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VMM W WkMn CriWlkl AHNUl Tageblstk. Nr SS4 Freitag, den 18. Dezember 1V14 41. Jahrgang —-MI—--———--»—--——— UI.I.I^^SSWW-S^^WWWW-WSSSSSSSS-WWMWISSNSSSSSSSSS-SSSSWSSSSMSSSSSNS-SSSSW^WSSS-SSSSSSSSS-^^ Die Fürsten. Seitdem in den feindlichen Ländern' er kannt wird, wie wenig günstig für sie die Kriegslage ist, wagen sich versteckte Andeutun- gen hervor, daß die Herrscher der Krieg füh renden Staaten im gegebenen Augenblick man cherlei gut machen könnten, was von anderer Seite früher gesündigt worden ist. Solche An deutungen sind gänzlich überflüssig. Was den deutschen Kaiser betrifft, so hat er keinen Zwei fel darüber gelassen, und alle deutschen Bun desfürsten stehen selbstverständlich auf demsel ben Standpunkt, daß wir die Waffen nicht eher nisderlegen werden, als bis uns ein ehrenvoller und dauernder Friede gesichert ist. Uns hat keiner von unseren Gegnern das frü here Entgegenkommen gedankt, und wir wer den es nicht wiederholen, wo wir allein un sere nationalen Interessen zu vertreten und zu befestigen haben. Die Opfer dieses Krieges stellen eine Saat dar, die reiche Früchte tragen muß. In dieser Erwartung haben unsere Krie ger ihr Leben darangesetzt, sie haben ein Recht darauf, daß vollendet wird, was sie erstritten haben. Aus Anlaß der zweiten Kriegssitzung des Reichstages und im Anschluß an die damalige Rede des Reichskanzlers haben bekanntlich die feindlichen Negierungen lebhaft sich bemüht, die Anklage zu entkräften, daß sie den Welt krieg von lange her vorbereitet haben. Es ist ihnen nicht gelungen, und von nirgendher ist bewiesen, daß ein fremder Herrscher so wie der deutsche Kaiser bis in die letzten Stunden hin ein bemüht gewesen ist, den Krieg zu verhin dern. Vom Zaren ist vor wenigen Tagen erst wieder bekannt geworden, daß er sich dem Willen des haßwütigen Großfürsten Nikolaus Nokolajewitsch gebeugt hat, und die Könige Georg von England und Albert von Belgien haben sich ihren Ministern fügen müssen und an den Jnterventionsverträgen festgehalten, die von ihren Vorgängern abgeschlossen waren. Der eitle Präsident Poincarec von Frankreich ist in dem Netze verstrickt geblieben, in das ihm der Minister Delcassee und der russische Bot schafter Iswolski verwickelt hatten. Die bei den letzteren Männer sind mit dem französischen Botschafter Cambon in London diejenigen, die unter der Protektion des Großfürsten Nikolaus von Rußland den Krieg direkt veranlaßt ha ben. Sie haben sogar, um einen drastischen Ausdruck zu gebrauchen, den Minister Grey in London „einzuwickeln" verstanden. Für diesen Kriegsabschluß kommen die tat sächlich bestehenden Verwandtschaften zwischen den einzelnen Fürstenhäusern ganz und gar nicht in Betracht. Derselbe ist nur eine Sa che der nationalen Ehre, und wenn namentlich der russischen Dynastie daraus Gefahren er wachsen sollten, so vermögen wir darin nichts zu ändern. Alles das geht uns garnichts an. Von Seiten des deutschen Kaisers oder eines Bundesfürsten ist auf diese Zukunftsdinge mit keinem Wort eingegangen, und wir tun alle wohl daran, diesem Beispiel zu folgen. Wo die Kriegsherren im Felde zu ihren Soldaten yeredet haben, da sind es kurze kameradschaft liche Ansprachen gewesen, kernig und sodaten- hast, welche die Aufnahme gefunden haben, die sie verdient hatten. Der deutsche oberste Kriegsherr hat ununter brochen an dem großen Werke mitgearbeitet; es wird erst später im vollem Umfange be kannt werden, was der Monarch in diesen Mo naten gezwungen hat. Ebenso wenig wie bei den FriedenAvierhanolun^eu von Portsmouth in Amerika 1906 und zu Bukarest 1913 hat er heute ein Wort über