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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191408161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140816
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-16
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.08.1914
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der Kriegseröffnung, verließen die beiden stolzen Kriegsfahrzeuge den Hafen und gingen an der Süd- spitze Siziliens vorbei, obwohl ein ganzes englisches Geschwader bei Matta Wacht hält und in dem nicht fernen Biserta an der tunesischen Küste französische Kriegsschiffe in weit überlegener Zahl bereit liegen. Mit Windeseile geht es an den Küsten Siziliens entlang, bis der am nordöstlichen Zipfel der Insel gelegene Hafen Messina erreicht ist. Dort werden Kohlen bis zur Grenze der GefechtSfähigkeit eingenommen. In der Nacht zum 4. August geht die kühne Fahrt zur nordafrikanischen Küste, ohne daß die auf der Lauer liegenden feindlichen Kriegsschiffe etwas davon bemerken. Die französischen Dampfer, die in Phtlippeville und Bone friedlich am Km liegen, um algerische Truppen nach Frankreich zu bringen, enrpfangen die donnernden Morgen grüße unserer beiden Kreuzer und werden in Grund und Boden geschossen. Nach getaner Arbeit verlassen unsere Kriegsschiffe, denen die Kanonen an der algerischen Küste keinen Schaden getan haben, blitzschnell, wie sie gekommen waren, die ungastliche Küste. Am 5. August trafen unsere braven Kreuzer wieder in Messina ein. Die Feinde sind endlich aufmerksam geworden und hinter den deutschen Panzerreitern her. Das neutrale Italien kann auch den befreundeten Kriegsschiffen nur eine kurze Aufenthaltsfrist und die Aufnahme von nur so viel Kohlen gewähren, wie zur Erreichung des nächsten Heimatshafens erforderlich sind. Vor dem Hafeneingang harren die feindlichen Schiffskolosse in dichter Reihe der unverzagten Deutschen, die in heiterer Stimmung u d beim Gesang patriotischer Lieder den Nachmittag ver leben und dann, als es Abend wird, wie Zielen aus dem Busch die Reihe der feindlichen Schiffe durchbrechen und in kühner und mutiger Fahrt das offene Meer gewinnen. Die verdutzten Gesichter der englischen und französischen Schiffs kommandanten sollen nichts weniger als geist reich dreingeschaut haben bei der Wahrnehmung, daß ihnen die sichere Beute entschlüpft war. Ein dreifaches „Hipp, Hipp, Hurra" den prächtigen „Goeben" und „Breslau"! Man möchte laut aufjubeln über diese Tat! Denn was verbirgt sich alles hinter den knappen amtlichen Zeilen! Das Unternehmen, das Durch brechen des englischen Blockade-Geschwaders, ist tollkühn zu nennen, es konnte für unsere braven Blaujacken recht unangenehm ablaufen, aber sie kannten keine Furcht und sie haben den Eng ländern, die schon an der Themse-Mündung den ersten empfindlichen Nasenstüber erhielten, gezeigt, was deutscher Angriffsgeist bedeutet! „Nan an den Feind!" Die langen Gesichter der englischen Schiffsoffiziere mögen noch länger geworden sein, als sic die deutschen Panzer dahinstürmen sahen. Und nun erklärt sich auch eine Meldung, die schon am Dienstag in deutschen Blättern auftauchte und zunächst, weil sie gar zu rätsel haft schien, unbeachtet gebüeben war. Ein eng lischer Handelsschiffkapitän hatte nicht dicht ge halten und hatte gemeldet, daß er tm Mittel meer Sessel, Stühle und Tische eines englischen Kriegsschiffes lreivend angetroffen habe. Ist der Engländer gesunken oder hatte er, um Lazarciträume zu schaffen, seine Kabinen aus geräumt? Die Zukunft wird es uns sagen. Abends ist der Durchbruch der deutschen Schiffe erfolgt. Wie