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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191008183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100818
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100818
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-18
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.08.1910
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am 8. August zugegangenen Bescheid des Vor sitzenden der Einkommensteuer-Veranlagungs kommission vom Detektiv Gröger Beschwerde beim Oberstaatsanwalt in Breslau eingelegt worden sei. Und zwar gründe sich diese Beschwerde vor allem darauf, „daß sich die Anzeige gegen den Freiherrn von Richthosen nicht auf das Jahr 1910, sondern auf die Jahre 1907 bis 1909 beziehe, da im Jahre 1910 der Wirt schaftsinspektor Karsten, von dem die Unter lagen für die Anzeige gegen den Freiherrn von Richthosen herrühren, nicht mehr in Dien sten des Freiherrn von Richthosen gestanden habe." Freiherr von Richthofen ermächtigt uns demgegenüber zu der Erklärung, daß er selbst verständlich der Veranlagungskommission zu Liegnitz auch das Material zur Beurteilung der vorangegangenen Jahre genau unterbrei tet hat. Es sind gerade die Ergebnisse der letzten drei Wirtschaftsjahre 1906 bis 1909, in denen der Wirtschaftsinspektor unausgesetzt auf dem Gute tätig gewesen war. Von dem Vor sitzenden der Veranlagungskommission in Ge meinschaft mit einem vereidigten Protokollfüh rer sind diese Jahre einer genauen Prüfung unterzogen worden. Dabei haben sich auch nicht die geringsten Bedenken gegen die An gaben des Freiherrn von Richthofen ergeben. Der kommende Kuraufenthalt der Zarin Alexandra in Bad Nauheim veranlaßt, wie von dort gemeldet wird, die dortigen Behörden schon jetzt zu strengen Maßnahmen nach russischem Muster. Die Po lizei hat sämtliche Vermieter aufgefordert, von jetzt ab jeden ankommenden Kurgast innerhalb dreier Stunden anzumelden. Bisher betrug die Anmeldefrist drei Tage. Besonders scharfe Bestimmungen sind für die Anmeldung von Ausländern ergangen. Die deutsche Kolonie in Haifa in Gefahr. Wie den „Leipz. N. N." aus Konstantinopel gemeldet wird, verschlimmert sich die Lage der deutschen Kolonisten in Haifa fortgesetzt. Dem „Osman. Lloyd" zufolge wurde ein Wächter der Kolonie Waldheim bei der Vertreibung eines Diebes aus dem Obstgarten durch zwei Kugeln ernstlich verletzt. Die Untersuchung wegen der Ermordung Unger wird in der läs- sigsten Art betrieben. Oertliches und Sächsisches. * — Die Feuerwehr. In keinem Staate ist das Feuerlöschwesen so vorzüglich ausgebildet als in Deutschland. Die Berufs feuerwehren der großen Städte sind tadellos organisiert und diszipliniert, so daß ihre Ein richtungen oft von ausländischen Jnt!ressenten studiert werden. Geradezu unerreicht ist aber das Feuerlöschwesen in den kleineren Orten. Was hier lediglich auf der Basis der Frei willigkeit erreicht wird, muß Achtung und Be wunderung erzwingen. Wie sehr daher das Ausland Veranlassung hat, bei uns in die Schule zu gehen, geht wieder einmal aus dem Verhalten der Feuerwehr beim Brande der Brüsseler Weltausstellung hervor. Allgemein wird ausgesprochen, daß sich die Brüsseler Wehr in ihrem Verhalten gegenüber der Kata strophe blamiert hat. Weniger lag das am Verhalten der einzelnen Leute, die teilweise sogar Heldenmut bewiesen, die meiste Schuld hatte die Leitung. Soll es doch vorgckommen sein, daß von auswärts anrückende Wehren sich erst die Erlaubnis der Stadtleitung holen mußten, den Brand angreife» zu dürfen! Das ist eine Episode, die