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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.09.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191009023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-02
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.09.1910
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gen, während zugleich aus Metz bei Noisse- ville ein Ausfall erfolgte, der blutig abgewehrt wurde. So groß war an der Mosel die Un kenntnis vom Aufenthalt Mac Mahons. Der Haupterfolg des Treffens bei Beau mont war, daß der Feind in eine sehr un günstige Lage gedrängt war, aus der kaum noch ein Entkommen möglich erschien. Der französische Marschall hatte sich Wohl in dieser allerletzten Stunde noch mit einen» Versuch dazu getragen, aber es war bereits zu spät. Bei Sedan erreichten ihn die deutschen Heeres säulen und umklammerten ihn. Der Kamps begann schon morgens um 4 Uhr mit einem Angriff der Deutschen und dauerte bis zum Abend. Die Franzosen wehrten sich mit äußerster Energie. Der Marschall selbst war morgens u»n 6 Uhr durch einen Granatsplitter ver wundet und übergab das Oberkommando dem General Ducrot. Dieser hoffte, bei sofortigem Rückzüge sich retten zu können, und gab dahin bezügliche Befehle, als der am Tage zuvor mit geheimen Vollmachten aus Paris einge- trofsene General von Wimpffen das Komman do in Anspruch nahm und den Rückzugsbefehl aufhob. Er glaubte, die Deutschen über den Haufen rennen und in der Richtung auf Metz durchbrechen zu können. Aber alle Opfer wa ren umsonst, immer dichter schloß sich der eiserne Ring. Während dieser Zeit war Kaiser Napoleon auf dem Schlachtfelde, oft im Kugel regen und von den Truppen mit Verwün schungen begrüßt, umhergeirrt. Er sah alles verloren und übersandte am Nachmittag dem Könige Wilhelm einen Brief, worin er seinen Degen in die Hand seines Gegners legte. An einem letzten Durchbruchsversuch durch die deutschen Kolonnen hatte er nicht teilnehmen »vollen. Eine vom General Gallifet unternom mene Kavallerie-Attacke verblutete unter deut schem Schnellfeuer, und endlich mußte auch General v. Wimpffen den Kampf ausgeben. In dichten Massen flüchtete»» schon die Fran zose»» nach Sedan hinein. In einer Unterredung mit dem französi schen Oberbefehlshaber forderte Moltke Kapi tulation der ganzen Armee, doch sollten die Offiziere auf Ehrenwort entlassen werden. Wimpffen lehnte das ab, mutzte sich aber schließlich fügen. An» Morgei» des 2. Sep tember war alles aus. Kaiser Napoleon, der total gebrochen war, hatte Unterredungen niit Bismarck, dann mit König Wilhelm und reiste nach Wilhelmshöhe bei Kassel ab. Aus Paris aber floh die Kaiserii» Eugenie »rach England, und am 4. September ward die Republik pro klamiert. Tagesgeschichte. Der Kaiser nimmt am heutige»» Donnerstag die große Hcrbstparadc über die Garde-Regimenter ab. Eine Anzahl hoher Gäste sind lvieder zur Pa rade ii» Berlin eingetroffen; der brasilianische Präsident Marschall Hernies da Fonseca ist wohl die bemerkenswerteste Persönlichkeit un ter ihnen. Der Parade, die wie immer auf dem Tempelhofer Felde stattfindet, wohnen auch die Kaiserin und die kaiserlichen Prinzen bei. Die Schule»» feiern. Zur Königsberger Kaiserrede. Ungeachtet der amtlichen Erklärung des Reichskanzlers zur Königsberger Kaiserrede werden, wie jetzt bestätigt wird, sogleich nach Zusammentritt des Reichstages die Freisinni gen und die Sozialdemokratie gesondert In terpellationen ai» den Kanzler einbringen. Die sozialdemokratische Interpellation ist bereits von» Parteivorstand beschlossen und