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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191410310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-31
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.10.1914
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„Cher Papa, so schieb doch endlich ab — wir brennen vor Ungeduld — wie lautet denn die Nachricht?" „Habe ich das noch nicht gesagt?" ries Chaboutain und langte nach dem Briesblatt. „Nun, einige Meilen von hier sind die ersten deutschen Ulanen erschienen! Freund Dubois schreibt mir dies, er hat's aus sicherer Quelle —" Frau Chaboutain stieß einen Schreckensrus aus, in den Margot und Angeel einstimmten. „Die Feinde kommen!? Herr des Him mels, dann sind wir verloren!" rief die Mut ter und ihr Doppelkinn zitterte vor Aufregung. „Ja, dann sind wir verloren," echoten Mar got und Angeel, „denn die Deutschen sollen wahre Banditen sein, sagt man." Louison aber sprudelte: „Wir? Gott be wahre, so schlimm wird's nicht gleich werden. Aber unsere Trauben werden verloren sein! Die Deutschen werden unsern Weinberg plün dern —" „Das war mein Gedanke!" fiel Chaboutain ein und fuchtelte erregt mit der Hand in der Luft. „Daher: schnell, schnell in den Wein berg! Wir müssen die Trauben noch vor Ankunft der Deutschen bergen!" Dies leuchtete allen ein. Selbst der Mut ier, schwerfällig und angsterfüllt, wie sie war, Ivar der Gedanke ein mächtiger Sporn. Ja, nur rasch in den Weinberg, nur rasch die kost baren Trauben pflücken, nur rasch, damit nicht noch die Ulanen kamen! Zehn Minuten später war im Weinberg die Lese bereits im vollen Gange. Chaboutain, Frau Jeanette, Louison, Margot und Angeel, alle pflückten, pflückten. Der sonnenklare Morgen und der herr liche Garten, wo durch grüngoldiges Laub blaue, grüne und goldfarbige Prachttrauben in verschwenderischer Fülle blinkten, dazu die Hast der Arbeit, verscheuchten gar bald die ge lvitterschweren Gedanken, die vorhin in allen aufgestiegcn waren. Die Hellen Kleider der Mädchen lugten durch das Laubwerk; die muntere Louison hatte die Lachlust der Schwe stern bereits wieder geweckt; Neckreden erschol len; manche Beere verschwand im rosigen Mäulchen und die Körbe füllten sich über raschend schnell mit den köstlichen Früchten. Da ertönte plötzlich von unten herauf: „Bon jour Francais!" Im Weinberg antwortete ein Heller Schrei. Eine kleine Ulanenpatrouille, mit einem Leutnant an der Spitze, war es. Prächtige Gestalten, aber heiß vom Ritt und die Zunge klebte. Und oben die schönen Trauben! Ein Blick — dann stimmte eine kräftige Ulanenstimme an nach bekannter Melodie: „Was blinkt dort von der Höh'? Was blinkt dort von der Höh'?" Und nun fiel die ganze kleine Schar ein: „Was blinkt dort von der Höh'?" „Halt!" kommandierte der Leutnant, den die Trauben gerade so lockten, wie seine Sol daten. Er winkte zwei heran — biedere Hand- Werker in Friedenszeit — und erteilte ihnen einen kurzen Befehl: „Aber bar bezahlen!" Inzwischen schwebte die Franzosensamilie im Weinberg in Angst und Schrecken. Chaboutain hatte bei dem plötzlichen Er scheinen der deutschen Ulanen das Schlottern bekommen. Er fürchtete nicht allein für seine Trauben, er fürchtete auch, daß jeden Augen blick er und die Seinen niedergeknallt würden. Aschfahl im Gesicht, versuchte er