Volltext Seite (XML)
Zu der Handwerker-Studienreise zur Brüsseler Weltausstellung, fiir welche bekanntlich der Hansabund eine Bei hilfe zahlt, haben sich bisher weit über 500 Handwerker ans allen Teilen des deutschen Reiches gemeldet. Wie in den Handwerker kreisen, so wächst die Popularität des Hansa- bundes im Mittelstände überhaupt, gerade aus ihm rekrutieren sich die meisten Beitrittserklärungen der jüngsten Zeit. Der Hansabund will deshalb eine besondere Mittelstands-Abteilung einrichten. Zur Fleischteuerung. Die Berliner Fleischerinnung übersandte dem Reichskanzler und dem preußischen Landwirt schaftsminister auf einstimmigen Beschluß eine Resolution, welche im Interesse der Vvlks- ernührung angesichts der hohen und noch immer steigenden Fleischprcise die Oeffnung der deutschen Grenzen für die Einfuhr von Schlachtvieh unter Beachtung der nötigen Sicherheitsmaßregeln fordert. — Der Berliner Stadtverordnetenver sammlung liegt ein Antrag vor, in Uebercin- stimuttmg mit dem Magistrat den Reichskanzler zu ersuchen, alle zur Milderung der Fleisch- tcuernng sofort durchführbaren Mittel unverzüg lich zu ergreifen. Zum Verbot der Luftschiff-Paffagier- fahrten über der Festung Strafiburg wird der „Köln. Ztg." von zuständiger Stelle aus Berlin geschrieben: „Wenn man erwägt, wie Rußland und Frankreich sich schon zu deni lieberfliegen ihrer Landesgrcnzen durch fremd ländische Luftfahrzeuge stellen, so wird man ein Verbot des Ueberflicgens von Festungswerken im Frieden durch Luftfahrzeuge jeglicher Art als durchaus berechtigt anerkennen müssen. Inwieweit in dieser Beziehung internationale Abmachungen durch Aufstellung einer Art von Luftrccht zu treffen seien, wird mau der Erwägung und Ent scheidung der Regierungen zu überlassen haben, zunächst wird sich jeder Staat gegen unerlaubte Uebergriffe in dieser Richtung schützen müssen." Die „deutsche Spionage" in England. Es bestätigt sich, daß in Portsmouth der deutsche Leutnant Siegfried Helm aus Mainz unter dem Verdacht der Spionage verhaftet worden ist. Ob der junge Offizier tatsächlich Spionage auf eigene Faust getrieben hat, läßt sich zurzeit noch nicht bestimmt sagen; viele Anzeichen deuten aber darauf hin, daß die ganze Sache riesig aufgebauscht wird. Recht vielsagend ist, daß der „Spion" durch eine junge Dame entlarvt wurde, zu der er in romantische Beziehungen getreten war. Diesem seinem Liebchen hat Leutnant Helin, so er zählen englische Blätter, seine Zeichnungen und Pläne von den Portsmouther Forts ge zeigt, woraus die Miß sofort ihr Vaterland rettete, d. h. den englischen Behörden mit teilte, was Helm treibe. Die ganze Geschichte wäre also eine Humoreske, wenn nicht die Tatsache stutzig machen muß, daß man bei Leutnant Helm tatsächlich Zeichnungen vom Fort Widletz bei Portsmouth gefunden hat. Ob hier ein grobes Vergehen des jungen Offi zicrs, der vor 4 Wochen auf Reisen ging, vor liegt, muß jedenfalls festgestellt werden. Dar an haben wir ein ebenso großes Interesse wie die Engländer selbst. Allerdings soll das betr. Fort gar keinen militärischen Wert be sitzen, so daß die Annahme nahe liegt, Leut nant Helm habe sich das Fort als Objekt für seine zeichnerische Liebhaberei gewählt. Im strategischen Interesse hatte der „Spion" gar nicht nötig, sich Zeichnungen und Pläne an zufertigen, denn er kann Photographien von den Bollwerken Portsmouths in jedem Zi- garrenladcn der Hafenstadt kaufen. Die Ba taillonsverwaltung in Mainz hat über Helm folgende Auskunft gegeben: „Helm ist ein Mann in geordneten Verhältnissen, der nach Ansicht aller, die ihn kennen, ganz