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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191407312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140731
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140731
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-31
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 31.07.1914
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chältnissen, die im Ernstfälle die Voraussetzung für die Mobilmachung zu bilden haben (?). Sie Stimmung in DeutWnd. Die deutsche Flotte ist in ihre Heimathäfen zurückgekehrt, und zwar die Nvrdseeschisse nach Wilhelmshaven, die der Ostsee nach Kiel. — In wohltuendem Gegensatz zu der fieberhaften Tätigkeit, mit der die Engländer in der Kon zentrierung und Ausrüstung ihrer Flotten ar beiten, steht die Art, wie Deutschland seine Flotte zurückgerufen hat. Sie befand sich auf der gewohnten Uebungsreise. Es erschien je doch mit Rücksicht auf die gespannte politische Lage nicht zweckmäßig, unsere gesamte Flotte in ausländischen Gewässern zu halten. Sie er hielt daher vor einigen Tagen den Befehl, ihre Uebungsfahrten nicht abzubrechen, sondern abzukürzen, und ist in gewohntem Tempo in ihre Heimatstation zurückgedampst. Da» iateraatioaale KrtedenSbureau an Kaiser Wilhelm. Das internationale Friedensbureau hat an Kaiser Wilhelm folgendes Telegramm gerich tet: Im Vertrauen auf das Gerechtigkeitsge fühl und die Friedensliebe, von denen Eure Majestät der Welt so viele Beweise gegeben haben, bitten wir Sie dringend, der die Völ ker bedrückenden Beklemmung ein Ende zu machen, indem Sie durch Ihre Vermittlung die Beilegung des österreichisch-serbischen Kon fliktes bewirken. Abbruch ber Uebua-c« siichfischer Regimenter. Die Artillerieregimenter 28 und 64 haben ihre Schieß- und Exerzierübungen in Königs brück abgebrochen und sind mit Bahntransport in ihre Garnisonen Bautzen und Pirna zurück- bcfördert worden. Desgleichen ist die reitende Abteilung des Feldartillerieregiments 12, die ebenfalls ihre Hebungen abgebrochen hat, vom Truppenübungsplatz Zeithain per Fußmarsch in ihre Garnison Königsbrück zurückgekehrt. — Die beiden Dresdner Grenadierregimenter, die am 17. Juli zu größeren Hebungen nach Jüterbog ausrückten und dort bis Mitte August verbleiben sollten, sind zurückbeordert morden. Auch das Fußartillcrieregiment 9, das kürzlich zu Schießübungen nach Thorn beordert wurde, kehrte wieder zurück. — Die Generalstabsreise wurde bei Waldheim abge brochen. Siu matzgebliche» deutsche» Urteil über die Lage. Von hoher deutscher Regierungsstelle wird die gegenwärtige Lage wie folgt präzisiert: „Die seit Sonntag eingelretene Entspannung der internationalen Lage hat nicht weiter zu- genommcn. Die Möglichkeit, daß der Bünd nisfall fiir Deutschland gegeben wird, hat sich etwas verringert. Solange aber nicht Ruß land definitiv Serbien preisgibt, bleibt die Gefahr eines Weltkrieges bestehen, die die Londoner Konferenz um nichts vermindern kann. Denn wenn Rußland auch vorläufig nicht in den österreichisch-serbischen Konflikt cingrcift, so wird es zweifellos wieder mit seinem Einspruch auf den Plan treten, wenn Oesterreich Serbien nicdergeworfen hat und ihm den Frieden diktieren will. Einen für Serbien schimpflichen Frieden wird Rußland nicht zulasscu, das ist absolut sicher. Bannen wir also jetzt den Krieg, so wird die Krisis voir neuem auftauchcn, sobald der Frieden kommt, lind bis dahin bleibt die furchtbare Gefahr eines Weltkrieges doch akut." Sie Haltung Frankreichs. Tic französische Regierung hat bisher ihren Willen zum Frieden bekundet, gleichzeitig aber mit aller Deutlichkeit in der unzweifelhaft von der Regierung beeinflußten öffentlichen Mei nung durchblickcn lassen, daß man in Frank reich alle sich aus dem Bündnis mit Ruß land ergebenden Konseguenzcn zu ziehen be reit