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KllM W KchMkM-MdllulN AstklgN UsS-blKik. Nr. 124. Sonntag, den 31. Mai 1314» 41. Jahrgang WergW einer Ausammenstotz im Sturm.?— Angeblich über 60V Personen ertrunken. Ein Schatten hat sich auf die Pfingstfreude gesenkt. Die Zahl der schweren Schiffskata- strophen isl uni eine vermehrt worden: In der Mündung des St. Lorenzstromes bei Quebeck fließ, wie schon gestern gemeldet, iin Sturm der große Paffagierdampser „Empreß of Ire land" mit einem Kohlendampfer zusammen, saut innerhalb zehn Minuten und zog mehr als 600 Personen init in die Tiefe. Das Unglück konnte deshalb so grausigen Umfang annehmen, weil furchtbarer Sturm herrschte. Die Mündung des St. Lorenzstvo- mes, die sich, ähnlich wie die Elbe- oder We ser-Mündung, meerbusenartig ausbuchtet, ist zudem als ein sehr gefährliches Fahrwasser bekannt. Häufige Nebel versperren die Aus sicht, der Schiffsverkehr ist sehr lebhat, sodaß .Kollisionen an der Tagesordnung sind. Die „Empreß of Ireland", die stark besetzt war, batte Quebeck mit der Bestimmung nach Liver pool verlassen. Bald nach der Ausfahrt stieß der Dampfer, eines der prächtigsten und haupt- Fchlicb für wohlhabende Passagiere cingerich- teien Schiffe der Canadian-Paci ic-Gesellschaß, mit einem Kohlendampser zusammen. Letzterer hatte die Fahrtlinie der „Empreß of Ireland" gekreuzt. Der Sturm warf schwere Regenmas sen hernieder, es war 3 Uhr morgens, noch völlig finster, und die Wogen gingen hoch und chleuderten, sturmgepeitscht, Gischtkämme vor sich hin,, daß die Aussicht sehr behindert wurde. Als die beiden Schiffe sich sichteten, Ivar es zu spät für ein Ausweichen. Mehr durch die Gewalt der hochgehenden Wogen als durch die graft seiner eigenen Maschinen wurde der kleine Kohlendampfer dem Ozeanriesen in die Seite geschleudert Ein klaffender Riß entstand, durch den das Wasser in Massen ins Innere stürzte. Sofort trat der Telefunkenapparat in Tä tigkeit, das Signal S—O—S (Save our Souls — rettet unsere Seelen!) flog hinaus. Es wurde von den auf der Reede von Quebeck liegenden Dampfern ausgenommen, die sofort die Anter lichteten und herbeieilten. An Bord des unglücklichen Schiffes hatten sich derweile furchtbare Szenon abgespielt. Die Passagiere, die zum Teil in ihren Kabinen zu schlafen versucht hatten, eilten, charmiert durch den harten Stoß und durch die gleich daraus losschrillenden elektrischen Alarmsignale, an Deck, wo sie mit Schrecken sahen, daß die „Em preß os Ireland" in dem furcht, aren Wetter sich stark auf die Seite legte. Die Lchifsslei- lung hatte sofort den Befehl zum Hera lassen der Boote gegeben. Leider spielten sich auch jetzt wieder jene S ch r e ck e n s d r a m e n ab, die so oft von Schiffsumergängen berichtet werden. Halb wahnsinnig vor Todesangst, lämpfteu die Menschen in brutalster Weise, um als Erste in die Boote gelangen zu können. Nur eine Anzahl Boote konnte vollbesetzt ab- sloßen, die Zahl der Gerctteien wird auf etwa 350 angegeben, die übrigen wurden von dein Schiff in die Tiefe gerissen. Der Untergang vollzog sich schnell, schon nach 10 Minuten lag die „E m p r e ß o^f Irela n d" auf de m G runde des St. Lore n z st romes , der an der Unglücksstelle etwa 200 Meter tief isl. Das schwere Wester, das gewaläge Sturz seen über das unglückliche Schiff schleuderte, beschleunigte den Untergang. Letzte Meldungen geben die Zahl der Ge retteten zwar übereinstimmend auf 350 an, die Zahl der Umgekommenen steht jedoch noch nicht fest, sie schwankt zwischen 6 0 0 und 10 00. Da sich an der Mündung des Lorcnzstrvmcs in letzter Zeit auch Eisberge und Eisfelder