indes äußerlich seine Ruhe zu behaupten und pflückte weiter. Anders Frau Jeanette. Bei dem Gruß der Feinde war sie entsetzt zurückgetaumelt und Schutz suchend hinter die gefüllten Körbe retiriert. Dick wie sie war, hatte sie bei der Retirade zwei Körbe umge worfen und hockte nun am Boden, die Früchte wieder einzusammeln. Ihr Busen wogte, ihr Doppelkinn schlotterte; das Haupt geduckt, als erwarte sie den Gnadenstoß, hockte die Aermste da und rief insgeheim Peter und Paul und andere Heiligen um Schutz an. Wie zwei verschüchterte Gazellen äugten da gegen Margot und Angeel durch die Spaliere auf die deutschen Ulanen herab. Ihre Herz chen pochten in Furcht und Neugierde. Und noch anderes ließ sie lauter schlagen: das Be dauern, daß diese schmucke Schar ihre Feinde waren. Louison aber, die kecke Louison, hatte sich als Zielscheibe ihrer Blicke den Leutnant er kiest. Und siehe da, aus der Zielscheibe ward slugs eine Augenweide, die in dem heißen Herzen der jungen Französin allerhand unver nünftige Regungen weckte. Wie fortgeblasen waren darüber Angst und Schrecken — welch ein hübscher, schneidiger Mann dieser Ulancn- leutnant war! Schade, daß sie so böse Menschen sein sollten, diese Deutschen! Sonst, ja sonst — ach, wie gern hätte Louison dem Leutnant die schönste Traube geschenkt! Ja, die Trauben! Auf diese hatten es die Ulanen offenbar abgesehen. Begehrlich sa hen alle zu den Trauben hinauf. Nun mach ten sie Rast. Und nun? Nun befahl der i Leutnant. Was? wußte Louison, da sie I deutsch nicht konnte, nicht. Großer Gott, am ! Ende — — ein heftiger Schrecken packte sie — geschah nun gar, Ivas sie alle gefürchtet. Die Deutschen würden den Weinberg plündern und — — schaudernd hörte Louison im Geiste schon ihr Todesröcheln . . . Zitternd sah sie jetzt die abgesandten Ula nen den Hügel Hinanstürmen und in den Weinberg hinein — Chaboutain, das Gesicht aschfahl, wollte ihnen entgegentreten, wurde aber von seiner Frau am Rockschoß zurückgehalten. Wie ängst lich flatternde Vögel drängten sich die drei Mädchen aneinander — „Donnez des raisins!" (Gebt Weintrauben!) riefen die Ulanen und zogen ihre Portemonnaie. Einen Augenblick waren die Chaboutains wie erstarrt; sie glaubten ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Im nächsten war der Bann gelöst. Frau Jeanette ließ ihren Mann los, in dessen Gesicht die Farbe zurückkehrte. Ueber die Gesichter der Mädchen aber huschte der Mutwille wie Sonnenlichter. Im Husch, im Nu brachten sie Trauben herbei. „Kosten Sie, Messieurs, ob sie munden!" rief Louison und zielte schalkhaft lächelnd mit den einzelnen Beeren nach den Ulanen hin. Gutmütig gingen diese auf den Scherz ein. „Wie könnten sie anders schmecken als süß, da sie von der Demoiselle kommen?" Und blitzgeschwind verschwanden die Beeren zwi schen den bärtigen Lippen. Chaboutain aber eilte den Hügel hinab und brachte dem Leutnant eigenhändig die schönsten Trauben. „Eine köstliche Labe. . ." nickte der Ossi zier, — „hier Euer Lohn." Damit drückte er dem überraschten Wein gutsbesitzer ein Goldstück in die Hand. Einige Minuten später war die Stelle, wo die deutsche Ulanenpatrouille Rast gemacht, leer. In der Ferne hallte das Trappeln ihrer Pserde, glänzten ihre Lanzenspitzen im Son nenstrahl. Droben im Weinberg aber standen die Chaboutains und sahen den