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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191010062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101006
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-06
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.10.1910
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Kohlenarbeiter Berlins beschloß, den Streik sortzusetzen und auf jene Betriebe auszudeh nen, welche die Finna Kupfer u. Co. durch Uebernahme und Ausführung von Aufträgen unterstützen. — Die Stadt Berlin muß als Leidtragende der Moabiter Straßenkämpse über eine halbe Million Mark aus Stadtmitteln zah len. Die Berliner Polizei hat ihre bis 30. September reichende und auf 160 000 Mark lautende Rechnung bereits der Stadtkämmerei eingereicht. Die in Moabit geschädigten Ge schäftsleute haben ein Komitee ernannt, wel ches die Klage gegen die Stadt Berlin anstren gen und insgesamt 385 000 Mark Entschädi gungsgelder einklagen soll. — Dem Verein der ausländischen Presse in Berlin ging im Auf trage des Reichskanzlers vom Unterstaatssekre tär Wahnschaffe ein Antwortschreiben zu, worin mitgeteilt wird, daß der Reichskanzler die Erlebnisse der betroffenen Herren bedauere. Der Vorfall werde durch den Minister des In nern geprüft werden. Besondere Maßregeln zum Schutz der Pressevertreter unterlägen zur zeit der Erörterung. Die Ausschreitungen in Deutz. Ueber die schweren Ausschreitungen in Deutz bei Köln wird noch berichtet: Die Schuld an den Exzessen trifft nach polizeilicher Darstellung einen Teil der streikenden Erdarbeiter, die sich seit acht Tagen im Ausstand befinden. Um Arbeitswillige zu schützen, wurden Polizeibe amte zur Wache aufgestellt. Als nach Been digung der Arbeit die Arbeitswilligen die Baustelle in Begleitung von einigen Polizei beamten verlassen wollten, sollen diese von ei ner Anzahl Personen, die zum Teil eine nahe gelegene Wirtschaft verlassen hatten, wo vor her eine Zusammenkunft stattgefunden hatte, tätlich angegriffen und mit großen Pflasterstei nen bombardiert worden sein. Die Polizei hat Verstärkungen erhalten und von der Waffe Gebrauch machen müssen. Bei den Zusammen stößen ist ein Schutzmann schwer verletzt wor den; drei andere sind mit leichteren Verletzun gen davongekommen. Von den Angreifern sind drei, darunter ein streikender Arbeiter, schwer verletzt worden. Zur Haftentlassung des Leutnants Helm. Die Haftentlassung des unvorsichtigen deut schen Leutnants Helm gegen Hinterlegung ei ner Bürgschaft von 40 000 Mark, wovon zwei Londoner Freunde die Hälfte Hergaben, be weist, daß die englischen Militärbehörden im Falle Helm einen ernsthaften Spionage-Ver such nicht festzustellen vermögen. Das hochnot peinliche Verfahren wird daher voraussichtlich mit der Freisprechung des Leutnants Helm abschlietzen. Sehr viel ernster liegen die Dinge leider in dem Borkumer Spionagefall. Hier ist von englischer Seite so handgreiflich Spio nage getrieben worden, daß eine ernste Bestra fung nicht ausbleiben kann. Aber es ist da von eine Einwirkung aus die deutsch-englischen Beziehungen natürlich nicht zu befürchten. Jede Regierung nimmt die Dienste eines Spions an und bezahlt sie; aber keine tritt für einen solchen ein, wenn er gefaßt wird. Der Spion treibt sein unsauberes Handwerk durchaus aus eigenes Risiko. Zum Besuche des belgischen Königs- panres in Wien. Bei der Galatafel zu Ehren des belgischen Königspaares, das am heutigen Mittwoch abends Wien wieder verläßt, tauschten Kaiser Franz Josef und König Albert von Belgien herzliche Trinksprüche