andere In teressen hat. Er stammt aus Berlin und auch sein Vater ist Offizier. Helm ist in England in Unifoem herumgegangcn, was er wohl nicht getan hätte, wenn er hätte spionieren wollen. Vermudlich hat Helm Reiseskizzen für sein Album angefcrtigt und wußte garnicht, daß er sich in befestigtem Ratzon befunden hat." Vin Sainmlungsruf in Frankreich. Die dem Ministerium nahestehende Pariser Presse fordert den Staatschef zu größerer Initiative in der inneren Politik Frankreichs auf. Dabei stützen sich diese Journale daraus, daß Fallieres während seiner jetzigen Reise durch Savoyen sowie schon bei anderen An lässen zum Frieden und zur Eintracht unter den Bürgern Frankreichs aufgefordert und na mentlich Gerechtigkeit in der Verwaltung, Ge rechtigkeit ohne Unterschied der Parteien als die notwendige Richtlinie der Republik bezeich net habe. „Eclair" geht so weit, dem Präsi denten nahczulegen, daß die Auflösung der ge genwärtigen Kammer die notwendige Konse quenz fiir die von Fallieres proklamierten Grundsätze wäre. Staatssekretär a.D. Dernburg in Tokio. Staatssekretär a. D. Dernburg wird in Japan glänzend gefeiert. Gestern hatte er eine Audienz beim Kaiser und wurde nachher zur Hoftafel zugezogen; er erhielt die erste Klasse des Verdienstordens der aufgehenden Sonne. Dernburg erhielt ferner Einladungen von dem Premierminister Marguis Katsura, dein Minister des Aeußeren Grafen Komura, dem Minister für Verkehrswesen Baron Goto und den hervorragendsten japanischen Finanz- lcuten. Ocrtliched und Sächsisches. *— Manöverleben. Die Manöverzeit steht bevor. Wer Soldat gewesen ist, dem schläft das Herz bei der Erinnerung an diese Zeit, tue unvergeßlich ist, soweit sie auch schon zurück- licgen und wie verschlungen der spätere Lebens weg sich auch gestaltet haben mag. Ueberstandene Mühen sind angenehm. Und an Strapazen fehlt es in den Manövertagen wahrhaftig nicht. Der kriegerische Geist, der in unserer Armee herrscht, sorgt dafür, daß die großen Herbstübungen kein Spiel, sondern eine Probe für den Ernstfall sind. An die Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Mannes werden daher im Manöver die höchsten An forderungen gestellt. Aber ob der Dienst gleich mit dem ersten Morgengrauen beginnt, es kommt die Stunde der Ruhezeit, und wie köstlich sic nach den Strapazen des Tages schmeckt! Rückt so ein Trupp Soldaten nach dem ihm bestimmten Orte ins Quartier, zieht ihm die Jugend schon weit entgegen, um die Nahenden zu empfangen. Und in den Straßen steht jung und alt vor den Türen zu frohem Willkommen. Ihnen allen gilt der Gruß der schmucken Jungen, die zu Fuß oder hoch zu Noß Einzug halten, der feurigste aber den Schönen, die gar schämig tun, aber doch die hellste Freude empfinden an den forschen Reitern und Streitern. Diese Stimmung beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn das Ganze Halt gemacht und der Herr Quartiermeister den einzelnen Leuten die Zettel mit dem Namen ihres Quartierwirts ausgehändigt hat, dann be ginnt das fröhliche Sucher,; ein Suchen ist es seitens der Soldaten eigentlich weniger als seitens der Einwohner. Ein jeder möchte den oder die seinen recht schnell finden und geleitet sie im Triumph zu den heimischen Penaten. Und nun müssen cs sich die Marsjünger schnell so bequem wie möglich machen, an hilfsbereiten Händen fehlt es nicht. Und haben sie sich vom Staube befreit, ihre Ausrüstungsgegeustände bei seite gelegt und die leichte Drillichjacke angetan, dann werden sie zu Tische geführt, der unter der Last der aufgetragcnen Gerichte schier zu zerbrechen droht. Was ein