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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.09.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191009017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-01
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.09.1910
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Koulitionssrciheit fordert der Hcmdwerkertag an gesichts der zahlreichen Auswüchse, wie sie bei Lohnbewegungen und anderen Gelegenheiten dnrch Bedrohung und Mißhandlung, sowie dnrch Boykott und Verrufserklärungen gegen Arbeits willige und Arbeitgeber zutage treten, eine Ver schärfung der gesetzlichen Bestimmungen znr Ab- wehr solcher Vorkommnisse." Wie verärgert das Handwerk durch die derzeitigen Verhältnisse ist, zeigten die scharfen Angriffe gegen die Fort bildungsschulen; diese Schulen, an denen Lehrer und nicht Handwerksmeister unterrichteten, wünschte ein besonders temperamentvoller Redner zum Teufel. Die Mehrheit erkannte indessen an, daß die Fvrtbildttngsschullehrer Tüchtiges leisteten. Das meinen wir auch und hallen cs fiir durchaus geboten, daß ein Handwerksmeister heutzutage imstande ist, seine Rechnungen so auszuschreibcn, daß sie von den in Kontoren ausgestellten nicht zu unterscheiden sind. Da haperts aber noch sehr. Deutsche Offiziere bei den Herbst- manövern der Schweiz. Zn den schweizerischen Herbstmanövern des 2. Armeekorps, die anfangs September gegen die französische Grenze hin stattfinden werden, sind von Deutschland der Gouverneur der Festung Mainz, Graf non Schlieffen, ein Generalstabs offizier, der Militärattache in Vern und ein Ober leutnant abkommandiert worden. Keine Soldaten für Zivilarbeit mehr. Die „B. Z." weiß eine Verordnung des preu ßischen Kriegsministers mitzuteilen, nach der den Unteroffizieren und Mannschaften der Armee ver boten wird, Zivilpersonen oder den Handwerks meistern der Truppe und der militärischen An stalten zur Ausübung ihres Gewerbebetriebes Beihilfe zu leisten. Die Mannschaften haben von jeder an sie ergehenden derartigen Auffor derung ihren Vorgesetzten Meldung zu machen. Diese Verordnung ist in erster Linie zur Unter drückung unlauteren Wettbewerbes zwischen freien Handwerksmeistern nnd Militärpersvuen bestimmt. Die verkauften Linienschiffe „Kurfürst Friedrich Wilhelm" und „Weißenburg" sind in Konstantinopel nach glücklicher Fahrt ein getroffen. Seitens der türkischen Marinebehördeu wurde den deutschen Offizieren der Schiffe ein herzlicher Empfang bereitet. Verschiedene ehrende Feste wurden den deutschen Gästen gegeben. Die offizielle Uebcrgabe der Schiffe erfolgt Ende dieser Woche. Deutsche Luftschiffer in Rußland. Die Insassen des BerlinerFreiballons„Tschudi", die bei Warschau landeten und unter Spivnagc- verdacht verhaftet worden, befinden sich immer noch nicht auf freiem Fuß. Die Persönlichkeit der drei Deutschen — es handelt sich um einen Rechtsanwalt, einen Ingenieur und einen Bau meister — bürgt dafür, daß ein Spionageversnch nicht vvrliegt. Unter einigermaßen normalen Verhältnissen mußten die russischen Behörden diese Information in längstens einem Tage eiii- geholt haben. Entweder zeugt der vorliegende Fall von der gewohnten Bummelei in Rußland oder von Schikane. Tschechischer Schulslreik in Nordost böhmen? In einer Versammlung der Vertreter der tschechischen Minderheiten wnrde, wie aus Brüx gemeldet wird, beschlossen, in ganz Nordwest böhmen einen Schnlstrcik zu inszenieren, falls die Regierung die tschechischen Schnlfordernngcn nicht erfüllen sollte. Oertliches und Sächsisches. *— September. Der Monat Sep teinber tritt heute ins Regimeut. Wenige Monate sind so wie er imstande, die