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KriegM-et. Ls kam die Zeit der Ernte näher, Doch eh' sich rüsteten die Mäher, Da warf der Feinde freche Hand Vie Kriegesfackel uns ins Land. Allein deutsches Volk! Erschrecke nicht, Wenn meuchlings dich der Kampf anficht, Du hast den Frieden stets gewollt, Nun sei mit Fluch dem Feind gegrollt! wir bitten Dich, Gott aller Zeiten, Laß siegreich uns als Deutsche streiten, wir opfern unser Hab und Gut Und — muß es sein — auch unser Blut; Nur diese Schmach dem Feind vergelt', wir ziehen freudig in das Feld, Ob Micht es oder Wille sei, Damit nur Deutschland wieder frei! Beschirme unsre deutschen Staaten, Laß sie erfolggekrönt geraten, Und laß des deutschen Weibes Tun In dieser schweren Zeit nicht ruhn. Gib ihnen Kraft und Edelsinn, Dem vaterlande zum Gewinn; Auf daß jetzt und zu jeder Frist Feststeh, was deutsches Wesen ist! Und laß uns in den schwersten Tagen Nicht über das vergangne klagen, Ls schirme Deine weise Hand Die Herrscher und das ganze Land! Gib der Ertragung lang Geduld Und straf uns nicht für alte Schuld, wehr deutsches Wesen, fremden Spott, Du feste Burg, Du, unser Gott! Ferd. Willy Hähnel, Ehemnih. Kirchenrmchrichten. W«r,chk Kl. Uri«it«tii zu A,ße«stei«-ArnfN-Ll. Vom 8. bis 14. August 1914. Getauft: Marianne Hildegard, T. d. Klempnergehilfen Anton Heinrich Kretschmann. Begraben: Arthur Johannes, S. d. Färbereiarbeiter» Arthur Johannes Lorenz, 6 M. 7 T. alt. Martha, T d. HauSweber» Karl Friedrich Nötzold, 2S L. alt. Loigcb. Lohn des Fabrikschmtcdes Max Paul Meyer. Am 10. Sonntag nach Trin, den 16. August, vormit tags S Uhr PrcdigtgotteSdicnst. Herr Pastor Schmidt. Hieraus Abendmahlsfeier. Kollekte für das Rote Kreuz. Jungsrauenverein: Abends halb 8 Uhr im Gemeindehaus. Männer- und JünglingSvcrein: Abends 8-9 Uhr im Gemeindehaus. Montag abend Bibelstunde. grauenvcrein Montag abend Versammlung im Gemcin- dehauSsaale. Donnerstag, den 80. August, abends 8 Uhr KriegSbct- stunde. Wochcnamt: Herr Pastor Schmidt. W«r*chkW^ tz-rtstsp-ortz« Äohenkeiu-Hrnklthal. Getauft: Johanna Martha, L. d. Schlossers Oskar Max Malz Albert JobanneS, S. d. Kasscnboicn Wilhelm Kurt Goldschmidt. Elfriede Marianne, T. d. Härtmci. ster- Roben Aldin Kreul. Luise Gertrud, T. d. Reisenden Richard Emil Mehlhorn. Walter Paul, S. d. Handschutz- zufchnelder« Paul Arthur Fickert Irma Eifriede, T d. Schneider» Otto Oswin Mehlhorn. Ella Gertrud, T. d. Handschuhzuschneider« Oskar Franz Beyer. Begraben: Anna Ida, Edcfran des Hausmann« Chri stian Ernst Lang, 34 I. 14 T. Der Webermeister Fried rich August Otto, 74 I. 8 M. 4 T. Hildegard, L. d. Schlossers Otto Emil S-besfler, 8 M. 18 T. Am 1V. Sonntag nach Lrinitati» vormittag» S Uhr HauptgotteSdienst mit Predigt über: Röm. 2, 1—11. Herr Pastor Dybcck. Daraus AbcndmahlSseirr. Kollekte für das Rote Kreuz. Ev.