richtiger Soldaten magen vertragen kann, weiß Vater noch von seiner Militärzeit her, und Mutter stimmt ihm darin bei, daß nicht alle Tage Manöver ist nnd Einquartierung kommt, und daß cs dic strammen Jungen bei ihnen nicht schlechter haben dürften als bei irgend jemand anderem im Orte. So schmeckt denn das freudig Gebotene aufs beste, uud es ist tatsächlich unfaßbar, was für unge heure Quantitäten bei solcher Mahlzeit vertilgt werden. Dämmert der Abend heran, geht es noch zu einem Glase Bier ins Wirtshaus, bis der Zapfeustreich die jungen Krieger in das Quartier ruft, wo ein tiefer und gesunder Schlaf Kraft zu neuen Anstrengungen verleiht. Und am neuen Tag ein ander Städtchen und ein ander Mädchen. Ja, schön ist das Soldateü- lebcn, einzig schön, und besonders zur Manöverzeit. *— W e t t e r au s s i ch t für Freitag, den 9. Sept.: Nordostwiude, zeitweise anfheiternd, etwas wärmer, kein erheblicher Niederschlag. * — Einen äbnlichen Ruf wie der S i e b e n s ch l ä f e r t a g, der ihn in diesem Jahre fast buchstäblich bewahrheitete, hat auch der Aegidientag, der 1. September. Nach altem Volksglauben soll es noch vier Wochen regnen, wenn es am Aegidientag reg net. Der vorige Donnerstag war ein Regen tag erster Ordnung, es regnete ohne Unterlaß. Bisher haben die auf Aegidius folgenden Tage leider die alte Regel bestätigt. * — B e z i rks sc l d w e b e l. Nächsten Sonn abend ist der Bczirksfeldwebel im Sitzungs zimmer — 1 Treppe — des Stadthauses am Neumarkt in Hohenstein-Ernstthal für dic Mann schaften des Benrlaubtenstandes dienstlich zu sprechen. Es können an diesem Tage Meldungen aller Art erledigt nnd Gesuche abgegeben werden. Auch wird über alle militärischen Angelegenheiten, soweit sie dic Fragcsteller berühren, bercitmilligst Auskunft erteilt. * — Dic Zuschauer bei den H e r b st m a n ö v e r n werden aus folgendes aufmerksam gemacht: Zur Vermeidung Von Flurbeschädigungen dürfen Feld und Wiesen fluren in keinem Falle von der Zivilbevölke rung betreten werden. Zuwiderhandlungen werden nicht nur strafrechtlich verfolgt, sondern verpflichten außerdem noch zum Ersätze des verursachten Flurschadens, da der Militärfis kus für die durch Zuschauer entstandenen Flur schäden nicht aufzukommen hat. Es ist den betreffenden Gutsbesitzern überlassen, sich we gen Ersatzes dieser Schäden an diejenigen Per soncn zu halten, die sie verursacht haben. Auch die Gendarmerie-Mannschaften werden in allen ihnen bekannt werdenden Fällen unnachsichtlich Anzeige erstatten. * Hvhcnstein-Vrnstthal, 8 Sept. Ein reges Leben herrschte heute vormittag am Bahnhof, wo, von Leipzig kommend, das In fanterie-Regiment Nr. 106 in zwei Extra zögen eintraf. Die Truppen wurden am Bahn Hof eingeteilt und gleich in die Quartiere ent lasten. Das Geleite gaben ihnen außer einer Anzahl Quartierwirte und Wirtinnen unsere Schuljugend. Mit Stolz wurden unsere wake- rcn Vaterlandsverteidiger in die Quartiere ge führt. Außer einem Geivehrappell und Parvle- ausgabe ist ein anderer Dienst für heute nicht angesetzt worden. Morgen früh geht es zeitig heraus. Schon um Uhr müssen die ein zelnen Kompagnien an ihren Sammelplätzen eingetroffen sein. — In der Verquarcierung machte sich insofern eine Aenderung nötig, als die 9. Kompagnie, die ursprünglich hier liegen sollte, nach Wüstenbrand verlegt werden mupte. Hierdurch wurden eine Anzahl Quartiere der Bismarck-, Schiller- und Schönburgstraße, des Pfarrhains und Neuoberlungwitz überflüssig. DaS Manöver selbst findet morgen voraussicht lich nach Glauchau zu statt und wird von hier in die Gegend von