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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191406271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140627
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140627
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-27
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.06.1914
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ersten Kanonen nach Alsen hinübergeschaffi, die nun den dänischen antworteten. Zum Gluck wurden nur wenige mit Truppen besetzte Boote von feindlichen Kugeln zerstört. Naß wie die Katzen kamen die Angriffs- kolonnen ans Land, um sich dann sofort auf den Gegner zu stürzen, der seine Stellungen durch Verhaue und Zäune nach Kräften un wegsam gemacht hatte In wütendem Hand gemenge mutzten die Angreifer sich halten, bis es ihnen nach und nach gelang, Terrain zu gewinnen und den Feind nach Süden zurück- zudrängen. Auch das vielgenannte dänische Panzerschiff .Rolf Krake" mischte sich in den Kampf ein, mutzte sich aber bald, da nun die gesamten, am Westufer des Sundes gelegenen preußischen schweren Batterien ein vernichten des Kreuzfeuer eröffneten, zurückziehen. Zit einem! wütenden Gefecht kam es bei dem Orte Kjär und in seiner Umgebung, wo die Dänen zu einem energischen Gegenstob eingesetzt und sich äußerst tapfer geschlagen hatten. Aber aller Heldenmut konnte das Verhäng nis nicht aufhalten, die nächtliche Ueberraschung war im ganzen doch zu gut gelungen, als daß sie hüt e wettgemacht werden können. Der zu siegesgewisse dänische General Steinmann mutzte sich überzeugen, datz die Insel Alsen von ihm nicht mehr behauptet werden könne, und um 6 Uhr früh depeschierte er an das Hauptquartier nach der Insel Fünen, datz Alsen verloren sei, und bat um Schiffe, seine Truppen forttrans- poriieren zu können. Bald darauf drangen die Sieger so schnell vor, daß die Dänen das große Barackenlager bei Uelkebüll in Brand setzten, um seinen Inhalt nicht in die Hände des Feindes fallen zu lassen, der auf seinem Vormarsche schon zahlreiche Gefangene gemacht hatte. Mehrere Kriegsschiffe eröffneten von der Augustenburger Föhrde noch ein Geschützfeuer, konnten aber nichts mehr ausrichten. In der elften Vormittagssiunde erlosch die Blutarbeit; die starke Festung Sonderbura. die von den Dänen geräumt und von ihren mei sten Bewohnern verlassen war, brannte an ver schiedenen Stetten. Ihre Besatzung zog sich mit den übrigen Resten der dänischen Regi- meuter nach Kekenis an der Südküste von Äl- scn zurück, wo sie die Transportschiffe bestie- geu, welche sie nach Fünen trugen. Die Ein schiffung erfolgte unter dem Schutze der schwe ren dänischen Schiffsgeschütze und Land tatte rten. Der preußische Verlust war geringer, als die Sieger selbst anfänglich angenommen hat ten, er betrug etwa 33 Offiziere und 340 Mann. Die Dänen hatten mit den Gefangenen an 4000 Mann verloren, dazu weit über hun dert Geschütze und viel Kriegsmaterial. Dieser Wafferlampf, der von Landtruppen so ruhmreich ausgeführt worden war, machte dem Feldzuge ein Ende. Im späteren Frie- densvertrage ward Schleswig-Holstein der ge meinsamen Verwaltung der beiden Staaten Oesterreich und Preußen, die zusammen den Krici> gcßchrt tat en, übergeben. Dieser Zu stand da cr.c bis 1866, wo der Feldmarschall- teuinant von Gablenz, der noch im gleichen Sommer mit der preußischen Garde bei Trau- tenau in Böhmen ein heftiges Gefecht bestand, mit seinen Österreichern das meerumschlungene Land verließ. Die Thronansprüche des Her zogs von Augustenburg, des Vaters der hcu-- ligen Kaiserin, wurden