Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.09.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191009061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100906
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-06
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.09.1910
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
* Dresden, 4. Sept. Der neue Präsi dent von Brasilien, Marschall Hermes da Fon- seca, der am Freitag abend in Dresden ein- traf, besuchte am Sonnabend vormittag die Dresdener Militärstadt, die sogenannte Albert stadt, wo er unter der Führung des Kriegs ministers Freiherrn v. Hausen die Kasernen und die sonstigen militärischen Anlagen in Augenschein nahm. Auch die besonderen Sehenswürdigkeiten der sächsischen Residenz, das Grüne Gewölbe, die Porzellansammlung, sowie das historische Museum besuchte der Präsident. * Nöthnitz bei Dresden, 4. Sept. Ein aufregender Vorgang, wobei der Landgendarm Zieger nicht unerheblich verletzt wurde, spielte sich vorgestern hier ab. Schon längere Zeit fahndete man in der Umgegend von Dresden nach einem gemeingefährlichen Einbrecher. Ein Gutsbesitzer in Nöthnitz machte vorgestern nachmittag in seiner Scheune die Wahrneh mung, daß sich daselbst ein fremder Mensch aufhalte. Sofort wurde der Gendarm benach richtigt, der auch die Festnahme bewirkte. Mit Rücksicht auf die Gemeingefährlichkeit wurden dem Festgenommenen die Hände aus den Rücken gebunden. Kaum hatte der Beamte das Gut verlassen, so sprang der festgenom mene, 20jährige, schon oft vorbestrafte Kut scher und Handarbeiter Karl Ernst Geißler aus Nöthnitz einen 7 Meter tiefen Abhang hinun ter, um sich somit des weiteren Transportes zu entziehen. Der Gendarm sprang sofort hin terher und verletzte sich nicht unerheblich an den unten liegenden Glasscherben. Außerdem wurde der Beamte von dem Festgenommenen mit den Füßen getreten. Noch an demselben Nachmittag wurde der Einbrecher nach Dres den gebracht und dem Amtsgericht zugeführt. * Leipzig, 4. Sept. In einem Hotel am Rotzplatz hatten Maurer bei Renovierungsar beiten im Keller einen Gashahn gelockert. Als gestern früh ein 23 Jahre alter Hausdiener und ein 15 Jahre alter Kellnerlehrling, um Kohlen zu holen, den Keller betraten und da bei das Gas anziinden wollten, fiel der Hahn heraus, so datz Gas ausströmte. Bei dem zweiten Versuche, das Licht anzuzünden, er folgte eine heftige Explosion, wobei beide Per sonen schwere Brandwunden im Gesicht und an den Händen erlitten, wegen deren sie im Krankenhause ausgenommen werden mutzten. Tödlich verunglückt ist am Sonnabend abend am Dösener Weg der 42 Jahre alte Arbeiter August Richter. Er stürzte von einem Lastwagen herab und wurde hierauf übersah ren, wobei ihm ein Vorder- und ein Hinter rad über die Brust gingen. Der Schwerver letzte starb auf dem Transporte nach dem Lrankenhanse. * Wurzen, 4. Sept. Bei Dornreichen bach in Schönstädter Flur wurde ein über 16 Jahre alter Ziseleurlchrling aus Wurzen beim Wildern betroffen. Er war mit Jagd gewehr nnd Patronen ausgerüstet, ergriff beim Hcrannahen des Jagdpächters die Flucht lind lietz über 100 Stück Patronen zurück. Das Bürschchen soll viel Räubergeschichten gelesen haben. Das Geld zur Ausrüstung hatte sich der Lehrling zu verschaffen gewußt, indem er auf das .Konto des Vaters durch Vorlegung des Einlagebuches 165 Mk. von der Bank ab hob. * Döbeln, 4. Sept. Die hiesigen Lehrer- Haben beschlossen, keinen Kapitulantenuntcrricht beim 139. Infanterie-Regiment zu erteilen, so lange die jetzigen Bestimmungen über die Be aufsichtigung desselben bestehen. * Nohwein, 4. Sept. Ein entsetzliches Automobilunglück ereignete sich, wie schon in