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Arbeitslofen-Befchästigung. Wie anderwärts, so ist auch der unterzeichnete Stadtrat sofort nach Ausbruch deS Krieges bemüht gewesen, die Weitecbefchäftigung der Arbeiter und Unterbringung Arbeitsloser zu vermitteln. Leider ist bisher eine erfolgreiche Vermittelung, wie sie die gegenwärtige Lage erfordert, nicht mög lich gewesen. Durch Ausführung von Notstandsarbeitcn wird der Stadtrat an seinem Teile mithelfen, die Arbeitslosen zeitweilig unterzubringen. Der Stadtrut bittet aber auch alle hiesigen Fabrik- und sonstigen Geschäftsinhaber herzlichst, insoweit sie ihre Betriebe aufrecht erhalten, etwaigen Bedarf an Arbeitern unverzüglich im Rathaus, Zimmer Nc. 15, zu melden, worauf umgehend Zuweisung von Arbeitskräften erfolgen wird. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 8 August 1914. Freiwillige Krankenpflege. Wie anderwärts, so haben sich auch hier erfreulicher Weise viele Frauen und Jungfrauen svwie Männer, die nicht zu den Fahnen einberufen sind, zum freiwilligen Dienst bei der Kranken pflege erboten. Da in hiesiger Stadt Unterorganisationen des Roten Kreuzes leider noch nicht be stehen, ist beabsichtigt, durch hiesige Aerzte einen Unterrichtskursus sür Helfer und Helferinnen in der Krankenpflege cinzurichtcn. Das Nähere wird noch bekannt gegeben werden. Es wird jedoch schon jetzt auf folgendes hingewiesen: Für die Pflege im Operaiions- oder Etappengebiete werden voraussichtlich zunächst nur Pfleger und Pflegerinnen angenommen werden, die einen Lehrkursus in einem Krankeirhaus mit gutem Erfolge besucht und eine Prüfung darüber abgelegt haben. Ein solcher Lehrkursus im Krankenhause ist aber z. Zt. in hiesiger Stadt nicht möglich und wird auch anderwärts jetzt kaum durchführbar sein. Mit dem hier geplanten Kursus sollen lediglich Helfer und Helferinnen für die Kranken pflege anögebildet werden, die jedenfalls zu Hilfsdiensten in den Lazaretten und Krankenhäusern tm Heimatgebiete Verwendung finden können. Die Ausbildung des männlichen Personals wird in der Hauptsache darauf gerichtet sein, Krankenträg r als Nachschub sür das Etappengebiet sowie als Hilfskräfte für das Heimatsgebiet heranzubilden. Hohenstein-Ernstthal, den 8. August 1914. Der Stadtrat. MMSM W MrlMgW erhalten Arbeit nachgewiesin bei den Vertretern der Oberlungwitzer landwirtschaftlichen Genossen schaft, den Herren Ortsrichter Heinrich Landgraf, Oberlungwitz Nr. 3S5 und Privatmann Ernst Heilmann, Oberlungwitz Nr. 5Ä2, Oberlungwitz, am 7. Augnst 1914. HilfefteVe Oberlungwitz. Sparkasse Gersdorf. (Unter Garantie der Gemeinde.) Zinsfuß: 3'/z°/„. Tägliche Verzinsung ab 1.7 1914. Geschäftszeit. Montags bis Freitags 8—12 und 2—5 Uhr, Sonnabends 8—2 Uhr, im Ratl.ause, Zimmer Nr. 3. (Haltestelle der Straßenbahn.) Uebcrtragungen von Guthaben bei anderen Kassen erfolgen kostenlos nnd ohne Zinscnver- lust. Buchgebühren werden nicht erhoben. Strengste Geheimhaltung. lI.lW l»»I^ IWI! «IWWWWMIIWltM IW»I IK I in unsere Gemalt gebracht. Planmäßig und un gestört kann sich nun der deutsche Aufmarsch voll ziehen. Die Hilsstätigkeit hat überall eingesetzt. Wir übergehen die un endliche Fülle von Nachrichten über die sanitären Maßnahmen der einzelnen Städte und verzeichnen nur einige, die für die Opferwilligkeit beredtes Zeugnis ablegen. Zigarren- und Zigarettcnfirmen spendeten Millionen Stück ihrer Fabrikate für die im Fr Id stehenden Truppen. Grvßfirmen bewilligten den eingezogenen Angestellten die Gehälter auch für die Dauer des Krieges Das Fahrcrpersonal der Leipziger Straßenbahnen hat ans