ist. Präsident Poincaree, der am Mittwoch früh in Dünkirchen ange langt war, traf mittags auf dem Nordbahu- hos ein und wurde von den Ministern und dem russischen Botschafter Iswolski empfan gen. Frankreich trifft an seiner Ostgrenze militärische Maßnahme». Es finden dort leb hafte Truppenbewegungen statt, die auf Ur laub besindlichen Soldaten mußten auf schnell stem Wege zu ihren Truppenteilen zurückkeh ren. Die ängstlichen Rentner in den Grenz- orlcn brachten ihre Wertpapiere in luxcmbur gischen Banken in Sicherheit. — Rach Poim carees Ankunft in Paris trat dort ein Miui- jterrat unter dem Vorsitz des Präsidenten zu sammen, nm die Richtlinien für die Politik Frankreichs festzulegen. Die der Regierung nahestehenden Organe fahren fort, zur Ruhe zu mahnen, und dementierten das Ge rücht von der beschlossenen Einberufung dreier Reservistenjahrgänge. Die Bemühungen der verantwortlichen Staatsmänner, den Frieden mit Würde zu erhalten, dürften auch nach der Kriegserklärung nicht unterschätzt werden. Selbst die etwaige Besetzung von Belgrad und Rordserbien durch österreichische Truppen müsse nicht notwendig zu einem Weltkrieg führen, sondern würde lediglich die beabsichtigte Vcr- mittlungsaktion der Mächte erleichtern. EuzlWdr Neutralität. England hat die Ablehnung seines Ver- mittlungsvorschlages durch Deutschland nicht übel genommen, da cs die aus der gebotenen Rücksicht aus das verbündete Oesterreich erwach senen Gründe Deutschlands würdigt. England bleibt auch weiterhin nm die Lokalisierung des Krieges eifrig bemüht. Sollte diesen Be mühungen indessen der Erfolg versagt sei» und ein europäischer Krieg aus- brechen, so würde England in d i e s e in nicht neutral bleiben, sonder» schon aus Gründen der Erhaltung des europäischen Gleichgewichts mit Frankreich und Rußland gehen. Bis zum Augenblick herrscht in England jedoch eine ruhige Auf fassung. — Die gestrig« Kabinettssitzung dau erte über zwei Stunden. Marineministcr Ehur- chill, Staatssekretär Grey und Lord Haldane blieben noch einige Zeit mit Premierminister Asguith zusammen, nachdem sich die übrigen Minister entfernt hatten. Während der Kabi nettssitzung stattete der französische Botschafter dem Ministerium des Aeußer» einen Besuch ab. Hvlläadische Vorsichtsmaßregeln. Angesichts der internationalen Spannung hat die holländische Regierung bereits verschie dene Maßnahme» getroffen, um die Grenze zu sichern. Der Chef des Gencralstabes wurde aus Deutschland zurückberusen. Die zur Hebung einberufenen Reserven werde» einst weile» unter den Waffen gehalten. Der Ueber- gang der ältesten Rescrvejahrgcmgc zum Land sturm findet im Augenblick nicht statt. Sämt liche Schlepper in der Rheinnümdung und im Hasen von Scheveninge» sind von der Regie rung mit Beschlag belegt worden. Die Vaal- brücke bei Nymwegen wird von Kolonialtrup pe» besetzt gehalten. Weitere Detachements sind »ach Lennep und Mock zur Bewachung der Maasbrücken abgegangc». Das Fort Umuide ist mobilisiert. Reservifteneillbtlufangen in Belgien. Die belgische Regierung hat am Mittwoch vormittag drei Klasse» Reservisten embcrufc». Ein griechisches Dementi. Der griechische Gesandte iii Konstantinopel dementiert entschiede» die ihm vom Pariser „Matin" zugeschriebcue Aeußcrung, daß Grie chenland verpflichtet wäre, Serbien mit 100 000 Man» zu unterstützen. * * * Da- Manifest de- Kaiser- Kranz Josef an seine Völker, das gleichzeitig mit der Kriegserklärung an Serbien publiziert wurde, hat allgemein eine» tiefen Eindruck gemacht. Ma» hat es dem ehrwürdigcii Herrscher, der von Ischl »ach Bu dapest übersiedelte und der im kommciidcii Mo nat sein 84. Lebensjahr vollendet, nachgefühlt, wie gern er seine» Lebensabend Werken des Friedens geweiht hätte und wie schwer es ihm fällt, seine» Völker» die Opfer eines Krieges aufzucrlegem Aber mit Bewunderung schaut man andererseits