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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191409190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140919
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-19
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.09.1914
- Autor
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Der 8. Termin Gemeindesteuer für 1914 ist spätestens bis Sonnabend, den 26. September d. IS. an die Gemeindekaffe — Rathaus, links, 2. Zimmer — zu bezahlen. Alle verbleibenden Reste müssen zwangsweise eingezogen werden. Oberlungwitz, am 17. September 1914. Der Gemeindevorstand. wurde flugs eine Proklamation über die Besitz ergreifung der Stadt entworfen, vervielfältigt und an den Straßenecken angeklebt, deren natur getreue Wiedergabe als historisches Dokument aufbewahrt werden wird; sonst aber ging es durchaus friedlich und gemütlich zu. Vor dem Haupttor der Kathedrale saßen unsere Helden ab, fütterten ihre Pferde und stürzten sich dann nicht etwa in die berühmten Champagnerlagcr, um ihr glänzendes Husarenstückchen mit oer besten Marke zu begießen, sondern ließen sich vom nächsten Gastwirt für ihr gutes Geld ein „Schälchen Heeßen" reichen. Dafür wird, so lange der Name Reims genannt wird, auch der vierzehn sächsischen Husaren gedacht werden, deren Tat wie ein Fontanesches Gedicht anmutet und verwirklichte Poesie ist. * * Ei« Feldpostbrief des Herzogs vo« Menb«rg. Ein Feldpostbrief des Herzogs von Altenburg vom 5. September wird in der „Altenb. Ztg." veröffentlicht. Es heißt darin: „Wir haben viel erlebt und sehr viel geleistet. Marschieren und immer marschieren, ohne Rast und Ruh. Am 10. August kamen wir in Will- dorf bei Jülich mit der Bahn an und vom 12. August marschieren wir mit einem einzigen Ruhetage bis heute, wo wir dicht bei . . . sind. DaS sind Märsche, wie sie bisher in der Ge schichte noch nicht dagewesen sind. DaS Wetter war schön. Das Regiment hat mehrmals 50 Kilometer als Tagesleistung zu verzeichnen. Ueberall erregte unsere Ankunft Erstaunen. So in Löwen und in Brüssel. Wir wurden zuerst, auch jetzt noch, in jedem Dorf für Engländer gehalten, weil die Leute nicht begreifen konnten, daß wir schon da sind. Die Belgier steckten übrigens in der letzten Zeit ihre Dörfer selbst an. Am 24. August traten wir zuerst ins Gefecht. Ich führte eine kombinierte Brigade, bestehend aus .... Das Regiment hat sich glänzend geschlagen. Trotz der kolossalen Anstrengungen war es in bester Stimmung und kampffreudig. Ich war an diesem Tage dauernd im schwersten Gewehr- und Geschützfeuer. Am 26. August hatten wir einen Marsch von genau 23 Stunden, von stütz '/,7 Uhr bis zum nächsten Morgen V26 Uhr. Dabei sollte ich mit dem Regiment über eine Brücke, um eine Stellung zum Schutze eines Brückenbaues emzunehmen. Die Brücke war aber, wie wir rechtzeuig feststellten, mit Minen belegt, und 20 Minuten darauf flog sie in die Luft. Nach dreistündiger Ruhe auf einem Stoppelfeld, nachdem wir alle aus der Feldküche gemeinsam mit den Mannschaften — wie über haupt fast immer — gegessen hatten, ging es weiter bis zur Dunkelheit. Die Stimmung ist vorzüglich. Ich habe für heute nacht ein rich tiges Bett, ich glaube das viertemal im Krieg; seit acht Tagen habe ich mich heute das erstemal ausgezogen," M G O ReMMWfs MG W NS«M««eo. Man weiß, daß der russische Generalissimus der Narew- und Wilna-Armee