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Vor« allem Niedrigen und Bösen, Von Schmach und Laster, Schänd' und Sünd'! Wer d.r bereut aus vollem Htrzen Und Buße tut, wie sich'S gehört, — Dem strahlen hell die Gnadenkerzen, Der wird erlöset und erhört! Des Himmels Güte preist und rühmt Und lebt deni Tag, wie sich's geziemt! Solcher Art sollen die Karfreitagsgedanken sein, die uns bewegen. Machtvoll und ernst sollen sie uns durchdringen. Und wir sollen ihnen Einlaß gewähren bis in unsere tiefste Seele hinein. Denn wer da reuig und aufrichtig am Karsteitag seiner Sünden gedenkt, den wird das Osterfest von seinem Seelenlcid befreien, auf daß er freudigen Herzens die Anferstehungsweihe über sich ergehen lassen kann. Darum gehet hin und werdet der Segnungen des stillen Freitags teilhaftig: euch zum Segen und der Menschheit zum Nutzen! OeEches «rw GSchftsches. *— Bezirksfeldwebel. Nächsten Sonn- abend ist der Bezirksfeldwebel im Sitzungszimmer — 1 Treppe — des Stadthauses am Neumarkt in Hohenstein-Ernstthal für die Mannschaften des Beurlaubtenstandes dienstlich zu sprechen. Es können an diesem Tage Meldungen aller Art erledigt und Gesuche abgegeben werden. Auch wird über alle militärischen Angelegen heiten, soweit sie die Fragesteller berühren, be reitwilligst Auskunft erteilt. * — Kreisfs verwehr verband Zwickau-Glauchau. Am Sonntag, den Mai d I., findet der 7. Chargierten-Kur- sus des Kreissenerwehrvcrvandes Zwickau- Glauchau in Meerane statt. Die Verbands- wehren sind aufgefordert worden, sich bei die sem Kursus durch mindestens je einen Steiger- zug- und einen Spritzenzugsührer zu beteiligen. * — Zur Warnung geben wir fol genden Fall bekannt: Eine von einem Aus träger in einen Hausbrieftasten gesteckte Zei tungsnummer wurde von einem Arbeiter her- ansgenommen und gelesen. Er behauptete nachher, er habe den Arbeitsnachweis einsehen wollen. Dos Landgericht verurteilte ihn we gen Diebstahls zu .8 Wochen Gefängnis. k. Hermsdorf, 9. April. Die Maifeier des Gewerkschaftskartells für Hohenstein-Ernstthal und Umgebung findet in diesem Jahre in kleine rem Umfange in Hermsdorf statt. Als Festlokal wurde der Strellersche Gasthof „zur grünen Linde" gewählt. * Oelsnitz i. Erzgeb., 9. April. Herr Direktor Bretschneider, welcher bisher auf dem Deutsch landschachte tätig war, hat den Direktorposten des Vereinsglückschachtes übernommen. * Reukircheu i. Erzgeb., 8. April. Gestern abend gegen 6 Uhr entstand auf noch unaufge klärte Weise in einem Wohnhause im Guts grundstücke der Neukirchen-Luganer Ziegeleiwerle ein Schadenfeuer, das mit großer Schnelligkeit um sich griff und das ganze Gebäude in kurzer Zeit in Äsche legte. k. Chemnitz, 8. April. Bei dem gestrigen Gewitter schlug der Blitz in das Pfarrhaus in Ebersdorf. Die im Parterre befindliche Frau Pfarrer Krah wurde erheblich verletzt. Das Zimmer wurde demoliert. — In Wittgensdorf wurde durch den gestrigen Sturm die Stark stromleitung zerissen, wodurch die Betriebe, die mit elektrischem Strom arbeiten, längere Zeit gestört waren. * Dresden, 8. April. Die Verhaftung eines Bankräubers glückte gestern nachmittag im Stadt ilmern. Eine auf der Mittelstraße wohnende Fabrikantensehestau wollte in der Dresdner Grundrentenanstalt einen größeren Betrag Grund rente bezahlen, war aber dabei fehlgegangen. Sie wurde bei dieser Gelegenheit von einem Manne ohne Kopfbedeckung lmgcsprochen, der ihr alsbald das Geld abnasim und die angeb liche Erledigung des Auftruges zusicherte. Jie diesem Moment kam ein Bote der Sparkasse hinzu, der von der Frau gefragt wurde, ob hier die Grundrenteuanstalt