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WEM-GOW Anzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mttelbach, Ursprung, Kirchberg, Erllmch, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der „Hohenstein-Ernstthalc-r Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn» und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet freier Lieferung ins Haus Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäfts» pellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgege» Ai Silage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzeigengebühr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die rgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Unendlich Schweres stehe den verbündeten Heeren auf den westlichen Kriegsschauplätzen bevor. Die einzige Hoffnung auf einen schnellen Fortgang im Westen klammere sich daran, daß die neuen englischen Truppen, die viele Tausende betra gen sollen, ins Feuer kommen. Die Englän der wiegen sich in dem Glauben, daß Joffre eine sehr starke Reserve zurückgehalten habe, um bei dem endgültigen Schlag gegen den schwächsten Punkt der deutschen Front dann zu sammen mit den inzwischen ausgebildeten eng lischen Armeen eine plötzliche und einschneiden de Veränderung der gegenwärtigen Lage zu erzwingen. Nun ist allerdings bekannt, daß die Engländer andauernd Anstrengungen ge macht haben, um neue Heere aufzubringen, es sind auch tatsächlich einige neue Formationen aufgestellt worden, aber man darf sich keine übertriebenen Vorstellungen von der Kampf kraft dieser Leute machen. Die Anwerbung bat trotz der klingenden Versprechungen nur den Auswurf des englischen Pöbels unter die Fahnen geführt. Dagegen haben wir in Deutscblcmd in aller Stille ebenfalls Truppen ausgebildet, Leute, die aus glühender Liebe zum Vaterlande be reit sind, ihr Leben in die Schanze zu schla gen. Engländer wissen das selbst; denn oben batten sie großspurig erklärt, daß es ihnen ge lungen sei, sechs neue Armeen zu je drei Ar meekorps zu bilden, als ihnen holländische Blätter die Nachricht vorsetzten, daß in Deutschland den Militärbehörden Anfang De zember, abgesehen vom Landsturm, folgende Re serven zur Verfügung gestanden hätten: drei Armeekorps in der Reichshauptstadt, etwa 740 000 Mann in den übrigen größeren Städ ten des Landes; in anderen Städten in den Provinzen würden ebenfalls kleinere Verbände versammelt und müßten den obigen Zahlen bmzugefügt werden, wodurch die Gesamtsumme auf mindestens 1 Million Mann steige. Dazu kommt noch, erzählt das holländische Blatt den Engländern, der Jahrgang frischer Rekru ten, der eine weitere Million beträgt. Die An gaben dieses anscheinend gut unterrichteten Blattes sind nach der „Köln. Ztg." schwerlich zu niedrig gegriffen. Der französische Truppenersatz ist völlig er schöpft. Den Plan, noch mehr exotische Figu ren auf das europäische Kampfschachbrett zu stellen, haben die Franzosen bald fallen gelas sen, das heisere Husten der erkälteten Wüsteu- söhnc macht eine schauerliche Trauermusik zu den verzweifelten Anstrengungen der verbünde ten Gegner. Nun haben in ganz Frankreich die Rekrutierungsarbeiten für die Jabresklasse 1916 begonnen. Die Untersuchungskommissionen haben zwar den Auftrag erhalten, nur solche Leute in die Armee einzustellen, welche trotz ihrer Jugend die Strapazen des Feldzuges auszuhaltcn vermöge»'.. Die Väter und Mütter in Frankreich aber und selbst die eingezogenen Knaben selbst wissen, daß es nur ein großes Sterben geben wird. Ueber den Verlauf des Krieges sollen in» englischen Oberhaus in der bevorstehenden Sit zung an Kitchener Anfragen gestellt werden. Man kann auf die Erklärung gespannt sein, denn nach den andauernden See-, Land- und Luftniederlagen ist die öffentliche Meinung in England sehr gereizt. Auch über die Rekru tierung und Aufstellung der neuen Armeen wird man Näheres erfahren. Um die Angst der Engländer von neuem der ganzen Welt zu zei gen, soll auch die Lage der Zivilbevölkerung im Falle einer deutschen Invasion besprochen werden, die Regierung soll ausgefordert wer» den, endlich einmal klare Auskunft zu erteilen. Der deutsche GemaWsSericht. (W. T. B.) Großes Hauptquartier, 6 Jan., vormittags. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Die Franzosen setzten gestern die planmäßige Beschießung der Orte hinter unserer Front fort. Ob sie damit ihre eigenen Landsleute obdachlos machen oder töten, scheint ihnen gleichgültig zu sein; uns schadet die Beschießung wenig. Bei Souain und im Argonnerwalde bemäch tigten wir uns mehrerer feindlicher Schützen gräben, schlugen verschiedene feindliche Angriffe zurück, machten 2 französische Offiziere und über 200 Mann zu Gefangenen. Auf der viel umstrittenen Höhe westlich Senn» him faßten die Franzosen gestern früh erneut Fuß, wurden aber mit kräftigem Bajonettangriff wieder von der Höhe geworfen und wagten keine neuen Vorstöße. 50 Alpenjäger wurden von uns gefangen genommen. Oestlicher Kriegsschauplatz. An der Ostgrenze und im nördlichen Polen auch gestern keine Veränderung. In Polen westlich der Weichsel stießen unsere Truppen nach Fortnahme mehrerer feindlicher Stützpunkte bis zum Suchaabschnitt durch. 1400 Gefangene und 9 Maschinengewehre blieben in unserer Hand. Auf dem östlichen Pilica-Ufer ist die Lage unverändert. Oberste Heeresleitung. Ter ijsterreWsch-nugarifcht Generalstabsbericht. (W. T. B.) Wie«, 6. Jan. Amtlich wird verlautbart: Die nun schon mehrere Monate mit wechselndem Erfolg geführten Gefechte im karpathischen Waldgebirge dauern an; sie charak terisieren sich als Unternehmungen kleineren Stils in getrennten, einsamen Tälern. In den letzten Tagen durch Eintreffen von Ergänzungen ver stärkt, versucht der Feind, in einzelnen Flußober läufen durch Vorstöße Raum zu gewinnen. Westlich des Uschoker Passes und in den Ostbes kiden herrschte Ruhe. An der Front nördlich und südlich der Weichsel war gestern Geschützkampf Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Höser, Feldmarschalleutnant. Die Gefechte im deutsch-französischen Grenzgebiet. Die Kämpfe im Oberelsaff dauern mit un verminderter Heftigkeit an. Die Franzosen suchen mit aller Gewalt und scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste die Stadt Sennheim in Besitz zu bekommen. Die Stadt liegt nur acht Kilometer von Mülhausen entfernt und ist ohne Zweifel eine strategisch sehr wichtige Position. Unsere Truppen setzen darum auch alles dar an, die französischen Angriffe zum Stillstand üU bringen. Wiederholt ist es nach tagelan gen Artilleriekämpsen zu Bajonettangriffen ge kommen. Nach den letzten Berichten waren unsere Waffen erfolgreich. Die Kämpfe dürf ten aber in den nächsten Tagen noch andau- crn. Auch in der Richtung auf Altkirch ent wickelt der Feind wieder lebhafte Tätigkeit, ohne allerdings den vielumstrittenen Ort in seinen Besitz bringen zu können. Das Streben des gegnerischen Hauptquartiers, vom Oberel saß aus nach dein Oberrhein durchzustoßen, ist demnach unverkennbar. Die seit mehr als acht Tagen geführten heftigen Gefechte haben jedoch den Franzosen keinen entscheidenden Gewinn gebracht, so daß wir mit voller Ruhe und mit' unerschütterlichem Vertrauen aus die bewährte Widerstandskraft unserer heldenmüti gen Grenzfchutztruppen den weiteren Ereignissen entgegensetzen können. Auch auf der Front zwischen Nancy und Reims ist es anscheinend zu heftigen Gefechten gekommen. Die Franzosen behaupten, im Rau me von St. Mihiel durch Wegnabme eines Steinbruchs und einiger Schützengräben einen Vorteil errungen zu haben, während wir im Argonner Walde und hei Souain an der wich tigen Straße nach dem befestigten Lager von Chalons Fortschritte erzielten. Nach französi schen Nachrichten sollen übrigens größere deut ßhe Operationen gegen St. Mihiel zu erwar ten sein, so daß die Franzosen dort voraus sichtlich bald ihrer Teilerfolge wieder verlustig gehen werden. DaS Wetter auf dem westlichen Kriegsschauplatz ist übereinstimmenden Berich ten aus allen Lagern zufolge derart schlecht, daß die beiderseitigen Truppen im allgemeinen zu einer gewissen 'Untätigkeit verurteilt sind. Alles in allem muß die Lage als unverändert und nach wie vor für uns günstig angesprochen werden. Die Kriegführung wird leider von unseren Feinden mit jeder Woche rücksichtsloser betrie ben. Der deutsche Generalstabsbericht meldet schon seit Tagen, daß die französische Artillerie systematisch die Orte hinter der deutschen Front zerstört, ohne Rücksicht aus die Zivilbevölkerung. Der Zweck dieser Hebung ist nicht recht klar. Man kann aber wohl annetzmen, daß der Feind uns dadurch die Verpflegung der in der Front liegenden Truppen und die Versor gung und Wegschaffung der Verwundeten er schweren will. Es ist Wohl nicht ausgeschlossen, daß mit der Zeit Gegenmaßregeln unsererseits erforderlich werden. Dir Schuld daran, daß humane Erwägungen immer mehr aus der Kriegführung ausscheiden, trägt der Gegner. Nach der Erklärung des französischen Minister