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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191008178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100817
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100817
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-17
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.08.1910
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Aufrichtig. Der frühere französische Ministerpräsident Clemenceau erklärte sich für einen Gegner der Beschränkung der Kriegsrüstungen. Er führte aus: „Die Beschränkung der Rüstungen könne nicht gleichmäßig erfolgen, und sei daher der sicherste Anlaß zum Kriege. Die Staatsober häupter befassen sich niemals mit der Frage der Rüstungsbeschränkung und sind daher zu be glückwünschen. Man muß immer die Gerechtig keit fördern, darf diese aber nicht dem Frieden opfern." Der Kulturkampf i« Spanien wird im wesentlichen nur noch mit Erklärungen des Ministerpräsidenten Canalejas ausgesuchten, der sein Verhalten zn rechtfertigen sucht. Zu einem Bruch zwischen Spanien und dem Vatikan kommt es nicht. Die Madrider Regierung be findet sich nach dem Entgegenkommen der Kurie auf dem Rückzüge, deu sie nur noch etwas zu verdecken sucht. Ruhlaud. Infolge der Cholera befindet sich die süd- rnssische Industrie in sehr prekärer Lage. Be kanntlich verlassen die Arbeiter fluchtartig die von der Cholera verseuchten Plätze, sodaß alle Fabriken geschlossen werden mußten. Die Auf träge können nicht erfüllt werden. Das trifft namentlich für die Gußeisenindnstrie zu. Die Abnehmer im Lande haben sich daher zur Deckung ihres Bedarfs an deutsche Firmen gewandt. Kriegerische Absichten werden der russischen Regierung auf Grund neuerlicher Truppendislokalionen zugeschriebcn. Aus dem Weichselgebiet und noch aus anderen polnischen Städten wurde angeblich der größte Teil der Infanterie nach dem Süden verlegt. Nahe der österreichischen Grenze wurden unge wöhnlich starke Truppcnansammlungen vollzogen. Da die russische Regierung wiederholt durch Noteu in Konstantinopel und in Sofia die Not wendigkeit einer Mäßigung betont hat, glaubt man in Petersburg, daß die Truppenbewegungen mit den Ereignissen auf dem Balkan im Zu sammenhänge stehen. Der Minister des Innern verbot der Presse, über die Truppenbewegungen zu berichten. Orient. Der Versuch Bulgariens, die Großmächte Europas gegen die Türkei aufzurufen, ist ein Schlag ins Wasser. Die Mächte, allen voran Deutschland, sind nicht gewillt, den Besitzstand der Türkei noch weiter zu kürzen. Eine recht entschiedene halbamtliche süddeutsche Auslassung wird zweifellos mit Recht auf den neuen Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Kiderlen Wächter zurückgesührt, der bekanntlich die Balkanverhältnisse genau kennt. In der halbamtlichen Auslassung heißt es etwa: Re formen für Mazedonien, die immer darauf hinausliefen, diesen Gebietsteil aus dem Be sitzstände des türkischen Reiches zu entfernen, werden von den Großmächten nicht mehr aus gearbeitet werden. Die Großmächte haben nach Einführung des verfassungsmäßigen Regimes in Konstantinopel den Grundsatz der Unver letzlichkeit und Selbständigkeit des türkiscben Staatsgebietes einmütig angenommen. Bulga rien hat seine volle Souveränität unter Er Hebung zum Königreiche erlangt, und sein jet ziger friedfertiger Herrscher hat wohl kaum den Wunsch, daß die Mächte zu der alten Jnterventionspolitik zurückkehren. OertlicheS und Sächsisches. * — Ein Riescnkampf tobte vor 40 Jahren am 16. August 1870 bei Vionville- Mars la Tour. Um 