entschwinden den Reitern nach und konnten sich noch nicht von ihrem Erstaunen erholen. Als aber gar Chaboutain den Seinen das Goldstück zeigte, das der Leutnant ihm zum Lohn gegeben, da schlug Louison die Hände zusammen und ries und alle stimmten mit ein: „Was sind doch die Deutschen für präch tige Menschen, sind doch nicht die Banditen, von denen uns erzählt wurde." Und Louison ries: „Und was für ein schöner Mann der Herr Leutnant! So einen schönen gibt's in ganz Frankreich nicht!" „Str Wie der „Korrespondent für Deutschl. Buchdr." mitteilt, ist jetzt die Feldnummer 2 des Militärwochenblattes „Der Landsturm", das von Leipziger Buchdruckern in Vouziers (Frankreich) im Landsturmdienste herausge geben wird, erschienen. Die neueste Nummer trägt in sinnvoller Weise den Ausgabevermerl „Am Jahrestage der Völkerschlacht bei Leip zig" und ist vom 18. Oktober 1914 datiert. Der Inhalt dieses merkwürdigen Kriegsboten ist, wie schon in der ersten Numnier, belehrend, erl)ebend, und im Inseratenteil sogar ein Be weis frischen Soldatenhumors, wie er von Herzen allen unsern tapferen Freunden im Fel de zu wünschen ist. In einem schwungvollen Gedichte wird die traurige Rolle Englands im jetzigen Weltkrieg in zündender Weise beleuch tet, im folgenden Leitartikel, dessen Verfasser Meyer zweisellos ein hochgebildeter Mann mit umfassendem historischen und philosophischen Geist ist, wird die innerliche Bedeutung deS jetzigen Weltkrieges für Deutschlands Zukunft vor Augen geführt. Dann folgen noch kleinere Abhandlungen, u. a. über ein Zusammentref fen des deutschen Kaisers mit einer französi schen Greisin, die schon im Kriege 1870 dem Kaiser Napoleon in Donchery in ihrem Hause Unterkunft bot. Ferner wird m einem Feuil leton der Wachtdienst des Landsturmbataillons Leipzig geschildert. Und der „Feldpost" wird nachgesagt, daß sie nur deshalb blau und nicht grau ausgerückt ist, weil man sie sonst überhaupt nicht sehen würde. Und so geht es weiter in bunter Abwechslung, für Verstand, Herz und Gemüt erfrischende Labung bietend, bis zur sehr begreiflichen Randbemerkung am Schluffe, daß Leipziger Liebesgaben mit Sehn sucht erwartet und dankend vom 1. Land- sturm-Jnsanteriebataillon Leipzig angenommen werden. Wie uns von einem der „Landsturm"- buchdrucker noch mitgeteilt wurde, treffen sich die Kollegen oft bis zu zehn Mann in der Druckerei und studieren mit Wohlbehagen den jetzt regelmäßig durch überwiesenes Postabon nement eintreffenden „Korr.". In den vier Kompagnien des Bataillons sind ungefähr 25 Buchdrucker, und es geht unter ihnen von Mund zu Mund, wie es in Deutschland und in seinem Buchdruckgewerbe ausfieht. — Wen den wir uns von diesem beinahe idyllischen Schauplatz buchdruckerlicher Kriegsarbeit im Westen nach Osten, so finden wir, daß auch hier Buchdrucker ihre merkwürdigen Erlebnisse haben. So schreibt z. B. ein russischer Buch drucker, der als Reservist im Alter von 25 Jahren nach Moskau einrllcken mutzte, um ge gen Deutschland mit ins Feld zu ziehen, aus einem Lazarett in Elbing, wo er als Gefan gener und Verwundeter von schweren Ver letzungen geheilt wird, die ihn, kdine deutsche Kugel, sondern ein russischer Offizier beibrach te, an seine Eltern in Moskau u. a. folgen des: „Im Eisenbahnwagen befand ich mich unter freundlichen Deutschen, ebenfalls