-luth. Jungsraurnverctn: Abends 8 Uhr im Ver ein-lokale. Ev-luth. Jünglings verein: Abend« 8 Uhr im Ver- einSlokale. LandeSkirchl. Gemeinschaft abend» halb 9 Uhr im TemetnschastSlokalc. US. Bitte die Namen der in« Feld Bezogenen dem Pfarramt zu melden. Wochenamt Herr Pastor Dybcck. Donnerstag, den 20. August, abends 8 Uhr Kriegsbet stunde in der Kirche. Wo« Höttl««k»ttz. Getauft: Irmgard Helene, L. d. Strumpswirkcr» Ernst Max Flach. Hedwig Gertrud, T. d. Bäckers Otto Walther Reh. Wally Gerda, T. dec unverehelichten Frieda Olga Herold. Getraut: Der Dachdcckergehilse Karl Wilhelm Löser in Hohenstein-Ernstthal mit der Strumpsausstoßerin Martha Marie Werner hier. Der Gürtler Richard Hugo Müller mit der Handschuhzwicklerin Frieda Olga Herold, beide hier. Begraben: Karl Hugo, S. d. Strumpfwirkers Hugo Franke, 6 M. 19 T. Frau Christiane Karoline vcrw. Vieweg geb. Jordan, 79 I. 4 M. 29 T. Der Privatmann Traugott Friedrich Fankoänel, 79 I. 7 M. 7 T. Frau Ida Amalie Schaarschmidt ged. Schubert, 70 I. 9 T. Am 10 Sonntag nach Trinitati», den 16. August 1914: Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Herr Pastor Schödel. Kollekte für die Zwecke deS Roten Kreuzes. Vormittags halb 11 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahles. Herr Pfarrer von DoSty. Nachmittags 2 Uhr Unterredung mir den Jungfrauen. Nachm. 3 Uhr TaufgottcSdtenst. Abends halb 8 Uhr JünglingSvcrein. Montag, den 17. August 19l4, nachmittags 4 Uhr Mis- sionSkränzchcn. Es wird um das Erscheinen oller Mitglie der geberen, behufs Besprechung über die Mitbelätigung an der Krtegshilsearbeit. Die Hauptkirche ist täglich von früh 7 Uhr an bis zum Eintritt der Dunkelheit geöffnet. Jeden Tag, abends 7 Uhr, ist in der Hauptkirchc Ge legenheit zur Beichte und Feier des heiligen Abendmahles. Bibeln und neue Testamente sind in allen Preislagen auf dem Pfarramte vorrätig. Wochenamt: Herr Pfarrer v. DoSky. Wo« cherodors. Bom 6. bis 12. August. Getauft: Arthur Rudi, S. d. Schmied» Anton Arthur Funke. Elfriede Hildegard, T. d. B. Max Richard Fritzsche. Getraut: Max Alired Böhm, Schneidermeister hier, ein Witwer, und Anna Marie Rieß hier. Begraben : Johannes Herbert, S. d. Schmiedemcisters Johannes Ewald Riedel, 1 M. 13 T Totgeborener Sohn der Prokuristen LouiS Emil Gruner. Helene Dora Flöter, 2 M. 10 T. Hildegard Charlotte, T. d. Maurers Hugo Paul Frohberg, k M. 10 T. Helmut Kurt, S. d. Metall arbeiters Kurt Emil Mildner, 8 M. 24 T. Heinz Walter, S. d. B. Georg Fischer, 20 T. Rudolf Herbert, S d. B. Karl Rudolf Kahle, 8 M. 14 T. Christian Friedrich Lin dig, Berginvalid hier, ein Ehemann, Sl I. 11 M. 8 T. Martha Elisabeth, T. d. B. Hermann Emil Böcncr, 3 M. 2 T. Am 19. Sonntag nach TrinitaliS, den 16. August, vorm. 9 Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Böttger Nach dem Gottesdienst Beichte und Feier des heiligen Abendmahls. Kollekte sür die Zwecke des Roten Kreuzes. Nachm. kalb 2 Uhr kirchl. Unterredung mit den Jüng lingen und Jungsrauen. Abends halb 8 Uhr Jungsrauenvcrein. Abends halb 8 Uhr JünglingSvcrein. Dienstag, den 18. Aug., abends 8 Uhr Bibelstunde mit KricgSbctstundc in der Kirchschule. Donnerstag, den 