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WeMCGWer Anzeiger Tageblatt für Kohenftein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Der .Kohensteln-ErnlNhaler' Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk 1.50, bei Abholung in der Geschäflsslelle Mb. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. l.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesirager entgegen. Als Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonnlagsblatt'. — Anzetgengebühr für die Sgespallene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Psg. , im Reklametetl die Zeile D Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Ausnahme. 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Die Regierung hat sich bisher über ihre Pläne einer durchgreifenden Reichsfinanzreform in tieseS Schweigen gehüllt, obwohl wiederholt die Ocffent- lichkeit tu offiziösen Artikeln aufgefordert wurde. daS schwierige Problem eifrig zu besprechen und zu klären. Jetzt endlich entschließt sie sich, von ihrem Entwurf den Schleier etwa- zu lüften und wenn auch die positiven Angaben nicht allzu reichlich find, so gewinnt die Presse doch wenigstens festen Boden, auf dem sich die Dt-kusston über die Reichs» siaanzreform bewegen kann. Die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt in einem offiziösen Artikel folgende»: Die unbedingte Notwendigkeit, da» Finanzwesen de» Deutschen Reiche» einer entscheidenden und auf lange Jahre wirksamen Reform zu unterziehen, ist eit Monaten Gegenstand der öffentlichen Be» prechung. Sie wird von Vertretern der Wiffen- chaft und der verschiedensten Erwerbskreise sowie von Männern und Organen aller politischen Par» teien mit seltener Einmütigkeit anerkannt. Die eingehende und immer erneute Erörterung der gegenwärtigen Schäden unsere» Finanzwesens hat, so sehr sie auch über die möglichen AbhtlfSmtttel im einzelnen auseinander gehen mochte, erkennen lassen, daß e- sich hier um eine Forderung de» gesamten deutschen Volke» handelt. ES ist nun wohl begreiflich, daß in der bisherigen Debatte Betrachtungen über die Quellen, auS denen die notwendige Einnahmeerhöhung fließen muß, im Vordergründe gestanden haben. Doch hieße es die Eesamtlage unseres Finanzwesens durchaus ver» kennen, wollte man in der Einführung einiger neuer Abgaben die einzige oder auch nur die be» herrschende Aufgabe deS kommenden Winter- suchen. Gewiß, würde dieser Teil der Reform nicht be friedigend gelöst, so müßte alle übrige Arbeit un zureichendes Stückwerk bleiben. Weit darüber hinaus bedarf es aber einer großen und umfassen den Reorganisation der gesamten Ftnanzgebarung. Da» Fehlen des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben seit Jahren hat Deutschland eine hohe Schuldenlast aufgebürdet, erfordert schwere finanzielle Opfer durch die Notwendigkeit der Zins zahlung, hemmt und schädigt seine Volkswirtschaft und setzt durch die Erschütterung des nationalrn Kredits seine politische Stellung unnötigen Gefahren auS. Die Schulden deS Deutschen Reiches find zwischen 1877 und 1900 von 16 auf 2800 Millionen, in den letzten acht Jahren aber allein um weitere 2000 Millionen gewachsen. Sie betragen heute einschließlich der langfristigen Schatz rnwcisungen 4'/« Milliarden Mark, die Zinsen 160 Millionen. Jedes der letzten I ihre hat Anleihen von mehreren hundert Millionen Mark in der Fo.m von Schuld verschreibungen oder langfristigen Schatzanweisungen notwendig gemacht. D:e ursprünglich nur als Ver stärkung der Betriebsfonds der Reichshauptkaffe ge dachten kurzfristigen Schatzanweisungen sind durch da» dauernde Defizit teilweise zu einer verdeckten An leiheschuld geworden. Die durch dies alles veranlaßte Ueberlastung des Kapitalmarktes hat ein Sinken deS Kursstandes bewirkt. DaS schädigt die Finanzen deS Reiches; denn bei j der neuen Ausgabe von Schuldverschreibungen wird der Kapitalerlös für die Reichskaffe geringer. ES schädigt die Emzel- staaten und Kommunen bei der Aufnahme von Anleihen zum Ausbau ihrer Verkehrs- und Ec- werbSanstaltrn. Es schädigt in Zeiten der Geld- knappheit durch Steigerung drS