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122, 2S. Mai 1914. Fertige Bücher. vr. Sally NabinowiH OW Verlag ^ Leipzig Arthur Singer Geschichte des Dreibundes n, Mit einem Anhang: Der Inhalt des Dreibundes Eine diplomatische Untersuchung von Hans F. Helmolt VIU, 293 Seiten, gr. 8°. Preis: drosch. M. 6.50, in Leinen M. 8.-, in Lalbfranz M. 9.- Die erste Besprechung: (Nene Freie Presse, Wie», vom 17. Mai) Gegenwartsgeschichte zu schreiben, ist wohl die schwierigste Aufgabe, die sich ein Historiker setzen kan». Denn mitten in den Ereignissen zu stehen und dabei doch sie zu Überblicken, die richtige Perspektive zu gewinnen, das vermögen nur sehr wenige. Schon deshalb ist es eine bedeutende Aufgabe, die sich der be bekannte Budapcster Publizist Artur Singer, in bester Erinne rung durch seine früheren zeitgeschichtlichen Veröffentlichungen, gestellt hat, als er daran ging, die Geschichte des Dreibundes zu schreiben. Die Geschichte des Dreibundes — unsere Gene ration kennt sie ja in großen Umrissen; wir wissen, was diese „Bernunftehe" zu Dreien seit einer Reihe von Jahrzehnten für den Frieden Europas und die Politik unseres Erdteiles bedeutet. Auch der Inhalt dieses Bündnisses ist im allgemeinen bekannt. Aber für den, der den: inneren Kern des Allianzvertrages näher treten will, gibt es da und dort verschlossene Fächer, treu be wachte Archive, und im politischen Lärm des Tages ist es nicht leicht, sich eine wirklich genaue Kenntnis all der einzelnen Steine und Steinche» zu verschaffen, aus denen sich das Bündnis im Laufe der Jahrzehnte anfgebant hat und in der Gegenwart noch vervollständigt. Artur Singer hat es unternommen, und zwar, wie gleich hier festgestellt werden kann, mit außerordentlichen! Geschick und mit der bewundernswerten; Akribie des Geschichts forschers, all das Ricscnmaterial zusammenzutragen und kritisch zu sichten, um einen klaren und allgemein faßbaren Begriff dieses Bündnisses zu geben. In einer gedrängten, in ihrer Knappheit sehr übersichtlichen Art wird die Geschichte der Drci- bundstaaten bis zum Jahre 1879 dargestellt. Daran reiht sich in logischer Folge die Geschichte des Abschlusses des Zwcibuudes zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn, die unter Anfüh rung aller zugänglichen Quellen erzählt ist, und als weiterer Abschnitt die Geschichte des Anschlusses Italiens. Dem Tages schriststeller, der sich berufsmäßig mit diesem wichtigen Teil der Gegenwartsgeschichte näher zu befassen hat, wird ja im ein zelnen nicht gerade wesentlich Neues erzählt, aber die Haupt sache ist die geschickte Zusammenfassung der wesentlichen Momente, die politischlogische Gliederung des Stoffes. Hieran reihen sich: „Regesten zum Dreibund", das heißt, der Verfasser trägt alle amtlichen und halbamtlichen Verlautbarungen, die in den Jahren 1884 bis 1912, also bis zur letzten Erneuerung des Bünd nisses, veröffentlicht wurden, in ihrem wesentlichen Kern zusammen. Hier ist eine enorme kompilatorische Arbeit geleistet, die das aus gezeichnete Buch zu einem Quellenwerke ersten Ranges macht. Der Anhang bringt eine diplomatische Untersuchung des bekannten deutschen Historikers Hans F. Helmolt über den Inhalt des Dreibundes. Die politische Monographie ist uns bereits aus der Veröffentlichung eines großen reichsdeutschen Blattes be kannt; sie bereichert das Buch besonders durch die Tabelle, die alle wichtigen Daten und alle Entrevuen, übersichtlich geordnet, enthält, in erfreulicher Weise. Ein sorgsam gearbeitetes Register vervollständigt das Buch, das sich als erstrangiges Quellen werk, unentbehrlich für Politiker und hochinteressant auch für jeden Laien, von selbst empfiehlt. Zur gesl. Beachtung: Ich ersuche die Herren Kollegen vom Sortiment, deren Kommiffionsbestel- lnngen ich ungekürzt ausführte, das Abgesehte bar nachzubeziehen, da ich in folge des stark einsehenden Barabsatzes nicht mehr L condition liefern kann. In wenigen Wochen werde ich das Kommissionsgut zurückverlangen müssen. Verwenden Sie sich weiter energisch für das glänzend rezensierte Buch; Prospekte in jeder Anzahl gratis. Besonderen Vertriebsvorschlägen komme ich weitgehendst entgegen. Roter Zettel anbei. «42