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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstendrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg EMmG Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf rc. Dcr.Hoheiistein-Ernstihalcr A»zci>;cr" erscheint niit Ausiln!-nle der Sonn« und Festtage täglich abends mit Kem Datum des folgenden-Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäft», pellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen stillster Bestellgeld) Mk. 1.60. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nahmen die Geschäfts« und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen Al e'.lage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzrtgengebührfür die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 16 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die rgespaltcne Zeile im amtlichen Teil .0 Pfg. 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Daß in der Umgebung der belgischen Festung Lüttich gekämpft wurde, ging schon aus der Meldung hervor, die wir in der gestrigen Num mer mitteilteu, wonach deutsche Reiter in alter Kühnheit in die Festung eindrangen und sich beinahe des Kommandanten bemächtigt hätten. Der verwegene Streich ist den Tapferen nicht geglückt, dafür aber haben kurz darauf die deutschen Truppen die ganze Feste mit stürmen der Hand genommen. Um die Bedeutung dieses Erfolges zu erfassen, muß man sich vergegen wärtigen, daß Lüttich, neben dem näher an der französischen Grenze liegenden Namur, die stärkste Festung ist, durch die der Einmarsch unserer Truppen nach Frankreich aufgehalten werden sollte. Sic ist im ersten Ansturm von unseren braven Soldaten überrannt worden, — das erste Hindernis wurde glati überwunden. Wir aber wollen in diesem ersten größeren Erfolg der deutschen Waffen ein günstiges Vorzeichen für den weiteren Verlauf des Kiicges sehen. Aufs neue soll eS wahr werden, daß ein einiges Deutschland unüberwindlich ist! lieber die Einnahme von Lüttich liegt noch folgende Meldung vor, aus der ersichllich ist, daß der Angriff auf die Stadt mit dem schon gemeldeten Handstreich in Verbindung steht. Berlin. Nachdem die Abteilung, die den Handstreich auf Lüttich unternommen hatte, ver stärkt worden war, wurde der Angriff durch- gesührt. Gestern morgen 8 Uhr war die Festung in deutschem Besitze. In Berlin wurde die Bekanntgabe der Sieges botschaft durch den Kaiser selbst veranlaßt. Es wurde hierüber abends 7 Uhr gemeldet: Der Kaiser, der den Chef des Generalstabes empfangen hatte, schickte soeben einen seiner Flügeladjutantcn nach dem Lustgarten und ließ dem Publikum mitteilcu, die Festung Lüttich sei gefallen. Das Publikum brach in Hoch- und Hurrarufe aus. Die Lage in Belgien, das, nachdem der deutsche Gesandte Brüssel ver lassen hat, auch in die Reihe der Feinde Deutsch lands cingetretcn ist, kennzeichnen folgende Mel dungen: Die Konzentrierung der belgischen Truppen. Brüssel. Der König der Belgier wird Brüssel wahrscheinlich am Dienstag verlassen, wenn die Truppenkonzentrierung beendet sein wird. Der König hat aber schon jetzt das Oberkommando über die Armee übernommen. Schlechte Behandlung der Deutschen in Belgien. Berlin. Die ans Belgien ausgewiesenen Deutschen beklagen sich bitter über d!e rohe Be handlung, die sie dort erfahren haben, und äußern sich mit warmer Anerkennung über die gute Auf nahme, die ihnen in Holland zuteil wurde. Die Deutschen waren mit nur zweistündiger Frist aus