mag den deutschen Wickingern zu Mute gewesen sein, als die südliche Nacht sich in ihrer strahlenden Schönheit auf das Mittelländische Meer herniedersenkte, und sic mit abgeblendetcn Lichtern hinausfuhren, dem Feind entgegen! Feierlich und markig zugleich klang das „Heil dir im Siegerkranz", das die Schiffskapellc vor dem Auslaufen spielte. Am Hafen hatte sich die Bevölkerung Messinas, die wohl vertraut ist mit dem Meere, zu Tausenden cingefunden, um die todesmutigen Deutschen hinausziehen zu sehen, dem weit überlegenen Feind entgegen. Dann hatten die Ketten in den Ankerklüsen ihren eisernen Gesang gesungen, — Klingelzeichen — Bootsmannspfiffe — und die beiden Panzer gleiten dahin. Doppelt wach sam starren die Augen der Wachthabenden durch die Gläser — hinten, ganz hinten am Horizont scheint es, als ob ein Dunst lagert — der ver räterische Rauch der feindlichen Schiffe. In den Gcschütztürmen tauscht man nur halblaut knappe Worte. Alles steht unter dein nervenspannenden Eindruck der Stille vor dem Sturm, die auf dem Meere noch viel grandioser ist als auf dem Lande. Hinter dem Heck gurgelt und rauscht das Kielwasser. Wird man durchkommen? Oder wird man vom Englishman zusammenge- schosscn und auf den Grund gelegt? Aber jeder brave Maat weiß auch, daß die Ueberlegenheit zur See nicht von der Zahl abhängt, und daß viele günstige Momente zusammenwirken müssen, um den Koloß aus Stahl hilflos zu machen. Mele günstige Momente — über sie wird Jan Maat den Lieben daheim im Fischerdorf erzählen, wenn der Krieg vorbei ist. * Wie die Kosaken in ostprentzi- schen Dörfern Maust haben, erfährt man aus einem Brief, den die „Post" abdruckt Der Verfasser schreibt unter dem 7. Au gust aus Kosuchen bei Malla, dem in den ersten Kriegslagen viel genannten ostpreußischen Grenz städtchen, folgendes: Plötzlich zeigten sich am Sonntag vormittags 10 Uhr einzelne Reiter hier und dort, und cS hieß: die Kosaken sind da! Einen tiefen Eindruck machte dieses auf die Bevölkerung nickt, da je dermann überzeugt war, daß ihr Bleiben nur von kurzer Dauer sei, und daß sie sich menschlich aufführcn werden. Aber ein dumpfer Di uck legte sich auf die Gemüter, als am Nachmittag die Höhen von Patrouillen von 2 bis 20 Mann be setzt wurden, Haufen von Reitern hin und her ritten und auch die Wäldchen, deren Zahl hier groß ist, stark besetzt wurden. Die Kosaken, von denen eine große Anzahl auch polnisch sprach, suchte stellenweise Anknüpfungspunkte mit der Bevölkerung und suchte sie aufzuhetzen. Einzelne Gewalttätigkeiten kamen schon am Sonntag vormittag vor. Die Pvstagentur und Meierei im Dorfe Kosuchen wurden überfallen, die Telephone zerstört, Sachen umhergeworfen, nach Papieren gesucht und der Meiereibesitzer mit seiner Frau gemißhandelt, als sie nicht mit Geld heraudrückten. Die späteren Tage lehrten, daß die drohend geschwungene Lanze und der Gesichtsausdruck kein Possenspicl war. Die Nacht zum Montag war wohl die schlafloseste seit viel leicht hundert Jahren für den ganzen Grenz bezirk dieser Gegend. Der prachtvolle Montag- morgcn ließ sich sehr fcicdlich an. Plötzlich stei gen über dem Dorfe Schrviddern starke Rauch säulen auf, die sich rald zu einer großen Masse ballen. Lange bleibt man nicht im Ungewissen. Im eigenen Dorfe zucken Feuerflammen in den Strohdächern hier und da auf. Die Flammen breiten sich über die Dachfläche aus und bald steht das betrcffende Gehöft in Flammen. Jam mernde Hausbewohner stürzen aus den Häusern heraus und zwischendurch reiten dunkelbraune Teufel in Kvsakengestalt umher; und nach wel chem Dach sic ihre verruchte Hund strecken, das ist den