seine Mitwirkung bei der Kriegsarbeit verloren, wie denn überhaupt in den amtlichen Kriegsbulletins der leitenden Männer nur in knappester Form gedacht wor den ist. Eine so große Zurückhalrung nach sil- chen Erfolgen ist selten beobachtet worden. Auch darauf können wir stolz sein. Die rechte kKriegslosuug. In der gegenwärtigen großen Zeit der Um wertung aller Werte, in eer in weiten Schich ten unseres Volkes u. a. auch die Herrlichkeit der Bücher des Alten Testaments gleichsam neu entdeckt wird, gewinnen die altehrwürdigen Kriegschroniken der Makkabäer, jener Bucher, „so der heiligen Schrift nicht gleichgehalten, und doch nützlich und gut zu lesen sind", aber mals erhöhte Bedeutung. Und das mit Recht. Denn auch durch sie weht von dem Geiste der Zeiten des alten Bundes, für den in unseren jüngsten Tagen wieder ein allgemeiner Hunger erwacht ist: von den lebendigen Wechselbezie hungen eines ganzen Volkes zu seinem Gott. Jst's nicht so? Wer vor Ausbruch des Krie ges etwa einmal zu den vergilbten Blättern der Makkabäer griff, dessen Auge schweifte bloß halb gelangweilt über die alte Chronik«, die ihm außer einigen historischen Daten schier nichts mehr zu sagen hatte. Er hörte nicht mehr das Sprudeln jener geheimen Qelle, von der auch unsere heutige Zeit noch zu trinken vermöchte, von Offenbarungen über die große Rätselfrage: VölkerHhicksal und Kriog! Wir sprechen jetzt viel von dem ncuerwachten reli giösen Bedürfnisse in unserem Volke. Aber was ist denn der innerste Anlaß hierfür? Ist eS bloß ein halb abergläubisches Suchen nach einem Halt, der uns über die äußere Kriegsnot und ihre mannigfachen Gefahren hin weggeleiten soll? Dann bräche dieses religiöse Bedürfnis mit dem Augenblick zusammen, da wieder behaglichere Friedenszeit anheben wür de! Nein, der innerste Anlaß liegt tiefer. Das Volk in seiner breiten Masse hatte sich in den Gedanken eingelullt, daß wir alle Selbstherren unseres Geschickes seien, daß die Entscheidung über die großen und kleinen Dinge der Welt letzten Endes doch allein bei uns liege. Da kam der Krieg; der Krieg mit seiner ganzen Furchtbarkeit, seinen Riesenströmen von Blut, seinen unaussprechlichen Rätseln, so, wenn wir klagen müssen: „Warum mußte auch dieser Goldmensch fallen, warum gerade er?" Aber noch mehr, mit ihm wurde dielinwendige Emp findung der geheimen Unsicherheit des Erfol ges wach, ein Nufdämmern der Erkenntnis, daß auch die größte Uebermackit der Waffen, die glänzendste Genialität der Führer allein noch nicht die Schalen der letzten Entscheidung zu heben oder zu senken vermögen. Wie wir plötzlich vor niegeahnten Wundern der Begei sterung und des Heroismus in unserem Volke standen, die mathematisch abwägbar kein Mensch vorher hätte berechnen können, so lernten wir gleichsam über Nacht wieder, daß überall noch eine höhere, unsichtbare Macht „schaffet am sau senden Webstuhl der Zeit." Und nun fin den wir plötzlich wieder, gerade in den Bll- chern des Alten Testaments, diese letzte ge heime Kraft und Macht, die die Geschicke der Völker wie Wasserbäche lenkt, mit Namen genannt, einst von einem ganzen Volk durch Jahrhunderte erlebt: Gott! Und wir lesen und spüren zugleich innerlich das Befreiende dessen, was z. B. von Judas Makkabäus (2. Makkab. 