20. Aug., abends 8 Uhr Kriegsbct- stunde in der Kirche Die Woche für Taufen und Trauungen hat Herr Pastor Böttger, für Hauskommunioncn und Begräbnisse Herr Pastor Hildebrand. Lavgeoöerg mit Meinsdorf. Am 10. Sonntag nach Trinilatis, den 16. August, früh halb 9 Uhr Beichte. Um 9 Ubr Gottesdienst mit Predigt über Römer 2, 1—I I und anschließender Abcndmahlsleicr. Kollekte sür die Zw.ckc des Roten Kreuzes. Nachmittags halb 2 Ubr Bclstundc. Donnerstag, den 20. August, abend; 7 Uhr Kriegsbcl- stundc. La«ge»chnrsdorf mit Kalke«. Sonntag, den 16. August Ibl4, vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Kollekte sür die Zwecke des Roten Kreuzes. Nachmittags halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den Jungfrauen. Wo« Wernsdorf Monat Juli. Getauft: Hildegard Ilse, T d. Hermann Johannes Schönfuß, Bautechnikers, H., f I M. 5 T. Johanna Martha, T. d. Karl Emil Tuchscherer, Bergschmicds, B. Elsa Herta, T. d. Friedrich Max Franke. GeschirrsührccS, B. Martha Elly, T. d. Max Richard Kunig, Bergarb., B., f 2d T. Helene Gertrud, T. d. Paul Johanne» Franke, ElektrizitätSarb., B Anna Elsa, T d. Ernst Emil Wagner, Bergarb., B. Oskar Karl, S. d. Ernst Oskar Bauch, Bergarb., B Max- Bruno, S. d. Ernst Bruno Held, gärbereiarb., B. Christoph Eugen, S. d. Paul Eugen Ludwig, Bergarb., B. Außer- dem 2 uneheliche Kinder B, H. Getraut: Paul Artur Rabe, Schlaffer in EngelSdors mit Frieda Ida Schilling, R. Max Emil Möser, yobrik- arb., B. mit Hulda Clara Schubert, B. Begraben: Johann Friedrich Barth, Kriegsveteran, H., 72 I. S M. 12 T. JobanneS Max, S. d. Hermann Otto Jordan, weschirrsührer«, R , 7 M. 2 T. Ernst Arno, S. d. Emil Otto Korb, Bergarb., B., 4 M. ST. Johann Gottlieb Wagner, vorm. GarlengutSbes, B , 85 I. 28 T. 10. Sonntag nach LrinitatiS, den 16. August, vormit tags - Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt über Klage!. Irrem. 8, 22—33. Nach dem Gottesdienst Beichte und heil. Abendmahl. Kollekte für daS Rote Kreuz. Nachm. 2 Uhr KriegSbetstunde. Wo« Krlöach-Airchöerg. Am 10. TrinitatiSsonntagc. Erlbach: Früh 8 Uhr Beichte. Halb » Uhr Haupt gottesdicnst mit Abendmahlsfeier. Kirchberg: Vormittags halb 9 Uhr Lesegottesdienst. In beiden Kirchen Kollekte sür die Zwecke des Roten Kreuzes. Mittwoch, 19. August. Erlbach: Abends 8 Uhr KriegSbetstunde mit anschlie ßender Abendmahlsfeier. Wo« Wrspnmg. Begraben: Martha Hildegard, T. d. Bergarbeiters Max Bruno Barthel in SeiferSdorf, 8 M. 25 T. alt. Am 10. Sonntag, nach Trin., den 16. August 1914, stütz halb 9 Uhr PrcdigtgotteSdienst und Feier des heil. Abendmahls. Beichte 8 Uhr. Einsammlung einer allgemeinen Landeskollekte für die Zwecke des Roten Kreuzes. Freitag, den 21. August, abends 6—7 Uhr KriegS betstunde. Wo» MSKe«öra«d. Am 10. Sonntag nach Trin, den 16. August, vormittags 9 Uhr Predigtgottesdienst. Vorm, halb 11 Uhr kirchliche Unterredung. Kollekte für das Rote Kreuz. Mittwoch, den 19. August, abends V«9 Uhr Versamm lung des ev.