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..V 200 28. August 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtslhn. Vuchhanbcl 8393 Bühnenbild nach Kruses Skizzen und Entwürfen, die Abänderungen erfuhren, für das Kleine Theater hergestellt und es dann, ohne Kruses Wissen, für das Neue Theater nochmals angefertigt. Hierin hatte Kruse eine verbotene Nachbildung eines Werkes der bildenden Künste, also eine Zuwiderhandlung gegen das Gesetz über das Urheberrecht an solchen Werken vom 9. Januar 1876 er blickt und aus Schadenersatz geklagt. (Leipz. Tageblatt.) * Berichtigung. — Zu dem Artikel von Ernst Kiesling »Aus dem Deutschen Buchgewerbehaus zu Leipzig» in Nr. 192 vom 19. August ist zu berichtigen, daß die Publikation -Das Lrsvis,riuw 6riwani- im Verlage von A. W. Stjt- hoff in Leiden und Karl W. Hiersemann in Leipzig erscheint. In dem betreffenden Artikel war versehentlich die Firma Karl W. Hiersemann allein als Verleger genannt worden. bekümmert war, seine Sammlung einem oder ein paar Museen Europas zu vermachen, dem Louvre oder der Berliner Galerie oder wahrscheinlich beiden zu besondern Teilen. Leider hat ihn der Tod ereilt, che er diesen Willen niederschreiben konnte. — Dem Vernehmen nach sollen wenige Tage nach dem Verkauf der Sammlung Kann an die Gebrüder Duvcen bereits fast sämtliche Gemälde verkauft gewesen sein. Was nicht direkt an Sammler abgegeben war, übernahmen einige große Kunsthändler zum Weiteroertreiben. Ablehnung «tueS ReichSkaufmannSgerichts. — Auf die Eingabe des Kaufmannsgerichts München an den Reichskanzler wegen Errichtung eines Reichskaufmannsgerichts erging aus dem Reichsamt des Innern der Bescheid, daß der Bundesrat beschlossen habe, der Eingabe keine Folge zu geben. (Berl. Lokal-Anz.) * Kunstsammlung Kann. — Wohl der größte Preis, der je in der Geschichte des Kunsthandels für eine Sammlung gezahlt worden ist, wurde, wie Tagesblätter berichten, von den Londoner Kunsthändlern Duveen Brothers für die weltberühmte Samm lung Rudolf Kann in Paris bezahlt. Kann hatte seine Kunst schätze erst vor dreißig Jahren zu sammeln begonnen; da er sich aber bisweilen der Beratung Wilhelm Bodes erfreute, war es ihm gelungen, eine der wertvollsten Privatsammlungen von Gemälden zu vereinigen. Als er vor zwei Jahren starb, trat die unternehmende englische Firma, die bereits für 5 Millionen Mark die Sammlung Hatnauer aus Berlin und die Porzellansammlung Warren aus Amerika an sich gebracht hat, in Unterhandlungen wegen des Ankaufs seiner Sammlung, die jetzt zum Abschluß gelangt sind. Der Kauf preis soll 21 Millionen Francs betragen. Die Firma wird dem Berliner Museum ein prächtiges -Familienbild- von Gon zales Coques, das sich früher im Blenheim-Palast der Marl- borough-Familie befand, zu Geschenk machen. Unerreicht steht die Sammlung Kann in ihren Schätzen von holländischen Meistern da Von Rembrandt enthält sie nicht weniger als elf kostbare Gemälde, die ihn auf der Höhe seines Könnens zeigen, und 7 Zeichnungen. Von den großen »Kleinmeistern- Hollands sind alle glänzend vertreten: Metsu, Jan Steen, Pieter de Hooch, Nicholas Maes und Vermeer van Delft. Vier Ostades, vier Cuyps, vier Hobbcmas, deren heutiger Wert allein auf 800000 ^ geschätzt wird. Ruysdael mit besonders hervorragenden Bildern, Wouwerman, Paul Potter, van der Neer und van de Velde gehören weiter zu den Perlen der Sammlung. Von Rubens enthält sie den -Meleager und Atalante-, das-Martyrium von St. Lievin- (weit ausgeführte Skizze) und drei Porträts, von Frans Hals vier Porträts aus seiner spätern Zeit. Die Spanier sind nur durch drei Bilder vertreten, aber es sind Velasquez mit einem wunder baren Mädchenkopf, El Greco mit einem kraftvollen Kardinals porträt und Goya mit dem prächtigen Porträt eines To readors. Unter den Italienern ist besonders Ghirlandajo mit dem unvergleichlichen Bildnis des Giovanni degli Albizzi zu nennen. Ferner enthält die Sammlung neun Fresken von Luini aus der Villa Pellucca; Tiepolo, Bellini, Guardi und Bellotti vertreten die venetianische Schule, Watteau, Nattier, Rigaud und Oudry die französische, Gainsborough die englische. Von den altniederländischen Meistern sind van der Weyden, Memling und Gerard David zu nennen. — Zu diesem Verkauf bringt eine Korrespondenz der »Internat. Wochenschr. für Wissensch., Kunst u. Technik- noch