ganze i» den Menschen ruhende Lebens- und Da seinsfreude zusamineuzufasscn und sic noch ein mal in kräftigen, starken Wellen dahinstrvmcn zu lassen. Er ist unter den Monaten der ge borene Schönfärber, der vor lauter Farben pracht und Fruchtfülle ganz vergißt, daß alle diese Gaben, die er so berauschend uns bietet, doch schließlich nur die Einleitung sind zu deni großen Sterben, das dahinter lauert wie eine eherne Notwendigkeit. Vielleicht liegt es mit an dieser Eigenschaft, daß so viele Menschen dem September mit einer gewissen Feindselig keit gegenüberstehen, daß sie in ihm einen Gaukler erblicken, dem man nicht über den Weg trauen dürfe. Etwas Wahres liegt auch darin. Denn wer z. B. dem strahlenden Son nenschein eines Septembertages allznschr ver trant hat, der wird auf dem verspätete» Heim weg nur zu bald empfinden, daß die Herbst nebel die Kinder des Septembers sind. So ist es denn auch gewiß berechtigt, wenn vor allen Dingen den Müttern immer wieder und wie der aus Herz gelegt wird, gerade in dieser llebergangszeit ein zu spätes Draußenblcibcn der Kinder zu verhüten. Sehen wir jedoch ab von dieser einen Eigenschaft des Septembers, so wüßten wir wirklich nicht, was an ihm zu tadeln wäre. Im Gegenteil! Einem Knecht Ruprecht vergleichbar, scheint er es förmlich als seine Aufgabe zu betrachten, jeden Einzel nen durch ein besonderes Geschenk zu erfreuen. Wir erinnern nur an die Freuden, die dem Jäger durch die Fasanen-, Schnepfen- und Hühnerjagd, dem Winzer durch die Trauben und den Most, dem Landmann durch die Ernte, der Hausfrau durch das Obst bereitet wird. Und was dabei das Schönste ist: all diese Dinge erfreue» nicht nur einseitig den beschränkte» Kreis des ei»e» oder andere» Be rufes, »ei», sie trage» die Freude hiuei» bis i» die weiteste» Kreise, so daß schließlich auf jedem Angesicht ein Abglanz liegt der reinen Sonnenstimmung des großen Lebenskünstlers, des Septenibers. *— Wetteraussicht für Donnerstag, den 1. Sept.: Südwestwind, heiter, warm, trocken. *— Zum bevorstehenden Manöver richtet die 4. Division Nr. 40 in Chemnitz ein Schreiben an alle Stadt- nnd Gemeindeverwal tungen, worin ersucht wird, für die Dauer der diesjährigen Herbstübungen Gewerbescheine an „fliegende Händler" nicht anszugeben, da das Auftreten derartiger Händler die Manneszucht und unter Umständen sogar die Gesundheitsver- hältnissc der Truppe und den Geschäftsbetrieb der verpflichteten Marketender empfindlich schädigen. Ferner ersucht die Division um die Unterstützung des Stadtrates bezw. der Gemeindeverwaltungen zur Verhütung von Flurschäden durch das Pn- blikum, da der Reichsfiskus in Zukunft für der artige Schäden nicht mehr nufkvmmen kann. — Soweit wäre dem Gesuche der Division von jedem Standpunkte ans gewiß zuzustimmen. Dann verlangt aber die Division weiter, daß während der Dauer der ciuzelnen Manövertage einer Schließung der Schulen und der Fabriken cntgegcngetretcn wird. Was null die letzteren angeht, so ist das Sache der einzelnen Fabrikbe sitzer. Die Schließung der Schulen während ein zelner Stunden halten wir dagegen fiir ein Mittel, das geeignet erscheint, den an und fiir sich schon arg hcrimtergekommenen Patriotismus neu zn beleben nnd aufznrichten. Warum will »um „Jn»g-Deutschla»d" das so gern gesehene glänzende Manöverbild — der Stolz aller Knaben ist das Soldntcnspiel — nicht gönnen? Wir hoffen, daß cs einsichtige Schuldircktiomm gibt, dic dcm letztgcänßerten Wunsche der Divi sion nur in beschränktem Maße entsprechen werde». *— Alle diejenige» Gastwirte, welche in ihren Lokalen de» Spielautomaten „Komet" angebracht haben, machen mir auf den unter „Zwickau" veröffentlichten Bericht über