Belgien ausgewiesen worden, sodaß viele nur notdürftig bekleidet und ohne irgendwelche Vorräte abreisten. In schmutzigen Viehwagen hatte man sie bis zur holländischen Grenze ge bracht und sie über die Grenze geschoben. Hier nahmen sich ihrer die holländischen Beamten auf das freundlichste an. Nahrung und Getränke wurden in reichlicher Menge herbeigeschafft und ohne Entgelt verabreicht. Der Leiter des Angriffs ans Lüttich. Bcrliv. Der Kaiser hat dem General der Infanterie von Emmich, der persönlich in dem Sturm auf Lüttich die Truppen vorwärts fiihrte, den Orden pour le merite verliehen. * * Drauf und dran. Wenn auch naturgemäß keinerlei unkontrollier bare militärische Beweg» gen veröffentlicht wer den dürfen, so geht doch aus den amtlichen Mel dungen über die für uns siegreichen ersten Ge fechte an unserer Ostgrenze, in denen als erstes Opfer russischer Verblendung eine große Anzahl Reiter des Zaren unter deutschem Schnellfeuer verblutet sind, hervor, daß unsere Leute schon dran am Feind sind. Sie haben gezeigt, daß sie heute wie 1870, wo die großen Attacken bet Wörth unter dem französischen General Mar guerite und bei Sedan unter dem Marquis Kallifet glänzend abgeschlagen wurden, den Feind ins Herz zu treffen wissen. Auch au an deren Stellen dauert nach den offiziellen Anga ben der Vormarsch über die Grenze unter freu diger Bewillkommnung durch die Deutschruffen statt, während die Polen den Russen Schwierig keiten bei den militärischen Bewegungen machen. Daß die Russen verschiedentlich militärischen Schneid vermissen lassen, hat sich bereits gezeigt, aber unterschätzen wir den Feind nicht. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich naturgemäß am stärksten nach der Westgrenze. Kleine Schar mützel hatten dort bereit? in der ersten Wochen hälfte stattgefunden, wie die Mitteilungen der Regiments-Kommandeure über den Verlust ein zelner Mannschaften bewiesen. Wie aus den Worten des Reichskanzlers im Reichstage her vorging, legt die deutsche Reichsregierung mit dem Heereskommando auf diesen Kriegsschau platz den größten Mert, und die englische Kriegs erklärung zeigte, daß man auch in London die selben Anschauungen, natürlich im entgegenge setzten Sinne, hegt. Die Beschießung französischer Truppentransporthäfen in Algier beweist, daß unsere Kriegsschiffe, wo sie sind, sich auf ihre Aufgaben verstehen. Nirgends hat der Feind nach diesen Nachrichten Ruhe, und wir wollen für den weiteren Fortgang das Beste hoffen. Unser Kai ser hat zu einem ReichStagsabgeordncten ge sagt: „Jetzt wolle« wir sie dreschen!"' Und das wollen wir. Die offiziellen Mitteilungen haben die Fahrt eines deutschen Geschwaders nach der russischen Ostsceküfte erwähnt. In der letzten Sonntags nacht hatte bekanntlich schon der deutsche Kreu zer „Augsburg" den russischen Kriegshafen Li- bau in Brand geschossen. Das war der erste Hieb der deutschen Flottenaktion, der die Kraft- äußcrung unserer Marine betätigte. Da zu glei cher Zeit die Unterseeboote nach den amtlichen Angaben ihre Fahrten angetreten haben, so kön nen wir mit Gottes Hilfe hoffen, auf der einen Seite unsere Arbeit zu tun, bevor wir von der anderen daran gehindert werden können. Einem frischen und fröhlichen KUeg sieht der Soldat mit Hochgefühl entgegen. Dies Hochge fühl ist zu Wasser und zu Laude bei unserer Wehrmacht im stärksten Maße vorhanden, bei den älteren Soldaten ebenso wie bei den jungen. Aber zu diesem kraftvollen Schneid hält noch ein gerechter