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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 07.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191008070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100807
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-07
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 07.08.1910
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KkllM M WPWni kil>Wi»tt Alffign Tagedlatt. - Nr. 181. Sonntag, den 7. August 1910. 37. Jahrgang. - " — -- S ' _ _ ° — DDer Tag von Wörth, «on Dr. PaulKraatz. (Nachdruck verboten.) Frankreich hatte daS Glück der Waffen vergebens reklamiert. Sein Stern war von düsterem Gewölk mtinachtet; alle Hoffnungen, daß er wieder glänzen and funkeln möge, sollten zunichte werden Zin- fichtige Männer hatten dies von Anfang an gesehen. Ihre Mahnungen und Warnungen aber waren Überschrieen worden. Nun sollte fast jeder werdende Tag dieses blutigen Kriege- ihnen recht geben. Denn die Geschicke der Weltgeschichte sind gerecht und vollenden sich nach den ehernen Gesetzen von Schuld und von Sühne. 'Die feindlichen Truppen waren nach der Schlacht vvn Weißenburg immer näher aneinander gekommen Mac Mahon hatte am 5. August bei dem Dorfe Wörth im Tale der Sauer eine feste Stellung ein genommen, durch welche er die von Straßburg nach Metz führende Bahnstrecke zu decken gedachte. Um dies auSzusühren, stand ihm eine Truppen macht von 45 000 Mann zur Verfügung, die er auf dem hügeligen Gelände strategisch nicht ungeschickt äufg-fkellt Hütte. Düs von ihm okkupierte Terrain, VW P-r UNd da Noch durch Schützengräben und Grrfchmrznrwen nachgeholfen war, wurde etwa durch da- Dkeieck Wörth-Eksaßhausen-Fröschweiler markiert Im letzteren Orte, als dem höchstgelegenen, hatte der französische Marschall sein Hauptquartier aufge schlaf Die deutsche Avantgarde hatte gleichfalls schon am Wend 5 August die Höhenzüge östlich der Gatletbächks erreicht. Gleich am stützen Morgen des 6 August begann dünn auch der Kampf. Die Franzosen eröffneten ihn mit einer ziemlich heftigen Kanonade, die sich hauptsächlich gegen düs von Preuschdorf heranrückende fünfte Korps unter Ge neral Kirchbach richtete. Nun griffen natürlich auch die Deutschen, besonders die Bayern, in den Kamps ein Das zweite bayrische Korps unter General Hartmann ging von Norden her über Mattstall und Langensülzbach zum Angriff über Namentlich bei Fröschweiler wurde nun dar Gesccht recht lebhaft. Aber auch südöstlich von Wörth, bei Gunstelt, be gann eS sich zu regen, s Dort hatten die Vor- lrvppen deS Boseschen — 11. — Korps den Bach überschritten und waren zum Angriff auf den rechten französischen Flügel vorgegangen, der im Süden von Elsaßhausen am Abhang des Niederwaldes postiert war Vor der Hand aber blieben die Franzosen noch immer im Vorteil. Doch noch immer handelte es sich gewissermaßen nur um Vorgefechte Der eigent liche ernste Kampf setzte erst um ein Uhr mittags rin, als der preußische Kronprinz persönlich den Be fehl übernommen hatte. Das KorpS Kirchbach, das seinen Stand im Zentrum hatte, hatte noch immer die schwierigste Arbeit. Es mußte unter fürchterlichen Verlusten gegen Wörth und gegen die dahinterliegcnden Höhen vorgehen. Wörth selbst wurde zwar verhältnis mäßig leicht genommen. Zu