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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.04.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191404043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140404
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-04
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.04.1914
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Leistungen des VerficherungSttägers kann den Versicherten nicht dringend genug geraten Iver den, von der Weiter- und Selbstversicherung Gebrauch zu machen, da für Weiterversicherung nur jährlich 10 Marten 1. Klasse zu 16 Wg. also 1,60 Mk. jährlich und für die Selbftver- sicherem« nur 20 Marken gleich 3,20 Mt. jähr lich nötig sind. Durch das am 1. Januar 1913 in Krall getretene A n g e st e l I t e n v e r s i ch e - rungsgesetz, das sich eng an die Be stimmungen der Invaliden- und Hinterblie benenversicherung der Reichsversicherungsord nung anschließt, ist auch den Angestellten ein weitestgehender Schutz im Falle der Erlverbs Unfähigkeit und des Alters, sowie den Hin terbliebenen im Todesfälle ihres Ernährers gesetzlich festgelegt. Die Beiträge sind zwar etwas ho'e, werden aber weit von den Leistungen übertroffen. Nicht nur, daß Heil verfahren in Bädern gewährt werden, die In validität im Sinne dieses Gesetzes ist bereits gelben, wenn der Versicherte nur noch zur Hälfte erwerbsfähig ist. Die Wartezeit beträgt mit einzelnen Ausnahmen 10 Jahre bez. 5 Jahre bei weiblichen Versicherten, wenn regel mäßig gesteuert wird. Die Beiträge werden von den Versicherten und den Arbeitgebern je zur Hälfte getragen. Tritt innerhalb der ersten 15 Jahre ein Versicherungsfall ein, bevor An sprüche auf Leistungen geltend gemacht wer den können, so wird dem Versicherten, bezw. dessen Hinterbliebenen, die Hälfte der einge zahlten Beiträge zurückgezahlt. Auch bei Ver heiratung der weiblichen Versicherten, wird die Hälfte der Beiträge zurückgezahlt; es kann hier aber auch auf Antrag eine Rente gewährt wer den. Von besonderem Vorteil wird cs aber sein, wenn sich die Versicherte nach Verhei ratung freiwillig weiterversichert. Die An träge müssen alle binnen Jahresfrist gestellt n>erden. Das K a u f m a n n s g e «i ch t ist nicht angerufen worden, dagegen wurden bei dem Gowcrbcgericht 19 Klagen angebracht und zwar 4 von Arbeitgebern und 15 von Arbeitnehmern. Schlacht- und Viehbeschau. Es waren 756 Befreiunasscheine über ausländische Tiere, sowie 28 Ursprungszeugnisse und weh rcre sonstige Bescheinigungen über Vernichtung von Fleisch- und Fettwerk auszustellen. Der Ortsfchätzungsausschrch trat zusammen in 45 (38) Fällen. Auf den Freibänken wurden 16 (15) Rinder, 3 (7) Kälber, 26 (18) Schweine verkauft. Der Erlös hieraus 4055,60 Mk. (2968,25 Mk.) wurde nach Abzug der .«osten an die Perlustträger ausgezahlt. Die staat liche Schlachtviehversicherung zahlte außerdem an die Verlul'tträger 3363 Mk. (2810 Mk.) Emschädigung. Von der Gemeinde wurden für Unter'aliung der Freibänke, für Wegegebüh- rrn an Tierärzte rc. 550 Mk. (498 M.) und an Perwertungsgebühren 291,01 Mk. (194,25 Mark) aufgewendet, wovon die Verkaufs- gebühren einen Teil decken. Viehsenchcnfplle waren den zuständigen Behörden 18 (11) zu melden. Tie Viehzählung am 1. Dezember 1913 ergab folgenden Bestand: 308 (293) Werde, 1263 (1241) Rinder, darunter 38 unter und 78 über 1 Jahr alte