcitsbild das verklärt idealisierte. Die Maler haben eine besondere malerisch-deko rative Schönheit dargestellt, das Stimmungsbild geschaffen, die Mutter verherrlicht, die Frau zur Heroine erhoben, sie monumentalisiert. In der Phantasie des Volkes lebt die Frau in allego rischer Gestalt unter dem Bilde des Engels, und in der Darstellung der Madonna hat die Kunst die Frauenschönheit vergöttlicht. Alles das wird in künstlerisch ausgeführtcn Bildern der Plastik und Malerei aus alter und neuer Zeit an unseren Augen vorübcrziehen. *— Der Samariterverein hält morgen abend eine Gelände-Nachtübung auf dem Hospital- grundstück ab. Die der Uebung zugrunde liegende Idee ist sehr aktuell: „Verunglückte Notlandung eines Luftschiffes". Bei dieser Gelegenheit wird auch der von der Stadt angekanftc Sauerstoff apparat praktisch vorgeführt werden. n-. Oberlungwitz, 7. Okt. Recht gut be setzt war gestern abend der Postsaal bei dem von der Richterschen Theatcrgesellschaft gegebenen Gastspiel „Der Militärstaat". Schon im ersten Akt hatten sich die Künstler und Künstlerinnen durch ihr flottes, natürliches Spiel die Herzen des zahlreichen Pubikums erobert und dürfte jedermann von dem Gebotenen voll befriedig: gewesen sein. — Am Schluß der Vorstellung machte Herr Direktor Richter noch bekannt, das morgen Sonnabend, ebenfalls in der „Post", das Lustspiel „Liebesmanöver" in Szene gehen oll. Wir wünschen der Direktion wiederum recht zahlreichen Besuch, der sicherlich in An- wtracht der guten Leistungen auch erfolgen üirstc. GerSdorf, 7. Okt. Trübe Kirmesfest- age find der hiesigen Bergarbeiterfamilie F. be- chieden. Dieselbe erhielt dieser Tage die Nach- :icht, daß ihre in Talheim bedienstete Tochter mrch Fensterabsturz schwer verunglückt sei. Im Krankenhaus Stollberg, wohin die Verunglückte gebracht worden war, ist sie um Mittwoch morgen verstorben. — Die letzte diesjährige Platzmusik findet nächsten Sonntag vorm. von 11—12 Uhr ans dem öffentlichen Platz beim Eingänge des Hofgrabens statt. — Das Kirmes- stnzert wird in diesem Jahre am Donnerstag im Gasthof zum blauen Stern abgehalten. Ge stielt wird dasselbe von der Lichtensteiner Stadt- äpelle. An das Konzert schließt sich der übliche Ball an. 8. Wüstenbrand, 7. Okt. Dem alljährlich vom Chorgesaugverein Wüstenbrand gebotenen Kirchenkonzert geht in diesem Jahre wieder die Aufführung eines weltlichen Chorwerks voraus: W. Gades „Erlkönigs Tochter", Ballade für gem. Chor, Soli und Orchester. Für Sonntag den 30. Okt. ist eine Aufführung in Grüna, Llauß Hotel, für Montag den 31. Okt. in Wüsten- wand, Georgis Gasthof, in Aussicht genommen. Erlkönigs Tochter singt Frl. Konzertsängerin Helene Schmidt-Röder, die Partie der Mütter hat Frl. Konzertsängerin Elisabeth Eisenreich übernommen, den Oluf hat Herr Lehrer Max Lachmann zugesagt, sämtlich Chemnitzer, aber weit über Chemnitz hinaus bekannte und hoch geschätzte Solvkräfte. In der Begleitung durch die Lichtensteiner Stadtkapelle (Herr Musikdir. Warnatz) werden Chor und Solisten gediegene und wirksame Unterstützung finden. Bei den hohen Auslagen für ein derartiges Konzert muß freilich auf möglichst zahlreichen Besuch gerechnet werden. * Chemnitz, 7. Okt. Wiederum hat eng lischer Besuch Chemnitz, die Stadt der Arbeit, berührt. 