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WWMOWer Metzer Tageblatt für Kohenstetn-Ernstthal, Oberlungwitz. Gersdorf. Kermsdors. Bemsdors, Wüstenbrand. Ursprung. Mittelbach, Kirchberg. Erlbach. Langenderg. Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Lohenstein-Ämstthaler' Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn» und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. l.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mk.t.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk.1.50. Einzelne Nummern t0 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Als Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzeigengebühr für die «gespaltene Korpuszetle oder deren Naum lS Psg., für auswärts >5 Psg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig Im .Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. Anzeigen-Annohme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags l t Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erdeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingesandtcr Manuskripte macht sich die Redaktion LrtLerLerkLLisererkrLiLelrLLererkitLiLerLLerLrerertLLrerkrlLererLiSLerL nicht verbindlich. LereriLLeriskriLkreLLerLLrereLcrilLLkLLrcLLLeLtLcLkLerkLeLLLiLtLLkLLrcLs Nr. 177. s-r°,pr-q-r Nr. IS1. Mittwoch, den Z. August 1910. B-Hnftr. s. 37. Jahrgang. Lehrjahre. Roma» von Emmy v. Borg siede. bist (Nachdruck verboten.» .Gewiß, gewiß, Sie haben recht! Ich verdiene Ihre Güte ganücht. DaS fühle ich wohl, aber cs ist nicht so leicht, seine eigene Schwachheit zu gestehen, und —" Kurt vreßte die Hand an die Stirn, seine binnen zuckten. Es lag in dem ganzen Gebühren des Mannes etwas BerzwciselteS, daß Irene empfand: L'u weißt nicht alles, es brennt noch etwas Uncingestandencs auf seiner Seele. „Graf — Sie haben mich selbst Ihre Freundin genannt, ich flehe Sie an, befolgen Sie meinen treuen Rat." Tann gingen die beiden Herren durck den Garten, hinaus auf das Feld, ohne daß der bleiche Kurt den Mut fand zu seinem Bctenntnis. Wolf wartete ge duldig. Er schien völlig von der Betrachtung der Felder und Wiesen in Anspruch genommen zu sein, obgleich er in Wahrheit nichts von ihnen gewahrte, dazu war er viel zu sehr erregt. Endlich jedoch, als Kurt noch immer schwieg, blieb er stehen und sah seinem Neffen ernst aber freundlich ins Gesicht. „Sage es kurz heraus, wieviel Geld gebrauchst Du. Kurti?! Du hast kein ganz reines Gewissen, sonst wurdest Du schon längst gesprochen haben, das fühle ich wohl, aber Du sollst nicht sagen, daß ich Dich in der Stunde der Not verlassen habe. Mein alter Heymann hat mich gerufen und ich bin gekommen, nur uni Deine Beichte zu hören und Rat zu schaffen. Also sprich jetzt ohne Scheu, damit wir zu Ende kommen." „Ja, Onkel, wenn das so leicht wäre! Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll!" „Eine geordnete Reihenfolge ist auch nicht not wendig. Sprich, wie es Dir gefällt, ich bin es zu frieden." r . i „Du wirst mich verachten! Wirst mich für einen Schwächling halten!" — Ter erschütterte Mann schlug beide Hände vor das Gesicht, — „Dn kannst mich garnichl verstehen. Du mit Deinem edlen Sinn, Du, der nur Gcrccknglcck und Rcckmhun kennt, hast kein Verstau! uis für meine Kämpfe. Aber ich kann Dir weiter nichts zu meiner Entickuldianng sagen, als daß ich eben