Flammen verfallen Die Greuelszenen, die sich entspannen, spotten jeder Beschreibung. Am schlimmsten giug's im Gcenzort Schwid- dern zu, wo die Barrikaden gebaut waren. Schon der bloße Gedanke, daß den Sleppenwöl- fen Widerstand geleistet werden sollte, stachelte sie zur Rache an. Einzelne steckten von der Rückseite die Gehöfte an und einzelne die Häuser von der Straße aus. Zur Erhöhung der Panik wurde kommandiert: Lewv, pravow! Lewo, p a- vow! Links, rechts! Linke-, rechts! und Salven sausten zwischen die fliehenden und jammernden Bewohner. Das Rotten der Sachen wurde ge hindert. Die ungesehene Bcsitzersfrau Wiktor lief mit gerungenen Hä. den über die Straße und wurde niedcrgeschossen. Da ihre Leiche fast zwei Tage auf der Straße liegen blieb, wurde sie von Schweinen aufgefressen. Die Leiche eines Mädchens wurde am drillrn Tag erst in einer Sandgrube, von Krähen und Schweinen ange griffen, gefunden. Der 8ljährige Altsitzer Soko lowski wurde auf der Hausschwelle erschossen und die Leiche inS brennende Haus geworfen, wo sie verkohlt aufgefunden winde. Im ganzen wur den in Schrviddern 6 Tote und mehrere Ver wundete gezählt. In Ke. suchen wurde ein Mann angeschossen und ein Schulmädchen erschossen. Hier und in anderen Orten winde w°nigsteus den Leuten die Rettung ihrer Sachen gestattet. In Malla wurde die Postschoffuelfrau Buyni, Mutter van sieben Kindern, ain Fenster erschaffen. Der Kauf- mannsgehilfe Günther wurde vor die Türe ge lockt und niedcrgchauen. In Malla waren 7 Tote und ungefähr 10 Verwundete. Fast alle Schau fenster wurden zertrümmert und einzelne Läden geplündert. Viele Häuser weisen Kugelspureu auf. Die Dörfer Sulimmen, Belzonzen und Skodden sind fast völlig cingräschert. Hier wurden auch die massiven Häuser niedergebrannt. In vielen Häusern wurden die Möbel zertrümmert. Einem Imker wurde der Honig — über zwei Zentner — ans den Hof gegossen, zertreten und verunreinigt. Die verängstigten Bewohner flüchteten mit den Resten iyrer beweglichen Habe in die Brüche und Wälder, wo sie tagelang umherirrten. Manche flohen bis Arys, Lützen und Rastenburg. DaS sind bis 8 Merlen weit. Einzelne sind noch nicht am Sonnabend heimgekehrt. Vielen war auch das Vieh verbrannt. Dem Wirt Kordasz in Schwiddern verbrannten 7 Pferde, 17 Stück Vieh und 40 Schweine. Die besten Pferde raubten die Kosaken. Die Bewohner mancher Dörfer mußten ihnen das Essen liefern. Sie betrachteten sich als die Herren des Landes. Am Montag nachmittag zeigte sich in der Luft eine Rumplerlaube. Alles atmete auf, und die Hoffnung griff Platz: Unser Heer verläßt uns nicht. Das Flugzeug überflog die ganze ver wüstete Gegend. In d u nächsten Tagen wieder holten sich die Greuelszenen in kleinerem Maße. Einem jungen Manne in Lodigowen wurde der halbe Arm abgehackt, damit er nicht zum Militär gehen könne. In Czyborren wurde am Donners tag der Kätner Michalzik vor seinem Hause, ob wohl er um sein Leben bat, niedergeschossen. Weinend ging die Witwe mit ihren sieben Kin dern, von denen die zwei jüngsten getragen wurden, von ihrem verbrannten Gehöft nach Malla. Endlich rückte auch Militär in unsere Gegend ein und hoffentlich sind wir die Hunnen los. Jst's nicht möglich, daß die internationale Jriedenskommission sich die masurischen Grenz bezirke näher ansieht? Wer ersetzt uns unseren Schaden? Wer löscht aus unserm Gedächtnis die Schrcckcnszciten? Wer löscht dieses Schand mal unserer sogenannten Kultur? * * * Der Dank des Kaisers an die Sieger von Mülhansen. W.c die „Straße. Post" meldet, sandte der Kaiser an die Truppen, die den Sieg bei Mül hausen im Oberclsaß erfochten