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2746 Nichtamtlicher Teil. 117, 22. Mai 1886. Staates und nicht minder ihr eigener, jederzeit um das Wohl des Buchhandels treubesorgter Rat ihr seit Jahrhunderten erwiesen haben. Diesem dankbar empfundenen Interesse der hohen sächsischen Regierung und des Stadtvorstandes, das eben jetzt wieder in hohem Maße sich bethätigt hat, verdankt Leipzig und, mittelbar durch dasselbe, der Deutsche Gesamtbuchhandel die hohe achtungheischende Stellung, welche beide, eines das andere ergänzend und tragend, im deutschen Kulturleben sich errungen haben, des aus ihm erwachsenden bedeu tenden materiellen Wohles hier nicht zu gedenken. Voll und auf richtig schließt daher auch der gesamte Deutsche Buchhandel, dessen Wohl so eng mit demjenigen Leipzigs verknüpft ist, sich den ernsten Gefühlen des Dankes an, welche in der morgen stattfindenden Feier zu ihrem verdienten und beredten Ausdruck gelangen werden. Buchhändler-Verein für die Provinzen Brandenburg, Pommern, Posen. Die außerordentlicheGeneral-Versammlung eröffnete der Vorsitzende Herr S. Bremer-Stralsund am 18. April 1886 3 s/, Uhr nachmittags im Konzerthaus zu Stettin, und führte zu Punkt 1 der Tagesordnung: In welcher Weise können wir uns mit Erfolg gegen die Schädigungen der Buchbinder und Buchbinder-Kommis sionäre schützen? etwa folgendes aus: Eine große Schädigung unserer Interessen fügen uns dieBuchbinder-Kommissionäre zu, welche die Buch binder Deutschlands in systematischer Weise aufsuchen, ihnen ihre Vertretung für Leipzig anbieten, die daraus erwachsenden Vorteile auseinandersetzen, mit Rat und That zur Seite stehen und sie so zu eigentlichen Buchhändlern erheben oder ihnen allen Bedarf liefern. Auf diese Weise wird von Jahr zu Jahr unser Stand um ein Be deutendes mit einer Klasse von Menschen vermehrt, welche in der Regel nicht einmal die gewöhnliche Elementarschulbildung besitzen. Wenn es nun schon einerseits sehr bedauerlich ist, daß derartige Ele mente in so bedeutenden Massen unserem Stande auf diese Weise zugeführt werden, so ist andererseits nicht zu verkennen, daß eine derartige Konkurrenz im höchsten Grade schädigend und einengend auf den Sortiments-Buchhandel wirken muß; denn diese sogenannten neuen Bcrufsgenossen, welche früher ihren Bedarf aus den Provin zialstädten mit verkürztem Rabatt bezogen, erhalten nun ihre Sen dungen mit vollem oder fast vollem Buchhändler-Rabatt aus Leipzig und sind so in die Lage versetzt, mit Erfolg durch hohes Rabattgeben, da ihnen die Tendenz des Ladenpreises unbekannt ist, zu schleudern und ferner unsere, zumeist auswärtige Kundschaft, wenigstens teil weise an sich zu reißen. — Es entspinnt sich eine lebhafte Debatte und wird zuerst die Frage zur Abstimmung gebracht: Sind dieBuchbinder-Kommissionäre uns überhaupt schädlich, indem sie die Buchbinder aufsuchen und ihnen den Verkehr mit den Verlegern anbahnen und ihnen zu den höchsten Ra battsätzen ihren Bedarf liefern? Nachdem diese Frage einsümmig bejaht worden war, kam ferner zur Beratung: In welcher Weise können wir uns nachhaltig gegen derartige Übergriffe schützen? Es wurde vorgeschlagen, unseren Verlag an die Buchbinder- Kommissionäre nicht mehr zu liefern; denn scheine diese Beschränkung auch vor der Hand nur unbedeutend, so könne sie doch von sämtlichen Sortimentsvereinen einmütig eingeführt, mit der Zeit auf besagte Herren sehr unbequem wirken. Der von uns zur Ostermesse für den Verbandstag zu entsendende Delegierte soll diese Angelegenheit zur Sprache bringen und