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jene Widmung eines Roseggerbausteines mit der Begründung, daß Sparkassenspenden nur für örtliche Zwecke gemacht werden dürfen.' Da zahlreiche Sparkassen Roseggerbausteine ge widmet haben, ist die Untersagung, die noch das Ministerium beschäftigen wird, von gro- tzer Bedeutung. Schweiz. Ein neuer Grenzzwischenfall erregt, wie der Lokalanz." aus Bem meldet, dort Aufsehen. Dem badischen Grenzaufseher Meyer in Konstanz wurde mitgeteilt, daß in KreuzUngen (Schweiz) ein gewisser Hofschmied wohne, der Saccharin schmuggel treibe Um die Identität Hofschmieds festzustellen, begab sich der genannte deutsche Beamte zu Frau Hofschmied in Krenzlingen und ließ sich von ihr die Photographie ihres Mannes vorzeigen. Frau Hofschmiev hatte keine Ahnung, daß sie es mit einem ausländischen Beamten zu tun hatte. Sie zeigte das Bild ihres Mannes anstandslos. Kurz darauf wurde Hofschmied, als er eines Tages in Konstanz weilte, verhaftet. Da es sich im Falle Hofschmied um ein Zollver gehen handelt, die Schweiz aber ebenso wie alle anderen Staaten für solche keine Rechtshilfe ge währt, halten die Schweizer Zeitungen die Ge bietsverletzung des deutschen Beamten für um so gravierender. Neue Spionage-Affäre in Frankreich. Ein neuer Geschlltzdiebstahl, ähnlich dem Mitrailleusen-Diebstahl von Nantes, wurde von einem Wachtmeister des 39. Artillerie-Regi ments in Toul verübt. Er hat, angeblich für einen deutschen Spion, den Auswerser des automatischen Verschlusses der neuen 75 Milli meter-Kanone entwendet. Der Wachtmeister ließ den schweren Geschützteil von zwei Sol daten, die bei dem Regiment zum Nachdienen verurteilt waren, auf eine Wiese hinaustragen und dort vergraben, und versprach ihnen hier für, den Erlaß ihrer Strafzeit erwirken zu wollen. Die Soldaten gingen scheinbar auf den faulen Handel ein, machten aber Mel dung über den Vorgang. Eine sofort ange stellte Untersuchung ergab die Richtigkeit aller Angaben der beiden Soldaten. Der Wacht- meister gibt nicht an, zu welchem Zweck er das Stück entwendete, die Militärbehörden sind jedoch der Ansicht, daß der Sünder Spionage auf deutsche Rechnung getrieben hat, zumal er viel mit Deutschen verkehrte. Die deutschen Offiziere in Moskau freigelaffen. Die deutschen Offiziere Heinze und Wenzel, die unter Spionageverdacht verhaftet worden waren, sind bereits wieder auf freien Fuß gesetzt worden, da sich ihre völlige Schuldlosigkeit herairsgestellt hat. Sozialdemokratischer Par teitag. Mit einer Begrüßungsversammlung began nen am Sonntag in Magdeburg die Verhand lungen des Parteilages, der gegen 500 Dele gierte und 100 Pressevertreter aufweist. Das schöne Wetter hatte Tausende nach dem Gar ten des „Luisenparkes" gelockt. Als die Mas sen im Garten immer stürmischer nach einer Versammlung verlangten, bestieg ein Vertreter der Magdeburger Organisation, Holzapfel, die im Garten aufgebaute Tribüne, um die im Garten erschienenen Vertreter der deutschen Sozialdemokratie namens der Magdeburger Ge nossen willkommen zu heißen. Nach diesem sprach der Abgeordnete Ledebour, dem sich der Däne Stauning (Kopenhagen) anschlotz, der die Versammlung im Namen der dänischen So zialisten begrüßte. Rechtsanwalt Frank (Mann heim), einer der badischen Budgetbewilliger, kritisierte besonders die letzte Rede des Kron- Prinzen. Klara Zetkin (Stuttgart) betonte die Notwendigkeit der Mitarbeit der Genossinnen am politischen Leben. — Hierauf begann im Sitzungssaale die eigentliche Begrüßungsver sammlung. August Bebel wurde bei seinem Erscheinen mit