nicht aufrecht gehalten, Schleswig-Holstein ist mit Preußen vereinigt. Ende der Woche und nächsten Sonntag werden die Veteranen von Alsen zur Gedenkfeier auf der Insel vereint sein. Staatliche Krastmagenlinie WaldeabW-Limbach. Endlich ist es gelungen, die an der Kraft wagenlinie Limbach—Waldenburg interessierten Gemeinden in einer am Mittwoch nachmittag im Gasthof Falken stattgehablen Versammlung, die zahlreich besucht war, unter einen Hut zu bringem Die Gemeindevertreter erklärten sich bereit, anteilige Beiträge zu den Kosten der in Waldenburg zu erbauenden Wagenhatte zu lei sten. Es bedarf hierzu nur noch der zustim menden Beschlüsse der betreffenden Gemeinde vertretungen. Die Versammlung war von Herrn Regierungsrat v. Bötticher von der Kgl. Kreis- hauptmannschast Chemnitz einberusen worden; er leitete auch die Versammlung. In seiner Eröffnungsrede bewerte er, daß eine Einigung der beteiligten Gemeinden in der Frage der Erbauung einer Wagenhatte bisher nicht zu er zielen gewesen sei. Die Negierung habe die Linie für eine aussichtsreiche gehalten und des halb von einer Garantieleistung der Gemeinden abgesehen. Nur die Ervauung einer Wagen halle seitens der Gemeinden habe sie zur Be dingung gemacht. Zwei Fragen seien zu lösen, 1. wohin die Hatte kommen sott und 2. wie die Baukosten aufzuuingen seien. Vorgeschla- acn wurde, die Kosten nach Kopfzahl und Steuersott aufzu ringen. Es könne sich hierbei nur um freiwillige Entschließungen der Ge meinden handeln. Die Lösung der Frage, wo- in die Halle kommen soll, lei von der Ent scheidung über die Veründung Chemnitz—Lim bach abhängig gewesen. Da die Vorarbeiten zur Ele trisiernug dieser strecke 'nahezu zum Abschluß gebracht seien, empfehle sich die Er- lauung der Wagenhalle in Walden-urg, wozu sich die Stadt Waldenburg auch bereit erklärt habe und den Bauplatz kostenlos zur Verfügung stelle. Damit sei auch am besten die Möglich keit gegeben, die Linie nach Westen zu weiter auszu. allen. Einige Gemeinden harten sich schon vorher bereit erllärt, Beiträge zu den Baukosten zu leisten, entweder als einmaligen Beitrag oder als laufende Verzinsung, so Lim- voch 8000 Mark, Callenberg 4000 Mark, Rüß dorf 5000 Mari!, Obersrohna bis zu 3000 Mk., Fal en 1100 Mar , Waldenburg 3000 Mark, Langenchursdors »volle nur unter der Vor aussetzung, daß die Linie durch den oberen Teil des Ortes gefi.hr. werde, den vollen Bei lrag leisten; da Reichenbach in diesem Falle einen Beitrag ablehnte, erkürten sich die Ver treter Langenchursdorfs bereit, auch diesen Bei trag zu übernehmen. Altstadt Waldenburg und Altwaldenburg erklärten, 5 Pfg. pro Kops lni- l,utragen, und zwar 3 Jahre lang. Langen- ! erg hatte einen Beitrag a gelehnt. Da hier nach die volle Bausumme noch nicht gedeckt war, wurde vorgeschlagen, die Beiträge um ze 20 Prozent zu erhöhen. Nach längeren Ver^ andlungen wurde diesem Vorschläge zug:- siimmt. Die nunmehr noch fehlende Summe versprach im Namen der Stadt Waldenburg Bürgermeister Dr. Rechenberg zu übernehmen. Es sind hiernach von Waldenburg gegen 5000 Mark zu decken. Hierzu kommen noch die Kö gen des Schleusen- und Wasserleitungsbaues, die bei den Kosten der Wagenhatte noch nicht mit berechnet sind. Die Vertreter der größeren Gemeinden versprachen, ihren einmaligen Bei trag in bar zu erlegen. Den übrigen Gemein den, die hierzu nicht in der Lage sind, sollen Darlehen aus der städtischen Sparkasse Walden- .urg zur Verfügung gestellt werden, die mit Prozent zu verzinsen und mit 1j-2 Prozent zu tilgen sind. Hiernach steht zu erwarten, daß die Halle noch im