ge zeigt hatten, hieß es erst, die „Empreß of Jrewnd" sei in einem solchen Eisfeld geschei tert. Bon verschiedenen Seiten wird diese Darstellung auch noch jetzt aufrecht erhalten; es heißt, der Ozeandampfer habe mit dem Ileineu Kohlenschlepper nur eine leichte Koll! sion gehabt, die Katastrophe sei wenige Mi nuten später in dem Eisfeld eingetreten. Die „Empreß of Ireland" Ivar 1-l 000 Registerton nen groß, sic Ivar für 432 Passagiere erster Klasse, 328 zweiter und 864 dritter Klasse ein gerichtet. U. a. befanden sich an Bord etwa 300 Mitglieder der kanadischen Heilsarmee, die zu dem Internationalen Heilsarmee-Kongreß in London reisen wollten. 678 Personen ertrunken. Nach den letzten Meldungen aus Montreil wird die Zahl der Ertrunkenen auf 678 ge schätzt. Unter den 350 geretteten Personen be finden sich 12 Frauen. 22 Gere tete erlagen nach ihrer Landung ihren Verletzungen. SMdWsM. Ler Kapitän deS gesunlenm Schiffes über die Katastrophe. Aus Quebeck ist in London ein Telegramm eingetrosfen, in dem Kapitän Kendell, der Füh rer der „Empreß of Ireland", eine ausführ liche Schilderung über den Hergang des Un glücks gibt. Sic lautet: Als wir Donnerstag a^end den St. Lorenzstrom Hinabsuhren, setzte dichter Nebel ein. Ich ließ daher die Maschi nen mit halber Kraft gehen, um die Geschwin digkeit meines Schiffes zu verringern. Ich wich nicht von der Kommandobrücke, und a^s um 2 Uhr nachts der Nebel noch dichter wurde, befahl ich eine noch größere Verringe rung der Geschwindigkeit. Wir tefandcn uns ungefähr auf der Höhe von Father Point. Plötzlich sah ich steuerbord von unserem Lchisf eine Laterne aufblitzen, und im gleichen Augen- ik tauchten aus dem Nebel die Umrisse eines I großen Dampfers auch der mit großer Ge schwindigkeit auf uns zukam. Ich suchte die „Empreß" nach Backbord herumzulegen, doch es lieb keine Zeit mehr dazu. Im selben Autzen- lick erfolgte auch schon der Zusammenstoß. Der ffemde Dampfer, wie sich dann heraus- slelltc, der norwegische Kohlendampser „Sor- fiad", prallte mit furchtbarer Gewalt auf unser Schiff auf, der Stotz traf uns mittschiffs in der Näl:e des Maschinenraums, sodaß das Schiff in seinen Grundfesten erzitterte und so fort Schlagseite nach Steuerbord hatte. Tas Schiff war beinahe in zwei Teile zerschnitten. Ich befahl sofort, die Rettungsboote llar zu wachen, was aber nur auf der Steueröordseile gelang. Alle Passagiere konnten nicht in den zu Wasser ge rächten Booten, von denen einige umschlugen, Platz finden. Der fremde Damp fer Ivar im Nebel verschwunden wie ein Ge spensterschiff. Vielleicht liegt er ebenso Ivie mein schönes Schiff auf dem Grunde des Lo renzstromes. Zehn Minuten nach dein Zusam menstoß ging die „Empretz" unter. Nur noch ein Strudel bezeichnete die Stelle, wo die Wellen ihren Raub begraben hatten. Ich selbst wurde von der „Heureka" aufgenommen. * * * Eisberge und treibende Eisfelder hatten in den letzten Tagen häufiger die Pasjage durch den Atlantic gefährdet. Mai und Juni sind die gefährlichsten Eismonate. Auch die „Vater land", das größte Schiff der Welt, hatte bei i rer ersten Ausreise nach Newyork in- voriger Woche wegen Eisgefahr ihren Kurs um etwa Kl deutsche Meilen versetzen müssen. Trotzdem dec EiSmeldeoienst zurzeit vorzüglich organi siert ist, da jedes Schiff, das Eisberge sichtet, sofort drahtlose Telegramme über den Pnntt, au dem es den Koloß angetroffen Hal, und ü er die Richtung, in der dersel.e treibst, hin- aussendek, scheint es nicht zu gelingen, jede I Gefahr zu beseitigen. Es sprechen da auch viele Umstände mit. Bei Nebel ist es außer- ordentlich schwer, einen treibenden