mit einander aus, in denen die zwischen den beiden Höfen und Völkern bestehenden freundschaftlichen Beziehun gen gefeiert wurden. Frankreich. Die französische Militärverwaltung bemüht sich, ihren Truppen nach deutschem Vorbild ein martialisches Aussehen zu geben. Die Plu derhosen der Zuaven wurden abgeschafft, der Helm soll bei der leichten Kavallerie eingeführt werden. Dafür wird der militärische Geist der französischen Truppen immer undeutscher. In dem Pariser Elite - Korps „Republikanische Garde" gabs eine tolle Disziplinwidrigkeit. Ein ganzes Bataillon verweigerte seinem Hauptmann den Gehorsam und pfiff ihn nach Kräften aus. Auch andere schwere Fälle von Insubordination sind gerade bei dieser „Garde" vorgekommen, die also ein recht netter „Schutz" ist. — Antimilitaristische Kundgebungen gab es in Brest anläßlich der Abfahrt der Rekruten. „Nieder mit. der Armee! Die Fahne gehörtauf den Misthaufen!" schrie . tobende Menge, der gegenüber die vorhandene PostAL-wacht- los war. England. Der Herzog von Connaught, der Bruder des verstorbenen Königs Eduard, tritt mit sei ner Gemahlin am kommenden Dienstag die Fahrt nach Südafrika an, um dort ini No vember das Parlament der Vereinigten Staa ten von Südafrika feierlich zu eröffnen. Tisch, Tintenfaß und Federhalter, deren sich König Georg bei der Unterzeichnung der Unions- Akte bediente, werden im Sitzungssaals des Parlamentsgebäudes zu Kapstadt vom Herzog von Connaught feierlich überreicht und dort ausbewahrt werden. Orient. Der Aufstand der Drusen, die zwar kaum 100 000 Köpfe zählen, in ihren Felsennestern jedoch nahezu unangreifbar sind, beschäftigt die Türkei nach der glücklichen Unterwerfung der albanesischen Unruhen in so hohem Maße, daß man in Konstantinopel schwerlich im Ernste an einen Krieg gegen Griechenland denkt. Um so eifriger werden Kriegsgerüchte von Athen aus verbreitet, wo mau der Meinung ist, daß England zugunsten Griechenlands auf eine Ei nigung aller türkenfeindlichen Elemente der Balkan-Halbinsel hinarbeitet. König Georg fühlt sich garnicht mehr behaglich. Alle Poli tiker im Lande, so sagte er, können öffentlich zum Volke sprechen; ich aber muß schweigen, schweigend abwarten, was werden wird, und eventuell gehen. Oertliches und Sächsisches. * — Rekruten vor! In den Her zen mancher Eltern wird es wohl in diesen Tagen, da sie ihre Söhne ins Heer entsenden müssen, nicht allzu freudig ausschauen. Eine stille Wehmut, deren sie sich nicht erwehren kön nen, wird Besitz von ihren Seelen genommen haben. Allein, wenn das Vaterland ruft, dann tritt diese zurück: ein jeder hat sich darein zu fügen! Rekruten vor! Tausende von jungen kräftigen Männern folgen nun wieder diesem Rufe des Vaterlandes, das ihrer zu seinem Schutze bedarf. Mit dem bunten Rock, den der junge Mann anzieht, zieht er auch einen neuen Menschen an. Er, der bisher Unge kannte, tritt nun in die Reihen der für den Dienst für das Vaterland Auserwählten ein. Die Jahre, die nun kommen für die Militär pflichtigen, sind für sie eine zweite Schulzeit: eine körperliche sowohl wie eine geistige. Aber keine Schulzeit der Kinderjahre, sondern eine Schulzeit für das Leben, aus der sie gekräf tigt an Leib und Seele von neuem in den Alltag hinausziehen werden. Jeder weiß, daß der Drill zum Soldatenleben gehört. Nicht alle sind einander gleich, nicht alle begreifen gleich, nicht alle können miteinander an Gelen kigkeit und Schmiegsamkeit des Körpers wett eifern. Schon die alten Griechen sagten be kanntlich, daß nur in einem gesunden Körper eine gesunde Seele wohnen