-luth. JünglingSvereins im Pfarrhause. Donnerstag, den 20. August, abends 8 Uhr KriegSbet stunde in der Kirche. Wo« MMelvach. Am 10. Sonntag nach Trinitatis, den 16. August, vor mittags 8 Uhr Beichte und heilige« Abendmahl. Halb 9 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte sür die Zwecke der Roten Kreuze«. Mittwoch, den 19. August 1914, abends halb 9 Uhr Bet stunde in der Kirche. Zahlungseinstellungen in Sachsen. Friedrich Hermann Hänel, Dresden. Max Hager st, Reichenbach. Gustav Hermann Zöphel, Landwüst-Mark- neukirchen. Heinrich Ernst Kästner, Schwarzenstein. Otto Bruno Hösel. Themnltz. MaldHeimer Filz- und Schubwarenfabrik Robert Gärditz in Liqu, Waldheim. A Böhme L Eo, Leip ia. Vereinigte Steinbrüche und Cementwarenfadrtlen Alban Vetterlein, G. m. b. H., Leipzig-SohliS. Heinrich Richard Simon, Meerane. «chl»chttzteh»»rN t« Titzlocht- «H vtetzhofe zv Eh eMails am 13. August 1914 Auftrieb: — Ochsen, — Bullen, — »alben, - Kühe, — Fresser, 37» Kälber, — Schafe, »44 Schweine, zusammen 717 Tiere. ') Die Lebendgewtchtspretse bei Schweinen verstehen sich unter Gewährung von 20 Prozent Tara. Unter Schlachtgewicht ist bei Schweinen das Gewicht einschließ lich des Schmers zu verstehen. Geschäftsgang: Kälber langsam, Schweine gut. Ueberstand: Rinder —, davon Ochsen —, Bullen —, Kübe —, Kalben —. Kälber —, Schafe , Schweine —. Bezahlt in Mark für SO »x Lebead-1 Schlacht» »cwtchl Ochsen M. M. 1. vollfleischtge, auSgrmäst., höch sten Schlachtwert, bis z. 6 Jahr. — 2. junge, fleischige nicht ausge- mästete — ältere ausgemästetc 3. mäßig genährte junge — gut — — genährte ältere — Bullen 4. gering aenährte jeden Alters 1. vollfleischige, ausgewachsene höchsten Schlachtwertes . . — — —— 2. voflfleischige, jüngere . . — 8. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere . . . — — Kalben 4. gering genährte .... 1. vollfleischige, ausgemäst. Kal- — Kühe ben höchsten Schlachtwertes — — 2. vollfleischige, ausgemäst. Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren — 3. ältere ausgemästete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben - 4. gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalben .... — Fresser 5. mäßig u. gering genährte Kühe und gering genährte Kalben — — Gering genährtes Jungvieh im Alter von 3 Monaten bis zu einem Jahre 1. Doppellender — Kälber — — 2. beste Mast- und Saugkälber 48—KO 77—81 3. mittl. Mast- u. gute Saugkälber 42-46 70-77 Schafe 4. geringe Kälber 1. Mastlämmer u. jüngere Mast- 36 40 64-71 Hammel — 2. ältere Masthammel . . . 3. mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe) . — Schweine — 1. vollfleischige der fein. Raffen und deren Kreuzungen im Alter bis zu tt/i Jahren . . . 2. Fettschweine 3. fleischige 70 70 70 70 68-69 68-69 4. gering entwickelte .... 