einige interessante Mit teilungen. Bloß um den Preis zu decken, müssen die Käufer aus den Gobelins etwa 4 Millionen, aus 100 Bildern fast 16 Millionen Francs, also 160 000 Francs für das Bild er zielen. Sie werden die Summe sich bereits durch die An frage nach den Hauptwerken der Galerie von amerikanischen Samm lern wie P. Morgan, Altman, P. Huntington u. a. gesichert haben. Schwerlich wird eins der berühmten großen Gemälde von Rembrandt, Ghirlandajo, Roger van der Weyden, van Dyck, Memling, Metsu, Hobbema usw. unserm Kontinent erhalten bleiben. Hoffentlich hat sich die Berliner Galerie aber wenigstens eine Zahl der kleineren Perlen rechtzeitig gesichert, die in den Augen der amerikanischen Sammler zum Glück noch nicht das Ansehen haben wie größere Bilder. War es doch die Absicht des Besitzers, der über die Auswanderung der Kunstwerke nach Amerika besonders nichtdeutscher „ und deutsch, u. einer and. Mutterspr., dagegen am I.Dezbr. 1905 PreutztttK Bevölkerung. — Unter der durch die Volks zählung vom 1. Dezember 1905 ermittelten preußischen Be völkerung von 37 293 324 Köpfen befanden sich 32 857 970 Per sonen mit deutscher, 4 269 391 Personen mit nichtdeutscher und 165 963 mit deutscher und einer andern Muttersprache. Verglichen mit den Ergebnissen der Volkszählung von 1890 und 1900, kamen demgemäß nach einer Aufstellung der -Sta tistischen Korrespondenz- auf das Tausend der Gesamtbevölkerung 1 880,2 Personen mit deutscher Muttersprache, I.Dezbr. 1890^"^ » ^ 1881,4 Personen mit deutscher Muttersprache, I.Dezbr. 1900, » » nichtdeutscher „ und > 6,1 „ „ deutsch, u. einer and. Mutterspr., 881,1 Personen mit deutscher Muttersprache, 114,5 „ „ nichtdeutscher „ und 4,4 „ „ deutsch, u. einer and. Mutterspr. Die deutschsprechenden Elemente haben von 1890 bis 1900 etwas an Boden gewonnen, die fremdsprachigen verloren, während in dem letzten Jahrfünft eine Vermehrung der Fremdsprachigen (2,0 v. T.) und ein geringer Rückgang der deutschsprachigen Bevölke rung (0,3 v. T.) zu verzeichnen ist. Bei der deutsch- sowie der fremdsprachigen Bevölkerung überwiegt ziemlich gleichmäßig das weibliche, bei der doppelsprachigen das männliche Geschlecht. Da die Muttersprache im Schoße der Familie erlernt wird und das Heranwachsende Kind in Abwesenheit des erwerbstätigen Mannes der Pflege der Mutter überlassen ist, so ist im ersten Kindesalter das weibliche Element in höherem Maße spracherhaltend als das männliche. Später beginnt der Einfluß der Altersgenossen, der Schule und Kirche. Von den rein fremdsprachigen Personen hat im letzten Jahrfünft absolut sowie im Verhältnis zur Gesamt bevölkerung die Zahl der Litauer, Wenden, Friesen und Schweden abgenommen. Dagegen ist eine absolute Zunahme der rein Fremdsprachigen, wenngleich nicht überall auch im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, während des letzten Jahrfünfts bei den Polen einschließlich der mit ihnen sprachverwandten Masuren und Kassuben, den Mährern, Tschechen, Wallonen, Holländern, Dänen oder Norwegern, Italienern, Russen, Engländern, Franzosen, Ungarn, Spaniern und Portugiesen erfolgt. Bezüglich des Religionsbekenntnisses ist daran zu erinnern, daß der evangelische Anteil von 632,9 vom Tausend der Gesamt bevölkerung im Jahre 1900 auf 625,9 im Jahre 1905 gesunken und der katholische von 351,4 auf 358,0 gestiegen ist, hauptsächlich infolge des Geburtenreichtums der Katholiken und insbesondre der slawischen Völkerschaften, sowie des Austausches mit den andern, vorzugsweise süddeutschen Bundesstaaten und der Zu wanderung meist katholischer Ausländer. Als sehr bemerkens werte Tatsache ist heroorzuheben, daß im letzten Jahrfünft fast alle im preußischen Staate seßhaften Volksstämme ausschließlich der evangelischen Wenden, die um 12,8 vom Tausend zugenommen haben, zum Teil eine nicht unbedeutende Einbuße an Evangelischen erlitten haben. So betrug die Abnahme der evangelischen Tschechen 93,7, der Wallonen 12,0 vom Tausend; dann folgen die Litauer mit 9,7, die Friesen mit 8,6, die Polen, Masuren oder Kassuben mit 6,9, die Deutschen mit 3,8, die Mährer mit 3,0 und zuletzt die Dänen oder Norweger mit einer Abnahme von 2,2 vom Tausend. Demgegenüber haben die Katholiken, abgesehen von den Wenden, bei denen 1900/1905 ein Rückgang von 14,1 vom Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. 1095