Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.04.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191504299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19150429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19150429
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-04
- Tag 1915-04-29
-
Monat
1915-04
-
Jahr
1915
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.04.1915
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vielfach Unzufriedenheit, doch ist der Ausbruch einer revolutionären Bewegung während de« Krieges unwahrscheinlich. m« russische» Fl«-ze«g herotergefchofie». „Pester Lloyd" erfährt aus Eperje«: Gei der Gemeind« Tschobos wurde am Montag ein russisches Flugzeug vom SikorSki-Typ durch unsere schwere Artillerie zum Niedergehen ge zwungen. In der Flugmaschine saßen vier Piloten, von denen drei tot aufgefunden wur-" den. Der Lenker des Apparates wurde lebend gefangen genommen. VierMe Riederlase m des Dardaaellen. Besser konnte es garnicht kommen! Vier gewaltige Schlachten, jede bestehend aus einem Land- und Flottenangriff, haben Plötzlich die tagelang« Ruh« vor den Dardanellen unterbro chen und an allen Punkten mit einer vollkom menen Niederlage d«r Ententegenossen geendet! Die Tücken hatten sich durch die scheinbare Untätigkeit der feindlichen Flotten und die einander jagenden, sich ständig widersprechen den Meldungen der Gegner nicht in die er wünschte Sorglosigkeit lullen lassen. Sie wa ren auf der Hut und warteten mit angehalte- nom Atem. Da plötzlich: Alarm! In langer Reih« kamen die feindlichen Kriegsschiffe an- gedampft und im selben Augenblick kam auch schon die Meldung: Auf Gallipoli werden ge waltige Truppenmassen gelandet! An vier Punkten strömte die englisch-französische Inda- sion an Land, an der Mündung der Signin Dere, am Küstenstrich von Ari Burun westlich von Kaba Tebe, an der Küste von Teke Bu run sowie in der Umgebung von Kumkale. Gleich darauf näherte sich eine Flotte der Meer enge, um von der Seeseite aus unter dem Feuer der schweren Schiffsgeschütze die tücki schen Stellungen zu stürmen. Also ein wohl überlegter, nach wochenlanger Vorbereitung her- beigeführter Entscheidungskamps. Aber die deutsche Schule pflückte nun ihre reifsten Lorbeeren! Unter der ruhigen Füh rung der deutschen Offiziere gingen die todes mutigen tückischen Soldaten in großartiger Organisation vor. Zuerst erfolgte ein Zufam- menprall mit dem Landungskorps, das auf dein Küstenstrich von Teke Burun ausgeschifft war. Ein furchtbarer, nicht zu hemmender Bajonett- Vorstoß auf die ganze ausgedehnte Front der feindlichen Reihen, — und ein ächzendes Zu- sammenbvechen folgte. Wer von den Gelande ten noch stand, wurde niedergeworfen, die Hauptmacht flüchtete in kopfloser Flucht ins Meer hinein. Wie nasse Ratten suchten die Ueberlebenden an Bord ihrer Schiffe hochzu- klettern, aber weit im Aegäifchen Meer trieben die englischen Khakiunifovmen. Nummer zwei kam an die Reihe. Die bei Ari Burun an Land gegangenen Truppen ver suchten geschlossen gegen die Türken vorzudrin gen. Da standen diese plötzlich in Schlachtord nung, Kommandos erschallten, und in das Krachen und Bersten der zermalmten Englän-i der mischte sich der Siegessang der türkischen Soldaten. Anfangs in Halbwegs geordnetem Rückzug, wich der Feind zur Küste zurück, und noch im Dunkel der Nacht rettete sich der größte Teil dieser feindlick-en Streitkräfte aus die Kriegsschiffe. Die übrigen, die die Nacht über sich auf diesem Küstenstrich