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Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bernsdorf, Wüslenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falben, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Der »Kohenstein-Lruftlhaler" Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des solgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei sreier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mk. l".25. durch die Post bezogen (auszer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Poslanslalten und die Landbriesträger entgegen. Als Eitra- beilage erhallen die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte SonntagsblatIV — Anzeigengedühr für die ögespallene Korpuszeile oder deren Raum 12 Psg-, für auswärts 15 Psg.; im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen sinden gleichzeitig im »Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. 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Bei uns erklären die verbündeten Regierungen: „An der Rachlaßsteuer halten wir fest!" und aus den Reihen der konservativen Glieder der Block- mehrheit klingt is zurück: „Wir wollen von Herzen gern eine Finanzreform, aber eine Befitzsteuer, keine Nachlaßsteuer." Go haben hüben wie drüben die Dinge einmal ein lachendes und dann wieder »in ernste- Gesicht. Bei den Balkanwirrrn scheint heute die vergnügte Miene obenauf zu kommen, während in unserer Gteuersache die Meinungsverschiedenheit über die Gpiritusabgabe die ganze Lage kompliziert hat. Wir haben also den kritischen Moment. War bisher ein« Einigung schwer, so ist sie nunmehr noch schwieriger geworden; aber war unten im Orient rine Einigung zustande zu bringen, müßte es doch in unserem Reichstage erst recht möglich sein. Allerdings, zu verwundern wäre es nicht, wenn hierauf Fürst Bülow sagte: Nun mag ein anderer deutscher Reichskanzler spielen, die- Mühen nach innen und nach außen hält für die Dauer kein Mensch aus. Dazu gehören schon mehr als stählerne Nerven! Wie bekannt, hatten wir unter den Blockparteien bisher eine Differenz. Die Liberalen sagten: Ohne direkte Abgaben im Reiche geht eS nicht mehr, also muß die von den verbündeten Regierungen vor geschlagene Nachlaßsteuer durchgehen. Die Kon servativen sagtin — und die außerhalb deS Blocks stehende Zentrumspartei dachte ebenso —: „Alles, was ihr wollt, aber keine direkten Reichssteuern." Nun einigte man sich aus die in den einzelnen Bundesstaaten zu erhebende Besitzsteuer. Als daS Kompromiß in der Finanzkommission des Reichs tages fertig war, kam von allen Seiten solcher Protest, daß die Besitzsteuer, kaum daß sie geboren war, schon wieder unmöglich erschien. Hier blieb als» ein großes Fragezeichen, und dazu ist nun das größere bei der Branntweinsteuer gekommen. Die rechte Seite sagt: Bei unserem Standpunkt bleiben wir stehen. Die linke Seite tut dasselbe, die Reichsregierung ebenfalls, die Zentrumkpartei dito! Wir haben also etwa eine Situation, wie die wär«, wenn eine Hausfrau ein gutes Mittagcssen kochen wollte und besäße keinen Topf dazu Wenn keiner seinen Standpunkt verändert, kann überhaupl keine Leistung zustande kommen. Und sie mit einer Reichstag-auslösung herbeisühren zu wollen, wäre kein au-sichtSvoller Versuch. Das sagt sich eben falls jeder Teil. ES gibt nur zwei AuSwege: Entweder gibt die eine Seite nach, und das müßte, wenn statt der Blockmehrheit eine