9 Uhr morgens begann der Kampf des 3. Korps, des Brandenburgi schen, gegen das Korps Frossard. Bald grif fen die Korps Canrobert und Leboeuf in den Kampf ein. Bis gegen Mittag waren die Franzosen, die unter dem Oberbefehl Bazai- nes kämpften, im Vorteile, denn sie waren in bedeutender Uebermacht. Erst am Nachmittage kam dem dritten deutschen Korps die ersehnte Hilfe und griffen zwei weitere deutsche Korps in den Kampf ein. Doch auch nun waren die Franzosen bedeutend überlegen, denn nur 69 900 Deutsche mit 288 Geschützen standen gegenüber 129 600 Franzosen mit 486 Ge schützen. Erst uni 9 Uhr abends war die Schlacht zu Ende. Der Erfolg des gewaltigen Ringens war ein bedeutender, denn war Ba- zaine auch nicht völlig geschlagen worden, so war er doch verhindert worden am Abmarsche auf Verdun und Chalons, und das war es, was dte deutsche Heeresleitung erreichen wollte. Schwer waren unsere Verluste. Es verlor das dritte Korps 307 Offiziere, 6300 Mann, das zehnte Korps 169 Offiziere, 5100 Mann, die Brigade Rex vom achten Korps und das elfte Regiment 87 Offiziere, 2200 Mann, die hes sische Brigade Wittich 1 Offizier, 120 Mann, die 6. Kavalleriedivision 17 Offiziere, 250 Mann, die fünfte Kavalleriedivision 59 Offi ziere, 950 Mann und die Garde-Dragoner 20 Offiziere und 250 Mann. *— Wetteraussictzt für Mittwoch, den 17. August: Südwestwind, meist heiter, warm, vor wiegend trocken, Gewitterneigung. *— Beleuchtet die Treppen bei ein tretender Dunkelheit! Häufig wird diese Er mahnung leider nicht beachtet, und gar unange nehm sind die Folgen, die diese Vergeßlichkeit oder auch Bequemlichkeit mit sich bringen kann. Gerade in der Uebergangszeit von den sommer lichen zu den Herbsttagen erscheint es geboten, die Hausbesitzer und Mieter darauf aufmcrsam zu machen. * — Die Gastwirte werden von der neuen Münzverordnung der Reichsregierung betroffen, nach der Marken und Medaillen nicht die Größe von 20—22 Millimetern haben dürfen. Gerade die Biermarken sind zum größten Teile in der verbotenen Größe angesertigt, so daß den deutschen Gastwirten durch die Abschaffung der verbotenen und die Beschaffung neuer Marken immerhin unangenehme Ausgaben er wachsen. Hervorragende Rechtslehrer halten laut „Leipz. N. N." die neue Mllnzordnung für unwirksam, da sie nur im „Reichsanzeiger" und nicht auch im Reichsgesetzblatt veröffent licht wurde. *— Wann tritt in Sachsen die Ver ordnung bezüglich der Ausdehnung der Sonnabend-Vergnügungen bis 2 Nhr nachts in Kraft: Um diese Frage, da die Wintersaison vor der Türe steht, richtig beant worten zu können, hat der Sächsische Saalinhaber- vcrband folgende Eingabe an das Kgl. Ministerium des Innern gerichtet: „Nachdem die beiden hohen Ständekammern des letzten Landtages die An träge Brodaus und Genossen: Abkürzung der stillen geschlossenen Zeiten nor Ostern und Weih nachten als Aenderung des Sonntagsruhegesetzes vom 10. Sept. 1870 iu den Plenarsitzungen, sowie im Vereinigungsverfahren mit verschiedenen Abänderungen angenommen und die Staats regierung die Erklärung abgegeben hat, im Sinne der gefaßten Beschlüsse Entschließung zu treffen, erwartet man in saalgcwerblichen Kreisen eine recht baldige Erledigung dieser Angelegenheit. Unsere Wünsche haben sich bedauerlicherweise nicht erfüllt, auf mündliche Erkundigung mußten wir in Erfahrung bringen, daß sich der Zeit punkt noch nicht bestimmen lasse, an welchem die Verordnung in Kraft trete. Dem Vorstand liegt völlig fern, einem Kgl. Ministerium zu nahe treten zu wollen, jedoch drängt die bevorstehende Wmtersaison bezüglich