in» Wort laut festgelegt, sie übertrifft an Schärfe alle ähnlichen Interpellationen der Partei in de»» letzten Jahren. Ob auch die Nationalliberalen sich zu einem gleichen Vorgehen entschließe»» »»»erden, steht noch nicht fest. — Die „Münch ner Zeitung" läßt sich voi» einer angeblich wohl unterrichteten Persönlichkeit berichten: „Der Reichskanzler beurteile die Königsberger Kaiserrede in intimen Kreise»» ungünstig, »»»erde aber bei einer etwaige»» Jnterpellatioi» im Reichstage die Antwort ablehncn, da der Kö nig voi» Preuße»» »»icht offiziell, sonder»» zu Tischgästen gesprochen habe. Der Text der kaiserliche»» Rede sei schon am Freitag früh in der Reichskanzlei eingelaufen. Der Kanzler habe eine Reinschrift erhalten, »vorauf die Regierung beiin Wolffschen Bureau ungefragt habe, ob noch eine Kürzung möglich sei. Aber cs sei zu spät gewesen, da die Königsberger Filiale des Bureaus die Rede bereits vollständig in der Nacht vorn Donnerstag auf Freitag air die ostdeutschen Blätter weitergegeben habe. Da eine amtliche Korrektur nicht mehr mög lich gewesen sei, so sei von der Reichskanzlei sofort die offiziöse Information an die „Köl nische Zeitung" gegeben »vorbei», als Vorläu fer des Kommentars der „Nordd. Allg. Ztg.". Die Information der „Münchner Zeitung" schließt damit, daß noch besondere Ueberra- schungen angekündigt werden. Gine anderthalbstündige Konferenz des Kaisers mit den» Reichskanzler. Wie aus Berlin gemeldet wird, konferierte der Kaiser an» Dienstag »nit dem Reichskanz ler in anderthalbstündiger Audienz. Man darf wohl annehmen, daß in dieser Konferenz auch die letzten Vorgänge ii» Königsberg und Dan zig und die sich an sie anschließende Debatte in der Presse zur Sprache gekommen sind. Der Kaiser und der Hansabund. Der Kaiser schüttelte am vergangenen Mitt woch gelegentlich eines Spazierganges im Ber liner Tiergarten dem Präsidenten des Hansa- bundes, Geheimrat Rießer, herzlich die Hand »>nd hatte eine längere, lebhafte Besprechung »nit ihm. So setzte der Kaiser seine Marien burger Mahnung zur Sammlung in die Tat um. Und man kann nur wünschen, daß die Vertreter der verschiedenen Parteien und Jn- teressentengruppei» den» Wort und Beispiel des kaiserliche»» Herrn folgen und untereinander die Annäherung vollziehen, die zur Förderung des Gcsaintwohles geboten ist. Gin kaiserliches Handschreiben an den ^apst? Am Tage der Eröffnung des Internatio nalen Kongresses für freies Christentum in Berlin richtete unser Kaiser dem Organ der französischen Protestanten zufolge ein Hand schreiben an Papst Pius den Zehnten, in dem er versicherte, daß weder er noch das deutsche Volk die Angriffe des Kongresses gegen dei» Glauben an die Göttlichkeit Jesu billigten. Die Borromäus - Enzyklika wurde in dem Schreiben nicht erwähnt. Papst Pius über sandte den» Kaiser umgehend eine sehr herzliche Antwort, die noch vor den Posener Kaiser tagen in Berlin eintraf. — Denkbar wäre ein derartiger Briefwechsel an sich ohne Frage; die Mitteilung der Pariser Zeitschrift allein ist jedoch nicht Beweis genug, daß er tatsächlich stattgefunden hat. Auch Pflegt der Inhalt der artiger Handschreiben nicht bekannt gegeben zu werden. Woher hat also das Pariser Blatt seine Wissenschaft? Das Zarenpaar fühlt sich mit seinen Kindern glücklich in dem schönen und stillen Friedberg, besonders sah man der Kaiserin die Freude an, einmal zu mehrwöchigem Aufenthalt in die hessische Hei mat zurückkehren und in der Nähe ihres groß herzoglichen Bruders und alter Jugendfreun dinnen weilen zu können. Einen krankhaften Eindruck machte die Zarin nicht