56 Arbeiter, zumeist Spinner und Weber aus Mittclengland, hauptsächlich Man chester, trafen gestern mittag, von Berlin kommend, hier ein und besichtigten in zwei Abteilungen die Maschinenfabrik „Germania", die Spinnerei von Falkin und verschiedene soziale Einrichtungen der Stadt, so das Versorghaus und das Nacht asyl für Obdachlose. Ueber diese Einrichtungen sprachen sich die Gäste recht zufrieden aus und meinten, daß die Fürsorge für die Arbeiter in Deutschland weit besser sei als in England. Die Weiterreise erfolgt nach Leipzig und dann in verschiedene andere Städte Deutschlands. — Hier sind zurzeit falsche Füufmarkstücke im Umlauf. Die Münzen, die das Bildnis des Kaisers tragen, sind den echten täuschend ähnlich. Die Schrift ist etwas größer und außerdem besteht ein Mindergewicht von 7 Gramm. * Oohenfichte, 6. Okt. Wie erst jetzt be kannt wird, hat der vor einigen Tagen gestorbene Pfarrer Schl, von hier seinem Leben selbst ein Ziel gesetzt. Es sind gegen ihn Anschuldigungen erhoben worden, die dem Manne die Besonnen heit geraubt haben mögen. Eine amtliche Unter suchung ist eingeleitet worden. * Dresden, 6. Okt. Mit Rücksicht auf die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen des sächsischen Königshauses mit den: portugiesischen Hofe werden die Nachrichten über Portugal von ersterem mit dem lebhaftesten Interesse verfolgt. Der König läßt sich über alle eingehenden Nach richten durch das Ministerium des Aeußern tele graphisch nach Rehefeld Bericht erstatten. Direkte authentische Meldungen liegen dem Ministerium zurzeit noch nicht vor. * Leipzig, 6. Okt. Gestern abend in der 10. Stunde wollte die 26 Jahre alte Direktors- ehcfrau Ida Serra, die in der Dresdner Straße in Leipzig-Reudnitz wohnhaft ist, Natron nehmen, nahm aber statt dessen Kleesalz und verschied trotz sofortiger Anwendung aller Gegenmittel nach einer halben Stunde. * Engelsdorf, 6. Okt. Die 44 Jahre alte Ehefrau des hier wohnhaften Holzhändlers Wächtler zog sich beim Abwischen eines Tisches einen Holzsplitter in die Hand ein. Sie schenkte der Wunde keine Beachtung, sondern half ihren: Manne beim Zurcchtlegen rostiger Drahtstöcke, wie er solche zu seinen Holzbündcln verwendete. Bereits am anderen Tage aber machten sich bei der Fran die Anzeichen einer schweren allgemei nen Blutvergiftung bemerkbar. Heute hat die Frau in schwerkrankem Zustande mittels Kran kenwagens in das Leipziger Stadtkrankenhaus übcrgeführt werden müssen. * Rötha, 6. Okt. Vergangene Nacht ver schied nach langem Krankenlager auf Schloß Rötha Reichsfreihcrr Heinrich von Friesen. Der Heimgegangene, der ein Alter von fast 80 Jahren erreicht hat und der jahrelang das Ehrenamt eines Königlich Sächsischen Kammcrherrn be kleidete, war Majoratsherr auf Rötha und Trachenau. Er war ein bekannter Offizier, der sich in der Schlacht bei Königgrätz die ersten Lorbeeren errang, und als Major im 17. Ulanen- rcgiment sich im deutsch-französischen Kriege in hervorragender Weise auszeichnete. Freiherr von Friesen gehörte lauge Zeit als Mitglied der Ersten Sächsischen Ständekammer, sowie von 1887 bis 1893 dem Deutschen Reichstage an, war jahrelang Vorsitzender des konservativen Landesvereins im Königreich Sachsen und hat sich insonderheit große Verdienste um Staat und vor allem um die Stadt Rötha durch eine einzig dastehende Förderung des Obstbaues und der Obstverwertung erworben. * Mittweida, 6. Okt. Heute vormittag geriet das 18jährige Dienstmädchen Liddy Martha Förschner in der Mangelstube eines hiesigen Hotelbetriebcs zwischen den Mangelkasten und das Eckgestell. Der Unglücklichen wurde infolge
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