haben, das folgende Telegramm: An das Armeeoberkommando. Dankbar unserm Gott, der mit uns war, danke ich Ihnen und den tapferen Truppen für den ersten Sieg. Sagen Sie allen be teiligten Truppen meinen Kaiserlichen Dank, den ihr oberster Kriegsherr ihnen im Namen des Vaterlandes ausspricht. Gcz. Wilhelm, I. tt. Erbeutete Kanonen. Vor dem Kaiserpalast in Straßburg i. Els. stehen seit gestern nachmittag die vier ersten den Franzosen in der Schlacht bei Mülhausen abge- nommencn Feldgeschütze, die von den Mann schaften unter dem Jubel der Bevölkerung hereingebracht wurden. Ebenso stehen vor dem Generalkommando ' in Allenstein vier eroberte russische Geschütze. Die zweite Verlustliste ist, nach Regimentern geordnet, jetzt erschienen. Sie enthält die Namen von 42 Toten, 41 Ver wundeten und 15 Vermißten, wovon einige ge fangen genommen worden sind. Ein sächsisches Regiment ist in der Liste nicht aufgeführt. Er wähnenswert ist noch, daß sich auch der bekannte Offiziersflieger Oberleutnant Jahnow unter den Toten befindet, und zwar mit dem Vermerk: „Abgestürzt, Schädelbruch". 35 Deutsche in der Nordsee von Engländern gefangen. 35 Deutsche, die sich auf dem holländischen Dampfer „Tabanko" in Lissabon nach Amsterdam kingeschifft hatten, wurden in der Nordsee von einem englischen Kreuzer gefangen genommen. Auf Umwegen erhielten die Verwandten der Gefangenen Kenntnis. Verhaftung des Fürsten Radziwill in Rußland. Die „GrazerTagespost" meldet: Wie wirer fahren, weilte Statthalter Graf Clary zugleich mit dem jetzt in Rußland verhafteten Fürsten Radziwill, dem Führer der Polen im Deutschen Reichstag, in Wolhynien auf den Gütern der fürstlichen Familie Radziwill zur Feier der gol denen Hochzeit des alten Füisteupaarcs. Fürst Radziwill ist ein Vetter des Statthalters Grafen Clary. Graf Clary kam noch unbehelligt über die Grenze; seine Tochter Komtesse Clary, ist unter großen Schwierigkeiten vor zwei Tagen glücklich über die Grenze gelangt. Fürst Radzi will versäumte den letzten Zug und wurde als deutscher Staatsbürger von den R.ssen gefangen genommen. Eine Ortsgruppe des Reichsverban des gegen die Sozialdemokratie aus gelöst. Die Hanauer Ortsgruppe des Reichsverban- des gegen die Sozialdemokratie hat sich aufgelöst und ihr Vermögen dein Noten Kreuz zugeführt. Auch die Räume des GewerkschaftshauscS der Hanauer freien Gewerkschaften sind der Militär behörde für die Verwundetenpflege übergeben worden. 14 Glieder einer Familie im Felde. Die Wttwe Wintcr in Lengtzdorf (Rheinland) stellt 14 Familienangehörige ins Feld, drei Söh ne, vier Schwiegersöhne und sieben Enkel. Verräter in Elsatz-Lothringen. Der Kreitzdircktor von Gebweiler bei Mül hausen gibt bekannt: Es tst von Hausbewohnern auf unsere Truppen geschossen worden. Ich mache deshalb bekannt, daß jeder Besitzer eines Hauses, aus dem auf deutsches Militär geschossen wird, unweigerlich standrechtlich erschossen und das Haus in Brand gesteckt wird Eine neue Warnung an Frankreich nnd Belgien. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" teilt folgende deutsche Warnungen an Frankreich und Belgien mit: Die Meldungen der deutschen Truppen lassen erkennen, day, dem Völkerrecht zuwider, in Frankreich der Volkskrieg organisiert wird, indem Landcseinwohner heimtückisch auf deutsche Soldaten geschossen hätten. Die deut schen Truppen haben Anweisung erhalten, jede feindselige Handlung der Landeseinwobner mit den schärfsten Maßregeln zu unterdrücken und durch standrechtliches Erschießet! zu ahnden Frankreich sei allein verantwortlich für die Ströme von Blut, welche eine solche Kriegsfüh- rnng kosten werde. Die