66-67 66 67 6. Sauen und Eber .... — — Zu der Eroberung von Mich. Dem siegreichen Ansturm unserer Trup pen konnte bekanntlich die belgische Festung Lüttich nicht standhalten und fiel in die Hönde der Deutschen. — Lüttich ist eine Stadt von ungefähr 250000 Einwohnern. Die Stadt ist eigenartig gebaut, da das Gelände sehr hügelig ist. Eine Sehens würdigkeit non Lüttich ist die große Treppe (unser Bild), die von der Stadt zu der stark befestigten Cimdelle hcraufführt. Zwei Wetten. Roman von O. Elster. i» Fortsetzung. (Nachdruck verboten ) Wie der Schrei eines zu Tode getroffenen Wildes rang sich dieser Ruf llber Ediths Lippen. Mit blitzenden Augen hoch emporgerichtet, mit abwehrend vorgestreckten Händen, so stand sie vor ihin, der wie ein Verbrecher unter dem Urteils spruch zusammen zu brechen drohte. „Verurteile mich," sprach er tonlos, „es galt mein Glück." „Und da opfertest du — deine Ehre," kam cs bebend llber ihre Lippen. „Und wurdest du glück- lich?" setzte sie bitter hinzu. — Er schüttelte traurig den Kopf. „3" spät sah ich ein, daß durch Unrecht kein Glück zu erwerben ist; zu spät sah ich ein, daß der feste Grund unseres Glückes nur pflichttreue Arbeit ist — und ich büßte meine Schuld. Man warf Verdacht auf mich, weil ich stets mit Glück spielte — man beobachtete mich, man stellte mir eine Falle und — und — ich ward entlarvt. Aber man wollte das Offizierkorps nicht kom promittieren, man ließ mir die Wahl: entweder vor ein Ehrengericht gestellt zu werden, welches mich aus dem Ossizierstande entfernt haben würde — oder in aller Stille in das Ausland zu gehen mit der Verpflichtung, nie mehr nach Deutschland zurückzukehren — ich ging nach Amerika und suchte durch schwere, harte Arbeit zu sühnen, was ich verbrochen. Ob es mir gelungen ist — du selbst sollst das Urteil sprechen." Er sank in den Sessel zurück, stützte die Ell bogen auf die Knie und vergrub das Gesicht in die Hände. Regungslos ßand er da und regungslos stand Edith vor ihm. Ihre Augen ruhten mit eigen tümlichem Glanz ans seiner gebrochenen Gestalt. Ein Gefühl des tiefsten Mitleids schlich sich in ihr Herz. Was mußte er all' die langen Jahre hin durch gelitten haben? Sie wußte, mit welch' unendlicher Liebe ihre Mutter an ihrem Gatten gehangen, sie wußte, wie er gearbeitet, wie er gekämpft hatte, sie wußte, mit welch' zärtlicher Liebe er sür Frau und Kind ge sorgt und welch' tiefer Schmerz sein Herz zer riß, als ihre Mutter starb, als ihr Bruder, sein einziger Sohn, sich in den wilden Irrwegen des Lebens zu verlieren schien, sie wußte alles, sie kannte ihren Vater nur als einen ernst strebenden, hart arbeitenden Mann, als liebenden Gatten und Vater, und jetzt sah sie ihn gebrochen zu ihren Füßen und ihr Urteil erwarten . . . War sie berechtigt, ein Urteil zu sprechen? War sie berechtigt, ihn zu verdammen? „Und jenes Mädchen, welches du liebtest?" kam es zitternd über ihre Lippen. Seine Gestalt erbebte wie unter gewaltsam unterdrücktem Schluchzen. „Sie verzieh mir — sie ging mit mir in die Welt — und ward deine Mutter . . ." „Vater — mein Vater!" Sie lag vor ihm auf den Knien und um schlang ihn mit den Armen; er lehnte die Stirn auf ihre Schulter und heiße Tränen entströmten seinen Augen. „Mein