Bullen, lowic 976 Kühe und über 1 Jahr alte Kalben, 8 (10) Schaff 652 (539) Schweine, 98 (95) Ziegen. Schulentlassung in der 2. VezirlSschnle zu Hotzeusteiu-Vrnstthal. Wiederum war der Schluß des Schuljah res und damit die Entlassung der Konfirman den aus dem Schulverband herangekommen. Mit geröteten Wangen und stiller Jnsichkeh rung saßen die die Schule verlassenden Kinder auf den liebgewonnenen Schulbänken und harr ten der erlösenden Worie ihres Schuldirektors, linier Beisein des städtischen Oberhauptes Herrn Bürgermeister Dr. Patz, des gesamten Lebrerkollegirrms und zahlreicher Eltern bc gannen die Emlassungsfeierlichkeiten in der Turnlalle der Neustädter Schule. Nach dem Verklingen des Eingangsliedes „Auf Gott und nicbl auf meinen Rac sowie des von Herrn Lekrer Linke gesprochenen Gebetes deklamier,« eine Konfirmandin ein Gedicht, das einen Rückblick auf die Schulzeit warf und den herz- hchslen Dank an die Eltern und die segens reiche Bildungsstätte zum Ausdruck brachte. Nach weiteren Deklamationen und Gesängen ergriff Herr Schuldirektor Patzig das Wort zu einer warm empfundenen, tiefergreisenden Ansprache Er führte ungefähr folgendes aus: „Der Tag der Schulentlassung ist für uns im mer ein ernster Tag und mir ist es unver stündlich, wie man ihn anders als in stiller Wehmut verbringen kann. Wohl treuen wir uns, daß wir Euch nach jahrelanger Ar'«-t zum Ziele gebracht haben, wohl freuen sich Eure Eltern, daß Ihr nun auf eigenen Füßen sielen und Euch zum Teil selbst ern-hren könnt; ober ist es nicht so, als ob ein Wer- mntslrc-pfeu in den Freudcntag rollt? Der Tag oer Schulentlassung ist ein Tag de. Trennung, isl ein ernster Tag, der wie kein anderer im Jahre Rechenschaft fordert. Rechen- '-Haft von uns. aber auch von Euch. Hast du die Zeit, die dir Gott gegeben, auch rich- 9 g benutzt, hast du mit dem Pfund, das Gott d'r anverlraut, gewuchert, hast du jederzeit '.later und Mutter geehrt? Hast du das Wort »gehorchet euren Lehreri, und folget ihnen" äe-xbtet? Mit euch fühlen alle, die euch nahe ü<h«u, den Ernst des Tages. Sie nahen sich euch mit herzlichen Wünschen für die Zukunft. Wie könnte da die Schule, die euch in stiller Freude hat wachsen und reifen sehen, kalt und gefühllos beiseite stehen? Nein, auch sie ruft euch in dieser Abschiedsstunde ein herzliches „Glück auf" zu. Seid glücklich, seid wahrhaft und ganz glücklich! Tas ist das letzte Wort, der letzte Wunsch und der letzte Gruß der Schule an Euch. Glück und glücklich sein ist ledes Menschen Streben und Wunsch. Aber wie verschieden sind die Gedanken und die Meinun gen über das Glück! Es gict neben dem wah ren Glück auch ein falsches Glück. Es ist nicht bloß das Ziel jedes Menschen, glücklich zu sein, es ist sogar das Ziel und der An fang der Selig,kei. Was isl das Glück? Wer die Frage betantworten ki nnle, der müßte hin absteigen in den tiefsten Herzensgrund. Dem einen leuchtet es als gleißendes Gold, dem anderen als Gesundheit usw Liebe Kinder, laßt es euch gesagt sein: eS ist nicht alles Gold, was glänzt. Wohl sind Glückliche reich, doch Reiche nicht immer glücklich. Wir ha.en daS Zeugnis eines Mannes, der hoch stand, der scheinbar dem Glück im Schoße saß, der aber an seinem 80. Geburtstage bekennen mußte, daß, wenn er alle glücklichen Stunden und Minuten seines Lebens zufammenzähtte, eine 24 Stunden herauskämen. Es war Fürst Bismarck, dem einst