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Kultusministeriums. Weitere Begrüßungsan sprachen hielten Bürgermeister Härtwig-Oschatz im Namen der Stadt und Bezirksschuldirektor Seeliger. Hierauf ergriff Schuldirektor Haagel- Oschatz das Wort zu einem Vortrage über staats bürgerliche Erziehung . in wenig gegliederten Fortbildungsschulen. Er führte unter anderem aus: Die Notwendigkeit der staatsbürgerlichen Erziehung wird von allen Seilen anerkannt. Denn kaum sind die Schüler der Zucht des Elternhauses entwachsen, so wird ihnen von ver schiedenen Seiten die Brille des Vorurteils und des Klassenhasses aufgesetzt. Wir müssen den jungen Staatsbürgern zu einer gerechteren Wür digung des Staates und seiner Einrichtungen erziehen. Die staatsbürgerliche Unterweisung müsse das Prinzip werden, das die ganze Er ziehung durchdringt. Diese durchgreifende Reform ist augenblicklich nicht möglich, weil sie eine Neugestaltung des ganzen Fortbildungsschnl- wesens durch ein neues Gesetz fordert. Immer hin wäre vieles zu erreichen, wenn die Gemein den in eine Erweiterung der Zeitgrcuzen willigen wollten. Der Vortrag schloß mit einem warmen Appell, die staatsbürgerliche Erziehung als ein wichtiges Hilfsmittel znr Erweckung des Bürger sinns zu fördern. An den Vortrag schloß sich eine lebhafte Diskussion. Am Schlüsse der De batte wurde folgende Entschließung angenommen: „Der 10. sächsische Fortbildungsschultag in Oschatz fordert im Interesse einer staatsbürgerlichen Er ziehung den obligatorischen Turnunterricht für die Fortbildungsschulen und empfiehlt den Vereinen, der deutschen Turnerschaft diesen Unter richt zu übertragen, soweit ihn die Schule nicht selbst übernimmt." Kleine Chronik. * Durch da- Oderbruchwasser von der Autzeu- welt Vollständig abgeschnitteu waren in der Ohle- Oderniederung bei Breslau insgesamt elf Dörfer Jetzt, nach neuntügiger Gefangenschaft, sind sie aus ihrer mißlichen Lage, da das Hochwasser fällt, wieder befreit worden. Um die kolossalen Wassermengen zum Abfluß zu bringen, mußten die Dämme geöffnet werden, so daß bisher noch trocken gebliebene Stellen notgedrungen unter Wasser gesetzt werden mußten. Der angerichtete Schaden ist außerordent« sich groß, denn die Grummeternte wurde hinwegge schwemmt und die Feldfrüchte sind, wie auch an anderen Stellen des riesigen Hochwasserbczükcs, ver fault und verdorben Wo daS Wasser zurückirilt, hinterläßt es eine dicke Schlammschicht, so daß viel leicht Jahre vergehen werden, ehe die Aecker wieder saataufnahmefähig sind. * 14 Gehöfte durch Schadeufeuer eiugeSschert. In Masuchowken bei Allcnstcin ist infolge der Fahr lässigkeit des Besitzers Brozda ein große- Schaden- feuer entstanden, daS >4 Gehöfte einäschertc. Brozda selbst kam in den Flammen um. ' TvStSstürze vo« Aviatikern. Der Aviatiker Poillot, der mit einem Passagier auf dem Flugplatz in Chartres einen Aufstieg unternommen hatte, ist abgestürzt und so schwer verletzt worden, daß^er nach 20 Minuten starb Der Passagier ist leicht verletzt. — Ferner wird aus Paris gemeldet: Der Flieger Fontanelle stürzte in der Nähe von Mau- beuge