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Zwei Wette«. Roman von O. Elster. 28 Fortsetzung. (Nachdruck ve boten). Die Droschke hielt vor einem großen Hause, in dessen Etagen einzelne Fenster erleuchtet waren. Walter sprang aus dem Wagen und sah nach der Nummer des Hauses. „Ja, es ist richtig. Hier ist das Schild: Pen sion für In- und Ausländer von Frau Johanna Wölfel. . ." Marianne stand an seiner Seite. „Adieu Walter, ich danke Ihnen, daß Sie mich hierher gebracht haben." „Soll ich Sie nicht hinauf begleiten?" „Ich möchte Sie nicht mehr bemühen. Nein, lassen Sie nur, ich finde mich jetzt schon zurecht. Adieu, Walter, und nicht wahr, an Arthur kein Wort?" „Wenn Sie es wünschen —" „Ich habe Ihr Versprechen!" »Ja." „Besten Dank. In den nächsten Tagen schreibe ich Ihnen, wenn Sie mich besuchen kön nen . . . Adieu. . Walter wollte den Kutscher bezahlen, doch sie litt es nicht. Der Kutscher stellte den Koffer auf die Haus flur, wo er von dem Portier in Empfang ge nommen wurde. Marianne trat ebenfalls ein, die schwere Haus tür schloß sich geräuschlos hinter ihr. „Soll ich Herrn Leutnant zurückfahren?" fragte der Droschkenkutscher. „Nein, ich gehe zu Fuß." „Bei dem Regen? Na, mir kann's recht sein." Brummend kletterte der Kutscher auf den Bock, und der alte Kasten rumpelte langsam davon. In Gedanken versunken kehrte Walter in das Innere der Stadt zurück. Er achtete nicht darauf, daß der Regen stärker niederprasselte und seinen Mantel fast durchdrang. Er achtete auch nicht auf die vorüberhastenden Menschen, die da hinrollenden Wagen oder die mit schrillen Glok- kenzeichen sich durch die Straßen windenden Pferdebahnen, nicht auf die hellerleuchteten Lä den, die glänzenden Cafvs und Restaurants, in denen das Leben der Weltstadt sich konzentrierte. Seine Gedanken weilten fem, fern in einer sonnigen, reichen Welt, in einem frohen, steten Leben, auf dem nicht der Zwang der überkom menen Pflichten ruhte, sondern in dem man nur eine Pflicht kannte, die Pflicht gegen sich selbst, gegen sein eigenes Glück, gegen sein eigenes Le ben. Er war im Geiste in jener Märchenwelt, die sich ihm einst an einem wunderschönen Som mertage im rauschenden Walde der Vogesen mit ihrem vollen Zauber eröffnet und nach der sich sein Herz, seine Seele, seine Phantasie sehnten alle Zeit, wenn er auch sich und sein ganzes Ich wieder in die Fesseln der Pflicht geschlagen hatte. In seinem Innern tobte ein fortwährender Kampf; bald glaubte er den Sieg errungen zu haben, wie heute, wo er in das blasse, ernste Gesicht der Jugendfreundin geblickt; bald fürchtete er dem zauberischen Reiz jener Märchenwelt unterliegen zu müssen, wie jetzt, wo seine Gedanken in sein Leben zurückschweiften und an jenem herrlichen Tage des Glücks haften blieben. Ach, wenn er noch hinausziehen könnte in den Kampf für König und Vaterland! Aber so — Tag für Tag — Stunde für Stunde einge spannt in dem ewigen Einerlei des Friedensdien stes, des Bureaudienstes, rechnend und schreibend, statistische Tabellen entwerfend, die dumpfe Luft seines Bureaus einatmend — und abends in dem von