einem weiteren Vor- dringkn aber waren die Truppen vor der Hand noch zu erschöpft Sie mußten warten, bis sich nennens- we te Erfolge aus den Flügeln bemerkbar machten Und das währte garnicht allzulange DaS Korps Bose, daS erst von den Franzosen wieder über dcd Sauerbach zurückgedrängt worden war, hatte bti einem erneuten Angriff den rechten Flügel der Gegner zu Boden gerannt; Morsbrvnn, AlbrechtShäuser Hof und Eberbach waren in den Händen der Deutschen. Ein nochmaliger Kavallcricangriff der Franzosen war durch heftiges Jnsanteriefencr seitens der Deutschen völlig wirkungslos gemacht worden Nun aber geginnt ein entsetzlicher Kampf um die Hänge deS Niederwaldes Hier muß jcdL Hand breit Erde erobert werden. Und immer wieder heißt eS : einen Schritt zurück, wenn nian ein paar Schritte vorwärts gemacht hat. Angriff folgt auf Gegenan griff. Dazu brüllen die Geschütze und die Kugeln des KleingewchrfcuerS zischen pfeifend durch die pulvergeschwärzte Lust. Wohl gelingt cs den Preußen, sich im Nieder wald festzusetzen Der errungene Standpunkt ist aber kein angenehmer, denn er steht ganz unter dem französischen Feuer, das von den Elsaßhausener Höhen ununterbrochen herniedcrprassclt. Das währt nahezu zwei Stunden Aber um halb drei Uhr ist auch Elsaßhausen genommen. Nun wird die französische Stellung immer un haltbarer. MaH Mahon will sich aber durchaus halten. Er befiehlt erneut den Angriff auf die Preußen. Elsaßhausen soll ihnen wiederum entrissen werden. Aber ebenso wie die französische Infanterie wird auch die französische Kavallerie siegreich zurück geschlagen Menschcnleiber, Reihen niedcrgcmähter Reiter, die noch zuckenden Leiber toter Rosse decken die Walstatt Inzwischen hat auch aus der anderen Seite deS Gefechts das erste bayrische Korps, v. d Tann, den Ausschlag gegeben. Nur langsam geht es hier vor wärts. Erst gegen vier Uhr ist Fröschwcilcr in den Händen der Deutschen Württembergischc Truppen dringen inzwischen gegen Rcichshofen vor In Fröschweiler aber wütete die KriegSfurie am grau sigsten: In dem Kniepunkte des einen rechten Winkel bildenden Dorfes stand die brennende Kirche. . In den Dorsgassen ein wirreS Gedränge.' So schildert ein Augenzeuge die Situation kurz nach der Erstürmung der Ortschaft, die so unendlich viel Menschenblut den beiden Gegnern gekostet hatte Nun sieht Mac Mahon, daß er sich nicht mehr hallen kaittr. Er ordnet den Rückzug an. Aber dieser Rückzug wird zur panikartigen Flucht. Um fünf Uhr nehmen die Deutschen die Verfolgung be reits mit großem Nachdruck auf. Ein gewiß unparteiischer Berichterstatter, ein Korrespondent des „Siäcle" schildert diese Flucht mit den folgenden bewegen Worten: „Welche Menge! Greise, Frauen mit Säuglingen auf den Armen, kleine Mädchen von 3 bis 4 fahren, Ge schrei, Geheul, Gekreische, unendliche Trostlosigkeit. Man raffte an sich, soviel man eben mitschlcppen konnte, und zuweilen auch noch mehr, als man zu tragen vermochte. Die Männer sinken unter der aus- gcbürdetcn Last zusammen, selbst Kinder müssen tragen Helsen. Wohin geht'- ? keine Antwort. Nach einem einstündigen Marsche gelangen wir in daS erste Dorf, welches sich ebenfalls zur Flucht nnschickt: Ochsen, Kühe, alles wird vor unS hcrgetrieben. Matratzen, Leinwand, allerlei Effekten werden turm hoch auf