13) geschrieben steht, als der König Antiochus Eupator mit einer großen Macht wider Judäa zog: „Er gebot dem ganzen Volk, sie sollten Tag und Nacht den Herrn anrusen, daß er ihnen jetzt, wie oftmals zuvor, wider die helfen sollte, die sie des Gesetzes, des Va terlandes und des heiligen Tempels berauben wollten. Und befahl sich also dem Schöpfer der Welt und ermahnte sein Volk, daß sie Woll- len getrost bis in den Tod streiten, und gab diese Worte ihnen zur Losung: Gott gibt Sieg! — Ja, da ist es wieder enthüllt das letzte Geheimnis auch unserer jüngsten riesen großen Zeit mit ihrer Angst und ihrem Ju bel, mit ihrer Sorge und Zuversicht. Da rauscht es wieder, wie Ströme lebendigen Wassers: Gott, Gott! Und nun können auch wir wieder heilig vertrauen: Wo Gott, da Sieg! — Gott, schenke uns deinen Sieg bald! OertlicheS und Lächstsches. *— „Der Landsturm", das von Leip- ziger Buchdruckern in Vouziers herausgegebene militärische Wochenblatt, das überall Aufsehen erregte und bereits totgesagt wurde, erscheint wieder. Aus der jetzt erschienenen Nr. 6 geht hervor, daß der Kronprinz von Sachsen dafür gewirkt hat, daß „Der Landsturm" trotz der OrtSoeränderung des in Frage kommenden Land sturmbataillons erhalten bleibt. Infolgedessen wirken die genannten Buchdrucker nach wie vor in VouzierS allein weiter, während ihr Bataillon und die geistige Leitung des Blatte« anderwärts stationiert sind. Trotz dieser Veränderungen ist aber Inhalt wie technische« Aussehen der Zei tung den bisher erschienenen Nummern völlig ebenbürtig geblieben. Ja, es zeigt sich sogar in mancher Hinsicht eine noch viel korrektere An wendung moderner graphischer Regeln, was Zeugnis davon ablegt, daß das Leipziger Land- sturm-Buchdruckerkleeblatt sich keine Mühe ver drießen läßt, auch der größten Schwierigkeiten Herr zu werden. Die bisher erschienenen Num mern 1 bis 5 sind für 50 Pf. zu beziehen durch den Verband der Typographischen Gesellschaften zu Leipzig, Salomonstraße 8, Mittelgebäude, 3. Stockwerk. * Thurm, 16. Dez. Vor kurzem gelangte hierher die Nachricht, daß der Landwehrmann Naumann, Vater von drei noch nicht schulpflich tigen Kindern, in Frankreich den Heldentod fürs Vaterland gefunden hat. Seine in Blankenhain wohnende Frau grämte'sich nun über den Ver lust ihres Mannes derartig, daß sie krank wurde und am Dienstag an den Folgen dieses Schreckes ihrem Gatten in die Ewigkeit nachfolgte. Sehr zu bedauern sind die drei kleinen Kinder, die nun durch den unseligen Krieg so plötzlich Vater und Mutter verloren'haben. * Botzen, 16. Dez. Der Streckenarbeiter Schlade wurde auf der Eiscnbahnstrecke Bautzen- Görlitz von einem Zuge überfahren. Die Strecke begehende Arbeiter fanden den Verunglückten zwischen den Gleisen liegend tot vor. * Lößo, 16. Dez. Im nahen Ruppersdorf ist in der Nacht zum Sonnabend der Hausbesitzer Veteran Julius Döring, besten vier Söhne im Felde stehen, auf dem Wege zu seiner Wohnung in ein Wafferloch gefallen und ertrunken. Da niemand den Unfall bemerkt hatte, blieb er bis zum Morgen in dem Wasserloch liegen, wo ihn vorübergehende Leute fanden. Büchertisch. Der rührige Verlag des Rauhen Hauses in Hamburg veröffentlichte u. a. folgende auch für das Weihnachtsfest empfehlenswerte Bü cher: Am Wegsaum 6. Jahrgang. Ein Jahr buch für das deutsche Haus, herausgegeben von Paul Blau. 250 Seiten Oktav in eleganter Ausstattung. Mit Original-Buchschmuck von Anna Blau und 9 Kunstdruckbellagen. Preis Mk. 3.—. Unverändert bewahrt sich dieses Jahrbuch die Gunst des Publikums. Es hat sich in deutschen Christenyäusern eingebürgert und spendet Jahr um Jahr tausenden von Le sern Freude und Behagen. Es ist dem Heraus geber auch in diesem neuen Bande wieder ge lungen, viele treffliche Beiträge zu gewinnen. Neben der ergreifenden Skizze von Jacobsköt- ter die fröhliche Plauderei von C. R Victor, neben einer wundervollen Schilderung von Honolulo, bereichert durch mehrere Original aufnahmen, die prächtige Novelle des vielver- heißenden Aug. Bomhard. Marie Fersche, G. Schüler u. a. haben Beiträge geliefert. D. Petrich zeichnet eine markige Skizze von Bis marck zum 100. Geburtstage des Fürsten. Th. Krausbauer ist mit einer anmutigen Erzählung vertreten. Kurz — buntfarbig und lose ge- knüpft wie ein Wald- und Wiesenstrauß, herz erfrischend wie echte, kräftige Hausmannskost es sein soll, so ist auch der 6. Jahrgang wie der ein willkommenes Familienbuch! D. M. Gen sichen, Missionsdi- rcktor a. D., Ein Schnitter nur. Erinnerungen aus meinem Leben. 