Laufe dieses Sommers fer tig gestellt und die Linie im Herbst eröffnet werdeu kann. Kleine Ehrontt. * Kin schweres Unwetter ging im oberschle- sischen Kreise Groß-Strehlitz nieder. Besonders verhängnisvoll war ein von orkanartigem Sturm begleiteter Hagelschlag, der zahlreiche Dächer abdeckte, hundert von Fensterscheiben zertrümmerte und im ganzru Umkreise die Ernte vernichtete. Der Erdboden war teilweise bis 10 Zentimeter hoch mit Eisstückcn bedeckt. An einer Stelle war der Eisenbahnverkehr durch über die Gleise gestürzte Bäume gesperrt. ' Die 30 vermifften Bodensee-Fischer gerettet. Wie aus Konstanz gemeldet wird, sind die, wie gestern berichtet, nach dem Orkan auf dem Bodensee vermißten 30 Fischer jetzt in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Der Sturm hat dem nach 10 Opfer gefordert. * Die 800 Toten in der „Empretz »f Ire land". AuS Quebec meldet der Draht: Es ist beschlossen worden, neue Versuche zur Bergung der 800 Leichen der „Empreß of Ireland" zu machen. Die Taucher der „Essex" haben sich deshalb wieder att die UnglückssteAe begeben. * Schwerer Vrnbenunfall. Ein schwerer Gru- benunfall hat sich auf der zur Gewerkschaft Rhein-Elbe gehörenden Zeche Pluto in Wanne in Westfalen ereignet. Auf Schacht „Wilhelm" wurden gestern nachmittag kurz nach 2 Uhr drei Bergleute bei dem Durchbruch einer Gebirgs störung verschüttet. Die Rettungkarbeiten wur den sofort ausgenommen. Trotz ununterbrochener Arbeit gelang es bisher nicht, die Ver unglückten zu bergen oder mit ihnen eine Ver ständigung herzustellen. * Feuer i« englischen Kohlengruben. Auf zwei englischen Kohlengruben brachen gestern ernstliche Feuer aus, doch ist niemand dabei um gekommen. Auf der Bryncoch-Grube in der Nähe von Reath OWaleS) zerstörte eine Feuers brunst das Gerüst im Ansfuhrschacht und brachte die Ventilation zum Stillstand. Der Fördcr- kasten fiel in die Tiefe. Die Bergleute in dem Kasten kamen alle mit heiler Haut davon. 250 Bergleute waren zurzeit des Unglücks in der Grube. — Auf der Douglak-Grnbc in Bellshill bei Glasgow richtete ein F.ucr beträchtlichen Schaden an. Die 200 Mann in der Grube fuhren auf das Alarmsignal hin durch einen Notschacht zutage. * Die höchste Geschwindigkeit, die seit allen Zritcn wohl auf mechanischem Wege erreicht worden ist, hat zweifellos der Berliner Flieger Landmann erzielt, der in der Flucht vor einem aufsteigcndcn Gewißer, Sturm im Rücken, mit seinem Doppeldecker streckenweise eine Geschwin digkeit von 200'Kilometern in der Stunde er reichte. Da Landmann 17 Stunden in der Luft war, Basser am gleichen Tage über 18, so ist der französische Dancrwellrckr rd an diesem Tage doppelt geschlagen worden. Der Acroplan Land manns machte wahnsinnige Sprünge, er wurde durch die Böen h nauf und hinab geschleudert, der Flieger mußte verzweifelt kämpfen, die Masch.ne im Gleichgewicht zu halten. * Verhaftung gemeingefährlicher Verbrecher. Aus Magdeburg wird gemeldet: Zwei gemein gefährliche Verbrecher, die seit einiger Zeit die weitere Umgebung in Schrecken setzten nnd seiner zeit der» Molkereibefitzer Kaersten in Druxberge erschossen hatten, sind in der vergangenen Nacht hier verhaftet worden. Es handelt sich um die Arbeiter Albert Kratzenberg und Karl Becker aus Wedringcn; zwei weitere Komplicen entkamen. Becker zog bei der Verhaftung einen Browning und schoß auf einen der Beamten, ohne zu treffen. Der Beamte schoß darauf in der Notwehr zwei Schüsse auf Becker ab und verletzte ihn schwer. Kratzenberg wurde überwältigt und ins Gefängnis eingeliefert. * Kiue Verhaft»»- 3LN Meier «ater Ler Krbe fand