belgische Regierung habe trotz der aufrichtig gemeinten Anerbietungen Deutschlands den Krieg gewollt und in den Kämpfen um Lüttich zahlreiche Leute unter dem Schutze bürgerlicher Kleidung am Kampfe teil- uehmen lassen, die auch in grausamster Weise gegen Verwundete und Aerztc vorgegangen sind- In Antwerpen habe der Pöbel gegen Frauen und Under und gegen deutsches Eigentum bar barisch gewütet. Deutschland fordere vor der ganzen gesitteten Welt Rechenschaft für das Blut dieser Unschuldigen. Um die deutschen Truppen vor der entfesselten Volksleideuschaft zu schützen, werde in Zukunft jeder nicht zur Teil nahme am Kampf Berechtigte als Franktireur behandelt und sofort standrechtlich erschossen. Oesterreichische Erfolge in Serbien. Aus Wien wü d unterm 14. August gemeldet: Unsere Truppen rückten heute an mehreren Punkten in Serbien ein und warfen die dortigen Streitkräfte zurück. Alle von unseren Truppen bisher unternommenen Aktionen sind erfolgreich gewesen. Schapatz ist in unserem Besitz. Rumänien geht mit dem Dreibund. So sagt cs klipp und klar das Bukarester Regierungsblatt, küssen bezüglicher Artikel schon in der vorigen Woche geschrieben, soeben jedoch erst in Deutschlaich bekannt wurde. Die öffent liche Meinung Rumäniens, so heißt es darin, stand eine Zeitlang unter dem Eindruck des Zarenbesuches in Konstanza. Der damalige Be such hatte die ganze Welt irrcgeführt. Nur ein Mann war bei seiner Ucbcrzcugung geblieben; das war König Karol. Der Monarch wußte denn auch seine Regierung und alle maßgeben den Persönlichkeiten deS Landes, obwohl der Thronfolger von Rußland gewonnen worden war, davon zu überzeugen, daß Rumäniens Stellung an der Seite dcs Dreibundes sein müsse, wenn es gezwungen werden sollte, aus seiner bewaffneten Neutralität herauszutreten, Zar Nikolaus log auch de« König von England an. Die „Köln. Ztg." gibt den von der Londoner „TimeS" veröffentlichten Depeschenwechsel zwi schen dem Könige von England und dem Zaren wieder. Daraus geht hervor, daß der Zar auf die inständige Bitte des Königs Georg, den Frieden zu erhalten zu suchen, telegraphierte, er würde das gern getan haben, wenn Deutschland nicht bereits die Kriegserklärung überreicht hätte. Weiter behauptete der Zar, Rußland hätte ein- greifen müssen, weil Oesterreich entschlossen war, aus Serbien einen Vasallenstaat zu machen. Die Wahrheit ist bekanntlich die, daß Rußland die wiederholten und dringenden deutschen Anfragen wegen dcs Zweckes der russischen Mobilmachung unbeantwortet ließ und daß Oesterreich wieder holt und ausS bestimmteste erklärte, daß es Ser bien gegenüber keinerlei Eroberungsabsichten ver folge. England mußte die russischen Lügen durch schauen und durchschaute sie, gleichwohl machte es mit dem Zaren gemeinschaftliche Sache. Lebensmittelmangel in England? Das britische Juselreich ist ein Industriestaat und als solcher in der Versorgung mit Lebens mitteln ganz und gar auf das Ausland bezw. auf die Kolonien angewiesen. Kapitän zur See a. D. v. Pustan erörtert nun die bisherigen Er folge der deutschen Kriegsmarine und kommt zu dem Schluß, daß durch sie schon heute, also be reits nach den ersten Kriegstagen, die Londoner Regierung mit schwerster Sorge erfüllt wird wegen der Versorgung des Volkes mit den not wendigen Lebensmitteln. Die Beschießung Libaus und das Auslegen von Minen vor diesem wich tigsten russischen Ostseehafen, in deren Folge die Nossen die kostspieligen Hafenanlagen von Hangö freiwillig vernichteten und verließen, um 45 Meilen weiter östlich im Finnischen Merrbuscn zwischen Reval und Porkala Udde die erste Verte digungs- stellung