265 Seiten Oktav. Mit 10 Kunstdruckbildern. Broschiert Mk. 3.—, geb. Mk. 4.—. Nicht allein die Tat sache, daß D. Gensichen länger als 18 Jahre an der Spitze einer der größten deutschen Mis sionsgesellschaften, der Berliner Missionsgesell schaft I, gestanden und die Gesellschaft unter Gottes Beistand zu immer größerer Entfaltung und Blüte gelangen sah, macht dieses Buch wertvoll;', das ist vielmehr die Prächtige Art, wie der Verfasser seine reichen Lebens- und Arbeitserfahrungen dem Leser zu vermitteln weiß. Seine mancherlei Beziehungen zu in teressanten und bedeutenden Persönlichkeiten, amüsante Mitteilungen aus den: Leben und Wirken bekannter theologischer Lehrer, zahlrei che ernste und heitere Erlebnisse im Pfarramt sowohl wie auch als Missionsdirektor und auf seinen ausgedehnten Reisen, die ihn bis nach Südafrika führten, sind so anziehend und un- terhaltend geschildert, daß jedermann durch die Lektüre gefesselt wird. Daneben finden sich für Theologen insonderheit zahlreiche wertvolle Anregungen für Amt und Berus, die diese Le benserinnerungen trotz ihres seuilletonistischcn Charakters weit über eine bloße Unterhaltung-- W M Fmeckbt«. Roman von K. Deutsch. 5>S. Fortsetzung und Schluß. (Nachdruck verboten.) „Geza!" rang es sich ven ihren Lippen. Sie breitete die Arme aus und stürzte in gerader Richtung vorwärts, und „Geza, Geza!" ries sie noch einmal, und als d:e Tür oufging und der Sohn rasch eirural, hatte er gerade n»ch Zeit, die Schwankende in seinen Armen aufzu- fangen. Nie hatte die Grä' n so den Sohn zu lic- bcu geglaubt als — da sie ihn für verloren hielt. Jetzt hatte sie ihn wieder! Sic batte jetzt den Schmerz nur in großen Zügen kennen gelernt, in dieser Stunde empfand sie seit Jah ren ein gleich großes Gefühl der Freude. Sie streichelte ihn, sie küßte ihn, sie war ganz rück haltlos in ihrer Freude. . Der Graf trug noch den einen Arn: i" ''er Binde, aber auf Anraten Elisabeths hatte er sie abgelegt, um die Mutter im ersten Augen blicke nicht zu erschrecken. Das äußere Zeichen überstandener körperli cher Leiden hatte er vorsichtig verbergen kön nen, das des wiedergewonnenen Glückes nicht. Er war in einer solch seligen Stimmung, so durchdrungen von seinem großen ganzen Glllk- le, daß sie nicht seine Mutter hätte sein müs sen, um nicht zu wissen, daß — daß das Rätsel seine Lösung gefunden — daß er nicht mehr zu suchen brauchte. Wie hatte auch Geza, rasch und lebhaft wie er war, kurz und heiß in seinen Entschlüssen und so erfüllt von dem einen großen Gedan ken, schweigen können? lind war eS nicht der bestgewählte Augenblick? So rückhaltlos in ihrer Freude hatte er die Mutter noch nie ge sehen und so zugänglich seinen Wünschen wür de er sie gewiß auch nicht wieder finden. Neben ihr sitzend und ihre beiden Hände in den seinen, erzählte er ihr alles, von seiner schweren Verwundung, dem langen, hoffnungs losen Krankenlager, von ihrer Pflege, seiner Rettung und ihren: gänzlichen Zurückziehen, nachdem die Gefahr vorüber und er dem Be wußtsein wiedergegeben war. Er beschrieb das Marternde seiner Lage, das ihn aufzureiben drohte, das Eingreifen des würdigen Oberarz tes, der, das Schlimmste für ihn befürchtend, das