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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.05.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190705183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19070518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19070518
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-05
- Tag 1907-05-18
-
Monat
1907-05
-
Jahr
1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.05.1907
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kauften deutschen Roggen bezieht, sondern auch neuerdings nach Hamburg schwimmenden Rufsen- roggen erworben hat.- Also Roggen, der von Südrußland, von Odessa, zu Schiff nach Hamburg kommt, geht von dort weiter nach Nordrußland. ES ist klar, daß die Mengen an Roggen, die von Deutschland nach Rußland geliefert werden, dem deutschen Markt fehlen, und eS ist weiter klar, daß in einem Jahs, wo die Riesenzufuhren des ruffi- schen Roggens auf dem deutschen Markt ganz aus- fallen, dieses einen großen Einfluß auf den deut schen Markt haben muß. Der Preis richtet sich auch heute noch nach Angebot und Nachfrage. Und wenn nun für unseren Roggen ständig starke Nach frage herrscht, so muß dem der Preis Rechnung tragen. Gewiß haben wir jetzt hohe Preise (Roggen in Königsberg 16S Mk.), aber noch im September stand derselbe Roggen 150 und im Dezember 158 Mark, erst in den letzten Monaten ist er so in die Höhe gegangen. Die Zölle sollen an dem hohen Stande schuld sein! Als der Roggen 150 und darunter war, hatten wir schon dieselben Zölle, aber ohne dieselbe Wirkung. Schuld allein an den hohen Preisen ist der starke Konsum von Ruß land, daS als Lieferant dabei auSfällt. Es ist aber der alte EcfahrungSsatz: Passen dem Händler die Preise nicht, so ist der Landwirt schuld. Hat er auf niedrige Getreidepreise gerechnet und steigen die Preise, so sind die Brotzölle die Ausbeuter deS Polkes; sind die Tchweinepreise hoch, so ist die Politik schuld, so sollen die Grenzen geöffnet werden. Sind dann die Schweinepreise niedrig, Schweine in Ueberfluß vorhanden, sodaß man sie kaum los wird, dann ist alles still." Dir hier geäußerte Ansicht, daß der forcierte Roggenexport nach Rußland die Hauptschuld an der Preissteigerung trage, ist nicht durchaus zu treffend. Sie verliert dadurch an Ueberzeugungs- kraft, daß von anderer maßgebender Seite ihr entgegengetreten oder sie doch zum mindesten in Frage gestellt wird. In der „Landwirtschaftlichen Marktzeitung" wird gerade jetzt ausdrücklich darauf verwiesen, daß weniger die RoggenauSsuhr nach Rußland schuld an der Preissteigerung sür Roggen sei, sondern vielmehr der Mangel einer guten Erntebewegungs- und VorratSstalistik eine Urber- schätzung der letztjährigen deutschen Ernte veran laßt und eine dadurch verursachte falsche Dis- ponierung die gegenwärtige Warenknappheit herbei- gesührt habe. OerMches und Sächsisches. Hoheustein-Er« stthal, 17. Mai 1907. *— Pfingsten. Viel, viel grüner ist seit dem ersten Mai unter der zeitweise aufgetretenen Back ofenwärme aller zu Pfingsten geworden, als wir vor zwei Wochen hatten hoffen können, aber damit ist die „große Wasserfrage« für die Feiertage noch nicht gelöst. Die Witterung ist vielfach schwankend geworden; aber gutes Werter ist nun einmal dos Lebensbedürfnis für die pfingstliche Zeit. Wa- nützt der schönste Früh-Spaziergang, daS herrlichste Früh-Konzert, der