zu halten suchten, wurden am nächsten Morgen von neu em unter Feuer genommen und zurückgedrängt I Mit Nummer drei und Nummer vier wur de ebenso summarisch verfahren. Die feind lichen Truppen, die bei Kumkale gelandet waren, wollten unter dem Schuhe ihrerKriegs- schiffe vorrücken, aber trotz der heftigen Be schießung von allen Seiten führten die türki schen Truppen ihren Angriff mit Erfolg durch und drängten den Feind an die Küste zurück. Der Feind hatte in wenigen Augenblicken hier 4 0 0 Tote, zahllose Gefangene blieben in tückischer Hand. Eine Abteilung muselmani scher Soldaten, die mit den Franzosen an die sem Küstenstrich ausgeschifft worden waren, gingen während der Kämpfe zu den Tücken über. Auch bei Kaba Tepe siegte das Halb mondbanner in glänzender Weife, eine Anzahl Engländer und Australier, darunter mehrere Offiziere, mußten sich ergeben. Die feindlichen Flotten hatten unterdessen das Feuer auf die Dardanellenbefeftigungen ausgenommen, aber die türkischen Batterien ta ten ihre gewohnte Arbeit. Ein feindliches Torpedoboot sank in die Tiefe, ein weiteres wurde zusammengeschossen und mußte nach Tenedos geschleppt werden, wo sich die stolzen Kriegsschiffe der Verbündeten nach und nach alle in mehr oder minder beschädigtem« Zustan de einfanden. Der gewaltige, mit so großen Mitteln unternommene Entscheidungskampf ist kläglich zusammengebrochen! Ruhe und Frieden liegt über den Darda nellen. Niedergeschlagen, di« dichten Reihen durch tückische Kardätschen gelichtet, wavten die Feinde in ihren Verstecken. Die tückische Son ne lacht heiß und freundlich auf die Stätten des Geschehens. Hochaufgetürmt aber liegen die Leichen englischer Soldaten am Land«, dis Wellen im Golf von Saros sind blutrot ge färbt. — Ist das das Ende? Auch die Russen beteiligten sich, indem sie mit ihrer Schwarzmeerflotte den Bosporus zu stürmen versuchten. Da sie anscheinend mit einem Sieg der Verbündeten vor den Darda nellen gerechnet hatten, wollten sie nicht zu rückstehen und gaben über ihre Aktion einen Siegesbericht aus, der ganz einzigartige Er folge meldet. ES heißt darin, daß als Folge der Beschießung starke Explosionen in dem ei nen der Focks beobachtet wurden. Die am Platz befindlichen tückischen Kriegsschiffe wur den beschossen und und gezwungen, sich zurück- zuziehen. Der türkische Panzerkreuzer „Tor- gud" beschoß die russischen Schiffe selbstredend ohne Erfolg. Die türkischen Torpedoboote, welche vorrückten, wurden durch das Feuer der russischen Schiffsgeschütze schnell vertrieben. Beobachtungen durch Wasserflugzeuge ergaben! die Genauigkeit des Feuers des russischen Ge schwaders. Tüchtige Leute, die Russen! Der «e«ste Bericht a«S dem türkische« Ha«ptq«artier. Das Große tückische Hauptquartier teilt unterm 27. April, 5 Uhr 25 Minuten nach mittags mit: Die User von Sighin Dere, west» lich von Sedul Bahr, sind vom Feinde ge säubert worden. Der Feind, der in der Nähe von Kaba Tepe gelandet war, bemüht« sich unter dem Schutze seiner Schiffe, sich in seinen VeckeidigUngsstellen zu halten. Heute früh nahmen unsere Truppen die genannten Stel lungen im Sturm, zwangen den Feind, sich auf der ganzen Front zurückzuziehen und füg ten ihm außerordentlich schwere Verluste zu. Ein Teil des Feindes, der nach dem Meere zu flieht, flüchtet in seine Schaluppen und ent fernt sich schleunigst. Diejenigen, die nicht fliehen könnnen, entfalteten weiße Fahnen und ergaben sich in Mengen. Wir stellten fest, daß ein feindlicher Transportdampfer von den Ge schossen