Mädchen sozusagen zwang, aus ihrer Dun kelheit hervorzutreten, und der auf diese Weise das Wiedersehen für ihn herbeiführte. Still hörte die Gräfin zu, durch kein Wort unterbrach sie ihn. Sie hatte das Haupt ge neigt, und auch ihre Augen waren auf den Boden gerichtet. Sie glaubte ihn:, sie hätte ihm geglaubt, wenn auch nicht der Ausdruck überzeugendster Wahrheit in seinen Worten ge legen. War es nicht Elisabeth, von der er erzählte? Riesengroß wuchs die Gestalt des Mädchens vor ihren Augen, überragend alles Schöne und Edle, das sie bis jetzt gekannt. „Mutter!" schloß der Graf stürmisch seinen Bericht, „wenn Du ihr gegenüber noch länger Deine Ansprüche von Geburt und Stellung aufrecht erhalten willst, so hört es auf, eine Ehre zu sein, sich — zu unserm Stande zu zählen." Es wurde ihm keine Antwort. Die Grä fin hatte seine Worte kaum gehört, andere Han gen in ihrem innersten Geiste, die ihrer alten Amme: Eher kannst du zwei Berge auseinan- derreitzen, zwei Flüsse trennen, die ineinander laufen, als zwei Menschen, die zu einander ge hören. „Wo ist sie? Du hast sie mitgebracht?" sagte sie nach einem langen Schweigen und hob die Augen zu ihm. „Beim Pfarrer iin Dorf. Der Oberarzt wollte sie im Lazarett behalten, bis der Krieg zu Ende und die Verwundeten entlassen sein würden. Auch sie war dafür. Ich sollte allein zurückkehren und Dich vorbereiten. Ich wollte es ober durchaus nicht, ich hab' sie mir zu teuer erkauft, als daß ich mich nur auf eine Stunde von ihr hätte trennen wollen . . . . Mutter, Mutter, darf ich sie Dir bringen?" Sie nickte leise. Eine halbe Stunde später kniete Elisabeth vor der alten Frau. „Verzeihen Sie," sagte sie mit stockender Stimme, „mein unberufenes Erscheinen . . . aber er . . . Ihr Sohn ... ich konnte nicht anders." Beim Klange dieser «timme, deren seltene« Wohllaut der Gräfin stets so angenehm gewe sen und die sie sich all die Jahre oft genug in die Erinnerung zurückgerufen hatte, ging eine merkwürdige Veränderung in ihrem Antlitze vor. Eine leise Röte stieg in dasselbe und er wärmte die Züge wunderbar. „Ich heiße Sie willkommen ... in mei nem Hause willkommen." Leise legte sie die Hand auf ihren Kopf und als sie das weiche, volle Haar fühlte, das nach alter Weise in zwei einfachen Flechten das Haupt umgab, stieg vor ihrem inneren Auge die ganze Ge stalt des lieben, edlen Mädchens auf. In plötzlicher Rührung beugte sie sich über sie und küßte sie auf die Stirne. „Mein liebes, liebes Kind, ich hätte Sie doch endlich selber rufen lassen, wenn Sie nicht gekommen wären." 24. Was bleibt noch viel zu sagen übrig? Jahre sind seitdem vergangen. Geza und Elisabeth sind von blühenden Kindern umge ben und noch heute so glückselig wie an dem Tage, an dem sie den Bund fürs Leben geschlossen, und die Gräfin segnet die Stun de, da Elisabeth als Herrin in das Schloß ein zog. Sie hat sich im Glücke des Sohnes ver jüngt und das Licht, das ihr von außen ent gegenleuchtet, hat auch das ihrer Augm ge stärkt und gekräftigt. Der Oberarzt, der damals nicht zur Hoch zeit kommen konnte, wie es sein Wille gewe sen, weil der Graf ebenso rasch die Anstalten der Hochzeit, wie die zur Abreise aus dem La zarett vorbereitet hatte, war jetzt ein ständiger Mitbewohner des Schlosses. Er hatte seinen Abschied genommen, um in der Nähe seines Lieblings leben zu können. Er ist nicht der einzige Freund, Graf En dre Palfy ist ein häufiger Gast, wenn er aus Urlaub zu Hause ist, und so oft er kommt, freut er sich über das schöne Zusammenleben, über den edlen harmonischen Geist, der alle Räume zu durchdringen scheint. Es ist das Licht, das ein edles Frauenleben entfaltet. — Ende. —