fidelste Fahrrad- oder Wagen- Ausflug, die lustigste Spritztour mit der Eisenbahn, wenn der Horizont sich grau in grau malt und der Regenschirm zum unentbehrlichen Requisit wird? So leicht läßt sich ja wohl niemand von der Durch führung seine- Pfingst-Planes abschrecken, auch ein gelegentliches .Durchweichen« wird nicht tragisch genommen, aber ein« böse Laune des Wettergotte kann unendlich viel frohe Hoffnungen vereiteln und für die Geschäftswelt, die mit einem flotten Ver kehr rechnete, erhebliche Schädigungen bringen. Und es sind dies Jahr, weil man trotz aller Ver- drießlichkeiten im Verlaufe der Wochen sich doch den rechten Humor bewahrt hat, der sich nicht so leicht unterkriegen läßt, viele nähere und fernere Ausflüge in ganz Deutschland geplant; auch die Eisenbahnen haben sich emsig darauf eingerichtet. Wer weiß wie viel Spargel ist gestochen, den die hungrigen Pfingstgäste verzehren sollen, Tausende von Maibowlen find für willkommene Zecher vor bereitet. Ueberall im Freien, wo eine gastliche Stätte des Wanderers harrt, prangen Tische und Bänke in neuer Farbe, die Kegelbahnen sind ge rüstet, die Klaviere zum Dienst der tanzfrohen Jugend neu gestimmt. Die Lokomotiven, Wagen und sonstigen Gefährte werden mit Maien geschmückt, die Ausflugskleider geplättet und gebügelt, der ganze Feiertagsstaat ist fertig. So ist die große Pfingst-Toilette parat, würdig des lieblichen Festes, strahlend in ihrem Effekt, wenn kein Regen da- zwischen kommt. Die Wetterprognosen find ja nicht sehr zuversichtlich, aber klopfen wir ans Baro meter, wenn's nicht freiwillig hoch will Und denken wir daran, daß im Mai über Nacht der dickste Bindfaden-Regen vorbei sein kann. Also frisch gewagt, froh hinaus! *— WettcrauSficht für Sonnabend, den 18. Mai: Veränderlich, mehrfach Regenfälle, ziemlich starke Westwinde, kühl. *— Die amtliche Gewinnliste der 11 Völker schlacht-Denkmals-Lotterie ist eingetroffen und liegt in unserer Hauptgeschäftsstelle, sowie bei unserem Vertreter Herrn Kürschnermeister Weber m Oberlungwitz zur Einsichtnahme aus. * — Ocffentliche Versammlungen zu Pfing sten sind am ersten Feiertag in Sachsen nach § 8 des Gesetzes vom 10. September 1870, ingleichen Versammlungen der Gemeindevertreter, der In nungen und anderer Genossenschaften verboten. * — Falsche Fünfmarkftücke sind in den letzten Tagen in der Leipziger Umgebung in Verkehr ge bracht worden. Die Falsifikate tragen das Bild nis des Königs Otto von Bayern, Münzzeichen v, Jahreszahl 1902, und des Königs Georg von Sachsen, Münzzeichen K, Jahreszahl 1904. Die Ränder sind fast glatt und zeigen nur vereinzelte Spuren einer Inschrift. Außerdem fühlen sich die Falschstücke fettig an und sind leichter als die echten Geldstücke. * — Zur Frage der Neuordnug des Schul jahres. Zu der viel erörterten Frage über die Verlegung deS Beginn- des Schuljahres vom Frühling auf den Herbst und die veränderte Re gelung der Schulferien Hal jetzt die Handelskammer zu Chemnitz ein Gutachten erstattet. Unter Berück sichtigung aller einschlägigen Gesichtspunkte konnte sich die Kammer nicht dazu entschließen, die Ver legung des Beginnes deS Schuljahres vom Früh ling auf den Herbst zu empfehlen. Sie erachtet es vielmehr für richtig, für den Anfang des Schul- jahres das Frühjahr beizubehalten und glaubt, daß die meisten der sich zurzeit auS den Schwankungen des Schuljahres ergebenen