donnerndem Beifall begrüßt. Die Verhandlungen wurden eingeleitet mit dem Vortrage eines Liedes, worauf der Vor sitzende der Magdeburger Organisation Wil helm Klees den Parteitag namens der Magde burger Genossen begrüßte. Nach ihm nahm namens des Parteivorstandes der Reichstags abgeordnete Molkenbuhr das Wort, um zu nächst den Magdeburger Genossen für den Willkommensgruß Dank zu sagen. Der Blick der Gegner ist mit Spannung auf uns gerich tet. Sie hoffen, daß vielleicht Zustände wie derkehren werden, wie damals, als die Par tei in viele Teile gespalten war und die ein zelnen Gruppen sich gegenseitig zerfleischten. Unsere Gegner glauben, daß ähnliche Zustände wiederkehren werden, und sie warten noch bei jedem Parteitage darauf. Nun, wir werden ihnen diese Freude nicht machen. Wir können behaupten, daß wir heute eine Stellung im öffentlichen Leben einnehmen, die bereits den Neid der anderen Klassen heraufbeschworen hat. Wir können es nur mit Freuden begrüßen, daß der Kaiser darauf hinwies, daß er sich aus eigenem Rechte seine Stellung geschaffen habe und nur sich selbst verantwortlich sei. Der Satz gilt aber nicht für Monarchen allein, sondern für jeden Menschen, auch für jeden Proletarier. Auch das Proletariat hat sich seine Stellung selbst erkämpft. Der Redner polemisiert weiter gegen die Agrarier, die fort währenden Kriegsrüstungen und erinnert an den Kopenhagener Kongreß, besonders an die dort geschlossene Einigkeit aller Länder. — Hieraus wurde der Parteitag für eröffnet er klärt und unter großem Beifall Verlagsbuch händler Dietz (Stuttgart) zum ersten und Klees (Magdeburg) zum zweiten Vorsitzenden ge wählt. Dietz übernimmt dann den Vorsitz und erbittet und erhält die Erlaubnis, an den lang- jährigen Vorsitzenden der Parteitage, den Ab geordneten Singer, der der Tagung wegen Krankheit fernbleiben muß, ein Begrüßungs- telegramm zu senden. Die Tagesordnung wird in der Reihe festgesetzt, daß zunächst der Ge schäfts-, dann der Kassen- und Pressebericht er stattet werden soll. Dann soll der Bericht der Kontrolleure erfolgen. Sodann soll die ba dische Budgetbewilligung besprochen werden. Dietz bittet um die Erlaubnis, feststellen zu dürfen, welcher Meinung der Parteitag hier über ist, da von Halberstadt und Chemnitz Anträge eingelaufen sind, die badische Butzget- bewilligung als vorletzten Punkt der Tages ordnung zu behandeln. Dieser Antrag findet aber keine Unterstützung. Die Frage steht so mit als Punkt 2a aus der Tagesordnung, mit Bebel als Referenten, und wird voraussicht lich schon am heutigen Dienstag erörtert wer den. Als Beratungsstunden wird die Zeit von 9 bis 1 und von 3 bis 7 Uhr festgesetzt. Hieraus schloß der Vorsitzende die Versamm lung. Die erste Sitzung des Sozialdemokratischen Parteitages nach seiner Konstituierung am Be- grützungsabend wurde Montag vormittag kurz nach 9 Uhr durch den Vorsitzenden Verlags buchhändler Dietz (Stuttgart) eröffnet. Mit großem Jubel wurden die weiteren Mitteilun gen über den Ausfall der rheinisch-westfälischen Knappschaftswahlen ausgenommen, die durch Extrablätter im Saale verbreitet werden. Nach den üblichen Begrüßungsreden, die schlechter dings nichts Bemerkenswertes boten, erhielt der frühere Reichstagsabgeordnete von Magdeburg, Pfannkuch (Berlin), das Wort zur Erstattung des Geschäftsberichts. Zur badischen Budget bewilligung wird, nach einer Darstellung der Sachlage, resümierend gesagt: Es wird nun Ausgabe des Parteitages sein, diese grobe Miß achtung eines Parteitagsbeschlusses entschieden zurückzuweisen und die Wiederholung eines