aus bedeutender Höhe ab. Erwürbe sterbend in- Spital gebracht * Dramdahuzusammcustotz. Bei Pipton in Nordamerika stießen wieder zwei elektrische Straßen bahnwagen zusammen, wobei sechs Personen getötet und 23 schwer verletzt wurden. * Tumult aus de» Müuchuer Oltoberseft. Nach Schluß der Münchener Oktoberfcst Hauptsoiin- tagS ist gestern abend auf der Hauptsestwiese ein gewaltiger Tumult infolge der Verhaftung zweier Messerhelden entstanden. Bei der Polizeiwache prote stierte eine 3000-4000 Köpfe zählende Menschen menge durch Lärmen und Johlen gegen die Ver haftung. Einem halben Hundert Schutzleuten ge lang es, die Tumultuanten zu zerstreuen, ohne daß daS auf der Wiese bereitgehaltene Militärausgebot einschreiten mußte. ' Pulverexplofion. In Metz explodierte am Sonnabend nachmittag beim Verbrennen vonPulver- resten^auS dem Manöversclde im Pulverschuppen auf der Friedhosinsel eine Pulverkistc. Ein Feuer werker wurde schwer verletzt, auch zwei in der Nähe beschäftigte Mädchen trugen Brandwunden davon. DaS Unglück ist dadurch entstanden, daß eine neue Kiste auf einen Platz gestellt wurde, aus dem eben eine andere Kiste verbrannt worden war. * Mit Ve» Automobil in eisen Kanal ge- stkrzt. In New-Orlean- ist am Sonnabend ein Automobil mit sechs Personen in einen Kanal gestürzt. Alle sechs sind ertrunken * Unfall ans Ver Radrennbahn. Bei den, Motorradrennen auf dem Sportplatz Steglitz ereignete sich gestern ein gefährlich aussehender Doppelsturz. Der Fahrer Liese kam in der Kurve mit seinem Motor zu Fall und über ihn hinweg stürzte Polack Mit brennenden Sachen eilte Liese die Kurve hinab. Beide sind verhältnismäßig gut davongekommen. Polack erhielt außer Verletzungen an beiden Händen eine stark blutende Rißwunde am Kopfe, Liese wurde am rechten Arm verletzt. * Drei Kinder verbrannt. Durch ein Groß- seuer wurde in der pommerschen StadtKammin die dortige Molkerei eingeäschert. Aus drn Wohnräumen konnten sich infolge zu späten Erwachens nur der Besitzer und ein lLjähriger Knabe retten, während die übrigen drei Kinder in den Flammen umkamen * von eine» wütenden Glier getötet. In der Ortschaft Wrexen in Westfalen wurde ein Kuh schweizer von einem wütenden Stier aus die Hörner genommen und gegen einen Baum gespießt. Er wurde vollständig durchbohrt und starb sofort Er hinterläßt eine Frau und zehn Kinder. * Dnrch hereinbrechende Kohle wurde der Bergarbeiter I. Dudy in Brüx im Alexanderschacht bi« za den Hüften verschüttet. Schwer verletzt, aber bei voller Besinnung, sah er längere Zeit den Tod vor sich, ohne ihm entrinnen zu können Keiner seiner Kameraden konnte ihm helfen. Stück um Stück fiel von der Decke herab. Dies mußte der unglückliche Mann längere Zeit in Todesangst an sehen, bis eine größere Kohlenmasse sich loslöste und ihn völlig begrub. Die Leiche konnte erst später geborgen werden. * Ja der Rettungswache Krankfurt-Niederrad find skandalöse Vorgänge aufgedeckt worden. ES handelt sich um Vergehen gegen ß 175, die an jungen Leuten von 12 bis l9 Jahren begangen worden sind. Außer den Leitern der Sanitätsko- lonne, Assistenz-Chirurg