die Bezahlung von Ueberstundcn verzichtet und läßt die Beträge den im Feld stehenden Kollegen zukommen. Noch ein Veteran als Kriegsfreiwilliger. In Königswusterhausen hat sich der 78 Jahre alte frühere Bankbeamte Hoffmann, der den Krieg 1870/71 als Feldwebel mitgemacht hat, freiwillig zur Fahne gemeldet. Seinem Wunsche, mit in den Krieg ziehen zu dürfen, konnte zwar nicht entsprochen werden, doch soll der Brave mit der Ausbildung von Ersatzmannschaften be traut werden. Verdiente Züchtigung. In der Müllerstraße in Berlin wurde ein Kaffeehaus voni Publikum völlig demoliert. Einige Landmehrmänncr und Reservisten betraten mit ihrem Gepäck ohne Kragen den Gastranm Sie historische ReichstaMung am 4. August 1814. Die Ncichstagsabgeordnetcn verlass n nach der Sitzung das Parlament. Links oben das Pmtrail des Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg. und nahmen an c nem Tisch Platz. Daraufhin stellte angeblich der Inhaber den Pförtner zur Rede, weshalb er diese Leute hereingelassen habe. Gäste, die das hörten, schlugen in ihrer Ent rüstung Alarm, und schließlich wurde von innen und außen das ganze Lokal von den empörten Menschen zerstört. Keine fremden Automobile mehr im Land Der Große Generalstab bittet erneut dringend, daß alle bisher getroffenen Maßnahmen zur Sper rung nnd Hemmung des Automobiloerkehrs auf gehoben werden. Fremde Automobile sind im Lande überhaupt nicht mehr vorhanden. Der Truppenführung find bereits schwere Schädigungen durch das Aushalten der von ihr entsandten Au tomobile erwachsen. Bon einem Landrat ist sogar ein mit einem dienstlichen Auftrage des General slabes entsandter Offizier angehalten nnd nicht weitergelassen morden. Dies führt zu unerträg lichen Zuständen. Die Treue der Elsaß-Lothringer. Der Reichstagsabgeordnete Hauß, der Vor sitzende des elsaß-lothringischen Zentrums, erklärt, daß die Elsaß-Lothringer Schulter an Schulter geschlossen sür die Ehre des Reiches eintreten wer den Niemand verstünde es, wie Frankreich mit Rußland, dem Lande der Barbarei und des Mordes, zusammengehen könne. Der Zar über den Krieg. Englische Blätter, die von Reisenden mit nach Deutschland gebracht wurden, berichten von einer Ansprache des Zaren an die Vertreter des Heeres und der Fü lle. Der Zar sagte: „Ruhig und voll Würde hat Rußland die Kunde von der Kriegserklärung gegen uns ausgenommen. Ich bin sicher, daß mir diesen Kneg unter allen Umstän den zu seine n Ende führen werden. Ich erkläre feierlich, daß ich nicht eher Frieden schließen werde, als bis der b tzlc fe nduche Soldat unser Gebiet f ve lassen hat" Nach dein Gottesdienste inPettrs- - bürg hielt der Zar eine Ansprache an das Volk, ; die von diesem kaiecnd angehört winde. Von der Einnahme Czenstochaus durch die deutschen Truppen gibt die „Czcnsto- chnner Ztg." folgende Darstellung: Die Nacht von, 2 zum 3. August war sür die Bewohner fürch erlich. Von unilem dröhnte Gewehr- und Geßhütjsener. Gegen 2 lihr nachts kam der Alarm nä er. Gegen 4 lihr früh be gann der Ni ckrng der russischen Truppen. Die s Stadt passierteii nacheinander kleinere Trupps von Soldaten verschiedener Waffengattungen Gleichzeitig wurden die Brücken ge'prengt. Nm 5 Uhr ivar der l lpe Zig mit den russischen Be hörden nnd d m Mil äe nach Warschau abge- gangen. DO B ngcinnhr hielt Nahe und Ocd- Ming in dec Stadl IN.siecht. Nm 7 n,r zog unter dem Konnnmdo eines Oberleutnants die Vorhut der Demschen in die Studt ein. Der Kommandant dee Bü geewehr erstell cie Rapport, woraus ihn« nulla pc.sonlichcr Verantwortung die Sorge süc Nahe und Oidi ung in der Stadt ai vertraut