solchen Vorganges zu verhüten. Die Einheit und Geschlossenheit der Partei muß unter allen Umständen sichergestellt werden. — Das Kapitel „Organisation" gibt an, daß die Mit- gliederzahl im letzten Jahre von 633 309 auf 720 038, also um 13,69 Prozent, gestiegen sei. Die Zahl der weiblichen Parteimitglie der wuchs von 62 259 auf 82 642. — Der Antrag, den „Vorwärts" auch als Abendblatt erscheinen zu lassen, konnte nicht verwirklicht werden, ebensowenig die Einrichtung einer literarischen Abteilung, die im Rheinlande am 1. Januar 1911 ins Leben treten sollte. Die Absicht, wöchentlich ein Witzblatt herauszuge ben, konnte nicht durchgeführt werden. Da gegen ist es gelungen, eine Zeitung für die Blinden herauszugeben, die jährlich viermal in Punktierschrift erscheint. Großes Entgegen kommen fand die Tätigkeit des Zentralbil dungsausschusses. Zurzeit bestehen an 380 Orten Bildungsausschüsse. Vortragskurse wur den 273 abgehalten, Unterrichtskurse 80. — Hierauf erstattete Generalsekretär Ebert an Stelle des erkrankten Kassierers Gerisch den Kassenbericht. Der Ueberschuß beziffert sich aus 119 000 Mk., im Vergleich mit dem Er gebnis der Kassenführung im vorigen Jahre erscheint der diesjährige Abschluß freilich un günstig. Die Einnahmen sind zurückgegangen, die Ausgaben gestiegen. Die Zahl der Tagesblätter der Partei hat sich gegen das Vorjahr um zwei vermehrt, so daß deren Zahl sich gegenwärtig auf 76 be läuft. Die Auflage beträgt 139 000 Exem plare. Die „Neue Zeit" hat 9000 Abonnen ten, der „Wahre Jakob" 250 000, „Die Gleich heit" 82 000. Die Abonnentenzahl aller Par teiblätter hat sich gegen das Vorjahr um 118 500 vermehrt. Den Bericht der Kontroll kommission erstattet Kaden (Dresden). Es ist dies die sogenannte „Hängekommission" die die Aufgabe hat, Parteistreitigkeiten zu schlich ten; sie hat sich im Berichtsjahr wieder mit verschiedenen „Stänkereien" zu befassen gehabt. — Keine Unterstützung finden die Anträge, den Parteitag nur alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, den „Wahren Jakob" wöchentlich her auszugeben und die Vorträge des Genossen Graf über Religionsgeschichte in Form einer Broschüre für den Massenumsatz herzustellen. Dagegen finden wieder die nötige Unter stützung die Anträge, die die Schaffung einer Modenzeitung betreffen, die eine landwirtschaft liche Beilage für die „Neue Welt" fordern, so wie die Herausgabe von Broschüren über alle sozialpolitischen Gesetze, die im Reichstage ver handelt werden. — Dittmann (Bremen) be gründet folgenden Antrag: „Der Parteitag wolle beschließen, einige tüchtige Sozialpoliti ker zu beauftragen, geeignetes Agitationsmate rial für die nächsten Reichstagswahlen zusam menzustellen, worin alle Fragen, die voraus sichtlich im Wahlkampfe zur Sprache kommen, gemeinverständlich in unserem Sinne zu be antworten sind; z. B. die Finanz- und Steuer politik, der Militarismus, die Trusts, Ringe und die Agrarpolitik, die Arbeiterversicherungs gesetze u. a. m. Dieses Material ist von sämt lichen Parteiblättern zum Selbstkostenpreis ab zugeben, welche es in ihren Spalten mit dem Hinweis veröffentlichen, daß sich jeder intelli gente Genosse diesen Stoff aufbewahre, um eventuell in den Wahlkampf eingreifen zu können." Bericht über die S diesjährige öffentliche Ge- «einderatsfitzung in Oberlungwitz am 14. September 1910. Anwesend: 22 Ratsmitglieder. 1. Kenntnisnahmen: Verfügung der Kgl. Amtshauptmannschaft über das Beflaggen des Rathauses. — Der Totenbettmeister Förster sen. hat seinen Dienst für Jahresschluß aufgekündigt. — Eine Beschwerde in Bausachen wird der Baupolizeibehörde unterbreitet. — Der Gesamt vorstand der Baugenossenschaft ist gebildet wor den und hat die Tätigkeit ausgenommen. 