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t. FLF r «N WMMI .'-^1 w" < '! h.i c j Z « » Nr. 286 Dienstag, den li. Oktober 1910. 37. Jahrgang. Kleine Chronik. * Die Berliner Bichhofssperre aufgehoben. Die Sperre des Berliner Diehhofs, die am 1. Ok tober verhängt werden mußte, weil bei Kühen, die von Frankfurt a. d. O. kamen, die Maul- und Klauenseuche festgestellt wurde, war sür den letzten Markt schon wieder aufgehoben worden. ' Das Allerneuste im Eisenbahnverkehr soll ein Telephon werden, welches Ferngespräche während der Fahrt gestattet Wir werden es Wohl schon noch erleben, daß auch das Seh-Telephon, welches beide Sprecher einander leibhaftig erkennen läßt, die Er findung krönt. * Beruutreuuug von 152 ÜVO Marl. Die erste Strafkammer des Landgerichts zu Altona ver urteilte den ehemaligen Direktor der Altonaer Ge nossenschaftsbank, Julius Hohmann, wegen Verun treuung von 152 000 Mark in Verbindung mit schwerer qualifizierter Urkundenfälschung zu zwei Jahren drei Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrenrechtsverlust * Wegen Unterschlagung von 65VVV Marl 2 Jahre GcsäuguiS. Die Strafkammer in Essen verurteilte den Lohnbuchhalter Adolf Schreiber der Firma Krupp zu 2 Jahren Gefängnis. Schreiber hatte in den letzten Jahren 65 000 Mk. unterschlagen. Tas Geld halte er fast alles beim Spiele verloren * Verurteilter Postafsistent. Tie Strafkammer in Münster (Wests.) verurteilte d.n Postassistcnten H. Schräder, der am 1. September d. I. ein Wert paket mit 12 000 Mark, das von der Ochtruper Bank an die Landesbank der Provinz Westfalen ge sandt und mit 600 Mark deklariert war, beim Nacht dienst entwendet hatte, zu 9 Monaten Gefängnis. Zu seiner Entschuldigung gab er an, daß er nicht gewußt habe, wie er die Kosten seiner einjährigen Dienstzeit decken sollte. Er wollte zum 1. Oktober d I. beim Militär emtrcten. Bei der Haussuchung wurde das Paket im Schranke des Angeklagten voc- gefunden; an der Summe fehlten l30 Mark, die von der Mutter Schräders ersetzt worden sind, so daß die Postverwaltung keinen Schaden erlitten hat. * Drri Wohnhäuser ciugcäschert. Ein Groß feuer äscherte in dec Nacht zum Sonntag in Neu stadt (Or'a) drei Wohnhäuser völlig ein; fünf An wesen sind teilweise abgebrannt. * Bcrheercu-er Waldbrund. Aus Newyork wird gemeldet, daß ein Waldbrand den 1500 Ein wohner zählenden Ort Beaudctte zerstört hat. Wie weitsr gedrahtet wird, ist außer dem Dorfe Beau- dette auch die Ortschaft Spooner durch den Wald brand in Minnesota zerstört worden. Viele Per sonen find umgckommen. Verbrannte Leichen liegen längs der Bahnlinie. Der Sachschaden beträgt mehrere Millionen Dollars. * Eiu Artilleriedepot iu Klamme«. In Müll heim i. B ist das Artilleriedepot nebst dem Ge schützschuppen niedergebrannt. Das Feuer enstand nach 3 Uhr morgens. Ter aus Eisen und Holz konstruierte Schuppen, der über 100 Meter in der Front hat, war binnen kurzem eine einzige Feuer linie. Das dreistöckige Magazingebäude hielt am längsten stand, schließlich brach das ganze Gebäude mit ungeheurem Getöse zusammen. Infanterie wurde sofort alarmiert, jedoch war bei der unheimlichen Schnelligkeit des Feuers Menschenhilse machtlos. Zwölf Geschütze sind verbrannt. Die Ursache der Feuersbrunst ist noch nicht festgestellt worden. Man vermutet Selbstentzündung. * Der Berliner Rennfahrer Breuer, der in Saus und Braus lebte, von dem Mühlenbesitzer Mathonet aus St. Vith in der Eisel Gelder er preßte und ihn dann ermordete, kommt in diesen Tagen zum dritten Male vor das Schwurgericht, da die Revision der Rechtsanwälte wiederum vom Reichsgcrichtsürbegründetcrklärt wvrdcnist. WieBreuer lebte, ergibt sich daraus, daß er seiner Geliebten im Berliner Westen eine Wohnung entrichtete, die 150000 Mark Jahresmicte kostete. * Ditbstähl<iu Schnellzügen. In den Schnell zügen zwischen Köln und Brüssel wurden in der letzten Zeit wiederholt große Diebstähle ausgcführt. Zuletzt kam ein Londoner Rentier in Brüssel an, dem im Zuge eine Handtasche mit Schmucksachen im Wert von 25000 Fr. gestohlen worden war. Vor acht Tagen sind einem Amerikaner ebenfalls wertvolle Schmuckjachen gestohlen worden. Die Eisenbahndircklion hat