die ganze Welt lauschte Auch Goethe mußte bekennen, daß er nicht 4 Wochen inniges Behagen gehabt habe. Der stolzeste Palast bleibt vor Frau Sorge nicht bewahrt. Wer däch'e hierbei nich, an die be kannte Kreuzschau von Ehamisso? Glück und Glas, wie leicht bricht das! Es mag sein, daß mancher des Glückes haüwft wird; a.er ob diese wirklich so glücklim sind, wie sie meinen, mag doch eine andere Frage sein. Da hat einer sein Lebenlang gestrebt nach Reich- lum. Jetzt ha er, Ivas er erstrebte und könnte glücklich sein, wenn er zufrieden wäre. Aber siche, ein anderer ha mehr und wieder wähnt er sich unglücklich. Sv könnte ich viele Bei spiele anführen. Nichts ist schwerer zu crtra gen als eine Reihe von guten Tagen. Vor dec wilden Leidenschaft, Jagen nach dem Glück, davor warne ich euch, denn das bringt oster Enttäuschung als Erfolge. Seid fleißig und arbeitsam, denn Tätigkeit erhält uns ge- fund und ist das beste Mittel zur Verhütung der Sünde und des Laßers. Arbeitet, so wird euch das Leben gefallen. Greist euer Wert' mit Freuden au und denkt an eure Forlvil düng. Zur Ar.uüsaiukeil gesell« sich die Ge nügsamkcit und Zufriedenheit. Alles wünscht sich der Mensch, doch bedars er sehr wenig. Jedem Menschen isl eine Grenze in seinem Denken und Genießen gezogen. Soll der Mensch mit Bitterlett auf die Schranken blik- >en oder anstürmen oder soll er sich lieber dar auf eivrichten und alles Gute, was ihm am Wege blüht, genießen''' Was isl vernünftiger, was isl besser? Vollkommen ist nichts auf Erden. Den Wert unserer Gesundheit lernen wir erst auf dem Krankenlager, das Glück erst am Grabe erkennen. Seid darum zufrieden. Freut euch, wenn ihr am Morgen gesund und frisch an die Arbeit geben könnt, freut euch, wenn ihr euch schuldlos ins Be.l legen könnt. Freut euch, wenn euch iu Gottes herrlicher Natur die erste Lerche grüßt oder wenn ihr ein gutes Brich lesen und Lieblingsbeschäfti gungen lrciren könnt. Es sind alles kleine F.euden, aber sie -önucn ein großes Glück .ervorzaubern. Möchie daher die Zufrieden heit euer täglicher Gast sein und euer Mahl würzen. Der Barmherzigkeit der Nächsleulie.e, die zunächst andere glücklich mach-, aber auf euch selbst zurückkommt, bleibt nicht verschloß sen. Sittlichkeit, Arbcilsamkcit, Genügsamkeit und Barmherzig'eit sind die vier Pfeiler, auf die ilrr euer Glück ausbauen sollt. Doch fehlt noch eins: es ist der Glaube an einen Gott. Nur mit ihm vermögen wir unter Tränen heiter zu sein und mit froher Hoffnung in die Zukunft schauen, und wenn ihr dann ohne Furcht und Grauen zurück auf eure Lebens bahn sehen und auch dem Tod getrost ins Auge schauen könnt, um in Frieden einzu- schlunimern, so ist das Glück." Ein Gesang des Lehrerkollegiums „Mit dem Herrn saug alles an" reihte sich würdig diesen- in die Herzen gedrungenen Worten an. Voll inniger Dankearkcil reichten hierauf die lechen Ersten der Konsirmanden im Namen ihrer Mitschüler und Mitschülerinnen ihrem Direktor die Hand, der sie mit den Worten ergri f: „So wie sich unsere Hände zusammen fügen, so bleibt auch im Geiste verbunden mit eurer Schule; gedenket unserer mit Achtung-, Dan bar'cit und Liebe. Ziehet hin in Frie den, werdet wahr!)gft glücklich!" Gebet und Gesang beendete die erhebende Feier. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. 