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WeWMOWerAlWr Tageblatt für KvhenMn-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Bernsdorf, Wüslenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Küttengrund rc. Nr. 50. Dienstag, den 2. März 1909. Fernsprecher M. 151. Geschäftsstelle Bahnstr. 3. 36. JahlgMIg. erschein, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk.1.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle k -I " k N chck ^l>en (autzer Bestellgeld) Mk.1.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postansialten und die Landbriesträger entgegen. Als Ertra- bei age erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt'. - Anzeigengebühr sür die «gespaltene Korpuszeile oder deren Baum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.; im Rcklameleil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeiiig im »Ober ungwiher Tageblatt' Ausnahme. Anzeigen-Annahme sllr die am Abend erscheinende Nummer dis vormittags I I Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und PlShen wird möglichst berückstchiigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. - Für Rückgabe eingesandter Manuskripte mack! sich die Redaktion LrLLrLrkrerkLLkLLLLILeLLrLSerLeLLlLILLLkLLLerl-rlSkLlLtLlLILLlLkLeLLr nicht verbindlich. «LLkLerlLlLlLlLlLkLlLlLl-reLlLlLcLlLkLLrkLlLl-rlLcLlLeriiLlLlL^L'LLrLLLLLr Städtische Sparkasse HoheusteinrErustthal. Verkehr im Monat Februar 1909. 1272 Einzahlungen in Höhe von 139 157 M. 21 Pf. 480 Rückzahlungen in Höhe von 139 149 - 92 - Mehr-Einzahlungen 7 M. 29 Pf. DaS Einlagen-Guthaben betrug Ende 1908 8438465 M. 62 Pf. Mehr-Einzahlungen im Januar 64 389 M. 09 Pf. Einlagen-Guthaben Ende Februar 8502862 M. — Pf. Der Gesamtumsatz betrug 360232 M. 41 Pf. Eröffnet wurden 112 und erloschen find 53 Konten. Ler Zinsfuß für Einlagen beträgt L/, °/, Die volle Verzinsung wird gewährt bei Einlagen, welche bis zum 4. und bet Rück zahlungen, welche an den beiden letzten Tage« eine- Monats bewirkt werden. Die Sparkasse gewährt Hybotheke« und Lombard-Darlehen ohne Berechnung von Pro vision, besorgt auch den Giro-Berkehr des Sachs. Gemeindeverbandes. Sie befindet sich im Stadthause am Reu markt und ist an jedem Werktage vorm. 8—12 Uhr und nachm. 2—5 Uhr geöffnet. Die Orientwirren entwirren sich hoffentlich nun doch in absehbarer Zeit, ohne daß ein Kanonenschuß fällt oder von serbischen KernitadschiS ein» Bombe geschleudert wird. Nach dem fich Oesterreich und die Türkei geeinigt und ihr Abkommen gegenseitig unterzeichnet haben, kann und wird auch die serbisch, KriegStollheit einer ruhigeren Auffassung weichen. Der Boykott öfter- reichischer Waren durch die Türkei ist endgültig aufgehoben.s^Dte ,Einigung zwischen der Türket und Bulgarien ist . auf Grund einer von Bulgarien an die Türkei zu zahlenden Entschädigung von 125 Millionen Francs prinzipiell erzielt. Die einzige Gefahr droht dem Fcieden'also nur noch von Serbien; aber auch sie wiegt, wie gesagt, nicht mehr schwer. Die serbische Regierung erklärt zwar noch, fie habe ihren Anspruch auf eine terri toriale Entschädigung nicht aufgegeben und werde eventuell bei günstiger Gelegenheit di« Forderung auf Abtretung ein,« GebietSstreifenS am Aoria- tischen Meere wiederholen; aber das find doch mehr oder wenigsr nur Redensarten, mit denen Serbien ! seinen Rückzug zu decken sucht, den eS antretcn mußte, nachdem Rußland seine Beteiligung an einer gemeinsamen Intervention der Mächte in Belgrad zugesagt hatte. Di« Bedingungen