der vorigen Nummer kurz gemeldet, am Frei tag abend bei dem Dorfe Choren an der Döbeln-Dresdner Landstraße. Das mit zwei Personen besetzte Automobil des Spritfabri kanten Schreyer aus Dresden stürzte in einen 15 Meter tiefen Steinbruch hinab. Der Chauf feur wurde vom Automobil erdrückt. Die eiserne Stütze der Luftpumpe drvng ihm da bei ins Gehirn, so daß er sofort tot war. Alle Glieder waren ihm gebrochen. Der Bru der des Besitzers, der in den 30er Jahren stehende Kaufmann Schreyer, wurde vom Sitz geschleudert rind erlitt dabei einen Nnter- schenkelbruch, mehrere Rippenbrüche und eine Verstauchung der Wirbelsäule. Er wurde in ein benachbartes Haus gebracht und noch nachts in das ländliche Krankenhaus zu Mei ßen überführt, wo er in Hoffnungslosenr Zu stände danicdcrliegt. Der Chauffeur steht im Alter von 18 Jahren, hat eine Chauffeur schule in Dresden besucht und soll aus Schle sie» stammen. Der verunglückte Kraftivagen ist gänzlich zertrümmert. Wie Augenzeugen aus- sagen, sei der Kraftwagen vor der Nnfallstelle in mäßigem Tempo gefahren. Trotzdem mes sen sie dem Chauffeur die Schuld an dem Unglücke zu. Ein Sachverständiger will beob achtet haben, daß der junge Mann mit der Handhabung der Maschine nicht recht vertraut gewesen sein könne, und hat zu anderen Per sonen geäußert, daß er mit diesem Chauffeur nicht fahren möchte. * VberSdorf, 4. Sept. Das zweijährige Töchterchen des Schankwirtes Pfeiffer ist in einem unbewachten Augenblicke in den vor dem Grund stücke befindlichen Teich gefallen und ertrunken. * Pirna, 4. Sept. In Hinterhermsdorf ereignete sich nach dem Schlüsse des Schul festes ein bedauerlicher Unglücksfall. Als zum Einzuge der Kinder eine Anzahl Böller abge schossen wurden, versagte anscheinend der letzte. Der Straßcnwärter Reinhold Häntzschel, wel cher das Schießen besorgte, gmg deshalb hin, um nach dem Böller zu sehen. Plötzlich ent lud sich derselbe und Häntzschel erlitt dabei schwere Verletzungen im Gesicht. * Scbandau, 4. Sept. Der seit Ende vorigen Monats wegen bedeutender Unter schlagungen von hier' flüchtige Natsexpedient Franz Schulze ist in Trient (Südtirol) festge nommen worden. Seine Auslieferung wird bald erfolgen. * Bucbholz, 4. Sept. Bei einem durch die Schützengilde abgehaltenen Scheibenschießen wurde der die Tätigkeit des Zielers ausübende Schütze Muschter so unglücklich in den Hals getroffen, daß er sich im Krankenhause einer Operation unterziehen mnßte. * Plauen, 4. Sept. Ein bedauerliches Unglück, dem zwei Kinder zum Opfer sielen, ereignete sich heute Nacht. Das Ehepaar Föl- kel war ausgegangen und hatte seine beiden Kinder im Alter von einem und drei Jahren allein in der Wohnung gelassen. Als die Leute nach Hause zurückkehrten, fanden sie die Kinder erstickt vor. Eine Untersuchung ist ein geleitet. Kleine Chronik * Die Cholera. Um einer Verbreitung der noch immer nicht erloschenen Cholera entgegenza- treten, verbot die Polizei in Barletta in der italie nischen Provinz Apulien den Verkauf von Obst nnd Gemüse. Die Bevölkerung sah die Maßnahme nicht ein, und es kam zu Krawallen. Aehnlich wie in den russischen Choleragebieten glaubt auch in Apu lien das Volk, die Aerzte verbreiteten die Cholera, um Geld zu verdienen Einem Apotheker wurde durch einen Dolchstich der Leib aufgerissen. * A« de« Kleischvergiftuvgen im wcstsSlischeu Judustriebezirl wird noch gemeldet: Die Zahl der Erkrankungen an Fleischvergiftung im Industriege biet nimmt einen derartigen Umfang an, daß die Regierung eine spezielle Untersuchung durch Sach verständige angeordnet hat. Soweit die amtlichen Feststellungen ergeben, handelt es sich bei den Er krankten um Personen, die Fleisch genossen