die vor dem dortigen Landgericht erfolgte Verurteilung von 7 Gastwirten aus dem Mülscngruude auf merksam. Die Beseitigung der Spielautomaten erscheint dringend geboten. *— Die Gew inii liste der 12. Stadtpnrk- Lotterie in Limbach liegt fiir Interessenten in unserer Geschäftsstelle zur Einsichtnahme auf. * — Arbeiter-Legitimations tar t e n. Das Ministerium des Innern gibt bekannt, daß vom 20. September d. I. an alle Reichsausläiider, die in Sachsen als Ar beiter beschäftigt werden, Arbeiter-Legitima- tionskarteu zu führen habe». Befreit hiervon bleiben nur diejenige», die im Reichsauslandc wohne» und in der Regel täglich dorthin »ach Schluß der Arbeit zurückkehreu, sowie häus liche Arbeiter, Dienstboten und solche Arbeiter, dic ei» von einer österreichischen Behörde aus schließlich in deutscher Sprache abgefaßtes Ausweispapier besitzen. Als Ausweispapiere gelten: Reisepässe, Heimatsscheine, Arbeits oder Dienstbücher, Tauf- und Trauscheine und Militärpapiere. * — Die alte» F ü » s z i g p s e n » i- g e r. Es sei wiederholt darauf hiugewicsc», daß die Fünfzigpfemngslücke der älteren Ge prägeforme» nur noch bis zum 30. L>ept. d. I von den Reichs und Landeskasscn zur Ein lösimg augeiwmmen werde». * — Der e r st c sächsische natio nale Arbeiter und Gehilfe» tag, der bekanntlich in Dresden abgchalteii werde» soll, wird oberflächlicher Schätzung »ach vo» 600 700 Delegierte» beschickt wer de», die 60 bis 70 000 nationale Arbeiter mid Gehilfen vertreten; nicht gerechnet dic große Zahl der angemcldetc» Gäste. Die zweite säch fische Kammer wird durch eine stattliche An zahl Vertreter ihr Interesse bekunden. Zu Hof fen ist ferner, daß auch die sächsische Swa's reaierimg Gelegenheit nehme» wird, ihre Stcl limg zu de» z» behandelnde» Frag.'» zu prä zisiere». Das Referat fiir die Handlungsge hilfcnschaft hat Gcnworstehcr Otto Wege Leip zig übernommen. Er wird das Thema „Dic Sonntagsruhe des Handelsgewerbcs im Kö nigreich Sachsen" behandeln. * — Der L a n d c s k » l t » r r a t und die F l e i s ch u o t. Der Landeskulturrat für das Königreich Sachse» widerspricht i» einer Vcröffcutlichmig i» seinem Organ „Sächs. Landw. Zeitschr." der Behauptung einer vor handenen Fleisehnot, und führt folgendes aus: „So groß dic Verdienste der Lcmdwirtschasl mn den Staat sind, so gehässig sind auch dic Angriffe, denen sie in »euerer Zeit fortgesetzt ausgesetzt ist. Gegenwärtig ist es wieder ei» mal die sogenannte Fleischnot, dic hierzu als Anhalt dienen muß, obwohl im große» ga» ze» bis in die neueste Zeit hinein die Vieh Produktion der deutschen Landwirtschaft mit der Vermehrung der Bevölkerung nicht nur Schritt gehalten, sondern diese sogar über troffen hat. Der Fleischverbrauch pro Kopf der Bevölkerung ist dementsprechend auch fast un unterbrochen gestiegen. Er betrug nämlich nach den amtlichen Feststellungen im Jahre 1904: 52,95 Klqr., 1905: 51,30 Klqr., 1906: 50,20 Klgr., 1907: 52,59 Klgr., 1908: 52,28 Klgr. und 1909: 53,37 Klgr. Dabei ent stammte» rund 95 Prozent aus deutscher Pro duktion, und nur 5 Prozent lieferte das Aus land. Ganz zutreffend ist, so wird weiter aus geführt, die Erklärung des Schlachthofdirektors von Berlin, der ausgeführt haben soll, daß seiner Ansicht »ach ei» Mangel an Vieh in Deutschland nicht bestehe. Es sei vielmehr die Ursache der Viehknappheit darin zu suchen, daß die Landwirte ihr Vieh in den Ställen zurückbehielteii. Das aber habe wiederum sei nen Grund darin, daß die Futterernte im vorigen Jahre sehr schlecht ausgefallen sei. Deswegen hätten die Landwirte schon im Winter ihren Viehbestand verringert. Da mm in diesem Jahre die Futterernte gut sei, hätte» die Landwirte sich