wurde. Dee Kommandant der ein- gcrücklen Truppen lüß der Bevölkerung millcilcn, daß in der Stadt alles seinen bisherigen Gang nehme und die N chic der Einwohnerschaft ge wahrt würden, bei feindlichen Vorkommnissen jedoch die ganze Stadt die Verantwortung zu tragen haben würde. Um 10 Uhr vormittags erschien ein Infanterie-Hauptmann bei dem Ma gistrat der Stadt und gab dem Präsidenten de» Stadtrats in Gegenwart des Kommandeurs der Bürgerwehr dieselben Verordnungen bekannt mit dem Hinzusügen, daß russisches Papiergeld als Zahlung bei Strafe entgegengenommen werden müsse. — Einige aus Czenstochau in Krakau ein getroffene Reisende berichten dazu noch: Mit einem Atemzuge der Erleichterung wurde die preußische Kavallerie in Czenstochau begrüßt. Die preußischen Ulanen, von denen ein großer Prozentsatz Polen sind, wurden mit Zigarren, Brot und Wasser versorgt; auch gab man ihnen Mitteilung über die Richtung, in der die russi schen Truppen sich entfernt hätten. Die Ulanen nahmen dann auch die Verfolgung auf. * * Die Haltlosigkeit deS englischen KriegsvorwandeS. Zu dem deutschen Einmarsch in Belgien ist daran zu erinnern, daß schon vor fünf Jahren während der bosnischen Krise Frankreich bestän dig darauf drängte, daß Belgien seine Festungen an der deutschen Grenze in Verteidigungszustand setze. Schon damals hat man in Berlin erfah ren, daß Frankreich für den Fall eines Krieges mit Deutschland einen Durchmarsch durch belgi sches Gebiet plante und Frankreichs beständige Anregungen, daß Belgien alle seine Festungen in Verteidigungszustand setze, zielten darauf ab, einen deutschen Emmaisch in Belgien zu verhin- dcrn, linen französischen Einmarsch in Belgien aber zu erleichtern. Einen französischen Ein marsch in Belgien, der doch ebenfalls eine Ver letzung dcr belgischen Neutralität dnrgestellt hätte, würde England wohlwollend, ohne irgendwie dagegen einzuschreiten, betrachtet haben, den deut schen Einmarsch in Belgien aber, durch den Deutschland den Franzosen zuvorgekommen ist, hat England zum Vorwand seiner Kriegser klärung an Deutschland genommen. Die englisch-franzöfifchen Abmachungen, über die in den Pmlamcillen zu Paris und London offizielle Mitteilungen gemacht wurden, sind uns in ihren Einzelheiten noch nicht bekannt geworden. In der Hauptsache besagten die vom September 1912 datierten Vereinbarungen, daß beide Mächte, wenn einer von ihnen ein Angriff drohen würde, unverzüglich miteinander über ge meinsames Handeln beraten würden, sowie daß ein Meinungsaustausch zwischen den militärischen und seemänischen Behörden vorgesehen sei. Rußland wurde in den Mitteilungen nicht er wähnt, ist jedoch zweifellos au der Vereinbarung beteiligt Ueber das Ergebnis des Besuches, den der damalige französische Ministerpräsident Poincaree um die fragliche Zeit beim Zaren ab stattete, wurde amtlich mitgcteilt, daß das Ein vernehmen dcr beiden befreundeten Länder fort schreitend allen Bedingungen angepaßl sei, die ein Bündnis vorherschen müsse. * * * Die neuesten Meldungen lauten.' Berlin. Die verschiedentlich im Umlauf befindlichen Gerüchte, daß die deutschen Truppen an der Ostgrenze schwere Verluste erlitten hätten, find unwahr. Berlin. Der Kaiser hat für Zwecke des Roten Kreuzes 100 000 Mk. und zur Fürsorge für die Familien der zu den Fahnen Einberufenen ebenfalls 100000 Mk. ans seiner Prioatschatulle überwiesen. Berlin. Die Kaiserin nnd die Kronprinzessin erschienen gestern auf dem Güterbahnhof in Nenkölln und beteiligten sich persönlich an der Ver abreichung von Brötchen nnd Getränken an die ausrückenden Reservisten. Frankfurt