haben, das aus Ostpreußen gesandt wurde. Dieses Fleisch hat den Paratyphus hervorgerufcn. Wie das mög lich gewesen ist, konnte bisher nicht sestgestellt werden. * Hochwasser in den österreichischen Alpen. Aus allen Teilen deS österreichischen Alpengebictes laufen alarmierende Hochwasscrmeldungen ein. In der Nähe von Graz wurde der Damm der Bahn Graz-Triest unterspült, so daß der Verkehr zeit weise ruhen oder auf Nebenstrecken abgeleitet werden mußte. Bei Meran sind zwei Touristen vom Un- weiter überrascht worden und abgestürzt. Ihre Leichen konnten bisher »och nicht geborgen werden; auch ihre Namen sind noch unbekannt. * Eine Stiftung von 20 Millionen. Der im vorigen Jahre verstorbene Ingenieur Eugen Haselik in Pest hat sein ganzes Vermögen von 20 Millionen Kronen sür eine Stiftung zur Unterstützung schuld los ins Elend geratener Angehörigen des Mittel standes vermacht. * Ein Wertpaket mit 12 «00 Mk. ver schwunden. Ein beim Hauptpostamt in Münster (Wests.) von auswärts sür die Landesbank einge gangenes, mit 600 Mk. deklariertes Wertpaket, ein Geldsäckchen, ist spurlos verschwunden. Die Sen dung enthielt 12000 Mark in barem Gelde Die Nachforschungen sind im Gange. * Ein neuer Raubaufall iu Berlin. Dem Aussichtsbeamten der Berliner Ringbahnstation Pape- straße meldete vorgestern nachmittag 5 Uhr ein Reisender, daß in einem Abteil 2. Klasse ein Herr bewußtlos liege. Der Beamte sand einen Herrn in kniender Stellung, »eben ihm lagen Papiere und ein offcncS Portemonnaie, auf dem Fußboden ent deckte er mehrere größere Blutflecke. Tic Uhr hing dem Reisenden an einer Halskette vor der Brust herunter. Beim Ausrichten deS Bewußtlosen trat Bluterbrechen ein. Der Herr, der keine äußere Ver letzung hatte, erholte sich aber sehr rasch und be gab sich mit dem Auffichtsbeamten, der die Papiere und das leere Portemonnaie aufgesammelt hatte, in den Dienstraum. Als der Reisende, ein Kauf mann aus Berlin, seine Sachen zurückerhielt, er klärte er sofort, daß ihm über 200 Mark fehlten. Nach einigem Aufenthalt fuhr er nach dem Pots damer Ringbahnhof weiter und begab sich in Be gleitung von Beamten auf die nächste Unfallstation. Ter Arzt erklärte, daß der Reisende, der nach seinen Angaben an Magenblutungcn leide, wohl infolge eines derartigen Anfalles bewußtlos geworden sei. *Ko'ßcnschwerer AUareinfturz i« einer Kirche. Beim Neubau der Kirche in Silberbach bei GraSlitz in Böhmen stürzte die Wölbung des Hochaltars ein. Fünf Arbeiter wurden schwer verletzt. * Im Keller einer Tischlerei verbrannt. In der Lausitzer St'.aße in Grünberg entstand in dem Keller einer Tischlerei Feuer Als die Feuerwehr Andrang, fand sie die halbverkohlte Leiche de': Frau des Tischlers neben einer zerbrochenen Petro leumlampe liegen. Die Frau ist offenbar mit der Lampe hingestürzt, wodurch der Brand entstand. * In Sen Flammen ««gekommen. In Foerde (Norwegen) kamen beim Brande eines Schulgebäudes die Schwiegermutter und drei Kinder des Rektors in den Flammen um. Die Frau und ein anderes Kind des Rektor- erlitten Brandwunden. * Ein schwerer UnglLckSfakl ereignete sich am Sedantage in Neumark bei Weimar Bei der Kranzniederlegung auf dem Friedhose sollten mehrere Kanonenschüsse auS einer alten Kanone abgegeben werden. Beim zweiten Schuß ging die Ladung vorzeitig los, und das Geschütz zerschmetterte hier bei dem bedienenden 28jährigcn Schmied Preißer einen Teil des Gesichts und riß ihm einen Arm ab. Der Schwerverletzte wurde nach Weimar inS Sophien- hauS gebracht, woselbst er am Sonnabend morgen seinen Wunden erlegen ist Der Getötete war ver heiratet und hinterläßt Familie. * ««griff auf einen militärischen Poste«. Zwischen dem Gonsenhcimer und Binger