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WMM DU Whrißrii EriMeln Kifflgrr - Tageblatt. Rx SSS Sonnabend, de« 81. Oktober 1814. 41. Jahrgang SWSM»MMW«M»«Wl«L^E«W»M«»M«HMWW»WM«WWWMW»>WWMW»WWW^WWWWW»WWWjWWGWWWMWWWWWWWMWW^ 8t. l_0UI8 LIK. 8.S0 2ro«»«r »r. ZS. r-^p^on e^. 42r. krösst« 8pois»wirt«Lkaft mit glgensr Zvkliivktorsl, käelcersl und Konditorei. Mösbvoti. tlmsstr c». 7 öuliou, 50 Lokvsins, 15 LLIbvr. ponronül: g». 75 konsoovo. ^vxvnHals- uackk^sssvlsiävu tausonckkaoli dsvädrt. Her ar» »n ^Uppi, OlLvomil« 0iürorx.7^»rvu. Kronen,trssss 17. 1?LiLor6's InLalator 8 »sav» Lo4»U W386tlA68QllisI'6, K3ffSS^68Qllil'56 in xrorser ^usvskl k^. I^ouis Kaumann, Lkemnilr, vor 4«r NI»rIrtI>»U«, H>««t«ratr««G». t<üc)tisn-Oafnitui'Sn § LrstvL TTs.slL S x> S-b S r f porrellan-^afelxesckii-re i Rooootbol-, 8nt»od«nr»utb»r-, I't»oiu»»-L'»drik»ts flir ^»tknixleldends un,nid«ki-IIok. Prospekts Krsti, un<1 spantrn DrsLlrlvils ru Ori^inslpr^^sn. s I I V IF " Sssls unc> billiAsls SsruLsqusüs 1^21861^ lllo^v^lolfv o lLonfsldion o SnaulLUZstaNungsn d8d8 U« HM8MM N «MMR WI » ^tzjg^^tzn Z^m^oll^artzü, Oaräiutzii, Ispyieks ^1, — kl-8lIMg8LU88lLNllNgSN ° ° ° Kvfo»-M-K8il8lv,!sn. Eine Weinlese in Feindesland. Novellette von H. Gerbe!. (Nachdruck verboten.) Im Glanz der Oktobersonne lag die fran zösische Landschaft da. Strotzend im Reich tum ihrer Goldtrauben reihten sich die Wein berge und drunten, wie angelehnt an die Hü gel, die schmucken Häuser der Weinbergbesitzer. So klar und lachend und — so friedlich lag dieser gesegnete Erdenfleck da, als gäbe es nicht welsche Tücke und nicht wilden, blutigen Krieg auf dieser Erde. Hier lag auch das Haus und das kleine Weingut des Herrn Henry Ehaboutain. Einen offenen Brief in der Hand, durch- stürmie an diesem Morgen Ehaboutain, ein frischer fünfziger, sein Zimmer. Sein Gesicht, das den brünetten Typus der Slldsranzosen zeigte, trug alle Spuren der Erregung. Ob wohl zum Enbonpoint neigend, war er jetzt mit außerordentlicher Behendigkeit zur Türe, riß sie auf, klatschte in die Hände und ries: „Louison! Margot! Angeel! Allons, ihr Mädchen, und bringt die Mama mit! Habe eine verflixte Nachricht erhalten! Jetzt heißt es handeln, — schnell — schnell!" Aus dem Jungmädchenstübchen in der Mansarde erfolgte als Antwort ein mut williger kleiner Schrei. Die blondlockige Louison, die sich just vor dem Spiegel eine schwarze Schmetterlings- schleise ins Haar steckte, fuhr zurück, jedoch nicht ohne ihrem Spiegelbilde eine Kußhand noch zuzuwersen. Die glutäugige Angeel aber, die eine ge öffnete Bonbonniere im Schoß hielt, schob noch hastig zwei Verduner Bonbons in den Mund, benutzte einen dritten als Wurfgeschoß auf die Schwester und war dann wie der Wind zur Türe. „Eine verflixte Nachricht — brr. Wie mag die sein?" „Vielleicht hat Dein Juan um Dich ange halten", kicherte Louison. „Jetzt heißt es han deln — aber schnell! hat Papa gedroht. Du sollst unter die Haube, Angeel." „Könnt' mir schon gefallen, voila tout! Mit der „verflixten" Nachricht hat's schon seine Richtigkeit, wenn's dem Juan gilt. Seine Bonbons gefallen mir besser als seine Küsse, ha, haha." Lachend, und