Zms- und DiS» kontsatzeS alle Produzenten Es schädigt endlich alle diejenigen, die mündelfichere Anlagen in Reichs- anleihen gemacht haben. Es bedeutet für den Fall eines ausbrechenden Krieges eine nationale Gefahr, wenn ein derartig hoher Bestand von Obligationen mit niedrigem Kursstand im Umlauf ist, weil als- dann die leichte und sichere Unterbringung von Kriegsanleihen erschwert wird. Alle diese Schäden und Gefahren müssen sich in der Zukunft noch vrrstärken, wenn nicht Abhilfe geschaffen wird. Die Summe der bereits gegen wärtig bewilligten oder feststehenden offenen Kredite beläuft sich auf nahezu 1 Milliarde. Setzte sich darüber hinaus das Tempo der Schuldenzunahme in derselben Weise fort, wie bisher, so wäre inner halb des nächsten Jahrfünfts eine Steigerung von über 2 Milliarden Mark zu erwarten. Demgegen über ist die Stabilisierung des Anleihewesens und des Kursstandes eine unbedingte Verpflichtung der Reichspolittl. Die Einleitung einer stetigen Schuldentilgung, sowie Vorkehrungen gegen weitere Vermehrung der Schulden für unproduktive Anlagen müssen daher mit im Vordergrund der Reform stehen. Beides ist aber nur möglich, wenn es gelingt, zu einer dauernden Herstellung deS Gleichgewichts zwischen Bedarf und Deckung zu gelangen. Seit dem Beginn deS Jahrhunderts haben die nach den Grundsätzen gesunder Finanzpolitik auS lausenden Mitteln zu deckenden Ausgaben die Einnahmen regelmäßig bei weitem überstiegen. Wird nicht Einhalt geboten, so muß daS Mißverhältnis einen immer^größeren Umfang annehmen. Während die Ausgaben in beständiger Steigerung begriffen sind, zeigen sich die Einnahmen verhältnismäßig stabil. Auch die mit dem Gesche vom 3. Juni 1906 er- strebten Mehreinnahmen sind erheblich hinter den I Erwartungen zurückgeblieben. Nehmen Ausgaben und Einnahmen im Laufe des nächste» Jahrfünfts dieselbe Entwicklung wie in dem vergangenen, so müßte alljährlich mit einem Fehlbeträge von mehreren hundert Millionen gerechnet werden. Einer weiteren Entwicklung in dieser Richtung muß unverzüglich Einhalt geboten werden. Es bedarf einer systematischen Beschränkung der Aus- gaben auf das unbedingt Notwendige, sowie einer planmäßigen Erhöhung der Einnahmen. So schwer es ist, die Grenze zukünftigen Bedarfs auch nur einigermaßen genau abzustecken, die Entwicklungs- linie der Einnahmen vorher zu bestimmen, so muß doch der Versuch gemacht werden, auf eine längere Reihe von Jahren, zum mindesten ein Jahrfünft, die Grundzüge eines Finanzplancs festzulegen. Auf der Ausgabeseite ist es insbesondere ge- boten, mehr wie bisher aus die bewährten Grund sätze altpreußischer Sparsamkeit zurückzugehen. Insbesondere muß sich bei der Ausführung von Bauten und anderen Neuanlagen eine Einschränkung der Ausgaben erreichen lassen. Dem beständigen Anwachsen des kostspieligen Beamtenapparates muß vorgebeugt werden, indem in der Verwaltung durch weitere Urbertragung der Befugnisse oberer Be hörden an Nachgeordnete Instanzen Vereinfachungen erreicht werden und überdies ein Teil der Geschäfte der höheren Beamten auf die mittleren, von den mittleren aus die unteren übertragen werden. Die Formen deS Geschäftsverkehrs der Behörden müssen sich mehr den deS modernen Verkehrs anschließen. Bei der Prüfung der Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen, Vergebung von Lieferungen usw, müssen die Erwägungen deS sorgfältigen Kauf manns an die Stelle des bürokratischen Schwerge wichts treten. Die Scheidung zwischen dem Wünschenswerten und dem Notwendigen muß bis zum Eintritt besserer Zeiten schärfer durchgeführt werden. Auch bei Anwendung äußerster Sparsamkeit läßt sich eine Verstärkung der Einnahmen durch sehr erhebliche Steuererhöhungen nicht umgehen, denn die zuverlässige Erfüllung der Staatszwecke hinsichilich militärischer Sicherheit, kulturellen und sozialen Fortschritts darf unter keinen Umständen in Frage gestellt werden. Wesentliche Opfer werden für jeden einzelnen Staatsbürger unvermeidlich. Insbesondere wird, wenn die finanziellen Schwierig keiten nicht verewigt werden sollen, der Maffen- konsum gewisser