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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.09.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191009177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100917
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-17
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.09.1910
- Autor
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außer anderen Rednern auch Reichslagsabge ordneter Korfanty sprechen sollte, kam es zu groben Ausschreitungen. Wie der „Oberschlesische Kurier" meldet, ließ Korfanty, obwohl gegen 150 Sozialdemokraten im Saale anwesend waren, polnische Kirchenlieder singen. Die Folge waren fortgesetzte Radauszenen, sodaß kein Redner zu Worte kommen konnte. Einer der Radauhelden zog sein Messer und versetzte dem Abgeordneten Korfanty einen Stich ins Bein. Wünsche der Postbeamten. Der Verband mittlerer Postbeamten nahm auf seiner diesjährigen Tagung folgende Ent schließung an: Der Verbandstag erklärt, daß die Personalreform von 1900 die Hoffnungen und Wünsche der mittleren Postbeamten nicht erfüllt hat, und hält eine durchgreifende Aen- derung der bestehenden Personalverhältnisse in Anlehnung an die Grundzllge der Vorschläge des Verbandes für erforderlich. Weiter wurde der Verbandsvorstand beauftragt, dafür einzu treten, daß 1. bei der Annahme von Zivilan wärtern als Mindestforderung das Befähi gungszeugnis für den einjährig - freiwilligen Militärdienst zu verlangen ist; 2. die nichtan gestellten Post- und Telegraphenangestellten so wohl aus dem Zivil- wie aus dem Militär anwärterstande in ihren Dienstbezügen mit den gleichwertigen preußischen Diätaren gleichge stellt werden; 3. die Dauer des vier Jahre übersteigenden Diätariats in Anbetracht der vierjährigen Ausbildungszeit als Post- und Telegraphengehilfe auf das Besoldungsdienst alter anzurechnen ist, 4. den nichtangestellten Post- und Telegraphenassistenten ein siebentä giger Zusatzurlaub zu gewähren ist, 5. den in teuren Orten beschäftigten nichtangestellten Post- und Telegraphenassistenten einen Tage geldzuschuß zu gewähren. Weitere Beschlüsse betrafen die Militäranwärterfrage, die Beseiti gung der eingetretenen materiellen Schädigung durch Stellen- oder Funktionszulagen usw. Bittere Beschwerde wurde darüber geführt, daß seitens der Behörde im Reichstag die Frage nicht zurückgewiesen worden sei, ob unseren Postbeamten angesichts der Streiks der Ver kehrsbeamten in anderen Ländern zu vertrauen wäre. Diese Frage wurde als eine Schmach für die deutschen Beamten bezeichnet. Schließ lich fand folgende Resolution Annahme: Der Verband hat es von jeher als eine seiner wich tigsten Aufgaben betrachtet, die von der Reichs postverwaltung zu verschiedenen Zeiten ge äußerten Bedenken gegen seine Daseinsberech tigung und sein Wirken in der Oeffentlichkeit zu entkräften und zu zerstreuen. Er wird in dem Bestreben, den Ausgleich vermeintlicher oder vermuteter Gegensätze zwischen der Reichs postverwaltung und dem Verband zu fördern, nicht nachlassen und ist nach wie vor zu allen hierzu geeigneten Schritten unter Wahrung der Selbständigkeit des Verbandes als einer gesetz lich zu Recht bestehenden Vereinigung von Staatsbürgern bereit. Nach Voftrahme der Vorstandswahlen wurde der 'Verbandstag ge schlossen. Der Spionageprozest «Helm. Gestern begann vor dem Gerichtshof in Farelsam in England die Verhandlung gegen den Leutnant Helm. Der Gerichtssaal war von Neugierigen überfüllt, unter denen sich auch viele Offiziere befanden. Aus die for melle Anklage antwortete Helm: „Ich bin kein Spion!" Der Vorsitzende Bodkin eröffnete hie Verhandlung und sagte, das Verbrechen, dessen