Eugen Katz und Kaufmann Otto Langenbach, sind in dieser Angelegenheit etwa 30 Personen teils vernommen, teils verhaftet worden. Die Untersuchung erstreckt sich bis nach Wiesbaden. In der Bürgerschaft herrscht große Aufregung, zu mal die beiden oben genannten Herren großes Ver- trauen genossen. Die Rettungswache galt unter ihrer Leitung als ein Institut ersten Ranges. Sie wird vorläufig unter Leitung eines Assistenzchirurg gehilfen weitergeführt.' * Vos italienischen Arbeiter» v« I3V0V Mark beraubt. Am Sonnabend nachmittag nach 2 Uhr wurde, wie aus Metz gemeldet wird, der RechnungSsührer der Grube .Maringen" auft dem Wege zur Grube, wo um 6 Uhr die Lohnauszahlung stattfinden sollte, von fünf Italienern überfallen, die ihm Pfeffer in die Augen streuten, ihn zu Boden warfen kund der AuSzahlungSgelder in Höhe von 13000 Mark beraubten. * Die AffSre d,S JnwelenhSndlerS Katz in Kaffes. Der in Kassel unter dem Verdachte deS JuwelendiebstahlS verhaftetes Leipziger Kaufmann Leopold Katz ist, wie sich nunmehr herausgcstellt hat. vollständig unschuldig. Von einem Verwand ten deS Katz wird über dessen Persönlichkeit folgendes mitgeteilt: Katz steht im Alter von 57 Jahren und betreibt ein Kommissionsgeschäft, vornehmlich den Handel mit Juwelen. In den letzten Tagen haben sich bei ihm Anzeichen geistiger Verwirrung bemerkbar gemacht. Er erzählte fortgesetzt von großen Geschäften, die er vorhabe und bei denen es sich um Millionen handele. Dabei verlor er vollständig die Fähigkeit, über seine Geschäfte zu disponieren. Er machte bei Leipziger Firmen unsinnige Einkäufe an Weinen, Zigarren, Delikatessen, Parfümerien zu den teuersten Preisen, Sachen,' für die er nie Verwendung hatte und die mit seinem Geschäft in gar keinem Zusammen hänge stehen. Dabei verschleuderte er Juwelen und Schmucksachcn, mit denen er kommissionsweise han delte, zu den billigsten Preisen. So hat er einem Leipziger Händler Juwelen zu so billigen Preisen förmlich aufgedrängt, daß dieser hinter seinem Rücken sich mit der augenblicklich krank darniederliegendcn Frau Katz in Verbindung setzte und ihr die Schmuck sachen wieder aushändigte. Katz leidet anscheinend an Größenwahn. Al- er am Mittwoch von Leipzig nach Frankfurt a. M. fahren wollte, löste er sich zwei Billets erster Klasse, eine- sür die Hin-, das zweite sür die Rückfahrt. Dabei hatte er fast gar kein Geld mehr bei sich. In Kassel hat man ihn dann, da er durch sein absonderliche- Gebühren Aussehen erregte und Mitreisenden und Kellnern Schmucksachen zu lächerlich billigen Preisen anbot, in behördliche Obhut genommen. Katz hat sich in Kassel erst nach zwei Tagen darauf besonnen, daß er dort einen Verwandten hat, der ihn schließlich auch legitimierte und in dessen Fürsorge er dann gegeben wurde. Katz befindet sich gegenwärtig in einer Leipziger Nervenheilanstalt. Er ist amerikanischer Bürger * Die Vchwmbel.Affäke Gattter in Berlin hat leider wieder in der Hauptsache sogenannte kleine Leute betroffen. Es handelt sich durchweg um in der Provinz seßhafte kleine Rentiers und Beamte, die von den Agenten Sattlers ausgesucht und