in einer Kohlengrube bei Kattvwitz statt. Es handelte sich um eine Falschmünzer bande, die eine Menge falsches Geld in Umlauf setzte und in der Maske ehrlicher Bergleute auf trat. Die Kattowitzer Kriminalpolizei hatte aus findig gemacht, in welcher Grube die Falsch münzer arbeiteten. Während der Nachtschicht fuhren zwei als Grubenarbeiter verkleidete Kriminalbeamte unter Führung eines Steigers in die Grube ein, suchten die einzelnen Stollen ab und verhafteten drei der Täter. * Verurteilung zweier Rechtsanwälte. Die Strafkammer in Bonn verurteilte den Rechtsan walt Johann Linden, der Klientengelder unter schlagen und zu hohe Gebührcnfordcrnngen stellte, wegen Betruges und Untreue zu 15 Monaten Gefängnis und den Rechtsanwalt Peters, der einen Bürgschastsschein gefälscht hatte, zu 2 Mc- naten Gefängnis. * Brunhilde Wilden, die im Elberfelder Pro zeß des Mordes an ihrem früheren Verlobten Nettelbeck Freigesprochcnc, hat unmittelbar nach ihrer Freisprechung ihren Rechtsanwalt mit der Erhebung von Entschädigungsansprüchen an den Staat für unschuldig erlittene Untersuchungshaft beauftragt. * Der 85jährige Lord ForbeS, den man in einem Hotelzimmer in Dundee mit durchschnit- tü tener Kehle auffand, war das Haupt einer der vornehmsten Familien Englands. Einer seiner Vorfahren war Vasall Heinrichs V. und wird in Shakespeares Königsdramen oft genannt. Ein anderer war General Gustav Adolfs, ein dritter focht bei Waterloo. Die Familie, gut prote stantisch, wurde 1571 von der Partei Maria Stuarts leidenschaftlich verfolgt. Lady Forbes, die sich damals mit ihren Kindern in Stowie Castle ver schanzt hatte, wurde verbrannt. Lord Forbes hat wahrscheinlich Selbstmord verübt. * Bei eiue» Feuer nmgekomme«. In Strelno bei Posen brannte das Haus des Gutsvesitzers Rinno ab. Der Onkel des Besitzers erlitt dabei den Tod in den Flammen. Es liegt Brand stiftung vor. * «in Drama im Krankenhaus. Die schwer nervenleidende Frau Storch in Magdeburg be suchte gestern ihren Mann, der in der Nerven abteilung der Krankenanstalt Sudenburg unter gebracht ist. Plötzlich zog sie einen Revolver und schoß erst auf ihren Mann und dann auf sich selbst. Beide sind lebensgefährlich verletzt. * Geldschrankknacker. In die Räume der Firma Lombard-Bankgeschäft und Lagcrspeicherei von Hugo Wasservoget in der Johannisstraße in Berlin wurde in der Nacht zum Mittwoch ein- gcbrochen. Der oder die Diebe öffneten alle Behälter und den Geldschrank und erbeuteten etwa 800 Mark bares Geld, sowie für zirka 10- bis 12 000 Mark Gold- und Silberwaren und sonstige Gegenstände, die dort lombardiert waren. Die Täter konnten bisher nicht ergriffen werden. * Stratzensenkung iu Berlin. Eine Straßen senkung, die lebhaft an die kürzliche Einsturz-Kata strophe in Paris erinnert, ereignete sich in Berlin. Nachts stürzte plötz ich in der Bismarckstraße, unter der sich der Tunnel der Untergrundbahn befindet, das Straßenpflaster ein- Eine Dame rutschte mit hinunter, konnte jedoch gleich gerettet werden. * Grohes Vrrmächtnis. Die in Hagen i. W. kürzlich verstorbenen beiden Schwestern Röseler vermachten ihr gesamtes Vermögen im Betrage von 120,000 Mark der Stadt Hagen für wohl tätige Zwecke, insbesondere zur Unterstützung be- dürfliger evangelischer Bürger. * Präsident Wilson wird ei« Golf-Ball a« den Kopf geworfen. Ein recht unangenehmes Abenteuer begegnete dem Präsidenten Wilson auf einem Golf-Platz in Washington. Ein Spieler, der ihn nicht erkannte, geriet darüber, daß der Präsident gegen Regeln verstieß, so in Wut, daß er mit dem schweren Holzball nach dem Präsidenten warf. Dicht an Wilsons Kopf flog der Batt vorbei. Sehr verstimmt verließ der Präsident Amerikas den Sportplatz, und wenn auch der Gegner sich später vielmals ent schuldigte und der Präsident ihm einen verzei henden Brief schrieb, so bleibt der Vorfall doch peinlich genug. Lkivstzenrrathviehterr. Marachte St. Krinitali» zu Koheustei« Arnstlhal. Von 20.