Lichtenstein-Callnbe.rg zu- rückmarschiert. Die Nacht über wird biwakiert, doch werden, wenn das Wetter auch weiterhin ungünstig bleibt, aller Voraussicht nach Nvt- quartiere bezogen werden. Das Nähere über das morgige Manöver wird erst heute rbeud bekannt gegeben. * — Die Michaelisferien begin nen nach Verordnung des Kultusministeriums mit dem letzten Sonnabend im September und endigen mit dem zweiten darauffolgenden Sonntag. Da nun dieses Jahr der letzte Sonnabend im September schon auf den 24. fällt, so werden die hiesigen Schulen bereits Freitag, den 23. September, geschlossen, und der Schulunterricht beginnt wieder Montag, den 3. Oktober. Auf dem Lande, wo diese Ferien unter der Bezeichnung „Kartoffelferien" noch vielfach bekannt sind, dauern sie meist länger, da sie in der Hauptsache mit dazu be rechnet sind, daß die schulfreien Kinder bei der Kartoffelernte helfen. * — Ein Vette udicb trcibt zurzeit hier sein unehrliches Gewerbe. Gestern abend logierte sich in einen: hiesigen Gasthof ein unbekannter Mann ein, der heute stütz unter Mitnahme von verschiedenen Bettstückcn spurlos verschwunden ist. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß der Mann auch anderwärts denselben Trick verübt, so sei hiermit vor dem Schwindler gewarnt. * GerSdorf, 8. Sept. Der hiesige Gasthof „zum blauen Stern" ging am heutigen Tage zum Preise von HOMO Mark in den Besitz eines auswärtigen Herrn über, der dic Bewirt schaftung demnächst selbst übernehmen wird. * Mittelbach, 8. Sept. Der Fleischer- meister Gustav Köhler von hier stürzte ver gangenen Sonntag so unglücklich von seinem Rade, daß er am Mittwoch an den erlittenen Verletzungen gestorben ist. Wie sich der Un fall zugetragen hat, weih man nicht, da es niemand gesehen hat. Als er von einem Pas santen ausgehoben wurde, lag er, die Beine zwischen den Rahmen, mit der Brust auf der Lenkstange. Er soll einige Rippen gebrochen und Verletzungen der Lunge erlitten haben. * Rabenstein, 7. Sept. Ein 14jähriger Knabe wurde von einem Hund in den Unter leib gebissen. Der Knabe wurde ins Ehern nitzer Stadtkrankenhaus gebracht. Es war hier das Gerücht verbreitet, daß der Hund tollwütig sei; die ärztliche Untersuchung hat aber einen Anhalt dafür nicht ergeben. * Rastdorf, 7. Sept. In der hiesigen Fremdenherberge spielte sich gestern abend eine große Schlägerei ab, wobei der Herbergsvater durch Zuschlägen mit Biergläsern schwer ver letzt und schließlich auf die Straße geworfen wn^dx. Eine Untersuchung ist eingeleitet wor den. 4 . . ... * Dresden, 7. Sept. Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt empfing heute den Besuch des kaiserlichen Generalkonsuls in Kairo, Gesandten Graf v. Hatzfeldt-Wilden vurg. Der Empfang steht mit der geplanten Reise des Königs nach Aegypten in Verbin düng, da der Monarch Wert darauf legt, sich hierbei über alle wirtschaftlichen und kulturel len Verhältnisse Aegyptens zu unterrichten. Infolgedessen sind die beteiligten amtlichen Stellen bereits jetzt mit den Vorarbeiten be schäftigt. Graf Hatzfeld wurde heute mittag auch vom König selbst empfangen und nahm an der Hoftafel in Pillnitz teil. * Dresden, 7. Sept. An dem heute nachmittag gegen 5 Uhr einlaufenden Münch ner D-Zuge versagten aus noch unaufgeklärter Ursache die Bremsen. Der mit zwei Lokomo tiven neuen Typs bespannte, sehr gutbesetzte Zug fuhr mit ziemlicher Schnelligkeit über die Sandgleise gegen den Prellbock, den er etwa zwei Meter bis an das Bahnsteiggitter zu rückschob. Der Fuß des Prellbocks wurde so weit an das Bahnsteiggitter gedrückt, daß die an derselben Stelle befindliche