solche von Konservativen und Zentrum eintrrtcn sollte, Fürst Bülow tun, der aber soeben erst wieder sein „nein" erklärt hat, oder die ganzen Streitfragen werden bei der Reichs- finanzresorm auSg-.schaltet. Das bedeutet natürlich auch ein gewisses Nachgcben. Aber was mit der Nachlaßstruer nicht glückte, kann dann mit einer Quittungs-, Kupon-, Kapitalsanlage. oder sonstigen Finanzsteuer gemacht werden. Und darüber sollte man sich klar werden, weil der heutige Zustand einfach fürchterlich ist. Wir wollen doch wahrhaftig nicht in einen Sumpf hineingeraten, wie er in Oesterreich der Sprachensrage wegen nun schon ein paar Jahrzehnte herrscht, sondern endlich Klar- Heck haben. Will es und will es nicht gehen, dann muß der Block sein Todesurteil unterschreiben oder am Ende der Kanzler sein RücktrittSgesuch. Es dreht sich heute um das letzt« Wort, denn das resultatlose Herumdreh»« im Kreise kann für alle Ewigkeit nicht so weiter gehen. In den nächsten Tagen beginnen die parlamentarischen Osterferien, und wir sind heule nicht groß weiter, als zu Weih- »achten. Gewiß hat es im Reichslage in dem verflossenen Winterquartai nicht an tüchtigem Ar- beiten und an schönen Leistungen gefehlt, wir er innern nur an die Annahme deS gesamten Marine- etatS fast ohne jedwede Debatte, aber di« Haupt sache fehlt eben nvch. Man muß sich entscheiden, was man will. Und dazu geben die Osterwochen nochmals Znl; in der klaren Luft mag Klarheit im Kopfe kommen! —v. Die Balkanwirren. Nach vieler Rederei und vieler Bemäntelung der nun doch einmal unumflößlichen Tatsache, daß er seinen Diener so mißhandelte, daß dieser an den Folgen starb, hat Kronprinz Georg von S.rbien in Gegenwart seines Vaters und der Minister seinen Thronfolgeoerzicht zugunsten seine- jüngeren B uders Alexander unterschrieben. Alle Mohren wäsche deS Kronprinzen Hilst nichts, der junge Mensch leidet am Ovlirium trsmen» und ist der artig-n Wutanfällen anSgesetzt, daß von seiner Tollhrtt alles zu erwarten ist. Freilich ist im Orient auch alles möglich, und wenn er doch wieder nach der Kronprinzenwürde greift, braucht man sich gar nicht zu wundern Jedenfalls ist er aber für j«tzt mit seiner Kriegsschreierei unschädlich gemacht. Die friedliche Beilegung des Streiis mit Oesterreich-Ungarn kann nun als sicher gelten, wenn sich früher oder später nicht doch wieder neuer Konfltktsstoff entwickeln sollte. Rußland und Oesterreich sind wegen der weiteren Behand lung der bosnisch-herzegowinischen Angelegenheit völlig einig, ebenso haben sich die Londoner, Wiener, italienische und französische Regierung darüber ver ständigt, was England in Belgrad zu erklären hat. Den Serben ist das als Zeichen seiner .Friedensliebe" nahegelegt, daß die Armeestärke auf den Stand vom 1. Januar 1909 herabgesetzt wird. Darauf war man in der serbischen Haupt stadt schon vorher gefaßt und ist auch damit ein verstanden. Die eingezogenen Rsservisten werden also mit Urlaub nach Hause heimkehren. Es hat recht lange gedauert, um dies kleine bischen Zuge- ständnis zu erreichen, aber wenigstens ist damit der unmittelbare AuSbruch der Feindseligkeiten verhindert. Die Verhandlungen selbst sind mit diesem Ergebnis allerdings noch lange nicht abge- schlossen, denn nun kommen die wirtschaftliche Aus einandersetzung zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien und die Konferenz-Jdee an di« Reihe Und da wird es roch manches