sich aus den zierlichen Hacken schuhen wiegend, stürmten die beiden Mädchen die Treppe hinab. Hier stießen sie auf Mar got, die aus der Küche geeilt kam, daraus der Dust von gerösteten Kastanien drang. „Cher Papa hat befohlen und wir sollen Mama mit ins Schlepptau nehmen! Eine ver flixte Nachricht, — vielleicht ein deutscher Zep pelin in Sicht? — hu . . ." sprudelte sie und tänzelte mit derselben unnachahmlichen Grazie wie ihre Schwestern neben dieser her. Gleich darauf trat das lustige Kleeblatt, in der Mitte die Mama, beim Hausherrn ein. Frau Ehaboutain war eine dicke, brünette Französin, die sich pustend ins Zimmer her- einwllhlte. „Hoheit haben befohlen? Ist Poincaree vielleicht zurück nach Paris? Oder ist die Sau über Europa gelaufen?" knixte Louison. Ehaboutain gab ihr einen zärtlichen Backen streich, denn die Blonde war sein Liebling. Dann aber fuhr er sich aufgeregt mit den ge spreizten Fingern durchs Haar. Seine Frau aber ries: „Henry, um Gottes willen, was ist? Du weißt, ich bin anders wie unsere Kinder — bin eine ängstliche Natur, — mir liegts schon wie ein Unglück in den Gliedern." Dabei irrte ihr Blick zu dem Kreuzisix über dem Betschemel in der Zimmerecke. „Ein Malheur ists freilich." Ehaboutain begann wieder im Zimmer auf und ab zu laufen. „Ja — ja, ein Malhrur, aber" — listig mit den Augen zwinkernd, rieb der Wrin- gutsbesitzer sich die Hände — „wir wollen dem abhelfen, — ich, Du, Jeanette, und die Mäd chen —" Louison stieß Angeel an und kicherte: „Hast Tu gehört? Abwenden wollen wir das Malheur, die Eltern und wir drei — wir teilen uns in den Juan, ha, haha!" Margot aber rief: 4 » » Allerlei Kurzweil. » « Dentsprüche. Immer sei zum Kampf bereit, Suche stets den wärmsten Streit, Schone des, der wehrlos fleht, Haue den, der widersteht! * * * Lebst du hier allein dir nur, Fern von jedem Pflichtenkreise, Hinterläßt du keine Spur Einst von deiner Lcbensreise. Rätselecke. Rätsel. 1. Er ist täglich um dich, Doch keiner deiner Brüder; Du läßt dich von ihm raufen Und raufst ihn nicht wieder. 2. Bei Schulzens brennt es jeden Tag, Doch keine Seele löschen mag. Die Magd, die legt das Feuer an, Doch niemand zeigt sie jemals an. Wie kommt das? 3. Kannst du in Sachsen eine Stadt Nennen, die zwei Silben hat? Fühlst die erste Silbe du, Schreist die zweite du im Nu. 4. Er ist ein wunderlicher Tropf Mit glattem Fuß und rundem Kopf; Er sperrt dich aus, er läßt dich ein, Sag, wer mag wohl der Pförtner sein? 5. Du nennst es alle Tage Schwein, Doch fälll's ihm nicht im Traume ein, Beleidigt und gekränkt zu sein. Nun sage mir, wer mag das sein? Worträtsel. Da« Erste findest du in Hellem Schimmer Sobald des Tages Licht verschwunden; Das Zweite triffst du an im Krankenzimmer, Bereitend oftmals schwere Stunden: Dem Bühnenkünstler kommt das Ganze an, Wenn er nicht sicher seine Rolle kann. vilVer-Rttsel. Vexierbild. Wo ist daS Schloßfräulein? (Auflösungen in nächster Nummer.) «»ftSsunge« aus Nummer 43. Der Rätsel: 1. Beifuß. 2. T—Auge—nichts. 3. Tagedieb. 4. Schwerin — Schwein. 