bemüht, ihre» Vieh- stapel wieder so bald wie möglich zu ergän zen. Darum hielten sie mit dem Verkauf von Vieh zurück. So nur sei die irrtümliche An sicht entstanden, daß in Deutschland ein Mem gel an Vieh herrsche. — Es ergibt sich aus dieser Darstellung, so folgert der Landeskul turrat, daß niemals ein schrankenloses Oefsne» der Grenzen der augenblicklichen Knappheit ab helfen kann, zumal unsere Nachbarländer selbst nicht an Ueberfluß leiden, svndern einzig und allein die Förderung der einheimischen Vieh zucht. Unser Wirtschaftsleben befindet sich zur zeit erfreulicherweise in einer Periode des Aufschwunges, was u. a. daraus hervorgeht, daß die Ausfuhr Deutschlands in den ersten sieben Monaten 1910 gegen den gleichen Zeit raum des Vorjahres eine beträchtliche Steige ruug und Vermehrung erfahre» hat. Ihr Wert betrug i» dem geuamNcii Zeiträume 1909 3713,5 Mill. Mk., 19l0 dagegen 4255,3 Mill. Mk. Es resultiert demnach eine Steigerung von 541,8 Mill. Mk. * — Sächsischer Hilfs verein in Berlin. Von den Einwohnern der Reichs- Hauptstadt stammt eine ganz ansehnliche Zahl aus dem Königreich Sachsen. Aus ihrem Kreise ist 1898 ei» Hilfsverei» hervorgegan gen, der bedürftige Landsleute in Berlin un terstützt; die Durchreisenden mit einer kleinen Gabe, die in Berlin und Umgebung Wohnen den so nachhaltig als nur möglich. Soeben ist der zwölfte Jahresbericht dieses Sächsischen Hilfsvereins erschienen; er zeigt, was eine kleine Gruppe auf diesem Gebiete der öffent liche» Wohltätigkeit leisten kann, wenn sie ihre Kräfte richtig einsetzt. Denn obwohl dieser Sächsische Hilfsverein in Berlin nur 113 Mit glieder zählt, hat er doch im Jahre 1909 nicht weniger als 4500 Mark aufgebracht und unter Zuhilfenahme früherer Rückstellungen 4750 Mk. für seine Zwecke verausgabt. Er hat davon rund 750 in Berlin ansässige und 875 durch reisende Landsleute unterstützt. Der Jahres bericht behandelt iii lesenswerter Weise die Tä tigkeit des Vereines und die dabei gesammel ten Beobachtungen. Aber er betont auch nach drücklich, wie viele draußen im Reiche noch immer des irrigen Glaubens sind, daß sie nur »ach Berlin zu komme» brauche», um sogleich reichliche Arbeit u»d gutes Auskommen zu finden. In Wirklichkeit harrt ihrer nur bittere Enttäuschung; denn in Berlin herrscht, weil gerade da von allen Seite» her die Tüchtig ste» zusammcuströme», auch der schärfste Kampf ums Dasein. Ihm unterliegt der aufs Geratewohl Zugereiste nur zu schnell. Es wäre sehr zu wünschen, wenn dcm rührigen Vereine durch weitere» Beitritt vv» Mitgliedern rege Nuterstützuiig zuteil würde; Amuelduugen neh me» der Vorsitzende, Wirklicher Geheimer Rat Dr. Fischer, Exzellenz, Berlin W. 62, Kleist- straße 25, oder der Schriftführer, Professor Dr. Georg Lehnert, Berlin W. 50, Würzbur gerstraßc 22, gern entgegen. * .^»okenstein-^rnstthcTl, 31. August. Der 3. Bezirk des 19. Niedcrcrzgeb. Turugaucs veran staltet am kvnimeiiden Sonntag emeZöglingstimi- fahrt. Die Vereine sammel» hierzu mittags '/>l1Ihr aii der „Hüttcuniühle" und marschiere» vo» dort durch die Stadt zum Turnplatz des Turnvereins von 1856, woselbst um >HP- das Tunieu, bestehend ans Freiübungen, Spielen und Son dervorführungen, beginnt. Mannschaftsspiele und Eilboteulauf bilden de»Abschluß. Dic tur»fremid- liche Einwohnerschaft ist zn dem Turnen eingelade». *— Reunion im Miucralbad. Die Vorbereitungen für die nm Donnerstag abend im Mineralbad Hohensteüi-Erustthal stattfmdeiide Reuiüon sind in weitgehendstem Maße ge troffen worden. Die Kurgäste, dic selbst die Schmückung der Säle ausgeführt haben, rechne» auf zahlreiche Beteiligung der hiesige» Kreise. Für Fahrgelegenheit »ach Hohenstcin-Ernstthal