nicht anders handeln konnte! Wenn Reine mich anblickt, wenn ihre herrlichen Augen sich zürnend oder bittend auf mich richteu, kau» ich ihr nichts abschlagcn. Freilich, sic Hal Anforderungen gestellt, die weit über unsere Mittel gehen, aber sie ist so entzückend, so hinreißend, doch Tu verwöhnst sie ja selbst." „Weiter. Kurti, wir wollen jetzt nicht von Leiner Frau sprechen —" „lind da habe ich mehr nachgegebcn, als ich durfte. Wir schulden bei Lieferanten und Händlern eine ziem lich Hobe Summe, die ich nicht bezahlen kann, weil die Leute mich zu früh drängen und nicht mehr warten wollen, iveil —" „Ich will Deine Rede vollenden helfen, mein Junge, Du hast glänzende Feste gegeben, die Hunderte Versackungen haben, weil Deine Frau Gemahlin es be fahl, Dn hast ihr feenhafte Kleider angcschafft, da sie hinter Prinzeß Thea nicht zurückstchen konnte n. s. w. u. s. w., in endloser Reihenfolge. Ter Anfang hat das Ende ergeben, lieber Kurt, es konnte einfach nicht anders sein. Ick will Dir das nicht weiter zum Vorwurf machen, ich möchte Dir damit nur sagen, daß ich genau weiß, wieviel unnötige AuSgab-m Du nm Reines willen gemacht hast. Ich will auch nicht mit Dir darüber streite», ob es eines Mannes würdig ist, sich von einer thörichten Frau, weil er sie liebt, derartig unterjochen zu lassen, denn ich wiederhole es, ich bin gekommen. Dir z» helfen Nenne mir also die -Lumme, die Du gebrauchst und ich werde sie Dir geben, aber wie ich gleich hinznfügeu will — zum letzte» Mal! Wen» Du Dich Deinen Einkünften gemäß cinricktest, kannst Du mit den Einnahmen von Lmdenhof bescheiden aber sorgenlos leben, das weiß ich, darum gab ich Dir unsern alten Erbsig in Pacht." Stumm starrte der junge Graf vor sich auf den sprossenden Rain. Eine tiefe Falte lag zwischen seine» Braneu. Herrgott im Himmel! Er möchte hinstiirzeu und dem Mami dort, dem immer großmütigen, hilfs bereiten zu Füßen sinken, und seinen Jammer, diesen fressenden, zehrenden Schmerz seines Innern laut him ausschreien, aber irgend etwas — eine Geisterhand — würgte ihm die Kehle zu. Stammelnd nannte er eine hohe Summe, einen Augenblick schien es, als ob er noch etwas hinzusetzen wollte, als Wolf die Ziffern in sein Taschenbuch notierte, aber zwischen den fest geschlossenen Zähnen drang kein Wort hervor. „lind dies ist alles, Kurt, d. h. ich meine, sind Reines Neuerungen darin einbegriffen?" Der junge Graf empfand recht gut, wie tief diese Neuerungen Wolfs Gemüt berührt hatten, sonst würde er ihn nicht so beharrlich von dcnselbeit freisprechen wollen. Er neigte stumm das Haupt. „Ich wünsche mit Deiner Frau über diese An gelegenheit nickt zu spreche», Kurti, auch zwischen uns ist sic nun erledigt. In die Rechnungen u. s. w. wird mir Heumann tz mßchr gewähren, und nnn Kopf hoch! Fehlen tonnen wir alle! Dazu sind wir Menschen. Dein Baier und ich sind in Deinem Aller amb gerade keine Tugcndspiegel gewesen. Tic Hauvtsacue ist, ans bcangcnen Irrtümern eruüc Lehre» zn ziehen, und das hälfe ick von Dir, lieber Kurt." Wolf fprack nicht heftig, nicht überlegen, nein, eine freundliche Milde tönte aus seinen Worten. Ebe» darum machte» sie einen so tieferen Eindruck auf den noch immer mit gelenktem Haupt und Blick dastehenden Neffen. „So, nun komm und zeige mir Deine Felder, Kurti, und mache xin heiteres Gesicht. Schlimm wäre die