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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191406218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-21
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.06.1914
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-- der Beobachter hatte seltteil Platz im Nuß. bäum gewechsett; mn delltlicher scheu zu kö». neu, war er mff einen vorspringenden Ast ge. klettert. Allein, dieser hielt nicht stand. Plötzlich ein Knacken, Nascheln; eine Hand, die Halt suchend nach dem Fenstervorhang löschte. Ein Rutschen, Gleiten . . . Dann das Aufschlagen eines Körpers aus dem Fenster, sims. Und damit auch das Ausschlagen des Gewehrs, das dem Jäger über der Schulter hinA. ,, Ein SchüG/sntlud sich. Die Kugel nahm den Weg in den Saal. In den Hall des Schusses mischte' sich aus Anntje van Horstens Munde ein Ton — ein Ton, als wenn eine Glocke zerspringt. Ihm folgte Schweigen — das Schweigen des Grauens . . - Wer vermöchte zu sagen, wer hier am mei- sten zu beklagen ist? Das blühende, jungt Lecen, das, um seinen Lenz betrogen, ins frühe Grab hat sinken müssen? Der Bildhauer, der an der Schwelle des Glückes dieses Glück plötz lich hat Hinsterben sehen und mit seinem Werk, dem Grabengel, seiner Liebe ein Deulmal setzte? Oder der Unglückliche, der durch schuld- loses Verschulden das Unglück herbeiführte? Die Leute behaupten, daß der Oberförster Pieter van Horsten nie ein Lächeln habe. Aber ein Held der Pflicht ist dieser Mann — ein Held der Pflicht gegen das ihm von Gott geschenkte Leben! Denn er hat dieses Leben nicht von sich geworfen; — zu leben mit dieser Seelenlast aber heißt mehr überwinden als den Tod. Sommers Anfang. Von Berthold Ebeling. (Nachdruck verboten.) Nun hat gesiegt die Sonnen: Es hat der Sommer begonnen, Er zieht mit weichem Sang Nun Feld und Wald entlang! Noch prangt an vielen Zwergen Gar bunte Blütenpracht! Und süße Düfte steigen Durch Tagzeit und durch Nacht! Es geht eiir selig Ramien Durch diese Wunderzeit, — Und tausend Augen staunen Voll Lust und Dankbarkeit! Der Sonne flimmernd Gefunlel Verscheucht das letzte Dunkel Und hüllt die Erde ein Mit ihrem warmen Schein! Mit Frohsinn und mit Lachen Teilt wieder sich die Zeit: Der Sommer will erwachen, Der Lenz fleht wegbereit! Die bunten Blumen düsten Gar wonniglich und hold, — lind in den klaren Lüften Schwimmt blinkend Sonnengold! Schon reift es an den Zweigen, — Bald werden die Vögel schweigen, Bald fliegt mit kühnem Mut Pom Nest die junge Brut! Der Frühling ging zur Rüste In diesen Tagen nun! Die Erd' der Sommer küßte ' Und will ihr zärtlich tun! Die Blüten abzustreifen Ist emsig sein Begehr; Nun geht es an das Reifen Der Früchte rund und schwer! Der Sommer will beginnen: Er steht verträumt im Sinnen Und schaut am längsten Tag Dem scheidenden Frühling nach! Wie füllt fick) wohl und selig Nun jeder unbedingt, Wo laut und tausendkehlig Manch' Willkommsgruß erklingt! Wir wollen froh genießen, Was uns die Stunde beut, — So laß dich denn begrüßen, Du liebe Sommerszeit! * Wieder einmal stehen wir vor einem Zeit abschnitt. Der Frühling ist gegangen und der Sommer ist gekommen. Man fühlt sich veran laßt, Ausschau zu halten, und vorwärts und rückwärts zu blicken. Denn was die Blütezeit versprochen, soll nun die Sonne segnend der Ernte cntgegenreifen! Und wie alle Jahreszeiten, so bewegt sich auch der Beginn der Sommerszeit nach be stimmten Gesetzen, die in ihrer präzisen Jnne- hallung geradezu bewundernswert sind. Die astronomische Wissenschaft l)at uns darüber Be lehrung gegeben. Die Sonne tritt aw 22. Juni, 8 Uhr vormittags, in das Zeichen des Kreb ses; sie kommt um die Mittagsstunde dem Scheitelpunkte am nächsten und bringt dadurch die längste Dauer des Tages hervor; wir be zeichnen diese astronomische