sei. Als der Bote dies verneinte, entriß die Frau kurzerhand dem I tu bekannten das Geld mit Len Worten: Da s ind Sie wohl ein Betrüge? Der Spitzbube fli äch tete, setzte eine unter dei Kleidung verborgene Mütze auf, koilnte aber nach toller Jagd ei nge holt und festgenvmmen werden. Auf dem Po lizeipräsidium entpuppte sich dec Verhaftete als ein in Charlottenburg wohnender Friseur, der in dem dringenden Verdacht steht, derjenige. Un bekannte zu seili, der auf Postämtern und omder- wärts gleiche Manöver verübte. — Ein plötz licher Tod ereilte gestern mittag den Komiker Heinrich Lange vor dem Restaurant „Stadt Pil sen", wo der Künstler von einem Herzschlag be troffen wurde; er war eben erst aus Leipzig ein getroffen. — Die verunglückte Frau, die auf dem Neustädter Bahnhof überfahren und getötet wurde, ist eine 68 Jahre alte Wrtwe aus Mei ßen, namens Leupold. * Dölzschen bei Dresden, 8. April. Vom Eisenbahnzuge überfahren wurde in der Nähe der Friedrich August-Mühle der 15jährige Schrei berlehrling Große aus dem benachbarten Dorfe Burgk. Dem Bedauernswerten wurde der Kopf vom Rumpfe abgefahren. Ob ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, konnte noch nicht fest- gestellt werden * Mügeln (Bez. Leipzig), 8. April. Wie vor einiger Zeit gemeldet wurde, spielte sich hier vor mehreren Wochen eine Affäre ab, die viel belacht wurde. Ein Schweizer verehrte ein Mädchen, das aber nichts von ihm wissen wollte. Um die Holde geneigter zu machen, bot sich dem Schwei zer der Schneider Winkler aus Kiebitz als Ver mittler an. Ec riet dem Schweizer mehrere tausend Mark hinter der Scheune des Gutsherrn, bei dem die Geliebte in Stellung war, zu ver graben. Der Schweizer tat dies auch, Winkler selbst aber stahl das Geld bei der ersten besten Gelegenheit. Natürlich blieb auch das Liebcs- werben des Schweizers erfolglos. Als er end lich merkte, daß er beschwindelt worden war, hatte sich Winkler längst aus dem Staube ge macht. Er konnte aber jetzt ans Lützschenacr Flur verhaftet und dem Amtsgerichtsgefänguis zugeführt werden. * LeiSuig, 8. April. Raffinierte Betrügereien verübte seit einiger Zeit ein Angestellter eines hiesigen Geschäfts. Er kassierte zum Nachteil seines Arbeitgebers Gelder ein, ohne sie abzu liefern, und wußte die Unterschlagungen dadurch zu verdecken, daß er nachts mittels Nachschlüssels in das Komor eindrang und dort in den Konto büchern Streichungen und Radierungen voruahm. Der ungetreue Beamte hat auf diese Weise über tl)OO Mark erlangt Er wurde bei seinen Mani pulationen kürzlich nachts von der hiesigen Polizei gestellt und verhaftet. * Ebersbach (Lausitz), 8. April. Zweimal ihre Steiwru bezahlen müsseil hier diejenigen Einwohner, die ihre Steuern an den Schutzmann Krocker abgcliefert haben, der sie unterschlagen hat. Der Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die Steuern von den in Frage kommenden Personen noch einmal zu erheben. * Gera, 8. April. Der Kaufmann Paul Hüttig wurde nach einwöchiger Verhandlung wegen Konkursvergehens und Betrugs in fünf Fällen zu drei Jahren Gefängnis und fünf ! Jahre« Ehrencechtsverlust verurteilt. Er war i Inhaber dreier Firmen, die in Konkurs geraten ! sind. Bei allen drei Firmen wurden 1 500 000 Mk. i Passiven und 25000 Mk. Aktiven festgestellt. Kleine GhrsnLk. * Frühüngsgewittcr. In West- und Süd- deutschland haben heftige Fcühliugsgcwltter f mannigfachen Schaden ungerichtet. In Hoerdt ! wurde der Landwirt Christian Rühlmann auf i dem Felde vom Blitz erschlagen und seine Frau ! betäubt. In Kieselbronn und in Elbingen schlug i der Blitz je in ein Wohnhaus und