Geschichte erst gewesen, wen» ich nicht hätte helfen könnet,!" »Guter Onkell Ach, Onkel Wolf, ich weiß, daß Parteibehörden geteilt, und einen irgend spürbaren Einfluß auf die Haltung der sächsischen National- liberalen bei den nächsten Reichstag-wahlen wird sie voraussichtlich nicht ausüben." Die mecklenburgische Berfasinugsfrag«. Wie aus Schwerin gemeldet wird, haben die Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin und Meck- lenburg-Strelitz ihre Regierungen beauftragt, die mecklenburgische Berfafsungsvorlage erneut den Ständen der Großherzogtümer vorzulegen. Eine amtliche Auslassung steht bevor. Es verlautet be stimmt, daß die Großherzöge entschlossen sind, die bereits einmal an dem Widerstand der Ritterschaft gescheiterte Verfassung diesmal mit allen der Re gierung zu Gebote stehenden Mitteln zur Gesetz- Werbung zu bringen. 50 sozialdemokratische ReichDtagsabgeorduete Im deutschen Reichstag zählt die Sozialdemo kratie jetzt KO Mitglieder. Seit den Wahlen deS Jahres 1907 hat sie also 7 Mandate gewonnen; davon Landau-Neustadt, Koburg, Friedberg-Bü- dingen, Cannstatt-Ludwigsburg von den National- liberalen, Halle-Saalkreis und Usedom-Wollin von der Fortschrittlichen Bollspartei und Eisenach- Dermbach von der Wirtschaftlichen Bereinigung. Nur das Mandat von Halle-Saalkreis war schon früher einmal im sozialaemokratischen Besitz, die sechs andern find neue Eroberungen. Der sozial demokratische „Vorwärts" jubelt und sagt u. a.: Wollen die Liberalen nicht zerrieben werden zwischen der Sozialdemokratie und der Reaktion, so müssen sie sich rn den Dienst des demokratischen Willens stellen. Daraus erwidert die konservative „Kreuz- Ztg.": Wenn man sieht, wie eifrig sich in Süd- deutschland liberale Parteiführer, Minister und Prinzen regierender Häuser in den Dienst des de- mokraltschen Will«ns stellen und wie trotzdem, oder gerade deshalb, die Reichstags- und Landtags« Mandate der Umsturzpartei zufallen, dann kann man verstehen, daß die Sozialdemokratie den dringenden Wunsch hegt: Nur weiter so in der Unterwerfung unter den demokratischen Willen. General v. Spitz Der langjährige' Vorsitzende deS Deutschen Kciegerbundes, General der Infanterie z.D Alexander v. Spitz, ist zu Berlin im Alter von 77 Jahren rach längerer Kränklichkeit gestorben. Dem Ver storbenen gebührt das Verdienst, den Deutschen Kciegerbuno zu einem Vorbild derartiger Organi sationen für alle Staaten des Auslandes erhoben Dn niick verachien mußt, nicht allein meiner un männlichen Schwäche wegen! Doch glaube mir, tausend mal habe ich mir vorgenommen, strenge nnd gefühllos gegen Reine zn sein, wenn ihre Wünsche so ilwricht nnd geradezu schädlich waren, aber iinmcr wieder fehlte mir der Mut und endlich ging es überhaupt nicht mehr, sie hätte mir diese zu spät erwachte Willensstärke ein fach nicht mehr geglaubt. Ich würde Dir innig dank bar sein, wenn Tu während TcincS Aufenthaltes mit ihr sprechen wolltest und sie zur Sparsamkeit und zur Thütigkeit ermahntest. Vor allen Dingen fehlt Linden hof die Wirtin. Ich weiß recht wohl, wie unsere gute Großmama für alles sorgte und iu allen HauShallungs- diuge» Bescheid wußte. Ganz zu Anfang versuchte Reine es zu lernen, aber dann sank ihr der Mut. Fräulein Mainau hat mich durch ihre Engelsgüte nnd ihre wirt schaftlichen Tugenden schon aus den