unserer Artillerie getroffen wurde und vor Ari Burun sank. Eine in letzter Stunde, um Uhr nachmittags eingelrofsene Mel dung besagt, daß die feindlichen Streitkräfte, welche auf 4 Brigaden geschätzt wurden, an dep Küste von Kaba Tepe ins Meer getrieben worden sind. Ein feindlicher Kreuzer wurde mit zerbrochenen Masten und havariertem Hin terschiff nach Tenedos geschleppt. England gesteht zu. In dem englischen amtlichen Bericht, dec die Wiederaufnahme der Operationen vor den Dardanellen zugibt, behaupten die Engländer, daß die Landung ihrer Truppen geglückt seiS Sie verschweigen nur, daß die Soldaten eben so schnell, wie sie ausgeschisft wurden, auch wieder zur See zurückgeflohen sind. Es un terliegt keinem Zweifel, daß die fockdauernder« Kämpf« auch noch den letzten Rest der Angrei fer vertreiben werden. Ei» fMzSsWr Panzerkreuzer torMert. Brtndifi, 27. April. (Meldung der Agenzia Stefani). Der französische Panzerkreuzer „Leon Gambetta" ist gestern nacht 20 Meile» vom Kap Santa Maria Leuca von einem öster reichischen Unterseeboot torpediert worden. Ein Teil der Besatzung ist gerettet worden. „Leon Gambetta" ist ein französischer Panzer kreuzer aus dem Jahre 1901. Er hat eine Wasserverdrängung von 12 550 Tonnen, eine Länge von 146,5 Meter, eine Schnelligkeit von 22 Knoten, eine Besatzung von 704 Mann und ist bestückt mit vier 19,4-Zentimeter- und sech zehn 16,4-Zentimeter-Geschützen. Kap Santa Maria L^uca liegt an der Straße von Otranto. Es bildet die südlichste Spitze am Absatz des italienischen „Stiefels". Die Entfernung der Torpedierungsstelle von dem österreichischen Kriegshafen Pola beträgt in der Luftlinie nicht weniger als etwa 450 Kilometer, die das Unterseeboot zurückgelegt hat. Es han delt sich also um eine ganz beträchtliche Leistung. Aus der Angabe: „ein Teil der Besatzung konnte gerettet werden" ergibt sich natürlich, daß der französische Panzer nicht nur torpediert, sondern auch versenkt worden ist. Nahezu 6VV Mau« ertrunken. Brindifi, 27. April, 8 Uhr abends. Nach den bisherigen Feststellungen sind von der Be satzung des französischen Panzerkreuzers „Leon Gambetta" 108 Mann gerettet worden. Auch „Kronprinz Wilhelm" 1« Amerika interniert. Die Unmöglichkeit zu entkommen, hat, wie schon gestern gemeldet, den Kommandanten unseres Hilfskreuzer« „Kronprinz Wilhelm" zum Entschluß gebracht, sein Schiff in dem amerika nischen Hafen Newport internieren zu lasten, so daß er jetzt mit dem Hilfskreuzer „Prinz Eitel Friedrich" das Los teilt. Wenn auch damit seine ruhmreiche Laufbahn vorläufig abgeschlossen ist, so dürfen wir doch froh sein, daß dieses tapfere Schiff nunmehr für die Dauer deS Krieges vor feinen Verfolgern geschützt ist. Fliegerangriff auf -ie Maufergeweh rfastrik. Gtuttgart, 27. April. DaS Kriegsministerium teilt mit: Heute vormittag zwischen 9 und 10 Uhr flog ein französischer Doppeldecker, aus westlicher Richtung kommend, über Oberndorf, umkreiste mehrere Male die Stadt und warf vier Bomben ab. Davon fielen drei beim mitt leren, eine in daß obere Werk der Waffenfabrtk Mauser. Der Flieger wurde schon beim Anflug und dann beim Kreisen über der Stadt mit Geschützen und Maschinengewehren beschossen. Durch Bombensplitter wurden 6 Personen der Zivilbevölkerung, darunter einige Arbeiter, getötet und 7 schwer verletzt. Der Gebäude und Mate- rialschaden ist nur unerheblich. Der Betrieb der Waffenfabrik ist nicht gestört. Der Flieger ent- kam und flog in westlicher Richtung davon. Neue deutsche Fliegerbomben. Die „Franks. Ztg." meldet aus London: Gin englischer Feldpostbrief enthält interessante Ein- zelhetten über einen Angriff zweier deutscher Tauben auf AmienS. Die Deutschen verwende ten «inen ganz stacken Sprengstoff neuester Erfindung. 