Leutnant Helm angeklagt ist, kann auf zweier lei Art begangen werden. Entweder eine Person erhält Informationen ohne gesetzliche Erlaubnis zu ihrer eigenen Kenntnisnahme, dann handelt es sich um ein einfaches Polizei vergehen, oder sie erhält Informationen, um sie einem anderen Staate mitzuteilen, dann ist das ein Staatsverbrechen. Die Anklage stützt sich auf die letztere Auslegung. Die An klage wolle nicht im geringsten den Beweis führen, daß der Angeklagte im Auftrage der fremden Macht, dessen Offizierkorps er ange hört, gehandelt habe, wohl aber sei anzuneh men, daß er spioniert habe, um sein eigenes Avancement zu fördern. Das ist um so wahr scheinlicher, als er Pionierleutnant ist und Portsmouth die wichtigste englische Verteidi gungsfestung sei. Dann rekapitulierte die An klage die bekannte Episode mit der englischen Miß, die Helm verraten hat. Die Verhand lung wurde schließlich bis zum nächsten Dienstag vertagt. Das belgische Königspaar in Holland. Das belgische Königspaar wurde bei seinem Antrittsbesuche in Holland von der holländischen Bevölkerung um so lebhafter begrüßt, als jetzt zum ersten Male seit der Trennung der beiden Staaten im Jahre 1831 ein belgischer Sonverain offiziell in Holland erscheint. Die Blätter widmen dem belgischen Königspaarc, das auf dem Amsterdamer Bahnhof von der Königin Wilhelmine und dem Prinz-Gemahl empfangen wurde, sympathische Vegriißungsartikel. Am Donnerstag abend fand m dem altertümlichen Amsterdamer Schlosse ein Prunkmahl statt, auf dem Königin Wilhelmine und König Albert von Belgien herzliche Trinksprüche miteinander aus tauschten. Ein hübsches Geschenk. Der König von Belgien hat seinem Heere den Lenkballon „Velgique 3" zum Geschenk ge macht. Der belgische Kricgsminister hat dem König für das Geschenk namens der Armee seinen Dank ausgedrückt. Die griechische Nationalversammlung, welche zur Revision einiger minder wichtiger Bestimmungen der Verfassung zusammengetretcn und vom Könige mit einer sehr wohlwollenden Thronrede eröffnet worden ist, wird hoffentlich den Balkanfrieden nicht stören. Die Wahlen und die sonstigen Vorbereitungen haben große Erregung verursacht, die Session selbst verläuft voraussichtlich stiller. Die Schutzmächte haben jedenfalls die ernste Mahnung an die National versammlung gerichtet, alles zu unterlassen, was die Türkei verletzen müßte; insonderheit also die Kretafrage nicht zu berühren. In den Bereinigten Staaten von Südafrika haben die Wahlen unter höchst unklaren inner politischen Verhältnissen begonnen. Es herrschen scharfe Gegensätze sowohl in der Frage der eng lischen Einwanderung wie in derjenigen der Gewährung des Wahlrechts an die Neger. Der junge Unionsstaat laboriert noch an den Kinder krankheiten, die überwunden werden müssen. Oertlichcs und Sächsisches. * — Die P o st läßt in diesen Tagen die Abonnements-Beträge der Zeitungen für das letzte Quartal des Jahres einkassieren, damit die Weiterlieserung am 1. Oktober keinen irgendwelchen Stockungen ausgesetzt ist. Wir möchten an diese Tatsache einige Worte knüp fen. Das letzte Quartal im Jahre gehört ja bekanntermaßen zu denen, in welchen die natürliche Freudigkeit im Zeitungslesen die größte ist. Die kürzeren Tage, die längeren Abende führen von selbst dazu, das eigene Wissen zu vertiefen, die Zeitereignisse gründ licher zu verfolgen. Aber es ist auch aller Anlaß dazu vorhanden: Wenn es auch heißt, politisch Lied ein garstig Lied, wir kommen doch nicht mehr darum, und jeder deutsche Bürger weiß, daß es zu seinem Wohl und Wehe nötig ist, sich mit der inneren Entwick lung auf dem Laufenden zu halten. Dazu wissen wir, daß der Herbst 1911 die nächsten allgemeinen Reichstagswahlen