verursachte ! starke Beschädigungen. Die Birkenzeller Kapelle j wurde durch Blitzschlag größtenteils zerstört. In il der Gmünder Gegend haben die Kulturen durch E heftige Hagelscktläge gelitten, in Göppingen ent- wurzelte der Siurm mehrere mächtige Eichen, in Leonberg nß der Sturm einen größeren l Neubau um. Im Hochschwnrzwald fiel Ncu- s schnce, auf den Bcrgkümmen liegt ein Meter ä Neuschnee. * Untergang eines Dreimasters. Bei den Scilly-Inseln stieß der englische Dampfer „Britisch Jsles" mit einem französischen Drei- i! master, dessen Name noch nicht festgestellt werden konnte, zusammen. Noch ehe dem sinkenden Schiff Hilfe gebracht werden konnte, war es be reits in den Willen verschwunden. Die gesamte ! Besatzung ist ertrunken. * Tic Brrwdc in den Baamwollagern in Bombay wiederholen sich jetzt räglich. Am Dienstag ereigneten sich vier Wände, die einen s Schaden von tuns Millionen Mark verursachten, i Polizei und Mckstär bemachen die Lager. Auf die Entdeckung der Brandstifter ist eine hohe ! Belohnung ausgesetzt. I * Der Frankfurter Polizeiskaudal. In der Bestechungsaffäre des Kriminalkommissars Schmidt von der Frankfurter Sittenpolizei erfolgte eine zweite Verhaftung. Eine bekannte Halbweltlcrin, Be-tha Bohnert niit Namen, wurde verhaftet. Sie soll dem Kriminalkommissar wiederholt Ge- t schenke gemacht und ihm auch bares Geld gc- s geben haben. önrch Zen „X^fienstein-ärnKtZcaster mit seinen ^»eiZen ^TeftenansHaVen iveiteate nnö LnsechnicissiHstc ch)erchreitnnH. * Echwere «er,istun,-fälle bei tze« Höchster Farbwerke«. In den Höchster Farbwerken trugen sich dieser Tage schwere Vergiftungsfälle zu. Trotz der sorgfältigsten Sicherheitsmaßregeln strömten in einer Abteilung giftige Gase aus, durch welche die in dem Raum befindlichen Personen, Dr. Momberger, Dr. Zahn und Dr. Stock, sowie zwei Aufseher bewußtlos wurden. Alle fünf Personen mußten sofort dem Kranken haus zugeführt werden, wo sie sich wieder er holten. * Löblich verunglückt. Der Gerichtsvollzieher Nehring in Eisenach verließ abends auf einem Dienstgange das Haus des Bürgermeisters, das dicht an der Bahn liegt. Von einem gerade herankommenden Zuge wurde der Unglückliche ersaßt; beide Beine wurden ihm abgefahren und der Schädel zertrümmert, sodaß der Tod sofort eintrat. * Au den schweren Ausschreitungen des öster reichischen Hauptmann- v. Dittmann in Brnneck (Tirol) wird amtlich gemeldet, daß der Offizier unzurechnungsfähig sei. Eine bereits vorhandene Nervenkrankheit sei plötzlich zum Wahnsinn ge worden. Die österreichischen Behörden betonen ausdrücklich, daß das Verhältnis zwischen der Brunecker Bevölkerung und dem Militär, auch mit den Offizieren tschechischer Abstammung, das beste sei. * Aum Tobe verurteilt. Das Schwurgericht in Göttingen verurteilte den Zigarrenmacher August Fuhrmann, der am Weihnachtsheiligabend den Förster Knoche erschoß, wegen Mordes zum Tode, wegen Versuches, am 30. Dezember in Trubenhausen die beiden ihn verfolgenden Gen darmen zu erschießen, zu 5 Jahren Zuchthaus und wegen unberechtigten Jagens zu 1 Woche Haft. * Raubüberfall. Aus Berlin wird gemeldet: Am Dienstag abend ist auf dem Wege Biesdorf- Friedrichsfelde der Kutscher Friedrich Hübner, wohnhaft in Berlin, Ratiborstraße, von einem Unbekannten, welchen er auf seine Bitte, ihn nach der Berliner Straße mitzunehmen, mitfahren ließ, überfallen worden. Hübner ist durch einen Revolverschuß in den Kopf und durch eine um den HalS geworfene Drahtschlinge, welche die rechte Hnlsseite bis aus die Gurgel ausgeschnitten hat, schwer verletzt. Er ist nach dem Krankcn- hause „Königin-Elisabeth-Hospital" in