be arbeitet worden sind. Den Leuten wurden groß artige Versprechungen gemacht, wie sich ihr kleines Vermögen in kurzer Zeit leicht um bedeutendes ver mehren sollte. Sie gingen auf die Vorschläge ein, deren Unsolidität sie bei einiger Kenntnis in Geld- fachen hätten erkenne» müssen. Um ähnliche Schwin deleien in Zukunft zu verhüten, hat sich jetzt endlich der Zentralverband deS deutschen Bank- und Ban kiergewerbes zu einer entscheidenden Maßnahme aufgerafft. Er hat eine eigene Zentralstelle geschaffen, die sich gegen die Machinationen des unsoliden Bankgewerbe? richten und diese« aui da? energischste n «-»-TSV.-»-» bekämpfen soll. Da- liegt ja schließlich auch im eigensten Interesse der Banken. * NsS dem Auge gestürzt ist in der Nähe von Kassel der Marineunteroffizier Karl Hildebrand aus Marburg. Die zerschmetterte Leiche wurde nahe dem Gleise aufgefunden, von dem Unfälle hatte keiner der Mitreisenden etwa- bemerkt. * Ein Mttitälslandal wird aus Toul in Frankreich gemeldet. Dort wurde aufgedeckt, daß den Truppen verdorbenes Fleisch geliefert worden sei. Der General Dupommer überschüttete die Jn- tendanturbeamten mit den gröbsten Beleidigungen; die Beamten erklären jedoch, unschuldig zu sein und haben sich beim Kriegsminister in Paris beschwert. * Kampf mit etuem RSuberhan-t«an«. Der ungarische Räuberhauptmann Vitalis, der eine große Anzahl Raubmorde verübt hatte, wurde in einem Hause eines kleinen ungarischen Ortes von der Po lizei überrascht. Er schoß aus die Gendarmen und verwundete einen von ihnen schwer; darauf wurde er niedergeschossen. * In Rußland gibt'S doch »och Gerechtig keit. In Jekaterinodar wurde ein Polizeibeamter zum Tode verurteilt, weil er drei Arrestanten hatte grausam zu Tode prügeln lassen. * Bedauernswerte Narre» wurden in Watten scheid verhaftet. Die Leutchen hatten eine neue Nacktloge inS Leben gerufen, die die Polizei schließ lich allzu sehr interessieren mußte Die Naturaposte! bezeichneten sich öffentlich als „neugeborene Keusch- heitschristen." * Unheimliche Entdeckungen wurden in einen, früheren Kloster der Assumptionisten in Liary in Frankreich gemacht. Unter einer Kapelle, die reno viert wurde, sand man fünfzehn weibliche Skelette Das Alter der Gebeine wird aus 14 bis 16 Jahre geschätzt, sodaß es der Justiz vielleicht noch ge- lingt, Licht in die dunkle Angelegenheit zu bringen * Eiue Aufsrheu erregeude Liebesaffäre. Ei» Leutnant der Gardesüsiliere in Berlin, der außerdem Ba- taillonSadjutant war, wollte daS Verhältnis, das er mit einer Näherin unterhielt, lösen. Nachdem er aus dem Manöver zurückgekehrt war, drang daS Mädchen zu ihm in die JnstruklionSstunde. Als der Offizier später mit der Geliebten in seiner Woh nung war, feuerte er mit einem Revolver auf daS Mädchen und verletzte es leicht. Darauf brachte er sich selbst einen Schuß in die Schläfe bei und brach tödlich verletzt zusammen. * Juweleudieb. Der Schöneberger Kriminal polizei ist eS am gestrigen Sonntag gelungen, den Diener Berndt, der bei dem Bankier Mosler in Dahlem Juwelen im Werte von über 32 000 Mk. gestohlen hatte, zu verhaften Bon dem