31. Sitzung vom 2. April. Der Nachtragsetat auf 1912/13 wird nach einem Berichte des Oberbürgermeisters Dr. Beut ler genehmigt. Eine größere Anzahl Privatpetitionen läßt man den Anträgen der Deputation gemäß auf sich beruhen. Die Kapitel 59 und 59a des Etats, Akade mie für graphische Künste zu Leipzig, Kauf- gcwcrbeschnle zu Dresden, Technische Staats- lehranstaltcn zu Chemnitz, Bauschulen in Dres den, Leipzig, Planen und Zittau werden nach Bericht des Kammerherrn Dr. Kahrer v. Gahr- Dahlen nach der Vorlage bewilligt. Die in der Zweiten Kammer angenommenen Anträge Dr. Schanz und Kleinhempel, die Ne gierung um einen Gesetzentwurf bctr. Abänderung des Wegcbaugesctzes zu ersuchen, werden nach Bericht vvn W. Geh. Rat Dr. Wach gleichfalls angenommen. Endlich überweist man die Petition wegen Abänderung des Wasscrgesetzes nach Bericht des W. Geh Rats Dr Wach der Negierung in dem Sinne zur Erwägung, daß etwaigen Unklarheiten und Härten bei Regelung der Pflicht zur In standsetzung und Unterhaltung der fließenden Gewässer durch Aufklärung und entlastende Handhabung des Gesetzes abgeholfcn werden soll; soweit das nicht ausrcecht, aber dem Landtag einen Gesetzentwurf zur Aendernng des Wasser- gcsctzcs vorzulegcn. Nächste Sitzung Donnerstag, 23. April, 11 Uhr. Tagesordnung Etntskapitcl und Petitionen. * * * Zweite Kammer. 72. Sitzung vom 2. April. Arg. Dr. S cki a n z (lonf.) berichtet im Auftrage der Finanzdeputation A eingehend über das De ret 5 betr. die Schulbeihilfen, das nach dem Beschlusse des Hauses zusam men behandel, wird mit Kap 94 und 95 des Llals (Gymnasien, Realgymnasien, Oberreal swulen, höhere Mädchenschulen und Seminare) und die dazu cingcgangcnen Petitionen. Er bittet, die Etatlapitel zu bewilligen und das Dekret in der Depulationsfossung anzunehmen. Aog. Dr. Seyfert (natl.): Die Mehr- i eit bei Nationalliberalen wird dem Dekrete 5 zusliinmen, ovglcich wir den Grundsatz, die Scbutbcil it'en nach Mas gäbe der Schülerzahl zu gewäl ren, für bedenklich halten. Wir Hal u-n aber die vorgephlagcne Regelung der Sache nicku für endgüllig. Bei der endg.tttigen Regelung wird neben dem fiskalischen Inter esse der tatsächliche Aufwand der einzelnen Ge- münden für das Schulwesen und ihre Bedürf tigkeit in Rücksicht zu ziehen sein. Dem Leh- rerüberßu,; sollte man dadurch begegnen, daß man nicht ohne Ziel und Ende höhere Schu en gründet und sic weniger als bisher in die Groichlädle legt. Redner verwendet sich für die Forderungen der höheren Lehrer inbezug auf Tüel und Rang. Wenn man, wie es scheint, den Seminarakademikern die Realschule und die höhere Mädchenschule spart, sollte man die Vollakadcmiker entsprechend weniger an die Seminare bringen. Theologen, die am Semi nare Anstellung suchen, sollten sich der päda gogischen Staatsprüfung unterziehen. Redner dankt der Deputation für das Wohlwollen, das sic den Petitionen der nichtakademischen Seminarlct rer entgegengebrachl hat und wen det sich sodann gegen den reichlichen Wechsel an einigen Bezirksschulinspeltionen. Er will nicktt auf die Angriffe cingchen, die gegen ihn und seine Freunde anläßlich der gescheiter'en Voltsschulreform gerichtet worden sind. Er bc tont, das: die Nakionalliberalcn auch in dieser Frage ein reines Gewissen haben und daß ihnen die Tatsachen recht geben. Er bedauert das gespannte Verhältnis zwischen Lehrern und Direktoren. Turch die sogenannte Volks schulreform dülfe die freie Entwicklung der Volksschule nicht ausgefallen