Erscheinung mit dem Worte „Sommersanfang". Die der Erde gebotene Lichtfülle hat damit ihren Höhepunkt, ihre größte Stärke erreicht. Selbstverständlich zieht die Natur von der artigen Erscheinungen ihre Vorteile, wie sie auf der anderen Seite natürlich auch die ent sprechenden Nachteile mit in den Kauf zu neh men hat. Die Blüten, soweit sic Nutzpflanzen hervorbrachten, sind gestorben, oder doch zum mindesten stark im Welken begriffen. Der Früh ling ist gegangen; er hat seine Schuldigkeit getan. Ucbcrall hatte sich schon längst der Fruchtansatz gebildet; nun quillt und schwillt er zusehends und nimmt bestimmte Form an. Nun geht es an das Reifen. Nicht nur unser Himmelsgestirn strahlt aber jetzt in vevstärktem Maße Licht und Wänne aus. Auch sonst eröffnen sich der Na tur höchst beachtenswerte Wärmequellen. Die Erdrinde, die diese erhöhte Licht- und Wärme menge empfängt, speichert sie fürsorglich auf. So wird das pflanzliche Wachstum von oben und unten zugleich gefördert. Eine Art Dop- pelleizung ist eingetreten, die die Nieder schlagsmengen, die jetzt garnicht mehr in aus gedehntem Maße erwünscht sind, rascher ver dunsten läßt und auch dadurch für das Ge deihen der Ernte in jeder Weise Sorge trägt. Und alle diese prangende Schönheit, Blu men und Wärme, Licht und Frucht, nimmt der Mensch mit frohen, Behagen entgegen. Er fühlr seine Gesundheit sich auf,frischen und seine Tatkraft und sein Selbstvertrauen sicht lich wachsen. Er weiß die Zeit zu tverten, zu genießen, und sie seinen Interessen nutzbar zu machen. Das läßt ihn froh in die Zu kunft blicken. Die Reiselust packt jetzt immer größere Be völkerungskreise, zumal die Zeir der großen Ferien unmittelbar vor der Tür steht. Den einen lockt es an das Meer und den anderen in die Berge. Hoffnungen und Erwartungen der mannigfaltigsten Gebiete sollen sich jetzt in Wirklichkeit wandeln. Da hihlt sich alles frisch, selig, freudig und neugeboren! Alles Traurige versinkt im som merlichen Sonnenglanz. Nichts Müdes dulden die scheidenden Junitagc. Eine glückliche Hei terkeit spinnt blinkende Glücksgoldfäden mn alle Menschenherzen. Einer wird des anderen Freund; man räumt Schwierigkeiten aus dem Wege, erleichtert sich das Leben! Gern läßt man sich denn auch in diesen Strudel der Freude hineinziehen, der seine warmen, leuch tenden Wirbel mn den beginnenden Sommer zieht. Alle Traurigkeit ist geschwunden. Wänne und Licht umsprüht uns. Wir stehen im Ze nith des Jahres. Alls dem Frühling geht cs der Ernte entgegen. Der lachende Sommer hat begonnen! Sommers Anfang! Etwas Reifes, Volles und Rundes bietet uns dieser Begriff. Wir sehen förmlich in Feld und Garten die reifende Frucht vor uns- Wir wissen, daß in der Som merjahreszeit gewissermaßen die Versprechen cingelöst werden, die uns der Herbst gegeben hat. Schritt um Schritt wird uns nun jeder werdende Tag eine neue Gare zu spenden ha ben. Und wir steten und hallen die Hände auf und nehmen dankbar lächelnd den Segen, der nns nunmehr cntgegenquillen soll, an. Ha ren wir den Winter hindurch harren und Han gen und bangen müssen, jetzt macht die Natur an uns das gut, was sie uns in der schlechten Jahreszeit so sehr vermissen ließ. Und der letzte Groll über diese winterlichen Entbehrun gen ist aus uns geschwunden. Und somit wollen wir den Schluß unserer Sommerbegrü. ßung also formulieren: Nun ist der Lenz gegangen, Der Sommer ist genaht; In holden Blüten prangen Steht rings die junge Saat! Frucht reist in jedem Garten, Wohl anzuschau'n voll Luft: Das ist ein froh Erwarten In jeder Menschenbrust! - - Willkommen, froh willkommen, Du liebe Sommerszeit! Wir halen's gern vernommen, " Daß du nun weit und breit Wirst reichen Segeu streuen, Daß Heil uns draus ersprießt! So sei uus denn von neuen. Herzlichst nochmals gegrüßt! Wie der Gustav-Adolf-Verein