liebe Mal bedenk lich rauchen. Seit Monaten wechselte die Situation beinahe von Tag zu Tag und in den nächsten Wochen wird es auch noch nicht viel anders sein. Die „N. A. Z." konstatiert, daß die Einver- leibung von Bosnien und der Herzegowina in Oesterreich-Ungarn nunmehr von allen europäischen Mächten anerkannt ist, Serbien folglich nicht mehr an irgendwelche Kompensationen in Landbesitz denken kann. Es wird daher der englischen An regung gemäß diejenige vorher vereinbarte Er klärung abgeben und durch Beurlaubung der eingezogenen Reservisten in die Tat umsetzen, welche die Wiener Regierung einstweilen befriedigt In Wahrheit hätte das Königreich Serbien auch wohl kaum die umfangreiche Mobilmachung noch aufrecht zu halten vermocht, denn das Geld ist alle. Der bewilligte Kriegs-Kcedit von mehr wie fünfzig Millionen nahm sich wohl aus dem Papier recht nett aus, in Wahrheit ist aber keine Aus sicht dafür, woher denn daS Geld rn natura kommen soll. Rußland hat auch nichts übrig. Eine Proklamation des König« Peter. Eine am Sonntag nachmittag erschienene Sonde.ausgab« des serbischen Amtsblattes ver- öffenllicht folgende Proklamation des Königs Peter: „An daS serbische Volk! Mein Sohn Prinz Georg, der bisherige Kronprinz, fand sich veranlaßt, auf die Rechte und Prärogative eines Kronprinzen, welche er nach der Landesverfassung als mein ältester Sohn halte, zu verzichten und hat dies als seinen unerschütterlichen Willen bezeichnet. Des halb habe ich nach Anhörung unsere- Minister- rotS in Gegenwart deS Präsidenten der Skupschtina sowie der Präsidenten des Staatsrates und des KaffationShofcs beschlossen, di« Verzichtleistung deS Kronprinzen Georg onzunehmen und die Rechte und Prärogative eines Kronprinzen gemeinsam mit den Rechten der Erstgeburt in Uebereinstimmung mit der Landesverfassung auf meinen jüngeren Sohn Prinz Alexander zu übertragen, indem ich ihn zu meinem Thronfolger proklamiere. Indem ich dies dem serbischen Volke tundgebe, flehe ich den Gegen Gottes aus mein königliche- HauS und aus all« meine geliebten Untertanen herab. Peter." Die Proklamation ist von sämtlichen Ministern gegengezeichnet. Don der Bevölkerung Belgrads wurde die Proklamation mit stoischem Gleichmut aufg^nomme.!. Tagesgeschichte. König Friedrich August t« Karlsruhe D«r König von Sachsen ist, von Jtaliin kommend, am Sonnabend mittag 12 Uhr 50 Min. in Karls ruhe eingetroffen und am Bahnhof vom Troßher zog sowie vom Prinzen Max von Baden begrüßt worden. Auf d«m Perron hatte «ine Ehrenkom pagnie des Leibgrenadier-Regim«ntS mit Fahne und Musik Aufstellung genommrn. Der König und der Großherzog umarmten und küßten einander herzlich. Unter Hochrufen des zahlreichen Publikum- begaben sich die Fürstlichkeiten, von einer Schwadron Leiddragoner eskortiert, durch di« festlich geschmückte Stadt nach dem Schloß. Abends fand im R«si- denzschlofse Galadiner statt. Di« beiden Herrscher wechselten herzliche Trinksprüche, in welchen st« auf di« freundschaftlichen Beziehungen ihr«r bilden Häuser und Länder hinwiesen. Der König von Sachsen führte in seinem Trinkspruch u. a. au»: „In unserem gemeinschaftlichen großen deutschen Vaterland« ist es ungemein wichtig, daß wir Bundesfürsten treu zusammenstchen zum Wohl« des Reiches wie unserer Länder. Gerade in diesen Tagen machen sich Bestrebung«» geltend, welche geeignet sind, unser« Stellung im Reich« in einer für uns ungünstigen