und vor allein erwies sich die Behauptung als grundlose Er findung, daß die hohe Fra»» nicht allein gehen könne. Spahn in Warburg-Höxter gewählt. In dem westfälischen Wahlkreise Warburg- Höxter, der seit 1871 ohne Unterbrechung voi» einem Zentrumsabgeordneten vertreten war, wurde für den verstorbenen Abgeordneten Schmidt der Straßburger Universitätsprofessor Martin Spahn mit 11 000 gegen nur 600 sozialdemokratische Stimmen zum Reichstags abgeordneten gewählt. Im Gegensatz zu der hohen und einhelligen Airerkennung, die Spahn-Vater als Zentrumsführer und Vize Präsident des Reichstages in der Fraktion ge nießt, wurden bekanntlich gegen die Kandida tur Spahn-Sohn von zahlreichen Zentrums- Abgeordneten die entschiedensten Proteste er hoben. Auf dem Augsburger Katholikentage »varen viele Zentrumsabgeordncte zu einer Ge heimsitzung zusammengetreten, in der sie ein Schreiben an Professor Spahn absatzten, in deni sie diesen baten, seine Kandidatur zurück zuziehen. Diese Kandidatur, so hieß es in dem jetzt erst bekannt gewordenen Schreiben, erregte sofort Bedenken, »veil die Aufstellung in Eile und in Verlegenheit um eine»» Kandi daten geschah, insbesondere aber auf grund der eigene»» brieflichen Anerbietung des Pro fessors. Die Bedenken wurden zur Mißstim mung angesichts des Nmstaudes, daß die wis senschaftlichen Publikationen des Professors Spahn vom Standpunkt der katholischen Be völkerung aus oft mißverständlich, ja ärger niserregend waren. Unterzeichnet ist das Schreiben von den Zentrumsabgeordueten Graf Oppendorf, Erzberger, Gerstenberger, Jäger, Hein», Pfeiffer. Trotz des Protestes werden »vir das Einzigartige erleben, daß Pater und Sohu gleichzeitig iin deutschen Reichs tage sitzen. Spahn-Vater ist trotz seiner 64 Jahre noch äußerst rüstig, ihn zusammen »nit seinen» Sohu wird man also ost im Reichs tage zu sehe»» bekommen. Verhandlungen im Werftarbeiterstreik. Aus Hamburg »vird gemeldet: Nachdem die Organisationen der Werftarbeiter sich an die Werftbesitzer zum Zwecke der Gewährung einer Besprechung gewandt hatten, hat der Verein deutscher Seeschifsswerften beschlossen, dem Er suchen Folge zu geben und hat die Bespre chung für Anfang nächster Woche in Aussicht genommen. Deutsche Reichstaqsabgcordnete in der Brüsseler D^eltausstellnng. Etwa 25 deutsche Neichstagsabgeordnete, die an der in Brüssel stattfindenden interpar lamentarischen Konferenz teilnehmeir, besnchten unter Führung von Neichskommissar Geheim rat Albert und Geheimrat Navene die deutsche Abteilung der Weltausstellung. Verbot deutscher Scheidemünzen in den Niederlanden. Voll! 1. September ab ist es, wie die frei- konservative „Post" meldet, in der Provinz Maastricht und den umliegenden Ortschaften bei Strafe verboten, deutsches Nickel- und Kupfer geld in Zahlung zu geben, da es so überhand genommen hat, daß dadurch das holländische Kleingeld nahezu ganz verdrängt wurde. Die strafe beträgt für eine erstmalige Uebertretung 75, im Wiederholungsfälle 300 Gulden. Die holländischen Kassen haben sich bereit erklärt, deutsches Nickel- und Kupfergeld gegen hollän disches Kleingeld zum Kurswert auszuwechseln. Der Anlaß zu dieser Verfügung gab eine ge wisse Art von Wuchergeschäften. Zahlreiche Personen in der Provinz Limburg machten geradezu ein Gewerbe daraus, deutsches Klein geld billig avzukaufen und in Holland, wo die Geschäfte es zu einem hohen Kurs neh men, in Zahlung zu geben. Früher ist in Holland dasselbe Verbot mit Bezug auf das belgische Kleingeld erlassen worden, mit dem man dasselbe Manöver trieb. Der Latbacher Gemeinderat aufgelöst. Die