2. Für den sreiwerdenden Hospitalver walterpost eu wurde unter den 66 Be werbern Schutzmann Friedrich in Falkenstein ge wählt. 3. Einquartierungsregulativ: Der Entwurf soll nach den gemachten Erfahrungen geändert und anderweit beraten werden. 4. In einer Schankkonzessionssache vermochte man die Bedürfnisfrage nicht anzucrkcnnen. 5. Ein Gesuch um Erlaubnis zum Veran stalten von Singspielen usw. wurde befürwortet. 6. In die Kommission zur Einschätzung zu deu Staatseinkommcnsteueru wurden auf 1911/12 gewählt die Herren: o. als Mitglieder: Gcm.- Aelt. Siegert, Geschäftsführer Riedel, Faktor Ernst Müller und Gutsbesitzer Gustav Müller, b. als Stellvertreter: Fabrikant Aug. Härtel, Gutsbesitzer Emil Wendler, Fabrikant und Gärtnereibes. Herm. Hertel und Nadelmacher Emil Dost. 7. Nach Vorschlag des Lichtausschusses wurde die Einrichtung weiterer 11 Straßenlampen ge nehmigt. 8. Der von der Aufsichtsbehörde vorge schlagenen Ergänzung der Wasserwerksordnung hinsichtlich der Anschlußvergünstigung für Neu bauten wurde zugestimmt. In der hierauf folgenden geheimen Sitzung wurde u. a. einem Darlehnsgesuch entsprochen. Den Beschlüssen des Einschätzungsausschusses auf die Anlagcnreklamationen wurde zugestimmt. Weiter wurde noch über eine Anzahl Anlagen- erlaßgesuche beschlossen. Die übrigen Beratungspunkte sind znr Ver öffentlichung ungeeignet. Oertliched und Sächsisches. *— Wetteraussicht für Mittwoch, den 21. September: Nordwestwind, veränder liche Bewölkung, kühl, zeitweise Regen. *— Vom Manöver. Für die 2. Division Nr. 24 gestaltete sich der gestrige Montag in der Hauptsache zu einem Marschtage. Die Truppen näherten sich dem für heute bestimmten Gelände zwischen Schwarzenberg, Aue und Wildenfels. Einzelne Truppenteile, u. a. das Regiment 107, marschierten bis in die Annaberger Gegend. Der König, der heute früh mittels Sonderzugs in Aue eintraf, begab sich von dort aus direkt ins Manövergelände. Die heutigen Manöver, die sich zum Teil bei Lichtenstein abspielten, boten manches interessante Bild. Der Kampf der bei den feindlichen Parteien entbrannte um das Fürstlich Schönburgsche Schloß in Lichtenstein, das als Festung gedacht war. Die preußische schwere Artillerie hatte ihre Geschütze in Lichten stein und Umgebung aufgefahrcn. In dem Ge lände um Zschocken, das als Fort gilt, wurden mit Hilfe von Infanterie (Teile der 47. Brigade) Verschanzungen errichtet nnd die Oieschütze einge graben, während die übrigen Forts in der Um gebung Lichtensteins markiert wurden. Das Krachen der schweren Geschütze war weithin hör bar. Kurz nach Mittag wurden die Manöver abgebrochen und begab sich Se. Majestät der König nach Zwickau, von wo er morgen früh wieder im Manövergelände eintrifft. Es dürfte dies bereits sehr zeitig der Fall sein, sodaß der Manöverbnmmlcr am letzten Tage des Korps- manövers ebenfalls schon früh unterwegs sein muß, will er etwas zu sehen bekommen. Das Manöver wird sich sicherem Vernehmen nach wieder in der Nähe von Zwickau auf den Ncinsdorfer nnd Wildenfelser Höhen abspielen. Dort werden größere Verschanzungen aufgeworfen; man kann deshalb darauf rechnen, daß an dieser Stelle ein interessantes Treffen geliefert werden wird. Das Korpsmanöver dürfte im Laufe des Vormittags beendet sein und kehren die Truppen nachmittags wieder in ihre Garnisonen zurück. Die Infan terie wird teilweise mit der Eisenbahn zurückge führt, während Feldartillerie und Kavallerie Tagesmärsche einhalten müssen. Die letzten Ein quartierungen für die hiesige Gegend sind am 21. Septeniber vorgesehen und zwar erhält Hohenstein-Ernstthal 23 Offiziere, 449 Mannschaften und 328 Pferde vom Feldartl.