Tabaksqualm, Bierdunst erfüllten Re staurant mit den Kaineraden sitzend, die alten Gesprächsstoffe hin- und herwälzend — dann und wann eine langweilige Gesellschaft, einen Ball, einen Theaterabend oder eine tolle Knei perei — ach, es war nicht zum aushalten! Und das Jahr ein, Jahr aus — bis man alt und grau wurde, bis einem das Leben mürbe ge macht, bis man zu stumpf und matt geworden war, um Glück oder Unglück zu fühlen! Es war ihm, als sollte er vor innerer Qual auffchreien, als sollte er die Mütze vom Kopfe reißen, die heiße Stirn dem Novembersturm dar bieten — und er preßte die Zähne zusammen, daß sie knirschten. Er mußte trinken. Er trat bald in eine vor nehme Weinstube der Friedrichstraße, in der er manchmal mit einigen Kameraden bis tief in die Nacht hinein gesessen hatte. Zu dieser Stunde war die Weinstube noch leer. Er setzte sich in einen Winkel und bestellte eine Flasche Rüdesheimer. Als der feurige Wein ihm durch die Adern rann, schwand seine düstere Stimmung und neuer Mut, neue Energie beseel ten ihn. Er wollte ein Ende machen! Er hatte es versucht, sich selbst zu überwinden, er vermochte es nicht — er bezwang diese brennende Sehn sucht in seinem Herzen nicht, und die zarten Züge Mariannens verschwanden vor der austauchenden Sonne des Glückes, der Liebe, der Freiheit! Was fesselte ihn noch an die alte Welt? Die Pflicht? — Pah, er hatte zehn Jahre und mehr noch dieser Pflicht geopfert — jetzt konnte er auch einmal an sich selbst denken! Er wollte hinaus — das Glück suchen und finden. — Hastig stürzte er noch ein Glas Wein hin- unter. Nach und nach ward er ruhiger. Er über dachte seine Zukunft. Er entwarf Pläne auf Pläne und ein glück liches Lächeln umspielte seine Lippen. (Fortsetzung folgt.) Kirchertnachrichten. Parochie St. Trinitatis Hohenstein-Ernstthal. Mittwoch, de» 2. Sept. IVI 4, abends 7 llhr, zum Ge dächtnis des Sedantages Feier am König Albert-Denkmal auf dem Neumarkt. Hierauf /,8 llhr.sfriegsbetstunde in der Trinitatiskirche. Parochie St. Chriflophori Hohenstein-Ernstthal- Donnerstag, den 3. September, abends 8 Uhr Kriegs- betstunde in der Kirche. bl kl. Die Kirche ist, wie seit vielen Jahren, täglich geöffnet I Von Oberlungwitz. Mittwoch, den 2. September 1914, abends 8 Uhr Kriegs betstunde. Von Gersdorf. Donnerstag, den 3. September, abends 8 Uhr Kriegs betstunde in der Kirche. Von Langenberg mit Meinsdorf. Donnerstag, den 3. September, « Uhr Kricgsbctstunde. Von Erlbach-Kirchberg. Mittwoch, den 2. September. Kirchberg: Abends halb 8 Uhr Kriegsbetstunde mit anschließender Abendmahlsseier. Von Ursprung. Freitag, den 4. September, abends 6—7 Uhr Kriegs betstunde. Von WUstenbrand. Mittwoch, den 2. September, abends '/,9 Uhr Ver sammlung des cv.