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6250 Nichtamtlicher Teil. 144, 25. Juni 1906. und auch den Sinn für die Architektur und Plastik der öffentlichen Bauwerke zu leiten oder zu wecken. Die unter dem Patronat der »Looibts äs8 s-rnis cku Iwuvrs« veröffent lichte Zeitschrift erscheint monatlich, außer August und Sep tember, in Quartheften mit je vier Kunstbeilagen (pro Heft 1 Fr. 50 Cts., Abonnementspreis 12 Frcs.) und wird von Paul Vitry, Oou8srvstsur säjoint au Nusss äu Iwuvrs (dem wir bereits ein größeres Dokumentenwerk verdanken: Oovrumuts äs seulptnrs krg-nyküss au No/su-Xgs), redigiert. Einen wesentlich praktischen Zweck verfolgt, wie schon sein Titel andeutet, die neue Monatsschrift »Oowwsnt äsvsnir Qouuoisssur« , die unter Mitwirkung des bekannten Kunsthistorikers und Verfassers monumen taler Werke über die verschiedenen Stilarten, L. Roger- Milss, als Direktors, von dem nicht weniger bekannten und namentlich in Bibliophilenkreisen geschätzten Buch händler E. Rouvepre herausgegeben wird; den Verkauf be sorgt die Firma G. Baranger üls (monatlich ein Heft in klein 40., L 2 Frcs., Abonnementspreis 20 Frcs.). Jede Nummer zerfällt in zwei getrennte Abteilungen; die erste bringt größere und kleine Mitteilungen und Notizen über künstlerische uud kunstgewerbliche Techniken in alter und neuer Zeit, die zweite bringt aus berufener Feder stets eine abgeschlossene Abhandlung über irgend ein Spezialgebiet aus dem weiten Reiche der Geschichte des Kunstgewerbes. Diese Monographien bilden zweifellos für Kenner und solche, die es werden wollen, für Kunsthistoriker und Antiquitäten händler den Hauptwert der Zeitschrift. So enthalten die ersten vier Hefte folgende derartige Abhandlungen: Die Mosaikmöbel, von C. A. Boulle. — Die Limoger Email malerei vom 15. bis 18. Jahrhundert. — Die Möbel mit ziselierter Bronze aus der Epoche Ludwigs XVI. — Zinn geschirr und -Schmuck vom 13. bis 18. Jahrhundert. Diese Titel lassen am besten erraten, an welchen Leserkreis sich die Zeitschrift wendet. Der Text ist mit einer großen Anzahl Abbildungen versehen. Eine vornehme Kunstpublikation, jedoch ohne Text, hat die große Firma Manzi, Jopant L Cie. in diesem Jahre unter dem Titel »ll,s Lortsksuills ä'swstsur« begonnen. Sie bringt jährlich sechs Lieferungen in Groß-Folio mit je zehn Reproduktionen nach Gemälden hervorragen der Meister aller Schulen in sorgfältiger Photogravüre- Ausführung Der Preis der Lieferung (20 Frcs., pro Jahr gang 100 Frcs.) dürfte einer größern Verbreitung, wie sie ähnliche Publikationen in England und Deutschland ge funden haben, einigermaßen im Wege stehen. Die rührige »lnbisüis uoivsrsslls« hat zwei neue, illustrierte Musikzeitschriften gebracht: >1^» Nusigus pour tous« (seit 1905) und »1,88 Obsn8onuisr8 äu Noutwsrtrs« (seit 1906), monatlich, bezw. halbmonatlich (das letztere) er scheinende Albums (L 1 Frc. in Folio), künstlerisch illustriert und mit je 10 bis 12 Liedern, Text und Klavierbegleitung und einer kurzen Biographie versehen. Jedes ist einem Künstler gewidmet. Der Erfolg dieser beiden neuen Samm lungen ist von vornherein bemerkenswert, die Hefte, die die besten Lieder aus dem Repertoire des bretonischen Barden Botrel und die alten französischen Lieder der berühmten Pvette Guilbert, die Schöpfungen des im vorigen Jahre leider viel zu früh verstorbenen gemütvollen Paul Delmet, des Kabaretsängers Aristide Bruant und andrer Zelebritäten des »Obgt Xoir« enthalten, erfreuen sich seit ihrem Erscheinen einer andauernden großen Beliebtheit. Die übrigen Hefte haben bisher Montoyer, Teulet, Fragson, Mayol, Dearlq, Polin, Dranem, Boukay und Lanrof gebracht Dem belgischen, speziell Brüsseler Musik- und Theater leben dient die von der großen Verlagsfirma E. Bruylant ins Leben gerufene Monatsschrift »ludLtrs st