könne. Deshalb sucht der Staat alle diejenigen, die er zu sei ner Verteidigung und seinem Schutze gebrau chen kann, durch gründliche Trainierung so kräftig und widerstandsfähig wie nur möglich zu machen. Damit handelt er nicht nur im eigenen und im Volksinteresse, sondern auch im Interesse des einzelnen Staatsbürgers, der aus solchen hygienischen Maßnahmen nur Nutzen ziehen kann. Ihnen rufen wir zu: Seid willig, seid gehorsam, laßt euch nicht zu Ungehörigkeiten verleiten und ihnen rufen wir auch zu: Hinaus jetzt! Laut ist nun erklungen Der Ruf an Euch. Ihr folgt ihm gern, Ihr braven, wackren, kräft'gen Jungen! So geht hinaus mit Gott, dem Herrn! Wohl Euch, die Ihr zum Dienst berufen! Wohl Euch, die Euch das Glück erkor! Die Fahnen nah'n, die Trommeln rufen: Rekruten vor! * — We tt e r a u s si ch t für Donnerstag, den 6. Oktober: Teilweise bedeckt, kühl, zu Niederschlägen geneigt. * — Den Wegebau pflichtigen des Bezirkes wird die rechtzeitige und schleunige Vornahme der Herbstarbeiten an den öffentlichen Verbindungswegen, namentlich das Beseitigen von Unebenheiten der Fahr bahn, Heben der Gräben, Anfahren und Ein bauen des zu Nachbesserungen nötigen Mate rials, Ergänzen der Baumpflanzungen, An- psählen und Anbinden der Bäume usw., sei tens der Königlichen Amtshauptmannschaft in Erinnerung gebracht. * — Eine allgemeine Arbeits los e n - Z ä h l u n g hat das Ministerium des Innern für den 12. Oktober angeordnet. Die Zählung erfolgt durch die Gemeindebehör den auf Grund der Unterlagen, die in den nach dem Stande vom 12. Oktober auszufül- lenden Hauslisten gegeben sind. In den Haus listen ist bekanntlich von den Eingetragenen der Arbeitgeber namhaft zu machen. Das Feh len einer solchen Angabe wird daher in der Regel auf Arbeitslosigkeit schließen lassen. Die Angaben hierüber sind von den Gemeindebe hörden nachzuprüfen. Tiefe Zählung wird ein zuverlässiges Bild der derzeitigen Lage des Arbeitsmarktes ergeben, und man wird mit ihrem Ergebnis dem Mißbrauche entgegentre- tcn können, der mit ähnlichen Zählunzen frü her getrieben worden ist. * — Strafbare Angabe fal schen Alters der Kinder auf der Eisen bahn. Bekanntlich genießen Kinder . uf der Eisenbahn eine Fahrpreis-Ermäßigung, daß solche unter vier Jahren frei befördert werden, wenn für sie ein besonderer Platz nicht bcan sprucht wird, während ältere, aber noch nicht zehn Jahre alte zum halben Fahrpreise beför dert werden. Es kommt nun nicht selten vor, daß Eltern das Alter ihrer Mitreisenden Kin der zu niedrig angeben, um eine ihnen nicht mehr zustehcndc Fahrpreisermäßigung zu er zielen und dadurch eine Mark zu sparen. Wel che unangenehme Folgen eine solche Hand lungsweise, die sich im Sinne des Strafge setzes als Betrug charakterisiert, nach sich zie hen kann, mußte kürzlich eine den besseren Ständen angehörende Dame, Gattin eines ziemlich vermögenden Kaufmanns aus D., er fahren. Sie reifte mit ihrem 10^ jährigen Kinde, für das sie nur ein Kindcrbillet gelöst hatte. Auf die Frage des kontrollierenden Schaffners nach dem Alter des Kindes gab sie dieses auf 9)^ Jahre an. Der Schaffner hegte jedoch Zweifel an der Richtigkeit dieser Angabe und stellte daher die Personalien der Dame fest, ließ sie jedoch unbehelligt Weiterreisen. Die Dame legte dem Vorfall, nachdem sie am Reiseziel angelangt war, keine weitere Bc- deutung bei, erstaunte aber nicht wenig, als sie nach einiger Zeit eine Vorladung vor das Schöffengericht erhielt, um sich wegen Betrugs zru verantworten. Dort wurde sie zu einer Ge fängnisstrafe von 3 Tagen verurteilt. In den