Art und Weis« zu beeinflussen. Es muß unser ganze- «rnstliche- Bkstreben darauf gerichtet sein, diese Bestrebungen als unmöglich zurückzuweisen, damit wir in der Log« find, bei den immerhin nicht ganz unge trübten äußeren Verhältnissen unsere ganz« Kraft dem großen Vaterland« weihen zu können. Wir fühlen uns in dieser Hinsicht vollständig einer Ansicht." Die Wort« d«S Königs nehmen Bezug auf die Versuche, die Reichsfinanzreform auf d«m Wege der Belastung dsr Bundesstaaten durchzuführ«n, sei eS durch unangemessene Erhöhung der Matri- kularbeiträge oder durch Eingriffe in die einzel staatliche Finanzhoheit. Die Verwahrung, die König Friedrich August im Einverständnis mit den Bundes- sürsten gegen diese Versuche rinlegt, wird ihr« Wirkung sicher nicht verfehlen. Zur BlockkrifiS und RrichSfiuanzrifrrm schreibt als offensichtliche Auffassung der sächsischen Regierung die offiziöse „Leipz. Ztg.": „Die Link« würde beim endgültigen Zerfall der Blockpartet ebensowenig von Schuld freizusprechen sein wie die Rechte, und von Vorteil würde auf beiden Seiten nicht die Rede sein. Scheiterte die Finanzresorm an dem Widerstande der unter dem Einflüsse preußischer Agrarier verharrenden Konservativen auch gegen «ine nach Möglichkeit modifizierte Erb- anfallsteuer, dann würde dies« Partei sehr viel an Sympathien in breiten Schichten des Volke- v«r- lieren, und diesen Verlust würd« sie nicht zum wenigsten auch im Königreich Sachsen zu empfinden haben, in dem die ohnehin an ihre gesammelte Kraft appellierenden Landtagswahlen vor der Tür st hcn. Bei ernstlichem Willen auf beiden Teilen sollte es noch immer möglich sein, einen Ausgleich der heute auseinanderlaufenden Interessen der Blockparteien zu finden, etwa auf dem Wege, daß die Linke ihren Widerstand auf dem Gebiete der indirekten Steuern einschränkt und daß die Kon- servotiven in der Frage der Erbschaftssteuer ein Nachgeben zeigen." Fürst Karl Günther f. Fürst Karl Günther von Schwarzburg-Sonders- hausen ist gestern nachmittag im Sanatorium „Weißer Hirsch" bei Dresdrn, wo er schon seit längerer Zeit weilte, im Alter von 79 Jahren ge- storben. Fürst Karl Günther wurde am 7. August 1830 zu Arnstadt geboren. Ec trat nach Verzicht leistung seine- Vaters, deS 1889 verstorbenen Fürsten Günther, die Regierung am 17. Juli 1880 an, nachdem er vorher als Offizier im preußischen Heere gedient, am Feldzug 1866 teilgenommen und als > General der Infanterie seinen Abschied genommen ! hatte. Vermählt war der Verstorbene seit dem I 12 Juni 1869 mit der Prinzessin Marie von c Sachsen-Altenburg. Die Ehe blieb kinderlos. In- solgedcssen sind als Nachfolger berufen der regie rende Fürst von Tchwarzburg-Rudolstadt und — r da dieser gleichfalls in kinderloser Ehe lebt — im Falle dessen Ablebens der Prinz Tizzo von Leuten berg, der aus der zweiten Ehe deS Fürsten Friedrich s Günther von Schwarzburg-Rudolstadt stammt. Da c Prinz Gizzo auch in Tchwarzburg-Rudolstadt zum Thronerben bestimmt ist, so ist für spätere Zeiten eine Vereinigung d«r beiden Fürstentümer zu er warten. - Kommt Fürst vülow in den Reichstag? ' Wenn «S nach den Wünschen deS Tenioren- i Konvents des Reichstags geht, wird Fürst Bülow heute -der morgen über Ausland- und Block- > Politik sprechen. Tunlichst sollen die ReichstagS- > Redner heute nur Auswärtiges, morgen nur ' Inneres berühren. Es hrißt dazu, der Reichs- ' kanzler wolle die Vertreter