vierräderige Karren geworfen und dnbti wächst die Zahl der Flüchtlinge mit jedem Schritte." Der Sieg der Deutschen war ein großartiger. Der Feind, der die Vogesenpässe bewüchen sollte, war nahezu ausgcrieben Die Zahl der Gesungenen bezifferte sich aus 9000 Mann, l Adler, 4 Fahnen und 28 Geschütze waren erbeutet wotden. Den Deutschen hatte der blutige Tag über tOOOO Mann gekostet; darunter besarden sich allein 489 Osfizicre. Mac Mahon aber brachte von den 45 000 Mann, mit denen er sich um Wörth ausgestellt hatte, am Tage nach der Schlacht nur noch 15 000 Maitn zusammen, so daß man die Zahl der öcrw: ndeten oder getöteten Franzosen, nach Abzug der in die Gesangenschast geratenen oder desertierten, aus 20000 ansetzen darf. DaS war ein furchtbarer und zu gleich auch entscheidender Schlag für den gallischen Hochmut. Nm Napoleons III. Sache begann eS immer schlechter zu stehen. In den Städten der Heimat war der Jubel über den Sieg bei Wörth ein schier uüermcßlicher Noch spät am Abend laS man in allen deutschen Städten das Telegramm des Kronprinzen: „Sieg reiche Schlacht bei Wörth, Mac Mahoßr mit dem größten Teil seiner Armee vollständig geschlagen. Auf dem Schlachtfelde bei Wörth viereinhalb Uhr nachmit agS " Das war eine Helle, hohe und auf richtige Freude, die gemeinsam Süd- und Nord- dcutschland durchpulste und durchbcbte. Tenn die Söhne aller deutschen Gaue hatten in dieser ge waltigen Schlacht gemeinsam ihr Blut vergossen Das fühlte und spürte man auch in der Heimat, die gespannt alle Einzelheiten der Vvrgänge aus dem Kriegsschauplatz v.rsolgte Ganz anders in Frankreich. In Paris ließ man klugerweise die wahre gestalt der niederschmetternden Kunde nicht ganz aüskommen Di herrschende Cligsie hatte da für ihre guten Gründe. Das war ein Siegcstag, w.e ihn die deutsche Geschichte seit langem nicht erlebt hatte. Glänzend hatten sich die geeinten deutschen Waffen bewährt. Vl^ und Eiicn hatte Süd- und Norddeutschland fest und unzertrennlich zufammengeschweißt. Deutsch land war sich erst jetzt vollends seiner Kraft und seiner Macht bewußt geworden Das stolze Frank reich aber sah sich in den Grundfesten seine-Selbst- vcrlraucns und seines Prestiges bei den anderen Nationen erschüttert. Die Folgen waren sür beide ringenden Völker unabsehbare. Noch ehe irgend eine endgültige Entscheidung gefallen war, begannen sich bereits die Verhältnisse in Europa zugunsten Preußens und Deutschlands zu ändern, das jetzt sein Fazit aus den Siegen über Dänemark und Oesterreich zog. Die Kunde vom Siege bei Wörth durch die deutschen Truppen ließ die ganze Erde au horchen, denn in der Geschichte der Völker schien nunmehr eine neue Aera anzuhebcn. Christentum und Kirche. Der Christ und da» Wetter. Was soll diese Zusammenstellung bedeut, n? Dicht der Christ dem Wetter anders gegenüber als drr Heidi? Ist er nicht ebenso machtlos, schwach und elend wie jeder andere Mensch, wenn Gott im Gewitter d öhnend über die Erde sährt wie aus einem Wagen oder wenn er daherrauscht über Land und Meer auf den Fittigen deS WindeS? Ob die Regenstiöme Tag für Tag die Fruchtbarkeit der Erde bringen oder «tüch wohl fortschwemmen, oder ob die heiße Sonne erbarmungslos aus daS dürre Erdreich brennt: wir müssen- hinnrhmrn, wir können nichts dagegen tun. Wir vermögen nicht