an Schilda erinnert. Man sicht, auf Kaltblütigkeit, Ruhe und Vernunft kommt alles an. Werden die drei Dinge er strebt, dann fügt sich alles organisch an. Es ist bezeichnend, daß der Feuerschutz der deut schen Abteilung der Ausstellung unter allen übrigen zuerst sich in Bereitschaft setzte, als die Katastrophe ausgcbrochen war. „Bereit sein ist alles." Dieses Wort, einst mit Rücksicht auf die Schlagfertigkeit des deutschen Heeres ge sprochen, gilt auch als Motto für alle Orga nisation der kleinen Gemeinwesen. Bisher wurde es beobachtet, dabei fuhr man gut, möge es künftig so bleiben. * — Wetteraussicht für Donnerstag, den I8. Ang: Siidwestmind, meist heiter, warm, vor wiegend trocken. * — Die Zeit des Siebenschläfers ist am Montag zu Ende gegangen. Der Volks aberglaube, daß es wie am Siebenschläfertage so auch die darauffolgenden sieben Wochen regnen muß, hat diesmal leider nur zu sehr Recht gehabt, denn in den sieben Wochen hat es nur ganz wenige regenfreie Tage gegeben. Wenn es einmal einen regenfreien Tag gab, so hat es dafür an anderen Tagen um so mehr geregnet. Hoffentlich ist uns noch ein schöner Nachsommer beschieden. * — Zu den Herbstmanövern Von den in der Zeit vom 29. d. M. bis 7. Sep tember und vom 9.-21. September im Bezirk Glauchau stattfindenden Truppenübungen wer den voraussichtlich alle Fluren des Bezirks be rührt werden. Zur Verhütung unnötiger Flur schäden sind die Grundstücksbesitzer angewiesen worden, ihre Felder rechtzeitig abzuernten. Wertvolle Feldstücke, Schonungen und Garten anlagen, deren Kulturzustand nicht schon von weitem für jedermann deutlich erkennbar ist, sind mit Warnungszeichcn zu umstellen, als Zeichen, daß sie von den Truppen nicht be treten werden sollen. Zur Verhütung von Un fällen sind gefährliche Stellen, Stein- und Sandbriiche, Teiche und Sümpfe, Geländehin dernisse usw. durch Umzäunen niit Strohseilen abzugrenzen und durch schwarze Fahnen kennt lich zu machen. *— Die Branntwein-, Bier-und Zucker gewinnung im Königreiche Sachfen. Nach den Angaben des neuesten Statistischen Jahr buches bestanden im Jahre 1908/09 in Sachsen insgesamt 562 Brennereien, oder 10 weniger als im Jahre 1902/03. Sie erzeugten in diesem Zeiträume 157 752 Hektoliter Alkohol, gegenüber 133 164 Hektoliter im Jahre 1902/03. Brauereien waren im Jahre 1908 zusammen 521 im Be triebe, gegenüber 677 im Jahre 1898,99. Unter ihnen befanden sich 9 Branercien, die mehr als 60000 Mark Bransteuer pro Jahr entrichteten. Von ihnen wurden zusammen 4 608 000 Hekto liter Bier hcrgestellt, davon 531000 Hektoliter ober- und 4 077 000 Hektoliter untergäriges Bier. Verwendet wurden dazu 726 682 Doppelzentner Malz und 6316 Doppelzentner Zucker aller Art. In ganz Sachsen sind nur 7 Zuckerfabriken vor handen. Sie gewannen zusammen 92 399 Doppelzentner Zucker einschließlich Zuckerwaren. An Rüben winden 104 460 To. verarbeitet. *— Wie weit geht die Schweigepflicht der Postbeamten? Postbeamte sind von Amts wegen verpflichtet, sowohl über den In halt von Postkarten als auch über die Personen, mit denen jemand korrespondiert bez. postalisch verkehrt, Schweigeil zu beobachten. Einer neueren Entscheidung zufolge darf ein Briefträger unbe rufenen Personen nicht einmal mitteilen, daß an jemand ein Brief angekommen ist, auch nicht, welche Wohnung des Adressaten auf dem Briese angegeben ist. *— Kalender von 187« und «>1«. Wolleii die alten Veteranen gern wissen, an welchem Wochentage im Jahre 1870 die von ihnen mitgemachten Schlachten und Gefechte stattgefunden haben — denn keiner von ihnen wußte zu jener Zeit, ob