Volltext Seite (XML)
ÜMM W Khrükiii-Kiiittitliln Li!ki«n »«D»»l«lk »r 83 Freitag, de« 10. April 1014 41. Jahrgang Karfreitagsgedanke«. (Nachdruck verbaten.) Ist auch Frühlingsahnen Ringsum ausgcstreut, — Ernste Stimmen mahnen Heut' die Christenheit, Mahnen, daß noch immer Buß' und Einkehr not, Wenn der Gnade Schimmer Auch den Tag umloht! Nan der Tag gekommen, Der die Dornen trug, Da man ckn genommen Und ans Kreuze schlug, Der der Erde Sünden Aff sich nahm null Leid, Laßt uns laut verkünden Seine Heeriichkcu! Ach, der trüben Stunden Rannen viel dahin, Da wie Trost gesunden Nimmer uns'rem Sinn, Da wir in Verehrung Suchten überall, — Nimmer fand Erhörung Unsrer Worte VchaU! Tenn in dunklen Tiefen Saßen wir gebannt, — Was die Stimmen riefen, Nirgends Antwort fand . . . Licht und Sonne sehnten Wir herbei, daß warm Sie die Welt verschönten, Frei von Frost und Harm! Und in diesen stillen Tagen wird sich reich Unser Traum erfüllen: Frühlingswunder gleich! Den der Menschheit Fehle In den Tod hieß qeh'n, Jeder gläub'gen Seele Wird er aufersteh'n! Karfreitag, stiller, rauher Tag der ernsten Pflicht, — Bringst du auch die Trauer, Bringst du doch das Licht! Deine Weihe spende Heilig-unversehrt, — Segne Herz und Hände Jedem, der dich ehrt! * Hart vor die lichten Pforten des Auferste- hungsfestes ist ein ernster, stiller Tag gestellt: der Freitag der Karwoche. Es ist jener Tag, an dem der Heiland für die Erlösung der sündi gen Menschheit den Kreuzestod auf sich nahm, an dem einem Erdenlcben das Siegel der gött lichen Verklärung aufgedrückt ward, einem Leben, dem nachzueifern und nachzustreben einer gan zen Welt zum ewigen Heile, zur Erlösung von Nacht, Tod und Verdammnis werden sollte. Tin bedeutungsvoller Tag, nicht nur in kirchlicher Beziehung, ist gekommen; auch in un ser Privatleben gteift er mächtig ein. So ernst aber auch die Gedanken sein mögen, die uns heute erfüllen, sie sind doch nicht bar aller hoff nungsvollen Lichtblicke. Denn wie der Ascher mittwochstag der Faschingsfröhlichkeit ein Ende bereitete, so will der Karfreitag uns die Pfor ten der Osterfreude erschließen und Auf erstehungsseligkeit in unsere Herzen träufeln. Nun soll auch in den Menschengemütern der Winter endgültig begraben werden. Ein neuer Lenz will erblühen und niemand soll seinem Keimen und Sprießen, seinem Leuchten und La chen Einhalt gebieten. Aber als ernste Mahnung stehen über unse rem Tage die Kreuzesworte und das Bild des durch Menschenunrecht zu Tode gefolterten Got tessohnes. Und beides bleibt vor unseren Augen und Ohren und will nimmer weichen. Aber die Bangigkeit, die im Gefolge der Kreuzesgeschichte einherzieht, läutert uns, befreit uns, vertieft uns. Der das Leid der Welt als ein Unschuldiger auf sich genommen, wollte uns ja erlösen und be freien, sofern wir selbst in uns ein Streben nach Befreiung und Erlösung tragen. Und nun wer den die alten Bibelworte wieder einmal wahr und erweisen ihre ungebrochene Zauberkraft, die da wirken und bestehen wird, solange gläubige Menschen atmen und auf Erden wandeln. -Und wahrlich, ernst ist die Zeit, in der wir leben! Wie Waffenklirren hallt cs in der Luft. Unbotmäßigkeit reckt aller Enden ihr Drachen Haupt. Aber die Welt rollt weiter, und alles Erdenleben entwickelt sich nach bestehenden, un