sich in den von ihm besetzten Teilen von Ostpreußen sozusagen häuslich einrichtete, unseren biederen Landsleuten sich und seine Kosaken als Kulturbringer anprieS und sie alsbald mtt den Segnungen des Zarismus zu beglücken suchte. Er selber hatte sein Lager in Gumbinnen aufgeschlagen und sich dort in die Aufgaben der Russiftzierung des Nordzipfels unserer Provinz so ausschließlich vertieft, daß er gar nicht recht merkte, was außerhalb seiner nächsten Umgebung vor sich ging. Als die mili tärische Lage sich mit Hindenburgscher Plötzlichkeit von Grund aus veränderte, saß Herr Rennenkampf in bequemer Zivilkleidung in Gumbinnen bei der ostpreußischen Volksbeglückung. Hals über Kopf raffte er seine Siebensachen zusammen und entzog sich weiteren Unannehmlichkeiten durch rascheste Flucht über die Grenze. Es ist leider nicht gelungen, seinen unfreiwilligen Abschied von „Neu-Rußland" in etwas ruhigere Bahnen zu lenken. Der Dank für sein segensreiches Wirken im Preußenlande wird ihm deshalb erst später abgestattet werden können. G G O Englische LSgenberichte ms IeutMud. Die Liverpooler Zeitung „Evening Expreß" setzt ihren Lesern in der Nummer vom 5. Sep tember den folgenden hanebüchenen Unsinn vor: „Der Spezial-Korrespondent des „Standard" in Kopenhagen telegraphiert: Ich glaube gut unterrichtet zu sein, wenn ich melde, daß schon über 100 000 deutsche Soldaten in den verschie denen Schlachten an der Ost- und Westgrenze, in Belgien und Frankreich getötet worden sind. Ich bin durch Berlin, Leipzig, Dresden, Han nover, Hamburg und Köln gekommen und über all hat es einen tiefen Eindruck auf mich gemacht, daß das übliche Getöse der Großstädte fehlte. Die Straßenbahnen und Omnibusse in deutschen Städten haben verringerten Betrieb, aber die große Mehrheit der Schaffner sind Frauen. Frauen-Taxameter, Droschken- und Fuhrleute sind in Berlin und anderen Städten erschienen, Eisen bahnfahrkartenverkäufer, Signalwärter, Kreu zungswächter, Schaffner, Fahrkartenabnehmer sind alle von Frauen ersetzt worden. Fast alle Briefe im Lande werden von Frauen ausgetragen. So weit das gewöhnliche Leben der Gemeinwesen in Frage kommt, ist Deutschland von Männern fast entblößt, sowohl jungen als auch alten. Hunderte von Fabriken haben aufgehört und tausende und abertausende deutscher Kaufleute sind ruiniert und müssen ihr Leben nach dem Kriege armselig fristen. Die Ueberlebenden des Krieges werden blutdürstige Revolutionäre sein, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren und viele von uns, die die geheime Macht der deutschen Sozialistenbewegung kennen, werden nicht über rascht sein, wenn der Kaiser und seine haupt sächlichsten Ratgeber nach Beendigung des Feld zuges an den Laternenpfählen der Straße Unter den Linden aufgehängt werden." Das ist wohl das Tollste, was bisher dem englischen Volke über die Zustände in Deutsch, land Vorgelegen worden ist! G G M BerWiste Rr. 13 der WM« Armee ist am 17. September herausgegeben worden. Sie betrifft diesmal nur das Schützen-Regiment Nr. 198 (Dresden). Es werden aufgeführt: Stab des 1. Batail lons: 1 Major verw. — 1. Kompagnie: 1 Leut nant und 9 Mann tot, 1 Hauptmann, 14 Mann verw. — 2. Kompagnie: 7 Mann lot, 1 Leutnant und 45 Mann verw. — 3. Kompagnie: Freiherr von Hammerstein-Equord, Fähnrich auS Lhem- nitz, tot, 7 Mann verw. — 4 Kompagnie: 5 Mann tot, 1 Leutnant und 30 Mann verw., 1 vermißt. — 