Oberschön- weide gebracht worden. Geld führte der Ueber- fallene nicht bei sich. Der Täter hatte das Pferd ausgcspannt, ist aber durch ein hinzugekommenes Automobil verscheucht worden und flüchtig. Auf die Ergreifung des Täters, der Blutspuren an seiner Kleidung haben muß, ist eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt. * Der Wertheim-Konkurs, lieber 1000 An gestellte sind durch den Konkurs des Warenhauses W. Wertheim in Berlln brotlos geworden. Diese Angestellten sind die Leidtragenden in noch höherem Maße als die Gläubiger. Es kommen nicht weniger als 2600 Warenglänbigcr in Betracht. Die durchschnittlichen Forderungen bewegen sich unter 10 000 Mark! einige Firmen haben bis zu 50000 Mark Forderungen. Die höchste Summe, die das verkrachte Warenhaus einem einzelnen Warcngläubiger schuldet, ist 85000 Mark. Schlimmer daran sind allerdings die Gläubiger, die bare Darlehen Hergaben. * Einbrecher. Bei einem nachts in Rogasen (Posen) beim Kaufmann Ballert verübten Ein- bruchsdicbstahl erbeuteten die Diebe 5000 Mark bares Geld sowie eine Anzahl Krönungs- und Jubiläums-Talerstücke. Die Täter sind noch nicht ermittelt. * Die einstmals „schönste Fran" Italiens gestorben. Wie aus Rom berichtet wird, starb in ihrer Villa in Vedano in der Lombardei im Alter von 68 Jahren die Herzogin Litta, die als schönste Frau Italiens seinerzeit' eine bedeutende Rolle spielte. Ar Kreuz Ms Golgatha. Es ist, als hält' des Himmels Macht Der Wolken Trübe voll entfacht. Und Dornenschwer die Geisel schwingt Um Kron' und Haupt. — Und schmerzhaft klingt Die Qual der Leiden hier und da Am Weg zum Kreuz nach Golgatha. Schau auf zu diesem KrcuzeSstamm! Die Klag verstummt. — Still wie ein Lamm, So stirbt der große, starke Held Und räumt als Mensch der Erde Feld. Der Friedensfürst mit Gloria — Siecht hin am Kreuz auf Golgatha. Gestorben nach des Glaubens Lehr Für all das große Sündenheer. Das Leiden schließt in Todesnacht, Es krönt sein Werk: „Es ist vollbracht!" Zur Seelerrettung das geschah Für uns am Kreuz auf Golgatha! Karfreitagszauber! Deine Luft Mahnt still uns an die eigne Gruft, Was heut umstrahlet Glanz und Schein, Kann morgen wüst zerstoben sein. Doch lebst du, wie es vorgeschah, Stärkt dich das Kreuz auf Golgatha. Und drückt es schwer dich, trag es fort, Der Glaube ist ein fester Hort. Wer wahrhaft glaubt und redlich strebt, Erkennt, für was der Welt er lebt. Erdrückt die Schwermut dich beinah, Schau an das Kreuz auf Golgatha! So pilgern wir im Leben hin, Wenn noch so heiter auch der Sinn, Merkt, unsre Erdenpilgerbahn Hält ganz gewiß einmal dort an. Wir bitten, ob daS fern ob nah, Dann um ein gnädig Golgatha I Willy Hähnel, Chemnitz. Heimkehr. Erzählung von W illp Hähnel. Der April machte in punkto Wetterbericht seinem Namen alle Ehre. Die naßkalte Witte rung jagte ein lauwarmes Frühlingswchcn. Diesem war bald ein neuer Regenschauer auf den Fersen. Sonueipchein — Wetterschlag Wiuterstücke — Frühlingstag — schien alles in einen Topf geworleu worden zu sein, zum Vergehen und Erstehen von des Sommers- Sonnenschein. Die Zeit der Schnecschmclze batte das fließende Wasser gespeist und der Eislchollengang gefährdete den Verkehr kleine rer Fahrzeuge auf der Wasserstraße bedenklich. „S' wird wieder Frühling, Alte! Schau hinaus. Der Winter geht in Stücke, drüben auf dem Wasser schwimmen schon die Leha len." So sprach der Bootsmann Grünig zn seinem Weibe. Dieses lehnte mi: ihm an der primitiv gehaltenen Landungsbrücke, an tuet cher Stelle in den Sommermonaten die Fähre, die den Verkehr von einen: zum anderen Ufer ermöglichte, anlegte „Jubel net zu früh, Gottfried! Das dau ert noch reichlich 5—6 Wochen, eh' Dein Ge- samft in Schwung kommt. Mußt Dir wohl oder übel bis dahin noch was anders suchen zum Verdienen." „Wird schon werden. Kommt Zeit, kommt Nat. Wir werden schon auskommen, wir zwei. Gelt, Mutter, denkst nicht auch so?" Dabei stieß er die Angercdele zum Zeichen des Scher zes liebkosend an den Arm. „Wir zwei schon, freilich, aber — —" „Was denn aber? „Wenn die Lene nicht mär'." „I, ja, der Racker, der könnt wahrlich auf uns paar alte Leute etioas mehr Rücksicht neh men. Wenns nach mir allein ginge, ichmöcht sic gar nicht wieder ins Haus haben." „Wird auch nicht kommen. Wird sich schwer l isten. Seit sie bin lebend Denkmal hat uns zur Schänd, such ich sic zu vergessen," gab die alte Frau zurück. „Aber glauist, Mutter, den kleinen Kerl, den möchte ich trotz alledem einmal in die Arnie schließen. Weißt, aufs Sofa wiird ich mich setzen. Auf den Knien wollt ich ihn reiten lassen, und in die Höhe werfen, und wieder auffangen, deckenhoch." „Das hielt er am Ende nicht aus, bis au dic Decke ist schon a bissel schlimm, verstehst, Vaier?" — — — Der Himmel hacke sich im Laufe des Spät nachmittags derb umzogen, der Nord- und Osthimmel >var mit dichten, dunsten Wollen bedeckt, wahrend das Züdende im direkten Gegensatz mit seiner grell wcißblauen Färbung stand. Nach Westen zu schien es in weiter Ferne in Strömen zu regnen, welches Natur bild dic mstcrgchcndc Sonne gleich einem ins unergründlich ticfe Meer tauchenden Feuerball golden durchbrach. „Man braucht nicht viel von Malerei zu verstehen, Mutter. Aber wenn man die wer dende Naim so sieht, wie jetzt —" »Ja, grausig schön, Vater. Und das Schwarze, da, vor Dir, das sind unsere Sor gen. Komm, fleckst noch Deinen Stuhl fertig, ick: will wieder nähen. In vierzehn Tagen will die Versorganstalt 160 Mk. haben wegen der Lene. „Die Leue, und immer wieder die Lene." Die alten Leute kehrten sich nach dem nied rigen Hause zu, um ihre Beschäftigung wie der aufzunehmen. Noch einmal drehte sich Grünig nach dem Naturgcbilde um. „Mutter, wie heute abend der Himmel ausschaut, das ist echte Karfrei- tagsstimmung. Als wenn die Welt gestorben I !ci. Wie ein schöner Auftakt zu einem frohen f Osterfeste." Sodann gingen sie schweigsam dem Hause zn. In fast gleichmäßiger Ab wechslung sthoß und floß das Wasser dahin, l icr und da ein dumpfes Gurgeln, zurücklas- send. Grünig klinkte die Haustüre auf. In diesen: Moment hör e man oberhalb des Fluß laufes ein polterndes Geräusch, gleichsam, als habe der Wellenschlag das HilfSbobt der ole reu Fähre losgerisjeu. Da cs sich iu diesem Falle um ein im Vorjahre mühsam erworbe nes Wcrtobjcli handeln würde, eilt Grünig den: Flusse wieder zu. Seine Frau folgt ihm. „Wahrhaftiger Golt im Himmel, der Kahn ist los!" ruft die Frau. Da nach der Stelle zu am Himmel schwarze Wolken stehen, ist der Ausblick erschwert. Der Kahn bewegt sich. Ein greller Aufschrei folgt. Das Boot kippt und mit zwei dunklen Massen, von denen die eine als die leichtere ans Land geschwemmt wird, spielt die Flut. „Vater — — — Mutter — — Vergebt - Im nächsten Moment kommt eine Eisscholle und fährt dem schwimmenden Körper in den Nacken. Der Körper verschwindet. Die alten Leute stehen wie versteinert da. Vorüber rauscht die Flut, immer größer ziehen sich die Wellen zusammen. Vorbei — — — Mittlerweile eilt Frau Grünig herzu und holt mit einem gerade am Boden liegenden Asi das Angeschwemmte ans Ufer. In Tü chern gepackt, schaut ein unschuldig Augenpaar in die Welt. Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?