Eisberg zu sichten, und die Kälte, die dieser ausströmt, wacht sich meist erst dann bemerkbar, wenn es zu spät ist, die Fahrt aizustoppen, wenn auch die Dampfer bei Nebel das Tempo sehr ver mindern. Sehr gefährlich ist auch ein Eisfeld im Sturm. Die einzelnen Blöcke, die in der Weite des Meeres sich sehr winzig ausnehmen, sind doch groß genug, dein schiss ein Leck zu schlagen, wenn sie durch die Gewalt der beweg ten Wogen gegen den Bug geschleudert werden. * * * Noch nicht vergessen isl das furchtbarste Schiffsunglück aller Zeilen, das nur durch den Untergang der spanischen Silberflotte 1588 übertroffen worden isl, der Untergang der „Ti tanic" am t2. April t912 infolge eines Zu sammenstoßes mit einem Eisberg. Die Schuld an feuer grausigen Katastrophe, die 1635 Men schen das Leben kostete, trug zweifellos die Schi fsleitung, die trotz unsichtigen We ters und trotz der Eiswarnungen den gewaltigen Dampfer in voller Fahrt hatte dahinstnrmen lassen. Am 11. Oktober 1013 verbrannte wäh rend eines heftigen Sturmes der englische Damstzcr „Volturno", 162 Passagiere fanden den Tod. Von sonstigen großen Schiffskata- strophen der letzten Zeit wären noch folgende zu erwähnen: 560 Personen gingen 1873 m t der „Atlantic" bei Neuschottland, 650 mir dem Kriegsschiff „Prinzeß Alice" 1878 in der ü emse, 700 Menschen 1881 mit dem englißtien Dampfer „Viktoria" an dei kanadischen Küste unter. Am 6. Mai 1902 sank mit 739 Men schen die „Eamorla" im Golf von Bengalen. Deutschland wurde 1895 durch die Katastrophe der „Elbe" schwer betroffen, bei der mehr als 370 Menschen ertranken. Kurs der sozialdemokratischen Kolonial- der Uneigennützigkeit Frankreichs zu Scheitern eines FlottcnabkommraS Rundsch.", daß von russisch-französischer Sei e russischen Behörden mutzten sich mochte. derten Politik. Ter zweite die vorläufige finden in der arten kleinen gen mit machen'. Zum zwischen Neue deutsche Luftschiffhäfen. Friedrichshafen wird in diesem Jahre Manien. Pfingstfeiertag soll in Albanien Entscheidung bringen. An ihm der Hauptstadt Durazzo benach- Ortschaft Schiak die Verhand- vou der völligen Absichtslosigkeit der Grenz- tiberfliegung überzeugen und zogen daraus in anerkennenswerter Weise ihre Konsequenzen. Durch das Entgegenkommen gegenüber den Militärfliegern wird einigermaßen die Verstim mung besänftigt, die die langwierige Verhaf tung der deutschen Luftschiffer in Perm im ganzen deutschen Volke erregen müßte. Wie rechtfertigt Rußland aber sein Verhalten, daß es auf die Apparate harmloser Leute, die durch höhere Gewalt über die Grenze verschlagen werden, regelmäßig durch seine Grenzwacht posten scharf feuern läßt! Diese brutale Ge pflogenheit mutz doch endlich beseitigt werden. Justizminister Beseler über -as Sitzenbleiben beim Kaiserhoch. In der Freitagssitzung des Preußischen Herrenhauses forderte der Abg. Graf Uork von Wartenburg den Justizminister Beseler auf, gegen- die sozialdemokratischen Abgeordneten, die beim Kaiserhoch im Reichstag sitzen blie ben, strafrechtlich vorzugehen. Der Justiz minister antwortete darauf: Unser aller Emp finden würde es entsprechen, wenn das Ver halten der sozialdemokratischen Abgeordneten eine nachdrückliche Rüge fände. Es war daher selr wohl zu erwägen-, ob ein strafrechtliches Vorgehen am Platze sei. Der zuständige Staatsanwalt hat aber das strafrechtliche Ein schreiten abgelehnt, und ich sehe mich nicht in der Lage, ihn zu einer anderen Stellungnahme zu veranlassen. Nach der Verfassung ist der Abgeordnete für Aeußerungen, die er während der Tagung tut, nicht zur Verantwortung zu ziehen. Nach fester Gewohnheit wird aber das