Vei- wundeten, es waren 15; im ersten Augenblicke war es mir befremdend als einziger unter ihnen. Hier begann schon für mich ein neues Leben. Es war mir so gut, so warm, rings um freundliche Gesichter; kein Aushöhnen, noch Beleidigendes an meine Adresse habe ich wahr nehmen können, dagegen eine gegenseitige Be- mitleidung der Lage. . . . Unser Zug hielt aus irgendeiner Station, wo ringsum neue Gesich- ler in die Wagen Kaffee, Kakao, Schokolade, Butterbrote, verschiedene Zigarren, Zigaretten, Früchte und vieles andere verteilten. Natür lich haben alle deutschen Verwundeten mit mir geteilt; ich habe Zigarren geraucht, gegessen, was nur da war und gereicht wurde. Hier habe ich immer mehr meinen gewesenen Feind — jetzt kann ich sie nur Brüder nennen — kennen gelernt. So fuhr ich 12—14 Stunden bis zum Orte, wo ich mich augenblicklich be finde. Auf jeder Station meiner Fahrt hat man mich sehr gut verpflegt, und ich fühlte 2 paar trockene-Semmeln, denn wir sind hung rig Zu unsern Füßen liegt ein Wirrwarr von Gerätschaften, Bänke, Stuhle, Kommoden fächer, Fensterscheiben, Matratzen, Bilder und Scherben. Ich kann das Kaiserbtld, dem die Augen ausgestochen sind, nicht länger ansehen und breite eine danebenliegende Wattdecke darüber. Nachdem wir ausgeruht hatten, machten wir uns daran, das HauS zu finden, in dem wir wohnten. Wir stiegen über Schutt, Möbel und Steine und gelangten wirklich zu unserm Hause. Es war ohne Dach, der Balkon hing wie eine Fahne herunter, die Fenster waren zerbrochen, eine Hausecke fehlte und man sah in die Küche unserer Zimmernachbarn, die schon zurückgekehrt waren und weinend bei ihren wenigen noch gebrauchsfähigen Hab seligkeiten kauerten, nicht wissend, was sie eigentlich beginnen sollten. Ein pestialischer Gestank von Brand, Unrat und allem mög lichen erfüllte die traurige Stätte. Mein Vater sagte gar nichts, ballte nur ab und zu die Faust und murmelte eine Verwünschung. Meine arme Mutter, die totmatt war und die ich stützen mußte, weinte nur immer vor sich hin. Ernst kam weinend hinterher, er war mehrmals gestürzt und hatte blutende Risse und Beulen. Wir durchschritten die vor Unrat strotzende Hausflur, begaben uns die noch vollständige Treppe hinauf und gelangten in unsere Wohnung, ohne die Tür öffnen zu brauchen. Denn es gab keine, die rohen Horden hatten sie einfach aus den Angeln gerissen und fortgetragen. Und die Wohnung selber! Oben keine Decke, kein Dach, nur den Nacht himmel mit Mond und Sternen. Alles Möbel lag untereinander, teilweise verbrannt oder zertrümmert. Der Wäschespind war erbrochen, Mutters Bettwäsche, Hemden, Decken waren geraubt. Die Tapete in Fetzen abgerissen oder durch Feuer versengt und angeschwärzt. Der Spiegel war zersplittert. DaS Sofa war ausgeschnitten und das Werg teilweise herauS- geriflen. Einfach zum Heulen! sagte der Vater. — Was nun weiter wird? Wir wissen eS nicht. Zunächst dürfen wir gar nichts unternehmen. Tag für Tag wird Schutt auf geladen. Ich schreibe dir, sobald ich wieder vazu komme. Viele Grüße an alle dein Freund Hermann B. MWWe AkMil. Gchtehkaaone. Wer möchte heute nicht eine Schießkanone haben? Tine sehr einfache kleine Kanone, die freilich nur aus einem Rohr besteht, können sich meine tapferen jungen Freunde ohne Mühe selbst Herstellen. Man braucht mir über eine alte