entsetzlichsten Ver legenheiten gerettet. Glaube nicht, Ontel Wolf, daß mich dieser Mangel an Interesse bei Reine nicht bitter schmerzt, aber ich kann die Dinge eben nicht mehr ändern." „Gut, Kurt, so will ich es versuchen. Ohne Härte ivird das freilich nicht abgchen nnd wirst Dn diese Deiner Frau gegenüber ertragen können? Du weißt, Kurti, ick habe eigentlich das etwas heidnische Prinzip, alle Menschen sich ihr Schicksal durch eigene Kraft selbst gestalten zn lassen, denn hierzu sind fast allen die nötigen Gaben verliehen, wenn nur die Willens stärke nicht mangelt. Wenn Du es jedoch wünschst, will ich mit Deiner Fran sprechen." „Ich danke Dir, Onkel! Wenn irgend jemand, kannst Du ans Reine einwirken." „Wenigstens will ich es versuchen." Als die junge Frau schön und heiter ihr Lager verließ, — Lisa mar schon etwas früher sichtbar gc- wordcu, — war Graf Lindberg mit Kurt zmn Besuch des LandralS gefahren. (Fortsetzung folgt.) Die Wafsersteuer für das 2. Bierteljahr LS1V ist spätestens bis zum «. August 1910 zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung an die Stadtsteuereinnahmc zu bezahlen Hohenstein-Erustthal, am 28. Juli l9tO. Der Stadtrat. Versteigerung. Eine Anzahl geb'auchte Gipödielwände sollen Mittwoch, den 3. August, nachm. von 5—8 Uhr auf dem Ccntralfchulhose gegen josortigc Bezahlung meistbietend versteigert werden. Gersdorf, den 1. August 1910. Der Schulvorstand. Göhler, Bors. Kredit und Gründungen. Unverändert ist die deutsche Solidität im echten, rechten und festen Geschäftsleben, aber im steigen den Wachstum begriffen ist die Suche des großen Publikums, mehr und immer mehr Zinsen aus den Spargeldern herauszuschlagen, und je geringer das Kapital, um so stärker ist der Drang, eine reichlich fließende Quelle von Nebeneinnahmen zu gewinnen. Selbst die besten Hypotheken sind nicht immer leicht zu erhalten, die Sparkassen konstatieren nicht selten, daß die Einzahlungen im Verhältnis zu den Ansprüchen spärlicher rinnen, und alle Börsenmel- dungen von dem „flüssigen Geld" können nicht die Tatsache verschleiern, daß das Geld sür viele, die es gern haben möchten, nicht da ist. Dieses Fak tum hat natürlich von denjenigen, die Geld sür neuzugründende Unternehmungen bedürfen, nicht unbeobachtet bleiben können, und so sind die ge schäftlichen Neugründungen von Jahr zu Jahr gewachsen. Nicht infolge der „Verlockungen von der Börse", sondern, im Gegenteil außerhalb der Börsenkreisr. ES sind da verschiedene, viele Grün dungen auf Grund des vom großen Publikum ge machten Kredits zustande gekommen, in denen jeder einsichtige Bankier, und das sind bei uns heute denn doch die meisten, seine Kunden gewarnt haben würde. Bei den stillen, unkontrollierbaren Betei ligungen ist leider, leider ein Heidengeld in Deutsch land schon verloren. Wenn die Lamentationen darüber so laut wären, wie über die neuen Steuern, so müßte man sich überall die Ohren zuhallen. Wenn es dabei g« blieben wäre, daß jemand, der bei seiner eigenen Kapitalsanlage wauhalstg gewesen ist, sein Geld etngebüßt hätte! Gewiß ist das hart, aber Lehrgeld zu zahlen, ist schon Tausenden recht gut bekommen. Hierbei ist es in dessen nicht geblieben. Jene Unternehmungen, die mit dem ihnen nur zu bereitwillig dargebotencn Gelde wie Pilze aus der Erde emporschosfen, jene Zuvielgründungen, haben während