Geld, daS er sür die Juwelen erhalten hatte, wurden nur noch 60 Mk bei ihm gefunden. Handels-Nachrichten. Berlin, 24 September. Wechselkurse. Amsterdam 8 Tage 189,05 do. 2 Monate — Brüssel 8 Tage 80,575 do. 2 Monate 80,20 Italien, lätze lO Tage 80,40 do 2 Monate —. — Kopenhagen 8 Tage 112,40 Scheck London 20,435 London 8 Tage 20,11 do 3 Monate 20,27 Madrid 14 Tage 75,50 New Uork rwta 419'/« Scheck Pari? 81,00 Paris 8 Tage 80,95 do. 2 Monate Petersburg 8 Tage —.— do 3 Monate — — Schweiz 8 Tage 80'85 Stockh Gothenb. 10 Tage — ,— Warschau 8 Tage — Wien 8 Tage 84,975 do. 2 Monate - , — 20-Franks-Stücke 16,21 Oesterreich Banknoten 85,10 Russ. Banknoten 217,00 Reichsbankdiskont 4°/° Privntdiskont 4°/, Magdeburg, 24. Sept. Kornzucker exkl. 83proz. Rendemenl . Nochvrotukte exkl. 75proz Rendement —, . Stimmung: Ruhig. Broiraffinade l -.— bis —. Kristallzucker I —. Gemahlene Raifinade —. Gemahlene Melis —, - —, . Stim mung Geschäflslos. Rohzucker I Produkte transito lrei an Bord Hamburg per Sept. —Gd.. —Br., per Oltober Ii,00 Gd., >1,05 Br., per Okt.-Dezem ber 11,00 Gd., I I,Ob Br., per Januar-März 11,12'/, Gd., 1115 Br, per Mai Ii,^7'/, Gd., 11.30 Br., per August II,42'/, Gd., Il,45Br. Stimmung: Ruhig. Hamburg, 24. Sept. Weizen ruhig. Mecktenburger und Holsteiner 203,00 Roggen stetig. Mecklenburger und Holsteiner 135-155, russischer 106,00. Gerste ruhig Hafer ruhig. Mais ruhig La Plata 101,00. Wetter: Bewölkt. Baumwolle. Bremen, 24. Sept. Tendenz- Ruhig. Ugl. middl. loko 74.50. Liverpool, 24. Sept. Umsatz 3000 Ballen, davon für Spekulation und Export 200 Ballen. Amerikaner willig, 11 Punkte niedriger. Egypler träge, unverändert. Brasilianer i l Punkte niedriger Lieferungen kaum stetig. September 7,60, September-Oktober 7,I6, November- Dezember 6,91, Januar-Februar 6,88, März-Aprrl 6,9 >. Zahlungseinstellungen. Carl Oskar Labisch, Inhaber der Firma Richter Nächst O. Labisch, Leipzig. Ernst Paul Voigt, Schmied, Hartha Waldheim. Chemnitzer Marktpreise vom 24. September 1910. pro 50 Kilo. Weizen, fremd. Sorten 10 M üb Pf. bi- 12 M. — Pf. - sächs.. neu S . 60 Roggen, niederländ. 7-70 preuß. 7 < 70 - hiesiger 7 . 55 - fremder 8 - 80 Gerste, Brau-, fremde S - 7d - - sächsische 8 - 2b - Futter. 6 - — Hafer, sächs 7 . — - ausländischer 7 . 90 Erbsen, Koch- IO - 7ü Erbsen. Mahl- und Futter 8 - bO Heu, neue- 8 - 70 - gebündelte-, neu 8 - SO Stroh, Flegeldrusch 8 - 10 Stroh, Maschmendrusch, Langstroh 2 - 40 Stroh, Maschinendrusch, Krummstroh 2 - — Kartoffeln, inländische 2 - 60 Butter p. 1 Kilo 2 - 70 IO - Ob - 7 . SO . 7 - V0 - 7 - 70 . 8 . 40 - 10 - 7b - S . 7b - 8 - 40 - S - — . 8 . 15 - 11 - 25 - S - - . 4 - — . 4 - 20 - 8 - 40 - - 2 - 30 - . 