entstand. Wenn man von den 12 Straßen, die von Leipzig aus nach allen Haupt- und Neben- himmelsuichtungcn gehen, diejenige wandert, die in südwestlicher Richtung nach dem Herzen Thüringens stößt, so gelangt man in zwei Stunden nach Markranstädt, und in weiter einer Stunde sieht man vor sich aus der Ebene das Städtchen Lützen auftauchen. Zehn Mi nuten vor der Sladt liegt links, dicht an der Straße, ein einfacher, roher Feldstein aus röt lichem Granit, etwa von dec Größe, daß ihn zwei oder drei Männer von der Stelle wälzen können. Es ist der sogenannte „Schwedenstein". Von unbeholfener Hand eingehauen trägt der Stein die beiden Buchstaben G. A. und dar unter die Zahl 1632. Ueber dem Steine wölkt sich, von 4 Säulen getragen und aus Gußeisen hergestellt, ein etwa 6 Meter hohes, aldachinartiges Denkmal in gotischem Stil. Eine goldene Inschrift an der Vorderseite deu tet dem Unkundigen die kurzen, aber gewich tigen und bedeutungsvollen Zeichen auf dem schlichten Steine. Sie lautet: „Hier fiel Gustav Adolf am 6. November 1632." Das ist der Tag der Schlacht von Lützen, wo des Schwe denkönigs gelben und blauen Regimenter die Wucht des kaiserlichen Heeres brachen und Wallenstein, der „Unbesiegte", seine erste Nie derlage erlitt. Das ist der Tag, von dem an die evangelische Sache in den deutschen Lan den wieder aufrecht stand. Der Sieg des schwedischen Heeres und die Rettung des evan gelischen Glaubens war teuer erkauft. Gustav Adolf, der Held aus Norden, bezahlte beides mit seinem Leben. Erst am Morgen nach der Schlacht fand man die Leiche des .'18jährigen Königs, von zwei Kugeln durchbohrt und von Rossehusen bis zur Unkenntlichkeit zerstampft. sie doch geworden von all dem Kampf und dem Widerstand. Und als der Fluß an ihrer Geste schäumte und brauste und das Wasser stieg, als eS kalt geworden war, und Hagel und Schnee vom Himmel auf sie hernieder prasselten, da streckten sie frierend die Köpfe zusammen, ließen die Zweige hängen und schliefen ein, ganz tief und fest. Sie merkten gar nicht, daß hungrige Häschen kamen und von ihrer Rinde hier rin Stück und dort ein Stück abnagten; sie hielten ihre Zweige nicht mehr schützend über die Menschen, die zwischen ihnen spazierengingen und sagten: „Huh, wie kalt es ist!" Es kamen auch keine Vögelchen mehr, um sich von ihnen in den Schlaf singen zu lassen, — tief und fest schliefen und träumten sie. „Die alten Weidebäume sind auch tot — sie haben treu und lange gedient!" meinte ein alter Herr, der langsam die Allee hinunter schritt, und unnütze Jungen wühlten mit Stöcken in den Stämmen umher und bohrten neue Löcher zu den bereits vorhandenen. Aber nicht einmal davon wachten die alten Weiden auf. Eine lange Zeit ging es so; da mit einem Male zog es wie ein Recken und Strecken durch die alten Invaliden in der Allee. Wie im Traume hörten sie es über sich in den Lüsten vergnügt rufen und schreien und jauch zen. Es waren Scharen von Staren, die über sie Hinflügen und ihnen freundlich zurüfen: „Gutcn Tag, guten Tag, alte Weiden; wir kommen von der Reise zurück; wie geht's denn noch?" Der Fluß neben ihnen rauschte und schäumte wieder, aber es klang anders als das Rauschen im Herbst, freundlicher und lustiger. „Flinke, kleine Sonnenstrahlen huschten an ihren Stämmen hinauf und hinunter und streichelten sie ganz leise und weich, das war wunder schön, und behaglich dehnten und streckten sich die alten Stämme, breiteten ihre Aeste und Zweige aus, blinzelten und schüttelten sich und sahen sich ganz erstaunt uni. Nein, sie waren noch nicht tot! Der Wind hatte sic nicht um geworfen; ordentlich frisch und stark kamen sie sich vor, gerade als ob sie krank gewesen und jetzt wieder gesund geworden wären. Ordentlich neugierig blickten sic umher — o, wie wunderschön war das alles! Im Grase zu ihren Füßen guckten