5. Kompagnie: 1 Leutnant und 19 Mann tot, 1 Hauptmann, 1 Leutnant und 86 Mann verw., 11 vermißt. — 6. Kompagnie: 1 Oberleutnant und 9 Mann tot, 1 Leutnant und 39 Mann verw., 1 vermißt. — 7. Kompagnie: 1 Hauptmann und 2 Mann toh 2 Leutnants und 32 Mann verw. — 8. Kompagnie: 5 Mann tot, 1 Hauptmann, 2 Leutnants und 74 Mann verw., 1 vermißt. — 9. Kompagnie: 2 Leutnants und 12 Mann tot, 1 Hauptmann und 65 Mann verw., 3 vermißt. — 10. Kompagnie: 1 Leutnant tot, 2 Mann verw. — 11. Kompagnie: 22 Mann tot, 59 Mann verw., 1 Leutnant und 3 Mann vermißt. — 12. Kom pagnie: 15 Mann lot, 38 verw. — Maschinen gewehr-Kompagnie: 3 Mann tot, 1 Leutnant und 8 Mann verw. Ein großer Teil der Verwundeten wird als bereits wieder dienstfähig aufgeführt. Der Kommandeur der sächsische« Gardereiter gefalle«. Major Ernst Graf und Edler Herr zur Lippe- Biesterfeld-Weißenfeld, der Führer des sächsischen Gardereiterregiments, ist gefallen. Der Verstor bene stand im 44. Lebensjahre und war ein Bruder des Mitgliedes der Ersten Ständekammer, Grafen Clemens zur Lippe-Biesterseld-Weißenfeld. Neue Verlustlisten Gestern sind die 27. Verlustliste der preu- ßischen, die 10. der bayrischen und die 10. der säch sischen Armee herausgegeben worden. Diese sämt lichen Verlustlisten umfassen gegen 4000 Namen, darunter 607 Tote, davon entfallen auf Preußen 515, Bayern 49 und Sachsen 43. GefangenenlistenanStansch. Mit der britischen, der französischen und der russischen Regierung ist ein Austausch von Listen der Kriegsgefangenen verabredet worden. Die Listen der deutschen Kriegsgefangenen werden, soweit es sich um Angehörige des Landheeres handelt, an das Zentralnachweisbureau des königlich preußischen Kriegsministeriums in Berlin Dorotheenstr. 48, soweit es sich um An gehörige der Marine handelt, an das Zentral- nachweisbureau des Reichsmarineamtes in Berlin Iss., Mathäikirchstr. 9, gelangen. Diese beiden Stellen werden in einiger Zen, jedoch nicht vor dem 1. Oktober d. I., in der Lage sein, Aus künfte Uber das Schicksal der deutschen Kriegs gefangenen zu erteilen. Unsere Zeppelinluftschiffe. Amtlich wird gemeldet: Die im Dienste des deutschen Heeres verwendeten Luftschiffe haben die großen Hoffnungen, die man auf sie gesetzt hat, bisher durchaus erfüllt. Die unvermeidlichen Beschädigungen, die einzelne von ihnen auf ihren gefahrvollen weiten Fahrten zugestoßen sind, haben in keinem Falle zum Verluste des Schiffes geführt, «ein Luftschiff ist t« Keiude-- haud gefalle«. Neue Ritter des Eisernen Krenzes. Prinz Friedrich Karl von Hessen, der Schwager des Kaisers, der in einem Gefecht in Frankreich durch einen Schenkelschuß verwundet wurde, er hielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Ebenso wurde der Kommandierende General deS 18. Armeekorps v. Schenk ausgezeichnet. Ferner erhielt der Kommandierende General v. Mackensen das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Die 2. Klasse wurde ihm bereits im Dezember 1870 verliehen. Eine neue Bitte des dentsche« Kronprinzen. Der Redaktion der „B. Z. a. M." ist folgen des Telegramm zugegangen: „Bitte um Gamm- luna und baldige Nachsendung großer Mengen wollener Unterkleider und Strümpfe für meine Soldaten. Grußl Wilhelm, Kronprinz." vr. Hindenburg. Der Befreier Ostpreußens, Generaloberst v. Hindenburg, wurde von allen vier Fakultäten der Universität Königsberg einstimmig zum Ehrendoktor ernannt. Diese Ehrung