-luth. Jünglingsvercins im Pfarrhause. Donnerstag, den 3. Septcinber, abends 8 Uhr Kriegs- bctstunde in der Kirche. Von Mittelbach. Mittwoch, den 2. September, abend» 8 Uhr Betstunde in der Kirche. Zahlungseinstellungen in Sachsen. Louise Anna verehel. Pohling, Inh. der Fa Gustav Dietzel Nachflg., Leipzig. Salomon Tennenbaum, Inh. eines HerrengarderobegeschSftS, Leipzig. Max MoseS, Kleider- und Schuhwarenhandlung, Grimma. Benjamin Salomon, Inh. einer Papier und Schreibwarengroß handlung, LeipUg. Gebr. Rauchweiger, Manufaktur- und Weißwarengeschäft, Leipzig-Lindenau. Oskar Hugo Pur fürst, Porzellanhandlung, Bautzen. Julius Bernhard Krauß, Bilder- und Rahmengeschäft, Chemnitz. Karl Friedrich Drescher, Trödler, Limbach. Ernst Julius Rothsprach -s, Tischlermeister, Obcrseifersdorf - Hittau. Arthur Alfred Stark t, Kaufmann, Chemnitz. Friedrich Hermann Vogelsang s, Fuhiwerksbes, Chemnitz-Gablenz. Schmidt K Co., Elektrotechnische Fabrik, Seyhennersdorf- Großfchönau Carl Kürschner, G. in. b. H., Metall gießerei, Leipzig. Ernst Herling, Inhaber der Fa Ernst Herling L Co., Leipzig. WkWn-WWler AM ZmiWsM des Chemiker BM-Bmitz Kohenstein-Ernstthat, Weinketterstraße 10. Fernsprecher Str. 2». Kauptöclnk in KHemnitz. Aktienkapital: Mk. 15««««»» Reserven: Mk. 37V300» Wir übernehmen die Vermögensverwaltung für zum Militärdienst einberufene Personen und empfehlen unsere feuer- und diebessicheren Schrankfächer unter eigenem Verschluß seitens der Mieter zur sicheren Aufbewahrung von Wertgegenständen. Bareinlagen verzinsen wir zu günstigsten Sätzen je nach Kündigungsdauer. Eine große Karte om SsterreWsih-serbWil KricMauM für unsere Abonnenten nur 60 Pfg. Um zu ermöglichen, daß unsere Leser die Ereignisse auf dem österreich.-serbischen Kriegsschauplätze genau verfolgen können, er halten unsere Abonnenten eine große, in vielen Farben hcrgestellte, 42X58 em große neue Balkankarte für den billigen Preis von nur 6V Pfg. Die Karte ist in unserer Geschäftsstelle ausgestellt, auch durch unsere Boten erhältlich. Seschiistsstelle de; „Hohenstem-Emfnhaler Anzeigers" mit NebenauSgaben OherlimgMitzer Tageblatt und Oersdorfer Tageblatt Unseren im Felde stehenden Landsleuten kann unsere Zeitung auf Antrag als MM-MlNUMNt nachgesandt werden. Erforderlich ist als Adressenangate: Vor- und Zuname, Dienstgrad, Angabe des Regiments, Bataillons oder der Kompagnie, Eskadron, Batterie, der Brigade ^.oder Division und des Armeekorps. Der Bestimmungsort darf nicht genannt werden Die Nachfindung kann jederzeit beantragt werden. Bestellungen nimmt unsere Geschäftsstelle entgegen. und große Kammer zu vermieten (monatlich 7.50 M.) Gersdorf 220 g. Mem 1. Klage, 5 Zimmer, Küche mit Balkon, Bad, Garten und sonstigem Zu behör, in sonniger Lage, sofort oder später zu vermieten Hoh.-Er., Schillerstraße 12. SGüMrot! Vielfach patentiert, enthält sämt liche Nährstoffe des Kornes, un erreicht im Wohlgeschmack. WM" Aerztlich empfohlen. Ruffs Bäckerei, Hohenstein-Ernstthal. MK Turmikreiit WkUMmania", Oberlungwitz. Die in der Heimat verblie benen Mitglieder werden herz lichst gebeten, für unsere im Felde stehenden Mitglieder Liebesgaben in reichem Matze zu spenden. Die Liebesgaben nimmt der Vorsteher entgegen, von wo aus auch die Absendung der Gaben erfolgt. Der Vorstand. diene Vollheringe marin. Heringe geräuch. Heringe GtlbWöMcheu frische Preihelbem«. Grünwarenhandlung Hoh.