hinzufügen, welche Maßnahmen wir bereits dagegen getroffen hätten, um die anderen Vereine zu einem gleichen Schritte zu veranlassen. Von anderer Seite wurde ein solcher Beschluß als zu wenig wirksam aufgefaßt; man solle dem Delegierten für die Verbands verhandlungen ganz freie Hand lassen, damit derselbe in Leipzig ent weder einen derartigen Beschluß oder andere Maßregeln gegen diese Übelstände mit den Delegierten der anderen Sortimentervereine be raten könne. Nachdem nun in längerer Debatte die Licht- und Schattenseiten eines derartigen Vorgehens klar gestellt waren, kam man doch zur Ansicht, daß wir zuerst in unserem engeren Kreise einen derartigen Beschluß fassen müßten, ehe wir mit Sicherheit auf einen Erfolg in weiteren Kreisen rechnen könnten. Demzufolge wurde denn auch mit großer Majorität der Beschluß angenommen, daß die Vereinsmitglieder sich verpflichten, fortan ihren Verlag an Buchbinder-Kommissionäre weder bar noch in Rechnung zu liefern, auch darauf streng zu achten, daß sie denselben nicht durch Mittelspersonen erhalten. Die Zeit der Jnkrafttretung dieses Beschlusses solle vom Vorstande noch näher angegeben werden. Ferner solle unser Delegierter Obiges in Leipzig zur Sprache bringen und die anderen Vereine zum Bei tritt zu diesen Maßnahmen auffordern; außerdeni solle unser Leip ziger Vertreter noch einen Beschluß herbeizuführen suchen, der den Zweck hat, daß sämtliche Sortimentervereine sich mit einer Eingabe an die Verleger, zumeist Schulbücher-Verleger, wenden, um sie zu veranlissen, an Buchbinder-Buchhändler und deren Kommissionäre ihren Verlag überhaupt nicht mehr oder nur mit verkürztem Rabatt zu liefern. II. Wurde beantragt und beschlossen, ein Zirkular, unsere Ra batt-Angelegenheiten betreffend, zum Versand an Behörden drucken zu lassen. Die Stettiner Kollegen wurden mit der Ausarbeitung desselben unter Redaktion des Herrn v. d. Nahmer beauftragt, um es dann zur endgiltigen Fassung dem Vorstande zu unterbreiten. Betont wurde dabei ausdrücklich, daß jedes Mitglied entweder ein vder mehrere Zirkulare zum eigenen Gebrauche auf Wunsch erhalten oder dem Vorstande diejenigen Behörden angeben könne, an welche es von seiten des Vorstandes direkt zu versenden sei; eine allge meine Versendung an die Behörden sei dagegen zu unterlassen. III. Für die demnächstigen Börsenvorstandswahlen wurden nachstehende Herren vorgeschlagen und acceptiert: als Schatzmeister E. A. Seemann-Leipzig, dessen Stellvertreter De. O. Hase-Leip zig, Verwaltungsausschuß K. F. Koehler-Leipzig, Wilh. Koeb- ner-Breslau, Wahlausschuß Fr. Borstell-Berlin, O. Mühl brech t-Berlin, Rechnungsausschuß S. Bremer-Stralsund, O. R. Reisland-Leipzig. Auf der bevorstehenden Delegierten-Versammlnng in Leipzig vertritt den Verein der Vorsitzende. 8. Deutsches Buchgcwerbemuseum. Die für die Ostermesse geplante Ausstellung der Gaben, welche nächst der großen und kostbaren Schenkung des Landes Sachsen dem Centralverein für das gesamte Buchgewerbe zu gewandt worden sind, ist für nächstes Jahr vertagt worden, um den Gästen zur Feier der Grundsteinlegung des Deutschen Buchhändler hauses die wichtige historische Bücher - Ornamentsammlung des kunstsinnigen A. F. Butsch bieten zu können. Im kleinen Saale der Buchhändlerbörse wird jedoch das ausführliche Gabenbuch sowie die Mitgliederliste des Vereins, welcher für die Meßzeit den großen Saal der Buchhändlerbörse hat räumen müssen, ausliegen, zur Einsicht wie zu willkommenen weiteren Einzeichnungen. Folgenden Herren Schenkgebern, Firmen und Instituten gebührt der Dank