bringen wird, und diese werfen ihr Licht weit voraus. Der Reichstag tritt zu seiner Herbstsession schon im November-Anfang wieder zusammen. Die Vorlagen, welche zur Beratung und zur Ent scheidung kommen werden, sind namentlich für unseren Nährstand von äußerster Wichtigkeit. Der ideale Zug, welcher durch die neue Reichs- Versicherungs-Ordnung geht, ist im höchsten Grade anzuerkennen, aber alle diese Anerken nung kann nicht den anderen Hauptpunkt ver gessen machen, daß sie zu teuer ist. Das deut sche Gewerbe und auch der größere Teil der Industrie kann diese Mehrbelastung heute, wo alles und jedes teurer geworden ist, so daß von einem steigenden Gewinn gar keine Rede mehr sein kann, beim besten Willen nicht aus halten, zumal vorauszusehen ist, daß diese größeren Benefizien von denen, welche sie emp fangen, doch nicht immer so anerkannt wer den, wie sie es verdienen. Für jeden deut scheu Bürger wird es daher Pflicht, sich über die Reichstagsdebatten auf dem Laufenden zu halten, zumal sie auch außerdem noch vieler lei wichtige Beschlüsse bringen werden. Daß es an Ereignissen aktueller Natur niemals feh len wird, ist zur Genüge bekannt, stille Zeiten im Jahre gibt es weder im Sommer, noch im Winter; die heutige Waghalsigkeit fordert die Ereignisse wirklich geradezu heraus. Von Be deutsamkeit sind auch die Bahnen, welche der wirtschaftliche und der Lebensmittel-Verkehr einschlagen werden. Die Klagen waren in der letzten Zeit recht laut geworden, aber wir dürfen doch die Gewißheit hegen, daß auch wieder einmal andere Wochen sich einstellen werden. * — Wetteraussicht für Sonn abend, den 17. September: Nordwestwind, meist heiter, warm, trocken. * — Aus dem Manövergelände kommen verschiedene Meldungen über Unfälle, die sich zum Glück als übertrieben bezw. un wahr erweisen. So wurde gemeldet, daß 2 Offiziere vom 133. Regiment schwer verun glückt seien, die Verletzungen sind jedoch nur leichte. Ein Reservist vom 181. Regiment sollte infolge eines Blutsturzes gestorben sein; diese Meldung, wie auch die Nachricht von dem Tode eines Kaiser-Ulanen, der mit dem Pferde gestürzt war, bestätigt sich nicht; in letzteren! Falle war nur das Pferd mit Tod abgegangen. * Hohenstein-Ernstthal, 16 Sept Die letzten Ueberblcibsel des historischen Festplatzes auf dem Altmarkte, die noch stehengebliebcnen Schankstätten und Stadttore, werden nunmehr auch weggerisscn werden. Heute wurdeu bereits das Dresdnertor und die „güldene Gans" be seitigt und bald wird der Altmarkt wieder sein bisheriges Bild zeigen. Nur der Chronist be richtet später einmal von dem frohen, altehr würdigen Festplatz des 400jährigen Stadt jubiläums. * — Vom Amtsgericht. Der beim Amtsgericht Plauen i. V. beschäftigte Ex pedient Herr Kröber wird ab 1. Oktober 1910 in gleicher Eigenschaft an das hiesige Kgl. Amtsgericht versetzt. * — Auf der Diebesspur. Der vor kurzem hier im Gasthof „Braunes Roß" aufgetretene Bettendieb, der sich dort unter dem Namen eines Handelsmanns Günther aus Annaberg in das Fremdenbuch einge tragen hatte, eine Nacht dort wohnte und am andern Morgen unter Mitnahme verschiedener Betteile verschwand, ist nunmehr mit seinem richtigen Namen festgestellt worden. Nach einer beim hiesigen Polizeiamt von der Chemnitzer Kriminalabteilung eingegangenen Nachricht und Photographie ist der Dieb als der frühere Meßgehilfe Franz Paul Richard Morgenstern aus Chemnitz, geboren am 11. Dezember 1867, als Täter ermittelt worden. Morgenstern be- sindct sich noch aus freiem Fuße und dürfte derartige Diebstähle auch anderwärts verüben bezw. verübt haben. Das hier gestohlene Bett hat er in Chemnitz durch einen Dienstmann auf dem Leihamt versetzen lassen