der Besetzung der Säle zu Vergnügungen an Sonnabenden dazu, allen Verbandsmitgliedern endgültigen Bescheid zu kommen zu lassen, mit welchem Tage das abge änderte Svimtagsruhegesetz in Kraft tritt." * — Die Ermäßigung des Weltpost portos betreiben die Handelsinteressenten trotz des Widerstandes des Staatssekretärs des Neichspostamts Krätke mit unermüdlichem Eiser. Sie haben dem Staatssekretär soeben wieder eine Eingabe übersandt, in der sie um Herabsetzung des Portos wenigstens nach den Grenzländern Holland und Belgien ersuchen. Ein weiterer Wunsch richtet sich auf die Ver billigung unseres postalischen Verkehrs mit der Schweiz, Frankreich und Dänemark. * — Zur Steuerung der Fleischuot wird von der „Chemn. Allg. Ztg." die staat liche Einrichtung einer Stallinspektion empfoh len. Von der Verwirklichung des Vorschlages wird in wenigen Jahren eine Hebung des Gc sundheitszustandes des Viehes erwartet. Solche Inspektionen sind nicht immer angenehm; cs müssen sich ihnen aber auch andere Gewerbe unterwerfen. Die Landwirtschaft würde man chen Verlust nicht zu beklagen haben, wenn das Vieh in einem gesunden Stalle geboren und gehalten worden wäre. Ferner regt das genannte Blatt Aenderungcn im Transport von Fleisch und Schlachtvieh an, da bei dem jetzigen umständlichen Verfahren jährlich Hun derte, ja Tausende von Transporttieren zu grunde gehen, fordert Eis- und Kühlwagen für den Fleischtransport und empfiehlt die staat liche Subvention von Privatgesellschaften in Deutsch-Südwestafrika zur Einrichtung großer Fleischkonservenfabriken. * Hoßenstein-Ernsttkal, 16 Ang Herr Bürgermeister Dr. Patz ist vom Urlaube zuriick- gekehrt und hat die Leitung der Natsgcschäfte seit gestern wieder übernommen. * — Die Tage des Stadtjnbiläums rücke» näher und näher und schon beginnt der Festplatz mit seinen altertümlichen Bauten greifbare Gestalt anzunehmen. Nur wenige Tage noch und nur befinden uns im Trubel der Festfreude», die natürlich wesentlich von der Beteiligung der gesamten Einwohnerschaft abhängig sind. Damit aber auch die übrige Stadt und nicht nur allein der Altmarkt als Festplatz ein würdiges Gepräge zeigt, ist es notwendig, daß die dem Altmarkt zunächst lie genden Straßen in reichem Schmuck sich dem Besucher darbieten. Zu diesem Zweck hat der Stadtrat — wie aus dem Anzeigenteil der vorliegenden Nummer ersichtlich — drei Aus gabestellen für Reißig, Birken und Fichten bäumchen eingerichtet, woselbst die Einwohner schaft ihren Bedarf zum Selbstkostenpreis decken kann. Wenn nun auch nicht jedes Haus mit Girlanden und Grün geschmückt ist, so ist es doch wünschenswert, daß möglichst alle Häuser Flaggenschmuck tragen und so der ganzen Stadt ein festliches Aussehen verleihen. Der Fremdenzuzug dürste ein außergewöhnlich großer werden und ist unsere oben ausgespro chene Bitte im Interesse des Gesamteindruckes wohl angebracht. b Web- und Wirksckule .tzobenstein- Ernstthnl. Die Leitung der hiesigen Web- und Wirkschulc beabsichtigt, in der Zeit vom 19. September bis 19. Dezember d. I. wiederum einen Kursus für Erwachsene in der mechanischen Weberei, ebenso einen halbjährigen Kursus von demselben Zeitpunkt an in der praktischen Wirkerei abzuhalten. Die Arbeitszeit ist für beide Branchen auf Montag abends non 8 bis 10 Uhr fcstgclegt. Die diesbezügliche Auskunft wird Sonntags von 11 bis 12 Nhr vormittags im Expeditivnszimmer des Fachschulgebändes erteilt. * Lichtenstein-C-, 15. Ang. Die hiesige Vetcrancn-Vereinigung faßte in ihrer letzten Ver sammlung den Beschluß, einer Einladung der Bernsdorfer