zurück ist gesorgt. h . Im Kiuosalou kommt gegenwärtig eine wunderschöne Bilderscrie zur Vorführung. Besonders beachtenswert ist der interessante Bvrerknmpf zwischen dem Wcltmcistcrschaftsboxcr nnd dcm Indiancrriesen. Auch das dramatische Lebensbild „Das Iuwelcukästche»" wird allge mein gefalle». Neben diese» Bilder» kommt auch der Hiimvr z» seinem Rechte, und an den gelungenen Landschaftsaufnahmcii kann der Be sucher sei» Wissen bereichern und seine Augen erfreuen. Der Besuch des Kmvsalons ist daher lohnend. * Stollberg, 30. Ang. Dom 8. bis 11. Oktober d. I. findet hier eine Bezirks-Obst- und Gartcnbau-Ausstclluiig statt. Die Eröffnung soll Sonnabend, den 8. Oktober, mittags erfolgen. Für dic geplante Lotterie sollen 3000 Stück Lose gedruckt werde», auf welche 600 Gewinne fallen. * Freiberg, 30. Aug. Als heute früh auf der Station Halsbrücke ein für das Rit tergut Krummenhennersdorf bestimmter Trans port Zuchtvieh ausgeladeu wurde, riß sich eine Kuh los und rannte »ach Freiberg zu davon. Das wildgewordene Tier raste durch verschie dciic Straße» »»d rannte alle Leute, die ihr cntgegeutreten wollten, über den Haufe». Dcm Milchkutscher Herklotz, der das rasende Tier aufhalte» wollte, rannte die Kuh nnt de» Hörner» gegen de» Unterleib und schleuderte ihn rücklings über sich hinweg. Herklotz schlug heftig auf die Straße auf, so daß er besi» nmigslos liegen blieb. Als der inzwischen au gekommene Oberschweizer des Rittergutes Krummenhennersdorf die Kuh einfange» wollte, rannte sie mit gesenktem Kopfe gegen ihn los. Dem Oberschweizer gelang es aber »och, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringe». Schließlich sah ma» sich genötigt, das tolle Tier, das sich bereits ei» Hör» abgestoße» hatte, durch drei Schüsse niederzustrecke». Der verunglückte Herklotz hat eine schwere Gehirn crschütterung erlitte» imd wurde ms Stadt krankenhaus gebracht. * Dresden, 30. Aug. Unter zahlreicher Beteiligung des Publikums, das die Terrassen am Schloß- und Theaterplatz sowie die an liegenden Straßen dicht besetzt hielt, sand in Gegenwart des Königs, des Prinzenpaares Johann Georg, der Prinzessin Mathilde so wie der Spitze» der staatlichen und städtischen Be- Hörden heute vormittag 11 Uhr die feierliche Weihe der neuen König Friedrich August- Brücke statt. Oberbürgermeister Dr. Beutler hielt die Weiherede. Nachdem der König mit dem Gefolge und in Begleitung der Behörden und Ehrengäste die festlich geschmückte Brücke überschritten hatte, wurde diese dem öffentli chen Verkehr übergeben. Die anliegenden Ge bäude und die Elbschiffe hatten Flaggen- schmuck angelegt. — Von der Kriminalpolizei sind sechs junge Burschen festgenommen wor den, die seit dem Frühjahr in Dresden-Neu stadt eine große Anzahl Einbruchdiebstähle aus geführt haben. Bei ihren Raubzügen gingen sie ziemlich frech zu Werke. Der Haupträdels- führcr hatte sich den Vorsatz gemacht, seine Genossen mit Waffen auszurüsten und mit Masken zu versehen, damit sie nicht erkannt würden. Er führte ein scharfgeschliffenes Mes ser bei sich. * Leipzig, 30. Aug. Heute früh in der siebenten Stunde machte der 35jährige Buch handlungsgehilfe Gustav Reinhold Golde in Leipzig-Stötteritz einen Mordversuch aus seine Ehefrau, indem er mehrere Revolverschüsse aus sie abfeuerte, ohne sie jedoch zu verletzen. Dar aus erschoß er sich selbst. Grund zur Tat ist Familienzwist und Stellungslosigkeit. — Ueber die Leipziger Michaelismesse schreiben die „Leipz. N. N.": Im allgemeinen scheint das Geschäft nicht so mager zu sein, als man dies nach äußeren Wahrnehmungen annehmen zu müssen glaubte. So sprechen sich verschie dene führende alte Firmen recht hoffnungsvoll