Gott in den gewaltigen Arm z« fallen. Wa» solls also mit der Ucberschrifl: Der Christ und da- Welter? Würde man nicht bifser sagen: Der Mensch und daS Welter - Doch eS ist ein großer Unterschied zwischen dem Christen und dem Heiden. Wohl find auch wir abhängig von der Witterung und ohnmächtig gegen ihre Gewalt. Aber etn- tst doch gewiß: Wir find nicht so abhängig und ohnmächtig, daß wir sie wie die Heiden zum Gott machen. Diese haben Sonne, Mond und Sterne, Wmd und Regest, kurz daS ganze Treiben der Natur vergöttert. Blind walten diese Götter Nebeneinander und gegeneinander. ES ist keine Einigkeit, keine Ordnung und kein Ziel, keine Liebe und keine Gerechtigkeit in ihrem Tun. Nur durch mühselige Opfer können sie zur Güte bewogen werden, ost aber helfen auch die Opfer Nichts, und daiin bleibt für den Menschen nur noch der ohnmächtige Grimm der Empörung. Er schlägt die Götzenbilder, die er eben noch verehrte, er schmäht die Götter, die er eben noch umschmeichelt hat. Schenken sie ihm nicht leibliches, irdische- Wohl, so flucht er ihnen Wir Christen stehen anders zur Witterung. Wir vergöttern sie nicht, wir reißen sie nicht aus dem Zusammenhänge mit dem allmächtigen Gott H mmelS und der Erde. Wir beten nicht zum W.tter, wir fluchen ihm nicht, wennS ungünstig auSsälll, wir suchen eS nicht durch Zaubermittel zu beeinflussen. Wir wissen vielmehr, daß Sonnenschein und Stille ebenso wie Sturm, Regen und Gewi'ter von dem kommt, der im Regiment? sitzt Und Gott ist ein Gott der Ocdüung, nicht der Unordnung Er handelt nicht nach Laune und Willkür, sondern nach ewigen Regeln und Gesetzen. M,t Liebe und Ge rechtigkeit wendet er fie an. Lauter glückliche Jahre würden nicht nur den Preis und Lohn tzrrabd:2ck?n, sondern auch den Uebermut der Menschen ins Unermeßliche hinLusschtstaben. Auch in Fehljahren offenbart sich GotteS Liebt und Ge rechtigkeit. Ein Christ verliert dann nicht den Mut und daS Vertrauen zur Arbeit, sondern geht mit neuem Fleiß daran, in ihm lebt die Zuoer ficht, denen, die auSharren und treu bletbcn und unverdrossen, bringen Jahre deS G genS wieder ein, w s ein Fehljahr w gnahm. Der Christ stellt seine Arbeit in den Schutz von GotleS gewaltigem Tun und meint nicht, Gort solle sich nach uni richten. Täte er daS, so würde er es doch nie mand r»cht machen, denn immer würde dem einen Nutzen sein, was anderen Schaden bringt. Wehe dcm Menschen, dem cs anhcimgegeben wäre, auch nur auf ein Jahr da- Witter zu machen! Sie wü den ihn krcuzigcn! Nein, Golt regiert die W lt, er meintS gut, ist gerecht und hält Ordnung. Es bleibt dabei: die Menschen machen den Kalender, und Gott macht das W-tter! —X.— Bei dem Weltkongreß der edaageltschea Jungfraaeuveretne p ies die Japanerin Miß Lehrjahre. Roman von Emmy v. Bargstede. k>4s (Nachdruck verboten.) Tbeas Angcn schauten dreist und zudringlich tu die des Manne?, ihre Sprocke war mebr als deutlich, Jrcuc erbitterte bis ins Innerste und erbab sich steif und langsam, das kurze Kopfnicken der Besucherin zu erwMrn. „Und meine süße Reine, wo ist sie?" fndr Tyco fort, „und Fräulein Brachmöüer? Ich wähnte Sie längst in Berlin, Fräulein Mainau. Die Gräfin wcutte doch, bau Sie Ihre Schülerinnen nicht im Stick lassen könnten!" «Diese Absicht habe ich auch keineswegs, Durch laucht, augenblicklich