werden. (Lebh. Beifall.) Abg. N itsche - Dresden (Soz.): Die vor geschlagene Fassung ist für viele arme Gemein Ein nener WeWeltrekord. Zu seinem 6300 Meter-Höhenflug gibt Linnekogcl, der diesen glänzenden Rekord auf dem Flugplatz Johannisthal bei Berlin aufstclltc, noch folgende Schilderung: Ich konnte über 4000 Meter Höhe nichts mehr von der Erde sehen. Da dem Auge An haltspunkte fehlten, so schien es, als ab der Aeroplan überhaupt stillstände, und nur die heftigen Schwankungen des Apparates be wiesen, daß auch hier oben heftige Böen wehten, so daß ich fortwährend auf der Hut sein mußte. Je höher ich stieg, umso son derbarer veränderte sich die Farbe des Him mels, sic war nicht mehr blau, sondern dun kelviolett. Doch erklärt sich diese Erscheinung, wie mir Aerzte sagten, mit Störungen des Sehnervs infolge des veränderten atmosphä rischen Drucks. Auch andere Störungen der Sinne stellten sich ein, so hörte ich das Brau sen der Schraube wie aus weiter Ferner. Manchmal schwand mir das Bewußtsein auf Sekunden — eine Folge der wohl zu reichlichen Gauerstoffeinatmung. Auch bei dem Abstieg, den ich nach 6300 Meter antrat, fehlte zunächst alle Orientierung. Schließlich entdeckte ich unter nur ein blaues Pünktchen — es war der Müggel see, der bekanntlich eine recht respektable Aus dehnung besitzt. Unser heutiges Bild zeigt den kühnen Flieger kurz nach erfolgter Landung. den ungünstiger, als nach der alten Regelung, wo die Zahl der Lehrer zugrund« gelegt war für die Beihilfen. Wir werden darum das Gesetz ablehnen. Die kleinen Verbesserungen, die die Deputation durchgesetzt hat, troffen nicht das von uns abgelehnte System. Das sei keine Reform, sondern eine Karrikatur. Die Regierung will das automatische Anwachsen der Beihilfen verhüten aus fiskalischen Inter essen. Wir fordern die Verteilung der Beihil fen nach Maßgabe der Bedürftigkeit der Ge meinden. Redner kommt dann sehr eingehend auf die Jugenderziehung zu sprechen. Abg. Koch (Vpt.) hält die Trennung zwi schen Akademiker und Nichtakademikern am Seminar an sich für berechtigt, bedauert aber, daß die Spannung im Gehalt zwischen beiden Gruppen zu hoch ist. Redner wünscht in allen Klassen höherer Schulen obligatorischen Zei chenunterricht. Redner fragt, warum den Se minaristen der Anschluß au die „Wandervögel" untersagt worden sei. Den Sammlungen un ter den Schülern zu patriotischen Zwecken wohne ein gewisser Zwang inne und sollten eingeschränkt werden. Es läßt sich nicht ver antworten, daß man einem höheren Lehrer den Religionsunterricht deshalb nimmt, weil er vor der Oef'enblichkeit dasselbe tut, was bei andern geduldet wird. Wir fordern Gleich berechtigung der liberalen und orthodoxen Richtung. Abg. Opitz (kons.): Die großen Fragen zwischen Real- und humanistischer Bildung seien glücklicherweise zur Ruhe gekommen. Red i>er verwendet sich für die Petitionen der Fach - tehrer. Die Frag« des Religionsunterrichts an höheren Schulen zu erörtern, sei hier bei der Kürze nicht geboten. Redner wendet sich so dann schars gegen die Ausführungen des Avg. Nitsche bezüglich der bürgerlichen Jugendpflege. Arg. Dr. Steche (na,l.) verwendckt sich für Einführung des Esperanto an höheren Lehranstalten. Abg. Dr. Mangler (kons.) wünscht Einrichtung von Schülerhcimen. Redner wen det sich gegen das Minderheitsgutachlen. Abg. Lauge-Leipzig (Sog.): Eine bc friedigende Lösung bilde, das Dekret nach