abänderlichen Gesetzen. In die Karsreitagsstille hinein aber tönt es bereits, wie eine Vorahnung von jubelnden Osterglocken, daß sich die Gräber öffnen werden und das Totgeglaubte zu neuem Leben erwachen wird. In dieser Gewißheit liegt ein starker Ewig keitsglauben verankert, der siegreich allem mo- dernen Materialismus trotzt. Denn nicht im Materiellen liegt unsere menschliche Bestimmung, sondern im Ideellen; nicht unserem Körper, son dern unserer Seele sollen wir dienen. Das Ani malische in uns sollen wir überwinden, auf daß unser Anteil am Göttlichen keinerlei Schaden nehme. Denn aus der Ewigkeit kommen wir, und zur Ewigkeit gehen wir. Das ist unsere Be stimmung, dieweil uns die heilige Schrift selbst die Krone der ganzen Schöpfung genannt hat. Diesen Gedanken ganz ins Praktische über setzt, heißt aber nichts anderes, als das: wir sollen mit unserem ganzen Wesen für ethische und volk- liche Ideale eintreten, wir sollen im Familien- und im Freundeskreise für das wahrhaft Gute wirken, auf daß unser Angedenken nicht mit un serem irdischen Tode erlischt. Denn nichts Grö ßeres und Schöneres ward dem Menschen gege ben, als der Unsterblichkeit teilhaftig zu wer den. Wort und Tat, Beispiel und Gesinnung aber sind die Fundamente, auf denen er den Tempel seiner zeitlichen Unsterblichkeit aufzubauen und zu errichten vermag. Dem aber sollte ein jeder unter uns, der nicht umsonst zu leben wünscht, nachstreben! Und wenn er auch das ganze Jahr hindurch nicht an diesen Umstand denkt, der Ernst und die Weihe des Karfreitags sollte ihn si-er lich daran mahnen und erinnern, denn kein Tag eignet sich bester und würdiger dazu, als dieser! Und die Karfreitagsftimmen klingen und dröhnen mit ernster, mahnender Gewalt. Sie ge ben keine Ruhe, bis daß sie durch die Rinde des verhärtesten Sündenherzens mit ihren Tönen hin durchgedrungen sind. Wer wollte da mit Absicht seine Seele verschließen? Der Kreuzestag aber wird uns zugleich auch zum Erlösungstage! Kar freitag ist der ernsteste und stillste kirchliche Festtag des ganzen Jahres. Gr ist der Gipfel punkt der ganzen Karwoche. Und somit wird er zum Vorbercitungstage für die Freuden des Auferstehungsfestes, das kurz nach ihm ins Land zu treten gewillt ist. Eine eigene Stimmung ent strömt unserem Tage; niemand kann sich ihr ganz entziehen; und auch wir möchten ihr, und zwar in den folgenden Worten, Ausdruck ver leihen: Ein Tag der Trauer und der Wethe Stieg der Karfreitag in die Welt, Er bringt die Gnade uns aufs neue Herab vom hohen Himmelszelt! Er will die Seele uns erlösen, Auf daß wir frei und ledig sind Drei Tage liegt die Oster-Nummer unserer Zeitung auf. Allen GeMstslentcii, Hotelien, Wmratem», VergniiMMlMlen usw. bietet daher diese Nummer eine besondere Gelegen heit zur Verbreitung ihrer Empfehlungs- Anzeigen. Wir bitten, Inserate für die Oster-Nummer möglichst frühzeitig aufzugeben, damit für gutes Satz-Arrangemenr und günstige Placierung Sorge ge tragen werden kann Ein Wiutertraum. Roman von Anny W o t h e. tl Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Ta aal es keine Sektgelage mehr und Lie- 'csmähler l is in die Nacht hinein, leine D eaterprinzessinnen und kostspieligen A'c reuer aller Art, sondern ernste Arbeit für den Mann, der nicht schlecht, sondern nur leicht sinnig