steht in der Geschichte der Universität Königsberg einzig da. Der russische Geuernl MartoS in Halle. Der russische General Martos, der bei der Schlacht an den masurischen Seen gefangen genommen wurde, wurde am Donnerstag gefesselt nach Halle gebracht. Martos, der angeordnet hatte, daß die in russischen Besitz gelangten deutschen Ortschaften verbrannt und die männliche Ein wohnerschaft erschaffen werden sollte, soll vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Ein deutsches Fliegerstückchr«. Der Kriegsberichterstatter der „Tägl. Rdsch." schreibt seinem Blatt mir Genehmigung des Großen Hauptquartiers unterm 13 September: lieber das Material unserer Fliegertruppen läßt sich nur das eine sagen, daß unsere sämt lichen Flieger, von rücksichtslosem Schneid beseelt, auch die schwerste Aufgabe mit kühner Selbstver ständlichkeit anfassen. Davon gibt folgende Geschichte ein Bild: Ein junger Fliegerosfizier war in Begleitung seiner Thauffeurs mit dem Auto nach vorn geschickt worden, um einen geeig neten Landungsplatz ausfindig zu machen. Er fand ihn am Rande eines Waldes und war gerade damit beschäftigt, ihn durch die bekannten weißen Bänder zu markieren, als drei Zuaven aus dem Walde traten. Sogleich schoß er auf sie und brüllte ihnen auf französisch entgegen, sie sollten sich ergeben. Die Waffen der Zuaven rasselten darauf zur Erde. Kaum ab T war diese Gefahr beseitigt, so gewahrte der Offizier auf dem Wege, den er zurück mußte, eine Staubwolke, in der er zu seiner Ueberraschung eine Kolonne franzö sischer Kavallerie feststellte. Kurz entschlossen steckte er die drei Zuavm in das Auto hinein. Zwei wurden hinten festgebunden, daneben kam der Chauffeur, dem eine Zuavenmütze auf den Kopf gestülpt wurde, und der dritte wurde vorn neben dem Führersitz festgebunden. Dann kurbelte der Offizier den Wagen an und fuhr an der Kavalleriekolonne vorbei. Diese hielt natürlich wegen der in dem Fahrzeug befindlichen Zuaven das Fahrzeug für ein französisches und machte ihm unter freundschaftlichen Zurufen Platz. So langte der Offizier mit seinen drei Gefangenen unbeschädigt wieder bei den Seinen an. Wie Deleaffees Sohn gefangen wurde. Ein Kriegsteilnehmer erzählt in der „Saale zeitung": Ernes Morgens betrat eine kleine deutsche Patrouille das Dorf... nahe der Maas, um zu erkunden, ob eS von den Franzosen be setzt sei. Der Führer, ein Gefreiter, hatte kaum mit seinen drei Mann dar Schulgebäude betreten, als er durchs Fenster eine feindliche Aufklärungs patrouille die Dorfstraße herabkommen sah, die aus einem Unterleutnant und neun Mann be- stand. Unsere „Feldgrauen" verloren den Mut nicht eine Sekunde. Schleunigst verteilte der Gefreite sein „Heer" auf mehrere Fenster, und im nächsten Augenblick prasselte ein so heftiges und gulgezieltes Schnellfeuer auf die Rothosen ein, daß acht von ihnen tot umsanken, während der Leutnant und ein Soldat verwundet und gefangen genommen wurden. Die Ueberraschung der Deutschen war nicht gering, als sie feststellten, daß ihnen in dem Unterleutnant der Sohn des Kciegsstifters Delcassee in die Hände gefallen war. Dieser ergab sich in sein Schicksal mit dem Anstand des gebildeten Mannes und war sehr dankbar für die ihm vom deutschen Sanitäts korps zuteil werdende treffliche Pflege. Er ist 20 Jahre alt, spricht gut Deutsch und unterhält sich gern in unserer Sprache. Er kam nach Merseburg ins Lazarett, wo