Unzuträglichkeiten durch Festlegung des Osterfestes beseitigt werden könnten. Der mit der Beratung der Angelegenheit betraute Ausschuß der Kammer betonte, daß sich schwer wiegende sachliche Bedenken gegen eine derartige Festlegung nicht gellend machen ließen. Allerdings müßte mit Vorsicht zu Werke gegangen werden. Denn «in zu früh gelegtes Osterfest würde den Handel, besonders den Detail-Handel in Mode- und Manusakturwaren, schwer schädigen. Vor Ostern würden ganz besonders viele Einkäufe er ledigt, und es sei die Zeit vor Ostern dem Detail- listen meist die wertvollste im ganzen Jahre. In zahlreichen Branchen, wie der Weißwaren-, Tücher und auch teilweise in der Damenkleiderstoff-Jn dustrie finde andererseits das Saisongeschäft seinen Abschluß mit dem vom Osterfest wieder abhängigen Pfingstfeste. Allen diesen Verhältnissen müßte Rechnung getragen werden, und zwar könnte dies dadurch geschehen, daß das Osterfest gegen Mitte (etwa in der Zeit vom 10. bis 15. April) gelegt würde. Technisches für den Garte« Wie be kannt, hat daS Begießen der Bäume und Sträucher mit Wasser oder Düngelösung wenig Zweck, wenn man nicht dafür sorgt, daß die Flüssigkeit zu den Wurzeln gelangt. — Das letztere ist aber häufig nicht möglich, da die Erde zu fest ist und die Flüssigkeit nicht durchläßt. Es ist deshalb interessant und gerade jetzt an der Zeit, von einem dnrch Patent geschützten Verfahren zu hören, welches sich auf diesen Gegenstand bezieht. Nach diesem Patente wird nämlich wie folgt verfahren: Man nimmt starke Holzwolle, tränkt sie mit Karbolineum (wegen der Haltbarkeit) und läßt sie trocknen. Dann wird der Wurzelballen deS betreffenden Baumes oder Strauches durch Ausheben der da rüberliegenden Erde freigelegt und mit einer ent sprechend großen Schicht deS gedachten Materials überdeckt. Bei Neupflanzungen bringt man die Schicht natürlich gleich beim Einsetzen mit an. Auf die Holzwolle kommt Torfmull und dann wie gewöhnlich Erde. Die Holzwollschicht bleibt nun als ein stets offener Durchlaß über den Wurzeln liegen, sodaß alle heruntersickernde Flüssigkeit leicht zu den letzteren gelangen kann und von ihnen auf gesaugt wird. * Hohevsteiu-Ernstthal, 17. Mai. Die Gas- kandelabrr unserer Stadt erhalten zurzeit insofern eine neue Gewandung, als sie von Angestellten der Gasanstalt mit einem wetterfesten hellgrauen Anstrich versehen werden. *— Raoul von Koezaltki-Abend. Ein sel tener Genuß ward gestern dem wahrhaft musik liebenden Publikum unserer Stadt und Umgebung durch das Konzert deS Hofpianisten Raoul von Koczalski geboten. Hätte dieser Künstler als Wunder knabe früher unserer Bergstadl einen Besuch ab- gestattet, so hätte wohl selbst der größte Saal bei uns nicht gereicht, um alle die dem frühzeitig fertigen Klavierspieler lauschenden Zuhörer zu fassen — doch so versammelte der nunmehr ausgereifte Künstler nur eine kleine Gemeinde um sich. Dem ersten Stück gegenüber, der Päthetique-Sonate, verhielt sich daS Publikum abwartend. Das Düstere, Dramatische der Musik ward aber bald von dem Frühlingsstimmung atmenden SchubertschentUomönt musiknl« abgelöst und nun war der Bann gebrochen. Immer begeisterter folgte man dem Künstler bei dem Vortrag der Chopinschen Klavierstücke, als auch bei denen von Sainl-SaönS und R. Schumann, bis die Begeisterung ihren Höhepunkt bet der von dem Konzertgeber selbst komponierten Etüde (a-moll) und der