- Ncgt. 78, Oberlungwitz (westlicher Teil) 34 Offz., 562 M. und 391 Pf.' des Fcldartl.-Negts. 68, Falken 2 Offz., 59 M. und 60 Pf. der 3. Esk. Husaren 19, Kuh schnapp el 2 Offz., 61 M. und 61 Pf. der 5. Esk. Ulanen 18, Lan genberg 2 Offz., 59 M. und 60 Pf. der 3. Esk. Husaren 19, Langen chu rs dorf 8 Offz., 236 M. und 240 Pf. der 1. u. 2. Esk. Husaren 19, Lobsdorf 1 Offz., 27 M. und 28 Pf. der 5. Esk. Ulanen 18, Meinsdorf 4 Offz., 74 M. und 25 Pf. der Masch.-Gcw.-Komp. 139, Reichenbach 3 Offz., 86 M. und 87 Pf. der 4. Esk. Karab.-Regts. und Tirschheim 1 Offz., 30 M. und 31 Pf. der 5. Esk. Ulanen 18. Am 22. September früh werden sämtliche Quartiere wieder geräumt sein. *— Ein heiteres Vorkommnis ist von dem in Gegenwart Sr. Majestät des .Königs stattgefundenen Manöver der 40. Di vision zu berichten. Der König war mit der 88. Brigade von Zwönitz über Elterlein nahe am sog. Stockholz angekommen, als die Vor hut gegen jede Vorausberechnung von Buch holz her auch schon drei Kompagnien Fuß truppen der feindlichen 89. Brigade der Stadt Schlettau sich nähern sah. Auf der jenseitigen Partei ließ man sofort Kampfstellung einneh men und auch die Artillerie zum Feuergefecht auffahren. Da plötzlich sah man sich arg ge täuscht. Die feindlichen Truppen entpuppten sich als drei Schulknabenklassen, die unter Führung ihrer Lehrer aus einem Ausflug inS Manövergelände begriffen waren. Als der König von dieser Verwechslung erfuhr, soll er über das Vorkommnis herzlich gelacht haben. * Hohcnfiein-Grystthal, 20 Sept Er- werbt das Bürgerrecht! Der Stadttat fordert alle zur Erwerbung des Bürgerrechts Verpflichteten, die seit mindestens 3 Jahren ihren wesentlichen Wohnsitz hier haben und mindestens 9 Mark Staatssteuern jährlich zahlen, auf, sich möglichst bald an Ratsstelle zu melden. Eine gewisse Frist vor der Verpflichtung ist er forderlich, um die notwendigen Erörterungen an stellen zu könne». Eine Verpflichtung selbst aber kann jederzeit, d. h. während des ganzen Jahres, erfolgen. Im klebrigen werden alle zum Erwerbe des genannten Rechts berechtigten Personen noch darauf aufmerksam gemacht, daß diejenigen, welche ihren Namen in die Sfadt- vervrdnetenwahlliste eingetragen zu sehen wünschen, sich möglichst umgehend zu melden haben, da ein nach Schluß der Wahlliste verpflichteter Bürger in die Wahlliste nicht mehr ausgenommen werden kann. *— Die Geflügelcholera ist nunmehr auch iu unserer Stadt heute vormittag durch den Kreistierarzt festgestellt worden. Gestern früh kaufte der Hohestraße Nr. 2 wohnhafte Seiden- weder Herr Max Haugk von hier von einem auswärtigen unbekannten Händler 6 Gänse. Schon Hestern „Mag starb eins der Tiere und heute früh wieder eine Gans; ebenso erlagen zwei Hühner der gefährlichen Seuche, die in zwischen auch auf ein Nachbargehöst übersprang. Ein gleicher Fall soll sich, wie uns mitgeteilt wird, auch in einer Straße in der Nähe des Bahnhofs zugetragen haben, doch ist die Unter suchung hier,j noch nicht erfolgt. Jedenfalls ist die Seuche aus Glauchau eingeschleppt worden. — Als gutes Desinfektionsmittel gilt rohe Kar bolsäure und zwar nimmt man auf einen Eimer Wasser ein Glas rohe Säure. Hiermit wird Hühncrstall,Hof und Garten gründlich eingesprengt. *— Bunte Bühne. In einer Kleinstadt begegnet man derartigen Veranstaltungen, wie sie gestern abend im Saale des