llrteilsgründen heißt es, mit Rücksicht auf den Bildungsgrad und die Vermögensverhältnisse der Angeklagten sei von einer Geldstrafe ab gesehen und auf Gefängnis erkannt worden. Gegen dieses Urteil legte die Angeklagte — lediglich wegen dieses Strafmaßes — Beru fung ein, und beantragte, es bei einer Geld strafe bewenden zu lassen. Die Berufung wurde jedoch von der Strafkammer verworfen. * — Kriminalroman und Kin de r l e k t ü r e. Auf dem in Berlin tagenden Internationalen Kongreß zur Fürsorge für Geisteskranke sprach Professor Pick-Prag be- achtenswerte Worte über die Folgen der Lek türe von Kriminalromanen auf die Heranwach sende Jugend. Die massenhafte Lektüre sol cher Romane steigert die Phantasie-Tätigkeit des jugendlichen Alters dermaßen, daß es auf dem Wege pathologischer „Tagträume" zu oft schweren Delirien und sogen. Dämmerzustän den kommt. — Im kindlichen Alter ist zuvieles Lesey überhaupt nicht gut. Ein Junge oder Mädel, das seine Schularbeiten sorgfältig er ledigt, soll bei schönem Wetter möglichst im Freien spielen, und nur an Tagen, die den Aufenthalt im Freien verbieten, zu einer hüb- schen Jugendschrift greifen. Für unsere Kin der ist da gerade das Beste nur gut genug; aber auch dies während des Kindheitsalters nur in homöopathischen Dosen. ^ v. Oberlungwitz, 5. Okt. Die Richtersche Theatergesellschaft, welche gegenwärtig in Hohen stein-Ernstthal gastiert, gab gestern auch in unserem Orte erstmalig Vorstellung und zwar im Restaurant zur Post. Auf dein Spielplan stand „Hofgunst" und fand das Gebotene bei den zahlreich Erschienenen großen Beifall. Auch bezüglich der Garderobe fand man nur ein Wort des Lobes. Hoffentlich stattet die Gesellschaft unserm Orte weitere Besuche ab. Die gestrige Vorstellung dürfte Reklame genug sein, auf, ein volles Haus rechnen zu können. * Licktenstein-C., 4. Ott. Durch die Explosion einer Spirituskanne erlitt am Sonntag nachmittag der 88 Jahre alte Strumpfwirker meister Julius Schubert hicrselbst so schwere Brandwunden am ganzen Körper, daß ihm die Kleider förmlich vom Leibe geschnitten werden mußten. Schubert, der heute früh den erlittenen Verletzungen erlegen ist, hatte dem Spirituskocher Brennstoff zugefllhrt, den Kocher angebrannt und dabei wahrscheinlich nicht die nötige Vor sicht walten lassen. Die Flamme schlug nach der noch offenen Spirituskanne und brachte diese zur Explosion. Der Knall wurde häuscrweit vernommen. Die Verletzungen waren gräßlicher Natur und ließen schon von vornherein eine Wiedergenesung als ausgeschlossen erscheinen. * OelSnitz i. E , 5. Okt. Vergangene Nachts 2 Uhr brach in dem Hause des Grün warenhändlers Friedrich, Hofjägergasse 8, Feuer aus, das noch durch die Bewohner ge löscht werden konnte. Als Brandstifterin wurde Frau Göhler ermittelt, die ein Sofa angezün- dct hat, angeblich um Ungeziefer zu vertrei ben. * Limbach, 4. Okt. Heute vormittag wurde der Geschirrführer Graupner, bei der Pappenfabrik von Reichelt in Burgstädt in Stellung, von seinem eigenen Geschirr über fahren. Graupner fuhr mit einem Lastwagen bergabwärts und wollte die Schleife andrehen, kam aber dabei zu Fall. Der Wagen ging ihm über beide Beine. Mittels Automobils wurde Graupner zum nächsten Arzt gebracht. — In der Nacht zum Sonntag wurden hier der Kellnerin im „Reichskanzler" aus ihrem Reisekorb lOO Mark gestohlen. Chemnitz, 5. Okt. Für die in der Zeit vom 19. November bis 4. Dezember d. I. in Aussicht genommene Erzgebirgische Spielwa- ren-Ausstellung der königl. Fachgewerbeschule zu Grünhainichen und Seissen ist ein Ehren komitee