22 Häuser wurden Lerstört, 70 beschädigt, 30 Personen wurden getötet, andere verwundet. Wieder ei« e«glischer Fischdampfer torpediert. Wie das Reutersche Bureau meldet, wurde am Montag der englische Fischdampfer „Recolo" in der Nordsee torpediert. Neber da- KriegSziel sagte der frühere Staatssekretär Dernburg, Bel- gien kann nicht aufgegeben werden. Deutschland hat an und für sich nach Gebietserweiterung in Europa gestrebt. Belgien ist jedoch daS Haupt- sächlichste Ansfalltor für westdeutschen Handel und Industrie. Es ist daS natürliche Vorland deS Reiches und wurde mit unsagbaren Opfern an Gut und Blut erobert. Es bietet dem deutschen Handel den einzigen Ausweg nach der offenen See, und eS wurde in politischer Be- ziehung von England gegründet, erhalten und verteidigt, um den Deutschen diese natürlichen Vorteile vorzuenthalten. Belgien kann daher nicht ausgegeben werden. Wege« Spionage verhaftet. Der norwegische Ingenieur Munthe af Mor- genstierne, der als Zeichner bei der Mechanischen Werkstatt Kockuma in Malmöe angestellt war, ist wegen Spionage verhaftet worden. Er hatte sich mehrere Zeichnungen von Unterseebooten und Torpedobooten angeeignet und teilweise nach Norwegen gesandt. Er behauptet, die Zeich- nungen zu seiner Weiterbildung benutzen zu wollen. Da der Verhaftete vor einiger Zeit erklärt hatte, nach Amerika auSwanoern "zu wollen, schöpfte man Verdacht. Bei einer Unter suchung der Zeichnungen der Kriegsschiffe wurde der Diebstahl endeckt. Der Verhaftete ist der Sohn des Kommandanten der Festung Bergen- huS, Generals Morgenstierne. Die Afghanen gegen Indien? Die Mailänder „Unione" meldet aus Teheran: Bei Kharan tn Nordindien sind 18,000 bewaff- nete Afghanen vorgestoßen. Die englische Besatzung hat die Stadt übergeben. e s öffentliche Ltadtverordnetensitzung zu Hoheusteia-Srnstthal am 27. April im Sitzungssaals des Rathauses. Anwesend waren 21 Mitglieder. Am Rats tische hatten sich eingefunden die Herren Anger, Beck, Lange, Layritz, Müller, Reinhard, Schneider und Zwingenberger. Nach Verlesung des Protokolls wird in die Tagesordnung eingetreten. 1. Vauvorschriste« zum TeilbevaanagSpla« der „Nobi-wtese". Der Vorsteher, Herr Lohse, verliest die hier zu bestehenden Vorschriften und erwähnt, daß sich der Bauausschuß mit den Vorschriften befaßt und dieselben zur Annahme empfohlen habe. Daraufhin werden dieselben vom Kollegium ein stimmig angenommen. 2. Bewillig««! vea Koste« skr die Brotmarke«, av-gabe. Dazu erklärt der Herr Vorsteher: Die Brot- markenauSgabe hat bedeutende Kosten verursacht. Zwei Personen müssen immer tätig sein, die einen Wochenlohn von 20 Mark erhalten, zu dem noch 12 Mark Bcrechnungsgeld kommen. Die Wochenausgabe betrage durchschnittlich 40 Mark. Nach Angabe deS Herrn Stadtrat Zwingenberger, in dessen Händen das Reffort liegt, kann aber der Betrag nach vollendeter Ausgestaltung der Organisation möglicherweise auf 30 Mk. Wochen ausgabe verringert werden. Die Gesamtausgabe beträgt bis jetzt 338.40 Mark. Er verliest dazu eine amtliche Feststellung, in welcher Vorer- wähntes enthalten ist. Herr Stadtv. Lange macht den Vorschlag, die Brotkarten auf Monate auSzugcben, um so mit eine Ersparnis der Unkosten zu erwirken. Herr Stadtv. Teri zweifelt an der Möglich keit, daß die Macken