Tor am PulverhauS 15 bei Mainz wurden in der Nacht zum Sonnabend auf den Posten drei scharfe Schüsse abgegeben. Dem Posten, einem Soldaten des 118. Regiments, gelang eS, drei Burschen zu entdecken, auf die er einen scharfen Schuß abgab, woraus die 1 Attentäter flüchteten. Sie konnten bis jetzt noch > nicht ermittelt werden. * Selbstmord durch Sturz vom Kirchturm. In München hat sich gestern abend der 20jährige Notariatsbuchhalter Reitz von der Kuppel deS FrauenkirchturmeS auf den Frauenplatz gestürzt und ist zerschmettert liegen geblieben. * Geständiger Mordbube. Der unter dem Verdacht, den russischen Advokaten Feuerstein am Berge Isel in Tirol ermordet und beraubt zu haben, verhaftete Zugführer Lanthaler hat dem die Unter- suchrmg führenden Hauptmann und Auditeur Schlager ein vnllkommenes Geständnis abgelegt. Lanthaler gab zu, die Tat allein verübt zu haben. * Bo« Auge überfahre« und getötet. An einem Bahnübergang der Strecke Frankfurt—Mainz wurde Sonnabend mittag das Milchfuhrwerk des Anton Edler aus Astheim von einer von Bischofs heim kommenden Lokomotivleerfahrt überfahren; die Schranken des Ueberganges waren nicht geschlossen. Der Bahnwärter Kunz, der erst im letzten Augen blick das Herannahen der Lokomotive wahrnahm, wollte das bereits auf dem Uebergang befindliche Pferd deS Fuhrwerks zurückdrücken, wurde jedoch von der Lokomotive erfaßt und getötet; auch das Pferd wurde getötet. Der auf dem Wagen sitzende Fuhrmann blieb unverletzt. * Eine Bestie. In Paris band der 30 Jahre alte Tischler Bonvet infolge Eifersucht seine 20 Jahre alte Ehefrau an einen Bettpfosten und goß langsam, um die Qualen der Aermsten zu ver größern, ihr Vitriol über Gesicht und Brust, worauf er das Haus verließ. Als Nachbarn kamen, war die Frau dem Tode nahe. Der Ehemann ist seit dem verschwunden * Bo« Banditen überfallen. In der Um gebung von Hudson im Staate Newyork wurde gestern nachmittag der Kassierer der Atlas Prick Company, der von einer Bank Geld zur Löhnung der Arbeiter geholt hatte, von maskierten Banditen überfallen. Die Räuber verlangten das Geld, und als der Kassierer und der ihn begleitende Chauffeur Widerstand leisteten, töteten sie diese. Den Räubern fielen 20 000 Franken in die Hände. Bisher konnte trotz sorgfältiger Ermittelungen noch keine Spur von den Räubern gefunden werden. * Liebestragödie. In Deutschkralup bei Ko- motau in Böhmen erschoß ein zwanzigjähriger Berg arbeiter die Ehefrau seines Hausgenossen, mit der er unerlaubte Beziehungen unterhielt Der Mörder richtete darauf die Waffe gegen sich selbst. Die Ursache zu dem Mord lag in der Weigerung der Frau, mit dem Mörder zu fliehen. * Nach zwei Jahre« die Leichen von vier verunglückten Bergleuten geborgen. Von den am 23 März 1908 auf der Grube „Glück Auf" bei Völpke verunglückten acht Bergleuten sind, wie aus Braunschweig gemeldet wird, nachdem vier Wochen »ach dem Unglück die Leiche des Aufsehers gesunden worden war, erst am Freitag vier weitere Leichen gefunden worden, und zwar die des Bergpraktikers Herbst und der Bergleute Falk, Rohloff und Winter. Die Leichen der übrigen drei Verunglückten wurden noch nicht gesunden. * Der Newhorker Koufektiousstrcik, der von den Arbeitern neun Wochen lang unter den größten Entbehrungen geführt wurde, ist jetzt beendet worden. Die Arbeiter haben durchgesetzt, daß ihnen höherer Lohn und kürzere Arbeitszeit bewilligt wurden. * Ruffischer Schwindel. In Petersburger Trödlerläden wurden große Poste» von Matrosen beinkleidern, Stiefeln, Röcken, Mänteln usw. ge funden Sämtliche Sachen stammen aus dem Kronstädtcr Depot, wo sie von betrügerischen Be amten entwendet worden sind. Diese Gaunereien sind jahrelang