auch zu dem Monarchen auf, der sich angesichts der fortgesetzten srevelhaftc» Uebergriffc eines mit größtem Wohlwollen be handelten RachbarS ;ur Höhe des Rächers und Helden erhob und im Vertraue» auf Golt reinen Gewissens de» Weg zu betrete» erklärte, de» die sei» Lebeirlaiig heilig gehaltene Pflicht ihm wies. Aus jeder Silbe des Manifestes, das die Gcschichle des serbische» Konflikts in gro ße» Züge» wiederholt, klingt des Kaisers Be kenntnis: Ich kann nicht anders. Die Regie rung hat eine» Ausrus an die migarische Na tion erlasse», i» welchem i» schwungvolle» Worte» jedermann ausgerufc» wird, seine Pflicht zu Um: „Wir stehe» an der Schwelle kriege rischer Verwicklungen, wir werden zeige», daß sich jene täusche», die aus Ueberhcbung glaub te», uns ungestraft beleidige» zu kömie», wir sind m die Wagschale der Geschichte gelegt mor de», wir müssen beweisen, daß Misere Vater landsliebe und Tatkraft aus dieser Feuerprobe siegreich hervorgehen wird." Die begeisterten Kundgebungen nehmen in Wien ihren Fortgang. Vor dem Denkmal Radetzkys, des vor 52 Jahre» ver storbene» großen Fcldmarschalls mid Erobc rers Venetiens, fanden sich Tausende mid Abertausende zusammen, die i» tiefgehender Be geisterung Kriegs- und Vaterlaudslieder sau gen. Tausende von Freiwilligen melden sich zum Waffendienst. Selbst in de» tschechischen Kreisen hat sich seit dem Morde von Serajewo ei» Umschwung der Stimmung vollzogen. Am Dienstag wurde in dem tschechischen Hotel „Schwarzes Roß" das „Prinz-Eugcn-Licd" ge spielt und die Volkshyumc von allen Anwe senden stehend mitgesungcn. Seit Mcnschen- gcdeuken hat man hier dergleichen nicht er lebt. Vom KritMauOSt. Die Serbe» haben gestern morgen 1 Uhr 10 Min. die Brücke zwischen Semlin und Bel grad gesprengt. (Danach war die frühere Mel düng von der Sprengung durch die Serben un richtig. D. Ned.) Untenstehendes Bild zeigt die Brücke. Oesterreichische Infanterie und Artillerie Hai darauf im Verein mit den Douaumonitoren die serbischen Positionen jenseits der Brücke beschossen. Die Serben haben sich nach kurzem Kampfe zurückgezogen. Gestern gelang es einer kleinen Abteilung Pioniere im Verein mit Mannschaften der Finanzwache, zwei serbische Dampfer, die mit Munition und Minen be laden waren, wegzunehmen. Die Pioniere und Finanzwache überwältigten nach kurzem, aber heftigem Kampfe die an Zahl überlegene serbische Schisfsbesatzung, setzte sich in Besitz der Schiffe samt deren gefährlichen Ladung und ließen sie von zwei Donaudampfern wcg- schleppen. Gerüchte über ein Grenzgefecht. Nach einer unbestätigten Meldung ist cs an der Grenze des Sandschak Nobibazar zn einem großen Gefecht gekommen. Zwei serbische Divisionen griffen die Oeslerreicher an, wur de» aber zurückgeworse» und ei» Teil mußte die Waffen strecken. Auf österreichischer Seite sollen 200, auf serbischer Seite 800 Mann ge fallen sein. Belgrad bombardiert. Der Pariser serbische» Gesandtschaft wird aus Nisch gemeldet: Während der Nacht ist Belgrad bonibardiert worden. Mehrere Ge schosse sind in einzelne Stadtviertel mederge- falle» und haben beträchtlichen Schaden ange richtet. Die Geschosse fielen u. a. in das Ge bäude der französisch-serbische» Bank, der Ka- s-rmm, die i» Brand geriete», und in die Bank Andrejewitsch. Der Bankier Andreje witsch selbst wurde verletzt. Er legte bei der deutsche» Gesandtschaft Protest gegen die Be schießung ein. Der Artilleriekampf bei Wisch- nitza, 5 Kilometer von Belgrad, wird fortge setzt. Bei dem an der Save stattgefrmdenen Kampf wurde ei» Brückenpfeiler zerstört. Die Verbiiidungc» sind vollkommen nntcrbrochen. Die österreichische Flotte. Die Londoner „Times" melden ans Du- razzo, daß eine österreichisch-ungarische Flotte de» mo»te»egri»ischen Hafe» vo» Aiüivari blockiert halte. Türkische Mobilisation. Der russische Botschafter hat an die tür kische