Ausbringen des Kaiserhochs als eine Kund gebung vor dem tatsächlichen Schluß erblickt. Es würde also wahrscheinlich zur Freisprechung kommen, dann würden die Sozialdemokraten von einem Triumph sprechen und die Wir'ung der Entrüstung in weiten Volkskreisen würde nur a "'geschwächt. Daher empfiehlt es sich, ein Einschreiten zu unterlassen. Tic Sozialdemokraten und die Kolonialpolitil. Auf dem sozialdemokratischen Parteitag für Schwarzburg-Rudolstadt erklärte der Reichs- ' tagsabgeordnete Artur Hoffmann, die sozial demokratische Fraktion sei Willens, in nächster Zeit einige Parteigenossen zum Studium der Kolonien dorthin zu senden, damit sich die Sozialdemokratie aus eigener Kenntnis ein Urteil über die Kolonien und das deutsche Koönialsystem bi'dcn könne. Das bedeute, wie Hofmann herporhob, prinzipiell einen verän- und Rußland und erfährt die „Tägl. Tagesgeschichte. Kin Besuch deS Kaisers in Konopischt. Kaiser Wilhelm wird am 12. Juni dem tzrzh.-rzog Thronfolger Franz Ferdinand einen Besuch anf KönoPischt abstatten, nm die pracht vollen von dem österreichischen Thronfolger ge schaffenen Gartenanlagen in voller Blüte in Augenschein zu nehmen. Wichtiger noch ist es, haß in der Begleitung des Kaisers sich der taatesetretär des Reichsmarincamts befinden wird, den der Erzherzog schon seit langem persönlich kennen zu lernen wünscht. Mit dein deutschen Staatssekretär null der Thronfolger offenbar wichtige Fragen der österreichisch hm garischen Marine besprechen. Freilassung der deutschen Fliegerosfiziere. Tie russische Regierung hat sich beeilt, die durch einen Gewittersturm über die Grenze verschlagenen und bei Rypin mit ihrem Dop peldecker gelandeten beiden deutschen Oßiziere, .pauptniann Schmoegcr und Oberleutnant Paul, zu entlassen. Die Harmlosigkeit des Zwisch.cn'alles Ivar so handgreiflich, daß auch die peinlichste Nntersuchung keine Spur von ^pionageversuch oder beabsichtigter Auskund schaslung irgendwelcher Art herauszufinden ver- England ciner- FranTcich andererseits an die englische Regierung in aller Form das Ersuchen gerichtet worden war, dem russisch- fran-zösischen Flottenabkommcn beizutreten. Tie Flottenabmachung des Zweibun-des wurde erst während der Marokkostreitigkeiten, also viele Jahre nach dem eigentlichen Bündnisvertrag, a geschlossen. Während des Besuches des Kö- nigs von England in Paris brachte der rus sische Botschafter Iswolski die Frage eines schriftlichen Beitritts Englands, die schon eimge Wochen vorher in London angeregt worden Ivar, zur Sprache. Soeben erhielten die rus- si che und französische Regierung darauf die a lehnende Antwort aus London. Mit Rück sicht auf die Stimmung im eigenen Laude und aus die guten Beziehungen zu Deutschland wünscht England keinen Schritt zu tun-, der als gegen eine befreundete Macht gerichtet an gesehen werden könnte. Kin neuer Intendanturslandal in Ruhland? Wie aus Petersburg gemeldet wird, ist der Verwalter des Wirtschaftsressorts der Armee und Flö te, Astrachanski, plötzlich mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen verhaftet wor den- Er soll sich riesige Nnterschleife haben zw schulden kommen lassen. eine neue militärische Luftschiffhalle durch den Zeppelin-Hallenbau hergestellt werden. In Lahr in Mittelbaden wird ein großer Kriegsluft- schisfhasen mit zwei Lustschifflallen errichtet. Tie 3. Kompagnie des Lustschifferbataillons Nr. 4 wird im Herbst von Gotha nach Lahr ü'ersiedeln und ihre dortigen Kasernen beziehen. Deutschfreundliches aus Spanien. In der Madrider Kammer erklärte ein Ab geordneter unter der jubelnden Zustimmung des Haufes, Spanien sollte