Metallfederhalterröhre zu verfügen, die aber nur an einem Ende offen sein darf. Dann brauchen wir etwas Kork und eine Spiritusflamme. Will Mutter uns eine solche nicht bewilligen, so können wir auch unsere kleine „Kanone" einfach über die Lampe halten. Allerdings, wir dürfen sie weder dort noch am Spintus mit den Händen anfaffen, wir würden uns sonst arg verbrennen, denn es gilt, die Metallröhre stark zu erhitzen. Also fassen wir mit Hilfe einer Kneifzange an. AuS Kork, Hollundermark oder einem ähnlichen Material schnitzen wir unS einen passenden, fest schließenden Pfropfen für die Röhre. In die Röhre wird etwas Wasser getan und dann der Pfropfen aufgesteckt. Nun fassen wir die Röhre mtt der Zange und hatten sie über die Spiritus- oder Lampen flamme. Das Ende mit dem Korkverschluß sei ein klein wenig höher gehalten, als daS andere. Durch die Flamme wird das Wasser in der Röhre derart erhitzt, daß es sich in Dampf verwandelt. Da dieser sich aber mehr und mehr ausdehnt, so braucht er auch immer mehr Raum. Wird ihm nun die Röhre zu eng, so schafft sich der Dampf gewaltsam Platz, indem er den Pfropfen hinaustreibt. Dieser fliegt wie die Kugel au« dem richtigen Kanonenrohr davon. Nun ist unsere Kanone freilich nicht, wie es richtig wäre, mit Pulver geladen. Uns ersetzt eben der Wafferdampf das Pulver, und dabei ist unS das Ganze noch zugleich ein interessantes physikalische« Experiment. Wir können nämlich die für die Technik so wichtige Tatsache beobachten, daß der Wafferdampf sich auSdehnt und eine große treibende Kraft besitzt. MtthandSMeundBtWftWWU. Von Eva-Marie Stosch. (Nachdruck verboten.) Ka»pss»iel. Der Franzose im Westen, der Ruffe im Osten, auch die anderen kecken Feinde, sie werden alle erfahren, waS es heißt, mit Deutschen anzubinden — zum Teil haben sie es schon gemerkt. Der Krieg bewegt, erfüllt alle Gemüter; was können rechte Jungen heute anderes spielen, als Krieg? Also da sind zwei Buben, die wollen eine Schlacht zwischen Deutschland und Rußland zum Austrag bringen. Recht so — spielt, daß der eine von euch unsere deutsche, der andere die russisch« Heeresmacht vorstellt. Da aber wohl keiner gern Russe sein möchte, nmß hier daS Lo« 3 entscheiden. Danach ist ein Schiedsrichter und der Kampfplatz zu wählen, auch sind die Waffen herzustellen. Da nun unser Krieg aber doch Spiel, nicht blutiger Ernst ist, so rate ich, für den Kampfplatz einen weichen Wiesengrund oder im Hause einen Teppich zu bestimmen. Und als Waffen mögen Knittel dienen, die au« einer großen Zeitung oder einem Bogen Packpapier zusammengedreht sind. Jetzt verbindet der Schiedsrichter am Kampfplatz den beiden Streitern die Augen; sie dürfen kein bißchen sehen können. Danach legen sie sich lang auf dem Boden nieder, die Köpfe einander zugewendet. Der Schiedsrichter gibt ihnen die richtige Lage und fügt ihre linken Hände ineinander. In die Rechte drückt er jedem einen der Papier knittel. An den linken Händen müssen die Kämpfer einander während des ganzenKampses festhalten. Der Richter ruft jetzt einen der beiden mit Namen: er darf zuschlagen und soll den Kopf des Gegners treffen. Er fragt also: „Wo bist du?" — „Hier," antwortet der Gefragte, wendet aber sogleich nach der Antwort den Kopf fort. Der erste Spieler schlägt nach der Richtung, aus der die Stimme kam, und ist