Regierung die Aufforderung gerichtet, die offizielle Neutralisationscrklärung abzu- gcbcn. Der Großwesir hat bisher noch keine Antwort erteilt. Die russischen Konsulate in der Türkei erlassen an sämtliche Reservisten die Zurückbcvrdenmg in die Heimat. Montenegro bleibt vorderhand nntätig. Montenegro scheint den Gedanken eines Einfalles in österreichisches Gebiet aufgegebe» zu habe». Es beschränkt sich — vorläufig wcnigstens -- auf die Ausführung von Be festigungsarbeiten an der bosiüsche» Grenze. Zu diesen Arbeiten werden »ach dortiger Sitte auch die Frane» hcrangczogem Eine serbische Division soll vo» Novibazar aus zur Unter suchung der Montenegriner in nördlicher Rich tung »ach Prsepolze marschiert sein. Sill Mnnfterrat um Mitternacht i« Slysee. Ganz »»erwartet hat uni Mitternacht ei» Ministerrat im Elysec stattgefundeu, der bis in die heutige» frühe» Morgenstunde» währte. Eine Anzahl Minister erschiene» plötzlich um Mitternacht im Elysee und ließe» de» Präsi denten Pomcaree wecke», um ihm eine Anzahl Depesche» zu unterbreite», die i» später Abend stunde im Auswärtige» Amt ei»gega»ge» wä re». Einzelheiten über die Müüstersitzrmg wä re» bisher nicht zu erfahren. Französische Verbrüderung. Die Gruppe der Radikalen und der So zialistisch-Radikale» ließ durch eine Abordnung dem Ministerpräsidcnteii Viviani eine Erklä rung überreiche», i» der ausgedrückt wird, daß die Gruppe die Festigkeit und Weisheit der republikauischeu Regierung in der gegenwärti gen Lage anerkenne und sich in patriotische» Gefühle» u»d Vertraue» aufs engste mit ihr solidarisch erkläre. * * Belgrad eingenommen. Wie der Draht uns heute vormittag mel dete, soll Belgrad bereits gefalle» sei». Wir verzeichnete» folgende Meldungen, die wir z. T. bereits durch Extrablätter bekauut- gaben: Budapest. Nach einer in den Straße» angeschlagene» Kundgebung ist Belgrad von de» Oesterrcichern eingenommen und sind hier bei 2 Oberleutnants des 68. Iiifaiiterie-Regi- mcnts leicht verwundet worden. Als erste betraten das 68. und 54. Infanterie-Regiment serbischen Bode». Die Belgrader Bevölkerung, !0—40 000 Einwohner, hat sich gcslüchtct. Von Amtspersonen war nur der Bürgermeister zu gegen, der den einmarschierenden Truppen Leben und Vermögen der in der Stadt Zu rückgebliebenen anempfahl. Der führende Oberst lcutnant sagte, keinem Bürger würde ein Haar gekrümmt werden. Bis Mittag hatten die Truppen alle wichtigen Punkte der Stadt be setzt, wobei die Wirksamkeit der österreichischen Kriegsgesetze verkündet wurden. Weiter wird uns noch telegraphisch ge meldet: Berlin. Gestern in später Abendstunde fand im Neuen Palais in Potsdam eine Kon ferenz beim Kaiser statt. Der Reichskanzler, Staatssekretär des Auswärtige» v. Jagow, Kriegsmmister v. Falkenhay», Staatssekretär des Reichsmarineamts v. Tirpitz, der Chef des Große» Generalstabes v. Moltke, der Chef der Admiralität v. Pohl, der Kabinettschef General der Infanterie Freiherr v. Lynker, Admiral v. Müller, ferner der Chef des kai serlichen Hauptquartiers, Generaloberst von Plcssen und mehrere andere hohe Militär- und Marinebeamte »ahmen daran teil. Die Kon ferenz dauerte bis spät in die Nacht hinein. Berlin. Von der russische» Grenze wird gemeldet, daß die Eistmbahnbrückc bei Wir- ballen durch russisches Militär mit Minen belegt wurde. In der Umgegend von Wir- ballen liegen jetzt 60 000 Mann Militär, um die Rückverbindung aufrecht zu erhallen. Dem Vernehmen »ach ist auch für den Militärbezirk von Libau der Mobilmachungsbefehl ange- ordnet. Berlin. In hiesigen diplomatischen Kreisen wird nach Bekanntgabe der russischen Teilmodi- lisierung die Lage nicht mit de« Ernst betrach tet, der einer Steigerung nicht mehr fähig wäre. Nach und nach gelangt man zu einem Punkte, in dem schließlich die Militärs das entschcidendc Wort sprechen werden. Die Bemühungen der Diplomaten