Genußmittel, wieinanderenLändern, mit starken Abgaben herangezozen werden müssen. Versäumnisse gerade nach dieser Richtung bei uns haben nicht zum wenigsten die gegenwärtige miß liche Lage mit hervorgerufen Andererseits kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die gewaltige Wohlstandsvermehrung, deren sich Deutschland im letzten Menschenalter erfreuen durste, es den Privatwirtschaften möglich macht, )ie nötigen Opfer zu bringen. Dabet wird, ent sprechend den Ergebnissen der modernen Finanz wirtschaft, die Besteuerung in Formen durchzufahren sein, die die Konsumstcuern des Charakters einer Sondergewerbesteuer entkleiden. Sodann sind die Forderungen ausgletchender sozialer Gerechtigkeit keinen Augenblick auS dem Aage zu verlieren, son dern bei der Ausgestaltung der einzelnen Gesetze durch geringere Belastung deS Konsums der Minderbe mittelten und durch höhere Belastung des kost spieligen LuxaSkonsums zur Geltung zu bringen. Aas derjelben Erwägung heraus erscheint eS ferner geboten, neben dem Verbrauche auch den Besitz in entsprechendem Umfange zur Drckang des Mehrbedarfs heranzuziehen. Die historische Ent wicklung hat, wie in anderen Bundesstaaten, so auch in Deutschland eine Scheidung zwischen dem Steuersystem deS Reiches, der Einzelstaaten und Kommunen herbeigesührt, die in Friedenszeiten nicht willkürlich erschüttert werden darf. Da der Bedarf der Einzelstaaten und Gemeinden gleichfalls in beständigem Steigen begriffen ist, verbietet eS sich, die direkte Einkommens- und Vermögensbe steuerung ihren bisherigen Nutznießern zu entziehen. Ihre finanzielle Selbständigkeit würde sonst den schwersten Gefahren ausgesetzt und damit die finanzielle Gesamtlage Deutschlands nicht verbessert, sondern nur verschoben werden, lieber die Höhe der Belastung durch Einkommen- oder V-rmögenS- steuer sind umfangreiche Erhebungen vorgenommen worden. Da» gesammelte Material, dessen Ver- öffentlichung die statistischen Stellen vorbereiten, wird unwiderleglich dartun, baß bei Berücksichti gung von kommunalen und kirchlichen Abgaben be reits j-tzt in zahlreichen Gemeinden die direkten Steuern eine Höhe erreicht haben, die eine weitere Belastung durch Einkommen- und Vermögenssteuern für die Zwecke des Reiches unmöglich machen. Aus denselben Gründen, die gegen eine allgemeine Reichseinkommensteuer sprechen, verbietet sich auch die Heranziehung des Einkommens oder Vermögens in besonderen Erscheinungsformen. Der notwendige Ausgleich zwischen Verbrauchs- und Besiybelastung kann nur in einem weiteren Ausbau der Insti tution der Nachlaßbesteuerung gefunden werden, die bereits daS Finanzgesetz von 1908 für daS Reich zu entwickeln begonnen hat. Außerdem gibt es auch bisher schon eine Form, in der daS Reich durch Vermittlung der Einzelstaaten aus den direkten Steuern Vorteile gezogen hat: die Matrikularbet- träge, die von den Bundesstaaten im wesentlichen durch direkte Steuern aufgebracht werden müssen. Eine Steigerung derselben wird nur in Grenzen möglich sein, welche gleichzeitig der Finanzgebarung der Bundesstaaten genügend freien Spielraum lassen und vermeiden, daß durch sprunghafte Steigerung der direkten Steuern die notwendige Kapilaltilguag eingeschränkt und der Sparfinn er schüttert wird. Schließlich gibt cs einzelne charakteristische Er scheinungen deS modernen Aufwandes, die eine Steuerbelastung vertragen können, ohne daß damit nach dem Urteil der berufensten Sachkenner eine Gefahr für Handel und Wandel verbunden ist. Das gilt natürlich nicht von Umsatz- oder eigent- lichen Verkehrssteuern, die im gegenwärtigen Zeit- Das Opfer. Novell« von P. Olliverio. (Nachdruck verboten.) («. Fortsetzung.) 