gebildet worden, deni zahlreiche ange sehene Herren aus dem Königreich Sachsen angehören werden; insbesondere haben sich auch die Herren Minister des Inneren, Graf Vitz thum von Eckstädt und der Minister des Kul tus und des öffentlichen Unterrichts, Dr. Beck, in liebenswürdiger Weise bereit erklärt, die sem Ehrenkomitee der Ausstellung beizutreten. Die Ausstellung, die bereits in den weitesten Kreisen Interesse findet, wird bekanntlich zum Besten des Wohltätigkeitsvereins „Sächsische Fechtschule" im Gasthaus „Zur Linde" hier abgehalten werden. * Thalheim, 4. Ott. Heute früh stürzte das Dienstmädchen des hiesigen Konditors Löwe zum Fenster heraus und zog sich so schwere Verletzungen zu, daß es dnrch Samariter in be wußtlosem Zustande mittels Bahre in das Krankenhaus Stollberg überführt werden mußte. * Plaue bei Flöha, 4. Okt. Heute abend gegen 6 Uhr ist die frühere Hettmannsche Wattefabrik (jetzt Weinhold) bis auf die Um fassungsmauern niedergebrannt. Das Feuer ist im Trockenraum ausgebrochen und fand durch Baumwolle schnelle Verbreitung. Es wurde nichts gerettet; auch der in der Fabrik wohnende Werkmeister hat alles verloren. Das Löschen gestaltete sich schwierig, da das Wasser 100 Meter weit geholt werden mußte und hef tiger Wind herrschte. * Leipzig, 5. Okt. Heute begann vor dem hiesigen Schwurgerichte die auf zwei Tage anberaumte Verhandlung gegen die Mörder und Erpresser Karl und Fritz Koppius. Den Angeklagten werden ein zweifacher Mord, drei Raubanfälle und eine Reihe von Erpressungen zur Last gelegt. — In einer Frühstücksstube an der Brüderstraße hatte ein 20 Jahre altes Dienstmädchen eine Besorgung zu machen. Als das Mädchen an einem Tisch vorüberging, setzte ein Gast einen Fuß vor, und das Mäd chen kam zu Falle. Der Gast, der hierbei mi vom Stuhle gerissen wurde, kam so unglück- ich zu liegen, daß dem Mädchen sein Ta- chenmesser, das er in der Hand hielt, in den stücken drang. Die Verletzte, die einen stör en Blutverlust erlitten hatte, mußte in einer Droschke in das Stadtkrankenhaus gebracht we» den. — Nach Unterschlagung von 600 Mark und eines Damenfahrrades ist am Montag vormittag der 18jährige Laufbursche Alfred Hermann flüchtig geworden. Hermann war eit 8 Tagen in einem Geschäft der Südvor- tadt beschäftigt. Er hatte den Auftrag erhal len, gegen einen Scheck bei einer hiesigen Bank Geld zu erheben. Zur schnelleren Erledigung des Auftrages Ivar ihm das Rad anvertraut worden. Hermann hat den Auftrag ausgesllhrt und ist dann mit dem Geld und dem Rade durchgegangen. Die geschädigte Firma hat auf die Festnahme des Flüchtigen und Wiederher beischaffung des Geldes und Rades eine Be lohnung von 100 Mark ausgesetzt. — In ih rer Wohnung in L.-Eutritzsch erschoß sich ge- tern nachmittag eine 48 Jahre alte Geschäfts- nhaberin. Was die Unglückliche veranlaßte, freiwillig aus dem Leben zu scheiden, ist nicht aufgeklärt. * Riesa, 4. Ott. Der Monteur Paul Pichiage von hier verunglückte am Sonntag im Eisenwerk in Gröditz dadurch schwer, daß er von einem herabstürzenden eisernen Träger getroffen und vom Baugerüst heruntergestotzen wurde. Besinnungslos und schwer verletzt wurde er nach dem Krankenhaus Riesa ge bracht, wo er gestern seinen Verletzungen erle gen ist. * Zschopau, 4. Ott. Gestern abend ge gen 9 Uhr wurde kurz vor Wilischthal auf ei nen Kaufmann aus kurzer Entfernung ein Schuß abgefeuert. Die Kugel ging mitten durch den Hut; wäre der Schuß etwas tiefer abgefeuert worden, so hätte die Kugel den Kops getroffen. Der Vorfall ist noch nicht aufgeklärt. * Meerane, 4. Okt. Ein