es Sonnabend, Montag oder Freitag war —, so brauchen sic nur dcn diesjährigen Kalender zur Hand zu nehmen, der mit dem von 1870 — was Datum und Wochen tage anbetrifft — genau übereinstimmt. * Hohenstein-Ernstthal, 17. Ang. Das Mitglied Paul Matthes von: Turnverein von 1856 wirrdc noch nachträglich als Sieger beim 12. Gauturnfcst in Rnßdorf erklärt. Matthes kommt niit 94-/,; Punkten an die 14. Stelle. * — Der hiesige Hausbesitzerverei« hielt gestern abend in seinem Vereinslokalc eine gut besuchte Versammlung ab. Als erster Punkt der Tagesordnung wurde in längerer Aussprache das bevorstehende Stadtjubilüum nnd Heimatfest behandelt und kam man dahin überein, anläßlich dieser Feier dem Fonds zur Begründung einer Hospitalfrcistclle aus Vereinsmitteln einen Be trag von 50 Mark zn überweisen init dem Wun sche, daß cs schon in naher Zeit gelingen möge, den Fonds auf die erforderliche Höhe zu bringen, damit das langersehnte Projekt zum Wohle un serer Alten möglichst bald zur Ausführung ge langen kann. Im weiteren Verlaufe der Ver sammlung kamen die mit dein llcbernchmcr der Düngcrabfuhr abzuschlicßendcn Verträge, die dem Vereine vom Stadtrate in liebenswürdiger Weise zur Kcnntnisnahnic überwiesen worden waren, znr Verlesung, sowie einige diesbezügliche Satzungen einiger Nachbargcmeinden. Im allge meinen erklärte man sich mit dem Vorgctragenen einverstanden nnd beschloß, an den Stadtrat die Bitte zu richten, dcn Hansbesitzcrverein vom weiteren Verlaufe der Dinge in Kenntnis zu setzen, damit dem Verein Gelegenheit geboten wird, sich über diese oder jene Frage zn äußern. Nach Verlesung einiger weiterer Eingänge erfolgte Schluß der Versammlung. * Oberlungwitz, 17. Ang. Der Ballon „Chemnitz", welcher am Sonntag von Chemnitz ans unter der Führung des Architekten Zapp einen Aufstieg unternommen hatte, landete nach etwa dreistündiger Fahrt glatt bei Lauen in Böhmen. An der Fahrt hatte noch das Ehe paar Herr nnd Frau Mecklenburg von hier nnd Fabrikant Wilisch aus Flöha tcilgenommcn. * ** Oberlungwitz, 17. Ang. Gestern nach mittag 2 Uhr hat sich der Dachdecker Robert Franke in seiner Wohnung entleibt. Der Lebens müde ist verwitwet, 67 Jahre alt und mar durch Krankheit schon längere Zeit arbeitsunfähig. * OelSnitz i. E., 16. Aug. Gestern verunglückte während der Nachtschicht auf dein Hcdwigschacht der 20jährige Fördermann Otto dadurch schwer, daß ihm ein Haspelhorn auf den Kopf stürzte. Der Bedancrnswertc mußte in besinnungslosem Zustand ins Hospital gc bracht werden. — Ertrunken in einem Wasser- tümpcl aufgefnnden wurde der Gelegenheits arbeiter Stadelmann von hier, der sich schon seit längerer Zeit planlos nmhergetrieben hatte. Zweifellos liegt Selbstmord vor. f . Rabenstein, 17. Aug. Am 28. nnd 29. dss. Mts. veranstaltet der hiesige Kaninchcn- züchtervcrcin eine Ausstellung mit Verlosung. Da schon sehr viele Anmeldungen eingcgangcn sind, verspricht die Ausstellung sehr reichhaltig zn werden. * Limbach, 16. Aug. Von den Eintritts karten zu dem diesjährigen Stadtparkfest wur de» am 15. d. M. folgende Gewinn-Nummern gezogen: 9479, 3362 und 5804. Die Eintritts karten sind anSgegeben am 31. Juli (9479), am 1. August (3362) und am 7. August (5804). Als Gewinne stehen drei feiste Schin ken zur Verfügung. Diese sind beim Vorsit zenden abzuholen. * Freiberg, 16. Aug. Auf der Station Klingenberg gerieten infolge unvorsichtigen Rangierens drei mit Briketts beladene Loris auf das Hanptgleis anstatt auf ein Neben gleis. Infolgedessen rasten die drei führerlosen Wagen auf der stark abfallenden Strecke nach Freiberg