auf 4 Wochen auSgegebcn werden können und glaubt, nachdem dem Er nährungsausschuß die Organisation der Brot- markenauSgabe soweit sorglich und vorteilhaft gelungen ist, daß sich auch die Kosten wesentlich verringern werden. Herr Stadtv. Grießbach hält die von ihm seinerzeit gemachte Anregung der längeren Zeit- dauer der Markenausgabe für angängig und wünscht, daß die Angelegenheit direkt an die Amtshauptmannschaft verwiesen werde. Nach unbedeutender weitererAussprache werden die Kosten bewilligt. Da zum 3. Punkt die Akten noch nicht vor liegen, weil sich der Rat mit der Frage des Gasanstaltserweiterungsbaues augenblicklich in einer Sitzung noch beschäftigt, führt die Zeit eine Zwischenerledigung herbei, die KenotviSnahmen betrifft und zwar: ES bestehe im Publikum vielfach die Meinung, daß die Gehälter der Herren Bürgermeister Dr. Patz nnd des RatSaffefforS Dr. Dirschau ungeschmälert weiter gezahlt werben. Herr Vorsteher Lohse gibt dazu bekannt, daß dies nicht der Fall ist, sondern daß den vorge- nannten Herren nach Aoanzierung im Felde und deS damit verbundenen Bezugs von OffizierSge- halt daS Zivilgehalt verringert worden sei. De« wetteren bespricht man eine Eingabe der Armenpfleger an das Stadtverordnetenkollegium, in welcher sie einen Artikel in der „Volksstimme" erwähnen, der sich mit der Angelegenheit ihrer Tätigkeit befaßt und tn der HauptfäHe ei Familie bespricht, die tn dürftigen Verhältnissen lebt. Zur Geschäftsordnung erklärt Herr Stadtv. Ebersbach, man möge im Interesse der breiten Oeffenttichkett die Angelegenheit in der geheimen Sitzung erörtern, da eS der Tharakler der Zett verbiete, Angelegenheiten in die Oeffentlichkit zu tragen, die/ein gutes Blut schaffen. ' Herr Vorsteher Lohse ist anderer Meinung und tritt entschieden sür «ine Aussprache ein, zu- mal der Artikel in einem öffentlichen Organ zur Sprache gebracht wurde und bei einem stillschwei genden Darüberhinweggehen den Armenpflegern da- Vertrauen geschmälert würde. Er verliest hierauf die Eingaben der Armenpfleger, die in haltlich die Angriffe in dem Artikel als haltlos zurückweisen. Da die Verdächtigungen der Armen pfleger nicht erwiesen sind, hält eS der Vorsitzende von größter Wichtigkeit, die Sache zu behandeln. Herr Stadtv. Grießbach erkennt an, daß die Armenpfleger überlastet werden und daß das Volk in einzelnen Fällen von den Wegen der Vernunft abgeht, aber verschiedene Sachen haben gelehrt, daß sich doch manches als Wahrheit er wiesen habe, aber leider mangelt eS an Beweisen, um an die Armenpfleger belastend herantreten zu können. Im übrigen habe er nicht vermutet, daß die Angelegenheit in heutiger Sitzung zur Sprache komme, sonst würde er sich mit Material versehen und darnach getrachtet haben, die betr. Familie ausfindig zu machen. ,, Herr Vorsteher Lohse kann die Meinung nicht teilen, sondern hält Herrn Grießbach vor, daß er al« Mitglied verschiedener Ausschüsse selbst wissen müsse, daß man von Ratswegen stets bestrebt gewesen sei, jede Mängel in der umfangreichen Unterstützungsmaßnahme zu be- heben. * Herr Stadtv. Grießbach entgegnet, daß seine Ausführungen keine Kritik der Verwaltungs maßnahmen haben sein sollen. Hiermit wird der Punkt als erledigt betrach tet und verabschiedet. 