Landesregierung von Krain hat den Laibacher Gemeinderat aufgelöst und mit der einstweiligen Leitung der Gemeindegeschäfte einen Beamten der Landesstelle betraut. Diese Maß regelung ist erfolgt, weil der Gemeinderat von Laibach zum zweiten Male den Deutschenfeind Hribar zuni Bürgermeister gewählt hat, nach dem der Kaiser der ersten Wahl seine Bestäti gung versagt hatte. Es ist mit großer Ge nugtuung zu begrüßen, daß die Regierung in diesem Falle endlich Entschlossenheit zeigt. Die Streiklage in Bilbao. In Bilbao ist die Arbeit fast allgemein wieder ausgenommen worden. Acht Personen wurden verhaftet, weil sie Arbeitswillige von der Arbeit abzuhalten suchten. Dernburg in Japan. Wie ein Telegrainm aus Tokio »neidet, ist Staatssekretär a. D. Dernburg dort eingetrof fen und glänzend empfangen worden. Der Vertreter des Ministers des Aenßcrn Komura und der Verkehrsminister Goto waren ihm bis Suruga entgegengereist. Auf dem Bahn hof in Tokio fand offizieller Empfang statt. Anwesend waren die Mitglieder der deutschen Botschaft und Vertreter der deutschen Kolonie. Alle Zeitungen bewillkommnen den Gast auf das freundlichste und veröffentliche»» seine Bio graphie. — Staatssekretär a. D. Dernburg war am 16. August von Berlin abgereist. Deutliches und Sächsisches. * — Vor 40 Jahren. Wer den ersten Sedantag als Kombattant erlebt hat, der hat heute, Ausnahmen bestätigen die Regel, einen weißen Kopf, und bei den Buben und Mädeln, die am frühen Vormittag des 2. September 1870 »nit der vielen Leuten unglaublichen Kunde: „Vater, Mutter, Kaiser Napoleon und alle seine Soldaten sind gefangen!" aus der Schule nach Hause kamen, sind heute auch schon graue Haare stark vertreten. Sie haben seitdem vieles erlebt, vieles gesehen, aber so etwas, eine solche tausend fache Herzensfreude, wie an diesem wunder- fchönen Altwciber-Sommertag, nie wieder. Kein Mensch blieb im Hanse, wildfremde Menschen standen mit leuchtenden Augen bei einander auf der Straße, wie man ging und stand, im Arbcits- rock, die Frauen mit den Küchenschürzen, war man hinausgecilt, die Glocken länteten, die Fahnen wallten, Hurrarufe und Gesang nahmen kein Ende. Und »vas das Größte war: alle hatten nur den einen Gedanken: „Jetzt wird es bald Friede!" An weiteren Kricgsrnhm ward nicht gedacht, und die Gefangennahme Napoleons, so war die feste Ileberzeugung, müsse den blutigen Krieg schließen. Groß waren die Opfer ja schon gewesen. Es kam dann leider anders. Die Verbreitung der Extrablätter ging damals, wo in vielen kleinen Druckereien noch Handpressen standen, nicht so schnell wie heute, und so wurden zuerst die abgeschriebenen Telegramme immer wieder vvrgelesen. Manches Mittagessen blieb an diesem Tage ungekocht oder kam ver spätet auf den Tisch, und keine Frau hatte etwas einznwendcn, wenn der Mann zu einem be sonderen Daner-Frühschoppen ging. Bayrisches Bier gab es ja damals bei uns in Sachsen nur vereinzelt, aber auch in dem damals meist ver konsumierten Braunbier ließ sich ein Spitz an trinken. Sv groß wie bei uns, war die Freude auch in allen anderen Bundesstaaten, und namentlich die Bayern waren stolz. * — W e 1 t e r a u s s i ch t für Freitag, den 2. September: Südwestwind, anfhcitcrnd, wärmer, vorwiegend trocken. * Hohcusttin-Grnftthnl, l Sept Das Königliche Ministerium des Innern hat die Ge nehmigung der Wertzuwachssteuerordnung für Hohenstein-Ernstthal bis ans weiteres verlängert. — Die Einführung der staatlichen Wcrtznwachs- steuer dürfte, der nnbestimmen Verlängerung nach zu urteilen, immerhin noch geraume Zeit dauern. * — S e d a n f e i e r d e r M i lit ä rv er eine. Bezugnehmend auf die jüngst gebrachte Notiz, die morgen abend im Altstädtcr Schützenhause stattfindeude Sedanfeier verbunden mit Veteranen ehrung betreffend, können wir noch mitteilcn, daß die Festakte an den drei Denkmälern einen feierlichen Verlauf nehmen werden. Fackclzug, Ansprache, Kranzniederlegung und Gemehrsalve wird an jedem Denkmal vvrgenoMinen werden. ' s Gersdorf, 1. Sept. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat August 195 Ein zahlungen im Betrage von 14163 Mk. 66 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 77 Rückzahlungen im Betrage von 15 468 Mk. 38 Pfg. Der Bar bestand am Monatsschlussc betrug 5618 Mk. 71 Pfg. Die Kasse expediert werktäglich von vorm. 8—12, nachm. von 2—5 Uhr. — Der Natnrhcilverein (c. V.) eröffnet kommenden Sonntag den Betrieb in der ncncrrichteten Untcr- kunftshalle ans seinem Grundstücke in der Erl bacher Straße. Auch soll ein Gartenfest damit verbunden werden. — Der Samaritervcrcin hält nächsten Sonntag nachmittag im blauen Stern eine öffentliche Prüfung der Teilnehmerinnen an dem jetzt beendeten Samaritcr-Damenkursus 'ab. Hierzu hat jedermann unentgeltlich Zutritt. * Ursprung, 1. Sept. Der hiesige Turn verein hält nächsten Sonntag in Trommers Gasthaus sein diesjähriges Schauturnen, be stehend in Stabübnngen, Damenrcigen und Ge räteturnen, ab. In» Anschluß hieran findet die übliche Ballmusik statt. Turnfreunde non hier und auswärts sind zu der Veranstaltung gern gesehene Gäste. * Oberfrolmn, 1. Sept. Ein junger Elek trotechniker, der zu Besuch bei seinem Schwng r, einem hiesigen Baumeister, weilte, hat sich er schossen. Ein Grund zum Selbstmord ist nicht bekannt. * Chemnitz, 1. Sept. Ein 49jahriger Geschäftsmann vergiftete sich vergangene Nacht in seinen» Geschäftslokal der inneren Stadt durch Einatmen von Leuchtgas. Ein Grund für den Selbstmord ist nicht bekannt. — Ein Bewohner der Westvorstadt brachte sich ver gangene Nacht infolge Nervenleidens in selbst mörderischer Absicht mittels eines Revolvers zwei Schüsse in den Kops bei. Er fand den erwünschten Tod nicht und wurde auf ärztliche Anordnung in das Stadtkrankenhaus gebracht. — Ein hiesiger Radfahrer fuhr gestern früh auf der Michaelisstratze gegen die Friedhofs mauer und verletzte sich hierbei so schwer, daß er an» Nachmittag im Krankenhause starb. — Ein 30jähriger Handarbeiter, der gestern abend aus der Straße sinnlos betrunken aufgefunden wurde, ist vergangene Nacht im Arrestlokal an Alkoholvergiftung gestorben. * Mittweida, 31. Aua. Die städtischen Kollegien genehmigten ein Ortsgesetz über das Offenhalten der Schaufenster auch in den Zeiten an Sonn- rind Feiertagen, in welchen das Offen halten bisher polizeilich verboten war. * Freiberg, 31. Aug. Eine Gasexplo sion ereignete sich gestern nachmittag in dem Vogelschen Eckhaus an der Schönlebestraße. Die Inhaberin einer Parterrewohnung ließ an der Gasleitung Reparaturen ausführen. Vermutlich ist dann dem die Arbeit Ausfüh renden, dem 17jährigen Sohne des Schlosser- meisters M. hier, beim Probieren der Leitung irgend ein Versehen unterlaufen, denn es er folgte eine Explosion, durch deren Druck die Vorsaaltllr der Wohnung Hinausgetrieben wurde. Der betreffende Lehrling erlitt Brand wunden an den Armen und im Gesicht, ver mochte aber noch nach Hause zu laufen, wo selbst er zusammenbrach und von da nach dem Stadtkrankenhaus gebracht werden mutzte. Die eigentliche Ursache der Explosion lätzt sich zur zeit nicht feststellen, da der verletzte Lehrling, der allein in dem Zimmer arbeitete, noch nicht