-Er., Hohe Straße 4. zeoatzardt» Mtr-NiihrWietmik flkKiider «Kraske »«ödertroffe« Warnung! Hiermit warnen wir jeder mann, die verleumderischen Ge rüchte über den Tod unseres Vaters zu verbreiten, da dieselben auf Unwahrheit beruhen und unsere Familie nicht treffen. Wir werden, falls das Gerede nicht unterbleibt, ohne Ansehen der Person gerichtlich einschreiten. Jie Geschwister Fritzsche, Hohenstein-Ernstthal. 2«. MesBell-LnittW. E» gingen -in: Werkführer Hermann Winter 2 M., Ungenannt 10 M., Albin Wetzel 10 M., Sparbüchse von Helmut Wetzel 2.42 M., Paul Gräßler 10 M, Wilhelm Andrä 1 M., Fleischer-Innung Hohen stein-Ernstthal und Umgegend 75 M., Franz Scharffe 10 M. (2. Rate), Stationsschaffner Koß 5 M. (2. Rate), Frau Selbmann 2 M., Runder Tisch in der „Gerichtsschänke" 4.50 M., Fritz Martin 1.50 M., Gustav Straß 3 M. b) Ernst Möckel Hosenträger, Taschentücher, Zwirn, Nadeln u. 1 P. Strümpfe, Oskar Strube 6 Hemden und Schreibmaterialien, Ungenannt 6 P. Müffchen, 24 P. Socken, 8 Herrenschwitzer und 15 Unterhosen, Frau Selbmann 3 P. Müffchen, Ungenannt Zigarren, Tabak, 1 Tabakspfeife und 2 P. Unterhosen, Gastwirt Albrecht Tabak, 1 Tabakspfeife, Socken und Lesestoff, Schülerin Paula Kreul 1 P. Müffchen. Um weitere Gaben wird herzlichst gebeten. Die Annahmestelle befindet sich in Hohenstein-Ernstthal im Rathause, Zimmer Nr. 7. Roter Kreuz. 14. Quittung. Es gingen ein: Ungenannt 5 M, Ertrug eines Gartenkonzertes vom Gastwirt Pochrrt 11.25 M, Unge nannt 5 M, Edmund Bach, Ungenannt und Agnes Starke Lesestoff, Willy Venter 2 M , Bürger meister Dr. Patz 30 M., Frau Oberlehrer Egerland 20 M, Frida Meyer, Limbach 10 M, Wilhelm Schönland 3 M , Fleischer-Innung Hohenstein-Ernstthal und Umgegend 75 M , Weck 50 Pf., Fran Konditor Einer 5 M , Ungenannt 1 M, Rendant Richter 30 M. (2. Rate), Max Koß 2 M , Stadt buchhalter Mendt 30 M, Hannchen und Margarete Müller 10 M , Fritz Marlin 1.50 M , Unge nannt 1 Stck. Jackendrell, Prokurist Gieske Lesestoff, Priv. Schützengesellschaft Altstadt 20 Bl. Weitere Gaben werden mit herzlichstem Danke entgegcngenommen in Hohenstein-Ernstthal inl Rathause, Zimmer Nr. 7. Zahle Geld zurück, wenn meine llüknvraugvn- fVarronlinkiur nicht in einigen Tagen sicher hilft. raknsvkmsrr- »iülor „VMr" hilft sofort, auch bei heftigstem Zahnschmerz. Hoh.-Er., Conrad Claußstraße 1. Gemeinde-VervandS-Gtrokonto Nr. 2. IoUe8- unl! kegrSbnk-^nrkigs. Oisräurott aUon Vorvanäton, k'rounävn unä öokanntsn äis Usk- trauri^o dlaotiriostt, <iass tiouts OwnstaA krük '/,3 filttr naott kur^vm, abor sottr sodvorsm kmiäon plöt/liott unci unorvartot moin Uobor Oatts unä trousorxonckor Vator moinos liodon Lincios, 8ottn, öruäor, 8estnaKor unci Onkol, äor kssitror von Lokorts Oaststau«, Im ksrl MI KIMM ia soinom balci vollsnästsn 36. Oodsnsjaliro 8anst unci ruttix vor- sostioävn ist lUIttelknck, äon 2. 8optvmbor 1914. In tiokstom 8odmor2o I^ins vkm. KioklSr nM M unä üdrigon llintvrtülobvnsn Oio HosräiKunx äos tourvn Lntsvstlaksnsn ünäst k'roitaA naoti- wittas ^2 Okr vom Hauortiauso aus statt. Druck und Verlag: Horn L Lehmann. Verantwortlich für die Schriftlcitung: Emil Horn, Hohenstein-Ernstthal. Hierzu 1 Jllustr. Sonntagsblatt