habe ich jedoch Ferien.' „Herrgott, solche Schulmeisterei denke ich mir schrecklich! Ick könnte es nicht! Nun, es isc freilich auch ein Untcrschcd, wie man erzogen worden ist." „Gewiß. um mehr zu wissen als mancher Gelehrte, dazu gehört Genie und eine vuendliche Ausdauer", sagte Wolf ruhig, seine Asche von der Cigarre streifend — „darf ich bitten, sich zu bedienen. Es find eckte Havanna." „Das ist wahr, Graf, Sie haben ein famweS Kraut", und Thea ließ sich auf die Ecke des Tisches nieder. „Rehmen Sie auch eine, Fränleiu Mainau?" «Dante, ich rauche nie!" „Zieren Sie sich doch nicht! Gelehrt d. b. emanzipiert sein und nicht rauchen, das glaube ich nickt." „Sie werden sich trotzdem dazu entschließen müssen, Durchlaucht." „Goldkinder", — die Prinzeß lies Reine und Lisa, welche jetzt erschienen, lachend entgegen — „Ihr habt mich wohl beute nicht erwartet. Aber ich hatte Lange weile und da kam ich nach Lindenbof. Ihr seht, wir sind schon bti der Cigarre!" Bald war eine sehr lebhafte Unterhaltung mit Svortausdrücken und derben Worten untermischt im Gauge. Reine war reizend und ausgelassen wie immer, nur Irene blieb schweigsam. Jedesmal, wenn Thea ihre Angriffe auf Wolf erneuerte, ging ein Schwert durch ihre Seele. Was wollte sie von dem Ver lorenen, non ihm, der sich freiwillig von ihr gelöst hatte? Und Wolf wurde im Laufe des Abends gegen die Fürstin zuvorkommender, als es je seine Absicht gewesen war. Ihm war der Ausdruck von Qual in Irenes Angcn und Zügen nicht entgangen, als Thea anscheinend unabsichtlich ihre Weingläser verwechselt hatic und in mancher Hinlicht bereits eine Ari Hausreckt in Lindenhos ausüble. „Grat!" — eben lachte sie hell auf — «Sie wollen mir doch mcht wcismachen, daß Sie — Sie es vier ganze, lange Monate in einem elenden, abgelegenen, kleinen Dors au-gehalten haben? Sie, der Löwe von Baden-Baden ec. Wer weiß, wo Sie gesteckt haben, Sie Böwwimt!" „Wenn Sie mir romantische Abenteuer zutrauen, Fürstin, muß ich Sie enttäuschen. Ich war, wo ich Ihnen sagte, und zwar nicht im Banne zweier schönen Angcn. Uebrngens gicbt cs nm ein Augenpaar, das des .Bewunderns ncrt ist — das Ihre!" Ein roter, duftender Strom ergoß sich plötzlich über den Tilch, Irene MainanS Weinglas war ihrer zitternder Hand entsunken. „Aber Irene", — die Damen retteten entsetzt ihre Kleider — lagte Reine schnippisch, „wenn ich das ge- than hätte, na, die Scheitel" und Thea setzte spöttisch hinzu: „Verschütteter Wen: bedeute! verschmähte Liebe, Fräulein Mainan, möchten Sie uns nicht mal Ihre Er fahrungen in dieser Beziehung beichten?" Irene Mainan wurde leichenblaß. Sollten Reine und Lisa gewagt haben, der Fürstin ihr Zerwürfnis mit dem Grafen anzndeuten? Daun aber richtete sie sich gerade und stolz empor, ihre dunklen Augen be gegneten denen Theas ernst und feindselig und sie er widerte: „Gefühle des Herzens, Durchlaucht, sind nickt dazu da, um in heilerer Gesellschaft zergliedert zn werden ünd im übrigen ist mein Leben höchst prosaisch und ohne Zwischenfälle verlausen, nur Arbeit, Arbeit war meine Begleiterin." „Gott ja, gelehrte Weiber sind für unsere heutige» Männer nicht eben anziehend. Aber eben deshalb! Können Sie sich nickt vorslellen, daß man jemänd glühend lieben kann, ohne daß diese Leidenschaft Er widerung findet