Oesterreichs an Serbien find so mild« und maßvoll wie möglich Oesterreich verlangt garnicht, daß Serbien seine Armee sofort wilder auf den Fri«d«nSsuß setze, sondern begnügt sich mit der Forderung, daß Serbien aufhör«, in Bosnien durch Emissäre und Flugblätter Unruhen zu stiften. Da di« Unterhaltung dir mobilisierten Armee mehr Geld kostet, als Serbien zu zahlen vermag, so wird fich auch hier ganz von selbst ein normaler Zustand bald geltend machen, wie heftig Volk und Regierung Serbiens im Augenblicke auch noch gegen jeden Gedanken an Abrüstung protestieren. Urber Ort und Zeit der abzuhaltenden Balkan- Konferenz steht noch nichts fest. Es hat auch mit der Konferenz reichlich Zeit, bis alle strittigen Fragen definitiv beigelegt und di, Verträge, wie «S bei dem österreichisch-türkischen Abkommen ja schon g«sch«hen ist, offiziell unterzeichnet find. Di-se unt«rz»ichnete Abmachung besagt, daß Oesterreich. Ungarn auf all« Rechte im Sandschak Novibazar zugunsten der Türkei verzichtet und daß diese die beiden Provinzen Bosnien und di« Herzegowina als Besitz Oesterreichs anerkennt. Oesterreich oer- pflichtet sich ferner, im Laufe einer gewissen Zeit einen Handelsvertrag mit der Türket abzuschließen sowie sem« im Gebiete d«S türkischen Reiches ge- legenen Postämter aufzuheben. Außerdem zahlt Oesterreich binnen 15 Tagen nach Ratifizierung des Protokoll- an die Türkei einen Betrag von rund 50 Millionen Franc-. Endlich gestattet «S den in den beiden annektierten Provinzen lebenden Muhamedanrrn freie Religionsausübung und den in der Türkei lebenden Bosniern die Annahme der osmanischen Nationalität. DaS glücklicherweise rechtzeitig vereitelte Attentat gegen den König Ferdinand von Bulgarien scheint tatsächlich von d«m serbischen Ausschuß für Landes- Verteidigung auSzugehen, der bekanntlich unter dem Protiktorat de- Kronprinzen Georg steht. Da die beiden mit der Ausführung de« Attentats beauf tragt gewesenen Individuen, der Bulgare Anastasow und der Serbe Popowitsch, fich in Haft befinden, so bringt das Verhör voraussichtlich noch genauere Aufschlüsse über die Motive und über die «igent- liehen Drahtzieher d«S Komplott-, Die Polizei fahndet nvch auf ein« Frau, die nach der Aussage der Verhafteten mitschuldig sein soll. Dits« Frau sollte das in Belgrad beschaffte Bombenmaterial nach Ruftschuk bringen, wo da- Attentat gegen den auS Petersburg zurückkehrenden König Ferdinand auSgrsührt werden sollte. Di« serbischen Heißsporne haben den König von Bulgarien, der »S ja auch beharrlich ablehnte, in da« KrtsgSgeschrei mit ein zustimmen, ossenbar im verdacht, die russisch« Politik zu Ungunsten S«rbi«n» be«influßt zu haben. TageSgeschichte. Die sächsische« Laudta-Swahle«. Als Kandidaten für die vier Chemnitzer Wahl- kreise wurden am Sonnabend von nationallib«ralrr Sette ausgestellt die Herren Mox Langhammer, Professor Wend, Schiersand, früher Gen«raldirckt»r der Sächsischen Maschinenfabrik, und als Arbeiter- tandidat Herr Eichler, Werkmeister bei den Wan- derer-Fahrradwerken in Schönau. Die evan-eltscheu Arbeiter «ub die sächsische» Lantztagrwahle» Der Vorstand deS Landesverbandes Evangelischer Arbeitervereine im Königreich Sachsen hat in seiner gestrigen Sitzung in Dresden folgende Grundsätze für seine Beteiligung an den bevorstehenden Land tagswahlen angenommen: 1) Der LandeSoerband Evangelischer Arbeiterverein« st«ht als solch«r den nationalen Parteien neutral gegenüber und ent scheidet sich für keine derselben. 