5. O—Heim. 6. Lippe. Des Buchstaben-Rätsels: Bahn-Kahn - Zahn. Der Scharade: Blaubart. Der viersilbigen Scharade: Regenbogen. Des Anagramms: Reval — Varel — Larve. Des Bilder-Rätsels: Jasminzweige. Lik-tr-ZeilM- 1914. Der Mutter LoS. Drei Kinder hat mir der Himmel beschert. Sie alle waren einander sich wert. Sie haben mich alle von Herzen geliebt, Nicht eines hat je mich mit Willen betrüb:. Bescheiden und still floß mein Leben dahin, DaS Glück meiner Kinder erfüllte den Sinn, Da scholl durch die Lande so klagend und bang Des Weltkriegs grauser Posaunenklang. DeS Kriege», den feindliche Scheelsucht beschwor, Gewaltige Stimme drang an mein Ohr. Der Aufruf kam: „Nehmt daS Schwert zur Hand Und kämpft für Heimat und Vaterland." Mein Aeltestersprach: „Wohlan, eS muß sein!" — Für den Hörsaal tauschte das Schwert er sich ein. Bald sollte ihn zieren der Doktorhut, Doch jetzt gehörte dem Kaiser sein Blut. Stumm drückte ich meinem Jungen die Hand, „Leb' wohl, es gilt ja dem Vaterland!" — Acht Tage nur später. Mein Sonnenschein, Mein Jüngster, er trat bei dem Heere ein. „So ziehe auch du in den heiligen Krieg, Gott schenke den deutschen Waffen den Sieg. Und ob fast das Herz mir darüber bricht. Gott mit dir, mein Junge, ich klage nicht." — Die Tochter auch blieb nicht bei mir zu Haus Mil dem „Roten Kreuze" zog sie hinaus. Hat schon in so mancher blutigen Schlacht Viel todwunden Kriegern Hilfe gebracht. Hat oft schon dem Tode ins Antlitz geblickt, Manch' brechendes Auge lind zugedrückt. Die letzte Bitte manch' Braven gewährt, Viel bange TodeSseufzer gehört. Ich aber, die Mutter, blieb ganz allein, Gefaltet die Hände im Kämmerlein, Ein jedes Atmen ist ein Gebet, DaS für die Meinen zum Himmel geht. — Ist endlich das grausige Ringen vorbei, Und kehren gesund heim die lieben Drei, Drück ich sie selig ans Mutterherz. — Vergessen ist alle Sorge und Schmerz. Und kehren heim sie, zerschossen und wund, Der Mutter Liebe pflegt sie gesund, Und kehrten sie auch nur als Krüppel zu mir, So dankte Gottvater ich selbst noch dafür. — Und wenn es dem Lenker der Schlachten gefällt, Daß sie mir bleiben auf blutigem Feld, So falt' >ch die Hände und bete stille: „Herr, wie du befiehlst, eS geschehe dein Wille." Nenne Mann. M Brief eines jungen Flüchtlings. Mein lieber Gustav! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schauderhaft die Russen in Ostpreußen gehaust haben. Als wir wieder in unseren Ort — ich war an dem Tag gerade 16 Jahre alt — zurückkehrten, fanden wir ein Bild, das man nur sehen muß, aber nicht beschreiben kann. Denke dir eine kühle, klare Mondscheinnacht: wir sehen vor uns einen einzigen Trümmer haufen, Ruinen, aus deren Fensterhöhlen das Trauen blickt, Schutthaufen, die oaS versperren, G., den 2. Oktober 1914. war man früher Straße nannte, angekohlte oder verbrannte Balken, rauchende Trümmer. Im Nachtwinde flattern gleich Schmetterlingen Federn durch die Luft, denn das russische Gesindel hatte die vom Brande verschont gebliebenen Federbetten zerschnitten. Ein Hahn kräht in die gespenstige Mondnacht, ein Hund kläfft aus einer Ruine, eine Katze drückt sich um unsere Füße. Schachmatt kaffen wir uns auf dem Gitter eine« herab gestürzten Balkons nieder und verteilen ein