einen engeren An schluß an Deutschland und den Dreibund suchen, wodurch seine nationalen Interessen zehnmal mehr gefördert werden würden, als durch- die Freundschaften mit England und Frankreich. Die viel bemerkte Aeußerung siel in eine Debatte über Marokko, und gerade dort lat Spanien ja Gelegenheit gehabt, Erfahrun lungen der Aufständischen über die dem Für sten Wilhelm und seiner Regierung vorzulegen- den Forderungen statt. Bei den Meinungs gegensätzen und der Erregung, der verschiedenen Volksstämme kann es dabei leicht zu ernsten Ausschreitungen kommen, die auch auf die Hauptstadt übergreifen könnten. Wie sehr man an den unterrichteten Stellen den Eintritt sol cher unliebsamen Folgen befürchtet, geht aus dem Umstande hervop, daß Oesterreich wie Italien gleichzeitig am zweiten Juni ein grö ßeres Kriegsgeschwader vor Durazzo erscheinen lassen. Ter Anblick der drohenden- Schiffs- kanonen nnd bewaffneten Marinesold-aten- wird -öffentlich den Ausbruch fanatischer Volks- leidenschaften verhüten rind den Fürsten Wil helm davor bewahren, zum zweiten Male, und dann sicher auf Nimmerwiederkehr, die retten den Kriegsschiffe aufzufuchen. Gegen die albanische Politik der Dreibund swaten ergehen sich Petersburger Blätter in echt russischen UNreundlichkeiten. Sie erklären eine Beteiligung Rußlands und der beiden am deren Mächte des Dreiverbandes an einer Ver mittlung zur Beseitigung der alcanischen Wir ren für gänzlich ausgeschlossen. Sie meinen, Rußland habe 'einen Anlaß, die Anstrengun gen Oesterreichs und Italiens zur Behauptung eines' deutschen Fürsten in Albanien zu unter stützen. Ue'erdies sei dieses künstlich hergerich- tete Fürstentum ein lebensunfähiges Gebilde und verdiene deshalb keinerlei Fürsorge. Da die Erklärung der Türkei, sie habe kein Inter- ebse mehr an Albanien und stehe den dortigen Putschen absolut fern, Glauben verdient, so ist nach den vorstehenden Darlegungen der Ge danke nicht von der Hand zu weisen, daß man an der Newa bereits ganz im Stillen den Plan einer ''Aufteilung Albaniens zugunsten der refreundeten Serben, Griechen und Montene griner verfolgt. Es wird nicht zuviel gesagt, wenn man von Wien aus die Lage fortgesetzt als recht ernst und böse Verwicklungen als durchaus im Bereiche der Möglichkeit liegend cezeichnet. Man denke in- diesem Zusammen- ! ang auch an die auf sechs Wochen berechnete Mobilmachung von einer Million russischer Re servisten. Der Aufstand gewinnt täglich weitere Aus dehnung. Auch die Regierungstruppen des Fürsten Wilhelm sind nicht mehr zuverlässig, es finden zahlreiche Desertionen statt. Anderer- > iw haben sich mehrere tausend bewaffnete Albanier in Alassi versammelt und dem Für sten zur Verfügung gestellt. Eine Deputation dieser Leute begab sich zum Fürsten mit der Bitte, sie zu rufen, wenn er ihrer bedürfe, I oder sie doch vor ihrem Auseinandergehen zu I - esichtigen. — Bei Elvassan wurde einer der I ge, hrlichsten Rebellenjührer, ein Derwisch, ge fangen genommen und nach Valona abgeführt, i dorthin wurde auch eine Ba.terie entsandt. — I KleinNcbe Intrigen spielen sich noch- fortgesetzt aw Hofe von Durazzo ab. So soll der ita lienische Gesandte soeben um die Entlassung I einiger Hoschargen- ersucht haben, sein Wunsch I edoch abgetehnt worden sein. Essad Pascha, befindet sich in Roni, die ! Meldung, daß er nach Konstantinopel gegan- I gen sei, wo er sehr gefährlich werden könnte, I Ivar also grundlos. Er will auch vorläufig I nicht nach Albanien zurücktehren, jedoch- behaust- I tet er, daß er dem Fürsten Wilhelm gern zur I Beilegung der vorhandenen Schwierigkeiten be- I hitftich sein würde.