—87. Juni 1914. Getraut: Eisendrcher Hermann Alfred Krämer, Wwr. in Chemnitz, und Martha Johanna Garbe von hier. Maschinen setzer Wilhelm Ernst Lenk, Jggs., hier, und Jgsr. Johanna Louise Kolbe von hier. Getauft: Helene Elfriede, T. d. Bauarbeiters Arthur Paul Helbig. Frieda Ilse, T. d. FärbcrciarbeitcrS Richard Hoppe. Ella Helene, T. d. Tischlcrgehilfen Fritz Schwabe. Karl Richard Ernst, S. d. Schutzmann? Karl Richard Zwiebler. Begraben: Emil Richard, S. d. FabrilweberS Karl Hermann Gläßer, 1 I. 5 M. Irma Gertrud, S. d. HauS- wcberS Karl Hermann Arnold, 3 M. Am 3. Sonntag nach Trinitati«, den 28. Juni. Vorm, halb 9 Uhr Prcdigtgottcsdienst. Herr Pastor Zöller aus Glauchau. Kollekte für den Kicchcnbau in Niederfrohna. Männer- und JünglinxSverein: Abends halb 8 Uhr sammeln zum Abendspazicrgang im FuchSgrabcn. Montag abends halb S Uhr Aeltcrcn-Zusammcnkunft. Jungfrauenvcrein: Abends halb 8 Uhr im Gemeinde haus. Fraucnvercin: Montag abend 8 Uhr Hauptversammlung in Stadt Glauchau. Donnerstag abend halb 9 Uhr Missionskränzchen im Gemeindehaus. Wochenamt: Herr Pastor Schmidt. harschte St. Küristopyori z«Koyenstein-Krnsttyak. Vom 20. bis 26. Juni 1914. Getraut: Techniker Ernst Greiner und Hedwig Antonie Fritzsche. 8MS5 über literarischeMiMg. Von Paul Schellhorn, Hohenstein-Ernstthasi Schafft gute Bücher in das Haus, Sie strömen reichen Segen au? Und wirken wie ein SegenShort Auf Kinder und aus Enkel fort. Alter Spruch. Bis heute ist wohl kaum der Versuch ge macht worden, Bildungsbeflisfenen, welche die unüberwindliche Neigung in sich fühlen, teil- zuneHmcn am Genüsse der schönen Literatur, zu deren besserem Verständnis geeignete Wege zu zeigen: „Es irrt der Mensch, solang er lebt." Doch wer sich durch mancherlei Irrungen Er fahrungen angeeignet und auf Umwegen an ein Ziel gelangt ist und nun zurückschauend Gleichstrebenden die Pfade durch Wort Und Tat erleichtert, trägt gewiß ehrlich dazu bei, die schöne Literatur zum Gemeingut des ganzen Volkes zu machen. Was veosteht man unter Literatur und lite rarische Bildung? Unter Literatur versteht man die Gesamtmassen geistiger Erzeugnisse aller Zeiten durch die Feder festgehalten. Werden die Schriftwerke technischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Richtung abgesondert, dann bleibt als Raffinade die schöngeistige Literatur, deren Brennpunkt unzweifelhaft die Poesie bil det, die Muttersprache des Menschengeschlechts. Zur literarischen Bildung gehört aber nicht nur die systematische Kenntnis der hervorragend sten Literaturwerke, sondern vor allem das Verständnis und Gefühl für dieselben. Es ist ein verfehltes Beginnen, sich durch Viellescrei literarische Bildung aneignen zu wollen. Denn wer liest, um zu lesen, alles wahllos, bunt durcheinander und nur zum Zeitvertreib, der wird lesen und vergessen. Die Meisterwerke der Literatur sind die Schöpfungen bevorzugier Geister, in gesegneten Augenblicken inspiriert, und wollen daher auch in „Mufestunden" genossen sein, gleich Arznei, wenig mit Bedacht. Mit Hermann Hesse kann ich wohl sagen, daß es zur geistigen Bildung durch gute Bücher nur einen Weg gibt: näm lich die Achtung vor dem, was man liest, die Geduld des Vcrstehcnwollens, die Bescheiden heit des