Konzertparaphrase von Verdi-Liszt erreichte. Neben dem Klaviervirtuosen zeigte hier sich Raoul von Koczalski als denkender, seine Töne mitfühlen der Künstler, dessen Technik jede Nüance des Vor- tragS zur Verfügung steht. — Möge sein zweiter Klavierabend unserem Künstler gerechter werden! *— Selbstmordversuch. Am Mittwoch in den Abendstunden versuchte ein hier wohnhaftes Mädchen, sich mit ihrem zweijährigen Kmde im hiesigen Badteiche zu ertränken. Einem hinzu kommenden Fuhrmanne gelang es jedoch, das Mädchen von seinem Vorhaben abzuhalten und es in Sicherheit zu bringen. li Chemnitz, 17. Mai. In der gestern abge haltenen ordentlichen Hauptversammlung des Kauf männischen Vereins wurde der Antrag, das Kauf männische Vereinshaus der Stadt zum Kaufpreise von 586 000 Mark zu überlassen, mit großer Majorität abgelehnt. Dafür wählte man eine Kommission, die beauftragt ist, die wirtschaftlichen Verhältnisse zu sanieren usw. Bei Verlesung deS Kassenberichts wurden von dem Bücherrevisor, Prokurist Petzold, sensationelle Enthüllungen über äußerst mangelhafte Buchführung des Wirtschafts direktors Preis gemacht, der unter anderem seine persönlichen Bedürfnisse, z. B. Patengeschenke, Ver lobungsfeier usw. auf das Wirtschaftskonto des Kaufmännischen Vereins gesetzt hat. In der Ver sammlung, die sich bis 1 Uhr ausdehnle, wurde mitgeteilt, daß gegen Preis gerichtlich vorgegangen werden solle. * Chemnitz, 17. Mai. Ein 34 Jahre alter Weber, der gestern abend in der 7. Stunde mit dem Reichenbacher Zug aus dem hiesigen Haupt bahnhof ankam und nach Mittweida weiterzufahren beabsichtigte, verstarb kurz nach seiner Ankunft auf dem Bahnhose infolge einer Herzlähmung. d Wittgeuddors, 17. Mai. Ein entsetzliche- Liebesdrama spielte sich am Donnerstag hier ab. Ein junger Oesterreicher trat in die Wohnung seiner ehemaligen Geliebten, namens Tathe, welche auS Abneigung gegen den Oesterreicher das Ver hältnis gelöst hatte, und brachte ihr nach heftigem Wortwechsel mehrere Stiche in den Hals bei. Auf die Hilferufe des Mädchen- kam der Sohn deS Hauswirts hinzu, worauf der Verbrecher daS Mäd chen nochmal- bedrohte und sich dann, von den Hausbewohnern bedrängt, die Kehle durchschnitt, sodaß der Tod bald eintrat. DaS schwerverletzte Mädchen wurde nach dem Krankenhause in Chemnitz gebracht. * DreSde», 16. Mai. Prinz Johann Georg von Sachsen, zurzeit Kommandeur der 1. sächsischen Jnfanterie-Brgade, wird, wie die „Leipz. 4t N." milteilen, gelegentlich deS Geburtstages des Königs Friedrich August, am 25. Mai, aus dem aktiven Militärdienst auSscheiden und sich inS Privatleben zurückzirhen, um sich fortan ausschließlich seinen künstlerischen und wissenschaftlichen Studien zu widmen. Der Prinz interessiert sich besonders sür Altertumsgeschichte. Seine Forschungen, die er in mehreren umfai greichen Abhandlungen niedergelegt hat, werden in deutschen Gelehrlenlreisen ob ihrer Objektivität und Gründlichkeit geschätzt. Die Alter tumsfunde und Forschungen in Sachsen selbst w.rden vom Prinzen Johann Georg besonders gefördert und unterstützt. * Leipzig, 16. Mai. Der Mörder Christo Miancoff, dem die 19 Jahre alte Barbierstochtcr Frieda Ulrich in der Moltkestraße zu Leipzig zum Opfer fiel, wird voraussichtlich vor daS nächste Schwurgericht gestellt werden. Wie erinnerlich, war er am 4 April aus dem Untersuchungsgefäng nis nach Waldheim übergesührt worden, wo man