dem Me',ryei:svotnm nicht. Redner vertritt das Mindert,eitsvotum. Er geißelt die zahlreichen, der Ein'eitlichkeit entbehrenden Schulordnun gen und wendet sich sodann ausführlich gegen die „amtliche" Jugendpflege; der Gendarm bmc auf dem Gebiete der Jugendpflege nichts zu schaffen. Abg. H cttncr (natl.): Wenn ein Kon slikt zwischen Schule und Elternhaus besteh-, dann ist daran die Sozialdemokratie wirtlich nicht unschuldig, die die Arbeiterjugend los lösen will von der Volksgemeinschaft. (Stür mische Zwischenrufe bei den Sozialdemokra len.) Das De ret will das automatische An wachsen der Beihilfen unterbinden. Es zeigt also die Tendenz des Bremsens. Dadurch wird der Forischri t aus schulischem Gebiete ge schädigt. Das bislcrigc Gesetz war iu dieser Beziehung besser. Die Hauptfortschrrtle auf dem Gebiete der Schule haben wir erreicht auf dem Boden der Gemcindcanionomie. Ihr ir- gcndwie Beschränkungen aufzuerlegen — und das geschickt meines Erachlens durch das De tret — müsse verhängnisvoll wirken. Staatsminisler Dr. Beck: Eine völlig bc iriedigende Lösung der Schulbeihilfen wird sich kaum finden lassen. Die Verhältnisse der Ge mcinden sind ZN verschieden. Das 92er Gesetz bat aber völlig vergessen, zu individualisieren. Das ist mit dem „automattschen" Anwachsen gemeint gewesen. Der Antrag der Minderl)eit würde die Selbstverwaltung der Gemeinden antasten. Außerdem läuft er auf eine starke Arbeitsvcrwc! rung hinaus, da die Einkommen steuer jedes Jahr anders ist. Redner bittet, den Mchrheitsantrag anzunebmen. Den Wün schen der Nichtakademiker sagt der Minister Erfüllung zu, w-enn ein entsprechender ständi scher Antrag zustande kommen sollte. Er warnt vor ileberfüllnng der Studicranstalten, die zum Lebrerüberfluß fül ren müsse. Drei Theo logen für ein Seminar sind seiner Meinung nach nicht zu viel. Sammlungen unter den Schi lern und den Beitritt zu Vereinen (z. B. Wandervögel) billigt die Regierung ganz all gemein nicht. Gegen die Religionslehrer sei die Regierung nicht engherzig, aber sie müsse ein gewisses Maß von Takt fordern. Das Esperanto als Privatfach in Schulräumen er lernen zu lassen, trage die Regierung keine Bedenken. Was die Jugendpflege anlaugt, so darf nicht vergessen werden, daß Sie (zu den Sozialdemokraten) die Angreifer sind Die Schulbehörden haben die Pflicht, den Beßre lungcn der Sozialdemokraten zur Gewinnung der Jugend für ihre Zwecke entgegenzuwirken, die zwischen Schule und Elternhaus einen Keil treiben sollen. Auf diese Trennung des Volkskörpers in- zwei gegnerische Lager läuft ia die ganze Arbeit der Sozialdemokratie hin aus. An den sittlich-religiösen und vaterlän dischen Grundlagen unseres Erzich>ungswefcns halten wir fest! (Lebhafter Beifall.) Abg. Dietel (Vpt.) verbreitet sich über die Turnlehrerbildung und stellt sich auf die Seite der Dcputationsminderheit. Abg. Frenzel (kons.) verteidigt die De- pmationsmehrleit. Abg-. Nitzschke- Leutzsch (natl.) spricht über die Einrichtung der pädagogischen Semi nare an den höheren Schulen- Er bedauert, daß die Zentrums- und Jcsuitenrcde des Gra fen Waldenburg in der 1. Kammer ohne Wi derspruch geblieben sei und fragt an, wie cs mit den drei Lehrern- am katholischen Semi nare in Bautzen stehe, die heute noch wissen schaftlichen Unterricht erteilen, obgleich sie den Moderntsteneid geleistet haben-
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