er im Gegensatz zu den anderen dort untergebrachten französischen Offizieren ein gedrücktes Wesen an den Tag legt. Mil seinen Kameraden sprich! er kaum ein Wort. Russische Barbarei. Ueber die russische Unmenschlichkeit berichtet die „Voss. Ztg." aus amtlichen Schriftstücken: Einer Anzahl Rekruten haben die Kosaken ent weder ein Bein oder eine Hand abgehackt. Einem sie begleitenden Gendarm wurden Ohren und Nase abgeschnitten. Man hatte sie dann neben der Chaussee liegen gelassen. Ein Generalstabs offizier hat selbst in der Tasche eines russischen Offiziers einen Frauenfinger mit einem Ring daran gesehen. Der russische Offizier wurde darauf totgeschlagen, eine Kugel war der Kerl nicht wert. Zwei Wehrmänner erklären eides kräftig, daß der eine elf, der andere neun Frauen leichen mit abgeschnittenen Brüsten und aus geschnittenen Leibern im Walde liegen gesehen habe. — Der Berichterstatter Koschützki wünscht, daß diese Berichte auch nach England gelangen, damit die Engländer sehen, welche Gäste sie uns ins Haus geschickt haben. Zwei weitere Kriegsschiffe vo«S«g- taub beschlagnahmt. Wie verlautet, hat die britische Admiralität, die bekanntlich die beiden für die Türkei bet Armstrong erbauten und bezahlten Dreadnoughts beschlagnahmte, jetzt auch zwei der noch auf eng lischen Werften für Rechnung Chiles im Bau befindlichen Riesenpanzerschiffe, darunter den „Admiral Latorre" „übernommen", und zwar trotz des Protestes deS chilenischen Marinebevoll mächtigten in London, der seine Negierung tele graphisch von diesem Vertrauensbruch in Kennt nis gesetzt hat. Auf diese beiden Dreadnoughts hat sich vermutlich auch Churchills neuliche An kündigung bezogen, England werde 1915 zwei nicht im Marineprogramm vorgesehene weiter« Panzerschiffe in den britischen Flettenverband etnstellen können. Damit aber nicht genug, brüs kiert England gleichzeitig auck noch Brasilien, indem es ferner soeben drei für den Dienst auf dem Amazonenstrom bestimmte, in England er baute brasilianische Monitore bezw. Flußkanonen boote, die schon im August unter eigenen Dampf nach Rio de Janeiro abgehen sollten, der eigenen Flotte einverleibt hat. Si« englisches Kriegsschiff von einem deutschen Kreuzer i« den Grund gebohrt? Die in Buenos Aires erscheinende „La Plata- Post" berichtet in ihrer jetzt eingetroffenen Nummer vom 11. September: Dem Hafenpräfekten von Rio meldete der Kapitän des brasilianischen Dampfers „Jtaitube", daß er auf hoher See Rettungsboote, Wappen und Rettungsgürtel des englischen Kreuzers „Glasgow" gefunden habe. Ferner wurde gemeldet, daß dieses englische Kriegsschiff am Vormittag auf hoher See Kohlen nahm Bald darauf sei ein zweites Kriegsschiff am Horizont erschienen, das der Kapitän sür ein englisches gehalten habe, das aber ein deutsches gewesen zu sein scheine. Eine dritte, gestern abend tn Buenos Aires verbreitete Meldung besagt, die „Glasgow" sei bei Punta Arenas auf der Fahrt nach der Westküste gesichtet worden. Aus diesen Meldungen läßt sich mit viel Wahrschein lichkeit entnehmen, daß ein deutscher Kreuzer das englische Kriegsschiff „Glasgow" in den Grund gebohrt haben wird. Es ist ausgeschlossen, daß die „Glasgow" am Dienstag bei Rio und am Mittwoch bei Punta Arenas gesichtet worden sein kann. Ein Kriegsschiff, das nur flieht, wirft auch nicht Rettungsboote über Bord. König Georg von England und der Krieg. Zum Beweise, daß König