präsidenten, daß der Krieg ohne Gnade geführt werden müsse, nimmt dies allerdings nicht wei ter wunder. Offensive des linken deutschen Flügels Von der holländischen Grenze meldet die „Köln. Ztg.": Der Berichterstatter der „Times" in Nancy meldet, daß nach den von Fliegern überbrachten Nachrichten aus Metz die Deut schen auf dem nördlichen Teile der Front sich neuerdings zum Vorgehen rüsten. In Metz und Straßburg würden starke Truppenteile zu sammengezogen. Mehrere Regimenter, die im Norden bei Wern gekämpft hätten, sind nach der Festung Metz gebracht worden. Vor der Stadt sind neun Erdwerke hergerichtet worden. Es wird auch eine neue Eisenbahn gelegt, die möglicherweise zur Beförderung von schweren Geschützen nach St. Mihiel bestimmt ist. Die französischen Verluste. Der „Krewzzeitung" wird von ihrem Brüste- ter Korrespondenten gemeldet: In amtlichen französischen Kreisen wird der französische Ge samtverlust vom 4. August bis 20. Dezember auf nahezu eine Million Tote, Verwundete und Gefangene angegeben, darunter 20 000 Offiziere. Die Gchützengräbensreundschaft verboten. In der letzten Zeit brachten die Zeitungen mehrfach Schilderungen von friedlichen Annä herungsversuchen zwischen den Schützengräben der Deutschen und der Franzosen. Daß dies Fraternisieren seine bedenklichen Seiten hat, wird jedem einleuchten; denn der Krieg ist kein Sport, und man muh mit Bedauern feftstellen, daß diejenigen, die diese Annäherungsversuche ausführten oder unterstützten, den Ernst der Lage offensichtlich verkannten. Dieter Erwä gung hat sich auch die oberste Heeresleitung nicht verschlossen. Durch Armeebefehl vom 29. Dezember ist das Fraternisieren und überhaupt jede Annäherung an den Feind im Schützen graben verboten; jede Zuwiderhandlung wird in Zukunft als Landesverrat bestraft. Weitere Fortschritte im Mn. Während an der ostpreußischen Grenze, im nördlichen Polen und au der Pilica die Lage unverändert geblieben ist, machten unsere Trup pen westlich der Weichsel, auf Warschau zu, Fortschritte. Mehrere feindliche Stützpunkte wurden von den Unseren erobert, 1400 Ge fangene, neun Maschinengewehre fielen in un sere Hand, bis in den Suchaabschnitt wurde vorgedrungen. Die Sucha ist ein Nebenfluß der Bzura. Da unsere Truppen in Humin standen und die Sucha seäbs Kilometer von dort ihren Lauf durch .Hügelgelände nach Nor- den nimmt, so werden die genommenen Stütz punkte in diesen Hügel» gelegen haben. Der deutsche Vorstoß macht also von Borzpmow, Humin, Bolimow Fortschritte in der Richtung der Eisenbahn und der Hauptstraße über Blo- nic und GrodmS aus Warschau. Die Sucha ist noch 35 Kilometer von Warschau entfernt. Die Russen machen die größten Anstrengungen, unseren Vormarsch gegen Warschau aufzuhal- ten, denn sie unterschätzen die Bedeutung einer Eroberung dieser Festung durch die Unseren nicht, wissen auch, einen wie niederschmettern den Eindruck der Verlust der alten Polen- Hauptstadt auf die verbündeten Engländer und Franzosen machen muff. Jeder Widerstand bricht unter dem unaufhaltsamen Vordringen unserer Truppen zusammen. Wie lange nock, und es werden unsere j2-Zcntimcter Brummer ihr dröhnendes und siegreiche? Wort vor War schau sprechen. Das Schicksal der Festung ist besiegelt. Ueber die Lage in Galizien «nd in den Karpathen wird mitgeteilt, daß die Kämpfe unserer Ver bündeten gegen die Russen an den Flüssen Ni da und Dunajec mehr und mehr einen steti gen Charakter angenommen haben. Alle rus sischen Angriffe konnten hier zurückgeschlagen werden. Nicht nur die österreichisch-ungarisöben auch die russischen Streitkräfte nehnien stark befestigte Stellungen ein, so daß auch sie nur schwer anzugreifen sind. Es schließt sich an der Bialaffuß, die Gegend von Gorlice und der Karpathenkamm. Die Russen richten ihre Anstrengungen hauptsächlich gegen den Winkel von Gorlice, aber sie sind vergeblich, alle ihre Angriffe sind bisher zerschellt. Die Kämpfe in den Karpathen sind zum größten Teil von nur geringer Bedeutung, es handelt sich zu meist um belanglose Episoden, um Einbrüche von Kosaken, doch stoßen alle Bewegungen in den jetzt verschneiten Bergen auf große Schwie rigkeiten. Eine Gefahr würde nur darin lie gen, wenn es den Russen gelänge, im Dukla- iaß durchzubrechen. Aber diese Gefahr liegt ern, da die Russen hier abgedrängt werden onnten. In Serbien stehen neue Operationen bevor, denen die Verbündeten mit großer Zu versicht entgegenblicken, da sie mit erheblich ver stärkten Kräften unternommen werden.