Zorn an über die brutale Vcrae- waltiguugsabsicht, Uber das gemeine Herfallen unserer drei Feinde über das Deutsche Reich. Die Franzosen kennen wir, die Russen haben kaiser liche Freundschaft mit bitterstem Undanke ge lohnt; aber was uns das kalte England ange tan hat, das weckt die deutsche Wut. Und unsere Marine, die berufen ist, hier das verdiente Straf gericht zu vollziehen, macht über ihre Empfin dungen keinen Hehl. Sie hat den „britischen Kameraden" am besten und schon längst durch schaut. Vor einem Jahre waren die drei heute Krieg führenden Monarchen nach herzlicher Umarmung bekanntlich noch zum Hochzeitsfeste im Berliner Schlosse vereint. Den alten Kaiser Franz Joseph sah unser Kaiser im Frühjahr in Wien, vorher König Victor Emanuel von Italien in Venedig. Dessen Land beobachtet eine wohlwollende Neu tralität zur Stunde. WaS wird Italien in Zukunft tun? Wir dürfen weiter hoffen, nur Gutes. Und ein Lohn winkte dafür auch unseren Verbündeten in den alten italienischen Landen Nizza und Savoyen, di» 1859 an Frankreich fielen, sowie ein nordafrikanischer Kolonialbesitz. Ueber die mögliche Bedrohung unseres Kolo nialbesitzes brauchen wir keine Worte zu ver lieren, die Achillesfersen unserer Gegner sind weit größer. Und es meldeten sich allenthalben Mächte, die die allergrößte Lust haben, von dem heutigen Stande der Dinge Nutzen zu ziehen. Der Welt krieg weckt Ansprüche ia der sauze« Welt. Das Ungewitter, das fiir das Zarenreich im nahen und fernen Orient droht, die neu ausgebrochenen Unruhen in Französisch-Marokko, die indische Nevolutionsgefahr für England, das alles sind Dinge, die sich bald in vollster Gewalt geltend niachen werden. Wir dürfen denken, daß das Haßgefühl auf Deutschland auch an diesen Stellen seine Lektion erhalten wird. Der EicherheitSpauzer um das Deutsche Reich wird auShatten. Die Nation steht auf ihrer Höhe, wie Armee und Marine schon stets gestanden haben. Wohl herrscht in der deutschen Familie eine begreifliche Sorge um alle, die draußen im Felde stehen, aber die deutschen Frauen haben die Tränen aus den Augen ge wischt und schauen mit Gottvertrauen in die Zukunft. Und für die Jugend sind wie 1870/71 die Tage gekommen, wo sie fühlt, was es heißt, deutsch zu sein. Sie kann die ganze schwere Lage von heute nicht übersehen, sie hat ihre Freude am Waffenglanz und Schwerterklirren, sie hat die strahlende Zuversicht, daß Deutschland alle seine Feinde dreschen wird; aber wir wissen, daß 1871 aus der harten Zeit eine begeisterte Generation herauswuchs, der heute eine zweite nachfolgen wird. * * * Ein Aufruf der Kaiferin. Die Kaiserin hat folgenden Aufruf an die deutschen Frauen erlassen: Dem Rufe seines Kaisers folgend, rüstet sich unser Volk zu einem Kampfe ohnegleichen, den es nicht heraufbeschworen hat und den es nur zu seiner Verteidigung führt. Wer Waffen zu tragen vermag, wird freudig zu den Fahnen eilen, um mit seinem Blute einzustehen für das Vaterland. Der Kampf aber wird ein un geheurer und die Wunden werden unzählig sein, die zu schließen sind. Darum rufe ich Euch, deutsche Frauen und Jungfrauen, und alle, denen eS nicht vergönnt ist, für die geliebte Heimat zu kämpfen, zur Hilfe auf. Es trage jeder nach seinen Kräften dazu bei, unseren Gatten, Söhnen und Brüdern den Kampf leicht zu machen. Ich weiß, daß in allen Kreisen unseres Volkes ausnahmslos der Wille besteht, diese hohe Pflicht zu erfüllen. Gott der Herr aber stärke uns zu dem heiligen Liebeswerk, das