3. Endlich ging die Aprilsonne hell und klar über Konstanzen- Hochzeitstag auf; nur ein paar leichte Wölkchen zogen an dem blauen Himmel hin. Die Glocken der kleinen Dorfktrche läuteten feierlich, und alt und jung stand gruppenweise an der Land straße, um den Brautzug zu sehen. Lange schon harrten sie voll Ungeduld und Er wartung, bis endlich die Wagen daher gefahren kamen und zwischen den hohen Heckm und unter den tief herabhängenden Zweigen der knospenden Bäume weiter rollten, bi» ste vor dem Portal der kleinen Kirche anhielten. Auf Graf Arwed» Arm gelehnt, stieg die schöne junge Braut au»; ein reiche» Spitzrnkleid umschloß ihre hohe, schlanke Gestalt und auf dem prächtigen Haar lag ein mit Perlen und Dia manten umwundener Myrthrnkranz. In bräut lichem Stolz schritt fie am Arm de» Grafen durch da» Schiff der Kirche bi» zu dem Altar. Werner und Ehristine — er mit ernster, sinnender Miene, fie in ihrer ganzen lieblichen Weiblichkeit — folgten. Dann kam eine Reihe blühender Brautjungfern. Als die Feier begann, brach ein Sonnenstrahl durch daS rote GlaSfenster neben dem Altar. Gr warf einen purpurnen Schein um Konstanzens ge senkten Kopf und verweilte, bis der Geistliche daS Buch schloß und sie sich als Graf Arwed Kirn dorfs angetraute Gemahlin von ihren Knieen er- hob. Werner trat zu ihr heran und küßte ste glückwünschend, doch alS er fühlte, daß ein Beben ihren Körper durchzuckte, als er ihre Hand ergriff, da erstarb ihm lein SegenSspruch auf der Lippe. Die Glocken begannen von neuem zu läuten und die feierliche Stille, welche der heiligen Handlung gefolgt war, wurde durch ein heiteres Gemurmel verdrängt. Der kleine Hochzeitszug kehrte nach dem Herren haus zurück, wo in dem eleganten Gesellschafts zimmer eine reichgrdcckte Tafel die versammelten Gäste erwartete. Glück und Frohsinn erfüllte alle Heizen und leuchtete aus allen Augen. Um die Neuvermählten zog die Liebe ein strahlendes Band, vor ihnen, von keinem Schatten getrübt, lag eine sonnige Zukunft. Und dennoch, wenn Konstanze ihre Blicke die festliche Tafel entlang schweifen ließ und ihr Auge Werners Züge traf, da war eS ihr, als ob ein düsterer, schwerer Schatten vor ihr aufsttege, und ein eifiger Schauer durchrieselte ihr Blut und machte ihre Wangen erbleichen. Die Festlichkeit wurde bald durch die Ankündigung, daß der Wagen vorgefahren sei, unterbrochen und kurze Zeit später erschien Konstanze, in einen kost baren Mantel gehüllt und das Gesicht halb von einem dicht geschloffenen Hut verborgen. Werner zog ihren Arm durch den seinen und führte ste nach dem Wagen. „Goli segne Dich, Konstanze," sprach er in heiserem Ton, als sie ihm die Lippen zu dem Ab schiedskuß bot »Und auch Dich, Bruder," entgegnete ste. „Du hast heute ein großes Opfer gebracht und mein dankbares Herz wird Dich immer dafür segnen." „Ist das Vergangene gesühnt?" fragte er dann mit feuchten Augen. „Ganz und voll", flüsterte ste zurück Christine, welche als Konstanzens Gesellschafterin daS junge Paar begleitete, erwiderte schweigend den warmen Druck von Werners Hand, während ste leichtfüßig in den Wagen stieg, und al» auch Arwed seinen Platz dort cinnahm, traten die ver sammelten Gäste alle auf die Terrasse heraus, um den Abreisenden durch Zurufe und Tücherschwenken Lebewohl zu sagen, bis der schnell davonrollende Wagen ihren Blicken entschwunden war. Lachen und fröhliches Geplauder waren ver hallt, die Gäste hatten sich entfernt, und als der Abend allmählich seine Schatten auf die Erde herabsenkte, saß Werner von Ilgen in tiefes Träumen versunken in seinem Zimmer. „Ganz und voll gesühnt, sagte ste," murmelte er vor sich hin. .War daS der Jubelrus de» fretge- laffenen Vogels? Wenn ich es doch ergründen könnte! Mein ganzer unergründlicher Haß gegen ste erstarb, als wir zusammen an dem Grabe unseres Vaters weinten, und meine Liebe zu ihr ist seitdem mit jedem Tage gewachsen. Auch auS Christinen kann ich mit aller Schlauheit nicht klug werden. Zuweilen glaube ich, daß ste mich wirk- lich liebt, und bei klarer Ueberlegung muß ich mir sagen, wie unsinnig der Gedanke ist. Und doch wieder ist ste weder eitel noch kokett, und findet keinen Gefallen an den Freuden der großen Gesell schaft. Wenn ste meine Werbung annähme, könnte ich überzeugt sein, daß ihre Liebe mir und nicht meinem Gelbe gilt. Wenn ste mich aber zurück- weist —" Ec sprav" aus, als ob der Gedanke gar zu furchtbar wäre. Doch kehrte er ihm mit wachsender Kraft wieder und immer wieder in den langen, einsamen Tagen von Christinen« Abwesenheit- (Kortsrtzung folgt.)