weiße Schneeglöckchen auS einem Manie! von grünen Spitzen her vor und bimmelten ganz fein und leise: „Frühling, Frühling wird es nun bald!" Und neben ihnen sahen Veilchen mit großen, blauen Augen neugierig um sich. Auf jeder Bank in der Allee saßen kleine Mädchen mit noch viel kleineren Brüderchen und Schwesterchen, die sie hüten sollten, und schwatzten so munter und vergnügt wie das Starenvolk, das eben über die Wiese dahingeflogen war; und die Menschen, die vorbeigingen, blieben stehen, sahen an den morschen Stämmen hinauf und sagten: „Nein, so was! Die alten Bäume leben ja noch, sie schlagen schon aus!" Ganz verschämt nickten und winkten die Stämme — da rieselte es über sie hin wie ganz feiner, weicher, gelber Staub — überall an ihren Aestcn und Zweigen waren weiche, graue Seidenkissen herausgekommen; die sahen aus wie ein wunderschönes, dichtes Bukett. „Kätzchen, Kätzchen!" jubelten die kleinen Mädchen und streckten und reckten sich, damit sie einige davon pflücken konnten. Und die alten Weiden gaben sie gern; sie verschenkten so viele, daß man in der Stadt an jeder Straßenecke einen dicken Strauß davon haben konnte, und die Menschen kauften sie, trugen sie vergnügt nach Hause und sagten: „Jetzt wird's Frühling, die Weidenkätzchen sind schon da!" Und die alten Invaliden und Veteranen, die Stämme in der Weidenallee, haben wieder brav angcfangen, ihre Schuldigkeit zu tun. Sic halten ihre Zweige schirmend über die Menschen, die dort spazisrcngchcn, und rau schen den kleinen Vöglein abends wieder alte Wiegenlieder zu. Unterhaltendes «id Belehrendes. Das blühende Inselchen. Diejenigen unserer jungen Freunde, deren Eltern über einen Garten init einem kleinen Teich verfügen, oder deren Verwandte oder Freunde ein Gärtchen mit kleinem Gewässer ihr eigen nennen, mögen einmal ein blühen des Inselchen Herstellen. Sie werden damit sicher eine große Freude Hervorrufen, und vor allen Dingen werden sie selbst ihr Vergnügen daran haben. Wir schneiden uns eine An zahl Weiden- oder Haselruten von ungefähr V2 bis 1 Meter Länge. Soll das Inselchen quadratisch werden, so müssen alle Ruten von gleicher Länge sein, für ein Rechteck brauchen wir natürlich die eine Hälfte länger als die andere. Nun legen wir erst alle LängSstäbe in geringen Abständen nebeneinander auf die Erde, dann die Oucrstäbc darüber. So ent steht ein Gitter. Die Oeffnungcn des Gitters sollen nur ebenso groß sein, daß wir eine Blumenzwiebel darauf setzen können, ohne daß sie durchfällt. Jetzt befestigen wir jede ein zelne Rutcnkreuzung durch Umwickelung mit Bast. Ist das Gitter fertig, setzen wir die Blumenzwiebeln darauf und lassen das Ganze aufs Wasser. Hier werden sich die Zwiebeln bald entwickeln, und schließlich haben wir ein reizendes, schwimmendes Blumenbeet. Eine Verankerung ist nicht erforderlich, wenigstens nicht auf einem Teich. Ist das Gewässer je doch ein fließender Bach, so tut man besser, das Gitter durch eine feste Schnur irgendwo am Ufer zu befestigen. Indes muß die Schnur lang genug sein, damit das Inselchen nicht Hari am Ufer liegt. Am hübschesten macht es sich auf einem Teich, wo es ganz frei trei ben kann. Seine Größe können wir beliebig bestimmen; sic richtet sich naturgemäß nach der Größe deS Gewässers und nach der Reich haltigkeit des zur Verfügung stehenden Ma terials. Noch hübscher als die eckigen sind runde, ovale oder herzförmige schwimmende Beete. Wer einiges Geschick besitzt, mag ver suchen, durch Verwendung längerer und kür zerer Ruten eine der genannten Formen hcr- auszubekommcn. Lie Kaffeetasse als Barometer. In einem älteren Merkchen über Wcttcr- prophezeiungen findet sich die Schilderung eines kuriosen Experiments. Danach könnte man jeden Morgen ohne alle Mühe das be vorstehende Wetter aus seinem Kaffee hcr- auslesen. Man wirft