Geltcnlassens und Anhörcns. Wer so lesen kann, dem werden sich Schönheit und geistige Hoheit solcher Werke offenbaren und sittenveredelnd wirken auf sein Denken und Tun. Ein jedes Buch hat seine Zeit und spiegelt ihre Verhältnisse ander und will beachtet sein; denn ein Buch, das nicht gelesen wird, hat seinen Beruf verseilt. Aus den Hunderten von Büchern, die all jährlich den Büchermarkt überschwemmen, hält es schwer, das wirklich Gute schnell und vor teilhaft hcrauszuhinden. Manches bleibt daher in dieser Schlammflut unbeachtet und — un verstanden. Das lesende Publikum leidet unter dieser Ueberprodultion von Büchern und steht denselben ohne Unterschied mehr und mehr gleichgültig gegenüber. Aus diesem Grunde sei n s" man darauf bedacht, nichts zu lesen, von dem sich jeder sagest mutz: in wenigen Wochen spricht davon niemand ein Wörtchen mehr. Bedauerlicherweise ist bei den arbeitenden Stünden die Freude am Bücherbcsihen recht gering. Für gute Lektüre wird nicht der hun dertste Teil von dem ausgcgcben, was unnötig für Tingeltangel und sonstigen Kram ver schwendet wird. Ein erworbenes Buch Hilt man doppelt lieb; es sagt einem immer mehr, je älter man wird. Es wirkt auf jeden Menschen ver schieden, je nach Temperament lind Charakter. Erwerbe dir Bücher wie gute Freunde: we nige, awr vortreffliche; denn, so sagt Ludwig Feuerbach, je mehr sich unsere Bekannffchast mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen werden, an de ren Umgang wir Geschmack finden. Doch mit dem Lesen schöner Literatur hat es noch eine besondere Bewandtnis. Mit den handelnden Personen der Schöpfung lernen wir insbesondere die Eigenart, das Temperament, den Gedankenkreis, kurz das gaüze Innere des Schöpfers kennen, lieben und verstehen. Wer den Meister will verstehn, muß in seine Werk statt gehn, und des Dichters Werkstatt ist sein nimmerruhendes., immerfort bebendes, frucht bares Gehirn. Wie das moderne Jndustriegetriebe das leibliche Wohl einer großen Masse zugrunde richtet, so drücken gewissenlose Schundschrift steller, die um des Geldes willen mit den nie ¬ deren Instinkten ihrer Mitmenschen rechnen, durch ihre Hintcrtreppcnliteratur das geistige Wohl Tausender und Abertauscnder darnieder. Wohl ist es traurig, das; solche Schandschriftcn geschrieben und gedruckt, doch am traurigsten, daß sic gelesen werden. Nur so führt der Schmutz seine traurige Existenz weiter, der oft teurer bezahlt werden muß, als ein gutes Buch. Der Umgang mit schlechten Büchern ist oft weit gefährlicher wie mit schlechten Menschen nnd begünstigt immer eine allem Gemeinen leicht zugängliche Gcsinnungsart. Alle, die ir gendwie zur Verbreitung der Schmutzliteratur beitragen, sind mitschuldig am Verbrechen des geistigen Vergiftcns am Volke. Sage mir, Ivas du liest, ich sage dir, was du bist! Zur geistigen Erziehung und Rüstigkeit der Jugend sind Eltern und Erzieher berufen und die Schule hat ihr Möglichstes in dieser Hin sicht getan. Und die Eltern? Sic dulden noch vielfach sorglos, daß sich, ihre Jugend mit schlechter Lektüre die Zeit vertreibt MV wun dern sich dann, daß dieses oder jenes Kind aus der Art schlägt. Es ist eine irrige Mei nung einiger Literaturgrößen, das Volk sei meist für gute Bücher unzugänglich. Für das Volk ist auch hier das Beste gerade güt genug. Ich will nicht versäumen, an dieser Stelle noch auf den reichhaltigen Bücherbestand der städtischen Volksbibliothek im Waisenhaus zu Hohenstein-Ernstthal hinzuweisen, der Perlen der schönen und wissenschaftlichen Literatur birgt.
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