Mar, der sich, wie sie, sehnte nach dem Leien und seiner Glut. Ingelid Preß e d e wciäcn Zähne aufeinander, daß sic knirschten. Sic Mar fast unbewußt am Start stehen ge lieben, Mo sich ein Bobsleigh nach denn anderen bemannte, und ein Rodel nach dem anderen zu Tal flog. Mechanisch grüßte die Gräfin hier und doriin. llnffonsl sah sic sich nach Jrmc aard um, und unwillig dachte sie. „Ob das Model denn noch immer schlaf '" lind wieder kroch Ingelid eine heiße Am.st zum Herzen. Auch Irmengard mar von diesem Drang zum Lebensgenuß beherrscht wie Ott und wie sic selbst. Was half alles Ringen und Kämpfen? llr plötzlich war sie wieder da, diese hei e Sel nsucht nach dem Leben, nach Genuß, nah Lebensfreude, und dahinter stand das Grauen.. Der Gesandt^chaftsak achee trat wieder aff Ingelid zu. „Gnädigste Gräfin sind heute, wie ich hör.', ohne Mannschaft. Wollen Sie nicht auf der Hexe mitfahren?" „Danke, Herr von Sutheim — ich steurc Leute den Aar selbst." „Belastung'?" fragte der Ablach ec, wie es schien mit einem leisen Lächeln. „Zwei Burschen aus dem Dorfe, mit denen ich öfter fahre, wenn die Mannschaft nicht vollzählig, und James Wood." Verschärfte sich nicht das Lächeln aus Sut- heims Gesicht? „Wünsche viel Vergnügen, Gräfin, da kommt auch meine Bob-Mannschaft" Hans Ulrich Vossen und seine Schwester, Irmengard, Herr von Köpping, Sutheim mch dcr Prinz umstanden jetzt lachend und plau dernd Gräfin Ingelid. Die Damen trugen weiße Röcke, rote Swecuer und rote Zip'elmllzen, die Herren weiße Sweater und ro e Mützen- Wie die Teufel iahen sie alle aus. Aber Sonne lag auf edem Gcsich.. „Eigentlich sollten wir zürnen, Grusin," wandte der Prinz sich zu Ingelid, indem er sich über ihre Hand beugte, „daß wir heute von dem Aar verkannt sind." „Aber erlauben Sie mal, lieber Prinz" mischte sich Irmengard lackend in das Ge spräch. „Hoheit scheinen die Ehre, für he, 'c in die Bol Mannsckät der Hexe eingereiht zu 'ein, gar nicht in genügender Weise zu wür digen?" „Dock, Komtesse, denn wenn Sie mich nickt heute in Gnaden ausgenommen hätten, wäre ick ja, nachdem mir Gräfin Inwlid erklärt, heute ohne mich zu fahren, ganz verwaist ge wesen." „Bereuen Hol ei schon, mir den Aar ai- vcrtraut zu ha.en?" fragte Ingelid envas hochmütig. „Durchaus nicht, Gräfin, ich bin glücklich, Ihre Wünsche erfüllen zu können-" Wieder beugte er sich über ihre Hand, und Jugend rcwahrte, wie reise das Blut in sein blasses Gesicht stieg. Und wie sie auhlickte, sau sie die breite, verschneite Straße entlang die lohe Gestalt James Woods auf den Start zuschreiten, und dabei trat plötzlich eine heiße Blutwclle auch in ihr Gesicht. Der junge Vossen, der bisher vergeblich nach Kerlchen ausgeschaut, saß schon am Steuer. „Also, ich bitte, meine Herrschaften." Im Augenblick hatte sich der Bobsleigh be mannt. „Fertig?" klang Vossens Stimme, und „Fertig! All right!" schallte es zurück. Mit wuchtigem Sprung schwang sich Köp ping als Bremser auf den Boe, so dem Schlitten den nötigen Schwung gebend, der das schwere Gefährt pfeilschnell abwärts führte. „Bob-Heil!" ließ sich da plötzlich eine tiefe Stimme neben Ingelid vernehmen, und es dünkte ihr, als hätte diese tie e Stimme einen ganz besonderen, bewegten Klang. Lächelnd hob sic die Augen zu James Wood auf. lieber aufgeschaufelte