um Erhaltung deS Friedens werden mit erhöhter Kraft fortgesetzt. Wilhelm-Hasen. Die letzte Torpedoboots, flottille ist aus Norwegen hier eingrtroffcn. Somit befindet sich die gesamte Hochseeflotte in den heimischen Gewässern. Köln. Der römische Korrespondent der „Köln. Ztg." telegraphiert seinem Blatte, daß der ita. lienische Generalstab und das Kriegsministcrium in den letzten Tugen alle Vorbereitungen für eine eventuelle Mobilmachung getroffen haben. Auch die Vorräte für die Armee sind gesichert. Kenner der russischen Zustände und des russischen Heeres glavbe« nicht all den Ernst der russischen Drohungen. Bemerkenswert ist allerdings die Disziplin der Bevölkerung in der öffentlichen Meinung. Lemlin, 29. Juli, nachts 12 Uhr. Soeben um Mitternacht begannen die Kanonen auf der Landowschanzc wieder ihr dumpfes Donnern. Es wird jetzt das bei Belgrad liegende serbische Militärlager vor Branitza beschossen. Ein Donan- Monitor beleuchtet mit Scheinwerfern Belgrads Festungswerke und die halbzerstörte Savcbrückr. Vom serbischen Ufer sind nur vereinzelt Gewehr schüsse hörbar. Belgrad liegt in tiefem Dunkel, sogar die Uferbelenchtnng ist seit gestern cinge- stellt worden. Petersburg. In dem gestrigen Ministerrnt wurde beschlossen, die Mobilisierung bis aus weiteres hinauszuschicben. t?) Die Hoffnung auf eine Vermittelungsaknon ist immer noch nicht ganz geschwunden. Sie Sicherheit der Sparkassen im Kriegssalle. Jeder, der irgendwie als Produzent, Händler oder Sparer an der wirtschaftlichen Entwicklung interessiert ist, stellt heute Erwägungen darüber an, wie für ihn die Dinge im Falle eines Krie ges sich gestalten werden. Es ist eine alte Er fahrung, daß zuerst die kleinen Kapitalbesitzer verängstigt werden, daß sie schon bei der Mög lichkeil eines K.icgcs den Verlust ihrer Guthaben befürchten. ES hat denn auch eine verstärkte Ab hebung bei den Sparkassen eingesetzt. Man geht wohl nicht fehl, wenn man vermutet, daß speziell diejenigen ihr Geld zurückfordern, die nur kleine Summen auf die Sparkasse getragen haben. Nach einer Statistik, die »ach Schluß des Valkankricges ausgestellt wurde, sind hauptsächlich infolge der damaligen Bennruhignngen ans den deutschen Sparkassen 60—70 Millionen Mark abgehoben worden, und zwar betrug der Durchschnitt der Abhebungen 261 Mark. Daraus geht also mit aller Deutlichkeit hervor, wo die Furcht vor Ver lusten am tiefsten ist. Es besteht vielfach der Glaube, daß der Staat im Kriegsfälle seine Hand auf die Sparkassciiguthnben lege» könne. Diese Besorgnis ist aber, in Deutschland wenigstens, völlig uobezründrt. Znr Beruhigung zitieren wir hier die Aus- führnngcn, die im Jahre 1912 kurz nach Ausbruch des ersten Balkankricges von der die deutschen Sparkassenintcrcsscn vertretende» Zeitschrift „Die Sparkasse" gemacht wurden und die wohl als offizielle Darlegungen angesehen werden können. Es heißt dort: „Für die Einlagen der Sparer haften bekanntlich: 1. das eigene Vermögen der Kassen (Rücklagen), 2. das gesamte Vermögen der Körperschaft, die die Haftung übernommen hat (Gemeinde, Stadt, Kreis, Land), 3. die gesamte Stcucrkrafl der betreffenden Gemeinde, dcs Krei ses, des Landes usw., 4. die Forderungen dec Sparkasse» selbst. Da die Anlegung der Gelder der Sparkassen in der Hauptsache in vorsichtig ansgewählten crststclligen Hypotheken und in Staattpapieren erfolg', und da die Grundstücke mir bis höchstens sechs Zehntel ihres Wertes be- Uehcn weiden, so würden schon die durch Hypo theken, durch Wertpapiere und Schuldscheine von Gemeinden sichergestelltcn Ansprüche in Verbin dung mit dem eigenen Vermögen der Kasse allein ausreichende Deckung für die Einlagen bieten, ohne daß die Gemeinde (der Kreis usw.) in An spruch genommen zn werden gebraucht. Das gleiche gilt für einen Kriegsfall. In den
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