eine strenge Untersuchung cingeleitet. * LlebtSdrama. In Gotthald bei Trautenau erschoß der Beamte Kozak die siebzehnjährige Marie Diwisch, die seine Licbcsanträgc abwics, und dann sich selbst. * Ein Zug zur Entgleisung gebracht und beraubt. Wie ein Telegramm aus Cagliari (Sar dinien) meldet, brachte eine bewaffnete Räuberbande in der Nähe deS Bahnhofes Offari einen Zug zur Entgleisung, in dem sich ein Beamter der Bahn mit Geld zur Entlohnung der Eisenbahnangestellten befand. Den Räubern fielen jedoch nur 5000 Lire in dis Hände. Vom Eisenbahnpcrsonal ist niemand verletzt. " Zwei Kinder von einem Schnellzuge zer malmt. In der Nähe des Bahnhofes von Barnes im französischen Departement Loire zermalmte ein Schnellzug zwei Kinder, die auf dem Gleis spielten, ebenso ihre Eltern, die ihnen zu Hilse eilten. * Der Kloftcrränber voa Czcnftochau, der Paulincr-Mönch Macoch, hat nach seiner auf der Flucht erfolgten Festnahme sofort seine Verbrechen eingestandcn, außer dem Diebstahl die Ermordung seines eigenen Bruders. Mit ihm ist auch seine Schwägerin und Geliebte verhaftet Heute wird er aus Krakau — die Arretierung erfolgte auf österreichischem Boden — nach Rußland ausgeliescit. In Czenstochau fanden große Demonstrationen gegen die Paulincr-Mönche statt. 40000 Maik, die Macoch aus den gestohlenen Diamanten löste, sind beschlag nahmt worden. Er ist aller seiner geistlichen Würden entkleidet. * Uebrrfall auf GcsäuguiswSrtcr. Aus New- stork wird gemeldet: Fünf Gefangene im Singsing- Gcsängnis überwältigten nach heftigem Kampfe ihre Wärter und knebelten sie. Darauf ergriffen sie die Flucht ' Ein Opfer eines roheu Scherzes. Ein sechzehnjähriges Mädchen, das dem Betriebe einer elektrischen Vergnügung?bahn znsah, wurde in Essen von jungen Burschen aus die Gleise gestoßen und vom hernnkommcnden Zug getötet * Berhastuug eines Mörders. In Breslau wurde der 24jährige Bangewcrksschüler Rudolf Schmidt aus Bibcrtcich (Regierungsbezirk Frank furt-Oder, der mit der dortigen Bucsirngersehcfrau David ein Liebesverhältnis unterhielt und den Brief träger in der Nacht zum 1. Oktober ermordrte, verhaftet * Telbstmord eines Ghmnasiasicn. Ein li- jähriger Gymnasiast v. F., der mit seiner Mutter seit einigen Jahren in Wiesbaden wohnte, hat sich aus dem Zentralsriedhofe in Braunschweig am Grabe seines Vaters erschossen, weil er zu Michaelis das Abilurienten-Examen nicht bestanden hatte. Er war ohne Wissen seiner Mutter nach Braunschweig ge fahren, um hier am Grabe seines Vaters sein Vor haben'auszvführen. * Mutter uud zwei Töchter au Gasvergif tung geftorbea. Am Freitag nachmittag sand der im Wernerwerk am Nonnendamm in Berlin beschäf tigte Werkmeister Nehls bei seiner Heimkehr in seine Wohnung in der Wattstraße in Berlin seine Frau und seine beiden Kinder im Alter von 8 Jahren und 7 Wochen infolge Gasvergiftung bewußtlos aus. Die Frau und das ältere Mädchen waren bereits tot. Das jüngste Töchterchen starb noch im Laufe des Nachmittags. * Unschuldig zum Strang verurteilt waren zwei russische Bauern vom Kriegsgericht in Kiew. Sie sollten einen Straßenraub begangen haben, cs erwies sich aber, daß die Hauptzeugen einen Mein eid geschworen hatten. Die rechtzeitige Feststellung rettete die Unsckmldigen vor dem Galgen. * Gold in Deutschland. Das Aujfinden von nicht unerheblichen Gold-Quanlitäte» in der Eifel (Rheinland) wird viele, die davon gehört haben, überraschen. Das Gold ist aber keineswegs in Deutschland unbekannt, in Thüringen namentlich ist cS im Gebirge wie in Flüssen, besonders in der Schwarza, früher ziemlich häufig gesunden worden. Für modernen Betrieb lohnte der Abbau freilich nicht. ' Das Neuste iu der Berliner Mode ist nach dortigen Blattern, daß Damen bei gesellschaftlichen Abendessen den Hut aufbchalten, daß die Suppe in der Mme der Speiscnkarte ihren Platz findet, und endlich die Einführung von Winter-Sonnenschirmen. Ta es Sommcrmufss gab, kann es getrost auch Sonnenschirme für den Winter geben. ^w.iweWiullMU Mchrlchttu bon HoheustmEinsttyal au» d>« dum 2. bis 8. Lttobcr 191«. ««bnrtru: Ein Sohn: Dem Fabritweber Paul Albert ESpia ^'''V^wsmcker Arthur Alfr d Gräfe, auherdcm 2 un- eyenche Qohne.