auch uns Frauen aufruft, unsere ganze Kraft dem Vater lands in seinem Entscheidungskampfe zu weihen. Wegen der Sammlung freiwilliger Hilfskräfte und Gaben aller Art sind weitere Bekannt machungen von denjenigen Organisationen be reits ergangen, denen diese Aufgabe in erster Linie obliegt und deren Unterstützung vor allem von Not ist. Berlin, den 6. August 1914. Auguste Viktoria. Die Kaiserin hat 5000 Mk. als vorläufige Gabe für die Zwecke des Vaterländischen Feaucn- vereins bestimmt. Der Verlauf der Mobilmachung. Im Jahre 1870 erging der Mobilmachungs befehl am 15. Juli. Erst nach 3 Wochen kam es zu dem ersten größeren Gefecht. So wird auch jetzt trotz des ausgedehnten Eisenbahnnetzes bis zu entscheidenden Kämpfen noch einiac Zü: vergehen. Die O sienllichkeit muß sich darüber klar sein, daß die Kriegslage cs erfordert, über die Abwickelung der Mobilmachung strengstes Stillschweigen zu bewahren. Der gestrige 6. Mo - bilmachungstag läßt aber bereits eine Mitteilung über den bisherigen Verlauf der Mobilmachung zu. Wie Wolffs Bureau von maßgebender Stelle hört, ist an den Großen Generalstab noch keine einzige Rückfrage gestellt worden. Die Mobil machung und die Eisenbahn-Transportbewegun gen verlaufen demnach in größter Ordnung nach dem im Frieden aufgestellten Plane. Auch im verbündeten Oesterreich-Ungarn geht die Mobil machung glatt von statten Die zwischen den Generalstabschefs von Deutschland und Oester reich schon seit Jahren bestehenden näheren per sönlichen Beziehungen haben sich jetzt zu einem eng vertraulichen Bündnis ausgestaltet. Kein allgemeines Moratorium. Dafür andere Erleichterungsmaßnahmen. Der Bundesrat hat gestern zwei gesetzliche Anordnungen getroffen, durch welche einem all gemeinen Moratorium vorgebeugt werden soll. Ein allgemeines Moratorium wird nicht erlassen werden. Erstens soll das Gericht dem Schuld ner einer vor dem 31. Juli 1914 entstandenen Forderung eine Zahlungsfrist von längstens drei Monaten, nötigenfalls unter Auflage einer Si cherheit, bewilligen können, soweit dies nötig und mit der Rücksicht auf den Gläubiger verein bar ist. Der Antrag soll nicht nur uu Prozeß oder während der Zwangsvollstreckung, sonder» schon vorher zulässig sein. Die Gerichtskosteil werden möglichst gering bemessen. Zweitens soll insbesondere mit Rücksicht auf auswärtige Mo ratorien einstweilen verhindert werden, daß For derungen — auch wechselmäßige — aus dem Auslande, die vor dem 31. Juli 1914 entstanden sind, imJnlande gerichtlich geltend gemacht werden. Die erfreulichen Erfolge an der rnffifchen Grenze, so schreibt die „Kreuz-Ztg.", haben an sich nicht allzuviel zu bedeuten. Es sind und bleiben nur Vorpostengefechte. Aber sie sind einmal schöne Beweise für den Geist, der hüben und drüben herrscht. Uns hat, um mit den Worten des Kai sers zu sprechen, der kriegerische Geist, der den Feind, wo er ihn findet, angreift, vor 44 Jahren zum Siege geführt, er ist auch jetzt in unseren Truppen lebendig. Drüben aber sieht eine Ka valleriedivision es untätig mit an, wie ihre Ka meraden in die Flucht geschlagen werden! So dann ist es unseren Truppen durch diese Gefechte gelungen, die von den Russen geplante Ueber- schwemmung deutschen Landes mit Kavallerie- mafsen zu vereiteln. Es sind nicht nur die Be fürchtungen der Grenzbevölkerung zerstreut worden, sondern wir sind unsererseits in Feindesland ein gedrungen und haben die Ausgangspunkte der wichtigsten Bahnen ins Innere des Landes hinein