Kind, mein liebes Kind," flüsterte er ! mit gebrochener Stimme. „Du hast mir ver geben . . ." „Ich habe dir nichts zu vergeben, Vater," sprach sic, indcm ein weiches Lächeln ihren Mund umspielle. „Ich verstehe dich jetzt — du sollst dich in mir nicht getäuscht haben. Du hast recht, wir müssen fort — weshalb hast du mir all' das nicht schon früher gesagt?" „Weil ich glaubte, es wäre alles vergessen und vergeben. Ich glaubte gesühnt zu haben, was ich verbrochen; ich habe mit Zinsen zurück gezahlt, was ich vor langen Jahren im Leicht sinn der Jugend gefehlt. Niemand hat noch eine Forderung an mich oder meinen Vater, alles ist gedeckt und alles gesühnt — so glaubte ich, so hoffte ich — gestern abend habe ich das Gegen teil erfahren. Irgend jemand hier muß mich wiedererkannt haben; ich wurde mit meinem früheren Namen angeredet, mein früheres Leben wurde mir vvrgeworfen — ich habe cingesehen, daß ich hier auf keine Verzeihung zu rechnen habe." Edith richtete sich stolz empor. „Wir brauchen ihre Verzeihung nicht," sagte sie ruhig. „Wir haben uns selbst unser Glück, unsere Welt erbaut, und sie ruht auf festerem Grunde, als die jener Leute, welche nicht ver gessen, nicht vergeben können. Ich hasse, ich ver abscheue sie — laß uns eilen, wieder in unsere Welt, in unsere Freiheit zurückzukehren." „Und Walter von Breßnitz?" Ein bitteres Lächeln irrte über ihre Züge. „Er gehört nicht zu uns, Vater," entgegnete sie mit bebender Stimme. „Er wird hier sein Glück finden." * * * 7. Kapitel. In dem großen Speisesaal des Kasinos waren die Offiziere des Iägerbataillons durch den Kom- mandcnr zu einer Versammlung berufen worden. Auf allen Gesichtern lag eine gewisse Spannung. Man wußte nicht genau, was der Oberstleutnant den Offizieren mitzuteilen hatte, aber man ver mutete, daß der gestrige Abend im Caso Reunion Gegenstand dieser Mitteilung war. Hauptmann von Koch zeigte eine nervöse Stimmung; er war der älteste Offizier im Cafö gewesen, auf ihn fiel alle Verantwortung. Wenn der Herr Oberst leutnant auch manchmal ein Auge zuzudrücken pflegte, so konnte er doch auch recht ungemütlich werden. Jedenfalls befand sich Hauptmann von Koch in unbequemer Lage, er hatte am Morgen dem Kommandeur Bericht erstatten müssen, und dieser hatte ihn sehr kühl verabschiedet. Auch die Leutnants hatten mehr oder weniger ein schlechtes Gewissen. Solch' ein junger Leut nant hat ja meistens etwas auf dem Kerbholz, und man kann niemals wissen, wenn eine Offi- ziersnersammlung einberufen wird, welchen Fall der gestrenge Herr Kommandeur sich zur Be sprechung ausersehen hat. Nur Walter kam vollständig harmlos zur Versammlung. Er hatte über die gestrigen Vor fälle im Cafo Reunion noch nichts gehört, da er bis Mittag aus einem entfernten Schicßstand dienstlich beschäftigt gewesen war. Er erschien erst im letzten Augenblick, sodaß die Kameraden keine Zeit mehr fanden, ihn von dem Vorgefal lenen in Kenntnis zu setzen. (Fortsetzung folgt.) Orskslösr Lsi^snlisus Oksrnnilr, Lei« ?08t- u.