ihn zur Beobachtung seines Geisteszustandes in der Abteilung für Geistesschwache unterbrachte. Diese Beobachtungen sind nun beendet. Er soll nicht geisteskrank sein und wurde deshalb vorgestern auS Waldheim hierher transportiert und in das hiesige Untersuchungsgefängnis wieder eingeliefert. * Rötha, 16. Mai. Beim Bedienen der Läu tertrommel wurde am Mittwoch der 20 jährige Arbeiter Hermann Müller, gebürtig aus Cains dorf bei Zwickau, der in einer hiesigen Rauch- warenzurichterei arbeitet, von der Trommel er faßt und an die Decke geschleudert, wobei er durch Einklemmung an die Wand derartige schwere Ver letzungen des Rückgrates erlitt, daß sich seine Unterbringung in daS hiesige Krankenhaus not wendig machte. * Kleinzschachwitz, 16. Mai. Der Hilfsgeist, liche Richter hierselbst, der, wie gemeldet, am letzten Sonntage in der hiesigen Kapelle die Ab haltung des Gottesdienstes verweigerte, da er nach seiner Aeußerung bisher vergeblich auf die An stellung und die GehaliSerhöhung wartete, ist vom Kirchenvorstande wegen dieses eigenartigen Streikes von seinem Amte suspendiert worden. Tatsache ist, daß Richter einige Gesuche um Gehaltscr« Höhung einreichte, die ergebnislos blieben. Trotz dem ist dieses seltsame Beginnen eine- Dieners der Kirche nicht zu entschuldigen. Richter ist aus Freiberg gebürtig. Der Vater Richters ist als Bezirksschulinspektor im Vogtlands tätig. * Frankenberg, 16. Mai. Das fünfjährige Söhnchen des Bleichereibesitzcrs Häslich stürzte beim Spiele in die Zschopau und ertrank. * Zwickau 16. Mai. Gegen das noch unbe strafte, zuletzt im Pfarrhause zu Callenberg bei Waldenburg in Stellung gewesene Dienstmädchen F. A. Kerbel aus Hohenstein-Ernstthal, welches in 2 Fällen mittels falschen Schlüssels größere Geld beträge entwendet und um den Verdacht von sich abzulenken, einen Einbruch im Studierzimmer fin giert hat, w-iter sich der Unterschlagung von zum Einkauf von Waren bestimmten Beträgen schuldig machte und noch einen versuchten Betrug aus dem Kerbholz hatte, wobei sie einen Strumpfwirker in Callenberg mit 100 Mk. hineinlegen wollte, er- kannte die dritte Strafkammer des hiesigen Land gerichts unter Berücksichtigung des jugendlichen Alters der Angeklagten auf 6 Mo late Gefängnis. ' Annaberg, 16. Mai. 0,00 Prozent D>v>- dende erhallen die Gläubiger nicht bevorrechtigt r Forderungen auS dem Konkurse des Restaurations- pächterS Otto hier. Der verfügbare Bestand be trägt nach Abzug der Kosten 144,64 Mk. Die Forderungen betragen 2509,42 Mk, davon sind 144,64 Mk. bevorrechtigte Forderungen; 2364,78 Mk. nicht bevorrechtigte Forderungen fallen glatt aus. * Oberwiesenthal, 16. Mai. Beim Versuche, einem Automobil auf der GotleSgaber Straße aus zuweichen, stürzte der Handschuhmacher Slamy aus Unterwiesenthal mit seinem Rade die hohe Bösch ung hinab und blieb besinnungslos liegen. Da der Arzt eine schwere Gehirnerschütterung und Gehirnblutung festgestellt hat, bangt die Familie mit 9 unversorgt, n Kindern um das Leben des Ernährers. * OelSuitz i. B, 16. Mai. Der Arbeiter August Vetter stürzte sich heute früh vom 3. Stock werk auf die Straße herab und swar'sofort tot. Der Verunglückte war geistesgestört. * Plauen i B., 16. Mai. Gestern vormittag erschien ein Landwirt aus dem nahen N. mit zwei breitgestunten Ochsen in unserer Stadt, um sie auf dem Anger zu Markte zu führen. Der Bauers mann wartete und wartete, daß