betrieben worden * Kür 15000 Mark Jnwelcu gcftoh'ev. In der Nacht zum Sonnabend wurde in dem Uhren- und Juwclierwarengeschäst Louis Keck in Hameln ein schwerer Einbruchsdiebstahl verübt, bei dem dem Täter über I5 000 Mark Juwelen in die Hände sielen. Der Tat verdächtig ist ein 40- bis 50- jähriger Mann, der aber noch nicht ergriffen werden konnte. * Als Hauptgewinn einer WohltätigkeitS- lotterie in Ableigcs in Frankreich stiftete der Blumen händler des Ortes, der auch gleichzeitig Totengräber war, die Vergünstigung, sich gratis 2 Gräber schaufel» zu lassen und die Hügel mit schönem Blumenschmuck belegen zu lassen. Ten Gewinn bekam ein ju> ger Mann, der weder Erbonkel noch -Tante» besitzt. Jetzt will er sich die Gräber selbst schaufeln lassen. * Eine böse kostspielige Nacht verlebte nm Freitag ein Kaufmann, der, mit einem Kapital von 34 800 Mark in der Tasche, den Berliner Luna- park besuchte. Er verbrachte die Nacht mit zwei „sehr freundlichen Mädchen", die er in Berlin kennen gelernt hatte. Als er am Morgen in seinem Hotel mit schwerem Kopfe erwachte, entdeckte er, daß seine krokodillederartige Tasche, die er in der inneren Westentasche getragen hatte, mit dem Inhalt von 34 800 Mark verschwunden war. * Eine recht seltsame Urteilsbegründung leistete sich ein Landgericht in Schlesien, das einen Fleischermeister wegen ekelhafter NahrungSmittel- versälschung zu verurteilen hatte. Da kam folgen der Satz vor: „Bei der Abmessung der Strafe hat das Gericht in Betracht gezogen, daß der Ange klagte ein gutgehendes, in bester Lage Glogaus be legenes Fleisch- und Wurstgeschäft hat, daß er sich auch nicht nur des Zuspruch- von Kunden auS niederen Kreisen, sondern aus den besten Kreisen der Stadt erfreut" (ES gibt Leute, die der Ansicht sind, daß einem Arbeitsmann, wenn er in der Wurst Hunde- und Katzcnsieisch verdauen soll, die Sache ebenso peinlich ist wie einem Landrichter D. Red) ' Die schwedische Preitzelbecrenernte läßt in diesem Jahr sehr viel, wenn wcht alles zu wünschen übrig. Schuld hat daS schlechte Wetter. Die Blüte wurde zum größten Teil durch Nachtfröste im Früh ling zerstört, und was dann noch übrig blieb, fiel der Dürre im Juni zum Opfer. * Die Bewohnbarkeit drs Planeten Mars erwiese«? Nach der „Franks Ztg" hat das Sowell- Observatorium in Newyork neue Beweise für das Vorhandensein von Wasserdunst und Sauerstoff in der MarS-Atmosphäre entdeckt. * Das württewbergische SänigSpaar an der Tadle d'tzote eine- Hotel-. Von einer immerhin eigenartigen Szene, die sich dieser Tage in Fried richshafen abspielte, berichtet daS „Stuttg. N. Lgbl." DaS Blatt schreibt: „Dem neuen KurgartewHotel wurde die ungewöhnliche Ehre zuteil, den König und die Königin von Württemberg nebst den beiden Prinzen zu Wied als Gäste in seinen prächtigen Räumen bei der allgemeinen Table d'hote begrüßen und bewirten zu dürfen. Auf ausdrücklichen Wunsch waren weder bezüglich der Zusammenstellung deS Menüs, noch bezüglich der Gäste besondere Vor kehrungen zu treffen, so daß also die Majestäten sich im Kreise der Hotelgäste im allgemeinen Speise saal niederließen, was besonders bei den anwesenden Ausländern nicht geringes Aussehen hervorrief. Denn mit einem König an einem Tische zu speisen, war noch keinem vorgekommen. Nach Tisch nahmen die Gäste noch längeren Aufenthalt aus der herrlichen Hotclterrasse." * Eine „Räubergeschichte" mit sehr erheitern- dem AuSgang erzählt die „B. Z." In einem Ber liner Park wurde cin Beainter von einem Strolch mit dem Ruf «»gefallen: „Geld oder Leben!" Der Ueberfalleiie erwiderte jedoch: „Keile können Sie kriegen" und setzte die Worte auch unverzüglich in die Tat um. Verblüfft suchte der Räuber