aus. Auch der flotte Beschäftigungsgrad in einigen auf der Messe vertretenen Industrie zweigen, so namentlich in der Lederwaren-, Spielzeug- und Krystallglasbranche, läßt die Hoffnung zu, daß sich auch das Metzgeschäft hierin zufriedenstellend gestalten wird. * Rochlitz, 30. Ang. Seit dem 21. August wird die im nahen Döhlen im Dienste befindlich gewesene H. M. Richter, gebürtig aus Nauenhain bei Geithain, vermißt. Vor ihrem Fortgang hat sie ihre sämtlichen Sachen nnd auch ein Sparkassenbuch über 700 Mk. bei ihrer Dienst- Herrschaft znrückgelassen. * Ottendorf bei Mittweida, 30. Aug. In der Nacht zuni Dienstag brach in dem Anwesen des Hausschlächters Saupe ein Brand aus. Im Hause war zu dieser Zeit nur eine erst am Nachmittag eingezogeue Familie an wesend, die einen Teil ihrer Habe bei dem Brande verlor. Die Feuerwehr beseitigte jede weitere Gefahr und stieß bei den Löscharbeiten auf deutliche Spuren von Brandstiftung. Dar aufhin wurde Saupe verhaftet und dem Kö nigliche» Amtsgericht Mittweida zugeführt. Der Brandstifter ist geständig. * Zwickau, 30. Aug. Erst vor kurzem verurteilte dic hiesige Strafkammer vier Gast- wirte aus Glauchau wegen Aufstellung von Glücksspielautomaten zu Gefängnisstrafen von 13 Tagen. Gestern hatten sich wieder sieben Gastwirte aus dcm Mülsengrmide, sowie der Kaufmaim Fritzsche aus Chemnitz wegen des gleiche» Vergehens zu verantworten. Fritzsche hatte, wie er angab, mit Erlaubnis der Be hörden den Geldspielautvmat „Komet" an die Gastwirte abgegeben. Käufer und Verkäufer handelte» i» gutem Glaube», da sie vo» der Amtshauptmaimschoft die Erlaubnis zum Auf- stcllen der Apparate erhalten hatten. Trotz dem mußte nach dcm Gesetz eine Bestrafung erfolge», da das Gericht der Ansicht war, daß der genamile Automat kein Geschicklichkeits-, sondern ein Glücksspiel ist. Fritzsche wurde zu zwei Tage» Gefängnis, die Gastwirte zu je eine» Tag Gefängnis verurteilt. * Planitz, 30. Aug. Gescheitert sind die Verhandlungen zwischen den Gcmcindcrätcn von Oberplanitz und Niederplanitz wegen einer Ver schmelzung beider Gemeinde», obwohl diese be reits Kirchen imd Schulwesen gcmcmfam haben. * Zittan, 30. Aug. Die 49jährige Buch- haltersehcfrau Marie Lauge, die seit längerer Zeit au Krämpfen litt, stürzte heute mittag in ihrer Küche während eines solche» Anfal les auf den in Brand befindliche» Gasofe» imd riß diese» um. Durch dic Flamme» ge riete» die Kleider der Fra» in Brand. Da niemand de» Vorgang bemerkt hatte, ist die unglückliche Frau bei lebendigem Leibe vcr bräunt. Dic Leiche wies entsetzliche Brand wunden auf. Kleine «he-n». * Die Cholera in Berlin nnd Spandau. Der Stand der Cholera in Deutschland ist zurzeit der: In Spandau sind zwei Personen an der astatischen Cholera gestorben, sechs stehen unter Beobachtung, ebenso sind in Berlin sechs Personen als cholcra- verdächtig unter Beobachtung gestellt worden. Die Bevölkerung der Reichshauptstadt hat sich durch das Auftreten der Cholera nicht aus der Rahe bringen lassen, sie vertraut vielmehr der Kunst der Acrzte. Allerdings gibt es, zumal unter den Millio nären Charlottenburgs, einzelne, die eS vorgezogen haben, sich an einen andern Ort zu begeben. * Die Erkrankuugeu Hei» 1S. bayrischen I«- sauterteregtmeut. Bezüglich der gestern gemeldeten Erkrankungen bei dem 15. bayrischen Infanterie regiment wird amtlich mitgeteilt, daß etwa 60 Mann, meist Reservisten, aus dem Rückmarsch vom Exerzierplatz erkrankt sind. Bei einem großen Teil handelt eS sich um Wundlauscn der Füße, bei den übrigen um Erschöpfung. An Hitzschlag und ähn lichen Erscheinungen ist nur ein Mann erkrankt.
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