gräßlicher Un- glllcksfall ereignete sich heute vormittag in der Chemischen Fabrik Dr. Hoffmanns Nachfolger Wertheim an der Crottenlaider Straße. Der Hausmann Hermann Vogel wurde beim Auf legen des Transmissionsriemens vom Getriebe erfaßt und so heftig herumgeschleudert, daß ihm sein rechter Arin oberhalb des Ellbogens abge rissen wurde. Außerdem trug der Beklagens werte innere Verletzungen, sowie Brust- und Beinquetschungen davon, die seine sofortige Ueberführnng in das Krankenhaus notwendig machten. — Durch die Umsicht und das schnelle Einschreiten der Polizei ist es gelungen, den Einbrecher, der bei dem Fleischermeister Bachmann die Kassette mit ea. 1000 Mark Inhalt gestohlen hat, bereits festzunehmen. Es ist der 30jährige, am 26. August 1880 in Meuselwitz geborene Fleischergeselle Oskar Walter Opelt. Gestern früh ist Opelt in Meuselwitz verhaftet worden. An Verdachtsmomenten und Belastungsmaterial liegt so vieles vor, daß er so gut wie überführt ist. Die Kassette selbst und zwar ohne Inhalt hat man mittlerweile in einer Schlucht am Poscrnschcn Weg aufgesunden. * Zwickau, 4. Okt. Eine große Freude wurde-in diesen Tagen dem Sächsischen Taub» stummenbunde zuteil. Ein hiesiger Herr schenkte ein großes Grundstück mit einem kleinen Hause für das Heim, das der Sächsische Taubstum menbund für versorgungsbedürftige Taub stumme und Taubstummenblinde in Zwickau zu errichten beschlossen hat. Diese großmütige Schenkung verhilft den langjährigen Bestre bungen, auch in Sachsen ein solches Heim zu schaffen, mit einem Male zum Ziele. * Kirchberg (Sa.), 4. Okt. Das am 3., 4. und 5. September d. I. hier abgehal tene Heimatfest hat eine Ausgabe von 12 111,59 Mark und eine Einnahme von 13 601,65 Mk., demnach einen Ueberschuß von 1490,06 Mark ergeben, der dem Fonds zur Errichtung eines Bürgerhospitals zufließt. Dieser Fonds ist durch Einzelspenden gelegentlich des Heimat festes, hauptsächlich von auswärtigen Kirchber gern, auf 8736,26 Mk. angewachsen und be trägt mit dem Fest-Ueberschuß nunmehr 10 226,32 Mk. Gelegentlich der Schlußsitzung des Finanzausschusses für das Heimatfest hat Fabrikbesitzer Oskar Unger hier dem Fonds noch ein Geschenk von 10 000 Mark über wiesen. * Zwönitz, 4. Okt. Gestern abend wurde das sechsjährige Töchterchen des Zementge- schäflsinhabers Vodel von einer Mangel an die Wand gedrückt und so schwer verletzt, daß es heute früh gestorben ist. Dem Kinde war der Brustkorb eingedrückt worden. * Aue, 4. Okt. In einem Restaurant auf der Eifcnbahnstraße glaubten während der Kir mes eine Anzahl Ausländer ihrem Tempera ment die Zügel schießen lassen zu müssen. Sie vergnügten sich nach ihrer Art ziemlich ge räuschvoll. Das gab einem sehr friedlich ge sinnten hiesigen Einwohner Gelegenheit, sich das Treiben einmal näher anzusehen. Den Temperamentvollen schien das jedoch nicht zu passen, sic schlugen ohne jeden Grund auf den Mann ein. Der Wirt versuchte Ruhe zu stif ten, da kam er aber schön an. Die rabiate Gesellschaft fiel über ihn her und riß ihm die Kleider vom Leibe. Die herbeigerufene Poli zei nahm sich der Burschen an und brachte sie vorläufig in Polizeigewahrsam, von wo sie den anderen Tag dem Amtsgericht zugefiihrt wurden. * Neustädtel, 4. Okt. Ein 14jähriger Realschüler und ein 13jähriger Schulknabe von hier schossen am Freitag mittag von der Gar- tenlaube der Eltern des letzteren aus mit ei nem mit Bleigeschossen geladenen Luftgewehr nach den Apfelbäumen. Von einem gegenüber liegenden Hause sah die 14jährige Tochter des
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