das Weite, auf einmal aber blieb er stehen und rief dem Ueberfallenen, der ihn so tatkräftig hatte ablausen lasse», ein „Pfui, Sie Grvbianl" zu. * Goldene Worte. Ein poetisch veranlagtes Dienstmädchen in Prenzl. u hat in seiner Kammer folgende selbstgedichteten „goldenen Regeln" an die Wand geschrieben: „Dein Kämmerlein, wenn noch so klein, Soll aufgeräumt und sauber sein; Nichts bist du wert im besten Putz, Wenn deine Kammer liegt im Schmutz. Gekauft ist bald so manches Stück, Es zu erhalten, braucht Geschick; Hältst du cs sauber, blank und rein, Kann stolz auf dich die Herrschaft sein. Geh nicht um ein paar Mark mehr Lohn Von guter Arbeit gleich davon! Es setzt der Stein sehr wenig Moos, Den ost man reißt vom Platze los. Bettzeug und Wäsche, das sei dir Mehr wert als Band und Blumenzier! Tein größter Schmuck sei Reinlichkeit, Dein größter Stolz Bescheidenheit! Der Herrschaft Kind behandle gut, Als sei's dein eigen Fleisch und Blut! Gewinnst du dir cin Kinderherz, Belohnt's dir mancher Kinderscherz Führst du nach diesen Regeln dich, So geht's dir gut ganz sicherlich, Es blüht darin die Lust und Freud' Für deine ganze Lebenszeit!" Neueste Nachrichten und Depeschen von« 1 Lcptembcr. Berlin. Der Hitfsrevisor bei der König!. Munitionsfabrik in Spandau, Friedrich Sar- non', dessen Fran am 28. v. M. an Cholera asiatica verstarb, ist gestern kurz nach 4 Uhr nachmittags gleichfalls der Cholera asiatica er legen. Gestern wurden vorsichtshalber noch zwei Angestellte der Munitionsfabrik, die an Brechdurchfall erkrankten, unter Beobachtung gestellt. Sieben andere Arbeiter und Arbeiter innen, die gleichfalls mit dem jetzt verstürbe nen Sarnow zu tun hatten, sind vom D'- '' dispensiert worden. Madrid. Nachdem der Streik in beendet ist, was man hier als eine» groyen Erfolg des Ministeriums betrachtet, hat in Barcelona das Syndikat der Arbeiter den Gc neralstreik für heute proklamiert, um den Aus ständigen von Bilbao ein Beispiel der Soli darität zu geben. Verschiedene Zeitungen können nicht erscheinen. Für heute befürchtet man ernste Zwischenfälle. Glasgow. Die Arbeiter im Schiffsbau gewerbe haben gestern eine längere Bekannt gäbe veröffentlicht, in der sic die Aussperrung begründen und rechtfertigen, sowie ihr Be dauern über den Streik aussprechen, der un glücklicherweise die Arbeiter der verwandten Arbcitszweige in Mitleidenschaft ziehe. Die Notwendigkeit, eine drastische Maßregel zu treffen, sei ihnen aufgezwungen worden. Be vor nicht eine Besserung der Lage gewährlei stet sei, könne die Arbeit nicht wieder aufge nonnnen iverden. Tokio. Der Minister des Innern hat an die Japaner eine Proklamation gerichtet, in welcher er daran erinnert, daß nachbarliche und freundschaftlichste Beziehungen zu Korea bestanden und daß beide Nationen jetzt eine einzige bilden. Darans habe zu folgern, daß die Japaner den Koreanern Freundschaft ent gegenzubringen haben. Die Japaner sollen alles vermeiden, den Koreanern ihre Neber legenheit zu zeigen, im Verkehr mit den Ko reanern müßten sie Brüderlichkeit und Gleich heit walten lassen. Die Proklamation wurde überall angeschlagen. Sachgemäße Bodenbereichcrung muß unter den heutigen Verhältnissen das Bestreben eines jeden Landwirtes sein, um größere Ge winne Herauszuwirtschaften. Gerade die Win tersaaten wollen bei der Phosphorsäureaus nahme aus dem Vollen schöpfen. Auf Böden in schlechtem Düngungszustande zeigt eine schwache Düngung häufig noch keine nennens werte Wirkung, während kräftige Gaben von etwa 6 800 Kilogramm Thomasmehl Pro Hek tar neben entsprechender Kali- und Stickstoff düngung sich ganz auffallend verlohnen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)