2) Will eine na tionale Partei Arbeiterkandidaten, die unseren Vereinen entnommen find, aufstellen, so können diese fich, wenn fie gewählt werden sollten, den betreffenden Parteien nur als Hospitanten anschließen, müssen aber in allen Angelegenheiten, die Arbeiter fragen im engeren Ginn« betreffen, sich die Frei heit wahren, dem sozialen Programm der Evange lischen Arbeitervereine zu folgen. 3) Meint ein Verein, daß er ohne Schaden für seinen inneren Frieden sür einen bestimmten national«« Partei kandidaten, der ihm durch seine Persönlichkeit sym pathisch ist, eintreten kann, so soll ihm unbenommen sein, dessen Wahl seinen Mitgliedern zu empfehlen. Er darf aber von seinen Mitgliedern nicht fordern, auf Grund ihrer Zugehörigkeit zum Verein diesem und keinem anderen nationalen Kandidaten ihre Stimme zu geben. Die- stände im Widerspruch mit den Landesverbands- und DereinSsatzungen. 4) Die Vereine können dem Sächsischen Evange lischen Arbeiterblatt Wahlflugblättrr, die für «ine bestimmte nationale Parteikandidatur eintreten, bei legen. In unser VerbandSorgan selbst aber darf der Wahlkampf zwischen d«n nationalen Parteien nicht hineingetrag«» «erden, also im redaktionellen Teil nicht für eine einzeln« Partei Propaganda gemacht werden, in den Inseraten nur nach er- folgter Genehmigung d«S LandeSverbandSoorsitzen- den. 5) Vermag sich «in Verein nicht aus di» Unterstützung etnrr Parwtkandtdatur zu einigen — und da- ist von der Mihrzahl der Vereine anzu- nehmen —, so ist ihm zu rat»n, die verschiedenen nationalen Kandidatin um Bezeichnung ihrer Stel lung zu uns»r»m sozialen Programm zu ersuchen und ihre Antworten den Mitgliedern bekannt zu machen. DaS VerbandSorgan allerdings kann wegen seine- beschränkten Raumes nicht dafür in Anspruch genommin w«rd»n. Srtzßer« Tr»ppe»üb««ge» i» Sachsen. In diese« Jahr« find«« in Sachsen größere Truppenübungen nach folgenden Bestimmungen statt: DaS XII. (1. K. G.) und da« XIX. (2. K. S.) Armeekorps halten am 20. und 21. September Manöver gegen einander ab. Mit Zustimmung deS Kaiser- übernimmt di« Leitung dieser Manöver der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, General- Inspekteur der II. Arme«-Jnspektion. Beim XIX. Armeekorps wird eine Kavalleriedivision unter der Führung de« Seneraladjutanten Generalleutnant von Müller aufgestellt. Die Kavallerirdivifion hält Gefechtsübungen auf dem Truppenübungsplätze Zeithain ab, der im Bedarfsfall« durch Nachbar gelände zu erweitern ist. Unter Leitung des Führer« der Kavallerirdivifion findet eine taktische Uebung«- reise der an den Gefechtsübungen dieser Division teilnehmenden Generale und Stabsoffiziere der Kavallerie statt. Bei der Zeiteinteilung für die Hebungen sollen di« Ernteverhältnisse möglichst be- rückstchtigt «erden. Alle Fußtruppen müssen bi- zum SO. September in ihre Standorte zurückge kehrt sein. Zur Retch»fi»a«rr»for«. Die Beratung«» di« Vt»rmänn«r-Kollegium« über da- Steuer-Kompromiß müss«n in dieser Woche fortgesetzt wirden, da fie in der vergangenen Woche zu einem positiven Srgibnir nicht geführt haben. Die vier AuSerwählten hatten den Auftrag, zu versuch«», bi» di«sen Montag mittag zu einer Verständigung zu gelangen. Alsdann wollten die Blockparteien zu Fraktiontfltzungen zusammentreten, Kur linken Hand. Roman von Ursula Zöge vu» Manteuffel. (Nachdruck verboten.j „Dore ist wirklich naiv! — Eie, die übers Ver lieben und Verloben milde lächelt, spielt sich aus als Ehestifterin! Bitte — weshalb keiratcst Du denn nicht? Wir alle