Hotels „Drei Schwanen" geboten wurden, häufig mit mehr oder weniger berechtigtem Mißtrauen. Um so mehr mußte es die Besucher — meistenteils waren cs Damen, die sich zu dem wirklich amüsanten Abend eingefunden hatten — daher Wunder nehmen, welches großzügige Programm ihnen vorgeführt wurde. Im ersten Teile der überreichen Darbietungsfolge lernten wir die Damen Gertrud und Gretel Dorrä, sowie die Herren Fiering (früher Mitglied des Residcnz- theaters in Dresden), Steidl, Göbel und Heine mann kennen. Als erstklassige Sängerinnen stellten sich die Damen Dorre vor, dabei berührte ihr vornehmes Auftreten angenehm und nur langsam wollte sich der wohlverdiente Beifall legen. Herr Fiering ist ein Sänger, der sich ge trost auf großen Bühnen zeigen kann. Mit ziem lichen Stimmitteln ansgestattet, die in allen Lagen gleich wohltuend wirkten, wußte er die feinsten Nuancen in seinen Vorträgen herauszuholen. Eben so verfügt Herr Steidl über ein ganz annehmbares Org-. n. Herr Göbel als Humorist befand sich iit gutem Fahrwasser, denn er hatte die Lacher auf seiner 'Seite. Die Vorträge des Herrn Direktor Heinemann, der als früheres Mitglied der Tymian- und auch der Viktoria-Sänger nicht mehr unbekannt ist, versetzten die Zuhörer in die heiterste Stimmung. Nicht unerwähnt wollet: wir die vorzügliche Begleitung an: Flügel und dei: originellen sächsischen Komiker Heinrich Lange lassen. Herr Lange erzielte mit seinen Vorträgen durch die zum Ausdruck gebrachte Urwüchsigkeit einen großen Lachcrfolg. Die beiden urkomischen Possen „Der Posten am Pulverturm" und „Die geschiedene Frau" fanden Dank des flvttei: Zusammenspiels und der vor züglichen Wiedergabe die lebhafteste Anerkennung. — Wie uns mitgetcilt wird, beabsichtigt das Ensemble im nächsten Jahre wieder hierher zu kommen. Dieser Entschluß ist nur zu begrüßen, da die Gesellschaft gut angesprochen hat und deshalb in: nächsten Jahre wohl auf ein besser besetztes Haus rechnen darf. *— Hilflos aufgefunden wurde gestern abend auf der äußeren Dresdnerstraße cii: aus Frankenberg gebürtiger Gelegenheits arbeiter, der an epileptischen Anfällen leidet. Hilfsbereite Passanten nahmen sich seiner an. * — Ein Unfall ereignete sich gestern in einem hiesigen Betriebe. Der in der Neu stadt wohnhafte Weber M. wollte einen Ket tenbaum in die Höhe heben; er brach hierbei zusammen und trug nach ärztlichem Ausspruch eine schwere Muskeldehnung davon. * Oberlungwitz, 20. Sept. Eine ganze Anzahl Fabriken haben heute geschlossen, um ihren Arbeitern den Besuch des Korpsmanövers zu ermöglichen. Die Quartiermacher für die morgen eintreffenden Truppen des 68. Feld- artillerie-Rcgiments Habei: mit ihrer Tätigkeit bereits heute nachmittag begonnen. * Oberlungwitz, 20. Sept. Eine schlimme Entdeckung mußte an: Sonnabend abend der hier wohnhafte Maurer Herr Hübsch machen, als er in seiner Gutmütigkeit zwei Wander burschen, die ihn um eine Gabe auspracheu, in ein nahes Restaurant führte und ihnen dort etwas zu trinken geben ließ. Bei der Verab schiedung gab er Leiden noch ein Zehrgeld mit; zu Hause angekommeu, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß er auch ein 20 Markstück mitgc- gebeu hatte. Die sofortige Verfolgung der beiden „armen Reisenden" blieb leider erfolglos. Die selben dürften sich jedenfalls über das unbeab sichtigte hohe Zehrgeld nicht wenig gefreut haben. * Chemnitz, 20. Sept. Das Familien drama der Schreiterschen Eheleute fand gestern mit der Beerdigung des Mörders und der beiden Ermordeten seinen Abschluß. Die Leiche des ersteren wurde an: Vormittag in aller