noch mehr Tiere ^»getrieben werden sollren, und wunderte sich nicht wenig, als er mit seinen beiden Rindern allein blieb. Schließlich trat ein hiesiger Einwohner zu ihm und fragte nach dem „Woher« und „Wohin" und nach dem Grunde seiner Anwesenheit in der Sladt. Darüber entspann sich ein Gespräch, und unser Landmann erfuhr, daß gestern gar kein Vieh- markt war, daß er also mit seinen beiden Ochsen in der Sonnenglut vergebens zur Stadt gepilgert war. Wohl oder übel mußte er nun den Heim weg wiederum bei drückender Temperatur antreteu. Er soll aber geschworen haben, künftighin den Kalender genauer anzusehen. * Schandau, 16. Mai. Die Wirtin des Restaurants „Zum Schloßkeller« stürzte sich zwei Treppen hinunter und zog sich bei dem Sturze erhebliche Verletzungen am Bein zu. DaS eine Bein ist dreimal gebrochen. Sie wurde in daS Krankenhaus verbracht. Die Ursache deS Vorfalls dürfte Schwermut sein. * Zittau, 16 Mai. Bei dem gestern abend hier und in der Löbauer Gegend niedergegangrnen Gewitter, welche- auch den langersehnten Regen brachte, schlug «in Blitz in da- Lirbichsche Fret- bauergut in Ottenhain bei Löbau. Da- Feuer griff so schnell um sich, daß das Hauptgebäude nebst den Nebengebäuden eingeäschert wurden. Der reichliche Viehbestand konnte bi- auf eine Kuh und ein Schwein, welche in den Flammen um kamen, gerettet werden. Von den in den Scheunen befindlichen Maschinen und Slrohvorrätten konnte nur wenig gerettet werden. * Koburq, 16. Mai. Im benachbarten Lichten, fels ist der Schreiner Grünbeck unter dem dringen den Verdachte, seine Ehefrau ermordet zu haben, verhaftet worden. Diese seit bereit- zehn Tagen spurlos verschwundene Frau wurde dieser Tage nur mit einem Hemd bekleidet im Teiche bei Ober wallenstadt im Sumpf« stehend tot aufgefunden. Die näheren Umstände lassen aus einen gewalt samen Tod der Frau schließen. Kleine ThrBnil. * Allerlei. Schwere Gewitter gingen im schlesischen Kreise Sagan nieder. In Podrosche ist die evangelische Kirche, ein alte« historische» Gebäude, vom Blitz getroffen und eingeäscherl worden. In Kslhau wurde ein Mann vom Blitz erschlagen. Eine« Bier- Verleger wurden zwei Pferde, die in einer Scheune eingestellt waren, durch Blitzschlag gelölet. DerKutscher wurde gelähmt. Auch sonst wurden durch di« Ge witter vielfache Schäden angerichlet. — In Pötten- stein bei Nürnberg wurden bei eine« schweren Ge witter fünf Personen, dir sich unter einen Bau« geflüchtet hatten, durch Blitzschlag gelötet. Lin Kind erlitt schwere Brandwunden. — In Berlin erlitten sieben Personen Hitzschläge. — In Chilpancingo in Mexiko sand wieder ein heftige« Erdbeben statt. Mehrer« Häuser stürzten ein. — Der Kölner Abend- schnellzug irfaßle beim Ehranger Tunnil den Bau unternehmer Groß, der dir Wegverlegung um den Tunnel beausstchligle, und zerriß ihn in Stückt. — Durch Funkenflug der Dampsdreschmaschine ging der Schafstall de« Gute« Zirchow in Pommern in Flammen auf. Etwa 300 Schafe verbrannten. — Wie die „Lycker Zeitung" meldet, hat der Lehrer Jaensch in Romanowen seine Frau und dann sich selbst au« bi«her unbekannten Gründen erschossen. — Vermutlich beim Abdecken der Jauchegrube wurde der80jährlge Einwohner Biel in Unterwirbach ohnmächtig, fiel in die Grube und ertrank. — In einem Antwerpener Wechselbureau wurde von Dieben der Geldschrank erbrochen. Dalui wurden Werle in Höhe von 110000 Franc» entwendet. Die