Veteranen Folge zu leisten und sich am nächsten Donnerstag bei diesen zur Mitfeier des denkwürdigen 18. August 1870 einzufindcn. Weiter hat sich ein Herr, dessen Name unge nannt bleiben soll, in edeldenkender Weise er boten, anläßlich der 40. Wiederkehr der Ruhmes- tage von 1870/71 für die Lichtenstciner Veteranen am 2. September eine Erinnerungsfeier, bestehend ans Festmahl usw., im „Goldenen Helm" zu veranstalten. * Flöha, 15. Aug. In der hiesigen König!. Amtshauptmannschaft wird gegenwär tig ein kleinerer Umbau ausgeführt. Dabei stürzte am Sonnabend eine Wand um, die einen dahinterstehenden Maurer unter sich be grub. Schwer verletzt wurde derselbe ins Oederaner Krankenhaus eingeliefert. Er hatte unter anderm einen Bruch des Schlüsselbeines davon getragen. * Dresden, 15. Aug. Am 12. d. M. fand hier zum Zwecke der Gründung eines Gemeindeverbandes zur Errichtung einer Lan despensionskasse eine Versammlung statt, an der die gesetzlichen Vertreter von 20 mittleren und kleinen Städten sowie von 61 Landge meinden teilnahmen. Weitere 40 Städte und Landgemeinden haben ebenfalls den Beitritt zu dem zu errichtenden Gemeindeverband be schlossen und erklärt. Der Verband umfaßt nunmehr 121 Gemeinden mit gegen 400 000 Einwohnern. Unter dem Vorsitz des Herrn Bürgermeister Goldammer in Geringswalde beschloß die Versammlung einstimmig: in Ge mäßheit des Gesetzes vom 18. Juni 1910 einen Gemeindeverband zum Zwecke der Er richtung einer Landespensionskasse und auf Grund der im Drucke vorliegenden Verbands satzung zu bilden. In den provisorischen Vor stand des neuen Gemeindeverbandes wurden gewählt: Bürgermeister Goldammer - Gerings walde, Gemeindevorstand Kleinhempel Wilkau, Gemeindevorstand Rudelt-Deuben, Bürgermei ster Schröter-Frohburg, Bürgermeister Wittig- Rabenau. * Dresden, 15. Aug. Im Friedrich- städter Krankenhause verschied ein 38 Jahre alter Lackierer infolge eines Schädelbruches, den er einige Tage zuvor auf der Landstraße am L>chänkhübelberge bei Klotzsche erlitten hatte. * Riesa, 15. Aug. Die seit acht Tagen vermißte Tochter des Schneidermeisters Zünd ter ist am Sonnabend bei Kreinitz als Leiche aus der Elbe gezogen worden. Die Tote war im Gesicht so entstellt, daß die Identität nur durch die Kleidung festgestellt werden konnte. * Oschatz, 15. Aug. Der Schuhfabrik arbeitet Julius Laube aus Görlitz bei Mü geln stürzte hier gestern abend 8 Uhr in der Bismarckstraße so unglücklich von seinem Rade, daß er besinnungslos liegen blieb. Der herbei- geholte Arzt stellte Gehirnerschütterung und eine Quetschwunde am Kopfe fest und ordnete die Ueberführung des Verunglückten nach dem Oschatzer Krankcnhause an. * Großenhain, 15. Aug. Das 9. Met tin - Bundesschießen wurde am Sonnabend abend mit einer großen Musikprobe zur Weihe der Festhalle eröffnet, woran schon zahlreiche auswärtige Schützen teilnahmen. Abends 9 Ubr fand in der Stadt ein Zapfenstreich statt, der vom Stadtmusikkorps ausgeführt wurde. Am Sonntage erfolgte ein Weckruf durch das Husaren-Trompeterkorps und bereits in den Morgenstunden herrschte in den festlich ge schmückten Straßen reges Leben und Treiben. Von 10 Uhr an stellte sich der imposante Fest- zug, an welchem zahlreiche Schützengesellschaf ten Sachsens teilnahmen. Uni 11 Uhr er folgte der Abmarsch des Festzuges und die feierliche Uebergabe des Bundesbanners auf dem Hauptmarkte, woran sich nachmittags 2 Uhr eine Festtafel mit Damen in der Fest- Halle anschloß. Bis nachts 12 Uhr fand in der Halle ein Konzert der Original-Wildschüt- zenkapclle statt und heute knallten von früh 