in der Mitte der Ober tasse mit Kaffee ein Stück weißen Zucker von der Größe einer welschen Nuß. Nach seiner völligen Auflösung bildet dieser Zucker eine zusammenhängende Menge kleiner Bläschen. Bleibt diese Blasenmengc bis zu ihrem völ ligen Zergehen in der Mitte der Oberfläche des Kaffees, so deutet dies auf schönes Wetter. Begibt sich hingegen diese Blasenmenge aus ihrer Mitte uud löst sich zwischen der Milte und dem Rande der Tasse aus, so deutet dies auf veränderliches Wetter. Setzt sich aber die Blasenmenge an den inneren Rand der Tasse und bleibt daselbst bis zu ihrer völligen Auf lösung zusammen, so steht baldiger Regen be vor, jedoch kein anhaltender. Zieht sich end lich die Bläschenmasse am inneren Rand der Tasse zerteilt hin, so deutet dies auf anhal tenden Regen. Als den Grund hierfür führt der Verfasser des Büchleins den Zucker an. Dieser enthalte Kalkteile, welche die Feuchtig keit der Luft anzögeu. Einleuchtend ist ja dnS Experiment auf diese Weise. Vielleicht hat einer oder der andere unserer jungen Leser Lust, das ebenfalls nicht allzu verläßliche Ba rometer künftig durch seine — Kaffeetasse zu ersetzen I Der Zauberkünstler. Rosenzauber. Jetzt, wo die Rosen wieder blühen, mögen meine jungen Freunde und Freundinnen ihren Gefährten einmal ein Kunststück vorführcn. Sie sollen, anscheinend nur durch Zauberworte, eine gelbe Rose in eine rote verwandeln. Na türlich ist die Rose zuvor vorzubereitcn, und das geschieht auf folgende Weise: Eine schöne, voll erblühte rote Rose wird kurzstcngelig ge schnitten. Ein Pappstück, groß genug, um ein Wasserglas zu bedecken, wird in der Mitte mit einer Stopfnadel durchbohrt. In das Loch wird der Roscnsticl weit hineingcschoben, so daß die Blume ganz festsitzt. Nun gießen wir in ein leeres, möglichst weites Wasserglas so viel Salmiakgeist, daß er fingerbreit den Bo den bedeckt. Danach wird die Rose mit dem Kelch nach unten behutsam in das Wasserglas geschoben. Sie soll über dem Salmiak hän gen, ohne ihn indes zu berühren. Die Pappe am Rosenstiel dient jetzt als Deckel für das Glas; sie wird noch beschwert, damit die Rän der fest schließen. Im Glase verflüchtet sich der Salmiak zu Dünsten, die unsere Rose so weit entfärben, daß sic zuletzt nur gelblich er scheint. Länger als durchaus nötig, soll aber die Rose nicht im Glase bleiben. Wir gehen jetzt zu unsern Freunden ins Zimmer und tun, als hätten wir uns einen Fleck in das Kleid gemacht. Dann holen wir eine Salmiakflasche und entfernen im Zimmer den Fleck. Da es nun im Zimmer nach Salmiak riecht, wird es weniger auffallen, wenn die Rose Salmiak duft verbreitet. Jetzt erst kündigen wir das Kunststück an, gehen auch sogleich nach einer Rose und bringen die präparierte in die Stube, natürlich ohne Glas und Pappe. Zwar blei ben wir aus Vorsicht, des Geruches wegen, unsern Zuschauern mit der Rose noch mög- lichst fern, doch darf dies nicht auffallen, sie werden deutlich erkennen, daß es eine gelbe Rose ist. Dann legen wir sie beiseite und murmeln nur etwas vor uns hin; das sollen Ze.ubersprüche sein. Und siehe da, während der Salmiak aus der Blume sich verflüchtet, bekommt sie nach und nach, wirklich wie durch Zauber, ihre rote Farbe zurück. Länger, mehrere Stunden, hält die Farblosig- kcit vor, wenn wir die Rosen in Schwefel dämpfen bleichen. Wir streuen den Schwefel auf glühende Kohlen und halten die Rose bis zur völligen Entfärbung in die Dämpfe. Dann können ivir sie irgend jemand schenken und Voraussagen: „Morgen ist sie rot." Der Be schenkte mag sie einschließen, um sicher zu sein, daß wir sic nicht heimlich vertauschen. Aber natürlich muß er sic ins Wasser stellen. Er wird zu seiner Verwunderung wirklich am nächsten Tage in demselben Wasserglase eine rote Rose finden.
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