wissen, daß der Rittmeister Degen nm Dich angehalten hat . . . nun- — Also nimin ihn doch!" „Ich passe nicht dazu — und der gute Degen wird mit Lalla Möllendors zehnmal glücklicher werden wie mit mir . .. wenn er das nur einsehen wollte. Aber unsere Lore, das ist eine ganz andre Sache." „Aber bitte, wer denn? — Ich bin ja so ge spannt?" „Es ist Fritz Brencken, der sich schon seit zwei Jahren um unsere Kleinste bewirbt." „Die Bezeichnung Kleinste verbitte ich mir. Ich bin eine alte Jungfer von 22 Jahren, die genau weih, was sie will." „Ick rede Fritz das Wort," suhr Dore svrt, „weil er wirklich ein lieber, guter Mensch ist, der Lore sehr lieb hat — dann aber auch, weil es unseren Baler unbeschreiblich glücklich machen würde, wenn er und Lore ein Paar würden. Du weißt, daß er drei Fabre lang in den Rheinlanden stand — aber nie anshörtc, in aller Freundschaft mit uns Briefe zu wechseln. Bor zwei Jahren kam er wicoer zum Regiment zurück, wir sahen ihn täglich beinah und seit lange schon wissen wir, wie er denkt, und Papa sagte es neulich vife», daß es ihm die größte Freude wäre, die ihm nn Lebeu noch werden könne." Rare fügte mit herber Wahrhaftigkeit hinzu: „Und Papa ha« bisher eine ungetrübte Freude an den Verlobungen seiner Töcktrr nicht haben können." „Ach, Lore, nimm ihn!" ries Flore flehentlich, „und macke ihn recht, recht glücklich!" „Richt wahr? — Das könnte Dir passen!" die schlanke, strassc Gcpall richtete fich kampfbereit aus, „aber so dumm bir ich den» doch nicht, mir mein Lebeu dadurch zu verpsuscheu, daß ich einen Mann heirate, der, seit er denken konnte, in meine schöne Schwester verliebt war. link wie! — Glaubt Ihr, ich hätte keine Augen im Kopse gehabt? — Und nun soll ich gut genug sei» als liebe kleine Trösterin. Dante schön!" Flore seufzte: „Ja, wenn Du ihn nicht liebst — dann ist's freilich besser nicht." DaS trotzige Mädchen mar ganz blaß geworden. „Bor allen Dingen glaube ich nicht an seine Liebe. Wie kann ein Mensch zweimal lieben? Eines nur weiß ich gewiß, Brencken wird eines Tages Flore Wiedersehen und an dem Tage werde ich froh sein, baß ich nicht seine Fran bin. Punktum! — Bitte, rede» wir doch von was anderem .... ich möchte wetten, daß Dein fatales, semmelblondes GesellschaftS fränlein hinter irgend einer Portiere steckt und horcht. „Du kannst ruhig Kin. Sie ist aus Urlaub in der Residenz bei ihrer Taute Beuthen." „Weshalb schickst Du sie überhaupt nicht fort? — Sie muß nach Deiner Beschreibung unausstehlich sein!" „Ach, daun käme eine andre Mir ist Jede unlieb, aber Eberhard besteht darauf, daß ich eine Gesell schafterin habe." „Hat er Dir diese ausgesucht?" „Ich glaube nicht. Sie war früher Vorleserin bei seiner Mutter, und da sic ganz arm ist, die Herzogin sic aber wegen znnchinendcr Taubheit zuletzt nicht mehr brauchte, hat ihre Tante Beuthen um diese Stelle für sic gebeten. Ich habe sie hier vorgcsunden, als wir von einer Reisc nach Biarritz hierher znrückkchrtcn. Tic Erbprinzcjsin soll sich sür sie verwandt haben. Ick hielt das damals sür ei» gutes Zeichen, daß Eber hards Familie ansangc, versöhnlichere Gefühle zu hegen — aber das hat sich als — Täuschung er wiesen. Die Herzogin blieb bis zn ihrem Tode tief- gekränkt und feindlick gesinnt — auch gegen Eberhard, den sie doch so geliebt Haden soll ... und eS scheint, als habe ße alle beeinflußt — namentlich ihre älteste Schwiegertochter. Auch Eberhards Schwestern sind unversöhnlich geblieben. Der Herzog hat es seiner Frau, als sie