7 Uhr an bereits lustig die Büchsen auf allen Ständen. Heute nachmittag 6 Uhr tagt die Generalversammlung des Wettinschützenbundes und der Wettin-Jubiläumsstiftung im Saale des „Hotel de Saxe". * Borna (Bez. Leipzig), 16. Aug. Ein 19 Jahre alter fremder Arbeiter, der in einem hiesigen Ziegeleiwerke beschäftigt war, ist ge stern abend bei dem Versuche, aus einem grö ßeren Wassertümpel in der Nähe seiner Arbeitsstätte Wasserrosen zu holen, ertrunken. * Groitzsch, 15. Aug. Am 6. Juni wurde in einem Kornfclde zwischen den Dör fern Saasdorf und Gatzen ein 25 Jahre alter Dienstknecht an Händen und Füßen gefesselt ohnmächtig aufgefunden. Der Bedauernswerte >var, wie er später angab, von einigen ihm unbekannten Männern hinterrücks niedergeschla gen und dann beraubt worden. Trotz sofort anfgenommener umfangreicher Recherchen ge lang es jedoch der Staatsanwaltschaft nicht, die Täter zu ermitteln. In diesen Tagen machte nun der das Ermittelungsverfahren lei tende Staatsanwalt einen interessanten Versuch mit Leipziger Polizeihunden, um der Täter habhaft zu werden. Am Tatort waren seiner zeit ein Paar Manschetten, eine Krawatte und ein Taschenmesser von den Räubern zurückge lassen worden. Anfang August wurde nun er mittelt, daß der Arbeiter Hauschild, der in einem Kohlenwerk in der Nähe des Tatortes beschäftigt war, früher ein solches Messer be sessen hatte. Hauschild leugnete jedoch cntschie den den Besitz eines solchen Messers, ebenso der anderen Gegenstände. Man hatte weiter ermittelt, daß Hauschild am Tage des Ueber- falles mit einem Freunde, dem 19jährigen Maurer Reichenbach, sich in der Nähe des Tatortes aufgehalten hatte. Beide wurden in folgedessen in Untersuchungshaft genommen. Am Vormittag des erwähnten Tages ließ nun die Staatsanwaltschaft, nachdem vorher die beiden Polizeibeamten Wirt und Römer mit den Polizeihunden „Daisy" und „Pitt" nach dem Landgericht in der Elisenstraße beordert worden waren, im Hofe des Landgerichts einen Hausen Lumpen und allerhand Gegen stände aufstapeln, darunter auch das am Tat- ort gefundene Taschenmesser und die Manschet- ten. Darauf mußten die beiden Polizeihunde an den dringend Verdächtigen Witterung neh men, dann wurden sie an den Haufen durch- einander liegender Gegenstände geführt. Zur allgemeinen Ueberraschung brachte ein Hund zunächst das Messer und ging damit auf Hau schild zu, während der andere Hund mit den Manschetten auf Reichenbach zuging, die die sem gehörten. Alles Leugnen der beiden Ver brecher war nach diesem durch die Polizeihunde erlangten Beweise natürlich nutzlos. Beide Räuber werden also demnächst zur Aburteilung kommen. * Döbeln, 15. Aug. Von einem schwe ren Unglücksfall ist die Familie des hiesigen Amtsgerichts-Rendanten Tanneberger im Ost- seebadc Dievenow betroffen worden. Der Sohn, Landwirtschaftsstudent Herbert Tanne berger, ertrank am Sonnabend beim Baden in der Ostsee, wahrscheinlich infolge Krampfan- falles. Zwei Döbelner Schul- und Studien freunden, die ihm zu Hilfe eilten, gelang es nicht, den jungen Mann aus den hochgehen den Wellen zu retten. * Scharfenstein, 15. Aug. Am Sonn tag abend wurde der 52 Jahre alte verheira- tete Bahnwärter Hunger auf der Strecke zwi schen L>charfenstein und Hopfgarten unweit sei nes Postens von dem Personenzug 1352 über fahren und so schwer verletzt, daß er heute früh verstarb. * Rothenkirchen i. V., 15. Aug. Nach Unterschlagung von Kassengeldern in Höhe von rund 600 Mark ist der bei dem hiesigen Post amte beschäftigte Postgehilfe Schaeffler flüch tig. Vermutlich hat sich der