Polizei fand die Spur der Verbrecher. — Unter dem Verdacht de« Kaution«- schwindel« wurde in Berlin dortigen Blättern zufolge der „Verstcherung«direklor" Starbatti verhaftet. E« fehlen über 20 000 M. BürgschastSgelder. — Auf freien Fuß gesetzt wurde Direktor Volver! von der Castroper Sprengflvffibrtk, der wegen angeblich«! Veruntreuung von 120000 M. verhaftet worden war. — Auf den lothringischen Erzgruben Orne, Sankt Paul, Kirchenberg und Rohlingen legten 800 Bergarbeiter al« Einspruch gegen da« neue Knapp- schaft-statut die Arbeit nieder. — In ter italienischen Provinz Parma traten die Landarbeiser in den all gemeinen Auistond. — Am rheinisch-westfälischen Eisenwarkl.ist ein Nachlassen der Aufträge «ahrzu nehmen. Besonder« unerfreulich ist die Lage aus dem Formeisenmarkt. * Von einem angeblichen Attentat ans den Kaiser macht die „Franks. Ztg." viel Ausheben«. Da« Blatt milbet: „Wie erst jetzt bekannt wird, wurde am Himmelfahrt«tage auf ein von Wie«baden nach Frankfurt fahrende« Automobil ein Anschlag verübt. Zwischen Erbenheim und Hatter«hei« wurde ein Revolverschuß gegen ein Automobil abgeseuert. Die Kugel zersplitterte die beiden Scheiben deS Automobil» und sauste dicht an den Köpfen der Insassen vorüber. Der Anschlag hat insofern Be deutung, al« 10 Minuten, nachdem diese« Automo bil vorüber «ar, das Automobil deS deutschen Kaiser« aus dem Wege von Homburg nach Wie«, baden an dieser Stell« vorüberka«. Der Automobilklub hat auf die Ermittelung de« Täter« eine Belohnung von 100 Mark »»«gesetzt." Un« scheint e«, al- ob ein zufällige« zeitliche« und örtliche« Zusammen- treffen de« Vorfall« mit der Fahrt de« Kaiser« ganz unnötiger Weise zu der Meldung von eine« Atten tat aufgebauscht wurd«. * Der Kamps im Berliner Baugewerbe nimmt am Sonnabend seine schroffste Seit« «in. An diesem Tage, unmttt«lbar vor dem Pfingstseste, findet die Nutsperrung von etwa 50000 Bauarbeitern statt, die nach und nach weitere 50 000 Arbeiter zu« Feiern zwingen wird. E« ist bedauerlich, baß wigen der Forderung der achtstündigen Arbett«z«tt keine Einigung erzielt werden konnte. Von beiden Seiten hat «an sich auf einen langen und erbitterten Kamps vorbereitet, aber e« darf erwartet «erden, daß neue auf Verständigung hinzielende Versuche gemacht werden, und man muß hoffen, daß nach einiger Kampfzeit ein versöhnlicher«! Seist aus Lettin d«! Ar- beitei zu finden ist, nachdem die Arbeitgebe! zu Lohner- höhung«n beiett gewesen sind. * Eiseubahnunfälle. Im Hauplbahnhofe szu Ingolstadt stieß gestein mittag eine Lokomotive mit einem von München kommenden Personenzug zu sammen. Ein Heize! au« Ingolstadt und z«ei Münchener Damen wurden schwer, zehn Personen leicht verletzt. — Aus Limburg a. d. Lehn wird ge meldet: Von einem Gitterzuge wurden zwischen Nied«r- selter« und Oberbrechrn aus einer Strecke von 500 m sämtliche Telegraphen- und Telephonletlung«« zerstört. Bei einer Kurve halte ein aus eine« Güterwagen befindlicher Krahn sich gewendet und der eine Ar« hat die Trlephonstangen umgeworfen und die Tele- graphenleitungen zerrissen. Die Frau eine« Bahn- Wärter« kam knapp mit de« Leben davon. Da« Bahn«ärterhSu«chm »urde glatt vo« Erdboden weggefegl. * MüucheuerHOftheater-Prezeß. In München begann a« Donnerstag der B«letdtgung«prozeb de« Generalintendanten de« Hoftheater« Frhrn. ». Speidel,
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