a. M. Etwa 60 gefangene Franzosen trafen gestern nachmittag ans dem Frankfurter Sttdbahnhof ein und werden wahrscheinlich nach einer Preußischen Festung weitertransportiert. Wien. Wie bestimmt verlautet, wird sich Kaiser Franz Josef in das Hauptquartier nach Ungarn begeben. Alle Versuche, ihn davon zurückzuhalten, sind ergebnislos verlaufen. Wie». Die Russen haben einige Ueberfälle an der Grenze versucht, die aber zurückgewiesen wurden. Im allgemeinen ziehen sich die Russen zu rück, um einige Kilometer landeinwärts Feldlager zu beziehen. Die Grenz wachthäuser werden meistens verlassen aufgefunden. Wie«. Die montenegrinische Re gierung hat dem österreichisch-ungarischen Gesandten Otto mitgeteilt, daß sich Montenegro als im Kriegszustände mit Oesterreich-Ungarn befindlich betrachtet. Der Gesandte hat Cetinje bereits ver lassen. Rom. Ministerpräsident Salandra hat an die Präfekten der Provinzen ein Rundschreiben gerichtet, in dem er sie auffordert, die Verpflichtungen der Neutralität genau zu beachten. An werbungen und Kundgebungen für oder gegen die Kriegführenden zu verbieten und bei Übertretungen strenge Strafen zu verhängen. Unter den gegenwärtigen ernsten Umständen müsse die Regierung allein die berechtigten Interessen des Landes wahren. Mailand. Aus Frankreich wurden 60 000 italienische Arbeiter ausgewiesen. Sie sind großem Elend preisgcgeben, da sie ohne Bezahlung entlassen wurden. Viele wanderten zu Fuß bis zur Grenze. Kopenhagen. Die offizielle Berliner Meldung, wonach Deutschland die Neutrali tät seiner Nachbarländer mit Ausnahme von Belgien nicht zu verletzen beabsichtigt, wird von allen Kreisen mit großer Befriedigung ausgenommen. Loudon. Admiral Sir John Jel- licoe ist zum Oberstkommandierenden dcr englischen Flotte ernannt worden, Admiral Madden zum Chef des Marine kriegsrats. Petersburg. Ein kaiserlicher Ukas ordnet den Zustand des außerordent lichen Schutzes für alle Orte des Reiches au, über die noch nicht die Belagerung oder der Kriegszustand verhängt ist. OerMcheV rmv EÜchstscheS, KriegSzeite«. Wie hat sich alles verändert in kürzester Zeit I Um uns und in uns. Was wir eben noch für groß und wichtig ansahen, erscheint uns heute nichtig, bedc tnngslos, lächerlich. Und wo gestern noch das geregelte, stillgeordnete Leben seinen langgewohnten Uhrengang ablief, da sehen wir heute fremde Vorgänge, neue Worte werden laut und geläufig, das Band der ruhigen Entwicke lung st plötzlich abgeschnittcn. Mit einem Schlage hat sich unser Tagcslcben gewandelt, unsere Empfindungswelt ist eine andere geworden. Ge danken, Wünsche, Sorgen, Bestrebungen, für die wir leidenschaftlich stritten, sind einfach nicht mehr. Nichts gilt mehr, was nur der Erhöhung und Bereicherung unserer Existenz dient. Nur eine Losung gibts: den Gegner niederringen, sich selbst behaupten! Geheimnisvoll geht der Abmarsch der Truppen vor sich. Man weiß nicht, woher sie kommen, wohin sie gehen. Auf den Straßen bleiben die Leute stehen und äußern Vermutun gen. Jeder weiß irgend eine Einzelheit. Sie haben ja fast alle einen dabei: Gatten, Bcüde'', Väter, Söhne. In endlosen Zögen fahren sic ihrem Schicksal entgegen. Großes Unglück bringt der Krieg über Unzählige. Aber alle nehmen es gefaßt auf sich. Groß sind die Gefahren, die wir zu bestehen haben weiden Aber wir gehen Zur KriegserMong Englands. Unser Bild zeigt einen Teil d.r in letzter Zeit abgehaltcnen imposawen Flottcnparnde vor dem Kö.iig von England in Spithead, welche man nach dcr erfolgten Kriegserklä rung Englands wohl von einem anderen Gesichts punkte nunmehr betracht, n darf.