zu. Auf der sofort telegraphisch be nachrichtigten Station Muldenhütten gelang es, die Wagen auf ein Nebengleis der Hütten werke abzuleiten nnd so abzufangen. Hier zertrümmerten die Wagen noch eine starke Prellmauer, ehe sie zum Halten kamen. Zum Glück ist anderer Schaden nicht entstanden, da auf der Strecke zur fraglichen Zeit ein Zug nicht verkehrte und auf telegraphische Benach richtigung hin sofort alle Barrieren an der Strecke geschlossen worden waren. * Dresden, 17. Aug. Gestern mittag kurz nach 12 Uhr ist im Grundstück Schnvrrstraße 50 eine ältere Dame von einem Manne angefallen worden. Bei dem Versuch, der Dame das Hand- täschchcn zn entreißen, hat sich dieses geöffnet und das Portemonnaie ist herausgefallen. Dem Täter ist nur die leere Tasche zur Bellte gefallen. * Leipzig, 16. Ang. Hier starb nach kurzem Kranksein der Lehrer Max Vogel. Er schrieb unter dem Pseudonym Legov eine große Anzahl Männerchöre, Operetten und Singspiele. — Gestern abend ist aus dem hie sigen Schlachthofe der 50 Jahre alte Schlacht- bofvorarbeiter Altner schwer verunglückt. Er batte die Vichausladung zu beaufsichtigen und war auch gestern damit beschäftigt, als zwei Loren, während er auf den Gleisen stand, znrückkamen und ihn, da er nicht mehr recht zeitig ausweichen konnte, zu Boden warfen. Dem Unglücklichen wurden beide Beine abge fahren. — Infolge eines Fehltrittes ist gestern abend das 18 Jahre alte Dienstmädchen Anna Alma Haupt aus Dahlen beim Fenstcrputzen im Grundstück Dufourstraße 57 auf die Straße gestürzt und hat sich hierbei so schwere Ver letzungen zugezogen, daß sie in das Kranken haus gebracht werden mußte. * Rötha, 16. Aug. Auf der Chaussee zwischen Böhlen und Rötha wurde ein etwa 20 Jahre alter Bäckergeselle tot aufgefunden. Es sind Vermutnngen aufgetaucht, daß der Tote von einem Automobil überfahren wor den ist. * Lausigk, 16. Aug. Ein in Elbisbach in Stellung befindlicher 21 Jahre alter Dienst knecht fand auf der von hier nach genanntem Dorfe führenden Landstraße einen geladenen Revolver. Er wußte damit nicht umzugehen, denn beim Hantieren mit dem letzteren ent lud er sich, und dem unvorsichtigen Manne wurde die rechte Hand durchschossen. Da sich zu der Wunde außerdem eine nicht ungefähr liche Blutvergiftung gesellte, so mußte der Mann in die Leipziger Klinik übergefllhrt werden. * Rochlitz, 16. Aug. Heute vormittag verunglückte beim Arbeiten an der Bagger maschine in der Mnlde der 28jährige Mühlen- zimmermann Emil Thalmann dadurch in schwerer Weise, daß er von dem Drehling der Maschine an den Kopf getroffen wurde und eine schwere Gehirnerschütterung erlitt. * Stein bei Hartenstein, 16. Aug. Der Bahnhofsvorsteher Naumann, der, wie wir berichteten, vor einigen Tagen vom Zuge zer malmt worden ist, tst deshalb verunglückt, weil er einen ans der Strecke arbeitenden Bahnarbciter vor dem heranbrauscnden Zug rettete. * Zwickau, 16. Aug. Am Montag in der Mittagspause badete der 14s^ Jahre alte Tagelöhner Ernst Willy Weigelt mit mehreren Kameraden in der Mulde. Er führte dabei einen Kopfsprung ans, kam aber nicht wieder znm Vorschein. Sofort vorgenommenc Ret- tnngsversnchc waren ohne Erfolg. Die Leiche des Ertrunkenen wurde erst heute früh ge funden. * (Crimmitschau, 16. Aug. Das Ver bandsfest des Kreisfeuerwchrvcrbandcs Zwickau und Glauchau wird am 21. d. M. hier abge halten nnd damit die Feier des 50jährigcn Bestehens der hiesigen freiwilligen Feuerwehr verbunden. * Grünstädtel, 16. Aug. Heute vor mittag ist am Straßcnübergcmg vor Pöhla ein dreijähriger Knabe namens Bauer vom Ober- riltersgrün—Grünstädtclcr