vernommen werden konnte. * Dresden, 31. Aug. Auf der Staats- stratze zwischen Klotzsche und Dresden ereignete sich in der Nacht zum Dienstag ein schweres Automobilunglück. Ohne Wissen des Oberbür germeisters Geh. Rat Dr. Beutler hatte der Natsaufwärter des Oberbürgermeisters das Rats-Automobil, das dem Oberbürgermeister für Dienstreisen zur Verfügung steht, aus der Garage entnommen und mit drei Freunden in später Abendstunde eine Fahrt nach Klotzsche unternommen. Nach längerem Aufenthalte in dein Villenorte traten die Ausflügler gegen Mitternacht die Heimfahrt an. Die Nacht war sehr dunkel; die Landstratze Dresden-Klotzsche ist teilweise dein Automobilverkehr nicht be sonders günstig, insbesondere hat die Stratze verschiedene tiefe Rinnen, die sie in ihrer ganzen Breite durchschneidcn. Das Automo bil geriet auf der Rückfahrt in eine dieser Straßenvertiefungen. Das Fahrttempo soll ein ziemlich schnelles gewesen sein; infolgedessen er litt das Auto einen Radbruch. Die vier Jn- saisen des Kraftwagens wurden aus dem Wa gen herausgeschlendert. Drei davon, darunter der Chauffenr, wurden schwer verletzt und be finden sich noch in Klotzsche. Der vierte kam init leichteren Verletzungen davon. — Durch den vormittags 10 Uhr 43 Min. von Arns dorf nach Dresden verkehrenden Personenzug lietz sich heute ein unbekannter Mann zwischen Klotzsche und Dresden überfahren. * Leipzig, 31. Aug. Ein Familiendra- »na hat sich heute morgen in einer Wohnung am Joha»inisplatze abgespielt. Der daselbst wohnende Arbeiter Liedke hatte seinem erwach senen Sohne Vorwürfe wegen seiner Arbeits- losigkeit gemacht. Hierbei kamen Vater und Sohn in das Handgeinenge, in dessen Verfolg der junge Mann sein Taschenmesser zog und auf seinen Vater blindlings losstach, so dah er blutüberströmt zusammenbrach. Nach der Tat flüchtete der ungeratene Sohn. Der Ver letzte wurde nach dem Krankenhouse gebracht, woselbst fünf schwere Stichwunden festgestellt wurden. — In der Petersstratze entstand ge stern ein Auflauf, weil ein russisches Meß- firmenschild herausgehängt worden war, das von Passanten für ein tschechisches gehalten wnrde. Die Menge forderte laut lärmend die Entfernung der Firma und muhte durch Schutzleute zerstreut werden. — Leipzig soll in Kürze einen besonderen Flugplatz erhalten, ähnlich wie der in Johannistal bei Berlin. Da der Exerzierplatz bei Lindenthal nur dann zum Fliegen freigegeben wird, wenn kein Mili tär sich auf ihm aufhält, so haben die interes sierten Kreise, besonders Aviatiker, Flugma schinenbesitzer und der technische Flugverein wegen Erwerbs eines eigenen Flugplatzes Ver handlungen mit einem Lindenthaler Grund stücksbesitzer angeknüpft. * Meisten, 31. Aug. Wegen herausfor dernden Benehmens wurde die ledige Arbei terin Schmidt von einem Schutzmann fest- genommen. Die Verhaftete wehrte sich aber heftig und ihr Vater, ihre Mutter und ihr Ge liebter drangen abwechselnd auf den Schutz mann ein, um ihm die Verhaftete zu entrei ßen. Der Schutzmann geriet in eine äußerst bedrängte Lage und mußte mit der Waffe vor gehen. Schließlich kam ihm ein Husar zu Hilfe. Doch erst, nachdem noch drei Schutz leute hinzugekommen waren, von denen noch einer das Seitengewehr ziehen mußte, gelang es, den Widerstand der renitenten Personen zu brechen. * Köhschenbroda, 31. Aug. Einem Verbrechen, das während der hiesigen Vogel wiese verübt worden ist, ist man hier auf die Spur gekommen. Am 25. d. M. wurde in dem Flutkanal ein Arbeiter schwerverletzt auf gefunden. Man nahm an, daß er in betrun-
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