der großen Parteien l sich erst aussprechen lassen und hiernach das Wort nehmen. Praktische Folgen find freilich schwerlich zu erwarten. Am Donnerstag will der Reichstag nach der Etatserledigung in die Osterferien gehen. Di« R,ichS»Li«aahm«u vom 1. April 1908 bis 28. Februar 1909 er brachten bei den Zöllen gegen das Vorjahr weniger 98 Million««, Zuck«rsteuer mehr 5 Millionen, Brausteuer weniger 2 Millionen, Fahrkartensteuer weniger Millionen, Automobilsteuer mehr 1"/. Millionen, Zigarettenstiuer m,hr 3 Millionen. Die erste elektrische Bolldahu im preußischen Ttaatsbahnbetrieb, die der Eisen- bahnministrr von Breitenbach neulich schon an- kündigte, wird auf der Strecke Dessau—Bitterfeld inszeniert werden, und zwar für Personen- und Güterverkehr. Die Kosten dieses Versuches be tragen zwei Millionen Mark. BiS der elektrische Betrieb in größirer Ausdehnung eingeführt werden kann, wird e- also im günstigsten Fall — der Kosten «egen — noch recht lange dauern. Der Aall Tremel. An den reuig«« Pfarrer Tremel hat der Bam berger Erzbischof Dr. v. Abert durch feinen Bruder, der an seinem Krankenbett verweilt, folgendes Telegramm gelangen lassen: „Mein Bruder, der Heil Erzbischof, ist tief gerührt über die in Ihrer öffentlichen Erklärung bekundete Gesinnung, die ihm großen Trost bereitete. Er sendet Ihnen von seinem Krankenbette auS seinen Gruß und Gegen." Der Kölner Slerztestreik hat nun auch die Gerichte beschäftigt, indem der Dr. Elementz in dem Vororte Loevenich, der sich geweigert hatte, überwiesene Mitglieder der Kranken kassen zu behandeln, zur ärztlichen Hilseleistung verurteilt worden ist. BorauSzus-hen ist, daß eine Berufung an die höhere Instanz erfolgt. Die Rechtsfrage kann sehr strittig für die Interessenten erscheinen, nicht zu leugnen ist aber, daß die prin zipielle Seite leidig erscheint. Die Kassenver waltungen haben einen harten Kopf, die Aerzte haben den ihrigen. Vermittlung und Entgegen- tommen dürste unter solchen Umständen in der Tat mehr nützen wie Prozessieren. Reuerliche Exzesse i« Prag. Die allsonntäglichen Exzesse des Klosacanhanges wiederholten sich auch gestern. In den Vormutags- stunden sammelten sich auf dem Wnizelsplotze Tausende an, zumeist tschechische Studenten, Lehr bar scheu, aber auch viele Neugierige und Gaffer. Da die wenigen deutschen Studenten von der Po lizei genügend beschützt wurden, begann die Menge zu johlen, zu pfeifen und wich nicht von der Stelle, bis schließlich Gendarmerie ausrückle Ein halbe- Bataillon Gendarmerie mußte schließlich den Platz räumen, was um 1 Uhr ge'o-g. Die Wiener Regierung eiwägt die Wied nführung deS Be- lagerungszustande- bei Ab'.af der Universität», ferien. Hollaud. Die Geburt eine- holländischen Thronerben — Knabe oder Mädchen sind für die Thronfolge gleich- rerechlizt — wird in diesen Tagen erwartet, und -öffentlich werden Königin Wilhelmine, ihr Gemahl und ihr Volk nicht in den April geschickt werden. Die Aufr«gung in den Niederlanden ist so groß, daß sie bei einem Krieg-, und Friedensfall kaum anders sein könnte. Nach den verschiedenen Ent- äuschungen nimmt auch Deutschland an dem Ge- chick der sympathischen und liebenswürdigen Königin regsten AntUl. Königin Wilhelmine »st geboren am 31. August 1880, folgte ihrem Vater König W lhelm III. zunächst unter Vormundschaft ihrer Mutter Emma, geborene Prinzessin von Waldeck, am 23. November 1890 und übernahm die R -