wollen. Die ses ist aber wegen eines Jnlettdefektes nicht angenommen worden. Als der Dienstmann zu^ rllckkehrte, war der Täter spurlos verschwun den. Das Bett gelangte gestern an den Be stohlenen wieder zurück. * — Schwere Verletzungen zog sich ein hiesiger, in Grüna in Arbeit stehen der junger Mann gestern in seiner Arbeits stätte zu. Er geriet mit der Hand in das Getriebe und dürfte nach ärztlichem Ausspruch für längere Zeit arbeitsunfähig bleiben. * — In Verwahrungshaft mußte gestern ein älterer Fnbrikweber aus Cnncrsdorf ge nommen werden. Der Mann hatte sich nachts in die vom Stadtjubiläum her noch stehende Schankstätte „Zur güldenen Gans" eingcschlichen, um dort zu nächtigen. Er wurde hierbei von einem Schutzmann aufgefunden. * — „Bunte Bühne" nennt sich eine Theatergesellschaft, die am Montag abend im Saale des Hotels „Drei Schwanen" ein ein maliges Gastspiel veranstaltet. Auswärtigen Zeitungen nach zu urteilen, verspricht die Ge sellschaft, die unter der Direktion des Herrn Richard Heinemann steht und in Großstädten sehr gute Resultate erzielte, einen amüsanten Abend zu bieten. Wir verfehlen nicht, hierauf heute schon empfehlend hinzuweisen. ' ' Gersdorf, 16. Sept. Dieser Tage wurde hier nachmittags ein kleiner, etwa öjnhriger Knabe, der sich verlaufen hatte, von einer Berg- arbciterfamilie St. angctroffen und vorläufig ausgenommen. Der Jnnge vermochte über seine Herkunft keine sichere An-Kunst zu gebe»; er er klärte nur, daß er die Soldaten habe sehen wollen. Am andern Tage wurden mittelst Fern sprecher durch die Polizei die Eltern in Stoll berg ermittelt. So konnte der kleine Manöver bummler von den besorgten Eltern wohlbehalten in Empfang genommen werden. * LangenchurSdorf, 16. Sept. Die der Turnvereinigung angehörenden Vereine von Langenchursdorf, Falkeu, Callenberg, Reichenbach, Reinholdshain, Jerisau, Wolkcnburg und Kau fungen halten nächsten Sonntag, den 18. Sept., ihr diesjähriges Vereüügungsturuen ans deni hiesigen Turnplatz ab. * Heinricbsort, 15. Sept. Die 75jährige Witwe Parthey hat sich in der Schlafkammer ihrer Wohnung durch Erhängen entleibt. Das Motiv dürste in Schwermut zu suchen sein. * Oelsnitz i. E., 15. Sept. Aus einem Teiche in hiesiger Flur wurde der 82 Jahre alte Christian Friedrich Anton Leistner als Leiche herausgezogcn. Es wird Selbstmord vermutet; doch ist der Grund hierzu unbekannt. * Glauchau, 15. Sept. Die hiesigen Stadt verordneten stimmten eineru Antrag zu, worin der Rat ersucht wird, zuständigen Orts Schritte zur Linderung der Flcischuot zu unternehme!!. — In der gestrigen Stadtverordnetensitzung hat das Kollegium zu der baulichen Instandsetzung des Grundstückes Markt Nr. 1, das bekanntlich auf dem Wege der Zwangsvollstreckung in den Besitz der Stadt llbergcgangen ist, 7900 Mark bewilligt nnd dürfte erfreulicherweise schon in nächster Zeit die endliche Beseitigung des unleidlichen Zustandes erfolgen. — Einen Bruch des linken Unterarmes zog sich gestern abend gegen 10 Uhr beini Turnen ein 18jähriger junger Mann dadurch zu, daß er vom Reck stürzte. — Die diamantene Hochzeit feierte heute das Ehepaar Taubert in Wernsdorf. Herr Heinrich Taubert, der 85 Jahre zählt, ist seit 63 Jahren Mitglied des Kirchengesangvereins. * Hartenstein, 15. Sept. Beim Gra ben eines Brunnenloches fiel dein Waldarbei ter Hochstein, als er auf der Sohle des Loches arbeitete, ein mit Schutt gefüllter Eimer auf die rechte Schulter und verletzte ihn innerlich derart schwer, daß der Mann an den Fol gen der Verletzungen starb. * Leubnitz bei Werdau, 15. Sept. Eine willkommene Aufnahme fanden die Manöver truppen in unserem Orte. Es war bereits Ar tillerie hier verquartiert gewesen, und