Personenzug über fahren und getötet worden. . * Plauen i. V., 16. Aug. In eine gräßliche Situation kam gestern abend der 33 Jahre alte Handarbeiter Präger auf dem Neu bau der Gardinenfabrik an der Roonstraßc. Der verheiratete Mann war an der Beton- Mischmaschine beschäftigt. Als er kurz vor Feierabend diese reinigen wollte, unterließ er cs jedenfalls, die Maschine richtig abzustellen. Juin Entsetzen der Augenzeugen bewegte sich plötzlich die eiserne Trommel, in der der Ar beiter seinen Kopf stecken hatte. Als ihm Hilfe wurde, zeigte es sich, daß der Aermste schwere Kopfverletzungen erlitten hatte, die seine Ueber- führung nach dem Krankenhause nötig mach ten. * Buchholz, 16. Aug. Der in den 60er Jahren stehende Handarbeiter M. aus Frohnau wurde gestern abend unweit des Annaberger Schlachthofes von einem Geschirr angefahren nnd so schwer verletzt, daß er noch im Laufe der Nacht verstarb. * Radeberg, 16. Aug. Auf eigenartige Meise verunglückte das 6jährige Mädchen des Mirtschaftsbcsitzers Tischer in Kleindittmanns darf bei Pnlsnitz. Das bedauernswerte Kind fiel von einer Bank herunter, wobei eine Kaffeetasse, die die Kleine in der Hand hielt, zerbrach. Ein Scherben der Tasse zerstörte dem Kinde ein Auge vollständig, so daß es sofort auslicf. * Bischofswerda, 16. Aug. Seines Amtes enthoben wurde nach vorangegangener Stadt- verordnetensitzung der Stadtwachtmeister Käst ner von hier. Derselbe hat heute früh durch Erhänge» seinem Leben ein Ende gemacht. * (Hera, 17. Aug. Unter dem Verdacht des SitUichkeitsverbrechcns wurde der Oberlehrer an der hiesigen Volksschule Werner Köhler aus der Schule heraus verhaftet. Er wird beschuldigt, sich au einem 14jährigen Mädchen vergangen f zu haben. Dev Brand der Brüsseler Weltausstellung Der lähmende Eindruck, unter dem sich Brüssel angesichts der Katastrophe befand, ist bald gewichen. Die Fremden berichten, daß es auf sie einen eigentümlichen Eindruck machte, als kaum 24 Stunden nach dein Brande die Volksmenge sich bereits wieder auf den Rummelplätzen amüsierte. Das ist aber wohl nur ein Symptom für die allgemeinen Hoffnungen, die man noch auf die Zukunft der Ausstellung setzt. Gegenwärtig ist man eifrig mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt. In schlennigem Tempo will man auch eine neue provisorische Fassade schaffen, durch die der traurige Anblick der Trümmer dem Auge des Besuchers entzogen werden soll. Wie hoch sich der Gesamtschaden beläuft, konnte noch nicht festgestellt werden, doch ist man eifrig mit den Feststellungen beschäftigt. Ebenso konnte noch nicht die Ursache des Brandes ermittelt werden. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchungskommission eingesetzt, die Tag und Nacht aus der Brandstätte tätig ge wesen ist. Im allgemeinen geht die Ansicht dahin, daß das Feuer durch Kurzschluß aus gekommen ist, dagegen wehren sich aber die Ingenieure, die es bei dem heutigen Stand der Technik für unmöglich erklären, daß Kurz- schluß in sachgemäß gelegten Leitungen Vor kommen kann. Sogar der Gedanke an eine böswillige Brandstiftung ist laut geworden. Ein zahlreiches Truppenaufgebot bewacht die Trümmer der Ausstellung, denn unter diesen liegen große Werte verborgen. Die Klumpen geschmolzenen Silbers und Goldes, von denen man eine hübsche Anzahl geborgen hat, be laufen sich auf Hunderttausende von Franks Wert. Die Kollektivausstellung von Diaman ten und Perlen der belgischen Juweliere hatte einen Wert von 100 Millionen Franken. Sie wurde jeden Abend nach Schluß in einen Geldschrank eingcschlossen, der in den Erd