Georg von Eng land erst seit kurzem in das Fahrwasser der englischen Chauvinisten gelenkt wurde, teilt die „Wiener Allgemeine Zeitung" mit: Im Juli, kurz nach dem abscheulichen Mordanschlag auf den Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Ge mahlin, weilte Prinz Heinrich von Preußen in London. Wie uns von bestunterrichteter Berli ner Seite berichtet wird, fanden damals zwischen König Georg und dem Prinzen Heinrich wich tige Besprechungen statt, die von dem Geist großer Herzlichkeit getragen waren. Es wurde auch über die Möglichkeit eines europäischen Konfliktes gesprochen und in diesem Zusammen hangs gab der englische König in ganz bestimm ter Form die Erklärung ab, daß England, was auch immer kommen möge, niemals gegen Deutschland in den Krieg ziehen werde. Englisches Eingeständnis. Einem gefangenen englischen Stabsoffizier wurde, wie aus unbedingt zuverlässiger Quelle gemeldet wird, kürzlich eins der bei englischen Soldaten gefundenen Dumdumgeschosse gezeigt. Er bestritt nicht, daß derartige Geschosse gebraucht würden und meinte, eS sei ja nur ein Explosiv geschoß verboten; man müsse doch mit den Patronen schießen, welche die Regierung liefere. Ei« sra«zösischer Ganitätsz«g verunglückt. In Sarry sur Marne wurden mehrere Wa gen eines sanitären Straßenbahnzuges auf eine durch Sprengung einer Brücke unterbrochene Strecke geleitet. Die Wagen fielen in den Fluß; die Mehrzahl der im Zuge befindlichen Verletzten wurde gerettet. Einzelheiten fehlen noch. Bedrückte Stimm««- in Rußland. Nach Wiener Blättermeldungen hat die schwere Niederlage der Russen in Ostpreußen auf die russische öffentliche Meinung einen niederdrücken- )en Einfluß ausgeübt. Die Presse sucht die iffentliche Meinung zu beruhigen. Der Enthu- iasmus für England hat eine wesentliche Ab- chwächung erfahren. Man wirft ihm vor, seine Iräfte zur See zu sehr zu schonen. Noch Kopen- »agener Meldungen hat auch das Ergebnis der chweren Kämpfe bei Lemberg in Petersburg eine Depression hervorgerufen. Trotz aller Verheim lichungsversuche des russischen Generalstabes über die schweren Verluste und die Gefangennahme vieler Tausend haben sich die Meldungen darüber doch verbreitet. In Moskau ist kaum mehr Platz zur Ausnahme der Verletzten vorhanden. Portugal schützt seine Kolonien. Die portugiesische Regierung hat die Trup pen ihrer afrikanischen Kolonien in Anbetracht der kriegerischen Verwickelung um 3000 Mann verstärkt. Die Truppen sind bereits abgegaugen. Eine KriegSProphezeinng. Als heiteres Kuriosum in dieser ernsten Zeit wird von den „Danziger Neuesten Nachrichten" auch folgender Vorfall verzeichnet: Auf der Reise von Danzig nach Dirschau befanden sich in ei nem Abteil vierter Klaffe Mitglieder eines Zigeu nertrupps. Bei der Unterhaltung über den Krieg prophezeite eine ältere Zigeunerin, „daß der Krieg am 28. September, also genau acht Wochen nach Ankündigung des Ultimatums an Rußland, be endet sein und Deutschland gesiegt haben werde." Als man über die Weissagung lachte, äußerte ie sich wörtlich: „Lachen Sie nicht; das, was ch sage, ist so wahr, wie die Tatsache, daß die- er hier sitzende Herr seine Beinkleider hinten mit einer Sicherheitsnadel befestigt hat." Alles blickte auf den bezeichneten Herrn, der schließlich unter Bestürzung gestand, daß er allerdings dieses Hilfsmittel an seiner Kleidung trage.
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