Defraudant nach Böhmen gewandt. * Scheibenberg, 15. Aug. Hier sind viele Kinder an Masern, Diphtheritis und Scharlach erkrankt. Eine hier mit drei Kindern zu Besuch befindliche Frau verlor zwei Kinder infolge dieser Krankheiten. * Planen i. V., 15. Aug. Am Sonn abend nachmittag fuhr der hiesige Vertreter der Brennabor - Werke, Adam Schmidt, in seinem Automobil an einem Hause der Bahn hofstraße vor, um in der dort befindlichen Kanzlei eines Rechtsanwaltes eine geschäftliche Angelegenheit zu erledigen. Als er nach we nigen Minuten wieder auf der Straße erschien, um seine Fahrt fortzusetzen, mußte er zu sei- nein Schrecken wahrnehmen, daß sein Kraft wagen inzwischen verschwunden war. Die an- gestellten Ermittelungen ergaben, daß ein stel lenloser Chauffeur und ein stellenloser Markt- Helfer dreist in dem Wagen Platz genommen hatten und damit fortgefahren waren. Die so- fort benachrichtigte Polizei tat die nötigen Schritte, um der Fahrt der Automobildiebe möglichst schnell ein Ende zu bereiten. Bereits am Sonntag früh wurden die Gauner in Hof in Bayern angehalten und verhaftet. * Rodewisch, 15. Aug. Durch eine Feuersbrunst ist gestern früh das Anwesen des Gutsbesitzers Johann Möckel im Ortsteile Zeidelwcide völlig cingeäschert worden. Das Vieh konnte gerettet werden. Die 22jährigc Tochter Möckels hat sich erhebliche Brandwun den zugezogen. Man vermutet böswillige Brandstiftung. * Auerbach i. P., 15. Aug. Am Sonn tag früh in der dritten Stunde hat der 21- jährige Max Schädlich aus Rodewisch an dem Handarbeiter Joseph Gruber aus Mühlgrün im Walde an der Falkensteiner Straße einen Raubmordversuch begangen. Schädlich, der kürzlich aus dem Gefängnis wegen guter Füh- rung entlassen wurde, betäubte den Ueberfal- lenen durch Hammerschläge, schlepvte ihn in den Straßengraben und versetzte ihm vier Stiche in den Kopf und einen in die linke Seite. Der Täter wurde festgenommen und in das hiesige Amtsgerichtsgefängnis einge liefert. * Markneukirchen, 15. Aug. Welch gewaltigen Wert die diesjährige Heidelbeeren- crnte, die ja doch fast durchweg der ärmeren Bevölkerung zugute kommt, darstellt, geht am besten aus den Mengen der im Monat Juli beim hiesigen Bahnhof zum Versand gekomme nen Beeren hervor. Es wurden laut „Anzei ger" versandt nach Chemnitz 58 510, Ober- grüna 1440, Rochlitz 1470, Stollberg 6330, Zwickau 5730, Zwönitz 1830, Gera 2080 Kilo- gramm. Das gibt zusammen die runde Summe von 77 390 Kilogramm. Ein nicht zu unter schätzendes Kapital Volkswirtschaft. * Bautzen, 15. Aug. Nach einem Ren- kontre wegen verbotenen Badens in dem zum Domstift Bautzen gehörigen Fischzuchtteiche hatten der 21jährige Steinmetz Friedrich Karl Schulze aus Oberputzkau und der 16jährige Fabrikarbeiter Max Lehmann aus Wilthen den Fischermeister Buder kopfüber in den ziemlich tiefen Jnselteich geschleudert. Dem alten Mann gelang es, sich auf eine Insel des Teiches zu rette». Schulze und Lehmann wurden vom Jugendgericht des hiesigen Landgerichts zu je sechs Monaten Gefängnis verurteilt. — Der Offiziers-Aspirant Vizefeldwebe! der Res. Os kar Emil August Greiner der 11. Kompagnie des zurzeit in Königsbrück befindlichen Infan terie-Regiments Nr. 103 hat sich unter Um stände» von seinem Truppenteile entfernt, die Fahnenflucht vermuten lassen. Das Regi mentskommando ersucht daher alle Militär- und Zivilbehörden, den flüchtigen Vizefeld webel im Betretungsfalle zu arretieren. Er ist 29 Jahre alt und stammt aus Wallendorf (S.-Mein.); bei seinem Weggcmge trug er Uniform.
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