boden versenkt wurde. Es war schon gestern möglich, diese Stelle aufzudecken und den Tre sor völlig kühl und unversehrt aufzufinden. Die schöne Kollektion der deutsch-südwestafrika- nischen Diamanten, welche schon einen Ant werpener Käufer gefunden hatte, konnte auch gerettet werden. Die schwersten Verluste tref fen gerade die kleinen Aussteller mit Beträgen von 5- bis 30 000 Fr. Alle diese sind nicht versichert. Für die brotlos gewordenen zahl reichen Angestellten der verbrannten Abteilun gen wird eine Unterstützung bei der Regie rung beantragt werden. Im Vordergrund des Interesses steht die Schadenersatzfrage. Die von deutschen Feuerversicherungsgesellschaften auf der Brüsseler Ausstellung direkt abgeschlossene Gesamtversicherungssummc beträgt rund nenn Millionen Mark. Es partizipieren hieran 34 deutsche Gesellschaften. Da aher die deutsche Abteilung vom Feuer ganz verschont geblic- den ist, so dürften die 34 Gesellschaften für keinerlei Brandschaden Ersatz zu leisten haben. Am schwersten sind die englischen Aussteller betroffen. Die britische Regierung hat den Staatssekretär beauftragt, für 2,8 Millionen Pfund Schadenersatz an der Brüsseler Aus- stellung anzumeldcn. Der Gesamtfchadcn wird auf 3 Millionen .Pfund geschätzt. Die belgi schen Versicherungsgesellschaften sind nur mit vier Millionen Fr., die englischen mit 75 Mil lionen beteiligt, welche teilweise rückversichert sind. Ganz ohne Verluste an Menschenleben scheint die Katastrophe doch nicht abgelaufcn zu sein. Zwei Beamte, die in der Abteilung „Alt-Brüssel" beschäftigt waren, werden ver mißt. Die Feuerwehr ist beschäftigt, in dcn Aschen- und Schuttmassen nach ihnen zu su chen. — So paradox es klingt, — das Un glück verschafft der Ausstellungsleitung Kapi tal. Die Neugier des Publikums nach der Katastrophe ist so groß, daß der Rekord aller- bisherigen Einnahmen geschlagen werden konnte. Die Zahl der Besucher in dcn Tage» nach dem Brand wnrdc auf täglich 200 000 geschäht. — Kaiser Wilhelm richtete aus An laß der Brüsseler Brandkatastrophe an den König der Belgier nach Possenhofen ein in den herzlichste» Worte» gehaltenes Beileids telegramm. Telegraphisch wird nns noch gemeldet: Brüssel. Eine äußerst wichtige Aussage ist gestern beim Gericht von dem Postvorstand Lepere gemacht worden. Dieser erklärte, daß er, als er am Sonntag abend 10 Minuten vor 9 Uhr in seinem Bureau noch arbeitete, durch eine Verbindungstür zwischen dem Postamt nnd der Ausstellung plötzlich Helle Flammen durchschlagen sah, welche aus einem Stande kamen, der sich im Innern der Halle befand, wo während des Tages mechanische Arbeiten mit Seidcngarn dem Publikum vorgeführt wurden. Zum Betriebe der Maschinen wurde eine kleine Dynamomaschine benutzt. Ange sichts dieser ganz neuen Aussage, die viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, haben die Ge richtsbehörden eine photographische Aufnahme dieses Teiles der Ruinen vornehmen lassen nnd die Beamten des Untersuchungsgerichts begaben sich an Ort und Stelle. Die vorhan dene» Teile der Maschinen und der Dyna mos wurden beschlagnahmt. Gleichzeitig gab der Architekt der Ausstellung, Ackerer, der Be hörde genaue Zeichnungen und Angaben über die Lage der Halle und den Stand der Ma schinen, die Lage des Postbureaus, der Ver bindungstür usw. — Der Andrang des Pu blikums war gestern mindestens ebensogroß wie am Sonntag und noch größer als gestern. Sämtliches Militär und Aufsichtspersonal ist zurückgezogen worden. Alle Anlagen sind dem Publikum wieder geöffnet.
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