Holzwand des ^eitungsverkaufsstandes nach vorn gebogen und der Inhalt an Zeitungen und Reiselektüre kunterbunt auf den Boden geschleudert wurde. Die Passagiere, die sich zumeist stehend in den Kupees und Korridorgängen aufgehalten hat ten, wurden arg durcheinandergeschüttelt, meh rere kamen zum Stürzen und zogen sich Arm verstauchungen und andere leichtere Verletzun gen zu. * Leipzig, 7. Sept. Ein Antrag der Sozialdemokraten, dic Stadtverordnetenver sammlung wolle sich in Gemeinschaft mit dem Rat an dic Reichs- und Staatsregierung mit einer Vorstellung wegen Maßnahmen zur Min derung der Fleischnot wenden, wurde, nach dem auch Oberbürgermeister Dr. Dittrich sich in zustimmendem Sinne geäußert hatte, gegen eine Stimme angenommen. — Im Vorort Probstheida brannte gestern die mit Getreide gefüllte Scheune eines Gutsbesitzers vollstän dig nieder. Bei den Löscharbeiten verunglückte der Oberfeuerwehrmann Beck dadurch, daß er von einem aus beträchtlicher Höhe herabstür zenden Ziegelstekn mst den Kopf getrosten wurde. Der Stein durchschlug den Helm, wo bei Beck eine schwere Kopfverletzung davon trug. — Der in einer» Geschäftshaus am Künigsplatz angestellte Liftboy Andrä verunglückte beim Bedienen des Fahrstuhls dadurch, daß er zwischen diesen und die Wand geriet. Er er litt so schwere Verletzungen, daß er auf dem Transport nach dem Krankenhause verstarb. — Ein 29jährigcr Klempncrgeselle nahm in seiner Wohnrmg in L.-Gohlis irr selbstmörderischer Absicht Salzsäure zu sich. Als er seinen Zweck nicht erreichte, stürzte er sich aus einem Fen ster seiner Wohnung in den Hofraum hinab. Schwer verletzt wurde der Lebensmüde in das Krankenhaus gebracht. * Kötzfckenbroda, 7. Sept. Die Natur scheint in diesem Jahre ein besonders neckisches Spiel zu treiben. Nachdem vor kurzem in einigen Gärten Apfelblüte zu sehen gewesen ist, zeigt inan jetzt in der Lößnitz stische Erdbeeren, großfrüchtige Garten-Erdbeeren. In einem Garten zu Naundorf sind noch viele dieser süßen Früchte zu ernten. * Lorenzkirck, 7. Sept. Wegen starken Auftretens der Maseru ist die hiesige Schule auf 14 Tage geschlossen worden. Den Kindern von Loreuzkirch und Zschepa war aus demselben Grunde auch der Besuch des Lorenzkirchner Marktes verboten worden. * Zwickau, 7. Sept. Als gestern eine bejahrte Witwe hier von ihren Nachbarn nicht gesehen wurde, drangen sie nachmittags in deren Wohnung ein. Sie fanden die Frau tot im Bette vor. Ein sofort herbeigeholter Arzt stellte Herzlähmung als Todesursache fest. — Verstorben ist im hiesigen Krankenstift der Schieferdeckergehilfe Arno Mechel, der in Aus übung seines Berufes arff einem Neubau in Lichtenstein vor etwa 14 Tagen schwere Ver- letzungen erlitten hatte. — Als am Montag vormittag das Artillerieregiment Nr. 77 die Eisenbahn- und Muldenbrücke bei Wilkau über schritt, wurde der Bergarbeiter Schiller aus Niederhatzlau von einem Reiter umgerissen, so datz er aus mehreren Wunden am Kopfe blutete. — Die Verhandlungen in der Ver schmelzungsfrage der beiden Orte Nieder- und Oberplanitz dürften nach den neuerlichen Be- dmgtmgeu, die Niederplanitz stellt, von der Gemeinde Oberplanitz nunmehr abgebrochen werden. In der nächsten Gemeinderatssitzung wird man dementsprechend Entschluß fassen. * Beierfeld, 7. Sept. Vermutlich aus llebermut feuerte ein hiesiger Klempner einen Schuß aus einer Pistole aus dem Fenster auf einen vorüberfahrenden Radfahrer, einen jun gen Zuschneider aus Aue, der ziemlich schwer am Oberschenkel verletzt wurde. * Markneukirchen, 7. Sept. Vor einem Wagen des Baumeisters Seifert scheuten gestern