ihres längeren und kürzeren Daseins erheblich dazu beigelragen, den ganzen Marktpreis in der betreffenden Branche zu drücken und eine Situation zu schaffen, in der auch den besten Firmen die Luft knapp wird Ms allgemeine und industrielle Lage in Deutschland ist so, daß zum Juchheien gar kein Grund besteht, wir haben nicht mit fetten, sondern mit mageren Jahren zu rechnen. Deutschland will mit aller Gewalt viel Geld ausgeben, aber woher cs kommen soll, wissen die Wenigsten. Unser Unternehmungsgeist ist, nicht zum wenigsten infolge des übermäßigen Kredits, unheimlich ge worden. Die Ernteaussichten find mchl die besten mehr, die Gewohnheit der Ausgaben steigt, die Möglichkeit guter Einnahmen sinkt. Es ist kein erfreuliches Bild am Sommerhimmel. Aber nur, wenn eS gezeigt wird, kann der Vorteil einirclen Der amerikanische Sport kommt uns teuer, die amerikanische Spekulationswut schnürt unS die Kehle zu, wenn es nicht anders wird. TageSgefchichte Zur Rückkehr de* Kaisers. Der Kaiser trifft morgen Mittwoch, von Swne- münde kommend, in Stettin ein und nimmt die Parade über das Grenadierregiment König Fried rich Wilhelm IV. in Kreckow ad. Der Monarch frühstückt sodann beim Osfizierkorps. Bereits am Nachmittag trifft der Kaiser wieder in Berlin ein. Hier jedoch hält er sich nur zwei Tage auf, um einige wichtige Regierungsgeschäfte zu erledigen Der 5. und 6. August ist für einen Besuch in Hannover in Aussicht genommen. An diesen schließt sich dann wie alljährlich ein längerer Aufenthalt der Majestäten auf Schloß Wilhelmshöhe. Neber da» Berhältui» der Parteien in Sachsen bei den nächsten Reichstagswahlen wird in einer Dresdner Zuschrift an die „Köln. Ztg." mit Be zug auf die Absichten der sächsischen Nationallibe ralen jolgendcs ausgesühit: „Zu einem Block der gesamten Linken gegen die Konservativen, den man auch in Sachsen vielfach als politische Notwendig keit verlangt, werden sich die sächsischen National- liberalen nicht verstehen. Das ist unbedingt sicher. Bei den Stichwahlen werden sie in allen Kreisen, in denen ein Sozialdemokrat gegen einen Konserva tiven steht, trotz aller sonstigen Gegensätze zu diesem, ihre Kraft dasür rinsetzen, daß der Konservative gewählt wird. Diese Taktik wird zur Verhinde rung roter Wahlen wohl in allen Kreisen befolgt werden. Daß mit diesem alten historisch gewordencn Parteigruni satz njchf.Mrochen werden darf, ist die Auffassung der weit überwiegenden Mehrheit der sächsischen Nationalliberalen. Diesen Grundsatz stellen sie über alle Parteipolitik. Doch es gibt noch eine andere Anschauung, die allerdings ver einzelt auftritt. Diese hält daran fest, daß die Sozialdemokratie für die Nationallideralen nicht bündnissähig ist, und daß ihre Grundsätze zu be kämpfen sind. Aber es wird gewünscht, bei den nächsten Wahlen die allgemeine politische Lage klug zu berücksichtigen. Man verlangt, daß eine Wahltaktik getrieben wird, deren Zirl vor allem die Zertrümmerung des schwarz-blaue» Blocks ist; wenn notwendig, je nach den ö tlichen Eiforder- nifsen und von Fall zu Fall, auch mit Hilse der Sozialdemokratie. Einer derartigen Auffassung ist jedoch von anderen sächsischen Nationallideralen fast schroff widersprochen worden. So bekanntlich ! u. a. von dem Reichstagsabgcordneten Weber. I Sie wird tatsächlich von keiner der richtunggebenden ,