Nusigus« (in Foliohesten L 1 Frc. 25 Cts.), die ebenfalls einem wirk lichen Bedürfnis entgegenzukommen scheint. Ihren Haupt wert legt sie auf die an der Brüsseler Oper (IKostrs roxnl äs is Novilsis), die von vielen Kennern unmittelbar nach der Pariser Oper genannt wird, neu einstudierten Opern, ohne jedoch die 6 bis 7 andern Brüsseler Bühnen, darunter natürlich in erster Linie das königliche Schauspielhaus (Meätrs ro^sl äu ?sre), zu vernachlässigen. Daneben wird auch über die in Brüssel sehr beliebten »Revuen«, über Konzerte und die besonders hervorragenden Neuaufführungen in den andern belgischen Städten berichtet, woran sich eine Rubrik von Nachrichten aus allen Gebieten des gesellschaftlichen, künstlerischen und musikalischen Lebens anschließt. Die neue Theaterzeit schrift ist reich illustriert und bringt in jeder Nummer außer dem 3 bis 4 Kunstbeilagen (Porträts) auf Elfenbeinkarton. — Wie wir neuerdings erfahren, haben sich Verleger und Herausgeber leider wieder getrennt; die Zeitschrift, die mit dem Ende der Theatersaison (Nr. 4) vorläufig zu erscheinen aufgehört hat, wird im Herbst im Selbstverlag weiter erscheinen. Zur Reihe der Kunstzeitschriften können wir schließlich noch »I/^rt'st, ls llsau« rechnen, wenngleich ihr Inhalt dem Titel nicht ganz entspricht Was diese neue Publikation bietet, ist lediglich Darstellung des Nackten, aller dings in ziemlich vollendeter Form, so daß hier die Absicht, die bei der Mehrzahl ähnlicher französischer Lieferungswerke mit Aktstudien, d. h. Aktphotographien, so unverhohlen zu Tage tritt, nicht oder kaum fühlbar wird. Die Zeitschrift, die von der neu gegründeten »Inbrsiris srti8tiqus st littsrsirs« in Paris verlegt wird, erscheint in monatlichen Folioheften zu 2 Frs. 50 Cts. Die Abbildungen sind recht gut uud zum Teil farbig (als Vollbilder); sie stellen sowohl photo graphische Aufnahmen nach dem Leben als auch solche von klassischen oder modernen Skulpturen und Gemälden dar, die ausschließlich das Weib zum Gegenstand ihrer Darstellung haben. Ganz originell sind die Rekonstruktionen nach klas sischen Bildwerken in Form von lebenden Bildern. Der Text ist ernsthaft und enthält kunst- und kulturgeschichtliche Plaudereien, wodurch sich die Zeitschrift wohltuend von den vielen soeben erwähnten, unglaublich banalen Fabrikaten der letzten Jahre, wie: Ltuäss sosädwiqus8, Lssutös äs 1s keiniQS, Eräes koruiuius, Ltsröo-Xu sto., unter scheidet, die bei ihrem billigen Verkaufspreis, 50 Cts. bis 1 Frc., begreiflicherweise einen großen Absatz unter der unbeschränkten Zahl sogenannter Kunstschüler und Amateure finden. Das Prinzip der Photographie nach lebenden Modellen hat zwei andre Kunstpublikationen gezeitigt, die dem Künstler wirkliche Dienste zu leisten bestimmt sind, indem sie ihn mit dem Tier- und Pflanzenleben vertraut machen. Es sind dies die von dem bekannten Künstler und Herausgeber des im vierten Jahrgang stehenden, nur den menschlichen Körper darstellenden »Xu sstlMique«, Emile Bapard, redigierten Vorbildersammlungen »Llsotss st Plsurs« (seit 1906) und »I»S8 Lwirnsux ä'sprd8 nsturs« (seit 1905), im Verlage von E. Bernard, monatlich 1 Heft in Folioformat, L 1 Frc., mit je 4 Seiten Text und 4 Tafeln in Lichtdruck, ausschließ lich nach photographischen Original-Aufnahmen. Namentlich die letztere Publikation dürfte neben den Kunst- vor allem auch den Naturfreunden willkommen sein in einer Zeit, wo das Studium des Naturlebens mittels des Photographie- Apparats immer mehr Schule macht. Sie bringt in großer Vielseitigkeit und steter Abwechslung Photographien aus dem gesamten Tierreich: Löwen, Tiger, Bären, Krokodile, Antilopen, Schildkröten, Adler, Papageien und die vielen andern Pensionäre der zoologischen Gärten, in denen sie aus genommen worden sind, aber auch unsre Haustiere, Pferde,