gegen wärtig liegen hier drei Kompagnien des 139. Infanterie - Regiments. Obwohl damit der Ort hinreichend belegt ist, holte die Einwoh nerschaft Dienstag abend eine noch hinzuge kommene vierte Kompagnie, für die der Gast hof als enges Quartier angefordert worden Ivar, aus diesem ab und brachte sie bis aus den letzten Mann freiwillig auch noch in Bür gerguartieren unter. * Dresden, 15. Sept. König Friedrich August wird die geplante Reise nach Braun schweig voraussichtlich am 13. Oktober d. I. antreten, und zwar handelt es sich hier um einen Erwiderungsbesuch. Am 16. Oktober dürfte der .König dann nach Neu-Strelitz fah ren, um dem dortigen großherzoglichen Hofe seinen Antrittsbesuch zu machen. Dieser ist bis jetzt aus Wunsch des Großherzogs unter blieben, weil der Umbau des dortigen Schlos ses noch nicht vollendet war. — An der Pie- schener Fähre schwamm heute früh der Leich nam der seit dem 8. d. M. vermißten 19- jährigen Arbeiterin Martha Kunath von hier in der Elbe an. Hände und Füße der Leiche waren mit Stricken gefesselt. Daß diese Fes selung von dritter Hand erfolgt sei, erscheint nach dem gegenwärtigen Stande der Erörte rungen, die noch inr Gange sind, nicht wahr scheinlich. Nach der Art der Fesselung ist vor läufig anzunehmcn, daß sich das Mädchen, ehe es in den Tod ging, selbst gefesselt hat, um sich selbst an späteren Rettungsversuchen zu hindern. — Der hiesigen Kriminalpolizei ist es gelungen, einen gefährlichen Einbrecher sestzunehmen, der bereits seit Monaten sowohl hier, als auch in einer Anzahl anderer deut scher Städte allerhand schwere Diebstähle ver- in I jede lokal gart »bei < Berl mir »ab entg teng a»« l konf ! bets. übt hat. Mit Vorliebe wählte er bessere Woh nungen, deren Inhaber verreist waren, als Feld seiner Tätigkeit. Er öffnete Türen, brach die in den verwaisten Zimmern befindlichen Behältnisse auf und erlangte aus diese Weise Geld, Schmucksachen, Wertpapiere und der- gleichen von bedeutendem Werte. Trotz eifri ger Nachforschungen vieler Polizeibehörden war der wirkliche Täter bisher nicht ausfindig zu machen. Am 13. d. M. ging von der Leip ziger Kriminalpolizei ein Telegramm hier ein, wonach von dort einige Tage vorher zwei braune Koffer und eine Handtasche unter ver- dächtigen Umständen nach dem Dresdner .Hauptbahnhofe abgesandt worden waren. Bald hatten hiesige Kriminalbeamte die in Frage kommenden Gepäckstücke ausfindig gemacht, welche viele Schmucksachen, Silbergeräte, Wert papiere usw. enthielten. Hierdurch wurde nun auch die Spur des Täters entdeckt und dieser später in der Person des hier in einem Gast hause wohnenden, angeblich 23jährigen Bild hauers Hermann Hans Gelting aus Lübeck er mittelt und festgenommen. In seiner Beglei tung befand sich dessen Geliebte, eine gleich altrige stellenlose Kellnerin, angeblich Frieda Elisabeth Krüger aus Finsterwalde. Beide sind kürzlich von auswärts nach hier zugereist. Der Festgenommene hat sich bisher verschiedener falscher Namen bedient. Er führte zwei scharf geladene Revolver bei sich, von denen er im Ergreifungssalle, wie er selbst zugab, Ge brauch machen wollte. Nur durch Umsicht und schnelles Handeln der Beamten konnten schwere Folgen vermieden werden. Die Verhaftung dieses gefährlichen Burschen bedeutet einen gu ten Fang, da hierdurch eine große Anzahl hie siger und auswärtiger Einbrüche Erledigung finden. * Pirna, 15. Sept. Die Cholera kann in unserer engeren Heimat als erloschen an gesehen werden, da neue Fälle bisher nicht bekannt geworden sind. Man hat alle nur erdenkliche Vorsicht gebraucht. Von verschiede nen an Darmkatarrh erkrankten Personen wur den Auswurfstoffe zur bakteriologischen Unter suchung nach Dresden