der andere im Fortwenden des Kopfes nicht fix, so wird er getroffen. Aber, ob er getroffen ist oder nicht, das nächste Mal ist er selbst am Schlagen. Auch er fragt: „Wo bist du?" — Es tönt: „Hier." Er schlägt nach dort, von wo die Stimme kam, der andere sucht auSzuweichen. So geht eS abwechselnd immer fort, bis jeder, sowohl Russe wie Deutscher, zehnmal am Schlagen gewesen. Der Schiedsrichter zählt und notiert indessen, wie oft jeder Kämpfer getroffen wuroe. Und wer von beiden den Feind am öftesten traf, der ist Sieger. Wir zweifeln nicht, daß es der Deutsche sein wird. Deutscher, Ruffe und Krauzuse. Zu den Kampfspielen, die der Jugend heute vor allem erwünscht sind, gehört auch da« nach- solgende. Drei gewandte Knaben — es können auch Mädchen sein, denn es kommt hier weniger auf Kraft, denn auf Geschicklichkeit an — ver teilen unter einander die Rollen des Deutschen, Russey und Franzosen. Dann verschränken alle die Arme über der Brust und stellen sich auf daS linke Bein. DaS rechte wird hochgezogen. In dieser Stellung dringen der Ruffe'und Franzose gemeinsam auf den Deutschen ein. ES handelt sich darum, durch Anstößen den Feind dazu zu bringen, daß er aus dem Gleichgewicht kommt und auch mit dem rechten Fuß den Boden berührt. Die Arme dürfen von keinem gelöst werden; man stößt von der Seite her, mit dem Oberarm und der Schulter gegen die Schulter des Gegners. Der Deutsche erwidert den Angriff natürlich mit Stößen der gleichen Art, die er seinen beiden Fein den auSteilt. Wer das Gleichgewicht verliert und auf beiden Füßen stehen muß, wenn auch nur einen Augenblick, der ist kampfunfähig. Also, mutiger Deutscher, nun schau, daß du deine beiden Gegner, einen nach dem andern, wirfst, selbst aber nichtgeworfen wirst. De; -titschen Knoden Tischgebet. Bon Karl Gerok. DaS war einmal ein Jubeltag! Bei Sedan fiel der große Schlag. Mac Mahon war ins Garn gegangen, Der Kaiser und sein Heer gefangen, Und blitzschnell flog die Siegespost Am Draht nach Süd und Nord und Ost, Da gab'S ein Jubeln ohne Maßen, Von Flaggen wogten alle Straßen. Vieltausendstimmig scholl Hurra; Und waren noch Kanonen da, So schoß man auch Viktoria. Doch jedenfalls die Wacht am Rhein Ward angestimmt von groß und klein, Denn auch durch der Unmünd'gen Mund Wird GotteS Lob von alters kund. Und einer von den kleinsten Jungen, Der hat am lautsten mitgesungen: Die bunte Mütze auf dem Ohr, Die HöSlein flott im Stiefelrohr, Marschiert er wacker mit im Chor, Beteiligt sich den Morgen lang An jedem Schrei und jedem Sang; To wichtig nahm'S der kleine Wicht, AlS ging's ohn' ihn entschieden nicht, War so mit Leib und Seel' dabei, AlS ob er selbst die Rheinwacht sei, Hat drum den Glockenschlag vergessen Und kam zu spät zum Mittagessen. Mit heißen Wangen, rotem Kopf, Mit offner Brust, verwehtem Schopf, Erscheint er endlich siegeSmatt — Die anderen waren halb schon satt — Grüßt obenhin, setzt sich zu Tisch Und greift nach seinem Löffel frisch. Jedoch der biedre Vater spricht: „Fritz, ungebetet ißt man nicht!" Worauf mein Fritz vom Stuhl ersteht, Die Hande faltet zum Gebet, Und weil sein Kopf noch stark zerstreut, Gibt's wie der Geist ihm just gebeut, Spricht: „Lieber Gott, magst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein. Amen!"
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