3. Ga-aastalt-erweiter««-Sbaa. Zur Orientierung der Erweiterung der Gas anstalt durch Umbau sind die dazu gehörigen Pläne aufgehängt. Herr Vorsteher Lohs.e be zeichnet diesen Punkt als ein Schwergewicht, das die Bürgerschaft schon seit langer Zeit in Atem halte und gerade ein derartiger Bau in so kriti scher Zeit bewege die Bürger besonders. Die Frage sei eine so bedeutsame, daß er es für glücklicher gefunden hätte, wenn man sich von oem Punkte heute hätte befreien können. Leider bedinge es der Umstand der zu geringen GaS- produltion, über den Erweiterungsbau zu ver handeln. Um nun diese Frage verständlich zu machen, verliest er den von Herrn Gasanstalts- Inspektor Martini angefertigten Erläuterungsbe- richt, der die Notwendigkeit des Erweiterungs baues mit voller Begründung vorsieht und einen Erläuterungsbericht zum Projekt selbst in sich schließt. Dem Bericht ist zu entnehmen, daß ein Bedürfnis zum Erweiterungsbau unbedingt oor- liegt, nicht allein des bedeutend höheren Gas verbrauches wegen, sondern auch deshalb, und vielleicht tn der Hauptsache, wegen der Gefahr, die droht, wenn bei dem mangelnden Raum die Gaserzeugung im steigenden Maße fortgeführt werden soll. Im Schlußwort sagt der Bericht, daß bei der Annahme diese« Projektes dem Herrn Gasanstaltsinspektor daran lag, die jetzt zum Betrieb gehörenden Gebäude und Maschinen ohne wesentliche Aenderungen zu erhalten und an Kosten dadurch auch sehr viel zu ersparen. Dieser Bericht wurde dem Gasanstaltsdirektor Herrn Wet ßkop f-Ehemnttz übersandt, der als Begutachter des Projektes gewonnen worden war. Das Gutachten desselben lautete dahin, daß der Zustand des jetzigen Betriebes der Gasanstalt unhaltbar geworden und der ganze Apparat infolge fortgesetzter Steigerung der Gaserzeugung überlastet sei. Selbst der tüchtigste und fähigste Betriebsleiter sei nicht imstande, bet diesen Zu ständen ohne Gefahr zu erzeugen, was die Stadt an Gas benötigt. Daß man bisher mit der kleinen Anlage ausgekommen ist, verdanke man einzig und allein der Umsicht und Tüchtigkeit des Leiters. Das Gutachten enthält ferner Betrachtungen über technische Verbesserun gen, hält in der Hauptsache die von Herrn In spektor Martini gemachten Vorschläge zur Ver vollkommnung sür angebracht, einiges dagegen für ungeeignet. Im großen und ganzen findet es Herr Weißkopf als unverkennbar, indem der Erläuterungsbericht die Erhaltung der gesamten Baulichkeiten vorsieht, daß der Stadt eine große Ersparnis erwächst. Er empfiehlt dann noch, die Errichtung einer Ammoniakerzeugung in Wegfall zu bringen und die Vergebung der Arbeiten ge trennt zu halten. Im Erwiderungsschreiben erklärt sich Herr Inspektor Martini mit dem Wegfall verschiedener von ihm vorgeschlagener Neuerungen einverstan den, betont aber, daß während des Baues ihm ein Assistent beigegeben werden möge, der dann dauernd angestellt oder durch einen Werkführer ersetzt werden kann. Dieser Vorschlag ist jedoch tn daS Belieben deS Kollegiums gestellt. In der wetteren Aussprache erwähnt Herr Vorsteher Lohse noch, daß sich der GasauS- schuß wiederholt mit der Sache beschäftigt habe; im Interesse des Kollegiums selbst liege e« aber, nur Uber die Grundfragen zu beschließen. Er verliest daS Protokoll der Ratssitzung, die vorher tattfand und gibt bekannt, daß der Rat den so- ortigen Angriff der Erweiterungsbauten gegen )te Stimmen der Herren Anger und Lavritz ab lehnt. In der Hauptsache wird der Beschluß damit begründet, daß infolge des Krieges die Baukosten sich wesentlich steigern «erden und man erst sehen will, ob e« vielleicht doch durch irgendeine Vereinfachung möglich sei, den Betrieb in dem beschränkten Maße wenigstens bis zur Beendigung de« Kriege« weiterzuführen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)