3 - 25 - - 2 - 90 - L 2 § Kircheunachrichte« vo« SerSdors. Dienstaa, den 27. September, abends 8 Uhr Bibelstunde In der Kirchschule. Donnerstag, den 29. September 1910, früh 9 Uhr Wochen- kommunion. Depeschen Berlin. (Privat-Telegramm.) Der Dis' kont der Reichsbank wurde auf 5 Prozent, der Lombard-Zinsfuß auf 6 Prozent erhöht. Berlin. (Privat-Telegramm.) Zu einem heftigen Zusammenstoß kam es heute vormittag wiederum in der Turinstraße zwischen Streiken den und Arbeitswilligen der Kohlenfirma Knpfer n. Co. Es wurden mehrfach Schüsse gewechselt. Die Polizei griff schließlich mit blanker Waffe ein, nachdem sie mit Steinen beworfen worden war, wobei mehrere Beamte schwere Verlctznngen davontrugen. Breslau. (Privat-Telegr.) Nach einer Meldung von der russischen Grenze erfolgte in der Drogenhandlung von Palowski in Skiernie- viece infolge Unvorsichtigkeit eines Angestellten eine Explosion. Bei den Löscharbeiten erlitten 7 Feuermehrlente schwere Brandwunden. Zwei wurden tödlich verletzt. Kattowitz. (Privat-Telegramm.) Un- gcheneres Aufsehen unter der Bevölkerung erregt ein gräßlicher Doppelmord, begangen an den beiden 10 nnd 11 Jahre alten Brüdern Woroz. Beide Knaben verschwanden plötzlich Mitte vori ger Woche. Gestern fand man die schrecklich verstümmelten Leichen im nahen Teich. Die Untersuchung wurde sofort cingeleitet und ver mutet man einen Lustmord. Wien. Znr Bekämpfung der fich immer peinlicher fühlbar machenden Fleischnot hat sich das österreichische Ackerbauministerium endlich entschlossen, an drei Markttagen der Woche in Wien die Einfuhr von 150 Stück französischen und bOO^Stück holländischen Mastochsen zu gestatten. Calais. Der Chef des bekannten großen Meiallhanscs Claffing u. Co. in Northingham, der seit einigen Tagen sich hier znr Kur auf hält, unternahm mit seinem achtjährigen Sohn gestern eine Spazierfahrt zn Rad. Plötzlich stieß sein Sohn einen Schrei ans; ihm war von einer Kugel die Brust durchbohrt worden. Das Kind starb ans dem Transport nach dem Hospital. Man nimmt an, daß es sich um eine verirrte Kugel vom Fort Lapin bei Calais handelt. Die Militärbehörde hat eine Untersuchung cingeleitet. Petersburg. (Privat-Telegramm.) Enorme Unterschlagungen im Kiewatroitzkikloster dnrch den Abt und den Oekonomen des Klosters beschäftigten das Gericht zn Kiew. Beide An geklagte haben 1" 2 Millionen Mk. unterschlagen. Außerdem haben sie noch Schulden im Betrage von IV2 Millionen Mark gemacht. Die Be trügereien liegen Jahre zurück. Beide wurden für schuldig befunden, doch hängt das Urteil vom Kiewer Metropoliten ab. Ncwyork. Nach einem Telegramm ans San Francisco ist dort ein furchtbares Verbrechen entdeckt worden, das in seinen Einzelheiten an den Mord des Dr. Crippen erinnert. Ein bei einem Arzt beschäftigter junger Bureanangestellter machte die Polizei darauf aufmerksam, daß im Keller des Hauses ein Leichnam versteckt sei. Die Polizeiagentcn entdeckten denn auch in der Tat unter einer leichten Zementschicht den voll ständig verstümmelten Leichnam eines jungen Mädchens namens Swan, einer Lehrerin, die seit dem 20. April d. I. verschwunden war. Eine ärztliche Untersuchung ergab, daß der be treffende Mediziner einen operativen Eingriff bei dem schwangeren Mädchen vorgenommcn hatte nnd daß bei diesem Versuch das Mädchen ge storben ist. Die Polizei nahm den Arzt fest, ebenso seine Krankenpflegerin, ein Fräulein Messerschmidt. Der Geliebte des Fräuleins ist seit mehr als zwei Monaten verschwunden nnd wird jetzt von der Polizei gesucht.