zu beziehen, wirkte entmutigend auf den Geist der russischen Marine. Das Erscheinen deutscher Kriegsschiffe an der algerischen Küste schädigte Frankreich. Direkt wurde Englands Sorge durch das heldenmütige Vordringen des kleinen deutschen Bäderdampfers „Königin Luise" in der Themsemündung sowie durch den Umstand erweckt, daß selbst in den westlichen Teilen dcs Atlantischen Meeres das britische Riesenschifs „Mauretania" von unserem kleinen Kreuzer „Dresden" bis zum Hafen von Halifax gejagt wurde. England sieht seine Versorgung mit Lebensmitteln ernstlich gefährdet. Bulgariens Rüstungen. Die bulgarische Regierung hat zum Schutze der Grenzen die Mobilmachung der gesamten bulgarischen Armee ungeordnet. Oesterreich-Ungarn und Rumänien wurden freundschaftlich vorher von dieser Maßregel ve>ständigt. In Sofia glaubt man, daß die serbische Armee, sobald ihr Wider stand gebrochen sein wird, über die bulgarische Grenze abrücken wird, um nicht vor den Oester reichern kapitulieren zu müssen. Für diesen Fall soll die bulgarische Armee bereilstehen, um die Serben beim Uebeltritt zu entwaffnen. Der Rück zug der serbischen Armee nach Neuscrbicn ist so gut wie unmöglich geworden, da der bulgarische Bandcnsührcr Mitschew die Brücke über den Wardarfluß bei Demirkapu gesprengt hat. * , * Jie neuesten Meldungen tonten: KömgSbcrg. Hier wu.de das Geschäftshaus Wartcnstein-Mühlenmerke polizeilich geschlossen, weil die Firma beim Verkauf von Roggen unerhört hohe Preise verlangte. Nachdem sic sich dazu verstehen wollte, die vom Vorstand der Kaufmannschaft als angemessen bezeichneten Höchstpreise nicht zu überschreiten, konnte das Geschäft wieder geöffnet werden; es bleibt aber unter polizeilicher Kontrolle — In Wrcschen ist ein Kaufmann, der für seine Kolonialwaren un geheuer hohe Preise verlangte, von dem Batail- lonskommaudcur mit 2000 Mark-Geldstrafe be legt worden, die sofort eingczogcn wurden. — In Kreisbcrg wurde das Geschäft eines Kauf manns polizeilich geschlossen. Etetnschönau. Dlc Gendarmerie verhaftete einen ausländischen Offizier, der sich dadurch ver dächtig machte, daß er sich mehrere Tage hier befand und Bestellungen auf Landkarten für ein französisches Geschäft annahm. Der Verhaftete gab an, französischer Reserveoffizier zn sein. Krakau. Auf die Nachricht vom Manifest der österreichisch-ungarischen Armeeleitung an die Russisch-Polen wurden hier große patriotische Kundgebungen veranstaltet. Bisher ist der An drang zu den Jungschützenkorps ungeheuer. Auch aus Russisch-Polen treffen junge Leute ein, die sich den Jungschützen anschlicßcn. Budapest. Auf dem Ostbahuhof trafen aus Bukarest 120 bulgarische Soldaten in vollständi ger Ausrüstung ein. Sie wollten das Korps- kommando um Erlaubnis bitten, am Kriege gegen Serbien teilzunehmen. Der Vertreter des Kommandanten erteilte ihnen die Erlaubnis, worauf die Freiwilligen nach Wien wciterreisteii. Konstantinopel. Auf Grund eines aus Paris eingetroffencn Auftrages ließ der französische Konsul eine Bekanntmachung ergehen, wonach den französischen Dampfern untersagt wird, Konstantinopel bis ans weiteres zu verlassen. OeeMcheA mus EKchstfcheS. *— ES klopfte au, gar vernehmlich, in diesen ernsten Tagen. Und wie die großen Ereignisse durch die Pforte traten, was hat da der frische Luftzug doch alles wcggeblascn aus unseres Volk-- : Haus 11 Wie fest gegründet schien so manches verweht ist es in alle Winde. Stickiges nnd Dumpfiges ans langer FricdcuSzeit -- man findet seine Spur nicht mehr. Gleiche Begeiste rung eint alle, die in Deutschland Luft atmen,
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