Schnoewälle reichten sie sich die Hände. „Wo haben Sie denn den Aar?" forschte sie, „ich scl e ibn nicht." „Ich labe ihn durch die beiden Burschen zum Klubhaus schaffen lassen, Gräfin. Wir wollen doch auf der Bahn fahren. Nickt 'vchr? So versprachen Sie es mir, und ich labe gedackt, daß wir, wenn es Sie nicht so sclr ermüdet, bei dem herrlichen Wetter das Stück bis zum Start der Bobbahn geben?" „Aber natürlich, ich freue mich, mir etwas Bewegung zu machen." Schon schritt sie an seiner Seite die Straße entlang. Ein Lächeln um den roten Mund, und einen versonnenen Schein in den lichten, blauen Augen. Die Schloßwiese mit ihrem weißen, duf tigen Pelzmantel leuchtete und funkel-e im Sonnengold. Rechts dehnte sich die spiegel glatte Eisfläche der Schlittschuhbalm, die schon ziemlich belebt war. Einen Augenblick standen die beiden hohen Gestalten, um zu schauen. Aber nickt die Kunstläufer auf dem Eise waren es die ihre Aufmerksamkeit fesselten, sondern der uneingestandene Wunsch beherrschte beide, die Schönheit des klaren, sonnigen, leuchtenden Wintermorgens in schweigender Gemeinsamkeit zu genießen. Langsam gingen sie jetzt durch das ver schneite Oberhof mit seinem dunkelblauen Himmel, und den poch aufragenden, weißen Bäumen. An jedem Zweig, an jedem Aest- chen funkelten Millionen kleiner, weißer Eis' slernchcn. Rauhsrost auf Baum und Strauch und duftige, weichgewellte Schneeberge überall in der schimmernden Ferne. Jetzt schritten sie am Hotel Sanssouci vor über. „Hier wohne ich," sagte der Flieger, „und wenn ich des Morgens in meine Loggia trete, die oft gang voll' Sonne ist, dann sehe ich über den Weißen Schnee hinweg zum Schloß hotel, gerade aivf Ihr Fenster, Gräfin." Sie mochte nicht fragen, woher er wisse, welches Zimmer sie bewohnte. Sie läckclie nur: „Sehr gute Augen müssen Sie ha en, Mister Wood." „Auch beim Mondenschein," ergänzte er, „kann ich Ihr Fcnücr ganz deutlich seien. Wenn das Lickt erlischt, dann weiß ich im mer, daß auch Sie Ruhe gefunden haben." „Wer sagt Dir denn das?" hätte sie am liebsten erwidert. „Wa weißt Du, ob ich hier nicht jede Nacht durchwache?" Doch das war ein gefährliches Gebiet. Nie mals hatte sie so deutlich- gefühlt, daß sie aus der Hut sein müßte. Jedes Wort, jeder Blick dünkte ihr eine Gefabr. Sie klopfte gelassen den Schnee von ihrem .Lleide, niit dem sie einen Schneeberg gestreift, und schritt weiter mit ihm die Crawinkler Straße, die in sanfter Neigung zur Wegscheide durch den tieien Tannenwald führte, entlang. Die Häuser batten jetzt aufgehört. Dort, wo der Weg zum großen Sprunghügel ad- zweigte, begegnete ihnen eine Kolonne Ski>- läuber, jetzt war die Straße menschenleer. Ingelid atmete wie befreit aus. Ihre Brust weitete fick, und in ihre Augen trat ein Helles Licht. James Wovd konnte den Blick nicht von dem reizvollen Frauenantlitz wenden, besten edles Profil ihn entzückte. Das dunkle, wollige, seidenweiche Haar guoll üppig unter der weißen Sportmütze her vor, und die roten Lippen glühten wie pur purne Rosen. Wie sicher und wie elastisch ihr Gang war (Fortsetzung folgt.) Selbst in F ällen chronischer Tuber kulose empfehle ich Kaffee Hag, deu koffeinfreien Bohnenkaffee, mit außerordentlich günstigem Erfolg. Prof. I»r. Möller, Berlin (Theropentischr Rundschon > OO^t, Heft 7),