und das neune ich verschmäht werdest!" Graf Kurt kam der von ihm so hoch verehrten Irene freundlich zu Hilfe. „Ich glaube, Fürstin, Fräulein Mainau hat Ane Menge Körbe unter uns armen Männern auSgetAlt, was ich auch ganz selbstverständlich finde, und bon derlei spricht eine zartfühlende Frau natürlich nicht." „Aber Knrii", rief Reine abermals taktlos ünd laut, „Du glaubst doch nicht, daß Lord S. in der That an eine Heirat mit Irene gedacht hat. Er darf über haupt nur eine Dame des höchsten Adels wählen." „Von wem hast Du denn diese überraschende Nettig keit?" fragte Wolf kühl, während Kurt mißbilligend zu seiner Frau herübersah. „Ich wüßte nicht, wer dem Lord Vorschriften zu machen hätte." „Alle Familientraditionen, Graf", lächelte Thea bezaubernd. „Und Sie glauben, Fürstin, daß ein selbstbewußter Mc»nn, als den ich den Lord kenne, seine Liebe seinen Familienrücksichten zum Opfer bringen würde?" „Taran kann doch gar kein Zweifel sein." «Dann schätzen Sie den Lord, meinen Freund, nicht eben hoch. Ich denke anders von ihm. Oder es müßte denn sein, daß seine Liebe nicht erwidert wird!" „Graf! Bei Gott, Sie sind naiv! Welch Weib würde so thöricht sein, diese in jeder Beziehung glänzende Partie anszujchlagen? Das müßte ja ein furchtbar dummes Gälische» sein!" „Oder eine sehr kluge, selbstbewußte Frau, die uur Liebe um Liebe geben will." „Sie sind ja der reiuste Anarchist geworden ans Ihren vielen Reisen! Ma» schaudert ja ordentlich vor Ihren revolutionären Anschauungen." „Ich wüßte nicht, weshalb, Prinzeß Thea. Der Gedanke kann Ihnen doch nicht so furchtbar sei», daß ich verlange, das Weib soll den erwählte» Ria»» vor alle» Dingen lieben! Alles andere ist Rebcusacke." „Diese Ideen sind eben entweder furchtbar vor- siiudslntlich oder zn modern, bester Graf. Wir sprachen ja schon östcr darüber. Man sieht ja am den ersten Blick, daß Sie bei Ihrer Theorie der Liebe bereits anfange», ei» zwar liebenswürdiger, aber doch immer ein Hagestolz zn werden —" „Wo mich so viele junge Damen so brennend gern erlösen möchten, ja, es ist schade", lächelte Lindberg ein wenig spöttisch, „ich kastn von meiner Bedingung indes nicht abgehen." „Eigentlich sind Sie ein abscheulicher Mensch", sagte Thea vorwurf voll, „und ungalani dazu, denn indirekt spreche» Sic »»s alle» weibliche» Zauber ab!" „Prinzeß, wo ich Ihnen seit Jahren anbetend zu Füßen liege?" Wenn Wolfs Augen, diese kühlen, blauen Auge», in deren Tiefen der Spott lauerte^ diese Schmeichelei nur nicht so gründlich verneint hätten, wie würde Thea anfgcjanckzt haben. Aber so wollte doch keine rechte Freudigkeit i» ihr anfkommeu. Lisa empfand schon längst aufrichtiges Mißbehagen. Thea eröffnete den Angriff auf Wolf denn dock gar zu dreist und rücksickisles. Tiese Nebcnbublerm hatte sie nicht in Liudcuhof vermutet. Und wenn sie des Grasen Schönheitsideal mich direkt entgtgeuge etzt war, man konnte doch nicht wissen. Münster waren launenhafter und wandelbarer als der Wnw. Mit einer Falte zwischen de» feinen Brauen wandte sich Thea jetzt zu Kurt: „Sic hatten ja neulich bei Schnitters ein schestßliches Pech, lieber Graf, Sie haben mir ordentlich leio gelhan." (Fortsetzung folgt.) Vr-sksläsr-Ssiäsnksus SisZkrisÄ knscks.Vtismnilr. ÄLM
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