geschickt, in allen Fäl len wurden keine Cholerabazillen gefunden. Auch in Copitz sind neue Erkrankungen nicht inehr vorgekommen. * Oschatz, 15. Sept. In einem Anfall von Geistesstörung versuchte sich ein Miihlenbcsitzer in Kleinmügeln, der mit seinen! Sohne aufs Feld gegangen war, mit der Sense die Kehle zu durch schneiden. Der Sohn konnte zwar die vollstän dige Ausführung dieses Vorhabens verhindern, doch hatte sich sein Vater bereits so schwere Ver letzungen beigcbracht, daß man ihn ins Kranken haus zu Riesa bringen mußte. * Plauen, 15. Sept. Wie von zuständiger Seite mitgetcilt wird, handelt es sich bei der Krankheit des Fleischermeistcrs Hofmann nicht um Cholera. Hofmann liegt zwar seit einigen Tagen in dem hiesigen Kraukenhause, doch konnte bisher noch nicht festgestellt werden, ob er an Unterleibstyphus oder einer schweren Niereu- erkrankuug leidet. emp 8 D Z ff 4 * Greiz, 15. Sept. Por einiger Zeit waren, wie seinerzeit gemeldet, an einen Grei zer Arzt und einen Greizer Oberlehrer Er- presscrbriefe geschrieben worden. In den Brie fen wurde mitgeteilt, daß sich ein Klub in Zwickau gebildet habe, der bezwecke, von Rei chen und Geizigen Geld zugunsten der Armen zu erpressen und der deshalb „Erpresserkl ib für Arme" genannt werde. Beide Adressaten sollten je 500 Mark postlagernd nach Zwickau, dann nach Chemnitz und schließlich nach Plauen senden. Im Weigerungsfälle sei ein gräßlicher Tod mittels Höllenmaschine oder Dynamit beschlossene Sache. Gestern hatte sich in der Person des 20jährigen Kellners Jentzsch aus Furth bei Chemnitz der Schreiber dieser Erpresserbriefe vor der Strafkammer zu ver antworten. Jentzsch war Kellner in dem Cafe, das der Arzt und der Oberlehrer täglich be suchten und konnte deshalb in seinen Brie fen durch die Kenntnis ihrer Verhältnisse und Gewohnheiten verblüffen. Obwohl er die er presserische Absicht bestritt und angab, er habe die Adressaten nur ärgern wollen, verurteilte ihn das Gericht zu 10 Monaten Gefängnis. Er war wegen Diebstahls schon vorbestraft. Kirchenuachrichte«. Vrochie St UrtaUatts Vom 10.—16. September 1910. Begraben: Webermeister Karl Ludwig Ferdinand Lässig, 8> I. Erna Klara, D. d. Fabrikweber S EliaS Alfred Bohne, 2 M. Am 17 Sonntag nach Trinitati«, den 18. September 1910 Früh 9 Uhr PredigtgoltcSdienst über Epi S, 1—6. Herr Pastor Hiecke. Kollekte für den Kirchenbau in Cranzahl i. Erzgeb. Nachmittag« halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den kons. Jungfrauen. JünglingSverein nachm. 3 Uhr im Fuchrgraben und abend« bald 8 Uhr im Gemeindehaus. Jungfrauenvercin abends halb 8 Uhr im Gemeindehaus. Frauenverein: Montag abend im „grauen Wolf". Missionekränzchen: Donnerstag abend« halb S Uhr im Gemeindehaus. Wochcnamt: Herr Pastor tziccke. Harschte St. gyrtstop-orl Vom 10.—iS. September I9!0 Getraut: Der Maurer Karl Ludwig Gödickmcier und Ella Martha Hofmann. Der Schlosser Otto Walter Christen und Marie Elsa Vogel. Der Privatmann Friedrich Wil helm Stökrel und Lina Antonie verw. Bogel geb Richter. Gelaust: Ernst Alfred, S. d Maurer« Karl Otto Roscher. Friedrich Rudolf, T. d. Schmied» Richard Willy Held. Marianne Wally Gerta, T. d. Landbriefträger« August Fried rich Max Löffler. Begraben: Karl Max, S. d. Expedienten Max Dörrer, 1 M. 22 D. Marie Antonie, T. d. Spediteurs Karl Scho t, 27 T. Am >7. Sonntage nach Trinitati«, Erntcdanksest, früh 7 Uhr Beichte und Kommunion. Herr Pastor Dydeck. Borm. 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt über Psalm 10», 5u. 13. Herr Pf. Albrecht. I" Kll w r La, ein sein« zurü preö «U H H H lc A I r, (Fre Ncu k»l»t äon, Pips güns Ff«! l 8
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