mittag die Pferde. Der Kutscher Meyer stürzte dabei nnd kam unter die Räder. Dem Bedauerns werten wurde der Brustkasten eingedrückt und ein Bein gebrochen. Der Wagen, mit dem die Pferde weiter sanften, wurde zertrümmert. * Klingenthal, 7. Sept. Die vom hie sigen Bezirk sehnlichst gewünschte und auch dringend nötige Bahnlinie nach Brunndöbra- Untersachsenberg soll den Gemeinden schwere Opfer kosten. Die König!. Amtshauptmann schaft Auerbach teilte jetzt dem hiesigen Ge meinderat mit, datz der Bau einer schmalspu rigen Nebenbahn von Klingenthal nach Unter sachsenberg zur Voraussetzung hat, daß das gesamte für den Bau erforderliche Land von den beteiligten Gemeinden unentgeltlich zur Verfügung gestellt wird. Der hiesige Gemeinde rat hat beschlossen, sich dem Verlangen gegen über ablehnend zu verhalten. * Zittau, 7. Sept. Ein gefährliches Diebesnest wurde durch ein sechs Mann star kes Gcndarmeriekommando in Burkersdorf bei Hirschstldc aufgehoben, wobei der Handels mann Hübel, seine Ehefrau und seine beiden Söhne festgenommen wurden. Die Verhafte ten haben in der ganzen Oberlausitz seit Mo naten schwere EinbruchSdiebstählc verübt. Ein ganzes Warenlager gestohlener Sachen wurde in der Wohnung der Verhafteten beschlag nahmt. Kleine Chronik. * Unwetterkatastrophe» «nd Hochwasser. Un wetter und Hochwasser haben in diesem Sommer in deutschen Gefilden unermeßlichen Schaden ange richtet. Besonders heimgesucht wurden, wie noch in Erinnerung sein dürste, das Ahrtal und große Distrikte in Oberbayern. Jetzt wird infolge an dauernd niedergegangenen wolkenbruchartigen RegenS besonders Schlesien vom Hochwasser bedroht. Die Flüsse sind dort in kurzen Stunden über die Ufer getreten und bedrohen die Bewohner. Aus Glatz wird u. a. gemeldet: Die Neiße ist gestern um 1'/^ Meter gestiegen und über ihre User getreten. Die unteren Stadtteile find überschwemmt. Eine Menge Vieh mußte aus den Ställen heraus- geschafft werden. Auch ein großer Teil der Prome nade am Garnisonlazarett und der gesamte Exer zierplatz sind völlig überschwemmt. Die Bewohner können ihre Häuser nur aus Kähnen verlassen. Der Verkehr zum Stadtbahnhof, der von Wasser um geben ist, wird durch eine Laufbrücke aufrecht er halten Auch die Nebenflüsse der Reiße haben große Ueberschwemmungen verursacht. Im Gebiet der Wölfel, einem Nebenflüsse der Glatzer Neiße, ging ein starker Wolkenbruch nieder, der mit einem orkanartigen Sturme verbunden war — Auch in Düsseldorf ging am DienStaq ein furchtbares Ge witter nieder, das großen Schaden anrichtete. Zwei auf dem Felde spielende Kinder wurden vom Blitz getroffen und ein zehnjähriger Knabe sofort getötet, während daS andere Kind schwer verletzt wurde- Infolge der starken Wolkenbrüche ist das Wasser des Rheins im starken Steigen begriffen, so daß aber mals eine Hochwasserkatastrophe befürchtet wird. — Schwere Katastrophen ereigneten sich auch in Mähren. Es wird darüber aus Brünn gemeldet: In allen östlichen Seitentälern der March ist infolge mehr tägigen Regenwetters Hochwasser eingetrcten, das vielfach Ueberschwemmungen verursachte. In Ung > Brod sind viele Häuser cingestürzt, bei Ung.-Hradisch sind etwa hundert Häuser zerstört. Auch Menschen leben sind in Gefahr. Bad Luhatschowitz steht unter Wasser. Auch mehrere Gemeinden des Kremsierer Bezirkes sind überschwemmt. — Wie aus Wien ge meldet wird, find laut vorliegenden Meldungen die Verheerungen, welche die Wetterkatastrophe in Mähren angerichtet haben soll, noch viel größer, als angenommen wurde. In vielen Ortschaften sind Hunderte von Häusern eingestürzt. Die Zahl der