im Sterben lag, verspreche» müssen, mich nie am Hof zu empfangen. Ich glaube nicht, daß er unversöhnlich wäre, aber dies Wort bindet ihn. Sie Ihun mir ja nichts zu leide, nvch keine harte Aeußerung drang an mein Ohr — aber ich existiere, wie es scheint, auch nicht für sie . . . namentlich nicht für Karoline." „Was ist das eigentlich sür eine Frau, diese Eure samose Erbprinzes; Witwe?" frug Nore. „Sie soll eine kluge und vortreffliche Fra» sei»." „Ich kam, sie nickt leiden!" ries Lore. „Und weshalb nickt?" „Ick konnte sie von Anfang an nicht anSstehen. Tu weißt — ick stecke nun mal voll Sympathien und Antipatbien. Wir hasten in der Residenz eine Stunde Auscnthalt, sahen uns etwas um und fanden im Schau seuller einer Kunsthandlung cin Bild von ihr, ganz groß, in tiefster Trauer. Mir gefällt es nicht, wenn eine junge Witwe de» in ihren Zügen meisterlich ans gedrückten Schmerz sogleich photographieren läßt, pour cklitior la populär-«! — Und wainend uns eine eben salls vor dem Schauscnster stehende Bürgcrssrau in alle» Tonarten die Bortresslicbkeit, Mildthäligkeit nnd Gerechtigkeit dieser hohen Dame pries, dachte ich niit Maria Stuart: „Aber in diesen Zügen wohnt ja gar kein Herz." „Lore wird verblüffend klassisch," sagte Nore, „und seelenvergnügt, weil wir ihre Angelegenheiten in Ruhe lassen!" „Ich habe gar keine Angelegenheiten. Ach, hier kommt dieser Mustcrlakei Johann und meldet den Thee. Wenn ich ^,jc heirate, schasse ich mir eine» solchen Diener an, der den stummen, fürstlichen Anstand so vollendet repräsentiert, Keine Miene, die sich in dem Gesicht verzieht. Lebt so was überhanpt? . . . Bitte, denkt doch an unsere Versuch, zurück, Papas Burschen, Peter Nickel, das Servieren beizubringen . . . wie er beim Diner der Lalla Möllendors zuraunte: „Freilein, das scheenste Stick Lende hab ich hier sür Sie unter die Kartoffeln geschoben." Dabei nahm Lore Harrt, auf den Arm und lachend zog man ins Theeziunuer. Von Fritz Brencken war nicht mehr die Rede. Als aber Flore an diefem Abend zur Ruhe ging, kvnntc sie in froher Unruhe lange nicht cinschlascn und da tauchte auch der Gedanke au den Jugendfreund immer wieder aus — und fie empfand eine unendliche Erleichterung bei dem Gedanken, daß er sie vergesse» und sein Herz der Schwester zngcwandt habe, die, nach ihrer Ansicht, so viel liebenswerter war, wie sie! — Welch ein schönes Glück wies doch das stolze Mädchen von sich — und wesbalb? — Wcil sie ihn nicht lieble? — Weil sie klüger und gereifter, wie cs Flore einst gewesen, mit vollem Bewußtsein auf die „große Liebe" wartete, deren ihr Herz fähig wäre? Es ließ Flore keine Ruhe — sie konnte sich nicht entbalten, einmal auszustchcn nnd in ihre» Schlasrock gehüllt, über den trennenden Gang zu huschen, um an Lores Zimmerthüre zu horchen. Tenn während die beide» älteren Schwestern in einem der nie benutzten luxuriösen Gastzimmer des zweiten Stockes iintrrgcbracht waren, hatte sie sür Lore ein kleines Ziiumcr ganz in ihrer und Harrys -iahe einrichten lassen. Wahrhastig! — Durchs Schlüsselloch schimmerte Licht — Lore war auf! — „Lurchen!" rief sie, „ich bin's —" Sofort verlöschte das Licht. Dir Thürc war nur cingeklinkt, Flore öffnete und trat, eine brennende Kerze in der Hand, ein. Lore saß auf dem Bett, hatte die Arme um die Knie geschlungen und schluchzte. Flore stellte das Licht aus den Tisch und kniete neben der Schwester hin. „Liebste, Liebste —ist's um Fritz, daß Du weinst! «Quälen sie Dich mit ihm?" (Fortsetzung folgt.)